Die frühen Experimente mit imperialer Expansion im östlichen Mittelmeerraum begannen mit der Kontrolle über wichtige Städte wie Yamhad, Alalakh und Ugarit. Diese Expansionen, die sich in den Jahrtausenden nach dem 3. Jahrtausend v. Chr. fortsetzten, markierten die ersten ernsthaften Versuche, Außenherrschaft über weite Teile des Mittelmeeraums zu etablieren. In dieser Zeit nahmen die Handelsnetze und kulturellen Interaktionen zwischen den verschiedenen Regionen Gestalt an, und mit der zunehmenden Vernetzung entwickelten sich nicht nur militärische, sondern auch kulturelle und künstlerische Verbindungen.
Ein faszinierendes Beispiel für diese frühe internationale Vernetzung ist die Entstehung von Wandmalereien in den Palästen, die zu jener Zeit errichtet wurden. In einer Reihe von Palästen auf der Zitadelle finden sich Wandmalereien, die Szenen wie Stierhüpfen, wellenartige Landschaften mit Tieren und andere Motive darstellen, die in einem Stil ausgeführt sind, der für das Ägäische Meer typisch ist. Solche Entdeckungen stießen in der mediterranen Archäologie auf großes Interesse. Die Wandmalereien, die teilweise mit einer Technik gefertigt wurden, die sich von ägyptischen und mesopotamischen Praktiken unterscheidet, schienen ursprünglich aus dem ägäischen Raum zu stammen. Doch neue Funde aus der Levante und Anatolien belegen, dass solche Darstellungen ebenso früh wie die bekannten Cretanischen Wandmalereien existierten. Es stellt sich die Frage, ob die Wandmalereien des östlichen Mittelmeers wirklich eine kopierte ägäische Kunstform oder vielmehr Ausdruck eines frühen Austausches zwischen verschiedenen Kulturen waren.
Diese Wandmalereien, wie auch viele andere künstlerische Objekte aus der Zeit, sind nicht nur interessante Zeugnisse des kulturellen Austauschs, sondern auch Hinweise auf die Entstehung eines gemeinsamen kulturellen Vokabulars, das von den Eliten der verschiedenen Küstenregionen des östlichen Mittelmeers geteilt wurde. Es handelte sich dabei um ein ‚internationales‘, eigentlich eher mediterranes, kulturelles System, in dem die hohen Herrscher verschiedene Symbole von Macht und Reichtum austauschten und damit ein Netzwerk von Macht und Einfluss aufbauten. Diese Kunstwerke, oft aus edlen Materialien wie Elfenbein, Silber, Gold und Fayence, sind bedeutende Symbole der vernetzten Welt und repräsentieren eine spezifische Elite, die untereinander vernetzt war, aber die „einheimischen“ Gesellschaften weitgehend ausschloss.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Entwicklung von Handelselementen, die auf diesem Netzwerk aufbauten. So wurde Kupfer zu einer der wichtigsten Handelswaren dieser Zeit. Insbesondere Kupfer-Oxhide-Ingot-Funde sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie weit die Handelsbeziehungen reichten. Zinn, das für die Bronzeherstellung benötigt wurde, wurde zunehmend billiger und war weit verbreitet. Diese Entwicklungen zeigen, wie eng die verschiedenen Regionen miteinander verflochten waren und wie sich eine Art östliche Wirtschaftsräume bildeten. In Verbindung mit diesen wirtschaftlichen Veränderungen nahm auch die Verfügbarkeit von Luxusgütern zu. Gold aus Nubien und die Produktion von Öl und Wein nahmen einen beachtlichen Aufschwung, wobei besonders die Produktion von Wein in der Levante und anderen Teilen des östlichen Mittelmeers einen immer größeren Stellenwert bekam.
Parallel dazu fanden kulturelle und religiöse Praktiken eine Verbreitung über weite Teile des östlichen Mittelmeers. Insbesondere die marzeah, ein festliches Trinkritual, das in der Levante eine wichtige Rolle spielte, verbreitete sich weiter und fand später Eingang in die griechischen Symposien. Diese Feste, die zunächst soziale und religiöse Zwecke erfüllten, wurden später zu einem kulturellen Austausch, der mit der Verehrung von Göttern und den Feierlichkeiten der Herrscher verbunden war. Hier wurden nicht nur Getränke getrunken, sondern auch Symbole von Macht und Herrschaft manifestiert.
