Innerhalb der Alt-Right-Bewegung gibt es eine vielschichtige Debatte über Abtreibung und ihre ethischen Implikationen. Einige Mitglieder der Bewegung betrachten Abtreibung als eine Möglichkeit, „dysgenische“ Bevölkerungsgruppen auszusondern und die Geburtenrate nicht-weißer Menschen zu begrenzen. Dieser Standpunkt wird jedoch von Personen wie Hale, einem prominenten Denker in der Alt-Right-Bewegung, auf ethischer Ebene infrage gestellt. Hale argumentiert, dass das Problem nicht in der pro-life-Position liege, sondern in den politischen und gesellschaftlichen Strukturen wie der Einwanderungspolitik und dem Wohlfahrtsstaat, die seiner Ansicht nach das eigentliche Problem darstellten. Der Zugang zu Abtreibung als Mittel zur Begrenzung der Geburtenrate von Nicht-Weißen in den USA werde von Hale als ineffektiv und irreführend angesehen. Stattdessen plädiert er für eine radikale Veränderung der politischen Regime in europäischen Mehrheitsgesellschaften, um eine kontrollierte Bevölkerungsentwicklung durch nicht-demokratische Mittel durchzusetzen. In seinen Augen ist die Wiederherstellung einer „weißen Hegemonie“ nur durch solche nicht-demokratischen Mittel möglich, wenn Demokratie, verstanden als „eine Person, eine Stimme“, weiterhin besteht.
Ein weiterer Aspekt von Hales Argumentation bezieht sich auf die Auffassung, dass die Steigerung der Geburtenrate unter Weißen entscheidend für den Erhalt der westlichen Zivilisation sei. Abtreibung unter Weißen wird als hinderlich für dieses Ziel betrachtet. Hale sieht in der Verfügbarkeit von Abtreibung ein Signal an junge Frauen, dass sie die Konsequenzen ihres Verhaltens ohne größere Einschränkungen umgehen können. Insbesondere stellt er infrage, dass der allgemeine Konsens innerhalb der Alt-Right-Bewegung zur Abtreibung im Widerspruch zu den langfristigen Zielen der Bewegung steht. In seinen Augen untergräbt die weite Akzeptanz der Abtreibung in der Alt-Right die Bemühungen, eine stabile, kulturell identitätsbewusste weiße Gemeinschaft zu fördern.
Diese Auseinandersetzung mit Abtreibung geht jedoch Hand in Hand mit einer breiteren Reflexion über die Stellung des Christentums innerhalb der Alt-Right-Bewegung. Hale äußert Bedenken darüber, dass die Ablehnung des Christentums innerhalb der Bewegung möglicherweise eine wertvolle Allianz mit christlichen Weißen untergraben könnte, die in Umfragen immer wieder alt-right-freundliche Positionen zur Einwanderung und sozialen Politik vertreten. Hale warnt davor, dass die moralische Haltung einer kleinen Gruppe innerhalb der Alt-Right, die sich von traditionellen christlichen Werten distanziert, nicht nur diese potenziellen Verbündeten entfremdet, sondern auch den Erfolg der gesamten Bewegung gefährden könnte. Besonders problematisch sei in diesem Kontext das moralische Posten einiger Alt-Right-Mitglieder, die sich von „Jesus-liebenden Landbewohnern“ distanzieren, was in Hales Augen eine selbstzerstörerische Form von Statussignalisation darstellt.
