Die Untersuchung von Sekundärelektronenemissionen (SEE) auf Oberflächen mit unterschiedlichen strukturellen Merkmalen, insbesondere auf Oberflächen mit Gurkenrinnenstrukturen, hat bedeutende Auswirkungen auf die Effizienz der Elektronenemission. Eine besondere Rolle spielt dabei die Struktur der Oberfläche, die nicht nur die Gesamtsekundärelektronenausbeute, sondern auch die Energieverteilung und den Winkel der ausgesandten Sekundärelektronen beeinflusst. Durch die Anpassung der Oberflächenstruktur können die Eigenschaften der Sekundärelektronenemission signifikant verändert werden, was in verschiedenen technologischen Anwendungen von großer Bedeutung ist.

Abbildung 4.13 zeigt die Ausbeutekurven der Sekundärelektronen, die senkrecht auf eine Struktur mit Gurkenrinnen auftreffen. Die Strukturparameter wie die rechteckige Halbbreite K (30 µm), die rechteckige Höhe H (4 µm), die horizontale Halbachsenlänge a (40 µm) und die vertikale Halbachsenlänge b (60 µm) spielen eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wird die Porosität der Struktur P = 0,75 berücksichtigt. Es ist zu erkennen, dass die Kurven für die Gesamtsekundärelektronenemission (SEY), die wahren Sekundärelektronen (TSEY) und die rückgestreuten Sekundärelektronen (BSEY) alle einen Rückgang der Spitzenwerte bei der Gurkenrinnenstruktur aufweisen. Insbesondere sinken die Spitzenwerte des TSEY von etwa 1,5 auf 1,1, und die BSEY von 0,54 auf 0,42, was einen Rückgang der Gesamtausbeute von 25,5 % auf der Gurkenrinnenoberfläche bedeutet.

Diese Veränderungen in der Sekundärelektronenausbeute sind auf die einzigartige Struktur der Oberfläche zurückzuführen, die eine vermehrte Anzahl von Elektronen in der Falle hält, was zu mehrfacher Wiederbefallung und erneutem Ausstoß der Sekundärelektronen führt. Diese wiederholten Vorgänge führen zu einer Verringerung der durchschnittlichen Auftreffenergie der Elektronen und einer damit einhergehenden Verengung des Energiespektrums der Sekundärelektronen, wie in Abbildung 4.14 gezeigt. Die Energieverteilung der Sekundärelektronen wird durch die Oberflächenstruktur maßgeblich beeinflusst, wobei das Spektrum sich in der Nähe der Spitzenregion konzentriert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Sekundärelektronenemission ist der Winkel, unter dem die Elektronen auf die Oberfläche treffen. Wie in Abbildung 4.15a und b dargestellt, zeigt sich eine deutliche Symmetrie der Ausbeutekurven entlang der mittleren Achse der Struktur. Besonders an den Rändern der Struktur zeigt sich der größte Effekt der Unterdrückung der Sekundärelektronenemission. Zudem nimmt die Ausbeute an Sekundärelektronen mit zunehmendem Einfallswinkel zu, was sich in einer Verschiebung des Energiepeaks nach rechts äußert.

Die verschiedenen Parameter der Oberflächenstruktur, wie die Breite der rechteckigen Rillen oder die Form der Ellipsen, haben ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Sekundärelektronenemission. Abbildung 4.16a zeigt, dass die Sekundärelektronenemission mit zunehmender Breite der rechteckigen Rillen zunimmt, während die Emission der gesamten Oberfläche eine anfängliche Verringerung und dann eine Zunahme aufweist. Dies erklärt sich durch die Wechselwirkung der Strukturparameter mit der Porosität der Oberfläche und deren Fähigkeit, Elektronen in die Falle zu leiten. In Abbildung 4.16b wird zudem eine Abnahme der rückgestreuten Sekundärelektronen (BSEY) bei zunehmender Rillenbreite beobachtet, während die wahre Sekundärelektronenausbeute stärker betroffen ist.

Die Ellipsenform der Gurkenrinnenstruktur beeinflusst ebenfalls die Sekundärelektronenemission, wie in Abbildung 4.17 gezeigt wird. Die Länge der vertikalen Halbachse b hat einen signifikanten Einfluss auf die Gesamtsekundärelektronenemission. Besonders auffällig ist, dass bei einer vertikalen Halbachse, die größer als die horizontale Halbachse ist, der Effekt der Unterdrückung der Sekundärelektronenemission schwächer wird. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung der genauen Feinabstimmung der Strukturparameter für die Kontrolle der Sekundärelektronenemission und die damit verbundenen Prozesse.

Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Sekundärelektronenemission nicht nur von den geometrischen Eigenschaften der Oberflächenstruktur abhängt, sondern auch von den Materialeigenschaften und der Oberflächenvorbereitung. So können beispielsweise ungesäuberte Oberflächen, wie in Abbildung 4.14 gezeigt, eine veränderte Sekundärelektronenemission aufweisen, was die Notwendigkeit einer sorgfältigen Materialbehandlung und Oberflächenreinigung in industriellen Anwendungen verdeutlicht.

Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge ist nicht nur für die Entwicklung effizienter Oberflächenstrukturen in der Elektronik und Mikroskopie wichtig, sondern auch für die Optimierung von Geräten, die auf Sekundärelektronenemission angewiesen sind, wie Elektronenmikroskope oder Teilchenbeschleuniger. Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Temperatur und die Umgebungsbedingungen einen Einfluss auf die Sekundärelektronenausbeute haben können, was zusätzliche Anpassungen der Struktur oder Materialwahl erforderlich machen könnte.

