Das größte Risiko, dem die Vereinigten Staaten in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt waren, war nicht das Fehlen von Macht, sondern das Übermaß an Einfluss. Der Glaube, dass die USA aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit und ihres wirtschaftlichen Potenzials unaufhaltsam sind, wurde zunehmend als Bedrohung für den Weltfrieden wahrgenommen. Um die Welt für die Globalisierung sicher zu machen, müssten die USA in ihrem imperialen Ehrgeiz stark zurückgenommen werden. In den 1990er Jahren, in einer Ära des Wohlstands und des Friedens, begannen politische Denker, das Fehlen einer klaren Bedrohung als gefährlich zu erachten, da es eine Gesellschaft ohne echte Konflikte und ohne gesellschaftliche Tiefe hervorbrachte.
In dieser Zeit des scheinbaren Wohlstands war die größte Kritik an der amerikanischen Gesellschaft, dass der Materialismus und die Wohlstandsgesellschaft zu einem Verlust an politischem Engagement und sozialer Verantwortung führten. Der Philosoph und politische Kommentator David Brooks bemerkte treffend, dass die oberflächliche Heiterkeit und der Erfolg eines gesellschaftlich unbeschwerten Lebens zu einer Verflachung der sozialen und politischen Kultur führten. In dieser „Ära des Friedens“ wurde die Gesellschaft immer weniger bereit, die Institutionen und Werte zu verteidigen, die einst den Erfolg der amerikanischen Demokratie ausmachten. Der Zivilcourage, die einst erforderlich war, um die Herausforderungen der Welt zu meistern, trat immer weiter in den Hintergrund.
Diese Periode des Wohlstands führte zu einer weiteren Besorgnis bei konservativen Kritikern: Die USA, die einst als Hort des moralischen und militärischen Engagements galten, schienen zunehmend das militärische Potenzial und die Verantwortung für die globale Ordnung zu verlieren. Der Militarismus, der in den konservativen Kreisen traditionell gefeiert wurde, fand sich in dieser friedlichen Zeit zunehmend unterdrückt. Der wohlhabende Bürger, der sich der Jagd nach persönlichen Annehmlichkeiten und dem eigenen Komfort verschrieben hatte, schien zunehmend weniger bereit, für das Gemeinwohl oder die internationale Sicherheit Opfer zu bringen.
Das größte Problem der USA, so argumentierten viele Kritiker, war nicht nur der Mangel an Engagement, sondern die Unfähigkeit, sich auf die realen geopolitischen Konflikte einzulassen. Die Clinton-Administration, die das Paradigma des internationalen Friedens und der wirtschaftlichen Integration mitgestaltete, wurde von konservativen Denker, insbesondere von Neokonservativen, als zu reaktiv und opportunistisch wahrgenommen. Sie warf den USA vor, dass sie sich zu sehr von den imperativen der freien Marktwirtschaft treiben ließen und zu wenig in die Schaffung einer stabilen globalen Ordnung investierten. Anstatt aktiv eine weltpolitische Vision zu verfolgen, reagierten die USA nur auf die bereits bestehenden Probleme.
In der Sichtweise der Neokonservativen war der wahre Fehler von Clintons Außenpolitik, dass sie keine klare und ideologische Vision von Machtverhältnissen und weltweiter Hegemonie formulierte. Sie kritisierten eine Politik, die mehr an der Bewahrung des Friedens und der Prosperität orientiert war als an der Verwirklichung einer amerikanischen globalen Ordnung. In ihren Augen war die US-Außenpolitik zu stark auf wirtschaftliche Vorteile ausgerichtet, anstatt die moralische Pflicht der USA zu betonen, ihre Werte weltweit zu verbreiten. Clinton und seine Berater schienen das geopolitische Spielfeld nur passiv zu beobachten, statt es aktiv zu gestalten. Ein aktiverer und entschlossenerer globaler Einfluss der USA war ihrer Ansicht nach unerlässlich.
In den Augen der Neokonservativen war das Ziel einer imperialen USA nicht nur der globale Wohlstand, sondern auch die Ausweitung der amerikanischen Demokratie und Werte. Sie forderten die USA zu einer stärkeren globalen Intervention auf, unabhängig davon, ob ein unmittelbares Bedrohungspotential erkennbar war. Diese Vorstellung einer amerikanischen Hegemonie war jedoch nicht von imperialer Ausbeutung geprägt, sondern von einer Art moralischem Engagement, das den Rest der Welt zu einer demokratischen und freien Gesellschaft führen sollte. Das Bild einer „freundlichen“ und „guten“ imperialen Macht wurde als wichtig erachtet, um einen globalen Widerstand gegen amerikanische Vorherrschaft zu verhindern.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erhielten die Neokonservativen die Gelegenheit, ihre Vorstellung von einer imperialen Machtpolitik unverblümt darzustellen. Der Schock des Angriffs bestätigte ihre jahrelange Warnung, dass die Welt ein gefährlicher Ort sei und dass die USA als führende Macht in einem so bedrohlichen Umfeld aktiv werden müssten. Sie argumentierten, dass die USA in der Lage und auch verpflichtet seien, die Weltpolitik zu gestalten, anstatt lediglich auf Ereignisse zu reagieren. Die Vision eines „imperialen Amerika“ war nun endgültig kein Tabu mehr.
