Es gibt viele Mythen und Missverständnisse über den Einfluss von Körpergerüchen auf das Verhalten von Mücken, insbesondere der Aedes aegypti, eine der bekanntesten Krankheitsüberträgerinnen. Eine interessante Entdeckung betrifft den Zusammenhang zwischen der Attraktivität von Menschen und ihrer Anziehungskraft auf diese Mückenart. Forscher haben herausgefunden, dass besonders attraktive Menschen höhere Mengen an Carbonsäuren auf der Haut produzieren, was diese Personen für Mücken weitaus attraktiver macht. Besonders hohe Konzentrationen von Pentadecanoinsäure, Heptadecanoinsäure und Nonadecanoinsäure – zusammen mit einigen nicht näher identifizierten Säuren – wurden bei diesen Menschen festgestellt. Der Zusammenhang zwischen der Hautchemie und der Mückenanziehung ist nicht nur ein interessanter Aspekt der menschlichen Biochemie, sondern bietet auch einen Einblick in die biochemischen Mechanismen, die das Verhalten von Insekten beeinflussen.
Auf der anderen Seite haben Wissenschaftler auch Verbindungen untersucht, die die Anziehungskraft auf Mücken verringern. Diese Moleküle können helfen, ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Menschen und Mücken zu erlangen und mögliche Alternativen zu den herkömmlichen Repellentien zu finden. Beispielsweise wurden C8–C10-Aldehyde wie Octanal, Nonanal und Decanal sowie das Keton 6-Methyl-5-hepten-2-on als Substanzen identifiziert, die die Attraktivität für Mücken verringern können. Diese Verbindungen scheinen den Körpergeruch so zu verändern, dass er weniger anziehend für die Insekten wirkt.
Es gibt auch eine Reihe von Schwefelverbindungen, die aus menschlichem Schweiß isoliert wurden, wie 3-Hydroxy-3-methylhexansäure und 3-Methyl-3-sulfanylhexan-1-ol. Interessanterweise existieren diese Verbindungen in zwei isomeren Formen, die unterschiedliche Gerüche erzeugen. Während die (S)-Form einen „schweiß- und zwiebelartigen“ Geruch hat, wird die (R)-Form eher als fruchtig und grapefruitschließend beschrieben. Diese Unterschiede in der Geruchswahrnehmung spiegeln wider, wie stark chemische Veränderungen in der menschlichen Hautchemie das Verhalten von Insekten beeinflussen können.
Doch nicht nur Mücken reagieren auf bestimmte Moleküle. Der menschliche Körper produziert auch unangenehme Gerüche, die mit dem Prozess der Verwesung zusammenhängen. Bereits kurz nach dem Tod beginnen Körpergewebe zu verfallen, und eine Vielzahl von Molekülen entsteht, die für den markanten „Leichengeruch“ verantwortlich sind. Diese Moleküle beinhalten Aminosäurezerfallsprodukte wie Putrescin (Verwesungsgeruch von Fisch) und Kadaverin (Geruch von verwesendem Fleisch), die durch die decarboxylierende Spaltung von Aminosäuren entstehen. Die Produktion dieser Moleküle ist eine der ersten chemischen Reaktionen nach dem Tod und bildet die Grundlage für die Gerüche, die den Verfallsprozess begleiten.
Neben diesen primären Zerfallsprodukten gibt es auch eine Reihe weiterer Verbindungen, die mit dem Geruch von Exkrementen und faulen Substanzen in Verbindung stehen, wie Indol und Skatol. Diese Moleküle sind ebenfalls Zerfallsprodukte der Aminosäure Tryptophan und tragen zur Entstehung des fauligen Geruchs bei. Indol beispielsweise, das auch in kleinen Mengen in Parfums und Aromen verwendet wird, kann sowohl einen unangenehmen als auch einen angenehmen Geruch erzeugen, abhängig von der Konzentration.
Ein besonders interessantes Beispiel für die chemische Vielfalt der Gerüche ist die Gruppe der Schwefelverbindungen, zu denen Dimethylsulfid, Dimethyldisulfid und Dimethyltrisulfid gehören. Diese Verbindungen entstehen durch den Abbau von Aminosäuren wie Methionin und sind sowohl für den unangenehmen Geruch von faulen Körpern verantwortlich als auch für den charakteristischen Duft vieler Trüffelarten und blühender Titan-Arum-Pflanzen. In der Forensik wird dieser Wissenstand genutzt, um menschliche Überreste zu identifizieren, wobei Hunde aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, Gerüche zu erkennen, traditionell für die Leichenspürarbeit eingesetzt werden.
