Im internationalen Recht gibt es eine Vielzahl von Rechtsfällen, die nationale Gesetzgebungen und internationale Abkommen miteinander in Beziehung setzen. Dabei zeigen sich teils widersprüchliche Interessen, die unterschiedliche Rechtskulturen und politische Realitäten widerspiegeln. Ein Blick auf relevante Urteile aus verschiedenen Ländern und internationalen Gremien verdeutlicht, wie nationale Gerichte und internationale Institutionen miteinander interagieren und inwiefern diese Interaktionen das globale Rechtsverständnis prägen.
Die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) vom 13. Juli 2006, die in den ICJ Reports 2006 und ICJ Reports 2010 dokumentiert ist, stellt einen wichtigen Meilenstein dar. Sie reflektiert die Art und Weise, wie internationale Vereinbarungen im Kontext nationaler Rechtssysteme interpretiert werden. In dieser Entscheidung befasste sich der IGH mit der Frage der Anwendbarkeit von Umweltvorschriften und deren Einfluss auf den internationalen Handel. Der Fall der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-amerikanische Importbeschränkung für bestimmte Garnelen- und Garnelenprodukte (WT/DS58/AB/R) ist ein weiteres Beispiel für die komplexen Verflechtungen von internationalem Handelsrecht und nationaler Regulierung.
In Kanada, im Fall von Logan v. Styres (1959), entschied das Gericht, dass die Rechte indigener Völker bei der Anwendung von nationalem Recht berücksichtigt werden müssen. Diese Entscheidung ist von Bedeutung, da sie zeigt, wie nationale Gerichtsurteile internationale Menschenrechtsabkommen beeinflussen können. Ein weiterer bemerkenswerter Fall in Kanada war R v. Badger (1996), der ebenfalls mit der Berücksichtigung von Rechte der indigenen Bevölkerung und deren kulturellen Praktiken befasst war.
In Indien führte der Fall der Chancellor, Masters & Scholars of the University of Oxford v. Rameshwari Photocopy Services (2016) dazu, dass das indische Gericht das internationale Urheberrechtssystem in Bezug auf lokale Praktiken hinterfragte. Dies illustriert, wie nationale Rechtssysteme im Spannungsfeld zwischen nationaler Souveränität und internationalen Normen navigieren. Das Gericht befasste sich mit der Frage, ob das Kopieren von Lehrmaterialien im Sinne der indischen Gesetzgebung mit internationalen Urheberrechtsabkommen in Einklang stand.
Ein markantes Beispiel für die Anwendung internationaler Standards in einem nationalen Kontext bietet der Fall der Centre for Minority Rights Development v. Kenya (2009), in dem die Rechte von Minderheitengruppen in einem nationalen Rechtsstreit geltend gemacht wurden, der vor einem internationalen Gremium, der Afrikanischen Kommission für Menschenrechte und -rechte, verhandelt wurde. Das Urteil unterstrich die Bedeutung der Anerkennung internationaler Rechte innerhalb nationaler Rechtssysteme, vor allem, wenn diese Rechte im Einklang mit der nationalen Verfassung und internationalen Normen stehen.
Die Entscheidung im Fall Texaco Overseas Petroleum Company und California Asiatic Oil Company v. Government of the Libyan Arab Republic (1979) verdeutlicht das Wechselspiel zwischen nationaler Gesetzgebung und internationalen Handelsnormen im Kontext wirtschaftlicher Interessen und der Frage der Souveränität von Staaten. Das Urteil weist auf die Notwendigkeit hin, wie Staaten durch bilaterale und multinationale Vereinbarungen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen wahren können, ohne internationale Rechte und Prinzipien zu verletzen.
In den USA zeigt der Fall Cherokee Nation v. Georgia (1831), wie internationale Menschenrechtsnormen und die nationale Gesetzgebung von Staaten in Einklang gebracht werden können. Dieser Fall verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen nationaler Souveränität und internationalen Prinzipien der Gleichbehandlung und der Selbstbestimmung von Völkern.
