Die Vereinigten Staaten haben eine Geschichte imperialer Expansion, die weit über die Grenzen des amerikanischen Kontinents hinausgeht. Obwohl die Länder, die zu den US-Kolonien wurden, offiziell selten als solche betrachtet wurden, handelte es sich um Gebiete, die im Wesentlichen den Status von Kolonien hatten. Der letzte Festlandkolonie trat 1912 in die Union ein, und mit Alaskas Eingliederung 1959 schlossen sich alle größeren Festlandsgebiete der USA an. Diese Entwicklung wurde jedoch nie von einer breiten politischen Mehrheit unterstützt, die sich gegen den kolonialen Status dieser Gebiete stellte. Stattdessen wurde das Festlandimperium im Allgemeinen als unausweichlich angesehen und mit den Konzepten von Expansion und geopolitischen Interessen verbunden, die tief in der amerikanischen Mentalität verwurzelt waren.
Schon vor dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 gab es eine Ausdehnung über den amerikanischen Kontinent hinaus. Diese Erweiterung war weitaus kontroverser als die Expansion innerhalb des Kontinents und war zusätzlich von rassistischen Spannungen und wirtschaftlichen Interessen geprägt. Dennoch wurde diese Offshore-Expansion fortgesetzt, da die USA, in einem Zeitalter imperialer Vorrechte, der Ansicht waren, dass ein Imperium notwendig war, um ihre kommerziellen und geopolitischen Interessen zu wahren. Solche Expansionen, auch wenn sie nicht zwingend notwendig gewesen wären, wurden als Abwehrmaßnahmen gegen die wachsenden Ambitionen europäischer Staaten und als notwendige Verteidigung nationaler Interessen gerechtfertigt.
Der wachsende Einfluss der USA nach dem Zweiten Weltkrieg und das Entstehen eines globalen Imperiums, das auf internationalen und regionalen Institutionen basierte, änderte jedoch die Art und Weise, wie diese Expansion gerechtfertigt wurde. Die USA sahen sich fortan als die einzige Macht, die in der Lage war, globale öffentliche Güter bereitzustellen, ohne eigennützige Ambitionen zu verfolgen. Diese Ideologie, die die amerikanische Ausnahmeerscheinung betonte, wurde sowohl von der Welt als auch von den Vereinigten Staaten selbst weitgehend akzeptiert. Das amerikanische Imperium nach dem Zweiten Weltkrieg wurde daher nicht mehr in erster Linie durch die Notwendigkeit motiviert, den internationalen Kommunismus zu besiegen, sondern als ein Projekt zur Sicherung des Friedens und der globalen Stabilität.
Inzwischen hat das amerikanische Imperium eine Phase des Rückzugs eingeleitet. Dieser Rückzug ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Niedergang des Nationalstaates. Es ist ein entscheidender Punkt, der oft missverstanden wird. Der Rückzug des Imperiums muss nicht den Verfall des Nationalstaates bedeuten. Tatsächlich kann der Rückzug aus imperialen Bestrebungen sogar den Nationalstaat stärken, wenn die Ursachen des Rückzugs richtig verstanden werden. Der Rückzug der USA aus imperialen Verpflichtungen resultiert aus einer Vielzahl von Faktoren: der Schwächung des Konsenses über das Imperium unter den führenden nichtstaatlichen Akteuren (NSAs), der Zunahme wirtschaftlicher und politischer Herausforderungen sowie der zunehmenden Skepsis innerhalb der Bevölkerung gegenüber militärischen Interventionen und imperialen Ambitionen.
Die amerikanische Wirtschaft konnte in den ersten drei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg das Imperium aufrechterhalten und die materiellen Träume der Bürger erfüllen. Doch seit den 1970er Jahren ist eine relative und absolute wirtschaftliche Schrumpfung zu beobachten. Die sozialen und wirtschaftlichen Imbalancen innerhalb der USA haben nicht nur das Wachstum gehemmt, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit des Staates, eine effektive und gerechte Wirtschaftsstruktur zu schaffen, untergraben. Ein wesentlicher Aspekt dieser Entwicklung war die Veränderung in der Verteilung des nationalen Reichtums, die eine wachsende Kluft zwischen den verschiedenen sozialen Klassen hinterließ. Viele Mitglieder der mittelständischen Klasse und die ärmsten Schichten der Gesellschaft haben mit den Folgen dieser Veränderungen zu kämpfen.
