Die politischen Programme des „New Deal“ und des „Fair Deal“ der 1930er- und 1940er-Jahre, die ursprünglich als Antwort auf die wirtschaftlichen und sozialen Probleme der großen Depression formuliert wurden, hatten tiefgreifende diskriminierende Auswirkungen auf afroamerikanische Gemeinschaften. Diese Programme wurden von den Demokraten entwickelt, um ihre politische Koalition mit den Südstaaten-Segregationisten zu bewahren, was zur Folge hatte, dass die afroamerikanische Bevölkerung systematisch von den sozialen Leistungen ausgeschlossen wurde. Besonders auffällig war die ungleiche Arbeitslosenquote: 1930 lag die Arbeitslosenquote bei weißen Männern bei 6,9 Prozent und bei schwarzen Männern in Gebieten mit „substantiellen schwarzen Bevölkerungen“ bei 6,3 Prozent. 1937 stieg diese Quote auf 19 Prozent für schwarze Männer, während sie bei weißen Männern nur 13,9 Prozent betrug. Die staatlichen Hilfen bevorzugten dabei eindeutig die weißen Amerikaner.
Das Sozialversicherungsgesetz von 1935, das Arbeitslosenentschädigungen einführte, schloss dabei insbesondere landwirtschaftliche und häusliche Arbeiter aus, die größtenteils afroamerikanisch waren. Auch die Bundeshilfen für Kriegsveteranen gingen zu einem großen Teil an weiße Amerikaner, da die Militärsegregation bedeutete, dass die Mittel unverhältnismäßig an weiße Veteranen verteilt wurden. Die Gewerkschaften und die Südstaaten-Segregationisten stimmten mit diesen Regelungen überein, da sie jegliche Ausweitung von Wohlfahrtsleistungen für Afroamerikaner ablehnten, was der zerbrechlichen Koalition der Demokraten zugutekam.
Dennoch verbanden sich afroamerikanische Führungspersönlichkeiten mit den Demokraten, da diese zumindest eine „realistische Antwort auf die politischen Gegebenheiten der 1930er-Jahre“ boten. Obwohl den schwarzen Amerikanern wenig geboten wurde, so boten die Demokraten ihnen dennoch mehr als sie es bisher gewohnt waren und eröffneten eine Gelegenheit zur politischen Partizipation.
Der „Krieg gegen die Armut“, den Lyndon B. Johnson in den 1960er Jahren einführte, war ein Versuch, die Beziehung zwischen Rasse und wirtschaftlicher Ungleichheit zu navigieren. Doch dieser Versuch zeigte nur geringe Fortschritte bei der Bekämpfung der weit verbreiteten Ungleichheit. David Zarefsky beschreibt, dass der Ausdruck „Krieg gegen die Armut“ und die damit verbundene Rhetorik zwar zu Beginn breite Unterstützung für das Programm fanden, aber auch maßgeblich zu dessen späterem Scheitern beitrugen. Die Idee eines „Krieges“ half Johnson, das Programm zu brandmarken, indem er das „Feindbild“ Armut als ein „Lebensstil“ darstellte, der durch Isolation vom dominanten wirtschaftlichen und sozialen System aufrechterhalten wurde. Die Theorie des „Armutszyklus“ führte jedoch dazu, dass Johnson die Problematik der Rassendiskriminierung weitgehend ausblendete und Armut als individuelles Problem darstellte.
Der Versuch, die diskriminierenden wirtschaftlichen Politiken der Vergangenheit zu entwirren, erwies sich für Johnson als schwierig. Anfangs versuchte er, Rassismus und wirtschaftliche Ungleichheit auseinanderzuhalten, bevor er die beiden Konzepte zu einem verschmolz. Doch letztlich verzichtete er auf eine explizite Verbindung. Es ist wichtig zu verstehen, dass Johnson 1964 versuchte, einen Unterschied zwischen Armut und Rassendiskriminierung zu machen, indem er betonte, dass auch weiße arme Menschen in ländlichen Gebieten von Armut betroffen seien. In seinen Reden hob er die moralische Integrität der weißen ländlichen Bevölkerung hervor, was in starkem Gegensatz zu den städtischen Slums stand, die in späteren Präsidentenreden häufig als kriminell und verkommen beschrieben wurden.
