Der Einfluss multinationaler Unternehmen (MNE) auf die Weltwirtschaft ist kaum zu überschätzen. Multinationale Unternehmen operieren nicht nur innerhalb einzelner Länder, sondern beeinflussen ganze Regionen und global agierende Märkte. Der Begriff „multinationales Unternehmen“ ist dabei weit gefasst, umfasst aber typischerweise Organisationen, die ihre Produktionsstätten, Dienstleistungen oder Vermögenswerte in mehreren Ländern gleichzeitig besitzen oder verwalten. Die einfachste Definition besagt, dass ein Unternehmen über Einrichtungen in mindestens einem Land außerhalb seines Herkunftslandes verfügt. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit diese Unternehmen über ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten hinaus eine Rolle im politischen, kulturellen und sozialen Leben spielen.
Die Wurzeln der heutigen multinationalen Unternehmen reichen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück, als Unternehmen wie Standard Oil und die American Tobacco Company 1911 zerschlagen wurden. Diese Unternehmen galten als so mächtig, dass ihre Aufspaltung von der US-Regierung als notwendiger Schritt zur Wahrung der Marktfreiheit und zur Verhinderung monopolistischer Praktiken angesehen wurde. Doch mit dem Aufstieg des internationalen Handels und der zunehmenden Globalisierung erlangten multinationale Unternehmen eine neue Dimension der Macht. Sie agieren nicht nur als wirtschaftliche Akteure, sondern zunehmend auch als politische Akteure auf der globalen Bühne.
Ein entscheidendes Konzept in der Globalisierung ist die extraterritoriale Gerichtsbarkeit, ein rechtlicher Mechanismus, der es den Vereinigten Staaten ermöglicht, ihre Gesetze auch auf Unternehmen anzuwenden, die außerhalb ihrer Landesgrenzen operieren. Dies war besonders spürbar, als US-amerikanische Gesetze wie das „Trading with the Enemy Act“ auf Firmen mit Sitz im Ausland ausgeweitet wurden, was in den 1980er Jahren zu bedeutenden internationalen Spannungen führte. Die extraterritoriale Anwendung von Gesetzen wird häufig als Instrument der politischen Einflussnahme verstanden, das den Vereinigten Staaten ermöglicht, ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen global zu sichern.
Parallel zu dieser Entwicklung formierten sich internationale Organisationen, die eine zentrale Rolle in der weltwirtschaftlichen Ordnung übernahmen. Die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die später zur Europäischen Union (EU) wurde, stellt ein Beispiel für eine solch institutionalisierte Zusammenarbeit dar. Die EWG entstand 1957 mit dem Vertrag von Rom und bildete die Grundlage für die wirtschaftliche Integration in Europa. Diese Art von supranationalen Organisationen hatte eine bedeutende Wirkung auf die Gestaltung der internationalen Handelsbeziehungen und trug zu einer Entschärfung von Handelsbarrieren zwischen den Mitgliedstaaten bei.
Auch die Vereinten Nationen (UN) und ihre Tochterorganisationen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben in den letzten Jahrzehnten einen maßgeblichen Einfluss auf die weltwirtschaftliche Landschaft genommen. Diese Organisationen wirken nicht nur als politische Akteure, sondern auch als Finanzinstitutionen, die über Kredite und Hilfsprogramme Staaten in der Entwicklung unterstützen. Ihre Entscheidungsprozesse sind oft geprägt von den Interessen führender Wirtschaftsnationen, was zu Spannungen und Kritik hinsichtlich ihrer Gremienzusammensetzung und Handlungsweise führt.
Doch nicht nur Regierungen und multinationale Unternehmen prägen die wirtschaftliche Weltordnung. Auch nichtstaatliche Akteure, wie nichtstaatliche Organisationen (NGOs), spielen eine zunehmend zentrale Rolle. Die Carnegie Corporation und die Rockefeller Foundation sind klassische Beispiele für institutionelle Akteure, die, obwohl sie keine staatliche Autorität besitzen, durch ihre philanthropische Arbeit und die Bereitstellung von Entwicklungshilfe weltweit Einfluss ausüben. Diese Stiftungen haben nicht nur durch direkte Hilfsprojekte, sondern auch durch ihre Forschung und die Einflussnahme auf die Gestaltung von Politiken in verschiedenen Ländern weltweit eine bedeutende Rolle gespielt.
