Die Tea-Party-Bewegung, die in den frühen 2010er Jahren populär wurde, zeichnet sich durch ein bemerkenswert dezentrales Netzwerk aus, das sowohl lokale Gruppen als auch nationale Organisationen miteinander verbindet. Dieses Netzwerk zeigt eine starke regionale Koordination, die bis in die kleinsten Einheiten der Bewegung reicht, wobei keine Gruppe mehr als drei „Verbindungen“ von anderen entfernt ist. Diese Struktur bietet nicht nur Einblicke in die interne Funktionsweise der Bewegung, sondern auch in die Art und Weise, wie sie ihre politische Agenda durch verschiedene Organisationen und Medienkanäle vorantreibt.
Die interne Struktur dieses Netzwerks lässt sich durch die Identifikation von „Communities“ (Gemeinschaften) beschreiben, die durch eine Cluster-Analyse ermittelt werden. Diese Communities bestehen aus Gruppen, die häufig miteinander interagieren und ähnliche externe Webseiten verlinken. In der Analyse wurden insgesamt 270 solcher Gemeinschaften identifiziert, die unterschiedlich groß sind, von Gruppen mit nur zwei Mitgliedern bis hin zu einer großen Gemeinschaft, die 1.615 Tea-Party-Gruppen umfasst. Während viele der Gemeinschaften relativ klein sind, gibt es auch größere, die mehr als hundert Webseiten beinhalten. Diese Unterschiede in der Größe der Communities spiegeln nicht nur die regionale Verteilung der Tea-Party-Gruppen wider, sondern auch die unterschiedliche Ausrichtung und Zielsetzung innerhalb der Bewegung.
Die Gemeinschaften lassen sich weiter nach ihrer Ausrichtung kategorisieren – entweder national oder lokal fokussiert. Diese Unterscheidung ist wichtig, um zu verstehen, wie die Tea-Party-Gruppen ihre politische Agenda formulieren und verbreiten. Nationale Organisationen und prominente Persönlichkeiten spielen eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung der politischen Botschaften und der Mobilisierung von Unterstützern. Insbesondere Webseiten von Organisationen wie „Tea Party Patriots“, „FreedomWorks“ und „Americans for Prosperity“ gehören zu den am meisten verlinkten und dominieren somit das Informationsumfeld der Bewegung. Diese Organisationen stellen nicht nur politische Inhalte zur Verfügung, sondern tragen auch zur Formulierung der ideologischen Ausrichtung bei.
Die wichtigsten Verlinkungen innerhalb des Netzwerks geben einen tiefen Einblick in die Machtstrukturen der Tea-Party-Bewegung. Die Analyse zeigt, dass die am meisten verlinkten Webseiten, darunter prominente konservative Figuren wie Glenn Beck und die Organisationen „Tea Party Patriots“ und „FreedomWorks“, als zentrale Akteure in der Beeinflussung der lokalen Tea-Party-Gruppen fungieren. Diese zentralen Webseiten empfangen ein Vielfaches an Links im Vergleich zu anderen Webseiten und übernehmen somit eine führende Rolle in der Informationsverbreitung und der politischen Rhetorik der Bewegung.
In einer weiteren Analyse wurde die „Centrality“ der Webseiten untersucht, was bedeutet, dass Webseiten, die besonders viele Links von anderen Seiten erhalten, als zentral in diesem Netzwerk betrachtet werden. Das Konzept der Centrality bietet eine quantitative Grundlage zur Bestimmung der politisch und ideologisch einflussreichsten Akteure innerhalb des Tea-Party-Netzwerks. Der zentrale Punkt ist, dass die Tea-Party-Gruppen eher auf ein Netzwerk von etablierten konservativen Persönlichkeiten und Organisationen zurückgreifen als auf eine einheitliche Führungspersönlichkeit oder eine formale Hierarchie. Dies spiegelt die föderierte Struktur der Bewegung wider, die dem dezentralen Charakter der Tea-Party-Organisation entspricht.