Es ist auch entscheidend zu verstehen, dass diese Gerichtsurteile und Entscheidungen nicht nur das nationale Recht direkt betreffen, sondern auch eine tiefere Reflexion über die Integration internationaler Normen in nationale Rechtssysteme anregen. Die weltweite Entwicklung des internationalen Rechts zeigt die Notwendigkeit auf, dass sich nationale Systeme an globalen Standards orientieren müssen, um eine kohärente rechtliche Ordnung zu gewährleisten, die den globalen Herausforderungen gerecht wird. Das Recht auf Entwicklung, die Rechte indigener Völker, Umweltschutz und internationale Handelsabkommen sind nur einige der Bereiche, in denen nationale und internationale Rechtsnormen ineinandergreifen.
Ein entscheidendes Element, das bei der Analyse solcher Fälle berücksichtigt werden muss, ist die Rolle der politischen Willensbildung und wie sie die juristischen Entscheidungen beeinflussen kann. In vielen Fällen spielen geopolitische Interessen, nationale Wirtschaftspolitik und internationale Beziehungen eine nicht unerhebliche Rolle in der Interpretation und Anwendung von Recht. Dies ist ein Aspekt, den Juristen, politisch Verantwortliche und alle, die sich mit internationalem Recht befassen, stets im Blick behalten sollten.
Wie beeinflusst Rechtsreform die Entwicklung und Geschlechtergleichheit?
Die Rolle von Rechtsreformen im Kontext der Entwicklungspolitik und der Förderung der Geschlechtergleichheit ist komplex und vielschichtig. Insbesondere in den 1990er Jahren und den ersten beiden Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts erlebte die internationale Entwicklungspolitik einen allmählichen, jedoch manchmal zähen Wandel, bei dem „Geschlechterfragen“ zunehmend Berücksichtigung fanden. Besonders hervorzuheben ist hier die Rolle der Weltbank. Von 1995 bis 2001 verdoppelte die Bank die Anzahl ihrer Projekte, die „irgendwelche Überlegungen zu Geschlechterfragen in ihrem Design“ beinhalteten. Dieser Wandel ist eng mit dem sogenannten „Post-Washington-Konsens“ verknüpft, der von einigen Bankbeamten und anderen internationalen Akteuren vertreten wurde. Zentral dabei war ein neues Verständnis von Entwicklung als ein Gleichgewicht zwischen strukturellen, finanziellen, makroökonomischen, sozialen und menschlichen Aspekten. Wichtige Merkmale dieses Konsenses waren das Augenmerk auf Inklusion und Gerechtigkeit sowie die Betonung von Institutionen als „Fehlende Verknüpfung in der Entwicklung“.
Die Entwicklung von Genderfragen und der Rechtsreform muss jedoch immer im Zusammenhang mit anderen transnationalen Entwicklungstrends betrachtet werden, wie etwa dem feministischem Aktivismus auf globaler Ebene, der Ausweitung und Legalisierung von Menschenrechten und der wachsenden Anerkennung der Bedeutung informeller Wirtschaftsstrukturen. Diese Entwicklungen spielen eine wesentliche Rolle in der Art und Weise, wie Entwicklungsprozesse und -interventionen gestaltet werden.
Wichtige Akteure in der Entwicklung von Rechtsreformen im Bereich der Geschlechtergleichheit sind auch feministische Bewegungen, die sich weltweit für eine Veränderung der Gesetzgebung und der sozialen Strukturen einsetzen. Die 1985 in Nairobi abgehaltene Frauenkonferenz war ein Wendepunkt, der zahlreiche regionale Frauenrechts- und Rechtsentwicklungsorganisationen ins Leben rief, wie zum Beispiel die „Asia Pacific Forum on Women, Law and Development“ oder die „Women in Law and Development in Africa“ (WiLDAF). Letztere konzentrierte sich auf die Bildung von Frauen über ihre rechtlichen Rechte und die Mobilisierung von Aktivisten und Anwälten, um gesetzliche Reformen zu fordern, die sich auf Fragen wie Familienrecht, Erbrecht und Landbesitz konzentrierten.