In einer Rede in Rocky Mount, North Carolina, am 7. Mai 1964 sprach Johnson von einer „Tenant Farmer Family“, die „ehrliche Menschen“ seien, die „ihr Land lieben“ und „das Richtige für alle wollen“. Diese Rhetorik wurde daraufhin wiederholt, als er den „Krieg gegen die Armut“ als „eine große Offensive gegen die Probleme in der Region Appalachia“ bezeichnete. In vielen seiner Reden versuchte Johnson, Armut von Rassismus zu entkoppeln, was angesichts der hohen Armutsraten in Appalachia von Bedeutung war.
Trotz der Tatsache, dass in den USA mehr weiße als schwarze Amerikaner in Armut lebten, waren schwarze Amerikaner viel eher von Armut betroffen. Wenn Johnson in seiner Rede von Oktober 1964 in Rochester, New York, erklärte, „wir haben die Sklaverei in diesem Land vor 100 Jahren abgeschafft, und ab diesem Jahr werden wir die Armut in diesem Land abschaffen“, verband er die Armut nicht direkt mit Rassismus, sondern stellte einen Vergleich zwischen der bekämpften Sklaverei und der noch bestehenden Armut her. Diese Verknüpfung zwischen Armut und einem rassistisch aufgeladenen historischen Thema half ihm, Armut als ein universelles Problem darzustellen, ohne explizit auf die Rassenunterschiede einzugehen.
Es war jedoch gerade dieser Versuch, Armut zu einem allumfassenden Problem zu erklären, der den „Krieg gegen die Armut“ langfristig zum Scheitern verurteilte. Johnson musste entweder mehr Geld fordern oder zugestehen, dass die Programme unter Franklin D. Roosevelt nicht den gewünschten Effekt hatten. In der Folge versuchte Johnson, die Erfolge des Programms zu übertreiben und behauptete, dass der „Krieg gegen die Armut“ noch nicht abgeschlossen sei. Doch diese Maßnahmen blieben erfolglos und führten dazu, dass der „Krieg gegen die Armut“ 1965 sowohl von der Regierung als auch von der Bevölkerung zunehmend abgelehnt wurde.
Ein entscheidender Faktor für das Scheitern des „Kriegs gegen die Armut“ war die Art und Weise, wie die Rhetorik verwendet wurde, um das Programm zu vermarkten. Die politisch motivierte Diskussion über Armut und Rassismus führte zu einem begrenzten Verständnis der zugrunde liegenden Probleme und verstärkte die Ungleichheiten, die sie eigentlich bekämpfen sollte.
Wie haben US-Präsidenten seit 1964 über Rasse gesprochen und warum blieb der Diskurs statisch?
Seit den bahnbrechenden Fortschritten der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren stellt sich die Frage, warum US-Präsidenten das Thema Rasse nicht offensiver und konsequenter angehen, um eine umfassendere Gleichstellung zu fördern. Die Untersuchung der Reden von Präsidenten in den Wahljahren von 1964 bis 2016 offenbart ein komplexes Muster, in dem sich die Häufigkeit und Art der rassischen Rhetorik zwar verändert, deren grundlegende Ausrichtung jedoch weitgehend konstant geblieben ist. Der zentrale Zweck der rassischen und ethnischen Sprache in diesen Reden ist die Gewinnung und Bindung weißer Wähler und ethnischer Weißer als Kern der Wählerschaft. Trotz der wachsenden ethnischen Diversität Amerikas ist das rhetorische Repertoire, das Präsidenten einsetzen, erstaunlich konservativ geblieben.
Präsidenten definieren in ihren Wahlkampfreden häufig grundlegende Begriffe wie „amerikanische Identität“ durch eine Linse, die tief in der Politik des rassischen Ressentiments verwurzelt ist. Dies führt dazu, dass die öffentliche Diskussion über Rasse stagniert und notwendige gesellschaftliche Fortschritte behindert werden. Die Rede über Rasse ist nicht abwesend, sondern eher verborgen und subtil in Wahlreden eingebettet – eine „verschleierte“ Rassendiskussion, die darauf abzielt, breite weiße Mittelschichtskoalitionen anzusprechen.
