Europa trauert in allen Ecken des Kontinents unter den angesammelten Leiden eines beispiellosen Krieges – Leiden, die auch unser glückliches Land betroffen hätten, wenn nicht unser herausragender Washington sowohl in der Beratung so standhaft wie tapfer auf dem Schlachtfeld gewesen wäre. Durch sein unbeirrtes Handeln hielt er das öffentliche Wohl sicher, verhinderte einen Krieg mit ausländischen Mächten und schloss die inneren Zwistigkeiten, bis die Zeit für eine dritte Wahlperiode heranrückte. In diesem Moment verwirklichte er endlich seinen lang gehegten Wunsch, in das bescheidene Leben der Privatsphäre zurückzukehren.

Seine Entschlossenheit, das Amt nicht erneut anzunehmen, stoppte die sehnsüchtigen Wünsche des Volkes, das ihm unvermindert Vertrauen schenkte und ein weiteres, einstimmiges Zeugnis seiner Zuneigung ablegen wollte. Ein solches Maß an Zuneigung, wie sie den Amerikanern zuteilwurde, ist auf Erden wohl nur schwer wiederzufinden. Schauen wir zurück auf das antike Griechenland, auf die Annalen des mächtigen Roms oder die Werke moderner europäischer Geschichte, wir finden nichts Vergleichbares. Nur Amerika und Washington bieten ein solches Beispiel der Würde.

Der edle Mann, der durch die nationale Stimme zum Leiter eines freien Volkes berufen wurde, sah sich mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert: Die friedliche Lösung der Differenzen mit Frankreich, die Washington begonnen und sein Nachfolger fortgeführt hatte, scheiterte. Daraufhin ergriff Amerika Maßnahmen zur Selbstverteidigung. Sobald der öffentliche Geist durch die Aussicht auf Gefahr erweckt wurde, wandte sich der Blick wieder dem Freund aller zu, auch wenn dieser inzwischen von der Öffentlichkeit abgeschieden und im Dienste des Landes grau geworden war. Der tugendhafte Veteran, der seinen Pflug führte, erhielt den unerwarteten Ruf und antwortete darauf mit einer Mischung aus Empörung über die unverdiente Misshandlung seines Landes und der Entschlossenheit, erneut alles für seine Verteidigung zu riskieren.

Seine Gefühle drückte er in einem bewegenden Brief aus, in dem er das Kommando über die Armee akzeptierte. So schloss sich der Kreis seines öffentlichen Wirkens. Er war der Erste im Krieg, der Erste im Frieden und der Erste in den Herzen seiner Mitbürger. Doch in den bescheidenen Szenen des privaten Lebens war er niemandem nachstehend: fromm, gerecht, menschlich, maßvoll und aufrichtig. Er war stets ein Beispiel für die Umgebung, dessen Auswirkungen bleibend waren. Zu seinen Gleichgestellten war er gnädig, zu seinen Untergebenen freundlich und zu denjenigen, die er liebte, von einem beispielhaften Zärtlichkeit. Fehler schauderten in seiner Nähe, und die Tugend fühlte stets seine schützende Hand. Die Reinheit seines privaten Charakters strahlte auf seine öffentlichen Tugenden aus.

In seinem letzten Moment, als er in großer Qual lag, entglitt ihm nicht ein Seufzer, kein Stöhnen. Mit unerschütterlicher Gelassenheit schloss er das gut verbrachte Leben ab. So war der Mann, den Amerika verloren hat. So war der Mann, um den die Nation trauert.