In der modernen Weltwirtschaft gibt es zudem eine Vielzahl von internationalen Netzwerken und Think Tanks, die die politischen und wirtschaftlichen Diskussionen maßgeblich mitgestalten. Diese Institutionen wie das Council on Foreign Relations (CFR) oder die Brookings Institution arbeiten eng mit Regierungen und Unternehmen zusammen, um wirtschaftliche und sicherheitspolitische Fragestellungen zu erörtern und Lösungen zu entwickeln. Ihre Experten haben großen Einfluss auf die Formulierung von Wirtschaftspolitik und auf die Gestaltung globaler Handelsabkommen.
Die Beziehungen zwischen multinationalen Unternehmen, internationalen Organisationen und NGOs sind nicht immer frei von Konflikten. Oft kollidieren wirtschaftliche Interessen mit ethischen Überlegungen. Ein Beispiel dafür ist der zunehmende Druck auf Unternehmen, ihre Produktionsmethoden nachhaltig zu gestalten und sich an ethischen Standards zu orientieren, die durch internationale Institutionen und NGOs vorgegeben werden. In vielen Fällen sind multinationale Unternehmen in Entwicklungsländern tätig, wo Arbeitsbedingungen und Umweltschutz nicht den gleichen Standards entsprechen wie in den Industrieländern, was zu internationalen Protesten und Boykotten führt.
Neben den direkten ökonomischen Auswirkungen ist auch die politische Dimension dieser globalen Akteure von entscheidender Bedeutung. Staaten wie die USA nutzen ihre wirtschaftliche Macht, um geopolitische Ziele zu verfolgen, indem sie beispielsweise Handelsabkommen abschließen oder Wirtschaftssanktionen verhängen. Die EU und andere supranationale Organisationen versuchen wiederum, durch gemeinsame Regelungen und Normen das wirtschaftliche und politische Gleichgewicht zu wahren und den Einfluss einzelner Staaten zu begrenzen.
Es ist von Bedeutung, dass der Leser versteht, wie diese Akteure und Institutionen miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Die wirtschaftlichen Entscheidungen von multinationalen Unternehmen können weitreichende politische und soziale Folgen haben, ebenso wie die Entscheidungen internationaler Organisationen, die als Antwort auf globale Krisen oder als Teil eines langfristigen geopolitischen Plans getroffen werden. Es wird zunehmend klar, dass die Grenzen zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft immer durchlässiger werden und dass die Akteure in diesen Bereichen immer enger miteinander verflochten sind. Die Globalisierung hat diese Beziehungen intensiviert, und sie wird in den kommenden Jahren weiterhin die Formen der internationalen Zusammenarbeit und den Wettbewerb um Ressourcen und Macht maßgeblich bestimmen.
Wie der Widerstand gegen den Militärdienst die amerikanische Gesellschaft prägte
Der Widerstand gegen den Militärdienst ist ein zentrales Thema in der Geschichte der USA, das sich nicht nur auf die Frage der moralischen Verpflichtung zu Kriegen beschränkt, sondern auch tief in die sozialen und politischen Strukturen des Landes eingreift. Besonders in Zeiten des Krieges, wie während des Bürgerkriegs, des Vietnamkriegs oder der Konflikte in Mittelamerika, wurde der Widerstand gegen den Militärdienst zu einem ernsthaften gesellschaftlichen Problem, das sowohl die moralische Haltung als auch die nationale Identität herausforderte.
Während des Amerikanischen Bürgerkriegs erlebten die Vereinigten Staaten eine der ersten größeren Wellen von Rekrutierungsverweigerung, als die Nordstaaten versuchten, ihre Armeen zu vervollständigen. Dies führte zu gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen Rekrutierungsbeamte getötet wurden und die gesellschaftliche Stabilität erheblich gefährdet war. Solche Vorfälle machten deutlich, dass der Widerstand gegen den Militärdienst nicht nur eine Einzelentscheidung war, sondern auch tief verwurzelte soziale und politische Ursachen hatte. Die Verschärfung der Rekrutierungspolitik, verbunden mit der wachsenden Verzweiflung in der Bevölkerung, führte zu einem Klima des Misstrauens und der Ablehnung gegenüber der Regierung und ihrer Kriegspolitik.