Die Analyse zeigt, dass sich die Begriffe „Rasse“ und „Ethnizität“ im Lauf der Zeit weiterentwickelt haben, ebenso wie deren Bedeutung und die Beziehung zueinander. Präsidenten haben ihre Rhetorik entsprechend angepasst, indem sie die „Rassifizierung“ ethnischer Gruppen reflektieren und gleichzeitig die Grenzen der weißen Mehrheitskoalition neu definieren. Ein Beispiel hierfür ist die veränderte Wahrnehmung italienischstämmiger Amerikaner, die in den 1970er Jahren noch stark als weiße Ethnien galten, deren Zugehörigkeit sich jedoch in den folgenden Jahrzehnten wandelte. Während der Reagan-Ära rückten verstärkt Latinos in den Fokus der politischen Ansprache. Diese Veränderungen zeigen, dass die rhetorische Politik der Präsidentschaft eng mit der sich wandelnden ethnisch-rassistischen Topologie Amerikas verknüpft ist. Präsidenten arbeiten dabei mit einem adaptiven Diskurs, der neue Gruppen in die bestehende weiße Mehrheitsstruktur einbindet und gleichzeitig rassifizierende Grenzen neu zieht.
Ein zentrales Element der Präsidentschaftsrhetorik seit Nixon ist die geschickte Kombination von egalitärem Sprachgebrauch mit gleichzeitigem Appell an rassische Ressentiments der weißen Wählerschaft. Nixon war einer der ersten, der diese doppelte Strategie konsequent einsetzte: Er betonte universelle amerikanische Werte und stellte diese gleichzeitig gegen angebliche soziale Veränderungen, die manche weiße Wähler als Bedrohung empfanden. Diese Taktik, ursprünglich von Goldwater und Reagan angedeutet, diente dazu, rassistische oder ethnozentrische Botschaften zu verschleiern und so breitere Zustimmung zu generieren.
Die Betrachtung der Häufigkeit expliziter rassischer und ethnischer Begriffe allein reicht nicht aus, um die komplexen Strategien der Präsidentschaftsrhetorik zu verstehen. Die Fluktuationen – etwa die hohe Anzahl rassenspezifischer Begriffe bei Nixon 1972 und der geringe Gebrauch bei George W. Bush 2004 – reflektieren unterschiedliche politische Kontexte und Zielgruppenstrategien. Die dominante Konstante bleibt jedoch die Ausrichtung der Rhetorik auf weiße Wähler und weiße ethnische Gruppen als Schlüssel zur Wahlerfolg.
Es ist wesentlich zu erkennen, dass diese rhetorische Dynamik die gesellschaftliche Debatte über Rasse prägt und oftmals behindert. Durch das Festhalten an einer Definition von „Amerikanertum“, die sich vor allem an weißen Identitäten orientiert, werden inklusivere und egalitärere Diskurse erschwert. Dies erklärt auch, warum trotz gelegentlicher Präsidentschaftsreden zum Thema Gleichstellung seit den 1960er Jahren nicht die erhofften Fortschritte in der öffentlichen Diskussion und politischen Realität erzielt wurden.
Wichtig ist zudem, dass die Veränderung der demographischen Zusammensetzung und die zunehmende ethnische Vielfalt der Gesellschaft einen fortwährenden Anpassungsdruck auf die Rhetorik ausüben. Präsidenten reagieren darauf, indem sie bestehende ethnisch-rassische Hierarchien reproduzieren und modifizieren, anstatt diese radikal in Frage zu stellen. Die politische Strategie ist demnach geprägt von der Notwendigkeit, eine „überlappende Koalition“ zu schmieden, die weiße Mehrheitsinteressen bewahrt und zugleich neue ethnische Gruppen in die politische Mitte integriert – stets unter der Prämisse, dass die weiße Mehrheit der Wählerschaft den Kern bildet.