Ich glaube, ich sehe noch immer sein ehrwürdiges Bild und höre von seinen ehrwürdigen Lippen diese tiefen Worte fallen: „Hört auf, ihr Söhne Amerikas, über unsere Trennung zu klagen. Geht voran und bestätigt durch eure Weisheit die Früchte eurer gemeinsamen Beratungen, Bemühungen und Gefahren. Achtet die Religion, verbreitet Wissen im ganzen Land, fördert die Künste und Wissenschaften. Möge Freiheit und Ordnung untrennbare Gefährten sein. Zügelt den Parteigeist, das Unheil freier Regierungen. Haltet den guten Glauben und pflegt den Frieden mit allen Nationen, schließt alle Türen zu fremdem Einfluss, begrenzt eher die nationale Verbindung als dass ihr sie erweitert. Verlasst euch nur auf euch selbst. Seid Amerikaner in Gedanken, Worten und Taten – so werdet ihr der Union, die stets mein irdisches Ziel war, Unsterblichkeit verleihen; so werdet ihr das Glück eines Volkes, das mir am teuersten ist, bis in die fernste Nachwelt bewahren, und so werdet ihr die einzige Lücke im Kreislauf reinen Glücks schließen, den der hohe Himmel gewährt.“

Der Tod von George Washington bedeutete nicht nur den Verlust eines Mannes, sondern den Verlust eines Ideals, das in der amerikanischen Nation selbst verkörpert war. Sein Leben und sein Werk waren nicht nur ein politisches Vermächtnis, sondern ein moralisches Beispiel, das bis heute nachhallt.

Es gibt noch eine tiefere Bedeutung, die über die reine Trauer hinausgeht: Die Weise, wie die Nation auf den Verlust ihres Helden reagierte, lässt sich nicht nur auf die Trauer um eine einzelne Person zurückführen. Es geht um das Erbe der Ideale, die Washington in seinem Leben verkörperte: Glaube, Pflichtbewusstsein, Standhaftigkeit und der unerschütterliche Wille, das Wohl des Landes über persönliche Ambitionen zu stellen. Wenn man sich mit dieser Frage beschäftigt, wird klar, dass der Verlust eines solchen Führers nicht nur ein Moment der Trauer ist, sondern auch eine Aufforderung zur Reflexion und zur Fortsetzung seines Werkes im eigenen Leben und Handeln.

Wie können Automobilhersteller das Vertrauen ihrer Kunden nach einem Skandal wiederherstellen?

In der Automobilbranche kann das Vertrauen der Kunden auf unterschiedliche Weise erschüttert werden. Es gibt zahlreiche Szenarien, in denen die Integrität von Fahrzeugherstellern infrage gestellt wird, sei es durch Sicherheitsprobleme, fehlerhafte Technik oder das bewusste Umgehen von Regulierungen. Die Reaktionen der Unternehmen auf solche Krisen sind entscheidend, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und die langfristige Markentreue zu sichern. Zwei Beispiele – das Testimonium von Akio Toyoda von Toyota und das von Michael Horn von Volkswagen – illustrieren unterschiedliche Reaktionen auf Krisensituationen, die sowohl die Glaubwürdigkeit als auch die Verantwortung der Unternehmen auf die Probe stellten.

Akio Toyoda trat 2010 vor den US-Kongress, um sich für die Sicherheitsprobleme bei Toyota zu entschuldigen. Diese Probleme betrafen insbesondere defekte Gaspedale, die zu ungewollten Beschleunigungen führten. Toyoda betonte, dass eine ehrliche und transparente Untersuchung des Problems notwendig sei, um die Ursache und das Ausmaß zu verstehen. Besonders wichtig war ihm, dass Entscheidungen aus der Perspektive der Kunden getroffen wurden. In seiner Ansprache erklärte er, dass er persönlich dafür verantwortlich sei, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, und dass Toyota nicht nur zur Verantwortung gezogen werden müsse, sondern auch aktive Maßnahmen ergreifen würde, um zukünftige Vorfälle dieser Art zu verhindern. Toyoda setzte auf proaktive Maßnahmen, die darauf abzielten, die Kundenperspektive in den Mittelpunkt zu stellen und die Qualität der Fahrzeuge kontinuierlich zu verbessern. „Mein Name steht auf jedem Fahrzeug“, sagte er, was nicht nur eine persönliche Verantwortung ausdrückte, sondern auch das Unternehmen als Ganzes als eine entstehende Gemeinschaft von Verantwortlichen präsentierte.