Trotz aller Bemühungen, chemische Marker für den menschlichen Körpergeruch zu identifizieren, der mit dem Verfallsprozess verbunden ist, bleibt die Frage, wie man diese Gerüche mit modernen Technologien zuverlässig messen kann. Ein experimenteller Vergleich von menschlichen und tierischen Überresten zeigte, dass bestimmte Ester wie Ethylpropanoat, Propylpropanoat und Propylbutanoat sowohl in menschlichen als auch in Schweineüberresten häufig vorkommen. Andere Ester können sogar spezifisch zwischen menschlichen und tierischen Überresten unterscheiden helfen. Dies öffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Techniken, die in der Forensik zur Identifizierung von menschlichen Überresten eingesetzt werden könnten.
Interessanterweise sind es nicht nur Menschen, die von bestimmten Gerüchen angezogen werden. Auch in der Tierwelt gibt es zahlreiche Beispiele für die Nutzung chemischer Signale. Euglossine-Bienen, die vor allem in tropischen Regionen zu finden sind, sammeln flüchtige Verbindungen aus Blumen, verwesendem pflanzlichem Material und sogar aus Fäkalien, die sie bei der Partnersuche verwenden. Diese Bienen sind besonders empfänglich für bestimmte Esterverbindungen wie Methylbenzoat, Benzylacetat und Methylsalicylat, die auch in Parfums und anderen Duftstoffen verwendet werden.
Diese Entdeckungen haben weitreichende Implikationen für unser Verständnis von Chemie und Biologie, sowohl im Hinblick auf den Einfluss von Körpergerüchen auf Tiere als auch auf die Verwendung von Gerüchen in der Natur zur Fortpflanzung und Orientierung. Sie verdeutlichen, wie essenziell chemische Signale für das Verhalten von Lebewesen sind und wie unser Körper als „chemisches Instrument“ fungiert, das eine Vielzahl von Reaktionen auslösen kann, von der Anziehung von Mücken bis hin zur Wahrnehmung von Verwesung.
Endtext
Wie Chloromethan die Umwelt beeinflusst und welche Folgen es für den Ozonabbau hat
Chloromethan (CH₃Cl) ist ein organisches Halogen, das in der Erdatmosphäre in geringen Mengen vorkommt, mit einer Konzentration von etwa 0,6 Teilen pro Milliarde. Trotz seiner geringen Menge hat es eine bemerkenswerte Bedeutung für die Umwelt, da es wesentlich mehr Chlor in die Atmosphäre freisetzt als die synthetischen FCKWs wie CF₂Cl₂, auch wenn seine Reaktivität ihn einer kürzeren atmosphärischen Verweildauer unterwirft (1,4 Jahre im Vergleich zu 100 Jahren bei FCKWs). Chloromethan ist aufgrund seiner Fähigkeit, durch UV-Strahlung in ozonabbauende Chlor-Radikale zerlegt zu werden, ein entscheidender Akteur im Ozonabbauprozess. Während es im Vergleich zu FCKWs ein geringeres Potenzial zur globalen Erwärmung aufweist, trägt es dennoch zu einer schädlichen Veränderung der Ozonschicht bei.
Jedes Jahr werden weltweit etwa 5 Millionen Tonnen CH₃Cl freigesetzt, von denen mehr als 90 % aus natürlichen Quellen stammen. Zu den natürlichen Emissionsquellen gehören unter anderem tropische Pflanzen, die rund die Hälfte des globalen CH₃Cl-Ausstoßes verursachen. Es wird angenommen, dass die Reaktion, die Chloromethan in diesen Pflanzen produziert, durch die Wechselwirkung von Chlorid-Ionen und Methoxygruppen in Pektin, einem Polysaccharid in pflanzlichen Zellwänden, erfolgt. Zudem haben Feuchtgebiete wie Salzmarschen, Mangroven und Torfmoore einen erheblichen Anteil an den Emissionen von Chloromethan. Eine wichtige pflanzliche Quelle ist Batis maritima, eine halophyte Pflanze, die häufig in Salzmarschen vorkommt.
Ein weiterer bedeutender natürlicher Ursprung von CH₃Cl sind durch Blitz ausgelöste Feuer, wie sie jährlich in etwa 200.000 Fällen weltweit auftreten. Diese Brände, sei es durch biologische Abbauprozesse in Biomasse oder Waldbrände, produzieren ebenfalls Chloromethan. Weniger signifikant, aber ebenfalls beachtenswert, sind Vulkanausbrüche und sogar der Weltraum: Das erste organohalogenierte Molekül, das in einem Kometen nachgewiesen wurde, war Chloromethan, welches 2017 in der Koma des Kometen 67P/C-G und in jungen Sternhaufen nachgewiesen wurde.