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Wie verstand George W. Bush die Beziehung zwischen amerikanischen Muslimen, Rassenpolitik und Affirmative Action?
George W. Bush bemühte sich, in seiner öffentlichen Rede über amerikanische Muslime eine klare Trennung zwischen der religiösen Gemeinschaft und den terroristischen Gruppen wie Taliban und al-Qaida herzustellen. Er betonte, dass diese Extremisten eine große Religion „entführt“ hätten und für Hass stünden, während die Mehrheit der Amerikaner – egal welcher Religion – Freiheit schätze. In Botschaften wie der zum Ramadan hob Bush hervor, dass Muslime grundlegende Werte teilen, die auch Amerikaner prägen: Freiheit, Familienliebe und Dankbarkeit gegenüber Gott. Bei einer Veranstaltung im November 2004 äußerte er, dass die gemeinsame Verpflichtung zu Familie, Gerechtigkeit und Frieden Amerikaner aller Glaubensrichtungen verbinde. Diese Position spiegelte seine Absicht wider, Muslime als Teil der amerikanischen Gesellschaft zu integrieren und zu zeigen, dass Terrorismus nicht stellvertretend für sie stehe.
Gleichzeitig unterschied Bush klar zwischen amerikanischen Muslimen und internationalen Extremisten. Er hob hervor, dass amerikanische Muslime die Werte Amerikas teilen, insbesondere moralische Verantwortung und Gerechtigkeit, im Gegensatz zu Terroristen, deren Ideologien diesen Werten widersprächen. Diese differenzierte Sichtweise zeigte seinen Versuch, einen kulturellen und moralischen Pluralismus innerhalb der USA zu akzeptieren, ohne die Sicherheitsbedenken zu negieren.
In Bezug auf die Rassenpolitik war Bushs Haltung zu Affirmative Action eher ambivalent und vermied klare Positionen, die Wähler abschrecken könnten. Anders als viele seiner republikanischen Vorgänger, die strikt gegen Affirmative Action waren, vertrat er die Meinung, dass es legitim sei, die Rasse bei Einstellungs- oder Zulassungsentscheidungen zu berücksichtigen, solange keine festen Quoten eingeführt würden. Öffentliche Umfragen zeigen, dass diese differenzierte Haltung breite Zustimmung fand: Viele Amerikaner unterstützen die Idee, Minderheiten durch Programme zu fördern, lehnen aber verpflichtende Quoten ab. Bush nutzte diese Zwischentöne, um einerseits Diversität zu befürworten, andererseits jedoch Kontroversen zu vermeiden.
Besonders bei Auftritten vor überwiegend afroamerikanischem Publikum zeigte sich Bushs Unsicherheit in diesem Bereich. Als er auf seine „Opposition gegen Affirmative Action“ angesprochen wurde, präzisierte er sofort, dass er Quoten ablehne, aber Maßnahmen zur Förderung von Minderheiten unterstütze. Seine Reaktion zeigte, dass er das Thema als heikel empfand und versuchte, es mit diplomatischen und oft humorvollen Antworten zu umschiffen. Er unterstützte eine „meritorische“ Zulassung an Hochschulen, jedoch auch den Gedanken, dass Institutionen aktiv Vielfalt fördern sollten, ohne klare Vorschläge zu machen, wie dies umgesetzt werden solle.
Im Wahlkampf 2004 erschien Bushs Ansatz als Versuch, sowohl weiße Wähler als auch Minderheiten anzusprechen, ohne sich auf eine klare politische Linie festzulegen. Das Thema Affirmative Action war längst nicht mehr so prägend für den Diskurs über Rassenpolitik wie in den Jahrzehnten zuvor. Stattdessen fokussierten sich Debatten auf wirtschaftliche Maßnahmen und allgemeine Prinzipien von Chancengleichheit.
Darüber hinaus wurde in dieser Phase der US-Politik oft davon ausgegangen, dass afroamerikanische Wähler dem Demokratischen Kandidaten treu blieben – ein Konzept, das als „electoral capture“ bezeichnet wird. Einige republikanische Politiker, darunter der spätere Vorsitzende des Republikanischen Nationalkomitees Michael Steele, versuchten jedoch, das Gegenteil zu behaupten, indem sie die Leistungen von Bush für die afroamerikanische Gemeinschaft hervorhoben und so die GOP als ernsthafte Alternative präsentieren wollten.