Der Widerstand gegen den Militärdienst erreichte seinen Höhepunkt im Vietnamkrieg, als zahlreiche Amerikaner sich weigerten, in den Krieg zu ziehen. Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer stieg drastisch, und viele versuchten, sich durch Ausreisen ins Ausland oder durch andere Mittel der Rekrutierung zu entziehen. Das Land war gespalten, und der Widerstand gegen den Krieg nahm sowohl gewaltsame als auch friedliche Formen an. Ein besonders markantes Beispiel dieser Zeit war Muhammad Ali, der sich weigerte, in den Vietnamkrieg zu ziehen, und damit nicht nur ein Zeichen gegen den Krieg setzte, sondern auch die rassistischen Ungerechtigkeiten im Militärdienst anprangerte. Ali’s Entscheidung war von großer Bedeutung, da sie den Widerstand gegen die amerikanische Außenpolitik mit der Forderung nach sozialen Gerechtigkeit und Menschenrechten verband.
Doch der Widerstand gegen den Militärdienst war nicht nur ein Phänomen der Kriegsjahre, sondern setzte sich auch in der Ära nach dem Vietnamkrieg fort. Die Dekade nach dem Ende des Vietnamkriegs sah eine anhaltende Auseinandersetzung mit den moralischen und politischen Implikationen von Militärinterventionen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts begannen viele, die US-amerikanischen Militäraktionen in Mittelamerika und später im Nahen Osten zu hinterfragen. Insbesondere die Interventionen in El Salvador und die militärische Präsenz in Afghanistan und Irak wurden von breiten Bevölkerungsschichten kritisch betrachtet. In einer Zeit, in der die amerikanische Gesellschaft zunehmend gespalten war, erhob sich auch der Widerstand gegen das Militär als eine Stimme der Ablehnung gegenüber einer Außenpolitik, die als imperialistisch und selbstgerecht empfunden wurde.
Der Widerstand gegen den Militärdienst hat nicht nur die gesellschaftliche Wahrnehmung von Krieg und Frieden beeinflusst, sondern auch die politische Kultur in den USA geprägt. Friedensaktivisten, Intellektuelle und Bürgerrechtsbewegungen sahen im Widerstand eine Möglichkeit, auf die Unmenschlichkeit von Kriegen und die Ungerechtigkeit im Umgang mit Minderheiten hinzuweisen. Die Bewegung gegen den Vietnamkrieg war ein Beispiel für eine breitere gesellschaftliche Rebellion, die nicht nur den Krieg an sich ablehnte, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen infrage stellte, die solche Kriege erst ermöglichten. Diese Bewegungen haben das Bewusstsein für die menschlichen und sozialen Kosten von Kriegen geschärft und die öffentliche Meinung langfristig beeinflusst.
Neben den moralischen und politischen Aspekten war der Widerstand gegen den Militärdienst auch ein Ausdruck der individuellen Autonomie und des Widerstands gegen staatliche Kontrolle. In vielen Fällen symbolisierte die Weigerung, Kriegsdienst zu leisten, die Ablehnung eines Systems, das in den Augen vieler ungerecht und korrupt war. In diesem Kontext kann der Widerstand als ein Zeichen des Widerstandes gegen die militarisierte Gesellschaft und die zunehmende Militarisierung der Politik verstanden werden.