Obwohl Chloromethan erhebliche industrielle Anwendungen hat, darunter die Herstellung von Methylchlorosilanen, die für Silikonpolymere wichtig sind, und als Ausgangsmaterial für die Synthese von Methylthiol und Methylaminen, bleibt die industrielle Produktion bei etwa einer Million Tonnen pro Jahr deutlich hinter den natürlichen Emissionen zurück. Chloromethan wird auch durch nucleophile Substitution von CH₃Br und CH₃I, die durch natürliche Prozesse wie den Abbau von Algen oder das Aufeinandertreffen von Meereswasser und Chlorid-Ionen entstehen, produziert.
Trotz der großen Mengen an Chloromethan, die durch natürliche Quellen freigesetzt werden, kann die Zunahme anthropogener Emissionen, insbesondere durch die Reduktion von FCKWs und anderen ozonabbauenden Substanzen, dazu führen, dass Chloromethan eine zunehmend größere Rolle bei der Schädigung der Ozonschicht spielt. Das Verständnis dieses Zusammenhangs und der chemischen Prozesse, die zu seiner Entstehung führen, ist für die Einschätzung der langfristigen Auswirkungen auf das Ökosystem von wesentlicher Bedeutung.
Es ist zu beachten, dass trotz der weiten Verbreitung natürlicher Emissionsquellen die Forschung in diesem Bereich weiterhin nicht abgeschlossen ist. Die genaue Quantifizierung aller Quellen und der Einfluss verschiedener Variablen, wie etwa Klimabedingungen oder Veränderungen in der Landnutzung, bleibt eine Herausforderung. Ebenso müssen die komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen atmosphärischen Verbindungen, deren Abbauprodukte und deren letztliche Auswirkung auf die Ozonschicht weiterhin gründlich erforscht werden.
Welche Moleküle machen Lebensmittel schmackhaft und wie entstehen sie?
Die chemischen Prozesse, die die Aromen und Geschmacksrichtungen von Lebensmitteln beeinflussen, sind von großer Bedeutung für unser kulinarisches Erleben. Besonders die Reaktionen, die durch Erhitzen während des Kochens entstehen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Geschmack und Aroma. Zu den zentralen Reaktionen, die den Geschmack von zubereiteten Speisen bestimmen, gehören die Maillard-Reaktion und die Strecker-Abbau-Reaktion. Diese beiden nicht-enzymatischen Reaktionen sind entscheidend für das Entstehen von Aromen in Nahrungsmitteln.
Die Maillard-Reaktion wurde 1912 von dem französischen Chemiker Louis Camille Maillard entdeckt. Sie ist verantwortlich für die Bräunung von gekochten Lebensmitteln und die Bildung von geschmacksgebenden Molekülen. Diese Reaktion tritt auf, wenn ein reduzierender Zucker und eine Aminosäure durch Erhitzen miteinander reagieren. Die Strecker-Abbau-Reaktion ist eine Kondensationsreaktion, die zwischen α-Aminosäuren und α-Dicarbonyl-Verbindungen stattfindet. Dabei entstehen kleine Aldehyde wie 2-Methylpropanal, 2-Methylbutanal und 3-Methylbutanal, die häufig zum Aroma von Lebensmitteln beitragen. Auch Schwefel- und Stickstoffverbindungen, die bei dieser Reaktion entstehen, sind oft für den typischen Geschmack verantwortlich.
Diese Reaktionen setzen die komplexen Moleküle, die die Grundlage für den Geschmack von gekochtem Essen bilden, frei. Ein wichtiger Bestandteil dieser Moleküle sind Kohlenhydrate, die weit mehr als nur Zucker darstellen. Kohlenhydrate wie Glukose, Sucrose, Stärke und Cellulose sind nicht nur die Hauptquelle für Energie im menschlichen Körper, sondern auch ein zentraler Bestandteil von Aromen und Geschmackserlebnissen. Sie wirken durch verschiedene Prozesse als Süßungsmittel, Verdickungsmittel oder als Ausgangsstoffe für die Entstehung von Aromen. Besonders in der Maillard-Reaktion spielen Zucker eine wichtige Rolle, da sie in Wechselwirkung mit Aminosäuren treten und durch die Erhitzung Aromen freisetzen.