In einem seiner Artikel aus dem Jahr 2017, „Guilt, Paganism & Christianity“, setzt sich Hale intensiver mit der Kritik auseinander, die einige Alt-Right-Anhänger am Christentum üben. Sie werfen dem Christentum vor, die „weiße Schuld“ zu legitimieren und die europäische Identität zu schwächen. Hale widerspricht dieser Sichtweise, indem er darauf hinweist, dass der Ursprung des „Schuldgefühls“ nicht im Christentum liege, sondern eine tief verwurzelte menschliche Erfahrung sei. Schuldgefühle und Sühnehandlungen seien in vielen europäischen Paganismen verbreitet gewesen. In dieser Hinsicht stellt Hale das Christentum als eine zivilisierte Form der Sühne dar, die es den Menschen ermöglicht, mit ihrer „Schuld“ auf eine Weise umzugehen, die nicht zu Zerstörung und Chaos führt, wie es in den alten heidnischen Ritualen der Fall war.
Für Hale ist das Christentum nicht nur eine religiöse Praxis, sondern ein funktionales System, das zur Schaffung einer hochentwickelten Gesellschaft beiträgt. Insbesondere hebt er hervor, dass die christliche Praxis, die Schuld durch einfache Rituale wie das Abendmahl und die Taufe zu vergeben, moralische Normen wie das Verbot von Mord und Lügen festigte. Diese Normen seien der Grundbaustein für die Schaffung von stabilen, hochentwickelten und spezialisierten Gesellschaften, die von den Europäern angestrebt wurden. Diese Zivilisationen konnten sich unter anderem durch ihre Vorstellung von freier Gnade und christlicher Erlösung entwickeln und „die Welt erobern“, wie es Hale in Bezug auf das britische Empire formuliert.
Es wird jedoch nicht übersehen, dass Hale in seinen Argumenten eine utilitaristische Perspektive einnimmt: Das Christentum, besonders in der Reformationszeit, hätte den Europäern die Freiheit gegeben, ihre Bestimmung zu verfolgen und dabei ihre Schuldgefühle zu überwinden. Dies habe es den europäischen Nationen ermöglicht, mächtige imperiale Strukturen zu schaffen und andere Völker zu unterwerfen, wobei sie sich oft als von Gott beauftragte „Übermenschen“ sahen. Trotz der Kritik an der heutigen Form des Christentums sieht Hale das ursprüngliche Christentum als das beste soziale und religiöse System für die europäische Identität und ihre Bestrebungen.
Es ist jedoch wichtig, nicht nur die ideologische Funktion von Hales Argumenten zu verstehen, sondern auch die praktischen und politischen Implikationen, die sie für die Zukunft der Alt-Right-Bewegung haben könnten. Während Hale versucht, eine Synthese zwischen Alt-Right-Ansichten und christlichen Werten zu finden, bleibt die Frage, wie weit diese Ideologie tatsächlich mit der pluralistischen Gesellschaft, die sie kritisiert, vereinbar ist. Der Konflikt zwischen dem Streben nach einer kulturellen und politischen Homogenität und der Realität einer diversifizierten Gesellschaft könnte das zentrale Dilemma für die Alt-Right-Bewegung in den kommenden Jahren darstellen.
Die Entwicklung des britischen Imperialismus und der Alt-Right: Ein Blick auf ethnonationalistische Perspektiven
Die Auseinandersetzungen über ethnische Identitäten und nationale Zugehörigkeit nehmen in der Geschichte eine zentrale Rolle ein, insbesondere wenn man sich mit den politischen und kulturellen Kämpfen in verschiedenen westlichen Gesellschaften beschäftigt. Ein markantes Beispiel für eine solche Auseinandersetzung bieten die Arbeiten von Pierre Vallières und den tiefgehenden Analysen von Fraser zur Geschichte des britischen Empire und der Alt-Right-Bewegung. Vallières’ Werk White Niggers of America (1968) und Frasers Betrachtungen über das Erbe der britischen Kolonialmacht stellen die Herausforderungen dar, mit denen sich die französisch-kanadische und britisch-kanadische Identität in einer zunehmend multikulturellen Welt konfrontiert sehen.