Es ist wichtig zu erkennen, dass der Widerstand gegen den Militärdienst nicht nur eine Reaktion auf den Krieg war, sondern auch auf die tiefere politische und gesellschaftliche Struktur, die diese Kriege ermöglichte. Der Widerstand war ein Ausdruck des Vertrauensverlustes in die Institutionen und die Politik der Vereinigten Staaten. Der Ruf nach einer gerechteren, weniger aggressiven Außenpolitik und einer stärkeren Betonung von Menschenrechten und sozialen Gerechtigkeit spiegelte die zunehmend kritische Haltung gegenüber den Machthabern wider.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Widerstand gegen den Militärdienst weiterentwickelt und ist zu einem wichtigen Bestandteil der politischen und sozialen Diskussion in den USA geworden. Der kritische Diskurs über Militärinterventionen, die Behandlung von Kriegsdienstverweigerern und die Wahrnehmung von Krieg als Instrument der Außenpolitik sind nach wie vor aktuelle Themen, die in der amerikanischen Gesellschaft immer wieder auf die Tagesordnung kommen. Die Frage, wie Amerika seine Rolle in der Welt sieht und welche Verantwortung es in internationalen Konflikten übernimmt, bleibt ein zentrales Thema der politischen Auseinandersetzung.
Es ist entscheidend, die verschiedenen Dimensionen des Widerstandes gegen den Militärdienst zu verstehen, sowohl die individuelle als auch die kollektive Dimension. Der Widerstand ist nicht nur eine Frage der Verweigerung des Militärdienstes, sondern auch eine tiefergehende Reflexion über die Werte und Prinzipien, die eine Gesellschaft leiten. Wer sich weigert, Kriegsdienst zu leisten, stellt sich nicht nur gegen den Krieg, sondern auch gegen das System, das diesen Krieg ermöglicht.
Wie die USA das Fundament der modernen Weltordnung während des Zweiten Weltkriegs legten
Während der Zwischenkriegszeit unternahmen die Vereinigten Staaten mehrere Versuche, eine globale Führungsrolle außerhalb des Rahmens des Völkerbundes zu übernehmen. Der bedeutendste war die Washingtoner Konferenz von 1921–22, die das Anglo-Japanische Bündnis beendete und Großbritannien zur Gewährung einer Naval Parität mit den Vereinigten Staaten zwang. Ein weiteres Beispiel war der Kellogg-Briand-Pakt von 1928, in dem die unterzeichnenden Länder vereinbarten, keine Kriege mehr zu führen, um „Streitigkeiten oder Konflikte jeglicher Art oder Herkunft, die zwischen ihnen entstehen könnten, zu lösen.“ Dennoch konnte keine dieser Initiativen die unerbittliche Entwicklung hin zum Zweiten Weltkrieg verhindern.
Als der Zweite Weltkrieg begann, war Präsident Franklin Roosevelt fest entschlossen, sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten im Zentrum jeder neuen, nachkriegszeitlichen internationalen Ordnung standen. Bereits vor dem Kriegseintritt der USA zeigte ein erstes Indiz für seine Vorstellungen die anglo-amerikanische Atlantik-Charta vom August 1941, die ein postkriegszeitliches Polizeimodell für die USA beinhaltete. Zu dieser Zeit war Roosevelt kein Befürworter einer Wiederbelebung des Völkerbundes. Er bevorzugte ein System, das später als das Modell der „Vier Polizeimänner“ bekannt wurde, in dem vier Mächte (China, die Sowjetunion, Großbritannien und die USA) in ihren eigenen Einflusszonen hegemoniale Macht ausüben sollten, während sie in globalen Fragen zusammenarbeiteten.
Kurz nach dem Kriegseintritt der USA akzeptierte Roosevelt jedoch das Konzept einer Vereinten Nationen, die die Grundlage für die neue internationale Ordnung bilden sollte. Erst auf der Dumbarton Oaks Konferenz von 1944 wurde dieses Konzept konkretisiert. Dabei wurde klar, dass die USA eine dominante Position im neuen internationalen System einnehmen würden. Es war daher wenig überraschend, dass die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) eine separate Vertretung ihrer 16 Teilrepubliken forderte. Roosevelts Vision der „Vier Polizeimänner“ spiegelte sich in der Struktur des vorgeschlagenen Sicherheitsrats der Vereinten Nationen wider, da jedes der „Polizisten“-Länder einen ständigen Sitz erhalten sollte. Auf Drängen Großbritanniens wurde Frankreich zu diesem erlesenen Kreis hinzugefügt, was die Gruppe auf fünf erweiterte.
