Es gibt eine Vielzahl von Studien, die sich mit den langfristigen Auswirkungen von psychischen Belastungen auf die Entwicklung von psychischen Erkrankungen befassen, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung von Psychosen. Besonders hervorzuheben ist der Zusammenhang zwischen frühen negativen Erfahrungen, wie Mobbing in der Kindheit, und der Entwicklung psychotischer Symptome. Mobbing ist ein psychisches Trauma, das insbesondere die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern nachhaltig beeinflusst. Das Erleben von Mobbing kann dabei als ein wiederkehrendes, chronisches Belastungserlebnis beschrieben werden, das weit über die unmittelbaren physischen und psychischen Folgen hinausgeht.

In zahlreichen prospektiven Studien wurde untersucht, inwieweit Mobbing als Risikofaktor für die Entstehung von psychotischen Störungen fungiert. Eine Meta-Analyse von Cunningham, Hoy und Shannon (2016) zeigt auf, dass die Erfahrung von Mobbing im Kindesalter signifikant mit der Entwicklung psychotischer Symptome im späteren Leben assoziiert ist. Besonders gefährdet sind diejenigen, die über einen längeren Zeitraum hinweg Mobbing ausgesetzt sind. Dabei kann es zu einer Veränderung der kognitiven Wahrnehmung kommen, was das Erkennen von Realität und Wahnvorstellungen betrifft.

Ein wesentlicher Mechanismus, der zur Entwicklung psychotischer Symptome führt, könnte durch die beeinträchtigte Fähigkeit zur mentalen Verarbeitung und der Regulierung von Emotionen erklärbar sein. Forschungen von Fonagy et al. (2016) zur Mentalisierung weisen darauf hin, dass das Verständnis und die Wahrnehmung von eigenen sowie fremden Emotionen eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Traumata spielen. Ein Kind, das wiederholt Mobbing erlebt, entwickelt häufig ein gestörtes Selbstbild und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion. Diese Veränderungen im Selbstverständnis und in der Wahrnehmung der Außenwelt können dann als Grundlage für die Entwicklung von psychotischen Symptomen fungieren.

Darüber hinaus belegen die Arbeiten von Dunkley, Bates und Findlay (2013) zur frühen Psychose, dass die ersten psychotischen Episoden oftmals mit einer traumatischen Lebensgeschichte verbunden sind. Hierbei ist es besonders wichtig, nicht nur die individuellen Erfahrungen des Betroffenen zu betrachten, sondern auch die familiären und sozialen Umfelder zu berücksichtigen. Der Einbezug der Familie in therapeutische Interventionen hat sich in diesem Kontext als äußerst wertvoll erwiesen. Das TIPS-Projekt (Fjell et al., 2007) hat gezeigt, dass multifamilientherapeutische Ansätze, bei denen betroffene Familienmitglieder in den therapeutischen Prozess einbezogen werden, positive Effekte auf die Behandlung und die langfristige Prognose der Patienten haben.

In der Praxis bedeutet dies, dass neben der individuellen Therapie auch die familiäre Unterstützung und das Verständnis eine zentrale Rolle im Heilungsprozess spielen. Studien zur Wirksamkeit von Online-Psychoedukation und multifamilientherapeutischen Gruppen zeigen, dass sich diese Formen der Behandlung als besonders effektiv erwiesen haben, um die Belastungen, die mit einer psychotischen Erkrankung verbunden sind, zu mindern und die Rückfallrate zu verringern.

Es ist auch wichtig, dass die psychische Belastung nicht nur als eine isolierte Erfahrung, sondern im Zusammenhang mit der sozialen Umgebung des Betroffenen betrachtet wird. Wie bereits in mehreren Studien gezeigt wurde, können soziale Isolation und das Fehlen eines unterstützenden Netzwerks das Risiko für die Entwicklung einer Psychose signifikant erhöhen (Gleeson et al., 2023). Insofern spielt die Förderung der sozialen Integration von Anfang an eine entscheidende Rolle, wenn es um die Prävention und das frühzeitige Erkennen von psychischen Erkrankungen geht.

Im Kontext der frühen psychotischen Störungen ist es außerdem wichtig, dass bei der Therapie ein integrativer Ansatz gewählt wird, der sowohl psychische als auch soziale Dimensionen umfasst. Ein solcher Ansatz sollte sich nicht nur auf die Symptome einer Psychose konzentrieren, sondern auch auf die zugrunde liegenden psychosozialen Belastungen, wie sie etwa durch frühes Mobbing oder familiäre Dysfunktionen entstehen können.