Ein weiteres bemerkenswertes Handelsprodukt war das Terebinth-Harz, das als Räucherwerk und für rituelle Zwecke verwendet wurde. Diese Produkte fanden ihren Weg von der Levante nach Ägypten und anderen Teilen des Mittelmeers und sind ein weiteres Beispiel für den intensiven Austausch zwischen den Kulturen. Ebenso begannen ägyptische Handelsrouten entlang des Roten Meeres, Weihrauch und Myrrhe aus Südarabien zu importieren – Produkte, die später auch in religiösen Zeremonien und als Luxusgüter geschätzt wurden.
Die Handelsnetzwerke im östlichen Mittelmeer, die sich über Tausende von Kilometern erstreckten, umfassten sowohl wertvolle Rohstoffe als auch Kunstwerke und Luxusgüter. Diese Netzwerke bauten auf den Erfahrungen aus der Frühzeit des 2. Jahrtausends v. Chr. auf, als bereits große Handelsströme zwischen Mesopotamien, Ägypten und der Levante bestanden. Die zunehmende Verfügbarkeit von Gold, Zinn und anderen Ressourcen spielte eine zentrale Rolle im Wachstum dieser Netzwerke und trug zur Entstehung einer vernetzten Welt bei, die nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch kulturell und religiös miteinander verflochten war.
Neben den materiellen Waren war auch die Produktion von Symbolen und Kunstwerken ein wichtiger Bestandteil dieses Austausches. Besonders in der Verwendung von Elfenbein, Gold und anderen edlen Materialien in der Kunst wurde das Streben nach universellen Symbolen von Macht und Harmonie deutlich. Die Kunstwerke dieser Zeit verbanden lokale Traditionen mit internationalen Einflüssen und erschufen eine neue, gemischte Kunstsprache, die universelle Ideen über Herrschaft und Ordnung verkörperte.
Die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklungen dieser Zeit waren nicht isoliert, sondern gingen Hand in Hand mit den zunehmenden Handelsbeziehungen und der Vernetzung der Gesellschaften des östlichen Mittelmeers. Diese Vernetzung prägte nicht nur die Kultur, sondern trug entscheidend zur Schaffung eines immer größeren politischen und wirtschaftlichen Netzwerks bei, das die Grundlage für die späteren Reiche und Imperien des Mittelmeers bildete.
Wann und wie breiteten sich die modernen Menschen im Mittelmeerraum aus?
Die Vorstellung, dass der Auszug des Homo sapiens aus Afrika vor etwa 50.000 bis 55.000 Jahren stattfand, verbunden mit einem plötzlichen Sprung zu modernem Verhalten, wird durch neue archäologische Funde zunehmend in Frage gestellt. Die Entdeckungen von Homo sapiens-Fossilien, wie jene aus Misliya in der Carmel-Region mit einem Alter von etwa 177.000 bis 194.000 Jahren, verschieben das Zeitfenster für die frühe Präsenz des modernen Menschen deutlich nach hinten. Diese Funde belegen, dass unsere Spezies schon lange vor der traditionellen Datierung weite Teile des Mittelmeerraums besiedelte, was auf einen vielschichtigen und graduellen Prozess hinweist, der über zahlreiche Generationen und Regionen verlief.
Ähnliche Befunde aus Ostasien, mit modernen Menschen vor 120.000 bis 80.000 Jahren, und Australien vor etwa 65.000 Jahren, unterstreichen, dass die Verbreitung des Homo sapiens global gesehen komplexer und weniger linear verlief als bislang angenommen. Diese Daten zeigen, dass Migrationen, Rückzüge und lokale Auslöschungen Teil der frühen Geschichte unserer Art waren. Im Mittelmeerraum wirft dies besonders die Frage auf, wie weit nördlich und westlich von Levante die frühen modernen Menschen bereits Fuß fassen konnten, bevor die bisher geltende Ankunftszeit von etwa 43.000 bis 40.000 Jahren bestätigt wurde.
Kontrovers bleibt die Rekonstruktion aus der Apidima-Höhle in Griechenland, wo ein Schädelfragment auf ein Alter von etwa 210.000 Jahren datiert wurde und als Homo sapiens interpretiert wird. Sollte diese Deutung Bestand haben, müssten wir ein komplexes Bild früher menschlicher Ausbreitung in und um das Ägäische Meer zeichnen, mit möglicherweise mehrfachen Besiedlungswellen und regionalen Rückzügen. Selbst wenn Apidima nicht bestätigt wird, mahnt der Fund von Misliya zu einer Neubewertung festgefahrener Vorstellungen und belegt die Gefahr, evolutionäre Entwicklungen auf einfache, lineare Modelle zu reduzieren.