Fünf Jahre später, 2015, stand Michael Horn, CEO von Volkswagen in Nordamerika, unter ähnlichen Umständen vor dem US-Kongress, allerdings in einem anderen Kontext. Diesmal ging es nicht um Sicherheitsmängel, sondern um das skandalöse Verhalten seines Unternehmens bei den Abgasemissionen von Diesel-Fahrzeugen. Das Unternehmen hatte in Millionen von Fahrzeugen eine Software installiert, die die Emissionstests manipulierte, indem sie den Unterschied zwischen einer Laborumgebung und realen Straßenbedingungen erkannte. Dieser Skandal, der als „Dieselgate“ bekannt wurde, beschädigte das Vertrauen der Kunden, der Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit massiv. Horn gab eine vollständige Entschuldigung ab und räumte die Verantwortung von Volkswagen für den Einsatz der sogenannten „Defeat Devices“ ein. In seiner Rede versicherte er, dass Volkswagen alle relevanten Behörden unterstütze und sich verpflichte, die Folgen des Skandals zu bewältigen und die Vertrauensbasis mit den Kunden wieder aufzubauen.

Die Unterschiede zwischen den beiden Situationen – Toyodas Entschuldigung für technische Mängel und Horns Entschuldigung für bewusste Täuschung – sind erheblich. Während Toyoda auf eine proaktive und präventive Lösung setzte, um Toyota zu verbessern, zeigte Horn ein reaktives Vorgehen und konzentrierte sich darauf, das Vertrauen nach einem gravierenden Verstoß gegen ethische Standards zurückzugewinnen. Trotz der Unterschiede in den Ursachen der Krisen bleibt jedoch eine wichtige Lehre: Ein Unternehmen muss zu seinen Fehlern stehen und Verantwortung übernehmen. Diese Verantwortung ist nicht nur eine Frage der rechtlichen oder finanziellen Konsequenzen, sondern vor allem eine der moralischen Integrität.

Wichtig ist, dass Unternehmen in Krisenzeiten nicht nur um Entschuldigungen bitten, sondern auch klare, transparente Maßnahmen ergreifen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Die Kommunikation mit den betroffenen Kunden und Partnern muss offen und kontinuierlich sein. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Einrichtung von Kanälen für direkte Kommunikation, wie es Volkswagen tat, um den betroffenen Kunden zu versichern, dass ihre Anliegen gehört werden. Eine tiefgehende und ehrliche Aufarbeitung des Vorfalls in Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden ist unverzichtbar, um das Vertrauen in die Marke wiederherzustellen. Das Vertrauen ist ein zerbrechliches Gut, und es muss mit konkreten Taten gestützt werden.

Es gibt jedoch noch eine entscheidende Dimension, die sowohl in Toyodas als auch in Horns Aussagen nicht direkt behandelt wird, aber für den langfristigen Erfolg nach einer solchen Krise unerlässlich ist. Dies betrifft die Unternehmenskultur und die Verantwortung, die auf allen Ebenen der Firma getragen werden muss. Es reicht nicht aus, nur die oberste Führungsebene in die Pflicht zu nehmen. Die Kultur des Unternehmens muss sich in einem klaren Bekenntnis zur ethischen Verantwortung, zur Transparenz und zur kontinuierlichen Verbesserung widerspiegeln. Die Mitarbeiter, von den Ingenieuren bis hin zu den Verkaufsteams, müssen in den Prozess der Wiedergutmachung eingebunden werden. Die Schaffung von Anreizen für verantwortungsbewusstes Handeln auf allen Ebenen ist ebenso wichtig wie die Verpflichtung zur Einhaltung gesetzlicher Normen und ethischer Standards.