Wichtig für den Leser ist, dass diese Auseinandersetzungen nicht nur das amerikanische Verständnis von Macht und Außenpolitik betreffen, sondern tiefere Fragen zur Rolle der USA in der Welt aufwerfen. Der ständige Drang zur Expansion und zur Hegemonie hat nicht nur geostrategische, sondern auch ethische Implikationen, die weit über die reine Machtpolitik hinausgehen. Was bedeutet es für eine Nation, ihre Werte und Prinzipien mit militärischer Macht weltweit durchzusetzen? Was sind die langfristigen Auswirkungen einer solchen Politik auf die internationalen Beziehungen und auf die innere Gesellschaft? Diese Fragen bleiben auch nach den Ereignissen von 9/11 von zentraler Bedeutung, da die weltweite Position der USA immer wieder hinterfragt wird.
Wie die Wut von Trump und die Reaktionen der Rechten den politischen Diskurs prägen
Die Wut von Donald Trump, die er in seinen öffentlichen Auftritten und Tweets zur Schau stellt, ist ein zentrales Element seiner politischen Rhetorik. Im Gegensatz zu früheren populistischen Bewegungen, die ihre Wut als ein kollektives und mobilisierendes Instrument gegen die herrschenden Eliten oder eine vermeintlich unterdrückte Masse nutzten, ist Trumps Zorn völlig ungebändigt und richtet sich gegen alle, die nicht Trump sind. Diese Wut erscheint nicht nur unkontrolliert, sondern auch zutiefst narzisstisch. Es scheint, als sei sie ein Abbild seines selbstzentrierten Weltbildes, das keinen Platz für die Perspektiven oder Bedürfnisse anderer lässt. Trumps Wut ist eine persönliche Angelegenheit, die sich aus seiner eigenen Empfindung von Opferrolle speist: „Dies ist die größte Hexenjagd eines Politikers in der Geschichte Amerikas!“, twitterte er in Bezug auf die Russland-Affäre und behauptete, er sei nie zuvor so ungerecht behandelt worden.
Diese Rhetorik macht deutlich, dass Trump nicht nur in einer politischen Auseinandersetzung steht, sondern dass er sich als einzigartiges, übergeordnetes Opfer einer Verschwörung sieht. Während frühere politische Bewegungen ihre Wut in einem kollektiven Narrativ kanalisierten, in dem sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen wiedererkennen konnten, ist Trumps Rhetorik von einer tiefen Isolation geprägt. Es gibt keine echte Solidarität mit anderen; vielmehr hat er es geschafft, seine „Opferhaltung“ als das einzig wahre Narrativ zu präsentieren. In dieser Perspektive ist seine Wut nicht nur eine politische Waffe, sondern ein Werkzeug zur Aufrechterhaltung seiner eigenen Opferrolle und seines Einflusses.
Ein weiteres Merkmal seiner politischen Strategie ist der Versuch, die Verhältnisse zu ändern, ohne tatsächlich zu innovieren. Früher gab es in der politischen Landschaft Figuren, die durch innovative oder sogar kühne Taktiken hervorstachen. Der Faschismus, wie er in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aufkam, zeichnete sich durch eine jugendliche Frische und Erfindungskraft aus. Hitler, etwa, reiste im Flugzeug, ein bahnbrechendes Symbol für Macht und Modernität in einer Zeit, in der Flugreisen noch als riskant galten. Trump hingegen greift auf diese alten, aber einmal kreativen Inszenierungen zurück, wie etwa seine eigenen „Landeaktionen“ aus dem Flugzeug – allerdings ohne die gleiche Innovation, die den frühen Faschismus auszeichnete. Die wiederholte Darstellung als Macher, der die Grenzen des Möglichen verschiebt, hat in Trumps Fall jedoch an Strahlkraft verloren.
Es scheint, als hätte die politische Rechte ihre einstige Erfindungskraft eingebüßt. Trumps Umfeld ist von wiederholtem Plagiat geprägt: Vom Reden seiner Frau Melania bis hin zu verschiedenen politischen Beratern – immer wieder tauchen Skandale um die Aneignung von Ideen und Worten auf. Diese Taktik der „Übernahme“ von Gesten und Symbolen früherer Bewegungen zeigt nicht den Scharfsinn eines politischen Strategen, sondern die Erschöpfung und Orientierungslosigkeit einer Bewegung, die keine eigenen innovativen Ideen mehr zu bieten hat. Trumps Politik wirkt daher zunehmend als eine Wiederholung bereits bekannter Narrative, anstatt eine neue politische Ära zu schaffen.
Darüber hinaus verdeutlicht Trump das Missverständnis der amerikanischen Politik, wenn er behauptet, er könnte „auf der 5th Avenue jemanden erschießen“ und dennoch keinerlei Unterstützung verlieren. Dieser provokante Satz spielt auf die Wahrnehmung an, dass Trumps Anhänger so stark mit seiner Person identifiziert sind, dass sie keinerlei politische Ethik oder Vernunft mehr in ihren Bewertungen anlegen. Es zeigt sich eine gefährliche Verwirrung zwischen der Figur Trump und seiner politischen Bewegung, bei der die Grenze zwischen Führungsperson und Bewegung selbst verschwimmt.
Trotz dieser Widersprüche bleibt Trump jedoch ein Symbol für eine konservative Bewegung, die sich weder wirklich neu erfindet, noch zur alten Ideologie zurückkehren kann. Es gibt keine klare politische Vision, die die breiten Massen mobilisieren könnte. Ohne eine echte linke Bewegung, die die bestehenden Verhältnisse infrage stellt, könnte Trump weiterhin der populistische Führer einer erschöpften Rechten bleiben, die immer wieder in die alten Muster verfällt. Einzig der kontinuierliche Widerstand gegen die etablierte Ordnung könnte die Grundlage für eine politische Bewegung bilden, die jenseits von Trumps ungebändigtem Zorn und seiner populistischen Inszenierung besteht.

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