Von Bedeutung ist auch die Erkenntnis, dass archäologische Werkzeuge des Mittelpaläolithikums im Mittelmeerraum nicht zwingend Neandertalern zuzuschreiben sind. Die Levallois-Technik, einst als charakteristisch für Neandertaler betrachtet, findet sich auch bei den frühesten modernen Menschen in Jebel Irhoud und Levante. Diese Überschneidungen werfen Zweifel darauf, ob Fundstellen mit solchen Werkzeugen in Europa immer klar zugeordnet werden können, wenn keine Fossilien vorliegen. Insbesondere auf Inseln, die im Mittelpaläolithikum tatsächlich isoliert waren, sind solche Werkzeuge bislang Neandertalern zugeschrieben worden. Die Möglichkeit, dass zumindest einige davon von frühen modernen Menschen stammen, verändert das Bild der kulturellen und kognitiven Entwicklung auf den Mittelmeerinseln grundlegend.
Ein Beispiel für die komplexen menschlichen Aktivitäten in dieser Zeit ist die Fundstelle Stelida auf der Insel Naxos, wo schon im Mittelpaläolithikum verschiedene menschliche Gruppen mit unterschiedlichen Techniken Spuren hinterließen. Die Häufigkeit von Landbrücken und wechselnden Meeresspiegeln ermöglichte dabei immer wieder relativ einfache Überquerungen, die weder große Seefahrten noch hochentwickelte maritime Fähigkeiten voraussetzten.
Genetische Studien unterstützen diese Sichtweise auf das Zusammenspiel von Populationen. So bestätigen Befunde aus Taforalt in Marokko eine starke afrikanische Abstammung vermischt mit einer Ausbreitung vom Nahen Osten nach Westen, ohne jedoch nennenswerten genetischen Einfluss aus Europa jenseits der Straße von Gibraltar. Dies stützt die These, dass terrestrische Routen und nicht die Seewege die Hauptachsen der frühen Migrationen bildeten.
Im Kontext des Mittelmeerbeckens wird klar, dass trotz der Fülle an neuen Erkenntnissen noch keine belastbaren Belege existieren, die auf eine großflächige maritime Besiedlung vor den letzten Jahrtausenden vor dem Holozän hinweisen. Die Meeresräume des Mittelmeers blieben bis dahin offenbar weitgehend unüberquert oder nur sehr lokal von Menschen erschlossen.
Neben den Fortschritten in der Levante und in Eurasien hat sich auch das Bild der Kulturen an den südlichen Mittelmeerküsten Afrikas gewandelt. Für die lange Zeit vor den Phöniziern, also vor etwa 9600 bis 800 v. Chr., liegen bislang nur spärliche und fragmentarische Daten vor, insbesondere außerhalb Ägyptens. Diese Lücke in der Forschung spiegelt eine historische Vernachlässigung dieser Region wider. Trotz der zentralen Bedeutung des Nildeltas und seiner Verbindungen zum Mittelmeerraum sind gerade hier Fundstellen und Datierungen unzureichend erschlossen. Radiokarbondaten, die von Nordafrika bis an die Mittelmeerküste reichen, sind im Vergleich zu anderen mediterranen Regionen wie der Ägäis oder Italien äußerst rar und oft auf die Datierung ägyptischer Monumente konzentriert. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, die Geschichte und Kultur des mediterranen Afrikas vor dem Holozän viel intensiver zu erforschen, um ein umfassenderes Bild der frühen menschlichen Besiedlung und kulturellen Entwicklung zu erhalten.
Es bleibt daher von großer Bedeutung, die Vorstellungen über die Ausbreitung des modernen Menschen und dessen Verhalten im Mittelmeerraum nicht durch vereinfachte Schemata zu fixieren. Die Prozesse waren dynamisch, vielschichtig und regional differenziert, geprägt von mehreren Migrationswellen, kulturellen Innovationen und komplexen Interaktionen zwischen verschiedenen Menschenarten. Die archäologischen und genetischen Daten legen nahe, dass menschliche Anpassungsfähigkeit und kulturelle Vielfalt Schlüssel zu einem besseren Verständnis dieser frühen Entwicklungen sind.
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