In der virtuellen therapeutischen Begegnung, bei der der Bildschirm zur zentralen Schnittstelle zwischen Klient und Therapeut wird, entsteht eine neue Form von Sichtbarkeit – eine entblößende und gleichzeitig reflektierende Präsenz. Dieses digitale Spiegelbild ist nicht neutral. Für viele Klient:innen wird es zur Projektionsfläche innerer Konflikte, zur Bühne, auf der sich das Verhältnis zum eigenen Körper, zur eigenen Geschichte und zum eigenen Selbst inszeniert. Der Bildschirm wird nicht selten als ein deformierter Spiegel erlebt, der ein Bild zurückwirft, das unvollständig, unproportional, unangemessen erscheint. Dies trifft insbesondere auf Personen mit Störungen der Selbst- und Körperwahrnehmung zu – etwa bei Essstörungen, Dysmorphophobie oder Suchtverhalten –, bei denen die visuelle Selbstkonfrontation eine quasi-verfolgende Qualität annehmen kann.
Die therapeutische Situation verschiebt sich dadurch. Der Fokus liegt nicht mehr ausschließlich auf der Beziehung zum Gegenüber, sondern wird überlagert durch eine obsessive Kontrolle des eigenen Gesichtsausdrucks, des Blicks, der Haltung. Der Bildschirm verwandelt sich in ein superegoisches Auge, das überwacht, bewertet und lähmt. Die Folge: eine Entfremdung vom inneren Erleben, ein Rückzug aus der therapeutischen Beziehung, ein Festhalten an einem idealisierten, nie erreichbaren Bild des Selbst. Doch gerade dieses Unbehagen birgt eine Chance – sofern es im therapeutischen Prozess thematisiert und durchgearbeitet wird. Es wird zur Eintrittspforte in die tieferen Schichten des Selbst, zu Angst, Scham, Abwehr und den dahinterliegenden Mustern.
Erfahrungen mit Traumapatient:innen zeigen ein anderes Bild. Hier kann die Distanz des Bildschirms entlastend wirken. Scham- und Schuldgefühle werden nicht durch die physische Präsenz des Gegenübers verstärkt, sondern durch die mediatisierte Distanz abgeschwächt. Dadurch kann es leichter fallen, schmerzhafte Inhalte zu verbalisieren. Die Virtualität schafft einen Schutzraum, der Offenheit begünstigt – einen Raum, der es ermöglicht, Nähe neu zu definieren, nicht über physische Präsenz, sondern über affektive Resonanz.
Diese Resonanz entsteht in einem virtuellen Systemischen Feld (VSF), das nicht an reale Räume gebunden ist, sondern durch emotionale Ko-Präsenz, symbolische Verdichtung und imaginative Erweiterung geprägt ist. Die Online-Praxis öffnet einen Möglichkeitsraum, in dem das symbolisch-imaginäre Erleben intensiver aktiviert wird – gerade dort, wo es in der Gegenwartsgesellschaft geschwächt ist. Der symbolische Raum, in dem Körper, Affekte, Geschichte und Beziehung sich begegnen, ist in vielen aktuellen Symptomen – vom Aktionismus bis zur psychosomatischen Erstarrung – blockiert. In diesem Raum wird Denken wieder mit Fühlen verbunden, Handlung mit Bedeutung, der Körper mit der Geschichte.
Die Gegenwartskultur hingegen fördert das Gegenteil: Vereinheitlichung, normierte Identitätsangebote, kollektive Zugehörigkeit über Konformität. Besonders junge Menschen folgen dem Imperativ der Sichtbarkeit, Körperkult, Optimierung und Selbstoptimierung – auch in der Psychotherapie. Die Entscheidung für Online-Therapie kann somit nicht nur aus einem inneren Bedürfnis heraus entstehen, sondern auch als Ausdruck eines sozialen Habitus gelesen werden, als Modetrend, der psychisches Leiden standardisiert und einer konsumierbaren Lösung zuführt.
Therapie, wenn sie wirksam sein will, darf sich diesem Trend nicht anpassen. Sie muss gegenläufig arbeiten, sich verweigern, wo die Gesellschaft beschleunigt, vereinheitlicht und normiert. Sie darf keine serielle Diagnostik oder mechanische Behandlungsprotokolle übernehmen, sondern muss Kreativität und Singularität schützen. Das therapeutische Gespräch ist kein Austausch von Informationen, sondern ein Ausnahmezustand – ein Ort, an dem Subjektivität wieder Gestalt annehmen darf.