Militärische Interventionen und internationale Einflussnahme, die auf militärischer Überlegenheit basieren, konnten nicht mehr als alleiniger Stützpfeiler des amerikanischen Imperiums dienen. Stattdessen sah sich die USA mit einer zunehmend zersplitterten Weltgemeinschaft konfrontiert, die in vielen Fällen nicht bereit war, sich hinter den Interventionen der USA zu vereinen. Die Vereinigten Staaten behielten zwar die größte militärische Macht der Welt, jedoch war die Fähigkeit, internationale Institutionen und Bündnisse zur Unterstützung imperialer Bestrebungen zu mobilisieren, zunehmend eingeschränkt.
Dieser Wandel war jedoch nicht nur eine Reaktion auf äußere Faktoren, sondern spiegelte auch eine tiefgreifende Unentschlossenheit innerhalb der USA wider, wie man sich zu internationalen Institutionen und Verträgen verhält. Obwohl die USA das Fundament globaler Institutionen nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt hatten, war die Bereitschaft, Reformen zuzulassen und den Institutionen zu erlauben, effektiver zu agieren, minimal. Die mangelnde Bereitschaft zur Kooperation und die wiederholte Weigerung, internationalen Normen und Vereinbarungen vollständig zu folgen, führte zu einem Verlust an Einfluss. Insbesondere die internationalen Organisationen, die ursprünglich unter US-amerikanischer Führung ins Leben gerufen worden waren, wurden zunehmend von anderen Nationen umgangen, die alternative Wege fanden, um die US-amerikanische Einflussnahme zu umgehen.
Ein weiterer bedeutender Faktor war der Wandel in der Rolle nichtstaatlicher Akteure (NSAs). Medien, Stiftungen, Think Tanks und multinationale Unternehmen, die zuvor als treue Unterstützer der US-Politik agierten, haben ihre Beziehungen zum amerikanischen Imperium verändert. Viele dieser Akteure sind nun globaler orientiert und haben das nationale Interesse der USA zunehmend infrage gestellt. Ein Beispiel dafür ist das „Manifest“ von Mark Zuckerberg aus dem Jahr 2017, in dem er den globalen Fokus von Facebook betonte und die Rolle der US-Regierung nicht erwähnte.
Diese Entwicklung zeigt, wie sich die amerikanische Außenpolitik von einer imperialen Agenda hin zu einer zunehmend international orientierten Politik verschieben kann, die nicht mehr auf einer einseitigen Interessenwahrnehmung basiert.
Die USA sind in einer Situation, in der die hegemoniale Ordnung, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten, nicht mehr in der gleichen Weise funktioniert wie früher. Die globalen Herausforderungen der Gegenwart, von Klimawandel bis hin zu Terrorismus und Pandemien, erfordern eine Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg. Doch die USA müssen lernen, diese Herausforderungen nicht mehr nur aus einer imperialen Perspektive heraus zu bewältigen. Der Rückzug aus imperialen Ambitionen bietet die Gelegenheit für einen neuen Ansatz in der Außenpolitik, der die weltweiten Herausforderungen als gemeinsame zu bewältigende Probleme ansieht.
Warum wurde Texas als Sklavenstaat Teil der Vereinigten Staaten?
Die Unabhängigkeit der Republik Texas war von Beginn an mit der Frage der Sklaverei verknüpft. Ihre Verfassung legalisierte nicht nur die Sklaverei, sondern sicherte auch das ungehinderte Mitbringen versklavter Menschen aus den Vereinigten Staaten. Es wurde ausdrücklich verboten, dass Sklaven ohne Zustimmung des Kongresses freigelassen werden konnten, und es war Personen afrikanischer Herkunft – ganz gleich, ob vollständig oder teilweise – untersagt, sich dauerhaft in der Republik niederzulassen. Dies war nicht nur ein politisches Statement, sondern ein institutioneller Ausdruck rassistischer Exklusion, mit dem sich Texas als weiß dominierte, sklavenhaltende Gesellschaft etablierte.