Ein weiteres bedeutendes Ereignis war die Vierte Weltkonferenz der Frauen in Peking (1995). Die Pekinger Erklärung und Aktionsplattform brachte neue Impulse und trug zur internationalen Sichtbarkeit von Frauenrechten und Geschlechtergerechtigkeit bei. Diese Konferenz stärkte das Konzept „Frauenrechte als Menschenrechte“ und beeinflusste maßgeblich den feministische Aktivismus und die Rechtsreformstrategien. In Ländern wie Albanien führte die Pekinger Plattform zu einem tiefgreifenden Wandel in der Gesetzgebung und den politischen Strategien zur Förderung der Geschlechtergleichheit. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehörten neue Gesetze zu Gewalt gegen Frauen, Änderungen im Wahlrecht zur Einführung von Quoten und die Etablierung nationaler Aktionspläne zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Trotz dieser Fortschritte zeigt sich, dass nicht alle Resultate der Pekinger Konferenz in substanzielle rechtliche oder institutionelle Veränderungen mündeten. In vielen Kontexten wurde der Begriff „Empowerment“ als eine Möglichkeit verstanden, Frauen in die wirtschaftlichen Prozesse zu integrieren, ohne jedoch die zugrunde liegenden, ungerechten ökonomischen Strukturen zu hinterfragen. Feministinnen wie Srilatha Batliwala betonen, dass das Empowerment der Frauen nicht nur als ein Instrument zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Teilhabe verstanden werden sollte, sondern als ein umfassenderer sozialer und politischer Wandel, der auch patriarchale Strukturen sowie die Vermittlung von Klasse, Rasse und Ethnizität transformiert. In der Praxis jedoch wurde der Begriff „Empowerment“ häufig als eine Möglichkeit mobilisiert, Frauen in bestehende, ausbeuterische wirtschaftliche Systeme einzuführen, ohne grundlegende Veränderungen vorzunehmen. So wurde „gender empowerment“ in vielen Fällen auf die Ebene des Mikrohandelns reduziert, etwa durch den Zugang von Frauen zu Vermögenswerten oder wirtschaftlichen Chancen, ohne tiefgreifende Veränderungen in den sozialen und wirtschaftlichen Strukturen.
Es ist daher unerlässlich zu verstehen, dass Rechtsreformen, um wirksam zu sein, nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern sollten, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse berücksichtigen müssen. Nur durch die Transformation der institutionellen und strukturellen Gegebenheiten können echte Fortschritte in der Förderung von Geschlechtergleichheit und der wirtschaftlichen Selbstverwirklichung von Frauen erzielt werden. Der Weg zu einer gerechteren Gesellschaft führt nicht nur über gesetzliche Reformen, sondern auch über die Veränderung von Machtverhältnissen und sozialen Normen, die tief in den jeweiligen Kulturen verankert sind.
Wie das Haudenosaunee-System internationale Beziehungen prägte: Eine Analyse der "Großen Gesetzes des Friedens" und der Diplomatie der Wampum
Das Haudenosaunee-System, das von den Irokesen-Stämmen entwickelt wurde, stellt einen faszinierenden und wenig anerkannten Vorläufer moderner internationaler Ordnung dar. Besonders bemerkenswert ist dabei das "Große Gesetz des Friedens" – Gayanehsragowah –, das nicht nur als fundamentale ethische Grundlage für die Gesellschaft der Haudenosaunee fungierte, sondern auch als ein frühes Modell einer internationalen Institution, das vor der Gründung der Vereinten Nationen entstand. Dieses System stützt sich auf drei wesentliche Prinzipien: Frieden, Macht und Gerechtigkeit. Besonders wichtig dabei ist, wie das Gesetz die Beziehungen zwischen den Völkern regelte und wie das Haudenosaunee-Bündnis intern durch die Disziplin des "Ganikwi:yo" (guter Verstand) funktionierte.