Vallières, in seiner Zeit als Gefangener im Manhattan House of Detention (1996-1997), beschrieb den Unterschied zwischen den rassischen und ethnischen Konflikten, wie sie in den USA auftraten, und denen, die in Kanada, insbesondere in Québec, beobachtet werden konnten. Er erklärte, dass die französischen Kanadier nicht der gleichen Form von Rassismus unterworfen waren wie die Arbeiter, weiß oder schwarz, der USA. Dennoch sei das Thema der afroamerikanischen Befreiung in den USA von wachsendem Interesse für die französisch-kanadische Bevölkerung geworden. In seiner Autobiografie zog er Parallelen zwischen den Kämpfen der Schwarzen in den USA und den unterdrückten Erfahrungen der Québecer. Diese Perspektive war geprägt von den Ideen der Black-Power-Bewegung, die für Vallières’ Analyse wichtiger war als die französische Tradition. Er verband die Aufstände der schwarzen Bevölkerung mit einer breiteren globalen Bewegung zur Bekämpfung von Rassismus und Unrecht.
Fraser, der sich in seinen Arbeiten stark mit der britischen Identität auseinandersetzt, vergleicht die Wahrnehmung von Rasse und Ethnizität aus der Sicht eines britischen Kanadiers und eines Amerikaners. Für Fraser war der Zusammenhang zwischen dem Erbe des britischen Kolonialismus und der Verbreitung einer WASP-Diaspora (White Anglo-Saxon Protestant) von zentraler Bedeutung. In seiner Betrachtung der Geschichte des britischen Imperialismus argumentiert er, dass die Expansion des britischen Empire und die damit verbundene Verbreitung der anglo-sächsischen Kultur nicht als Eroberung, sondern als „natürliche Ausbreitung“ zu verstehen sei. Diese Sichtweise steht im Widerspruch zu modernen nationalistischen Strömungen, die eher eine multikulturelle Gesellschaft fordern.
Die Alt-Right-Bewegung, die in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund trat, hat einen signifikanten Einfluss auf die politischen und kulturellen Diskussionen in westlichen Gesellschaften. Diejenigen, die die Alt-Right-Ideologie vertreten, wie Jared Taylor und Peter Brimelow, vertreten oft eine ablehnende Haltung gegenüber ihrer britischen Identität. Für Fraser, der in der britischen Kultur seine ethnische Zugehörigkeit sieht, ist diese Ablehnung problematisch, da er die Rolle der WASP-Diaspora als prägend für die Entwicklung einer „weißen“ nationalen Identität erkennt. In diesem Zusammenhang kritisiert er die amerikanischen WASPs dafür, dass sie ihre ethnischen Wurzeln vergessen haben und sich einer unkritischen Weltoffenheit hingeben, die das traditionelle „weiße“ Erbe gefährde.
Das Thema der ethnischen Identität wird auch in Frasers Buch The WASP Question aufgegriffen, in dem er die historische Entwicklung und den Verfall der WASP-Eliten in Amerika beschreibt. Fraser kritisiert den Einfluss des „Amerikanischen Staates“ und der damit verbundenen Ideologie, die eine Gleichbehandlung aller ethnischen Gruppen fordert und das ursprüngliche kulturelle Erbe der Anglo-Sachsen in den Hintergrund drängt. Er fordert eine Rückbesinnung auf die anglikanische Kirche und die „ethnoreligiöse Integrität“ des anglo-sächsischen Christentums. Fraser sieht eine solche Rückkehr als notwendig an, um den „Anglophobie“ zu begegnen, die seiner Ansicht nach in der amerikanischen Gesellschaft vorherrscht. Für ihn muss das anglikanische Christentum zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückfinden und den „Anglo-Saxonismus“ als kulturelle und religiöse Grundlage wiederbeleben.