Wichtig ist jedoch, dass die Tea-Party-Bewegung als politischer Akteur nicht nur durch ihre interne Organisation, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie die Macht der traditionellen Parteien herausfordert, definiert wird. Die Bewegung verfolgt ein spezifisches Ziel: die Übernahme der Wahlmaschinerie innerhalb der Republikanischen Partei, um eine konservative Agenda voranzutreiben. Dies erfordert nicht nur die Bündelung von Ressourcen und Informationen innerhalb des Tea-Party-Netzwerks, sondern auch die Schaffung eines alternativen Informations- und Kommunikationskanals, der die klassischen Medien umgehen kann. Die prominentesten Webseiten und Persönlichkeiten innerhalb des Netzwerks repräsentieren somit nicht nur eine politische Ausrichtung, sondern auch eine alternative Medieninfrastruktur, die dazu dient, die Mainstream-Medien herauszufordern und die politische Kommunikation zu kontrollieren.
Das Zusammenspiel zwischen lokalen und nationalen Akteuren im Tea-Party-Netzwerk ist ein hervorragendes Beispiel für eine politische Bewegung, die auf dezentraler Organisation basiert, aber dennoch über zentrale Ankerpunkte und eine koordinierte Informationsstrategie verfügt. Diese Struktur ermöglicht es der Tea-Party, sowohl lokale Gruppen zu mobilisieren als auch eine übergeordnete politische Agenda auf nationaler Ebene zu fördern. Die Analyse der Machtstrukturen innerhalb des Netzwerks zeigt dabei, dass der Erfolg der Tea-Party stark von der Fähigkeit abhängt, eine breite Koalition aus verschiedenen konservativen Gruppen zu bündeln, während gleichzeitig eine klare ideologische Linie beibehalten wird.
Endtext.
Wie die Tea-Party-Bewegung Strukturierte Netzwerke Bildete und Regionale Dynamiken Schuf
Die Tea-Party-Bewegung war eine der markantesten Erscheinungen der US-amerikanischen politischen Landschaft im frühen 21. Jahrhundert. Obwohl sie auf der nationalen Bühne eine große Rolle spielte, war ihre tatsächliche Stärke oft lokal verankert. Die Organisationen und Gruppen, die den Tea-Party-Flügel innerhalb der Republikanischen Partei unterstützten, agierten auf verschiedene Weisen, aber fast immer war ihre Struktur dezentral und stark regional geprägt. Der Einfluss nationaler Organisationen war zwar spürbar, doch die Basisbewegung selbst war meist lokal organisiert, was auf eine federierte Struktur hindeutete, die Parallelen zu etablierten politischen Parteien aufwies.
Ein zentraler Aspekt der Tea-Party-Bewegung war, dass nicht alle ihrer Gruppen die Anweisungen oder die Ideologie der nationalen Organisationen übernahmen. Viele Gruppen versuchten, ihre Unabhängigkeit zu betonen, indem sie sich nicht direkt an größere, konservative Organisationen banden. Dennoch gab es eine Reihe von Organisationen und Persönlichkeiten, die mit der konservativen Mainstream-Bewegung in den USA verbunden waren und deren Einfluss auch auf die Tea Party zurückwirkte. Organisationen wie die Heritage Foundation, Fox News und das Cato Institute (welches eine stärker libertäre Ausrichtung hatte) boten der Bewegung eine Plattform, um ihre Botschaften zu verbreiten. Besonders Fox News spielte hier eine zentrale Rolle, da der Sender vielen Tea-Party-Mitgliedern die Möglichkeit gab, ihre Anliegen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die Verknüpfung von Tea-Party-Gruppen mit verschiedenen nationalen und lokalen Websites, wie etwa constitutionus.com, das den Text der US-Verfassung bereitstellt, zeigt die Hingabe der Bewegung an verfassungsmäßige Prinzipien. Weitere Seiten, die auf die Unabhängigkeitserklärung, den US-Senat und das Repräsentantenhaus hinwiesen, spiegelten das Engagement wider, gewählte Amtsträger zur Rechenschaft zu ziehen. Der prominente Bezug zu solchen staatsbürgerlichen und informationsreichen Websites spricht von einer Bewegung, die sowohl ihre Ideologie als auch ihr politisches Handeln auf rechtliche und verfassungsmäßige Prinzipien stützte.