Der Wunsch nach Annexion an die Vereinigten Staaten war von Anfang an präsent, doch in Washington war der politische Preis dafür hoch. Präsident Van Buren sah sich außerstande, das Thema zur Abstimmung zu bringen, da es innenpolitisch zu brisant war. Der Sklavenstaat Texas, dessen Beitritt das Gleichgewicht zwischen freien und sklavenhaltenden Staaten zu kippen drohte, war für die Abolitionisten inakzeptabel. Die USA hielten sich daher zurück, während Texas unter Sam Houston und später unter Mirabeau Buonaparte Lamar eine eigenständige Republik blieb.
Lamar, der zweite Präsident der Republik Texas, lehnte die Annexion vehement ab. Er strebte eine selbstständige, kontinentale Expansion an – ein unabhängiges Texas vom Golf bis zum Pazifik. Seine Regierungszeit war geprägt von ökonomischer Misswirtschaft, aggressiver Indianerpolitik und geopolitischem Größenwahn. Innenpolitisch führte dies zu finanzieller Destabilisierung: Die ausgegebenen „Redbacks“ verloren rapide an Wert, und die junge Republik stand bald am Rande des Bankrotts. Militärisch unternahm Lamar den Versuch, durch eine Expedition nach Santa Fe den Einflussbereich auszuweiten – ein kühner, aber letztlich gescheiterter Versuch, kalifornisches Territorium als Vorposten zu sichern.
Auf internationaler Ebene hingegen suchte Lamar Rückhalt in Europa, vor allem bei Großbritannien. Die Briten, längst entschlossen, die weltweite Sklaverei zurückzudrängen, sahen in Texas eine Chance: Sie könnten Einfluss gewinnen, Handelsvorteile sichern und zugleich der Sklaverei Einhalt gebieten. Eine britische Protektion hätte nicht nur Texas unabhängiger von den USA gemacht, sondern auch dem südlichen Sklavenmodell einen empfindlichen Schlag versetzt. Aus Sicht der Vereinigten Staaten war dies ein geopolitisches Menetekel.
Als 1842 ein Vertrag zwischen Texas und Großbritannien ratifiziert wurde, wurde in Washington die Annexion plötzlich wieder zur Priorität. Sam Houston, erneut Präsident, favorisierte nun die Eingliederung in die Union. Präsident John Tyler stand jedoch vor erheblichen politischen Hürden. Um den Widerstand der Sklavereigegner zu umgehen, griff er schließlich zu einem fragwürdigen Mittel: Statt den Beitritt über einen regulären Vertrag mit der Zustimmung von zwei Dritteln des Senats zu regeln, setzte er eine einfache gemeinsame Resolution durch, die nur eine einfache Mehrheit benötigte – ein juristisch zweifelhafter, aber letztlich erfolgreicher Schritt.
Im September 1845 akzeptierte Texas das Angebot und trat als sklavenhaltender Staat der Union bei. Dieser Beitritt war in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich: Texas war nie ein Territorium der Vereinigten Staaten und genoss gewisse Sonderrechte. Anders als andere Bundesstaaten musste Texas nach seinem Beitritt weiterhin allein mit dem indigenen Widerstand fertig werden. Die Comanchen führten übe
Wie die Monroe-Doktrin und die Roosevelt-Korrektur das US-Imperium im Karibikraum formten
Sumner hatte sich gegen die Annexion von Texas ausgesprochen, war jedoch kein Antiimperialist. Er unterstützte 1867 den Kauf von Alaska (nicht jedoch die Dänischen Westindischen Inseln) und setzte sich dafür ein, Kanada als Vergeltung für Großbritanniens Unterstützung der Konföderierten im Bürgerkrieg zu annektieren. Als Präsident Ulysses S. Grant am 2. Januar 1870 unerwartet in sein Haus kam, um seine Unterstützung für den Annexionvertrag der Dominikanischen Republik zu suchen, zeigte Sumner keine Ablehnung. Doch er erwies sich als Grants stärkster Gegner, und es ist durchaus möglich, dass die Annexion ohne seine Intervention weitergegangen wäre. Grant verzieh Sumner nie das, was er als einen Akt des Verrats betrachtete, und sorgte dafür, dass dieser nach dem Scheitern des Annexionstraktats als Vorsitzender des Ausschusses für Außenbeziehungen im Senat abgesetzt wurde.