Im Kern betont Gayanehsragowah eine Demokratie, die in einer tiefen Verantwortung für das zukünftige Leben wurzelt, insbesondere in der Verantwortung gegenüber der siebten Generation. Es ist ein System, das auf den Prinzipien der Rechenschaftspflicht und der Friedenssicherung basiert. Das Haudenosaunee-Bündnis war die Grundlage für die Bildung eines interkulturellen Modells von Governance, das auf friedlicher Nachfolgeregelung und Koexistenz basierte. Man kann es als eine Art Vorläufer der heutigen internationalen Organisationen wie der Vereinten Nationen ansehen, auch wenn die Strukturen der Haudenosaunee und die moderne internationale Politik unterschiedliche historische und kulturelle Kontexte haben. Dennoch lässt sich feststellen, dass die Haudenosaunee eine funktionierende Form internationaler Diplomatie entwickelten, die den Prinzipien der Zusammenarbeit und des friedlichen Konfliktlösens verhaftet blieb.
Das "Große Gesetz des Friedens" wurde durch den Friedensbringer und seinen "guten" Friedensbote etabliert, der fünf ursprünglich miteinander im Krieg befindliche Nationen vereinte. Diese Nationen – die Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga und Seneca – wurden durch die Botschaft des Friedens und die Hilfe bedeutender Persönlichkeiten wie Jigohsahse und Hayewahta überzeugt, die zusammen das Haudenosaunee-Bündnis gründeten. Die symbolische Darstellung dieses Bündnisses ist in den Wampumbändern zu finden, die eine wichtige Rolle in der diplomatischen Kommunikation der Haudenosaunee spielten. Besonders hervorzuheben ist das Wampumband von Hayewahta, das die vereinte Stärke der fünf Nationen und die zentrale Bedeutung des Friedensbaums (Tree of Peace) symbolisiert. Die Positionen der einzelnen Nationen sind durch unterschiedliche Felder auf dem Band dargestellt, die ihre Rolle und Verantwortung im größeren Zusammenhang verdeutlichen.
Das Wampum selbst war mehr als nur ein symbolisches Objekt; es diente als konkrete Form der diplomatischen Kommunikation und als Erinnerung an die Verpflichtungen der beteiligten Nationen. Die 50 Häuptlinge, die im Wampum-Kreis vertreten waren, hatten die Aufgabe, die Einheit und Gleichwertigkeit der Völker zu wahren und ihre Verantwortung gegenüber den Menschen nie zu vergessen. In der diplomatischen Praxis der Haudenosaunee war das Wampum sowohl ein Zeichen der Autorität als auch ein Medium, durch das die Prinzipien des Friedens und der Gerechtigkeit in der gesamten Gemeinschaft verbreitet wurden.
Ein weiteres bemerkenswertes Element in der Haudenosaunee-Diplomatie war das Verständnis von Feuer als Symbol für die spirituelle und soziale Kohäsion der Gemeinschaft. Jeder Mensch trug das "Feuer" in sich, das für seine persönliche und kollektive Verantwortung stand. Diese symbolische Bedeutung des Feuers erstreckte sich auf verschiedene Ebenen der sozialen Struktur – vom individuellen "Feuer" über das familiäre, clanbasierte und nationale bis hin zum "Feuer" des Großen Rates, bei dem alle Nationen zusammenkamen, um Entscheidungen zu treffen. Diese feierliche Metaphorik unterstreicht die tiefe Verbindung zwischen persönlicher Verantwortung und kollektivem Handeln im Haudenosaunee-System.
Obwohl das Haudenosaunee-Bündnis und seine Prinzipien der internationalen Zusammenarbeit in der westlichen Diplomatie weitgehend unberücksichtigt blieben, können sie als eine bedeutende Inspiration für die Entwicklung moderner internationaler Organisationsmodelle dienen. Die "Vereinten Nationen" und der "Völkerbund" des 20. Jahrhunderts könnten von diesen indigenen Systemen und deren Prinzipien der langfristigen Verantwortung und des interkulturellen Dialogs lernen. Besonders die westliche Welt hat oft die tiefgreifenden indigenen Beiträge zur internationalen Rechtsordnung übersehen oder ignoriert, was in der gegenwärtigen globalen politischen Landschaft nach wie vor spürbar ist.
