Die Entwicklung des ökonomischen Denkens, insbesondere im Hinblick auf die Frage des Wertes und der Produktion, hat im Laufe der Geschichte immer wieder neue Dimensionen angenommen. Im 18. Jahrhundert, als das politische Ökonomiediskurs noch in den Kinderschuhen steckte, trat die Vorstellung hervor, dass Werte nicht mehr als etwas Gegebenes betrachtet wurden, sondern als etwas, das geschaffen wird. Dieser Perspektivwechsel lenkte die Aufmerksamkeit auf den Akt der Schaffung, das Schaffen von Dingen aus dem Nichts und das Erzeugen von Mehrwert aus Wenigem. Der Arbeitsbegriff wurde zu einem zentralen Element in der politischen Ökonomie, da Arbeit als der wichtigste Faktor galt, der diese Wertschöpfung vorantreibt.

Bereits Edmund Burke erkannte die Bedeutung der Arbeit als Grundlage der Wertschöpfung und verband sie mit einer höheren, fast schöpferischen Macht. In seinem Werk "Reflections on the Revolution in France" betont er, dass Arbeit im Sinne der Schöpfung als eine göttliche Handlung angesehen werden kann, die "aus dem Nichts" etwas hervorbringt. Diese Vorstellung, die Arbeit als Mittel zur Schaffung von Wert zu begreifen, fand auch in der klassischen politischen Ökonomie ihren Widerhall, insbesondere in Adam Smiths "Der Wohlstand der Nationen". Hier wird zu Beginn des Werkes nicht der Grundbesitzer, der Händler oder der Markt vorgestellt, sondern die Arbeiterschaft in einer Stecknadel-Fabrik, die Wege zur Optimierung der Produktionsabläufe sucht, um den Wert zu steigern.

Die Verbindung zwischen Arbeit und Wert wird weiter vertieft, wenn Burke in seinen letzten Jahren zurückkehrt, um die Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Werte und die Verteilung von Wohlstand und Macht zu analysieren. Die Revolution hatte das traditionelle System der sozialen Ränge erschüttert, und in diesem Kontext wurde die Frage nach dem Wert von Waren, Arbeitskraft und Kapital immer dringlicher. Der Preis von Brot, der Lohn des Arbeiters oder die Gebühren der Geldmänner waren nicht länger einfache Marktphänomene; sie spiegelten die tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen wider.

In seinem Werk "Thoughts on Scarcity" argumentiert Burke, dass der Wert einer Ware untrennbar mit ihrem Preis auf dem Markt verbunden ist. Der Preis ist das Produkt einer gegenseitigen Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer, wobei beide Parteien über das größte Wissen und Interesse an der Ware verfügen. Daher sollten sie in der Lage sein, den Preis frei und ohne äußeren Zwang auszuhandeln. Der Markt, so Burke, ist der Ort, an dem der Wert einer Ware in einer Art und Weise festgelegt wird, die sowohl korrekt als auch gerecht ist. Dies spiegelt sich in seiner Beobachtung wider, dass der Markt die Konflikte der Interessen zwischen Käufer und Verkäufer in eine harmonische Balance überführt.

Diese Sichtweise führt zu einer fast mystischen Vorstellung des Marktes als eines Ortes, an dem unterschiedliche Interessen in einem Prozess der Verhandlung und des Austauschs zu einer gemeinsamen, rationalen Übereinkunft kommen. Burke erkennt die Effizienz des Marktes an, der es ermöglicht, dass die verschiedenen Vorstellungen von Wert und Bedarf zwischen den Akteuren in Einklang gebracht werden. Doch diese "Alchemie" des Marktes ist nicht nur ein simplifier Austausch von Waren, sondern ein komplexer Prozess, bei dem auch die Machtverhältnisse, die den Handel prägen, eine Rolle spielen.