Eine detaillierte Betrachtung der 270 Top-Linked-Websites, die von Tea-Party-Gruppen bevorzugt wurden, zeigt, dass die Verbindungen weitgehend regional und lokal geprägt waren. Ein bedeutender Teil dieser Seiten konzentrierte sich auf spezifische Staaten oder gar auf lokale geografische Einheiten wie Städte, Landkreise oder Kongressbezirke. Diese regionale Ausrichtung der Bewegung lässt sich als eine Art föderiertes System deuten, das dem Strukturprinzip der Republikanischen Partei sehr ähnlich war.
Besonders auffällig war, dass die Mehrheit der verlinkten Gruppen und Websites nicht auf nationaler Ebene operierte, sondern lokale Organisationen und spezifische regionale Anliegen vertrat. Dies führte zu einer erheblichen Diversität innerhalb der Tea-Party-Bewegung, da Gruppen aus unterschiedlichsten geografischen Regionen in den USA ihre eigenen regionalen oder lokalen Besonderheiten in den Vordergrund stellten.
Ein weiteres interessantes Phänomen war die Verteilung dieser Gruppen in den verschiedenen Bundesstaaten. Staaten mit einer größeren Bevölkerung oder mehreren Metropolregionen, wie etwa Texas und Kalifornien, wiesen eine höhere Zahl an Tea-Party-Gruppen auf, während weniger bevölkerte Staaten und solche mit einer schon bestehenden konservativen Mehrheit wie Utah oder Mississippi tendenziell weniger Gruppen beherbergten. Dies verdeutlicht, dass die Tea Party nicht nur ein politisches Phänomen war, sondern auch ein regionales, das oft von lokalen Gegebenheiten und politischen Strukturen beeinflusst wurde.
Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese regionale Ausrichtung nicht notwendigerweise nur ein Ergebnis der geografischen Lage war. Sie könnte auch die mangelnde zentrale Organisation der Tea-Party-Bewegung widerspiegeln, die in ihrer Grundstruktur eher einem lockeren Netzwerk als einer straffen hierarchischen Struktur ähnelte. In diesem Sinne könnte man auch von einer "insurgent"-Bewegung sprechen, die nicht nur gegen den politischen Gegner, sondern auch gegen die Struktur der Republikanischen Partei selbst ankämpfte.
Zusätzlich zur geografischen Ausrichtung spielte auch die politische Zusammensetzung der verschiedenen Wahlbezirke eine Rolle bei der Mobilisierung der Tea-Party-Gruppen. Insbesondere in Gebieten, die bereits eine starke republikanische Mehrheit aufwiesen, fanden Tea-Party-Gruppen fruchtbaren Boden, um ihre politischen Ziele durchzusetzen. Anders als bei Bewegungen, die eher auf eine demokratische Basis angewiesen wären, versuchten die Tea-Party-Gruppen in den republikanisch dominierten Regionen, die bestehenden Strukturen zu untergraben und ihre eigene politische Agenda voranzutreiben.
Trotz dieser regionalen Stärke und der klaren Ausrichtung auf lokale Gegebenheiten, kann die Tea-Party-Bewegung nicht einfach als eine rein lokale oder unkoordinierte Protestbewegung verstanden werden. Ihre engen Verbindungen zu nationalen Akteuren und konservativen Institutionen sowie ihre strategische Nutzung von Plattformen wie Fox News und anderen Medienkanälen verdeutlichen, dass sie auch eine breitere, landesweite politische Agenda verfolgte. Dennoch zeigt sich auch, dass ihre wahre Macht und ihr Einfluss häufig von den lokalen Gegebenheiten abhingen und dass die Bewegung ihren größten Erfolg dort erzielte, wo sie lokale Unterstützung mobilisieren konnte.
Insgesamt ist die Tea-Party-Bewegung ein Paradebeispiel für eine politische Bewegung, die sich nicht nur über nationale Strukturen definierte, sondern durch eine dezentralisierte, stark auf regionale Bedürfnisse und lokale Gegebenheiten ausgerichtete Organisation eine breite Anhängerschaft fand. Es lässt sich daraus ablesen, wie politische Bewegungen, die vorgeben, gegen das Establishment zu kämpfen, in der Praxis oft durch die bestehenden Strukturen beeinflusst werden, und dass ihre Erfolge oftmals von ihrer Fähigkeit abhängen, lokal verankerte politische Kräfte zu mobilisieren und zu organisieren.