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Wie die Entfremdung des griechischen Erbes das Christentum prägte

Gottes Freiheit, die es ihm ermöglicht, das Gegenteil von allem zu tun, was er tatsächlich getan hat, führt zu Positionen, die in ihrem Ansatz denen von Ibn Hazm sehr nahe kommen und sogar das Bild eines launischen Gottes hervorrufen können, der nicht einmal an Wahrheit und Güte gebunden ist. Gottes Transzendenz und Andersartigkeit sind so erhaben, dass unser Verstand, unser Gefühl für das Wahre und Gute, nicht mehr ein authentischer Spiegel Gottes sind. Gottes tiefste Möglichkeiten bleiben ewig unerreichbar und hinter seinen tatsächlichen Entscheidungen verborgen.

Im Gegensatz dazu hat der Glaube der Kirche stets betont, dass zwischen Gott und uns, zwischen seinem ewigen Schöpfergeist und unserem geschaffenen Verstand eine wahre Analogie besteht, in der – wie das Vierte Laterankonzil von 1215 feststellte – die Unähnlichkeit immer noch unendlich größer ist als die Ähnlichkeit, jedoch nicht bis zu dem Punkt, dass die Analogie und ihre Sprache aufgehoben wird. Gott wird nicht göttlicher, wenn wir ihn in einem rein unzugänglichen Voluntarismus von uns wegschieben; vielmehr ist der wahrhaft göttliche Gott der Gott, der sich als Logos offenbart hat und als Logos in Liebe für uns handelt und weiterhin handelt. Sicherlich, wie der Apostel Paulus sagt, „überschreitet“ die Liebe das Wissen und ist in der Lage, mehr zu erkennen als der reine Verstand allein (Eph 3:19); dennoch bleibt es die Liebe zu dem Gott, der Logos ist. Daher ist christliche Anbetung – um wieder Paulus zu zitieren – „λογικη λατρεία“, eine Anbetung im Einklang mit dem ewigen Wort und mit unserem Verstand (Röm 12:1).

Dieser innere Annäherungsprozess zwischen dem biblischen Glauben und der griechischen philosophischen Untersuchung war ein Ereignis von entscheidender Bedeutung, nicht nur aus der Perspektive der Religionsgeschichte, sondern auch aus der der Weltgeschichte – ein Ereignis, das uns auch heute noch betrifft. Angesichts dieser Konvergenz ist es nicht überraschend, dass das Christentum, trotz seiner Ursprünge und einiger bedeutender Entwicklungen im Osten, letztlich in Europa seine historisch entscheidende Gestalt angenommen hat. Umgekehrt kann man auch sagen: Diese Konvergenz, mit der späteren Hinzufügung des römischen Erbes, schuf Europa und bleibt das Fundament dessen, was mit Recht als Europa bezeichnet werden kann.

Die These, dass das kritisch gereinigte griechische Erbe ein integraler Bestandteil des christlichen Glaubens ist, wurde durch den Ruf nach einer „Dehellenisierung“ des Christentums herausgefordert – ein Ruf, der seit dem Beginn der modernen Zeit die theologischen Diskussionen zunehmend beherrscht. Wenn man genauer hinschaut, lassen sich drei Stadien in dem Programm der Dehellenisierung beobachten: Obwohl miteinander verbunden, sind sie in ihren Motivationen und Zielen klar voneinander zu unterscheiden.