Gerade im virtuellen Raum, wo Zeit und Raum aufgelöst scheinen, kann sich dieses Andere entfalten: die Erfahrung einer Resonanz, die nicht simuliert ist, einer Begegnung, die nicht effizient sein muss, einer Stimme, die gehört wird, ohne sofort verstanden werden zu müssen. Der Bildschirm wird nicht zur Grenze, sondern zur Membran – durchlässig für Affekte, Bedeutungen, Beziehungen.
Wichtig ist, dass diese virtuelle therapeutische Begegnung nicht als bloßes Ersatzszenario verstanden wird, sondern als ein eigenständiger Raum mit spezifischen Chancen und Risiken. Die mediale Distanz kann Zugang zu verdrängten Anteilen schaffen – gerade weil sie ein anderes Zeitgefühl, eine andere Form der Nachwirkung ermöglicht. Der Klient bleibt im geschützten Raum des Eigenen, reflektiert nach der Sitzung, trägt das Erlebte weiter, statt es im Alltag sofort zu überschreiben.
Gleichzeitig darf man die Gefahr nicht unterschätzen, dass die Online-Therapie in die Logik der schnellen Lösungen integriert wird. Der Druck zur Selbstoptimierung, die kulturelle Intoleranz gegenüber Schmerz und Scheitern, die Pathologisierung jeglicher Abweichung vom Funktionalen – all das steht einer authentischen therapeutischen Erfahrung entgegen. Die therapeutische Beziehung muss diese Tendenzen konterkarieren, nicht bestätigen. Sie muss sich Zeit nehmen, Differenz aushalten, Singularität respektieren. Nur so kann auch das Virtuelle zu einem echten Ort der Wandlung werden.
Wie beeinflussen digitale Formate die Praxis der Veröffentlichung von Fachzeitschriften?
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Verlagspraktiken haben die Veröffentlichung von Fachzeitschriften erheblich verändert. Während viele Zeitschriften mittlerweile vollständig auf digitale Formate umgestellt haben, bleibt die Praxis der parallelen Veröffentlichung sowohl in gedruckter als auch in digitaler Form nach wie vor weit verbreitet (Klus & Dilger, 2020). Diese Entwicklung hat zu zahlreichen Diskussionen geführt, nicht nur darüber, was sich in den Veröffentlichungspraktiken geändert hat, sondern auch, was weiterhin Bestand hat (Boyce et al., 2014; Cope & Kalantzis, 2014; Davidson, 2005; Evans, 2008; Ware, 2005).
Zu den häufigsten Veränderungen zählen die Möglichkeit einer schnelleren Veröffentlichung, die Nutzung multimodaler Formate, einschließlich Videos oder Bilder, die erhöhte Zugänglichkeit durch Open-Access-Formate und die in einigen Fällen reduzierten Veröffentlichungskosten (Cope & Kalantzis, 2014; Evans, 2008; Klus & Dilger, 2020). Trotz dieser Neuerungen bleibt bei vielen wissenschaftlichen Zeitschriften jedoch das Verfahren der Peer-Review unverändert. Auch im digitalen Zeitalter wird häufig das System der doppelblinden Begutachtung beibehalten, bei dem die Anonymität eine begrenzte Einsicht in den Verlauf des Verfahrens gewährt. Infolgedessen bleibt oft unklar, wie die Interessen und Identitäten der Gutachter in den Veröffentlichungsprozess einfließen (Cope & Kalantzis, 2014).
Trotz der Veränderungen, die durch den Wechsel zu digitalen Formaten entstanden sind, können Zeitschriften—ob digital oder gedruckt—als Meta-Texte betrachtet werden. Der Begriff „Meta-Text“ bezieht sich darauf, dass Zeitschriften nicht nur Texte über die Artikel, die sie veröffentlichen, darstellen, sondern auch über die Textpraktiken, die mit der Veröffentlichung dieser Artikel verbunden sind. Ein Meta-Text kommuniziert also nicht nur über den Inhalt, sondern auch über die Prozesse der Textproduktion und -verbreitung. Dies lässt sich mit dem Konzept der Metakommunikation vergleichen, bei dem Kommunikation über Kommunikation stattfindet (Watzlawick et al., 1967).