Ein zentraler Bestandteil dieser Rückbesinnung auf die anglo-sächsische Identität ist die Wiederentdeckung einer „orthodoxen“ Form des Christentums, die in der Theorie von Fraser als „kinistische“ Sichtweise beschrieben wird. Kinismus bezieht sich auf die Überzeugung, dass Gott die verschiedenen Völker der Erde zu separaten Nationen erschaffen hat und daher keine interracialen Ehen oder Mischungen zulässt. Diese Auffassung hat sich in verschiedenen protestantischen Konfessionen manifestiert, aber auch zu erheblichen theologischen und sozialen Konflikten geführt. Während Fraser die Relevanz von kinistischen Ideen für die Alt-Right-Bewegung betont, hat die Reformation des anglikanischen Christentums nach seiner Auffassung eine größere Bedeutung für die ethnische Wiederbelebung der WASPs.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Frasers Perspektiven nicht nur eine historische Analyse darstellen, sondern auch einen politischen Appell an die Gegenwart enthalten. Für ihn geht es um den Erhalt einer spezifischen ethnischen und religiösen Identität, die er als untrennbar mit dem Wohlstand und der geistigen Gesundheit der anglo-sächsischen Nationen in Australien, Neuseeland, Kanada und England verbunden sieht. Diese Sichtweise steht in starkem Kontrast zu den modernen multikulturellen Ideen, die Fraser als Bedrohung für die ethnische Integrität der westlichen Gesellschaften betrachtet.
Frasers Rückgriff auf die Reformation und seine Berufung auf eine strengere, konservative theologische Linie stellen einen Versuch dar, die „geistige Krankheit“ der heutigen Gesellschaft zu heilen, die seiner Ansicht nach durch den Verlust von ethnisch und religiös begründeten Traditionen geprägt ist. Seine Forderung nach einer „neuen protestantischen Reformation“ und der Wiederherstellung der „Anglo-Saxonischen Christentums“ als Fundament für die westliche Zivilisation ist nicht nur eine nostalgische Rückkehr zu alten Werten, sondern auch ein Aufruf zur aktiven politischen und kulturellen Veränderung.
Es bleibt zu berücksichtigen, dass solche ideologischen Rückbesinnungen zu einer problematischen Verengung des Verständnisses von Identität und Gemeinschaft führen können, wenn sie zu stark auf ethnische und religiöse Abgrenzungen setzen. Die Herausforderungen einer modernen, globalisierten Gesellschaft erfordern nicht nur die Anerkennung von ethnischen und kulturellen Unterschieden, sondern auch den Dialog und die Integration von unterschiedlichen Gemeinschaften und Traditionen in eine gemeinsame Zukunft.
Wie das SBC sich im Kontext des Rassismus und der Alt-Right positioniert: Die Auseinandersetzung und die Debatten
Die Herausgeber der 2017 veröffentlichten Sammlung von Essays verfolgten das Ziel, neben weißen auch afroamerikanische Autoren zu präsentieren, um „die Art von Partnerschaft zu symbolisieren, die wir als afroamerikanische Herausgeber innerhalb der Southern Baptist Convention (SBC) für notwendig halten, um die Flecken des Rassismus endgültig zu entfernen“ (Williams & Jones 2017: xxvi–xxvii). Sie erkannten die „komplizierte Beziehung“, die Afroamerikaner mit der SBC haben, und verwiesen auf die Geschichte der „Marginalisierung, Unterdrückung und Ausbeutung schwarzer und brauner Menschen“ durch die Convention (Williams & Jones 2017: xxvii). Die Veröffentlichung, die am 1. Juni 2017 erschien, war noch vor dem Treffen in Arizona, weshalb sie nicht direkt auf die dortigen Ereignisse oder die Alt-Right-Bewegung Bezug nahm. Doch die in dem Buch gemachten Aussagen spiegeln sich wider in den Diskussionen und Entschließungen, die während der Konvention zur Sprache kamen.