Sumners Opposition zur Annexion beruhte auf verschiedenen Überlegungen. Eine davon war die fragwürdige Natur derjenigen, die in der Dominikanischen Republik selbst für die Annexion kämpften. Darunter befanden sich zwei amerikanische Unternehmer (General William Cazneau und Joseph Fabens), die die Unterstützung von General Orville Babcock im Weißen Haus genossen. In seiner berühmten Rede vom 27. März 1871 bezeichnete Sumner Babcock als „[einen] jungen Offizier, unerfahren im Leben, unwissend in der Welt, ungeübt in der spanischen Sprache (Sumner war fließend), unerfahren im ‚Völkerrecht‘, der nichts von der Beziehung zwischen Nationen wusste und der das Grundgesetz seines Landes nicht kannte.“
Die territorialen Interessen der Vereinigten Staaten in der Karibik wurden durch die Beteiligung europäischer Mächte an den Finanzströmen der Region bedroht. Dies war besonders relevant, da die US-Wirtschaft von den Zuckerexporten der Dominikanischen Republik profitierte, deren Hafenanlagen jedoch weder für den militärischen Gebrauch durch die US-Marine noch für eine direkte militärische Präsenz taugten. Der gescheiterte Annexionstraktat hinterließ jedoch eine wachende US-Regierung, die die deutsche Marine als zunehmend relevante Gefahr im Karibikraum betrachtete, besonders nach der Bombardierung der haitianischen Hauptstadt durch deutsche Fregatten im Jahr 1872.
Die Monroe-Doktrin von 1823, die die Vereinigten Staaten vor europäischer Einflussnahme auf den amerikanischen Kontinent schützen sollte, hatte sich als nützlich erwiesen, jedoch fehlte ihr die Durchsetzungskraft des internationalen Rechts. Sie konnte nicht garantieren, dass europäische Mächte sich daran halten würden. Infolgedessen bestand die Notwendigkeit, eine stärker durchsetzungsfähige Politik zu entwickeln, um die geostrategischen Interessen der Vereinigten Staaten zu wahren, ohne direkt auf koloniale Herrschaft zurückzugreifen. Diese Notwendigkeit führte zur Einführung des „Roosevelt-Korrektivs“ im Jahr 1904, das die US-Politik gegenüber der Karibik und Südamerika grundlegend veränderte.
In seiner Rede zur Lage der Nation 1904 erklärte Präsident Theodore Roosevelt, dass die Vereinigten Staaten, wenn eine Nation die Ordnung aufrechterhält und ihre Verpflichtungen bezahlt, keine Intervention befürchten müsse. Sollte jedoch chronisches Fehlverhalten oder politisches Versagen ein Land in eine Situation bringen, in der es sich nicht mehr selbst helfen könne, so würde dies eine internationale polizeiliche Intervention erfordern. Im Rahmen des „Roosevelt-Korrektivs“ erhielten die Vereinigten Staaten die rechtliche Grundlage für eine aktive Rolle in der Karibik, insbesondere wenn unabhängige Staaten in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, die europäische Mächte zur Intervention einladen könnten.
Ein exemplarisches Beispiel für die Anwendung dieser Politik war die Dominikanische Republik. Nachdem das Land 1900 den US-Dollar als offizielle Währung übernommen hatte, blieb es jedoch finanziell instabil und war nicht in der Lage, seine Schulden zu bedienen. 1905 etablierte die US-Regierung ohne Kongressgenehmigung eine Zollempfangsstelle, die den Großteil der staatlichen Einnahmen kontrollierte. Die vorrangige Verwendung dieser Einnahmen war die Bedienung der Schulden, um eine europäische Intervention zu verhindern. Dieser Zustand dauerte bis 1940, wobei die Vereinigten Staaten faktisch als Protektorat in der Dominikanischen Republik agierten.