Die Entstehung und das Erbe der Tea Party: Eine Analyse ihrer innerparteilichen Dynamik
Die Tea Party begann als eine Bewegung, die eine breite Palette von politischen Slogans und Forderungen verkörperte. Von offenen rassistischen Parolen wie „Obama bin Lyin’: Impeach now!“ bis hin zu klassischen Reagan-Sprüchen wie „Meine Hoffnung liegt bei Gott, nicht bei der Regierung“ und letztlich zu den für die frühe Trump-Ära typischen Rufen wie „Drain the swamp of socialist corruption“ reichte das Spektrum. Ihre Mitglieder prägten eine politische Landschaft, die sich zunehmend als radikal und unnachgiebig herausstellte, wobei ihr Einfluss innerhalb der Republikanischen Partei immer deutlicher wurde.
Doch trotz dieser offensichtlichen Veränderungen war die Entwicklung der Tea Party nicht sofort sichtbar. Während sich die Tea Party von einer Protestbewegung zu einer internen Kraft innerhalb der Republikanischen Partei wandelte, blieb dieser Übergang von vielen Beobachtern weitgehend unbemerkt. Ein Grund dafür war, dass sie ihren Widerstand vor allem innerhalb der Republikanischen Partei führte, häufig auf staatlicher und lokaler Ebene. Dort war es für Außenstehende schwierig, die Tea Party als eigenständige politische Fraktion zu erkennen. In der Öffentlichkeit schien die Republikanische Partei insgesamt erfolgreich zu sein. Sie hatte die Mehrheit in vielen Landtagen und im Kongress erlangt, und bis auf wenige bemerkenswerte Vorfälle – wie die Niederlagen von Eric Cantor und John Boehner – war der Einfluss der Tea Party innerhalb der Partei kaum zu erkennen.
Dieser Trend änderte sich jedoch abrupt mit der Nominierung von Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner im Jahr 2016. Obwohl Trump keine offiziellen Verbindungen zur Tea Party hatte und der Begriff „Tea Party“ längst nicht mehr allgemein verwendet wurde, war die Überschneidung zwischen seiner aggressive Rhetorik und der der Tea Party zu offensichtlich, um sie zu ignorieren. Doch trotz der klaren Parallelen fehlte es weiterhin an einer umfassenden Erklärung dafür, wie diese „Bewegung“ es schaffte, die US-Politik in einem so erheblichen Ausmaß zu beeinflussen.
Die Antwort auf diese Frage lässt sich durch eine einfache, aber entscheidende Einsicht finden: Die Tea Party kann nicht losgelöst von den politischen Institutionen und Systemen verstanden werden, aus denen sie hervorging. Sie war eine spezielle Art von institutionellem Akteur, eine Fraktion innerhalb der Republikanischen Partei. Ihre Entstehung und ihr Erfolg waren das Ergebnis einer „insurgenten“ Strategie – einer Strategie, die sich darauf konzentrierte, ihre Partei durch aggressives Vorgehen umzupolen und einen grundlegenden Wandel durchzusetzen. Die Tea Party war dabei keine bloße politische Bewegung, sondern eine sehr gut organisierte Fraktion, die in lokalen, staatlichen und nationalen Arenen agierte und mit ihren Mitteln versuchte, die republikanische Koalition umzupolen.
Fraktionen innerhalb politischer Parteien sind schwer zu definieren, vor allem, weil sie keine klaren Strukturen besitzen, um ihre Existenz und ihre Grenzen zu deklarieren. Diese Unklarheit betrifft auch die Tea Party. In einem begrenzten Kontext, wie beispielsweise im US-Repräsentantenhaus über einen Zeitraum von sechs Jahren, gab es keine eindeutige Methode, um Mitglieder der Tea Party-Fraktion zu identifizieren. Und wenn es schon in einem so klar abgegrenzten Raum wie dem Kongress schwierig ist, eine Fraktion zu definieren, wie lässt sich dann eine Fraktion in den chaotischeren Kontexten der Landespolitik oder in den erbitterten Nominierungsprozessen ausmachen?