Letztlich zeigt sich, dass die Integration von psychotherapeutischen Ansätzen, die die gesamte Lebenssituation des Betroffenen berücksichtigen, die besten Ergebnisse erzielen. Die Verknüpfung von Einzeltherapien und Familientherapien, sowohl in Präsenz als auch zunehmend in Online-Formaten, hat das Potenzial, langfristig eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität von Personen mit einer psychotischen Erkrankung zu bewirken. Zudem unterstreicht die Forschung, dass die frühzeitige Intervention und die aktive Teilnahme der betroffenen Familienangehörigen eine Schlüsselrolle dabei spielen, die Entstehung von psychotischen Symptomen zu verhindern und die Heilungschancen zu verbessern.

Die virtuelle Dritte: Ein neues Konzept für die Paartherapie im Online-Format

Die Etablierung von Telepräsenz innerhalb eines virtuellen Raums wird von Paaren als eine herausfordernde Aufgabe wahrgenommen (Aviram & Nadan, 2023). Die Studie zeigt, dass Klienten eine Abflachung ihrer therapeutischen Erfahrung erlebten, da der physische Raum der Therapie – das eigene Zuhause – nicht in eine therapeutische Umgebung für das Paar transformiert wurde. Um diesem Problem zu begegnen, setzten die Teilnehmer klare Grenzen für Struktur und Organisation in den Therapiesitzungen, um ein Gefühl von Sicherheit zu erzeugen, das mit ihren bisherigen therapeutischen Erfahrungen übereinstimmte. Zudem berichteten die Teilnehmer von Schwierigkeiten mit der digitalen Kompetenz und der effektiven und selbstbewussten Nutzung der digitalen Technologien.

Einige Paare berichteten von einem Ungleichgewicht in der Triade der Paare und Therapeuten während der Online-Sitzungen, was ihre Fähigkeit behinderte, präsent zu bleiben. Dies führte zu ungleichen Engagements, besonders wenn es darum ging, mit dem Partner ohne die Anwesenheit des Therapeuten präsent zu sein und Körpersprache zu interpretieren. Körpersprache ist entscheidend für die Etablierung einer therapeutischen Allianz (Aviram & Nadan, 2023). Sowohl Therapeuten als auch Paare erkannten die Herausforderungen, die durch die virtuelle Plattform aufgeworfen wurden. Teilnehmer beschrieben ein Spektrum zwischen dem Fehlen physischer Präsenz, was als schädlich für die therapeutische Allianz angesehen wurde, und der Möglichkeit, sich auf das Gesicht zu konzentrieren, was als vorteilhaft erachtet wurde. Diejenigen, die keine Telepräsenz erreichen konnten, führten Präferenzen oder Wahrnehmungen der Körpersprache sowie die Unfähigkeit des Therapeuten, Fürsorge zu bieten, als Gründe für ihre Schwierigkeiten an. Darüber hinaus fanden Paare mit Kindern zu Hause es schwierig, Privatsphäre zu bewahren, was ein Schlüsselfaktor für das Gefühl der Sicherheit während der Therapie war.

Paare, die Telepräsenz erreichten, berichteten von emotionalem Komfort und Sicherheit, was sie dem „Hausbesuch“-Effekt zuschrieben, der ein Gefühl von Geborgenheit vermittelte. Die therapeutischen Grenzen wurden als förderlich wahrgenommen und erleichterten den Übergang zwischen ihrer Rolle als Paar im Alltag und als Klienten in der Paartherapie. Dieser Übergang förderte das therapeutische Halten, das den Klienten eine sichere und unterstützende Umgebung bot, in der sie schwierige Emotionen ausdrücken, erforschen und verarbeiten konnten. Paare, die starre Grenzen bevorzugten, schätzten die strukturierte Natur der Online-Therapie, die der Offline-Paartherapie ähnelte. Im Gegensatz dazu genossen Paare, die durchlässige Grenzen bevorzugten, die Flexibilität, verschiedene Orte innerhalb ihres Zuhauses auszuwählen, die Sitzung gelegentlich zu verlassen und eine weniger formelle Atmosphäre mit ihrem Therapeuten zu schaffen.

Telepräsenz ist ein entscheidender Faktor für die Bildung therapeutischer Allianzen und Grenzen in der Online-Therapie. Sie beeinflusst sowohl die Wahrnehmungen als auch die Entwicklung dieser Aspekte bei Klienten und Therapeuten. Während ein physischer Therapieraum für die Etablierung einer sicheren Umgebung wichtig ist (Drum & Littleton, 2014), erfordert die zunehmende Verbreitung der Online-Therapie die Schaffung einer sicheren Umgebung allein durch Technologie. Klienten variieren in ihrer Fähigkeit, physische und emotionale Präsenz zu integrieren, was ihre therapeutischen Grenzen und Allianzen beeinflusst. Eine Meta-Perspektive auf die Ergebnisse zeigt, dass Klienten und Therapeuten, die Telepräsenz effektiv kultivieren, stärkere therapeutische Allianzen erleben und weniger Schwierigkeiten bei der Etablierung therapeutischer Grenzen haben.

