In der modernen politischen Landschaft der USA, speziell innerhalb der Alt-Right-Bewegung, zeigt sich eine zunehmende Spannung zwischen den verschiedenen religiösen Identitäten ihrer Anhänger. Diese Spannungen waren für einige der prominentesten Vertreter der Bewegung, wie Stewart und Emerick, ein entscheidender Faktor bei der Abkehr von der Alt-Right und der Suche nach einer neuen politischen und religiösen Ausrichtung. Stewart, die ursprünglich von liberalen Überzeugungen geprägt war, wandte sich von der „Hippie“-artigen Paganismus-Praxis ab und näherte sich dem Mormonismus, einer Religion, die ihre konservative Weltanschauung widerspiegelte. Sie stellte fest, dass ihr Liberalismus und die Anziehungskraft zum Paganismus immer mehr im Widerspruch zu den veränderten politischen Haltungen standen, die sie nun vertrat. Diese Umorientierung hin zu einer stärker konservativen Weltanschauung, die die traditionelle Familie und das Patriarchat betont, war nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern auch eine Reaktion auf das zunehmend feindliche Umfeld, das sie auf sozialen Medien und in der breiteren amerikanischen Kultur wahrnahm.

Die Konversion von Stewart zur Alt-Right war anfangs durch ihre Wahrnehmung von Angriffen auf „weiße Menschen“ und die „weiße Kultur“ motiviert. Auf sozialen Medien wurde die Bewegung als Antwort auf diese Bedrohungen betrachtet, aber nach und nach begannen sich immer mehr Zweifel an der Integrität und den ethischen Grundlagen der Alt-Right zu manifestieren. Die Ereignisse in Charlottesville und die anschließende stigmatisierende Wahrnehmung der Bewegung als „Nazi“-Bewegung sorgten dafür, dass die Alt-Right für viele ihrer Anhänger, wie auch für Stewart, zu einem schwer akzeptierbaren Label wurde. Die Veränderung des Images der Bewegung und die zunehmende Gewaltbereitschaft vieler ihrer Vertreter ließen viele ihre Zugehörigkeit zur Alt-Right überdenken.

Besonders erschütternd war für Stewart jedoch die Diskrepanz zwischen den moralischen Werten, die sie für sich selbst als Christin beanspruchte, und dem Verhalten prominenter Vertreter der Alt-Right, wie etwa Matt Heimbach. Die bekannt gewordenen Skandale um seine Untreue und den Missbrauch seiner Frau brachten Stewart dazu, sich zunehmend von der Bewegung zu distanzieren. Die moralischen Mängel, die sie bei führenden Persönlichkeiten der Alt-Right feststellte, verstärkten ihr Bedürfnis, sich von einer Bewegung zu trennen, die immer mehr mit unmoralischem Verhalten und extremistischen Tendenzen in Verbindung gebracht wurde.

Ein weiterer Schlüsselmoment in Stewarts Abkehr von der Alt-Right war ein Tweet von Richard Spencer, in dem er einen Artikel über die heidnischen Ursprünge von Ostern verlinkte, der von Emerick verfasst wurde. Für Stewart war dieser Artikel eine Beleidigung ihrer christlichen Überzeugungen und eine Bestätigung ihrer wachsenden Überzeugung, dass die Alt-Right anti-christlich geworden war. Sie hatte solche Angriffe zuvor als Einzelfälle abgetan, doch dieser Vorfall brachte sie dazu, die Bewegung endgültig zu verlassen.

Stewart, die sich stets als Christin identifizierte, betonte, dass ihre politische Haltung durch ihren Glauben geprägt war. Sie betrachtete ihre politische Philosophie als eine Fortsetzung der christlichen Verpflichtung, das „Schöpfungswerk Gottes“ zu bewahren, einschließlich des Schutzes von Nationen und Kulturen, die von Gott erschaffen wurden. Ihre Überzeugung von Ethno-Nationalismus, die sie durch eine Interpretation von biblischen Texten wie Genesis 10:32 und Ezekiel 22:30 stützte, wurde zu einem zentralen Bestandteil ihrer Weltanschauung. Ihre Vision einer Gesellschaft war eine, in der Frauen geschützt und die traditionelle Familie gefördert wird. Sie widersetzte sich der Gleichheit als falschem Konzept, das nach ihrer Auffassung nicht mit den biblischen Lehren übereinstimmte.