Die Bedeutung von Kohlenhydraten in unserer Ernährung geht jedoch über den bloßen Energiebedarf hinaus. Sie tragen zur Textur von Lebensmitteln bei und sind maßgeblich an der Entstehung von Geschmack beteiligt. Zucker, zum Beispiel, findet sich nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in vielen anderen Lebensmitteln, deren Zuckergehalt oft überraschend hoch ist. So enthält Milch etwa 4,8 % Zucker, während Trockenfrüchte wie Rosinen 69,3 % Zucker aufweisen. Der Zuckergehalt variiert je nach Lebensmittel, was das Spektrum der Aromen, die durch Zucker entstehen, stark beeinflusst.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Art und Weise, wie Glukose in den Lebensmitteln vorkommt. Sie ist das Resultat der Photosynthese und wird durch Lichtenergie in Pflanzen synthetisiert. Glukose ist dabei nicht nur ein Ausgangsstoff für andere Kohlenhydrate wie Maltose, Sucrose und Lactose, sondern auch der primäre Energieträger in der Zellatmung. Im menschlichen Körper wird Glukose vor allem in Form von Glykogen gespeichert, das bei Bedarf wieder in Glukose umgewandelt werden kann, um die Energieversorgung sicherzustellen.
Sucrose, der Zucker, den wir allgemein als Haushaltszucker kennen, ist eine Disaccharidverbindung, die aus Glukose und Fruktose besteht. Diese Verbindung wurde bereits vor über 2.000 Jahren in Indien aus Zuckerrohr gewonnen und später nach Europa und die Neue Welt gebracht. Der Süßstoff Fruktose kommt in vielen Früchten vor und ist in kristalliner Form 50 % süßer als Sucrose. In der Lebensmittelindustrie hat sich Fruktose als Süßungsmittel etabliert, wobei auch der Einsatz von künstlichen Süßstoffen wie Sucralose zugenommen hat.
Ein weiterer Zucker, der in der Lebensmittelproduktion von Bedeutung ist, ist Maltose, auch Malzzucker genannt. Diese Disaccharidverbindung entsteht durch die enzymatische Spaltung von Stärke, insbesondere in der Bierbrauerei. Maltose hat die besondere Eigenschaft, den Geschmack von Bier und anderen Fermentationsprodukten maßgeblich zu beeinflussen.
Neben diesen Zuckerarten spielen auch andere Kohlenhydrate wie Cellulose und Stärke eine Rolle. Cellulose ist ein unverdauliches Kohlenhydrat, das in pflanzlichen Zellwänden vorkommt. Obwohl der menschliche Körper Cellulose nicht abbauen kann, ist sie für den Verdauungsprozess wichtig, da sie als Ballaststoff wirkt. Stärke hingegen dient den Pflanzen als Energiereserve und wird in der menschlichen Ernährung vor allem als Energielieferant genutzt. Beide Kohlenhydrate tragen in unterschiedlichen Formen zur Textur und zum Geschmack von Lebensmitteln bei.
Die Biochemie hinter den Aromen von Lebensmitteln ist also außerordentlich komplex. Die Maillard- und Strecker-Reaktionen sind nur zwei Beispiele dafür, wie sich Moleküle in der Nahrung verändern, um uns das Geschmackserlebnis zu bieten. Das Verständnis dieser Prozesse hilft nicht nur, die Lebensmittelwissenschaft zu vertiefen, sondern auch, die Bedeutung von Ernährung und die Auswahl von Lebensmitteln für unsere Gesundheit zu verstehen. Es ist wichtig, sich der Vielfalt und der Wechselwirkungen der verschiedenen chemischen Verbindungen in Lebensmitteln bewusst zu sein, da sie einen erheblichen Einfluss auf unseren täglichen Genuss und das Ernährungsverhalten haben.
Wie entstehen Geschmack und Aroma von Fleisch? Die molekularen Prozesse hinter dem kulinarischen Erlebnis
Fleisch hat seit der frühen Evolution der Primaten eine zentrale Rolle als Nahrungsquelle eingenommen, was vor allem auf seine hohe Dichte an Energie und Protein zurückzuführen ist. Besonders in Bezug auf das Aroma und den Geschmack, die den Genuss von Fleisch maßgeblich beeinflussen, spielen komplexe chemische Reaktionen eine entscheidende Rolle. Nach der Schlachtung eines Tieres setzt eine Vielzahl enzymatischer Prozesse ein, bei denen Proteine in kleinere Peptide und Aminosäuren zerlegt werden. Diese Umwandlungen tragen wesentlich zur Bildung der verschiedenen Aromen bei, die wir beim Kochen von Fleisch wahrnehmen.