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass das Haudenosaunee-Modell nicht nur als ein politisches System zu betrachten ist, sondern als ein integraler Bestandteil einer lebendigen Kultur, die auf einem tiefen Verständnis von Verantwortung und Respekt für das Leben in allen Formen basiert. Die Prinzipien von Gayanehsragowah sind untrennbar mit der spirituellen Praxis der Haudenosaunee verbunden und machen das Modell der Governance zu einem ganzheitlichen Ansatz, der über das rein Politische hinausgeht. Sie legen dar, wie individuelle und kollektive Verantwortung Hand in Hand gehen müssen, um eine stabile und gerechte Gesellschaft zu schaffen.
Es ist zudem von entscheidender Bedeutung, die Rolle der Frauen in diesem System zu betonen. Insbesondere die Clan-Mütter, die eine Schlüsselrolle in der Auswahl und Überwachung der Häuptlinge spielten, hatten eine zentrale Bedeutung in der Wahrung der moralischen und ethischen Integrität des Systems. Ihre Entscheidungen beeinflussten nicht nur die Führung der Nationen, sondern sicherten auch die Fortführung der Prinzipien des "guten Verstandes", die für das Überleben und das Wohl der Gemeinschaft notwendig waren.
Wie Eigentum zur Ausbeutung von Menschen, Land und Governance beiträgt: Eine kritische Perspektive
Die Verbindung zwischen Eigentum und ökonomischer Entwicklung ist weitreichend und tief in der Geschichte verwurzelt. In der modernen Wirtschaft spielen Eigentumsrechte eine entscheidende Rolle nicht nur bei der Regulierung von Land und Ressourcen, sondern auch bei der Gestaltung von Machtverhältnissen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Dynamik ist, wie Eigentum als ein Instrument zur Schaffung und Aufrechterhaltung von Ungleichheit genutzt wird, sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene. Dies betrifft insbesondere die Beziehung zwischen Land und Kapital, die durch verschiedene finanzielle Instrumente weiter abstrahiert wird.
Das Konzept des Eigentums ist nicht nur juristisch, sondern auch ökonomisch von zentraler Bedeutung. Es ermöglicht nicht nur die Kontrolle über Land und Ressourcen, sondern auch die Umverteilung von Wohlstand und Macht. Besonders deutlich wird dies in der Rolle, die Land als ein handelbares Gut in den Finanzmärkten spielt. Durch die Aufteilung von Land in handelbare Anteile und die Verwendung dieser Anteile in finanziellen Instrumenten, wie etwa Real-Estate-Investment-Trusts (REITs) oder Hypotheken, wird Land zunehmend von seiner physischen Existenz abgekoppelt. Dies führt zu einer Reihe von Konsequenzen für die Governance von Land.
Ein erster Punkt ist, dass solche finanziellen Mechanismen es ausländischen Investoren ermöglichen, Kapital mit Land zu verknüpfen, unabhängig von dem tatsächlichen geografischen Standort dieses Landes. Diese Abstraktion schafft eine Trennung zwischen den Investoren und den betroffenen Gemeinschaften, die unter den Auswirkungen dieser Investitionen leiden. Die Verantwortung der Investoren gegenüber dem Land und den Menschen, die auf diesem Land leben, wird zunehmend verwischt. Gleichzeitig wird durch die Vielzahl an Akteuren, die an den Transaktionen beteiligt sind, der Einfluss des einzelnen Investors auf das Land weiter minimiert.
Zudem führt die Fragmentierung des Eigentums, die durch Finanzmärkte begünstigt wird, zu einer "Disaggregation" des Landbesitzes. Dies bedeutet, dass Eigentum in viele kleine Anteile aufgeteilt wird, die teilweise nur für Bruchteile einer Sekunde in hochfrequenten Finanztransaktionen existieren. In diesem System verlieren die Menschen, die auf dem Land leben, zunehmend die Kontrolle über ihre Umgebung, während diejenigen, die von den Finanzströmen profitieren, weit entfernt von den sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Entscheidungen bleiben.