Stewarts Abkehr von der Alt-Right ist auch ein Beispiel für eine breitere religiöse Spaltung innerhalb der Bewegung. Während die Alt-Right ursprünglich ein Sammelbecken für Menschen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Ansichten war, zeigte sich immer mehr, dass religiöse Diversität ein unlösbares Problem darstellte. Viele Alt-Right-Anhänger, wie Richard Spencer, sind überzeugte Atheisten, was zu Spannungen mit den religiösen Mitgliedern der Bewegung führte. Stewart und Emerick, obwohl sie in ihren religiösen Ausrichtungen stark voneinander abwichen, hatten beide Schwierigkeiten, ihre christlichen Überzeugungen mit der atheistischen Prägung der Alt-Right in Einklang zu bringen.

Der Zerfall der Alt-Right und die damit verbundene zunehmende religiöse Fragmentierung lassen sich auch auf die schwindende Fähigkeit zurückführen, eine gemeinsame Ideologie zu finden, die sowohl ethno-nationalistische als auch religiöse Anforderungen erfüllt. Für viele Anhänger, die wie Stewart und Emerick eine starke religiöse Identität pflegten, war die Abkehr von der Alt-Right unvermeidlich, da diese zunehmend als eine Bewegung ohne moralischen oder religiösen Kern wahrgenommen wurde. Die politische Zielsetzung der Alt-Right, insbesondere der ethno-nationalistische Ansatz, blieb zwar bestehen, doch die religiösen und moralischen Grundlagen, auf denen viele ihrer Anhänger ihre Überzeugungen aufbauten, waren nicht mehr tragfähig.

Es ist wichtig zu verstehen, dass religiöse Fragen innerhalb der Alt-Right nicht nur persönliche Glaubenssachen, sondern auch fundamentale politische Differenzen widerspiegeln. Für die religiösen Alt-Right-Anhänger war die Bewegung zunächst ein Ort der politischen Vereinigung gegen die wahrgenommene Bedrohung durch den kulturellen und ethnischen Wandel. Doch die Zunahme von moralischen Verfehlungen und die zunehmende Intoleranz gegenüber religiösen Überzeugungen führten dazu, dass viele der ursprünglichen Anhänger ihre Zugehörigkeit zur Bewegung überdachten und sich von ihr abwandten.

Endtext

Warum haben weiße evangelikale Protestanten Donald Trump unterstützt und wie verändert sich ihre Haltung?

Donald Trump genoss 2016 und 2020 eine breite Unterstützung unter weißen evangelikalen Protestanten, mit einer Zustimmungsrate von 81 Prozent in der Präsidentschaftswahl 2016 (Cox und Jones, 2015). Diese Zahlen waren in einer Zeit des tiefen politischen und gesellschaftlichen Wandels bemerkenswert und werfen wichtige Fragen darüber auf, warum dieser politisch unkonventionelle Kandidat so stark von einer religiösen Gruppe unterstützt wurde, die traditionell eher auf moralische Werte und Glaubensgrundsätze achtet. Die Antwort auf diese Fragen führt uns zu einem komplexen Zusammenspiel aus Nostalgie, kulturellen Ängsten und politischer Strategie.

Der Schlüssel zu diesem Phänomen liegt in der wachsenden Unzufriedenheit unter vielen weißen Amerikanern, die das Gefühl hatten, in einer zunehmend multikulturellen und vielfältigen Gesellschaft ihre kulturelle und politische Vormachtstellung zu verlieren. Robert P. Jones, Gründer des Public Religion Research Institute (PRRI), argumentierte, dass evangelikale Protestanten vor allem von einer Nostalgie geprägt sind, die ein Amerika im Blick hat, das von weißen Christen dominiert wurde. Diese Nostalgie, gepaart mit der Angst vor dem Verlust von Einfluss, führte viele dazu, Trump als ihren politischen Vertreter zu sehen. In dieser Perspektive wurde Trump zu einem Symbol für den Widerstand gegen den gesellschaftlichen Wandel, der für viele von ihnen bedrohlich schien.

Doch während weiße evangelikale Christen Trump als ihren „Champion“ akzeptierten, war die Unterstützung unter anderen, insbesondere schwarzen Christen, deutlich weniger stark. In einer Studie von Pew Research wurde die Zustimmungsrate unter schwarzen Protestanten im Juni 2020 auf lediglich 7 Prozent geschätzt, bei einer Ablehnungsrate von 83 Prozent (Lipka & Smith, 2020). Diese deutliche Kluft zwischen weißen und schwarzen Christen in Bezug auf Trump ist nicht nur ein Symptom politischer Differenzen, sondern spiegelt tiefere Risse wider, die seit Jahrhunderten die Rassenverhältnisse in den Vereinigten Staaten prägen.