Später in seinen Schriften distanziert sich Burke zunehmend von der Vorstellung, dass der Markt der alleinige Bestimmer des Wertes ist. In seinen "Letters on a Regicide Peace" und "Thoughts on Scarcity" verschiebt sich die Perspektive, und die Verantwortung für die Bestimmung des Wertes liegt nicht mehr beim Markt, sondern beim Kapitalbesitzer. Hier spricht Burke den Kapitalisten als den wahren Bestimmer des Wertes an, der durch seine Investitionen und Risiken die Grundlage für die Wertbestimmung einer Ware – sei es Arbeit oder Kapital – schafft. In dieser Sichtweise ist der Kapitalist derjenige, der den Wert bestimmt, unabhängig von den ursprünglichen Bedingungen des Marktes.

Burke argumentiert, dass es für den Kapitalisten ein Recht sei, den Wert seines Kapitals zu bestimmen, und dass dies Teil des Risikos ist, das er auf sich nimmt, wenn er in den Markt investiert. Der Arbeiter, im Gegensatz dazu, hat keine Kontrolle über den Wert seiner Arbeitskraft. Der Preis seiner Arbeitskraft wird ausschließlich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt, wobei die Bedürfnisse des Arbeiters, so Burke, im Rahmen dieses Marktes nicht berücksichtigt werden müssen. Der Arbeiter ist in diesem Modell lediglich eine weitere Ware, deren Preis sich nach der Nachfrage des Käufers richtet.

Die Arbeit selbst wird von Burke als Ware behandelt, deren Wert sich nur in der Beziehung zwischen Käufer und Verkäufer zeigt. Die sozialen und ökonomischen Bedingungen, die den Arbeiter betreffen, bleiben unbeachtet, da der Wert der Arbeit allein durch den Preis auf dem Markt bestimmt wird. In der Praxis bedeutet dies, dass der Lohn des Arbeiters nicht notwendig ausreicht, um seine Existenz zu sichern, sondern vielmehr darauf abzielt, dem Kapitalisten einen Gewinn zu ermöglichen.

Neben diesen Überlegungen zur Arbeitswerttheorie ist es wichtig, den historischen Kontext zu berücksichtigen, in dem Burke schrieb. Die Französische Revolution und die damit verbundenen sozialen Umwälzungen führten zu einer neuen Auseinandersetzung mit den bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Ordnungen. Burke stellte sich gegen die revolutionären Ideen und die Umverteilung von Wohlstand und Macht und verteidigte die bestehende Ordnung, die auf einer gewissen Stabilität und Hierarchie beruhte. Die Fragen nach dem Wert von Arbeit und Kapital, die er aufwarf, waren daher nicht nur theoretische Überlegungen, sondern auch politische Stellungnahmen in einer Zeit der Unsicherheit und des Wandels.

Der Wert einer Ware oder einer Dienstleistung wird also nicht nur durch den Marktmechanismus bestimmt, sondern ist auch das Ergebnis von Machtverhältnissen, gesellschaftlichen Strukturen und historischen Prozessen. Die Betrachtung des Marktes und der Wertschöpfung muss daher immer auch die sozialen und politischen Bedingungen berücksichtigen, unter denen diese Prozesse stattfinden.

Warum ist die Hierarchie zwischen Kapital und Arbeit entscheidend für den Wohlstand der Gesellschaft?

Im wirtschaftlichen und politischen Kontext der westlichen Gesellschaften nimmt die Beziehung zwischen Kapital und Arbeit eine zentrale Stellung ein. Die Wertbestimmung von Arbeit, insbesondere in Bezug auf ihre Rolle im Markt, ist nicht einfach zu fassen. Arbeit kann als eine homogene Größe verstanden werden, deren Wert, abgesehen von Marktfaktoren, messbar ist. Der Wert von Arbeit ist direkt an die Arbeitskraft gebunden und lässt sich quantifizieren, solange es sich nicht um die Alten, Kranken, Frauen oder Kinder handelt, deren Arbeit anders bewertet wird. Diese quantifizierbare Natur von Arbeit macht es möglich, ihren Wert im Markt zu bestimmen, was in direkter Wechselwirkung mit Kapital steht.