Die Dehellenisierung taucht zunächst im Zusammenhang mit den Postulaten der Reformation im sechzehnten Jahrhundert auf. Wenn man auf die Tradition der scholastischen Theologie blickte, sahen sich die Reformatoren mit einem Glaubenssystem konfrontiert, das völlig von der Philosophie geprägt war, das heißt, eine Darstellung des Glaubens, die auf einem fremden Denksystem basierte. Infolgedessen erschien der Glaube nicht mehr als lebendiges historisches Wort, sondern als ein Element eines übergeordneten philosophischen Systems. Das Prinzip „sola scriptura“ suchte dagegen den Glauben in seiner reinen, ursprünglichen Form, wie er im biblischen Wort zu finden war. Die Metaphysik erschien als eine Prämisse, die aus einer anderen Quelle stammte, von der der Glaube befreit werden musste, um wieder ganz er selbst zu werden. Als Kant erklärte, dass er das Denken beiseite schieben müsse, um Raum für den Glauben zu schaffen, führte er dieses Programm mit einer Radikalität fort, die die Reformatoren nie hätten voraussehen können. Er verankerte den Glauben somit ausschließlich in der praktischen Vernunft und verweigerte ihm den Zugang zur Realität als Ganzes.

Die liberale Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts leitete ein zweites Stadium des Dehellenisierungsprozesses ein, wobei Adolf von Harnack als herausragender Vertreter gilt. Als ich Student war und in den frühen Jahren meiner Lehre, war dieses Programm auch in der katholischen Theologie von großer Bedeutung. Es nahm als Ausgangspunkt Pascals Unterscheidung zwischen dem Gott der Philosophen und dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. In meiner Antrittsvorlesung in Bonn 1959 versuchte ich, auf diese Frage einzugehen, und ich beabsichtige nicht, hier zu wiederholen, was ich damals sagte. Ich möchte jedoch zumindest kurz darstellen, was neu an diesem zweiten Stadium der Dehellenisierung war. Harnacks zentrale Idee war es, einfach zum Menschen Jesus und seiner einfachen Botschaft zurückzukehren, unter den Anhäufungen der Theologie und tatsächlich der Hellensierung: Diese einfache Botschaft wurde als der Höhepunkt der religiösen Entwicklung der Menschheit angesehen. Jesus wurde gesagt, dass er den Kult zugunsten der Moral beendet habe. Am Ende wurde er als der Vater einer humanitären moralischen Botschaft präsentiert. Grundsätzlich war Harnacks Ziel, das Christentum mit der modernen Vernunft in Einklang zu bringen, es also von scheinbar philosophischen und theologischen Elementen, wie dem Glauben an die Göttlichkeit Christi und den dreieinigen Gott, zu befreien. In diesem Sinne stellte die historisch-kritische Exegese des Neuen Testaments, wie er sie verstand, der Theologie ihren Platz innerhalb der Universität wieder her: Theologie war für Harnack etwas grundsätzlich Historisches und daher streng Wissenschaftliches. Was sie kritisch über Jesus sagen konnte, war sozusagen ein Ausdruck der praktischen Vernunft und konnte folglich ihren rechtmäßigen Platz innerhalb der Universität einnehmen.

Hinter diesem Denken steht die moderne Selbstbegrenzung der Vernunft, klassisch ausgedrückt in Kants „Kritiken“, aber mittlerweile weiter radikalisiert durch den Einfluss der Naturwissenschaften. Dieses moderne Vernunftverständnis basiert, um es kurz zu sagen, auf einer Synthese zwischen Platonismus (Cartesiansimus) und Empirismus, einer Synthese, die durch den Erfolg der Technologie bestätigt wurde. Einerseits setzt es die mathematische Struktur der Materie voraus, ihre innere Rationalität, die es ermöglicht, zu verstehen, wie die Materie funktioniert und sie effizient zu nutzen: Diese Grundannahme ist sozusagen das platonische Element im modernen Verständnis der Natur. Andererseits gibt es die Fähigkeit der Natur, für unsere Zwecke ausgebeutet zu werden, und hier kann nur die Möglichkeit der Verifizierung oder Falsifizierung durch Experimente entscheidende Gewissheit liefern. Das Gewicht zwischen den beiden Polen kann, je nach Umständen, von einer Seite zur anderen verschoben werden.