Diese Differenzen sind besonders auffällig, wenn man die Haltung der schwarzen christlichen Gemeinschaft zu den Ereignissen rund um die Wahl 2016 und die darauffolgenden Jahre betrachtet. Der ehemalige Ku-Klux-Klan-Führer David Duke erklärte beim „Unite the Right“-Marsch in Charlottesville 2017, dass die Anhänger der Alt-Right ihre Unterstützung für Trump als eine Bestätigung ihrer politischen Agenda sahen. Die Parallelen zwischen Trumps politischer Ausrichtung und den Forderungen der Alt-Right, insbesondere im Bereich der Immigration und der Anti-Minderheiten-Rhetorik, gaben Anlass zu weit verbreiteter Besorgnis.

Diese politische Kluft führte zu intensiven Diskussionen innerhalb der evangelikalen Kirchen. Während konservative evangelikale Gruppen wie die Southern Baptist Convention (SBC) versuchten, sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen auseinanderzusetzen und Stellung gegen den Rassismus zu beziehen, waren progressivere christliche Organisationen, die sich traditionell für soziale Gerechtigkeit eingesetzt hatten, stark alarmiert über die Unterstützung von Trump durch die Alt-Right und seine vermeintliche Nähe zu rassistischen Ideologien.

Ein zentrales Thema, das die Diskussionen um Trumps Unterstützung durch evangelikale Christen dominierte, war die Frage nach der Verantwortung der Kirche im Umgang mit Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit. Für viele Christen, die Trump unterstützten, war es schwierig, sich mit der zunehmenden Vielfalt in der Gesellschaft und den damit verbundenen Veränderungen in den sozialen Normen auseinanderzusetzen. Sie fürchteten, dass die traditionellen Werte, die sie hochhielten, durch den fortschreitenden gesellschaftlichen Wandel gefährdet würden.

Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass die politische Unterstützung für Trump unter evangelikalen Protestanten nicht allein durch religiöse Überzeugungen motiviert war. Vielmehr spielte die tief verwurzelte Angst vor dem Verlust kultureller und politischer Kontrolle eine wesentliche Rolle. Dieser Zustand der Unsicherheit, kombiniert mit einer Sehnsucht nach einer früheren, als stabiler empfundenen Zeit, schuf ein starkes Bedürfnis nach einem politischen Führer, der die gegenwärtigen Herausforderungen in eine Richtung lenken konnte, die als „rückwärtsgewandt“ empfunden wurde.

Es wird deutlich, dass die Unterstützung für Trump innerhalb der evangelikalen Gemeinschaft in den USA ein komplexes Zusammenspiel von sozialen, kulturellen und politischen Faktoren widerspiegelt. Diese Dynamiken waren nicht nur auf die Wahl 2016 begrenzt, sondern prägten auch die Wahlen 2020 und darüber hinaus. Es ist zu erwarten, dass die Diskussionen über die Rolle der Kirche im politischen Leben und ihre Verantwortung im Umgang mit Rassismus und sozialen Ungleichheiten noch lange nach Trumps Amtszeit anhalten werden.

Neben diesen politischen und kulturellen Dimensionen sollte der Leser auch verstehen, dass diese Spaltungen innerhalb der evangelikalen Gemeinschaften nicht nur das Resultat politischer Überzeugungen sind. Sie spiegeln auch tiefergehende Fragen zur Identität und zur Rolle der Religion in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft wider. Auch wenn viele evangelikale Christen Trump aufgrund seiner politischen Agenda unterstützten, bleibt die Frage offen, wie diese Unterstützung langfristig die Beziehungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft und zu anderen gesellschaftlichen Gruppen beeinflussen wird.

Wie die Alt-Right das Erbe der Südstaaten-Baptisten und den Rassismus in der amerikanischen Kirche offenlegte

Das Auftreten der Alt-Right in den USA, das in den Jahren nach der Wahl von Donald Trump immer stärker in den Vordergrund trat, stellte eine tiefgreifende Herausforderung für die amerikanische evangelikale Kirche dar. Es war nicht nur ein politisches Phänomen, sondern auch ein Spiegelbild der tiefer liegenden, oftmals übersehenen Probleme innerhalb vieler christlicher Gemeinschaften. Besonders bemerkenswert ist hierbei die Reaktion der Southern Baptist Convention (SBC), einer der größten und einflussreichsten evangelikalen Organisationen in den USA, deren Geschichte eng mit dem Erbe der Sklaverei und der Rassentrennung verbunden ist.