Die Antwort auf diese Frage liegt in einem einfachen, aber effektiven Konzept von Fraktionen: Eine Partei-Fraktion ist eine innerparteiliche Gruppe, die sich durch ihre Forderung nach einer Neuverhandlung der Konsensbasis ihrer Partei auszeichnet. Diese Fraktionen unterscheiden sich in der Art der Veränderung, die sie anstreben (sei es programmatisch oder spezifisch), sowie in den Strategien, die sie anwenden, um diese Veränderung durchzusetzen. Insurgente Fraktionen, wie die Tea Party, zeichnen sich durch ihren Anspruch auf einen umfassenden Wandel aus und sind bereit, dafür mit aggressiven Mitteln zu kämpfen. Im Gegensatz dazu haben konsoziative Fraktionen, wie die Christian Right, ebenfalls einen Anspruch auf Veränderungen, doch ihre Methoden beruhen eher auf Kooperationsstrategien innerhalb der Partei.
Die Tea Party verfolgte eine klare Agenda: Sie wollte nicht nur bestimmte Kandidaten nominieren oder eine begrenzte politische Veränderung erreichen, sondern die gesamte Partei umgestalten. Diese Art von Fraktion stellte sich immer wieder gegen die etablierten Führer der Republikanischen Partei und setzte sich mit aller Kraft dafür ein, ihre eigenen Kandidaten in zentrale Positionen zu bringen. Ihre Taktiken variierten je nach Kontext – bei Nominierungsversammlungen auf Landesebene versuchte sie beispielsweise, diese zu ihren Gunsten zu manipulieren, während sie in Washington versuchte, die republikanischen Führer im Kongress zu blockieren und zu behindern.
Was aber bedeutet es für eine Fraktion, erfolgreich zu sein? Der Erfolg einer Fraktion ist schwer zu fassen, weil dieser oft in ihrer Selbstauflösung resultiert. Für die Tea Party bedeutete Erfolg nicht nur die Erreichung einer bestimmten politischen Agenda, sondern auch die Übernahme der Republikanischen Partei als Ganzes. Doch sobald diese Übernahme erreicht war, verlor die Tea Party ihre ursprüngliche Identität als eigenständige Fraktion, da sie keinen äußeren Gegner mehr hatte, gegen den sie agieren konnte. Dies führte dazu, dass die Tea Party zwischen 2016 und 2018, wenn nicht sogar früher, ihre Funktion als separate Fraktion innerhalb der Republikanischen Partei verlor.
Der Schlüsselfaktor für das Ende der Tea Party war ihr Verhalten gegenüber der Republikanischen Partei. Nachdem sie die Partei bis zu einem gewissen Grad kontrolliert hatte, verlor sie ihre Notwendigkeit, als unabhängige politische Kraft weiterzuwirken. Ihre Strategie der Konfrontation und der systematischen Schwächung der Parteiführung kam zum Erliegen, da ihre Ziele erreicht waren und ihre organisatorische Struktur keinen externen Widerstand mehr brauchte.
Ein wichtiger Punkt, den die Leser hiermit in Verbindung setzen sollten, ist, dass der Erfolg einer Fraktion nicht nur durch ihre Fähigkeit definiert wird, Veränderungen zu erzielen, sondern auch durch die Tatsache, dass sie nach dem Erreichen ihres Ziels ihre ursprüngliche Identität verlieren kann. Das bedeutet, dass der politische Einfluss einer Fraktion nicht notwendigerweise langfristig bestehen muss, da er oft in den Strukturen der etablierten Partei aufgeht.
Wie die Tea-Party-Bewegung die politische Landschaft Amerikas veränderte
Die Tea-Party-Bewegung, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand, stellte einen markanten Wendepunkt in der amerikanischen Politik dar. Sie ergriff die Anliegen einer breiten Wählerschaft, die sich zunehmend von der etablierten Politik entfremdet fühlte. Angetrieben von einem Misstrauen gegenüber der Regierung und den wachsenden Staatsausgaben, prägte die Bewegung den Diskurs und die Politik der amerikanischen Konservativen und beeinflusste nicht nur Wahlen, sondern auch die innerparteilichen Auseinandersetzungen innerhalb der Republikanischen Partei.
Die grundlegende Ideologie der Tea Party war eine starke Betonung der Verfassung und der Beschränkung der Macht der Bundesregierung. Ihre Mitglieder forderten eine Rückkehr zu den ursprünglichen Prinzipien der Verfassung, eine drastische Reduzierung des Bundeshaushalts und eine Begrenzung der Staatsausgaben. Ihre politische Agenda wurde besonders durch die oppositionelle Haltung zur Gesundheitsreform unter Präsident Barack Obama geprägt, die viele als zu teuer und zu eingreifend in die individuellen Freiheiten ansahen.