Die UdSSR, besorgt, im Sicherheitsrat überstimmt zu werden, drängte auf ein Veto-Recht für die ständigen Mitglieder der Sicherheitsrats. Auch wenn keine endgültige Lösung dieser Frage auf der Dumbarton Oaks Konferenz gefunden werden konnte, gelang es den Vereinigten Staaten, auf der Konferenz von Yalta im Februar 1945 die Sowjetunion davon zu überzeugen, nur zwei zusätzliche Sitze (Ukraine und Weißrussland) zu akzeptieren. Gleichzeitig informierte Roosevelt Stalin darüber, dass die Konferenz zur Ausarbeitung einer Charta der Vereinten Nationen im April 1945 in San Francisco stattfinden würde.
Die Einladung zur San Francisco-Konferenz wurde ursprünglich nur an die Staaten erteilt, die vor März 1945 den Achsenmächten den Krieg erklärt hatten. Dennoch entschloss sich die USA, auch Argentinien einzuladen, sodass alle 20 lateinamerikanischen Republiken vertreten waren. Die Konferenz war somit vor allem eine Angelegenheit der USA. Die UdSSR, zahlenmäßig weit unterlegen, hielt an ihrem Veto-Recht fest, was die Vereinigten Staaten unter der Bedingung akzeptierten, dass das Veto nur in „substantielle“ Fragen und nicht in „verfahrensmäßige“ Angelegenheiten Anwendung finden würde. Außerdem galt das Veto nur für die ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats und nicht für die Generalversammlung, in der die USA zunächst auf eine breite Mehrheit zählen konnten.
Die Charta der Vereinten Nationen beinhaltete auch die Gründung des Internationalen Gerichtshofs (IGH), der als Nachfolger des ständigen Internationalen Gerichtshofs des Völkerbundes in Den Haag unter den Schirm der UN gestellt wurde und verpflichtende Entscheidungen bei der Schlichtung von Staatenstreitigkeiten erlassen konnte. Doch auch hier galt, dass die Durchsetzung von IGH-Urteilen nur über den Sicherheitsrat erfolgen konnte, in dem das Veto existierte, wodurch die Vereinigten Staaten als ständiges Mitglied im Extremfall die Entscheidungen blockieren konnten.
Ein weiteres Meilenstein-Dokument wurde 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet: die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, bei deren Verabschiedung Eleanor Roosevelt eine führende Rolle spielte. Zudem wurde die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords verabschiedet. Zahlreiche UN-Agenturen, darunter der UNHCR für Flüchtlinge und die UNESCO für Bildung, Wissenschaft und Kultur, wurden gegründet. Somit hatte die USA bis Ende der 1940er Jahre die Gründung eines globalen Institutionen- und Konventionssystems unter der Schirmherrschaft der UN geleitet, das letztlich ihren nationalen Interessen diente.
Häufig wird jedoch angenommen, dass der Ausbruch des Kalten Krieges und das Veto der ständigen Mitglieder die UN-Institutionen lähmten und ihre Fähigkeit zur Förderung amerikanischer Interessen verhinderten. Diese Annahme ist jedoch unzutreffend. Wie sich zeigte, konnte die USA das UN-System über viele Jahre hinweg zu ihrem Vorteil nutzen. Ein Beispiel dafür ist die Abstimmung der Generalversammlung von 1947 über die Teilung Palästinas. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sowjetunion unterstützten die Teilung, während der Widerstand überwiegend von den arabischen Staaten kam. Die Teilung wurde schließlich beschlossen und führte 1948 zur Gründung des Staates Israel, der später in die UN aufgenommen wurde, ohne dass eines der ständigen Mitglieder sein Veto einlegte.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und das Veto-Recht sind seit jeher ein kontroverses Thema, und dennoch taucht der Begriff „Veto“ nicht einmal in der Charta der Vereinten Nationen auf. Stattdessen beschreibt Artikel 27 der Charta die Entscheidungsverfahren im Sicherheitsrat, wobei es die „zustimmenden Stimmen der ständigen Mitglieder“ erfordert, um Entscheidungen in „substanziellen“ Angelegenheiten zu fällen. Obwohl dieses Veto ursprünglich als ein Instrument zum Schutz „wichtiger nationaler Interessen“ gedacht war, wurde es bereits 1946 von der UdSSR in einer relativ geringfügigen Angelegenheit eingesetzt. Die USA begannen, das Veto verstärkt nach 1970 zu verwenden, vor allem im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Es war ein bemerkenswerter Teil der amerikanischen Strategie, das UN-System zu ihren eigenen Zwecken zu gestalten, ohne seine Rolle und Bedeutung in der globalen Politik zu schwächen. Dieser Weg führte zu einer asymmetrischen globalen Ordnung, in der die USA nicht nur als eine der führenden Großmächte, sondern als der Motor einer Vielzahl von internationalen Institutionen und Konventionen auftraten, die ihren Interessen und Werten dienten.