Die US-Beteiligung in der Dominikanischen Republik eskalierte während des Ersten Weltkriegs weiter. Auch wenn die Vereinigten Staaten zunächst neutral waren, bestand die Möglichkeit einer deutschen Invasion in die Karibik, und 1916 wurde die Dominikanische Republik militärisch besetzt, nachdem eine Revolution als Vorwand diente. Dies führte zu einer brutaleren Form der Intervention, bei der US-Marineoffiziere die politische Führung übernahmen und die Bevölkerung in den Kolonialkrieg verwickelt wurde. Der Widerstand der dominikanischen Bevölkerung, besonders im Osten des Landes, führte zu blutigen Guerillakriegen gegen die Besatzung, was die brutalsten Methoden der Gegeninsurgency zur Folge hatte.
Wichtiger als das direkte militärische Eingreifen war jedoch die langfristige Auswirkung dieser Politik auf die geopolitische Landschaft der Karibik. Die Einführung des „Dollarimperialismus“, bei dem Staaten durch US-amerikanische Finanzmittel und -strategien in die Abhängigkeit von Washington gebracht wurden, ermöglichte es den Vereinigten Staaten, ihre Vorherrschaft in der Region ohne die Notwendigkeit einer offiziellen Kolonialisierung aufrechtzuerhalten. Auch wenn die Dominikanische Republik nie offiziell eine Kolonie der Vereinigten Staaten wurde, so waren ihre internationalen Beziehungen und Finanzströme de facto unter US-Kontrolle. Damit wurde der Weg für ein weiteres Expansionismus- und Interventionsregime in der Karibik geebnet, das sich später auf andere Staaten ausdehnen sollte.
Wie die USA die Bretton-Woods-Institutionen prägten und ihre globale Wirtschaftsherrschaft festigten
Trotz der Versprechungen einer stabilen Weltwirtschaft hatte der Zweite Weltkrieg die Ursachen der Großen Depression und den ökonomischen Zusammenbruch der Zwischenkriegsjahre nicht beseitigt. Mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg im Jahr 1941 war es jedoch klar, dass die USA entschlossen waren, ein System globaler Wirtschaftsorganisationen zu schaffen, in dem sie nicht nur eine führende Rolle spielen würden, sondern auch eine dominante Position innehaben sollten. In der Woche nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor wies der US-Finanzminister Henry Morgenthau seinen Direktor für monetäre Forschung, Harry Dexter White, an, einen Plan für die wirtschaftliche Ordnung nach dem Krieg zu erarbeiten. Die Ideen Whites entwickelten sich weiter in den Monaten vor der Bretton-Woods-Konferenz im Juli 1944. Doch die zentralen Konzepte blieben unverändert und waren bereits 1934 von White skizziert worden.
Die USA forderten eine internationale Stabilisierung der Währungen, da die Expansion des Geschäfts nur mit einem System fester Wechselkurse möglich war. Der US-Dollar sollte das Zentrum dieses Systems bilden, wobei Gold weiterhin eine Rolle spielte – auch wenn eine Rückkehr zum Goldstandard vor dem Ersten Weltkrieg als nicht praktikabel galt. Die endgültigen Details dieses Systems wurden auf der Konferenz geregelt und führten zur Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Häufig als ein anglo-amerikanisches Projekt dargestellt, bei dem andere Länder entweder ignoriert oder nicht repräsentiert wurden, war der IWF in der Praxis eine Schöpfung der USA. Trotz der intellektuellen Brillanz des britischen Verhandlungsführers John Maynard Keynes konnte dieser den taktischen Fähigkeiten des amerikanischen Teams unter der Leitung von Harry Dexter White nicht gewachsen sein. In nahezu allen wesentlichen Fragen setzte sich die amerikanische Sicht durch.