Die Southern Baptist Convention wurde 1845 von weißen Südstaaten-Baptisten gegründet, die mit der Haltung der nordamerikanischen Baptisten zur Sklaverei unzufrieden waren. Dieser Ursprung in einem tief rassistischen Kontext prägte die gesamte Entwicklung der SBC, die sowohl während der Sklaverei als auch nach deren Abschaffung Segregation und Rassismus in ihren Institutionen fortsetzte. In ihren frühen Jahren war die SBC ein wichtiger politischer Akteur, der aktiv den Erhalt der Sklaverei verteidigte, und die Institutionen der SBC waren in vielen Fällen direkt mit der Unterstützung der weißen Vorherrschaft verbunden.

Auch in der Moderne blieb der Rassismus innerhalb der Southern Baptists ein heikles Thema. Historiker wie Mark Newman beschrieben die SBC als eine Organisation, die sich lange Zeit nicht mit ihrer eigenen rassistischen Vergangenheit auseinandersetzte. Dies änderte sich jedoch langsam, vor allem in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als die SBC mehrere öffentliche Entschuldigungen für ihre Rolle in der Geschichte der Sklaverei und der Rassentrennung aussprach. Eine der bedeutendsten dieser Erklärungen war die Resolution von 1995, in der sich die Convention offiziell für ihre historische Unterstützung der Sklaverei entschuldigte und die fortdauernden rassistischen Strukturen innerhalb der Gesellschaft und der Kirche anerkannte.

Trotz dieser Bemühungen um Versöhnung und Selbstkritik wurde die Frage des Rassismus innerhalb der SBC 2017 erneut aufgeworfen, als die Alt-Right-Bewegung stärker in den Fokus rückte. Die Alt-Right, die eine Form des weißen Nationalismus darstellt und rassistische sowie anti-semitische Ideologien fördert, fand in der politischen Landschaft unter Trump einen fruchtbaren Boden. In dieser Zeit geriet die SBC unter Druck, sich öffentlich gegen die Alt-Right zu positionieren, was zu intensiven internen Debatten führte.

Im Juni 2017, während der jährlichen Versammlung der SBC in Phoenix, Arizona, wurde eine Resolution eingebracht, die sich eindeutig gegen die Alt-Right und weißen Rassismus positionierte. Diese Resolution verurteilte die "Anti-Evangelium"-Ideologie der Alt-Right und erklärte sie für unvereinbar mit der Botschaft des Evangeliums. Es wurde erneut betont, dass die SBC die Verantwortung für ihre Rolle in der Geschichte des Rassismus trägt und dass es notwendig ist, jegliche Formen von Rassismus, sowohl bewusst als auch unbeabsichtigt, innerhalb der eigenen Reihen zu beseitigen. In gewisser Weise spiegelte diese Resolution den Versuch wider, sich von der Geschichte der Alt-Right zu distanzieren, indem man sich zu einer fortlaufenden Auseinandersetzung mit der eigenen rassistischen Vergangenheit bekannte.

Doch die Diskussion um die Resolution ging über ihre bloße Verabschiedung hinaus. Sie löste eine Debatte aus, die die tief verwurzelten Spannungen innerhalb der SBC offenlegte. Besonders in Bezug auf die Frage der Rassengleichheit gab es innerhalb der Convention unterschiedliche Meinungen, die teils von einer konservativen Fraktion unterstützt wurden, die immer noch an den traditionellen Werten der Organisation festhielt. Besonders bemerkenswert war die Tatsache, dass die Resolution zu Beginn nicht zur Abstimmung gestellt wurde, was für Aufsehen sorgte. Letztlich wurde sie jedoch angenommen, was als ein Versuch gesehen werden kann, sich öffentlich von den rassistischen Tendenzen der Alt-Right und ihrer eigenen Geschichte zu distanzieren.

Dennoch bleibt der Rassismus in der Southern Baptist Convention ein ungelöstes Problem, das auch die evangelikale Gemeinschaft insgesamt betrifft. Die Reaktionen auf die Alt-Right und die Versuche, sich mit den rassistischen Aspekten der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, zeigen, wie schwer es für viele weiße amerikanische Kirchen ist, sich wirklich von ihrer Vergangenheit zu befreien. Die Fortführung von Rassismus, auch in subtileren Formen, ist nach wie vor eine Herausforderung, die durch die politische Polarisierung und die wachsende Bedeutung von Bewegungen wie der Alt-Right verstärkt wird.