Die Transformation der US-Wirtschaft: Vom Gläubiger zum Schuldner
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die US-Wirtschaft einen bemerkenswerten Aufschwung. Die Vereinigten Staaten kehrten schnell in eine Position des Überschusses zurück, sowohl im Hinblick auf das Haushaltsbudget der Regierung als auch in Bezug auf die Zahlungsbilanz. Trotz der Belastungen durch die militärischen Ausgaben während des Kalten Krieges setzte sich das wirtschaftliche Wachstum bis zu den frühen 1960er Jahren fort. Ab dieser Zeit setzte jedoch eine Veränderung ein, die als „neue Normalität“ bezeichnet werden kann. Der Vietnamkrieg verstärkte die öffentlichen Ausgaben massiv, was zu einem negativen Saldo der Bundeshaushaltsüberschüsse führte. Der Haushalt verzeichnete eine erhebliche Zunahme des Defizits.
In den 1970er Jahren gingen die Überschüsse der Zahlungsbilanz in Defizite über, und bis Ende der 1980er Jahre waren die Vereinigten Staaten zu einem Netto-Schuldner geworden, da ihre internationalen Vermögensbestände unter den von Ausländern gehaltenen US-Vermögenswerten lagen. Diese Kapitalabflüsse nahmen weiter zu und mussten nun durch Auslandsverschuldung finanziert werden. Ohne die privilegierte Position der Vereinigten Staaten, in ihrer eigenen Währung Schulden auszugeben, und die anhaltende Verwendung des US-Dollars als Hauptreservewährung, hätte eine Krise wahrscheinlich tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der amerikanischen Wirtschaft erzwungen. Dieses „neue Normal“ war daher weit entfernt von einer gesunden Situation und stellte die Natur des halbgLOBALEN Imperiums in Frage.
Um dies zu verstehen, bedarf es einiger einfacher Rechnungen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes lässt sich als Summe aus privatem Konsum und Investitionen, öffentlichen Ausgaben und dem Unterschied zwischen Exporten und Importen ausdrücken. Doch das BIP entspricht auch dem Einkommen, das wiederum gleich der Summe aller Ausgaben und Ersparnisse aus allen Quellen ist. Es ergibt sich die einfache Identität:
Private Investitionen plus Haushaltsdefizit gleich Private Ersparnisse plus Defizit der Zahlungsbilanz.
Diese Gleichung ist eine Identität, die immer und überall für alle Länder gilt. Wenn beispielsweise das Haushaltsdefizit steigt, ohne dass sich die privaten Investitionen oder Ersparnisse verändern, muss auch das Defizit der Zahlungsbilanz (Exporte minus Importe) steigen (und umgekehrt). Wenn private Ersparnisse etwa den privaten Investitionen entsprechen, müssen beide Defizite gleich groß sein.