Diese strategischen Bemühungen spiegelten sich auch in der historischen Darstellung der Republikanischen Partei wider, die auf ihrer Webseite 2004 auf ihre Wurzeln im Kampf gegen die Sklaverei und für Bürgerrechte verwies. Dies sollte das Bild der Partei als Verfechterin von Gleichberechtigung und Freiheit stärken, auch wenn die politischen Maßnahmen häufig nur wirtschaftliche Anreize und Steuersenkungen beinhalteten, anstatt konkrete Initiativen zur Verbesserung der Situation von Minderheiten zu fördern.
Das Zusammenspiel von Bushs Aussagen zu amerikanischen Muslimen und Affirmative Action zeigt eine grundlegende Spannung: Einerseits die Anerkennung von Vielfalt und gemeinsamen Werten, andererseits das politische Kalkül, die Kontroversen über Rassenpolitik zu minimieren. Diese Balance reflektiert die Komplexität moderner amerikanischer Identität und die Herausforderungen eines pluralistischen Gesellschaftsverständnisses, das verschiedene ethnische und religiöse Gruppen integriert, ohne die bestehenden sozialen und politischen Spannungen zu verschärfen.
Wichtig ist, dass die Leserschaft versteht: Die Diskurse um Integration und Gleichstellung in den USA sind tief verwoben mit historischen, sozialen und politischen Faktoren. Die Art und Weise, wie politische Akteure Themen wie Affirmative Action oder religiöse Vielfalt ansprechen, beeinflusst nicht nur das politische Klima, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Zugehörigkeit und Identität. Es reicht nicht aus, nur die offiziellen Positionen zu betrachten; das Verständnis von Zwischentönen, Auslassungen und rhetorischen Strategien ist entscheidend, um die Dynamiken amerikanischer Gesellschaftspolitik vollständig zu erfassen. Endtext
Wie lässt sich die Leistungslücke in Bildung und Gesellschaft verstehen und adressieren?
Die Diskussion um die sogenannte Leistungslücke, insbesondere im Bildungssystem, zeigt deutlich, dass die öffentliche Wahrnehmung oft von anderen Faktoren als rein schulischer Qualität geprägt ist. Untersuchungen, wie die von Gallup, belegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Ursachen für diese Unterschiede nicht primär in den Schulen selbst sieht, sondern in sozialen und ökonomischen Umständen, die weit über den Klassenraum hinausreichen. Diese Erkenntnis öffnet den Blick für eine komplexere Betrachtung von Ungleichheit, die tief in historischen, politischen und kulturellen Kontexten verwurzelt ist.
Der historische Hintergrund amerikanischer Gesellschaftspolitik illustriert, wie sich institutionalisierte Diskriminierung und soziale Segregation über Jahrzehnte manifestiert haben. Werke wie Michelle Alexanders „The New Jim Crow“ legen dar, wie das Justiz- und Sozialsystem bestehende Rassenschranken aufrechterhält, wodurch Minderheiten systematisch benachteiligt werden. Dabei ist die Diskrepanz in Bildungsleistungen nicht allein durch individuelle Anstrengungen erklärbar, sondern spiegelt ein gesellschaftliches Gefüge wider, das soziale Ungleichheiten reproduziert.
Zugleich verdeutlichen politische Entwicklungen, etwa in der Reagan-Ära oder unter Präsident Nixon, wie politische Entscheidungen und Rhetorik gezielt genutzt wurden, um bestimmte Bevölkerungsgruppen zu marginalisieren. Die Beschränkung von Fördermitteln für schwarze Colleges oder die mobilisierte Opposition gegen Maßnahmen zur Schuldesegregation zeigen, wie Machtstrukturen aufrechterhalten werden. Die öffentliche Debatte ist dabei oft von ideologischen Konstruktionen geprägt, die auf „Selbstinteresse“ oder „Stratifizierungsideologien“ verweisen, wie es in sozialwissenschaftlichen Studien nachweisbar ist.