Rohem Fleisch fehlen im Vergleich zu gegartem Fleisch die flüchtigen Moleküle, die für das Aroma verantwortlich sind. Zunächst sind es vor allem größere Moleküle, die als Vorstufen der Aromastoffe dienen. Proteine und Kohlenhydrate, die in den Zellen des Tieres gespeichert sind, werden durch enzymatische Aktivitäten abgebaut, was zur Bildung von einfachen Zuckerarten wie Glukose führt. Diese Zucker reagieren im weiteren Verlauf mit Aminosäuren, was zur Entstehung der charakteristischen Geschmackseindrücke beiträgt.
Die gesamte Geschmackserfahrung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Neben den grundlegenden Geschmackskategorien süß, sauer, bitter, salzig und umami spielen auch die olfaktorischen Reize eine zentrale Rolle. Aminosäuren wie Glutaminsäure sind besonders bedeutend für den Umami-Geschmack, der die Fleischwahrnehmung verstärkt. Die Entstehung von Geschmack und Aroma während des Kochens lässt sich dabei auf zwei Hauptprozesse zurückführen: die Maillard-Reaktion und die Lipidabbauprozesse.
Die Maillard-Reaktion, die bei Temperaturen über 140°C einsetzt, führt zu einer Reihe chemischer Reaktionen, bei denen Zucker mit Aminogruppen reagieren und dabei aromatische Verbindungen mit Stickstoff-, Schwefel- und Sauerstoffatomen bilden. Diese Reaktionen tragen maßgeblich zur braunen Färbung und zum charakteristischen Aroma des gekochten Fleisches bei. Schwefelverbindungen, die durch den Abbau von Cystein entstehen, spielen hierbei eine besonders wichtige Rolle. Methionin liefert beispielsweise Methional, das für die typische fleischige Note verantwortlich ist. Einige der dabei entstehenden Moleküle sind auch in anderen Lebensmitteln wie Popcorn oder gebratenem Reis zu finden und tragen dort zu einem süßen, gerösteten Duft bei.
Neben der Maillard-Reaktion trägt auch der Abbau von Fetten bei der Zubereitung von Fleisch zur Entstehung des Aromas bei. Ab Temperaturen unter 100°C setzen sich Prozesse in Gang, bei denen Fettsäuren oxidieren und eine Vielzahl von Verbindungen wie Aldehyde, Ketone und Ester entstehen. Diese Moleküle haben in der Regel einen intensiven, oft als „fleischig“ wahrgenommenen Geruch. Zu den wichtigsten Verbindungen gehören C6–C10 gesättigte Aldehyde sowie ungesättigte Aldehyde wie 2-Nonenal, die ein typisch „beefy“ Aroma verbreiten. Diese Verbindungen sind nicht nur für den Geruch von Rindfleisch verantwortlich, sondern auch für den Duft von gebratenem Schweinefleisch.
Ungefähr 1000 verschiedene Moleküle wurden bislang in gekochtem Fleisch identifiziert, wobei nur eine kleine Anzahl von ihnen für den intensiven Geruch verantwortlich ist. Besonders Rinderbraten wurde intensiver untersucht, wobei unter anderem Methional und 2-Acetylthiazol zu den wichtigsten Aromastoffen gehören. Diese Verbindungen erzeugen das typische „geröstete“ und „fleischige“ Aroma, das viele mit einem saftigen Braten verbinden.
Der Geschmack von Fleisch variiert jedoch je nach Fleischsorte und Zubereitungsart. Besonders Hähnchenfleisch zeigt aufgrund seiner unterschiedlichen Zubereitung eine Vielzahl einzigartiger Aromastoffe. Die Degradation von Cystein trägt zur Bildung von Trithiolane bei, die für den „nussigen“ oder „erdigen“ Geschmack von gebratenem Hähnchen verantwortlich sind. Besonders bei höheren Temperaturen entstehen zudem Alkylpyrazine, die zu einem „erdigen“ oder „nussigen“ Aroma führen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der Geschmack und das Aroma von Fleisch durch ein komplexes Zusammenspiel von Proteinen, Aminosäuren, Zuckerarten und Fetten entstehen. Je nach Kochtemperatur und -zeit werden unterschiedliche chemische Reaktionen angestoßen, die wiederum verschiedene Moleküle hervorbringen und so die Wahrnehmung von Geschmack und Geruch beeinflussen. Die wissenschaftliche Analyse dieser Reaktionen hat nicht nur das Verständnis von Geschmack und Aroma verbessert, sondern auch dazu beigetragen, den Kochprozess zu optimieren und das kulinarische Erlebnis zu bereichern.

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