Die Herausgeber betonten, dass die „weiße Mehrheit“ innerhalb der SBC „bereit sein muss, sich mit dem Führungspersonal der afroamerikanischen und braunen evangelikalen Protestanten zusammenzuschließen und ihnen in Liebe und Demut zu folgen“ (Williams & Jones 2017: xxvii). Dies weist darauf hin, dass viele Stimmen innerhalb der SBC, besonders afroamerikanische, schon lange die Notwendigkeit einer stärkeren Inklusion und Diversifikation der Führungstrukturen betonten. Diese Forderungen nahmen insbesondere während der Ereignisse um die Abstimmung 2017 und der Ernennung des Resolutionen-Komitees 2018 Formen an. Es scheint, dass nicht nur die Resolution selbst, sondern auch der breitere Kontext der Ereignisse einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung und die zukünftige Ausrichtung der SBC hatte.
In ihrer Analyse stellte Green fest, dass die Optik der 2017 Resolution besonders für Beobachter von Bedeutung war, wie Pastor Hedman, der die Bedeutung dieses Moments für die Alt-Right-Bewegung hervorhob. Der Vorfall zeigte deutlich, wie wichtig es war, sich als christliche Gemeinschaft eindeutig gegen die Alt-Right-Bewegung zu positionieren. Diese Stellungnahme unterstrich, dass die SBC öffentlich Stellung zu ihrem problematischen rassistischen Erbe nahm und einen klaren Schritt in Richtung einer rassismusfreien Zukunft zu machen versuchte.
Die Erklärung der SBC-Präsidenten J. D. Greear und Jamie Dew am 25. Mai 2020 nach dem Mord an George Floyd bekräftigte das Engagement der Convention im Kampf gegen Rassismus. Sie wiesen darauf hin, dass Vorfälle wie der Tod von George Floyd „mit einer langen Geschichte ungleicher Gerechtigkeit in unserem Land“ verbunden seien, die bis in die Zeit der Jim-Crow-Gesetze und der Sklaverei zurückreiche. Sie betonten, dass die Bilder von Floyds Tod durch einen weißen Polizisten „zeigen, dass noch viel getan werden muss, um sicherzustellen, dass es nicht einmal einen Hauch von rassischer Ungerechtigkeit bei der Verteilung von Gerechtigkeit in unserem Land gibt“ (Baptist Press Staff 2020). Dennoch blieb die Reaktion der SBC innerhalb der breiten Proteste gegen Polizeigewalt und das öffentliche Versagen ihrer eigenen Führung umstritten.
Der Umgang des damaligen Präsidenten Trump mit der Situation, insbesondere die symbolische Geste eines Fotos mit der Bibel nach den Protesten, erhitzte die Gemüter. Viele christliche Führer kritisierten diese Geste als politisches Schauspiel. Unter ihnen war auch der Erzbischof von Washington, D.C., sowie die Bischöfin Mariann Edgar Budde, die sich öffentlich gegen Trumps Antwort auf die Proteste aussprachen und die Wichtigkeit des friedlichen Protests betonten. Die Kritik an Trump’s Handeln wurde jedoch von seinen Anhängern verteidigt, was erneut die tiefe Spaltung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft und besonders der christlichen Gemeinschaften aufzeigte.
Besonders problematisch war die Reaktion von Albert Mohler, einem prominente Führungspersönlichkeit der SBC. Als er gefragt wurde, wie er den Foto-Op von Trump bewerten würde, wählte er eine völlig andere Richtung und lenkte das Gespräch auf die theologische Position der Episkopalkirche zu LGBTQ-Rechten, anstatt sich mit den dringenden Fragen des Rassismus und der Polizeigewalt auseinanderzusetzen. Diese Haltung wurde von vielen als Ausweichmanöver wahrgenommen, insbesondere von der sozialen Bewegung Faithful America, die eine Petition lancierte, um Mohler als Präsident des Southern Baptist Theological Seminary abzusetzen. Die Bewegung kritisierte, dass Mohler während der entscheidenden Tage nach dem Mord an George Floyd keinen klaren Standpunkt gegen Rassismus oder weiße Vorherrschaft einnahm. Stattdessen verurteilte er die Proteste und distanzierte sich von jeglicher Erwähnung von Rassismus.