Die Auswirkungen dieser Dynamik sind in verschiedenen geografischen Kontexten sichtbar. Von der zunehmenden Zahl luxuriöser Hochhäuser in städtischen Zentren bis hin zu verheerenden Landgrabbing-Vorgängen in ländlichen Gebieten – überall spielt die kapitalistische Logik der Profitmaximierung durch die Ausbeutung von Land eine zentrale Rolle. In vielen Fällen werden die Bedürfnisse und Interessen der lokalen Bevölkerung durch finanzielle und rechtliche Strukturen systematisch ignoriert, um Platz für den wirtschaftlichen Nutzen von Investoren zu schaffen.
Diese Entwicklung ist keineswegs neu. Die Verbindung zwischen Eigentum und Macht hat tiefe historische Wurzeln, die bis in die koloniale Vergangenheit zurückreichen. Die Logik des Eigentums und der Kontrolle über Ressourcen wurde von den Kolonialmächten als ein Instrument genutzt, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu sichern und die Ausbeutung der Kolonisierten zu legitimieren. Auch in der modernen Ära setzt sich diese Praxis fort, wobei die Akteure heute oft weniger sichtbar sind, aber die zugrunde liegende Struktur sich nicht verändert hat.
Insbesondere die Theorie des „racial capitalism“ bietet wertvolle Einblicke in diese Mechanismen. Sie argumentiert, dass Kapitalismus und Rassismus untrennbar miteinander verbunden sind und dass die Ausbeutung von Menschen durch Institutionen des Eigentums und der Arbeit ein wesentlicher Bestandteil der globalen kapitalistischen Ordnung ist. In diesem Kontext wird deutlich, dass die historischen Praktiken der Sklaverei und Zwangsarbeit nicht isolierte Phänomene waren, sondern grundlegend für die Entwicklung des modernen Kapitalismus.
Ein weiteres Beispiel für die Ausbeutung von Land und Menschen im Rahmen dieses Systems ist die Geschichte von Henrietta Lacks, deren Zellenlinie ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung für zahlreiche medizinische Forschungen verwendet wurde. Dies verdeutlicht, wie Eigentum im weiteren Sinne nicht nur auf landwirtschaftliche Ressourcen oder Immobilien, sondern auch auf den menschlichen Körper und seine Bestandteile ausgedehnt wurde, um den Kapitalfluss aufrechtzuerhalten.
Um diese Problematik zu verstehen, muss man auch den Zusammenhang zwischen Eigentum und Finanzmärkten begreifen. Die Finanzinstitutionen, die einen erheblichen Teil ihres ursprünglichen Wohlstands durch die Sklaverei und den Handel mit versklavten Menschen erworben haben, spielen heute weiterhin eine zentrale Rolle im globalen Kapitalismus. Sie profitieren von den gleichen Mechanismen der Land- und Ressourcenkontrolle, die einst zur Kolonialisierung und Versklavung dienten. Diese Verbindungen zwischen historischen Praktiken und modernen wirtschaftlichen Strukturen sind von entscheidender Bedeutung für das Verständnis von Kapitalismus und Entwicklung.
Die Entwicklung von Landrecht und -verwaltung in der Nachkriegszeit, insbesondere in den sogenannten Entwicklungsländern, kann als Fortsetzung kolonialer Praktiken gesehen werden, die darauf abzielten, die Kontrolle über Ressourcen zu sichern und die bestehenden Machtverhältnisse zu stabilisieren. Diese Dynamik ist nicht nur ein Relikt der Vergangenheit, sondern lebt in den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Strukturen weiter, die weltweit das Landrecht und die Eigentumsverhältnisse bestimmen.
Es ist von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass das moderne Verständnis von Eigentum und Kapital nicht neutral ist, sondern tief in der Geschichte von Ausbeutung und Ungleichheit verwurzelt. Die Diskussion um die Rolle von Eigentum in der wirtschaftlichen Entwicklung muss auch die sozialen, politischen und historischen Dimensionen berücksichtigen, die diese Strukturen hervorgebracht haben. Nur so kann ein fundiertes Verständnis von den Mechanismen und Auswirkungen des globalen Kapitalismus entwickelt werden, das über die bloße Betrachtung von Märkten und Finanzinstrumenten hinausgeht.
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