Darüber hinaus spielt die Rolle von Symbolen und Medien eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Verfestigung von Vorurteilen. So hat beispielsweise die Anti-Defamation League die Verwendung bestimmter Online-Symbole, die mit Hassbotschaften verbunden sind, dokumentiert. Solche Symbole sind Teil einer breiteren kulturellen Dynamik, die Ausgrenzung und Diskriminierung begünstigt und das gesellschaftliche Klima weiter polarisiert.
In der Analyse dieser sozialen Phänomene zeigt sich, dass eine reine Fokussierung auf Bildungspolitik nicht ausreicht. Vielmehr muss das Zusammenspiel von ökonomischen Bedingungen, historischen Machtstrukturen und kulturellen Narrativen verstanden werden, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Bildung ist zwar ein Schlüssel, doch ohne die Bekämpfung struktureller Benachteiligungen bleiben Erfolge begrenzt. Die Vielfalt der Quellen und Perspektiven, von politischen Reden über sozialwissenschaftliche Studien bis hin zu Analysen populärer Medien, unterstreicht die Komplexität dieses Themas.
Für das Verständnis des Lesers ist es wichtig, dass Ungleichheit nicht als individuelles Versagen oder als bloßes Ergebnis von Bildungssystemen interpretiert wird. Vielmehr handelt es sich um ein vielschichtiges gesellschaftliches Problem, das tief in historischen und sozialen Mechanismen verwurzelt ist. Nur durch die kritische Reflexion und das Bewusstsein dieser Zusammenhänge kann eine inklusive Gesellschaft gefördert werden, die Chancengleichheit nicht als bloßes Ideal, sondern als realistische Aufgabe begreift.
Wie wurde „Rasse“ zur unsichtbaren Waffe in der amerikanischen Politik des 20. Jahrhunderts?
Die Geschichte der amerikanischen Politik des 20. Jahrhunderts ist nicht vollständig zu verstehen ohne eine tiefere Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie „Rasse“ nicht nur thematisiert, sondern systematisch instrumentalisiert wurde. Die Transformation von Begriffen – von „Negro“ zu „Black“ zu „African American“ – wie Ben L. Martin herausarbeitet, zeigt nicht nur semantische Verschiebungen, sondern auch politische und kulturelle Kämpfe um Identität, Zugehörigkeit und Anerkennung. Die Namen spiegeln nicht bloß Kategorien, sondern Machtverhältnisse.
In diesem Kontext gewinnen politische Strategien an Bedeutung, die subtil oder explizit rassifizierte Botschaften transportieren. Tali Mendelberg analysiert in „The Race Card“, wie in Wahlkampagnen implizite rassistische Codes verwendet wurden, um normative Gleichheitsideale zu umgehen und dennoch rassische Ressentiments zu mobilisieren. Die 1988er Kampagne mit der Horton-Werbung bleibt dafür paradigmatisch: ein Dog-Whistle, verpackt in Gesetz-und-Ordnung-Rhetorik, aber geladen mit dem historischen Echo des weißen Angstnarrativs vor schwarzer Kriminalität.
Douglas Masseys Analyse der Segregation und urbaner Gewalt macht deutlich, dass die strukturelle Trennung nicht bloß geografischer Natur war, sondern eine Grundlage für politische Exklusion und ökonomische Marginalisierung bildete. Die urbane Gewalt wurde häufig als Beweis kultureller Defizite der schwarzen Bevölkerung gedeutet – eine Umkehr der Kausalität, die politisch instrumentalisiert wurde, etwa in Nixons Southern Strategy. Die explizite Ablehnung des Busing zur Förderung der Schulintegration in Nixons Reden war mehr als politische Programmatik – es war ein kalkulierter Appell an das ressentimentgeladene Bewusstsein der weißen Wählerschaft.