Neben dieser öffentlichen Auseinandersetzung war auch die gesellschaftliche Bedeutung des Vorfalls nicht zu unterschätzen. Der Umgang mit den rassistischen Spannungen, die durch die Alt-Right-Bewegung und die Proteste gegen Polizeigewalt im Jahr 2020 aufgeworfen wurden, wird als kritischer Moment in der Selbstdefinition der SBC und ihres Engagements im Kampf gegen Rassismus betrachtet. Es wurde deutlich, dass die SBC noch einen langen Weg vor sich hatte, um sich von ihrer Geschichte der rassistischen Ausgrenzung zu distanzieren und die in ihren Reihen existierenden Probleme ernsthaft zu adressieren.
Die Ereignisse und Reaktionen im Jahr 2020 trugen zur Schärfung der öffentlichen Wahrnehmung über die Verantwortung der Kirche im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit bei. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie rassistische Strukturen innerhalb einer religiösen Gemeinschaft aufgebrochen werden können, bleibt nach wie vor ein zentrales Thema. Dabei spielt die Frage der Führung und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über rassische und ideologische Grenzen hinweg eine entscheidende Rolle. Nur durch eine ehrliche, respektvolle Zusammenarbeit und durch die Anerkennung der Erfahrung und der Führung der marginalisierten Gruppen kann ein Schritt in Richtung einer gerechteren und inklusiveren Zukunft getan werden.
Wie die Mormonen mit Rassismus und der Alt-Right-Bewegung umgehen: Eine kritische Auseinandersetzung
Die Reaktionen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (LDS) auf die rassistischen Herausforderungen der Gegenwart und ihre historische Auseinandersetzung mit Fragen der Rassenpolitik sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus geraten. Eine der zentralen Stellungnahmen der Kirche wurde 2013 veröffentlicht, als sie sich in einem offiziellen Dokument mit der Frage des Priestertums und der rassischen Ungleichheit auseinandersetzte. Diese Erklärung, die sowohl eine Anerkennung der Offenbarung von 1978 als auch die Notwendigkeit, sich gegen Rassismus innerhalb der Kirche zu positionieren, beinhaltete, wurde als Antwort auf öffentliche Äußerungen von Mitgliedern, die rassistische Ansichten äußerten, verstanden. Ein solcher Vorfall war die Kontroverse um die Aussagen von John Dehlin, die 2012 eine Welle öffentlicher Kritik auslösten.
Die Kirche, die im Glauben fest verankert ist, dass ihre Führer direkt mit Gott sprechen, sah sich mit einem inneren Konflikt konfrontiert. Die neuen Aussagen zur Rassenpolitik schienen teilweise im Widerspruch zu den Lehren früherer Propheten zu stehen, insbesondere zu den Äußerungen von Brigham Young, der die Lehre vertreten hatte, dass Schwarze aufgrund ihrer Abstammung von Kain von Gott mit einem Fluch belegt wurden. Der Zusammenhang zwischen dieser Vorstellung und dem fortbestehenden Rassismus in der Kirche stellt eine tiefgreifende Herausforderung dar. Es wird deutlich, dass diese historischen Überzeugungen, wenn sie nicht eindeutig abgelehnt werden, das Bild einer Kirche prägen, die sich möglicherweise schwer tut, sich von ihrer Vergangenheit zu lösen.
In seiner Auseinandersetzung mit diesem Thema stellt Bush fest, dass die Kirche zwar in ihren aktuellen Erklärungen weiterhin behauptet, die ursprüngliche Begründung für das Priestertumsverbot sei unbekannt, eine eindeutige Ablehnung der Lehren von Brigham Young und seiner Nachfolger jedoch dringend erforderlich ist. Diese Lehren dürften keinesfalls als göttlich inspiriert angesehen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt, den Bush anspricht, ist die Notwendigkeit, solche theologischen Vorstellungen nicht nur öffentlich zu korrigieren, sondern auch die Mitglieder der Kirche, die rassistische Haltungen vertreten, klar in ihrer Verantwortung zu stellen, um eine Verzerrung des Glaubensverständnisses zu verhindern.