Wie jeder Text kann auch die Veröffentlichung von Fachzeitschriften in Bezug auf bestimmte Konzepte wie Autorschaft, Leserschaft, Kommunikationsmodus und den Kontext, in dem sie erscheinen, analysiert werden. In diesem Kapitel wird die Praxis der Zeitschriftenveröffentlichung anhand theoretischer Konzepte wie Textualität, Adressierbarkeit, Intertextualität, Entextualisierung, Multimodalität, der Rolle des Schreibens und den Machtasymmetrien, die in lokalen und translokalen Kontexten vermittelt werden, behandelt. Diese Begriffe stammen aus verschiedenen theoretischen Ansätzen, einschließlich dialogischer Theorien (Bakhtin, 1981, 1984, 1986), poststrukturalistischer Ansätze (Barthes, 1977; Derrida, 1997), funktionalen Diskursansätzen (Bazerman & Prior, 2004; Beaugrande & Dressler, 1981; Blommaert, 2005) und der institutionellen Ethnografie (Smith, 1990, 2006).
Ein entscheidender Aspekt bei der Betrachtung von Fachzeitschriften als Meta-Texte ist das Konzept der „Textualität“. In der Textlinguistik wird „Textualität“ als eine Reihe von interrelatierten Eigenschaften beschrieben, die einen Text bedeutungsvoll machen. Zu diesen Eigenschaften gehören Kohäsion, Kohärenz und Informativität. Kohäsion beschreibt, wie Sätze und Abschnitte durch sprachliche Mittel miteinander verbunden sind, etwa durch Konjunktionen wie „Deshalb“. Kohärenz bezieht sich auf das Verständnis von Texten im Zusammenhang mit dem Vorwissen der Rezipienten. Fachzeitschriften, die von Experten verfasst werden, sind oft schwieriger zu verstehen, wenn sie von Laien gelesen werden. Informativität bedeutet, dass ein Text immer neue Informationen bieten sollte, die zur Schließung einer Forschungslücke oder zur Erweiterung eines bestehenden Wissens beitragen.
Trotz der objektiven Merkmale von Textualität ist die Textproduktion selbst ein Prozess der Reifikation—der Umwandlung von einem dynamischen, interaktiven Akt in ein greifbares Artefakt. Dabei spielt die Wahl der Medien und der Modi eine wichtige Rolle, da sie den Sinn eines Textes maßgeblich beeinflussen. In Fachzeitschriften sind die Materialien, in denen Wissen präsentiert wird, nicht nur Texte im klassischen Sinne, sondern auch multimediale Ausdrucksformen, die eine zusätzliche Dimension des Wissens vermitteln.
Die Bedeutung der digitalen Transformation wird besonders deutlich, wenn wir uns die multimodalen Ansätze anschauen, die in modernen wissenschaftlichen Veröffentlichungen immer häufiger zu finden sind. Die Integration von Video, interaktiven Grafiken und digitalen Datensätzen eröffnet neue Wege, Wissen zu vermitteln, die über den traditionellen Rahmen des geschriebenen Textes hinausgehen. Diese Neuerungen tragen nicht nur zur Verbesserung der Zugänglichkeit bei, sondern erweitern auch die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Kommunikation.
Der Übergang von der gedruckten zur digitalen Zeitschrift hat somit nicht nur den Produktionsprozess verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Wissen konsumiert wird. Die Verbreitung von Open-Access-Publikationen hat die Schranken des traditionellen wissenschaftlichen Marktes durchbrochen, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Wissenschaftler, die Verlage und die Leser gleichermaßen mit sich bringt. Der wachsende Einfluss digitaler Medien auf die akademische Welt zeigt sich in einer zunehmenden Diversifizierung der Textarten und der Art und Weise, wie wissenschaftliche Informationen präsentiert werden.
Es ist wichtig zu erkennen, dass der Übergang zur digitalen Veröffentlichung nicht nur technische Veränderungen mit sich bringt, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die sozialen und institutionellen Strukturen hat, die die Wissenschaft und ihre Verbreitung regeln. So bleiben trotz der vielen positiven Aspekte, die die Digitalisierung mit sich bringt, auch die traditionellen Machtstrukturen und formalen Verfahren erhalten, die die wissenschaftliche Veröffentlichung prägen. Dies betrifft nicht nur die Rolle der Autoren und Gutachter, sondern auch die der Institutionen, die für die Erstellung und Validierung von Wissen verantwortlich sind.
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