McCombs und Shaws Theorie der Agenda-Setting-Funktion der Medien veranschaulicht, wie diese diskursiven Verschiebungen medial verstärkt wurden. Medien bestimmten nicht nur, worüber gesprochen wurde, sondern wie – sie rahmten Kriminalität als rassisiertes Phänomen und verankerten damit die kognitive Verknüpfung von Race und Gefahr im öffentlichen Bewusstsein. Die politische Kommunikation verschob sich dadurch zunehmend in ein Terrain, in dem offen rassistische Rhetorik nicht mehr notwendig war, weil die Codes längst verstanden wurden.
Die Rolle der Think Tanks, wie von Medvetz analysiert, ergänzt dieses Bild. Sie produzierten nicht nur scheinbar objektives Wissen, sondern auch ideologische Rechtfertigungen für restriktive Sozialpolitik, massenhafte Inhaftierungen und den Rückbau wohlfahrtsstaatlicher Maßnahmen – alles unter dem Mantel ökonomischer Rationalität, während die soziale Realität entlang rassischer Linien zerbrach.
Bill Clintons spätere Einsicht, dass seine Politik die Masseninhaftierung verschärft habe, zeigt retrospektiv die Tiefenwirkung dieser rassialisierten Governance. Gleichzeitig blieb diese Erkenntnis folgenlos im Sinne realpolitischer Revision – zu stark war das Narrativ des "harten Durchgreifens", zu erfolgreich das politische Kapital, das daraus gezogen wurde.
Auch neuere Phänomene wie die Wahl Donald Trumps lassen sich vor diesem Hintergrund nicht allein mit ökonomischer Angst erklären. McElwee und McDaniel argumentieren überzeugend, dass Rassismus, nicht ökonomische Unsicherheit, der entscheidende Faktor war. Der Rückgriff auf xenophobe Rhetorik, auf das Konstrukt des „gefährlichen Anderen“, reaktivierte alte Muster – dieses Mal gerichtet gegen Latinos, Muslime oder andere marginalisierte Gruppen.
Der sogenannte „Racial Contract“, wie ihn Charles W. Mills beschreibt, bildet dabei den philosophischen Rahmen: eine unausgesprochene Übereinkunft, in der weiße Vorherrschaft nicht nur geduldet, sondern systematisch abgesichert wird – institutionell, diskursiv, symbolisch. Es ist kein Vertrag, der explizit geschlossen wurde, sondern einer, der durch Schweigen, Ignoranz und institutionelle Trägheit fortgeschrieben wird.
Was in diesen Debatten oft unterbelichtet bleibt, ist die Rolle des Staates als aktiver Produzent rassischer Ordnung. Naiomi Murakawa zeigt dies exemplarisch in ihrer Analyse der postkriegszeitlichen „Law and Order“-Politik, in der Kriminalität nicht bekämpft, sondern kontrolliert und inszeniert wurde – als Legitimation eines repressiven Staatsapparats, der überproportional auf schwarze Körper zielte.
Wichtig ist zudem zu verstehen, dass die Verwebung von Rassismus und Politik nicht nur eine Frage von rechten oder konservativen Kräften war. Auch liberale oder progressive Politiker nutzten rassial codierte Strategien – teils aus Kalkül, teils aus Nachgiebigkeit gegenüber einem hegemonialen Diskurs, der Rasse als Differenzlinie naturalisierte.
Die politisch-kulturelle Geschichte der USA zeigt damit nicht bloß das Fortwirken rassistischer Denkmuster, sondern die Fähigkeit des Systems, diese zu adaptieren, zu verschleiern und normativ zu integrieren. Das Unsichtbare – die codierte Sprache, die strukturelle Exklusion, die scheinbar neutralen Politiken – ist dabei oft wirkmächtiger als das explizit Gesagte. Ein Verständnis der amerikanischen Politik erfordert daher nicht nur eine Analyse der Programme oder Reden, sondern ein Bewusstsein für die semantischen und strukturellen Bedingungen, die Rasse als politische Kategorie fortschreiben.
Wie prägten Zhang Qian und seine Zeitgenossen den kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen China und Zentralasien?
Wie beeinflussen verschiedene Sportarten und deren spezifische Begriffe das Verständnis für den Wassersport?
Warum Hobbes den englischen Bürgerkrieg als Revolution betrachtete und was wir daraus lernen können

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