Kapital hingegen, als die treibende und leitende Kraft innerhalb der wirtschaftlichen Beziehungen, kann nicht auf die gleiche Weise gemessen oder abstrahiert werden wie Arbeit. Es übernimmt in der Arbeitswelt die Rolle der "vernünftigen" und leitenden Instanz gegenüber dem Arbeiter, der als reines, unreflektiertes Werkzeug betrachtet wird. Diese hierarchische Ordnung ist entscheidend für das Funktionieren der Wirtschaft, da Kapital als das "führende Prinzip" die Richtung vorgibt und Arbeit lediglich als Werkzeug dient, das seiner Führung unterworfen ist. Es ist von größter Bedeutung, diese Hierarchie zwischen Kapital und Arbeit zu erhalten, da jeder Versuch, diese Ordnung zu stören, als unvernünftig betrachtet wird.

Innerhalb einer weiter gefassten ökonomischen und politischen Ordnung trägt Kapital entscheidend zum Wohlstand eines Staates bei. Das Bestreben des Kapitals, sich zu vermehren und sich zu bereichern, mag in den Augen mancher Menschen als unmäßig und unvernünftig erscheinen, doch gerade dieses Streben nach Akkumulation ist der Grund für den Wohlstand vieler Nationen. Kapital hat aber auch eine praktischere Bedeutung für den Staat, insbesondere in Kriegszeiten. Insofern Kapital als Vertreter der "höheren Klassen" auftritt, liefert es dem Staat die notwendigen Mittel für den Krieg: Reichtum, Ressourcen und Ausrüstung. Die "monetären Klassen" stellen zudem die "Kühle, überlegte und berechnende Vernunft" bereit, die den Soldaten und Seeleuten fehlt. Ihre Weisheit besteht darin, die impulsive Energie der einfachen Arbeiter mit strategischem Kalkül zu lenken.

Das Besondere am Kapital ist jedoch, dass es nicht wie Arbeit quantifiziert werden kann. Der Wert von Kapital liegt nicht in einer einfachen Zahl oder Größe, die man mit einem Taschenrechner messen könnte, sondern ist einzigartig und individuell. Es ist eine Kategorie für sich, die nur schwer objektiv zu fassen ist. Kapital ist daher nicht nur eine Frage des Geldes oder der finanziellen Mittel, sondern der Menschen, die hinter diesem Kapital stehen – die "Kapitalisten". Ihre individuelle Bedeutung und der spezifische Beitrag, den sie leisten, lässt sich nicht in einfache Maßeinheiten fassen.

In diesem Spannungsfeld zwischen Kapital und Arbeit entwickelt Edmund Burke eine differenzierte Sichtweise auf den Wert. Einerseits ist der Wert von Arbeit objektiv und kann in Marktfaktoren gemessen werden. Andererseits existiert eine subjektive Hierarchie des Wertes, die das Verhältnis zwischen den Klassen, den Reichen und den Armen, dem Kapital und der Arbeit bestimmt. Diese Hierarchie, die für Burke von entscheidender Bedeutung ist, kann nicht einfach durch einen Marktmechanismus berechnet werden. Vielmehr zeigt sich der wahre Wert in einer sozialen Ordnung, in der die verdienten höheren Klassen von denen der niederen Klassen unterschieden werden.

Ein entscheidender Aspekt, den Burke anspricht, ist die Frage nach der Legitimität und Zusammensetzung der "höheren Ordnung" innerhalb einer Gesellschaft. Er hinterfragt, wer tatsächlich das Recht hat, zu den höheren Schichten der Gesellschaft zu gehören, basierend auf ihren tatsächlichen Verdiensten und Beiträgen, nicht auf Erbschaft oder sozialen Privilegien. In seiner Schrift „A Letter to a Noble Lord“ setzt er sich mit der Herkunft von Bedfords Adelstitel auseinander und kontrastiert dies mit seinen eigenen persönlichen Verdiensten. Hierbei wird klar, dass für Burke die wahre Bedeutung von sozialem Status und Ansehen nicht in ererbten Titeln liegt, sondern in den individuellen Leistungen und dem Beitrag zur Gesellschaft.