Dies führt zu zwei Prinzipien, die für die angesprochene Problematik entscheidend sind. Erstens kann nur die Art von Gewissheit, die aus dem Zusammenspiel mathematischer und empirischer Elemente resultiert, als wissenschaftlich angesehen werden. Alles, was behauptet, Wissenschaft zu sein, muss an diesem Kriterium gemessen werden. Daher versuchen die Geisteswissenschaften, wie Geschichte, Psychologie, Soziologie und Philosophie, sich diesem Wissenschaftsverständnis anzupassen. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass diese Methode der Vernunft per se die Frage nach Gott ausschließt, was sie als unwissenschaftliche oder prä-wissenschaftliche Frage erscheinen lässt. Folglich stehen wir vor einer Reduktion des Radius von Wissenschaft und Vernunft, die hinterfragt werden muss.

Es muss jedoch mehr gesagt werden: Wenn Wissenschaft insgesamt nur dies und nichts anderes ist, dann wird der Mensch selbst reduziert, denn die spezifisch menschlichen Fragen nach unserem Ursprung und unserem Ziel – die Fragen, die von Religion und Ethik aufgeworfen werden – haben dann keinen Platz mehr im Bereich der kollektiven Vernunft, wie sie durch „Wissenschaft“ verstanden wird, und müssen daher in den Bereich des Subjektiven verbannt werden. Der Einzelne entscheidet dann, basierend auf seinen Erfahrungen, was er in religiösen Fragen für plausibel hält.

Warum wird Iran von seinen eigenen Bürgern und der Weltgemeinschaft immer wieder verurteilt?

Iran hat in den letzten Jahren immer wieder Negativschlagzeilen gemacht. Die Menschenrechtssituation im Land, insbesondere die Behandlung von politischen Dissidenten, Minderheiten und Intellektuellen, ist erschreckend und zeigt die brutalen Methoden eines autoritären Regimes. Die Regierung Irans verfolgt mit eiserner Hand alle, die den Status quo infrage stellen, sei es durch friedliche Proteste oder durch intellektuelle Auseinandersetzungen.

Bereits zu Beginn des Jahres 2025 hat Amnesty International eine erschreckende Zahl von 210 Hinrichtungen in Iran gemeldet, darunter auch die Hinrichtung von mindestens zwei Minderjährigen. Dies ist nur ein weiteres Kapitel in einer langen Reihe von Verstößen gegen die Menschenrechte. Human Rights Watch hebt hervor, dass Iran weiterhin weltweit führend in der Durchführung von Hinrichtungen von Minderjährigen ist. Darüber hinaus gab es im Juli und August eine erneute Welle von Hinrichtungen, als die Regierung versuchte, sich gegen eine breitere Bewegung für Demokratie und Freiheit im Land durchzusetzen. Viele dieser Hinrichtungen wurden öffentlich vollzogen, was einen klaren Verstoß gegen das Internationale Übereinkommen über bürgerliche und politische Rechte darstellt, zu dem Iran offiziell verpflichtet ist.

Ein weiterer Punkt, der die internationale Gemeinschaft besorgt, ist die Verfolgung von Intellektuellen, die in ihrem Land eine freiere Gesellschaft fordern. Diese Personen sehen sich mit Haftstrafen, Einschüchterungen und Verboten konfrontiert. Viele wurden gezielt zur Zielscheibe des Regimes, weil sie versuchten, eine "sanfte Revolution" zu entfachen. Dieser repressive Kurs zeigt sich auch in der Verhaftung von Akademikern und der Zwangspensionierung von Wissenschaftlern, die eine kritische Haltung gegenüber der Regierung einnahmen. Dr. Esfandiari, eine prominente iranische Wissenschaftlerin, berichtete von ihrer 105-tägigen Isolationshaft, in der sie gefangen gehalten wurde, weil die Regierung ihr vorwarf, Teil eines amerikanischen Plans für eine „Samtene Revolution“ zu sein.