Doch die Tea-Party-Bewegung war nicht nur eine Antwort auf politische Programme der Demokraten, sondern auch ein internes Phänomen der Republikanischen Partei. In der Zeit nach der Finanzkrise von 2008 fanden konservative Aktivisten und Politiker in der Tea Party ein Sprachrohr für ihre Ablehnung der traditionellen, als zu gemäßigt empfundenen Politik. Figuren wie Sarah Palin und Glenn Beck, aber auch prominente Mitglieder wie der damalige Kongressabgeordnete Eric Cantor, wurden zu führenden Symbolen dieser Bewegung. Sie warfen den etablierten Republikanern vor, die wahren konservativen Werte zu verraten und sich der zunehmenden Staatsverschuldung nicht entschieden genug entgegenzustellen.
Die Bewegung beeinflusste maßgeblich die Wahlen des Jahres 2010, bei denen die Republikaner dank der Unterstützung durch die Tea Party eine überwältigende Mehrheit im Repräsentantenhaus gewannen. Doch auch innerhalb der Partei selbst spalteten sich die Lager. Auf der einen Seite standen die traditionellen Republikaner, die auf einen pragmatischen Kurs setzten und auf Kompromisse hofften. Auf der anderen Seite fanden sich die Tea-Party-Vertreter, die mit einer kompromisslosen Haltung die Agenda der Republikanischen Partei neu definierten.
Die Tea-Party-Bewegung leistete einen bedeutenden Beitrag zur Polarisierung des politischen Systems der Vereinigten Staaten. Ihre Radikalität und ihr Fokus auf ideologische Reinheit führten zu einer Zunahme der politischen Fragmentierung und erschwerten eine Zusammenarbeit zwischen den Parteien. Zugleich schaffte sie den Boden für die spätere Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, dessen populistische Rhetorik viele Elemente der Tea Party aufgriff.
Ein besonders interessantes Phänomen war der starke Einfluss von sozialen Netzwerken und der alternativen Medienlandschaft auf die Tea-Party-Bewegung. Über Plattformen wie Breitbart und Fox News konnte die Bewegung ihre Botschaften weit verbreiten und eine breite Basis an Unterstützern mobilisieren. Diese neue Form der politischen Kommunikation spielte eine entscheidende Rolle dabei, den Diskurs zu verändern und populistische Themen in den Vordergrund zu stellen. Medien wie Fox News trugen erheblich dazu bei, die Tea Party als legitime politische Kraft zu etablieren, die von der Basis her in die politische Landschaft vordrang.
Zusätzlich ist es von Bedeutung, dass die Tea Party nicht nur eine politische Bewegung, sondern auch ein kulturelles Phänomen war, das eine breite Wählerschaft ansprach, die sich von der Moderne und der Globalisierung entfremdet fühlte. Der Widerstand gegen Veränderungen in der Gesellschaft und die Furcht vor einer "entfremdeten" Elite prägten die Ängste vieler Tea-Party-Anhänger und halfen, den politischen und sozialen Kontext zu verstehen, in dem diese Bewegung wuchs.
Neben diesen Aspekten der Bewegung ist es auch entscheidend, die langfristigen Auswirkungen zu betrachten. Die Tea Party trug dazu bei, den politischen Kurs der Republikanischen Partei nachhaltig zu verändern, indem sie die Partei weiter nach rechts drängte und konservative Ideen stärkte. Ihre Fähigkeit, politische Themen wie Staatsverschuldung und Einwanderung zu nationalen Prioritäten zu machen, hat nicht nur die innerparteilichen Kämpfe beeinflusst, sondern auch das gesamte politische Klima in den USA umgestaltet.
Die Tea Party bleibt ein faszinierendes Beispiel für eine politische Bewegung, die sowohl von der breiten Bevölkerung getragen wird als auch von der politischen Elite instrumentalisiert wird. Ihre Fähigkeit, die politische Agenda zu bestimmen, ihre Radikalität und ihre mediale Präsenz zeigen, wie aus einer populären Bewegung eine dauerhafte politische Kraft entstehen kann, die den politischen Prozess nachhaltig beeinflusst.

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