Burke stellt somit nicht nur die traditionelle soziale Ordnung infrage, sondern auch die Art und Weise, wie diese durch den Markt legitimiert wird. Während die Arbeit in ihrer quantifizierbaren Form den Marktwert bestimmt, erfordert das Kapital eine ganz andere Art der Bewertung, die sich nicht mit den gleichen Maßstäben messen lässt. Die auf den ersten Blick ungleiche Verteilung des Wohlstands und der Macht zwischen Kapital und Arbeit ist also nicht nur ein Marktproblem, sondern ein gesellschaftliches, das tief in den Strukturen der sozialen Hierarchie verwurzelt ist.

Es ist also von grundlegender Bedeutung, dass wir die Unterschiede zwischen Kapital und Arbeit nicht nur als wirtschaftliche Kategorien betrachten, sondern auch als gesellschaftliche und philosophische Fragen, die weit über die bloße Berechnung von Werten hinausgehen. Die Marktwirtschaft kann den Wert von Arbeit messen, doch sie kann den Wert von Kapital und den sozialen Status seiner Träger nicht mit den gleichen Mitteln erfassen. Der wahre Wert von Kapital liegt in den Menschen, die es repräsentieren und nutzen, und kann nicht in die Kategorien der Arbeit reduziert werden.

Die Entwicklung des modernen Konservatismus und seine kulturelle Relevanz

Der Konservatismus hat sich seit seiner Entstehung als eine vielschichtige politische und philosophische Bewegung manifestiert, die sowohl als Reaktion auf historische Ereignisse als auch als ein Ausdruck einer tief verwurzelten Kulturtradition verstanden werden kann. Im Zentrum des Konservatismus steht die Überzeugung, dass soziale Ordnung und Institutionen nicht aus einer abstrakten rationalen Konstruktion hervorgehen, sondern aus der Entwicklung über Jahrhunderte hinweg. So wird jeder Versuch, bestehende gesellschaftliche Strukturen ohne Rücksicht auf ihre Traditionen und historischen Wurzeln zu verändern, als gefährlich und destruktiv betrachtet.

Der konservative Denker Edmund Burke, einer der einflussreichsten Vordenker dieser Bewegung, betonte die Notwendigkeit, sich an bestehende soziale Normen und politische Institutionen zu halten, da diese sich über lange Zeiträume hinweg als stabilisierende Kräfte in der Gesellschaft erwiesen haben. Für Burke ist die Revolution eine Quelle von Chaos und Zerstörung, da sie die subtilen, nicht immer sichtbar erfassbaren Kräfte der Tradition und der kulturellen Identität zunichte macht. Dies gilt besonders für die Französische Revolution, die er als einen Wendepunkt in der Geschichte ansah, der nicht nur politische Strukturen erschütterte, sondern auch die grundlegenden sozialen Werte zerstörte, auf denen die Gesellschaft beruhte.

Der konservative Gedanke widersetzt sich der Vorstellung von sozialer Gleichheit als universellen Wert. Vielmehr wird hier eine Gesellschaft verstanden, die auf Hierarchien und individuellen Verantwortung basiert. Der amerikanische Historiker Samuel Huntington argumentiert, dass der westliche Konservatismus oft auf dem Verständnis einer „höheren“ Ordnung basiert, die durch nationale, religiöse oder kulturelle Identitäten geprägt ist. In dieser Sichtweise sind die unteren Schichten der Gesellschaft oft das Ziel von Umgestaltung, die als eine Bedrohung der traditionellen Ordnung wahrgenommen wird.

Eine der zentralen Ideen des Konservatismus ist die Betonung der „Ordnung“ als ein übergeordnetes Prinzip. Diese Ordnung wird jedoch nicht durch staatliche Gewalt oder übermäßige Bürokratie auferlegt, sondern entfaltet sich durch die freiwillige Übereinkunft der Menschen innerhalb einer gegebenen kulturellen und historischen Realität. Die Wirtschaft, die Moral und die sozialen Institutionen bilden dabei eine Einheit, die ohne tiefgehende Berücksichtigung ihrer historischen Entwicklung nicht existieren kann.

In diesem Kontext ist die marktwirtschaftliche Theorie von Milton Friedman und Friedrich Hayek von zentraler Bedeutung. Für diese Denker ist der freie Markt nicht nur ein ökonomisches System, sondern ein fundamentales Element der individuellen Freiheit. Der freie Markt soll nicht durch staatliche Eingriffe oder soziale Gerechtigkeitspolitik verzerrt werden. Die soziale Ordnung sollte durch die spontane Entwicklung von Institutionen, die sich auf individuelle Handlungen und deren Wechselwirkungen stützen, aufrechterhalten werden.