Auch die systematische Diskriminierung von Frauen, Angehörigen religiöser Minderheiten wie den Bahá'í und der LGBTQ+-Gemeinschaft sowie die Verstöße gegen die Rechte von akademischen Kräften sind tief in der iranischen Gesellschaft verwurzelt. Dies alles stellt die fundamentalen Werte der Freiheit, der Meinungsäußerung und der Menschenwürde infrage, die in einer modernen Gesellschaft unverzichtbar sind.

Im Gegensatz dazu steht das Verhalten von westlichen Institutionen, die trotz der wiederholten Verstöße gegen Menschenrechte und internationale Abkommen immer wieder versuchen, einen Dialog mit dem iranischen Regime zu führen. Ein besonders besorgniserregendes Beispiel für die negativen Auswirkungen dieser Politik war der im Jahr 2005 stattgefundene Auftritt des iranischen Präsidenten, der den Holocaust als „Legende“ bezeichnete und ein zweitägiges Treffen von Holocaust-Leugnern abhielt. Diese Position stellt nicht nur eine schändliche Verzerrung der Geschichte dar, sondern fördert auch eine gefährliche Propaganda, die in der heutigen Welt keine Grundlage haben darf.

Darüber hinaus zeigte der iranische Präsident 2005 und auch in den folgenden Jahren eine Vielzahl von provokativen und aggressiven Aussagen, wie etwa die Drohung, Israel „von der Karte zu wischen“. Diese Äußerungen sind nicht nur ein Ausdruck politischer Gewalt, sondern auch ein deutliches Zeichen der Isolation, die Iran gegenüber der internationalen Gemeinschaft pflegt. Die Weltgemeinschaft reagierte mit Besorgnis, während sich die Regierung weiterhin gegen die internationale Kritik stemmte und in ihrer Haltung verharrte.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Irans Rolle in internationalen Konflikten. Iran ist nicht nur ein Unterstützer von terroristischen Gruppen wie der Hisbollah und Hamas, sondern auch aktiv in den Irakkrieg verwickelt. Die Unterstützung von Schiitenmilizen, die US-Truppen angreifen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass Iran seine außenpolitischen Ambitionen ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf andere Länder verfolgt.

Gleichzeitig hat Iran wiederholt die internationalen Sanktionen ignoriert, die auf das Urananreicherungsprogramm und die Bedrohungen, die vom iranischen Atomprogramm ausgehen, abzielen. Trotz der internationalen Bemühungen um Dialog und Diplomatie hat die iranische Regierung beharrlich eine Politik der Konfrontation verfolgt und die globalen Bemühungen um Abrüstung und Friedenssicherung behindert.

Was jedoch am wichtigsten ist, ist die Tatsache, dass diese systematischen Vergehen gegen die Menschenrechte und die internationale Ordnung nicht nur Auswirkungen auf Iran haben. Sie haben weitreichende Folgen für den gesamten Nahen Osten und darüber hinaus. Die fortwährende Unterdrückung von Protesten, die Verfolgung von Intellektuellen und Dissidenten sowie die anhaltenden Bedrohungen für Nachbarländer und die internationale Sicherheit unterstreichen die Bedeutung eines entschlossenen Handelns der internationalen Gemeinschaft. Irans Verhalten stellt nicht nur eine Herausforderung für die Werte der Demokratie, der Freiheit und des Friedens dar, sondern auch eine Bedrohung für die Stabilität der gesamten Region.

Es ist von zentraler Bedeutung, dass die internationale Gemeinschaft ihre Haltung gegenüber Iran überdenkt und nicht nur auf politische und wirtschaftliche Erpressung reagiert, sondern auch konsequent Menschenrechtsverletzungen anspricht und darauf hinwirkt, dass die iranische Regierung zur Rechenschaft gezogen wird. Der Dialog über Meinungsfreiheit, Menschenrechte und Demokratie muss fortgeführt werden, wobei der Fokus nicht auf politischen Kompromissen liegen sollte, sondern auf den unverhandelbaren Prinzipien, die die Grundlage für eine friedliche und gerechte Weltordnung bilden.