Der Begriff des „virtuellen Dritten“ dient als kritischer Knotenpunkt zwischen der therapeutischen Dyade (Paar und Therapeut) und der Technologie, die in ihren Interaktionen verwendet wird. Es fungiert als verbindendes Element innerhalb der Paartherapie und verknüpft die Komponenten der Präsenz, der Allianz und der Grenzen in der Online-Therapie mit dem theoretischen Rahmen, der präsentiert wird. Das Konzept des virtuellen Dritten schafft eine metaphorische Linse, die ein umfassenderes Verständnis der therapeutischen Realität in der Online-Paartherapie ermöglicht. Der Begriff „virtuell“ wird verwendet, weil das Konzept des virtuellen Dritten eng mit den Überzeugungen, Wahrnehmungen und Gedanken der beteiligten Individuen, einschließlich sowohl des Paares als auch des Therapeuten, verbunden ist. Es berücksichtigt auch den breiteren gesellschaftlichen Kontext, in dem die Therapie stattfindet. Vor der COVID-19-Pandemie in Israel betrachteten einige therapeutische Dyaden Online-Therapie als weniger wünschenswerte Option, die nur in Betracht gezogen wurde, wenn alle anderen Alternativen ausgeschöpft waren (Machluf et al., 2021). Die Pandemie zwang die Menschen jedoch, sich der Technologie anzupassen, was zu einer Neubewertung der Wirksamkeit und Qualität der Online-Therapie führte.

Die Einflüsse von Umweltfaktoren auf Wahrnehmungen sind besonders deutlich in den Erfahrungen von Interviewteilnehmern, die aufgrund von Immigration im Ausland leben. Diese Paare pflegen häufig persönliche Beziehungen zu Freunden und Familie über digitale Mittel wie Facebook oder Zoom, was die Etablierung von Intimität über digitale Plattformen für sie vertraut macht (Cabalquinto, 2022). Diese Vertrautheit scheint einen reibungsloseren Übergang zur Online-Therapie zu fördern, was zu einer stärkeren Telepräsenz, der Förderung einer therapeutischen Allianz und der Etablierung von förderlichen therapeutischen Grenzen beiträgt.

Die Herausforderungen, die mit der Anpassung an die Online-Therapie verbunden sind und aus Umweltbeschränkungen resultieren, erschwerten die Bildung von therapeutischen Allianzen, die Etablierung angemessener Grenzen und die Schaffung eines Gefühls der Präsenz für Paare und Therapeuten. Infolgedessen fanden sie es schwierig, der Online-Therapie Bedeutung zuzusprechen und sich an die technologische Landschaft anzupassen (Aviram & Nadan, 2023). Das Konzept des virtuellen Dritten bietet eine umfassende Sicht auf die Online-Paartherapie, erfasst ihre verschiedenen Komponenten und fördert ein besseres Verständnis der Erfahrungen von Paaren und Therapeuten. Technologie ist im Kontext der Paartherapie nicht einfach ein neutrales Werkzeug; ihr Einsatz und ihre Bedeutung werden durch die Umwelt und die ihr zugeschriebenen Bedeutungen geprägt. Das Konzept des virtuellen Dritten fungiert als wichtiger Katalysator, der die drei Triaden des Modells integriert.

Technologische Fortschritte beeinflussen kontinuierlich die Wahrnehmung und das Engagement der Individuen mit der Online-Paartherapie und prägen ihre gesamte Erfahrung. Die wechselseitige Abhängigkeit der drei Triaden im Modell verdeutlicht die Komplexität und Vernetztheit der verschiedenen Elemente, die in der Online-Paartherapie beteiligt sind. Das Konzept des virtuellen Dritten erweitert das „analytische Dritte“-Konzept von Ogden (2004), indem es ein vermittelndes Element zwischen den Kategorien Subjekt und Objekt einführt. Das „analytische Dritte“ bezieht sich auf eine distinct Perspektive, die aus der Interaktion zwischen Therapeut und Klient während der therapeutischen Allianz entsteht, die von keiner der beiden Parteien besessen wird. Diese Perspektive ermöglicht es dem Therapeuten, die Erfahrung des Klienten über dessen subjektive Sichtweise hinaus zu verstehen und die Komplexität der Erfahrung des Klienten zu würdigen. In ähnlicher Weise dient das Konzept des virtuellen Dritten als Vermittler, der verschiedene Aspekte des untersuchten Phänomens vereint und einen einzigartigen Standpunkt bietet, der weder vom Therapeuten noch vom Klienten besitzt wird. Es fungiert als verbindende Linse in der Online-Paartherapie und umfasst das Paar, den Therapeuten, die Technologie, die Telepräsenz, die therapeutische Allianz, therapeutische Grenzen, sozialkonstruktivistische Theorien, das Modell der Technologieakzeptanz und die Theorie der ökologischen Systeme.