Die Antwort der LDS-Kirche auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung, die durch die Entstehung der Alt-Right-Bewegung geprägt wurde, lässt sich nicht isoliert betrachten. Die Kirche hatte sich 2017 öffentlich von der weißen Vorherrschaft distanziert, als sie auf die Beteiligung von Mitgliedern der Alt-Right-Bewegung bei den rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville reagierte. Diese Haltung muss jedoch im Kontext einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen rassistischen Geschichte und der Notwendigkeit, ihre Überzeugungen im 21. Jahrhundert klarzustellen, verstanden werden. Es bleibt die Frage, wie tief diese Veränderungen gehen und ob sie über bloße Lippenbekenntnisse hinaus in den praktischen Umgang der Kirche mit ihren Mitgliedern Einzug halten.
In einem weiteren Zusammenhang wurde die Entwicklung einer möglichen Alt-Right-freundlichen Subkultur innerhalb der LDS-Kirche sichtbar. Ein Beispiel dafür war die Entstehung von #DezNat – einer Bewegung, die sich auf die Idee eines „Deseret State“ bezog, einer Vorstellung eines eigenständigen Mormonenstaates, die im 19. Jahrhundert von den frühen Führern der Kirche vertreten wurde. In sozialen Medien fand die Bewegung Anhänger, die versuchten, ein zerrbildliches Bild von Mormonen als radikale, nationale und rassistische Aktivisten zu präsentieren. Der Begriff „DezNat“ spiegelt die Internetkultur der Alt-Right wider, einschließlich eines spöttischen, zynischen Humors, der oft rassistische und kulturkritische Meme verbreitet.
Ein wichtiger Punkt, der in dieser Diskussion berücksichtigt werden muss, ist die Ablehnung der offiziellen Kirche gegenüber solchen extremen Vorstellungen. Die LDS-Kirche hat wiederholt betont, dass sie keine derartige politische Agenda unterstützt und dass alle rassistischen und extremistischen Aussagen, die mit der Kirche in Verbindung gebracht werden, unverkennbar abgelehnt werden. Diese Haltung wird durch die historische Klarstellung der Kirche in Bezug auf den „Blutopfer“-Glauben unterstützt, der im 19. Jahrhundert als eine extreme Form der Sühne für bestimmte Sünden verbreitet war, aber offiziell nie eine Lehre der Kirche darstellte.
Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass die Kirche nicht nur ihre offizielle Position gegen Rassismus in den Medien und offiziellen Erklärungen kommuniziert, sondern auch in ihren internen Gemeinschaften aktiv wird, um rassistische Denkweisen und Vorurteile zu überwinden. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirche, einschließlich der kontroversen Lehren, die von früheren Propheten vertreten wurden, ist notwendig, um ein authentisches Verständnis von Gleichberechtigung und Nächstenliebe zu fördern.
Das Thema Rassismus in der Kirche ist also kein isoliertes Problem, das durch bloße öffentliche Verlautbarungen gelöst werden kann. Es erfordert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den eigenen historischen Fehlern und die Bereitschaft, diese Fehler in der Praxis zu korrigieren. Für die Mitglieder der Kirche bedeutet dies nicht nur, Rassismus als gesellschaftliches Übel zu verurteilen, sondern sich auch aktiv für eine wahrhaft gerechte und gleichberechtigte Gemeinschaft einzusetzen, die den Lehren Christi wirklich entspricht. Nur so kann die Kirche eine echte Veränderung herbeiführen und die Grundlage für ein neues, auf Wahrheit und Liebe basierendes Verständnis schaffen.
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