Wie die Sekundärelektronen-Emission (SEY) die Materialanalyse beeinflusst

Die Sekundärelektronen-Emission (SEY) ist ein wichtiger Mechanismus in der Materialanalyse, insbesondere bei der Oberflächenuntersuchung von Proben mittels Rasterelektronenmikroskopie (SEM). Der SEY-Wert eines Materials wird maßgeblich durch seine Atomzahl (Z) beeinflusst. Für Elemente mit Z < 20 steigt der SEY mit zunehmender Atomzahl an, wobei der SEY bei Z > 20 weitgehend konstant bleibt. Insbesondere bei Materialien mit einer kleinen Atomzahl ist der SEY stark von der Probezusammensetzung abhängig. Dies macht die Sekundärelektronen zur bevorzugten Wahl bei der Untersuchung der Oberflächenstruktur eines Materials, da sie feine Details der Oberflächengeometrie sichtbar machen. Allerdings ist der SEY-Wert der Sekundärelektronen nur bei kleineren Z-Werten oder großen Unterschieden zwischen Z-Werten von Bedeutung, da in solchen Fällen auch eine Z-Kontrastierung durch die Sekundärelektronenenergie möglich wird.

Im Gegensatz dazu ist die Emissionsrate der zurückgestreuten Elektronen (BSE) deutlich höher und steigt mit zunehmendem Z-Wert des Materials. Diese Elektronen sind empfindlicher gegenüber der chemischen Zusammensetzung der Probe als die Sekundärelektronen und werden daher bevorzugt in der Zusammensetzungsanalyse eingesetzt. In SEM-Bildern kann der Unterschied in der durchschnittlichen Atomzahl (Z) der verschiedenen Zonen einer Probe durch unterschiedliche Helligkeit des Bildes sichtbar gemacht werden: Bereiche mit höherem Z erscheinen heller, während Zonen mit geringerem Z dunkler erscheinen. Dies ermöglicht eine qualitative Analyse der chemischen Zusammensetzung und der Zonenverteilung innerhalb einer Probe.

Das Verhalten von Sekundärelektronen und zurückgestreuten Elektronen lässt sich jedoch nicht nur anhand der Z-Werte erklären. In vielen Fällen spielen auch die dielektrischen Eigenschaften der Probe eine entscheidende Rolle, da diese zu sogenannten Ladeeffekten führen können, die das Bild verzerren und die Genauigkeit der Analyse beeinflussen. Wenn die Probe elektrisch nicht leitfähig ist oder schlecht geerdet ist, können sich Elektronen auf ihrer Oberfläche ansammeln, wodurch ein elektrisches Feld entsteht, das wiederum das Elektronenstrahlverhalten beeinflusst. Dieser Effekt, der als Ladeeffekt bekannt ist, kann zu Verzerrungen im Bild führen, was insbesondere bei der Oberflächenanalyse von nicht leitenden Materialien problematisch sein kann.

Ladeeffekte entstehen, wenn die Oberfläche eines dielektrischen Materials durch den Elektronenstrahl elektrisch aufgeladen wird. In diesem Fall kann die Sekundärelektronen-Emission durch die veränderte Oberfläche potenziell mehr oder weniger Elektronen emittieren, was zu einer unregelmäßigen Helligkeit im Bild führt. Dies kann zu einer positiven oder negativen Verzerrung der Bildkontraste führen und in extremen Fällen sogar dazu, dass das Bild seine Helligkeit umkehrt. Auch die Bewegung und die Ablenkung des Elektronenstrahls durch das entstehende elektrische Feld können die Bildqualität beeinträchtigen, indem sie Bildverzerrungen oder „Spiegelbilder“ erzeugen, bei denen die Probenoberfläche wie ein „elektrostatisches Spiegelbild“ fungiert.

Interessanterweise kann dieser Ladeeffekt auch gezielt genutzt werden, um zusätzliche Informationen über die Probe zu gewinnen. Die Veränderung der Oberflächenpotenziale durch die Aufladung kann dazu beitragen, Kontraste zu erzeugen, die in normalen Bildern ohne diesen Effekt nicht sichtbar wären. Durch diese Art von Kontrast können sowohl Oberflächenmerkmale als auch Informationen über die inneren Mikrostrukturen von dielektrischen Materialien sichtbar gemacht werden. Dies ist besonders nützlich, wenn man die Oberflächenpotenzialdifferenzen von Halbleitermaterialien oder Schaltkreisen analysiert, bei denen die Sekundärelektronen durch unterschiedliche Spannungen in verschiedene Richtungen beeinflusst werden.

Es ist auch erwähnenswert, dass der Ladeeffekt in dielektrischen Materialien nicht nur als Störfaktor, sondern auch als wertvolles Analysewerkzeug betrachtet wird. So kann zum Beispiel die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Elektronenstrahl und geladenen Oberflächen spezifische Informationen über die mikroskopische Struktur und die Materialeigenschaften liefern, die unter normalen Bedingungen möglicherweise nicht zugänglich wären.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass Ladeeffekte und deren Einfluss auf die Bildqualität nicht nur die Ergebnisse der Oberflächenanalyse beeinflussen, sondern auch die quantitative Bestimmung von Materialien erschweren können. Während die Sekundärelektronen-Emission hervorragende Möglichkeiten zur Oberflächenuntersuchung bietet, müssen Forscher bei dielektrischen Materialien immer mit der Gefahr von Bildverzerrungen und ungenauen Messungen rechnen, die durch Aufladung der Probe verursacht werden können. Moderne SEM-Techniken und -Geräte bieten zwar Möglichkeiten, diese Effekte zu minimieren, eine vollständige Eliminierung bleibt jedoch eine Herausforderung.