Betrachten wir zunächst die privaten Investitionen. Die offizielle Quelle für die US-Nationalkonten, das Bureau of Economic Analysis (BEA), unterteilt dies in Geschäfts-Investitionen in Gebäude, Ausstattungen und geistiges Eigentum sowie in private Wohnungsinvestitionen. Diese Investitionen haben sich über die Jahre hinweg verändert, insbesondere in den letzten fünfzig Jahren, als Investitionen in geistiges Eigentum durch Unternehmen gestiegen sind. Über diese Zeit hinweg gab es auch markante Geschäftszyklen, die zu Anstiegen und Rückgängen des Anteils privater Investitionen am BIP führten. Es gab einen Anstieg in den 1970er Jahren, einen Rückgang in den 1980er Jahren, einen erneuten Anstieg in den 1990er Jahren und einen Rückgang zu Beginn des 21. Jahrhunderts, gefolgt von einem Anstieg nach der Großen Rezession (2007–2009). Es fällt jedoch auf, dass trotz all dieser Veränderungen der Anteil der privaten Investitionen am BIP im langfristigen Trend nicht signifikant gestiegen ist, mit Ausnahme des dramatischen Rückgangs während der Großen Rezession.
Die nächste relevante Größe in dieser Gleichung ist das Haushaltsdefizit. Das Defizit des US-Haushalts war lange Zeit ein Thema von Besorgnis. Historisch gesehen war die US-Regierung fiskalisch konservativ und verzeichnete nur in nationalen Notlagen große Defizite. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren Haushaltsdefizite in Friedenszeiten eher die Ausnahme als die Regel. Nach dem Krieg drängte die amerikanische Öffentlichkeit jedoch darauf, das Budget auszugleichen. So wurde im August 1946 während des Abbaus der Kriegsausgaben gefragt, was wichtiger sei: das Budget auszugleichen oder die Einkommenssteuern zu senken. 71 % der Befragten gaben an, das Budget auszugleichen, nur 20 % bevorzugten eine Steuersenkung.
Trotz dieser Haltung war es der Vietnamkrieg, der zu einer drastischen Erhöhung der Staatsausgaben führte und das Defizit signifikant ansteigen ließ. Während mehrere Versuche unternommen wurden, das Defizit zu reduzieren, war es nur der Regierung von Präsident Bill Clinton in den Jahren 1997 bis 2001 gelungen, durch eine Kombination von Steueränderungen und günstigen Umständen vorübergehend einen Haushaltüberschuss zu erzielen. Doch das Defizit kehrte schnell zurück, und die Trendentwicklung zeigte, dass das Haushaltsdefizit in den letzten fünfzig Jahren zunehmend an Umfang gewann.
Das Haushaltsdefizit bezieht sich auf die aggregierten Haushaltskonten von Bund und Bundesstaaten. Viele Bundesstaaten hatten und haben nach wie vor mit Problemen zu kämpfen, aber sie sind im Vergleich zur Bundesregierung viel stärker eingeschränkt, wenn es darum geht, Defizite zu finanzieren. Es ist daher wenig überraschend, dass die US-Bundesregierung für den Großteil des Defizits verantwortlich ist, wobei der Anteil zwischen 60 % und 100 % schwankt. Die Abbildung 10.5 zeigt, wie sich der Anteil des Haushaltsdefizits am BIP seit 1960 kontinuierlich nach unten bewegt hat. Obwohl einige andere Länder gelegentlich größere Defizite als Prozentsatz des BIP aufwiesen, ist es der USA aufgrund der Möglichkeit, Schulden in ihrer eigenen Währung zu finanzieren, gelungen, eine außergewöhnliche Ausnahmeposition zu wahren.
Ein weiteres bemerkenswertes Detail, das in dieser Diskussion oft übersehen wird, ist der absolute Umfang des Defizits. Jedes Jahr liegt das Defizit der US-Regierung im Durchschnitt bei fast 500 Milliarden Dollar – eine Zahl, die das BIP aller Länder der Welt außer den 15 größten übersteigt. Wenn dies nur in einem Jahr geschehen wäre, könnte es relativ leicht ignoriert werden. Doch dieser Prozess wiederholt sich jedes Jahr. So summierte sich das Defizit von 2001 bis 2015 auf fast 14 Billionen Dollar – ein Betrag, der dem US-BIP von 2006 entspricht.
Wenn die privaten Ersparnisse deutlich gestiegen wären, hätte dieses enorme Defizit ohne Auslandsverschuldung finanziert werden können. Dies hätte jedoch eine Reduzierung des Konsums als Anteil des BIP erforderlich gemacht.
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