Das Herzstück der amerikanischen Kontrolle des IWF war das Quoten-System, das jedem Land gemäß einer komplexen Formel eine bestimmte Quote zuteilte und den USA die größte Kontrolle verschaffte. Tatsächlich erhielten die USA auf der Konferenz mehr als ein Drittel des Gesamtvolumens an Quoten. Da die Abstimmungen im IWF primär auf der Basis dieser Quoten erfolgten, befanden sich die USA in einer dominierenden Position. Die USA hatten zudem ein faktisches Vetorecht, da für Änderungen der Satzung des IWF sowie für einige andere Entscheidungen eine Mehrheit von 80 Prozent der Stimmen erforderlich war. Zudem bestand die Forderung, den IWF in Washington, DC, zu ansiedeln. Trotz der formalen Zuständigkeit eines Verwaltungsrates wurden nahezu alle Entscheidungen von den Exekutivdirektoren getroffen, wobei die fünf größten Quoteninhaber jeweils ihren eigenen Direktor hatten, während alle anderen Länder sich zunächst sieben Direktoren teilen mussten. Aufgrund dieses Abstimmungsverfahrens hätte der US-Direktor (der die 154 Mitglieder vertrat) die Verhandlungen effektiv kontrolliert.
Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war die Festlegung in der Satzung, dass zwei der sieben Direktorenposten für lateinamerikanische Länder reserviert sein sollten. Das System fester Wechselkurse, das vom IWF eingerichtet wurde, erwies sich in den ersten 25 Jahren als vorteilhaft für die USA. Länder band ihre Währungen an den US-Dollar, während die USA den Dollar zu einem festen Goldpreis von 35 Dollar pro Feinunze an Gold koppelte. Dies war jedoch kein Goldstandard im klassischen Sinn, da nur Zentralbanken die Möglichkeit hatten, ihre Dollar bei den USA gegen Gold zu tauschen. Dennoch geriet dieses System durch die Zahlungsbilanzdefizite der USA im Vietnamkrieg in eine Krise, die 1971 mit dem Bruch der Goldbindung des US-Dollars durch Präsident Nixon endete. In der Folge sah es so aus, als könnte der IWF in Vergessenheit geraten, aber die Latinamerikanische Schuldenkrise von 1982 sorgte für eine erneute Aufwertung des IWF als Institution.
Neben dem IWF wurde während der Bretton-Woods-Konferenz auch der Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) gegründet, die heute als Weltbank bekannt ist. Wie beim IWF war es auch beim IBRD die USA, die das Kommando übernahm. Der IBRD setzte die gleiche gewichtete Abstimmungsstruktur wie der IWF ein und war in Washington, DC, angesiedelt. Das ermöglichte der US-Regierung eine dominante Rolle in dieser neuen Organisation. Es wurde auch beschlossen, dass kein Land Mitglied des IBRD werden konnte, ohne auch Mitglied des US-dominierten IWF zu sein. Der Präsident der Weltbank sollte ein US-Amerikaner sein, was weitere Einflussnahme durch die Vereinigten Staaten sicherstellte.
Anfangs lag der Fokus der Weltbank auf dem Wiederaufbau Westeuropas nach dem Krieg. Doch der begrenzte Erfolg der Kredite aus der Weltbank und der Marshall-Plan führte dazu, dass die Weltbank schnell an Bedeutung zu verlieren drohte. Diese Entwicklung änderte sich jedoch, als Präsident Truman in seiner Ansprache zur Amtseinführung 1949 die Notwendigkeit eines neuen Programms zur Unterstützung von Entwicklungsgebieten ansprach. In seiner vierten Rede stellte er fest, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung unter extrem schlechten Lebensbedingungen leidet und dass die Förderung dieser Länder zu einem zentralen Teil der US-Politik werden sollte. Ab diesem Zeitpunkt nahm die Weltbank eine aktivere Rolle in der Finanzierung von Projekten in den Entwicklungsländern ein und passte ihre Ziele den Interessen der USA an.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Leser versteht, dass diese Institutionen nicht nur als Werkzeuge für wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg dienten, sondern vor allem als Mittel zur Festigung der geopolitischen und wirtschaftlichen Macht der USA. Die Gestaltung dieser Institutionen, mit einer klaren US-Dominanz, war kein bloßer Zufall, sondern ein strategischer Schritt, um die USA als globalen Wirtschaftsmacht zu etablieren und ihre Interessen durchzusetzen. Selbst als das Bretton-Woods-System in den 1970er Jahren zusammenbrach, blieb der Einfluss der USA in den internationalen Institutionen bestehen, wobei der IWF und die Weltbank weiterhin als zentrale Instrumente in der globalen Finanzordnung dienten.
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