Diese Perspektive ist besonders relevant, wenn man den modernen Konservatismus im Kontext von Krisenzeiten betrachtet. Wie der Philosoph Roger Scruton anmerkt, zeigt der Konservatismus in Zeiten der Krise seine größte Stärke. Er bietet eine stabilisierende Antwort auf die sozialen und politischen Verwerfungen, die mit revolutionären Bewegungen oder der Einführung neuer politischer Ordnungen einhergehen. Scruton unterstreicht, dass der Konservatismus nicht nur ein politisches System ist, sondern auch eine kulturelle Haltung gegenüber der Welt, die es ihm ermöglicht, aus der Geschichte und den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen zu schöpfen, statt von ihnen wegzubrechen.

Ein weiteres zentrales Thema des Konservatismus ist der Widerstand gegen den Fortschrittsglauben. In der konservativen Denktradition ist der Glaube an den unaufhaltsamen Fortschritt eine Illusion. Die konservativen Denker, wie etwa Michael Oakeshott, stellen fest, dass jeder Versuch, die Gesellschaft auf ein ideales Zukunftsbild auszurichten, zu katastrophalen Folgen führen kann. Fortschritt, der als Ziel gesetzt wird, führt nur zu einer Entfremdung von den bewährten Traditionen und sozialen Bindungen.

Ein bedeutender Beitrag zur konservativen Philosophie ist auch die Frage nach der Beziehung zwischen Eliten und der breiten Masse. Joseph de Maistre, ein einflussreicher Denker des 18. Jahrhunderts, argumentierte, dass die aristokratischen Eliten eine stabilisierende Rolle spielen, indem sie die Verantwortung für die Führung der Gesellschaft übernehmen. Dabei stellt er die Bedeutung von Bildung, Kultur und Tradition in den Vordergrund, um das Wohl einer Nation zu sichern. Diese Ideen finden sich auch in den Schriften von Joseph Schumpeter wieder, der das ökonomische System als einen dynamischen Prozess beschreibt, der immer wieder durch die Kreativität und die Führung von Eliten vorangetrieben wird.

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Demokratie ist ebenfalls ein wiederkehrendes Thema im Konservatismus. Der konservative Denker glaubt, dass eine Demokratie, die ohne Rücksicht auf traditionelle Werte und soziale Bindungen organisiert wird, zu einer Entfremdung der Menschen führt. Ein zu starker Individualismus und das Streben nach persönlicher Freiheit ohne Verantwortung gegenüber der Gesellschaft führen zu einem Zerfall der sozialen Ordnung. Diese Perspektive wird insbesondere von russischen und osteuropäischen Denkern betont, die den Konservatismus als eine Waffe gegen die westliche, demokratische Normen und Werte verstanden.

Neben diesen philosophischen und politischen Aspekten ist es wichtig, die kulturelle Dimension des Konservatismus zu betrachten. Der Konservatismus versteht sich oft als Verteidiger einer bestimmten kulturellen Identität, die durch Geschichte, Religion und nationale Traditionen geprägt ist. Diese Identität ist nicht nur eine historische Konstruktion, sondern auch ein lebendiger Teil des sozialen Lebens. In modernen Gesellschaften, die zunehmend von globalen, liberalen Werten durchzogen sind, spielt der Konservatismus eine entscheidende Rolle im Widerstand gegen die Auflösung nationaler und kultureller Identitäten.

Der moderne Konservatismus, insbesondere im Kontext der Vereinigten Staaten und Europas, ist nicht nur eine politische Haltung, sondern auch ein kulturelles Phänomen, das sich in den Bereichen der Kunst, Literatur und sozialen Normen widerspiegelt. Die politische Philosophie des Konservatismus, die sowohl als Reaktion auf den Liberalismus als auch als Verteidigung gegen soziale Umwälzungen verstanden wird, ist tief in der Kulturgeschichte der westlichen Welt verwurzelt.