Für viele christliche Organisationen, auch jenseits der SBC, stellt sich die Frage, wie man die eigene Verantwortung für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus anerkennen kann, ohne sich lediglich auf symbolische Gesten zu beschränken. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, das Eingeständnis von Fehlern und die aktive Bekämpfung von Ungleichheit und Diskriminierung sind fundamentale Aufgaben, die die Kirche nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb ihrer eigenen Strukturen angehen muss.

Eine umfassendere Reflexion über die tieferen sozialen und politischen Ursachen von Rassismus in den USA ist notwendig, um die Komplexität der Situation besser zu verstehen. Dies betrifft nicht nur die Geschichte der Sklaverei und der Segregation, sondern auch die fortlaufende Wirkung von rassistischen Ideologien in der Gesellschaft, die durch politisch einflussreiche Bewegungen wie die Alt-Right immer wieder neu genährt werden. Es ist unerlässlich, dass sowohl kirchliche Institutionen als auch die breitere Gesellschaft kontinuierlich an der Überwindung dieser Strukturen arbeiten, um eine echte Gerechtigkeit zu erreichen.

Warum das Schweigen gegen den Alt-Right und weiße Vorherrschaft eine tiefere Krise aufzeigt

Die Ereignisse rund um den Umgang mit der Resolution, die den Alt-Right und weiße Vorherrschaft verurteilen sollte, werfen ein Schlaglicht auf die anhaltenden Spannungen innerhalb der Southern Baptist Convention (SBC). Diese Organisation wurde ursprünglich gegründet, um die Sklaverei zu unterstützen, was sich weiterhin in der Spaltung und den internen Konflikten widerspiegelt, die in den letzten Jahren immer wieder aufgebrochen sind. Die Tatsache, dass es erst nach erheblichen Rückmeldungen von außen zu einem Kurswechsel kam, als die Versammlung eine überarbeitete Erklärung verabschiedete, die den Alt-Right und die weiße Vorherrschaft offiziell verurteilte, unterstreicht die Schwierigkeiten, die diese Institution in Bezug auf rassistische Themen immer noch hat.

Die Auseinandersetzung um diese Resolution offenbarte tief verwurzelte Spannungen innerhalb der SBC und ließ die Frage aufkommen, wie der Umgang mit Rassismus und die historische Verantwortung von Kirchen in den Vereinigten Staaten wirklich verstanden und angegangen wird. In einem kritischen Beitrag erklärte der Pastor und Autor Thabiti Anyabwile, dass die Arbeit, die noch vor der evangelischen Kirche zu leisten sei, überwältigend sei. Er betonte, dass das Zögern, sich klar gegen den Rassismus zu stellen, zu Gewalt und Tod führe und dass jede Kirche, die sich nicht ohne Zögern gegen weiße Vorherrschaft stelle, eine totgeweihte, Jesus verleugnende Versammlung sei. Diese scharfe Kritik verdeutlicht die Dringlichkeit, mit der dieses Thema behandelt werden muss.

In einer ähnlichen Linie äußerte sich Ed Stetzer, Professor an der Wheaton College und Executive Director des Billy Graham Centers, der feststellte, dass die SBC sich ihrer problematischen rassistischen Geschichte stellen müsse, vor allem weil zu viele Mitglieder auf der falschen Seite der Geschichte gestanden hätten, etwa bei den Unruhen in Birmingham in den 1960er Jahren. Für ihn war es nicht nur eine Frage des öffentlichen Ansehens, sondern auch eine theologische Frage. Der Umgang mit dieser Resolution zeigte, wie wichtig es sei, gegen die aufkommende Welle des Rassismus vorzugehen – eine Welle, die oft mit den geografischen und sozialen Gegebenheiten der Südstaaten verbunden wird.

Der Fall der „Gangsta“-Kleidung, die von einer Gruppe weißer Professoren der Southwestern Baptist Theological Seminary in einem Foto inszeniert wurde, brachte eine weitere Welle der Empörung mit sich und legte die mangelnde Diversität in der Institution offen. Das Bild einer Gruppe weißer Akademiker in „Gangsta“-Kleidung, das eine falsche Feier der Diversität darstellte, wurde von vielen als ein Symbol für die tief verwurzelte Ignoranz und den mangelnden Respekt gegenüber schwarzen Menschen und deren kulturellen Ausdrucksformen wahrgenommen. Der darauf folgende Rücktritt und die Entschuldigung des Seminars für das Bild reichten nicht aus, um das Vertrauen wiederherzustellen, da das eigentliche Problem, die fehlende Diversität im Lehrkörper, nicht angesprochen wurde.

Rev. Dwight McKissic, der eine wichtige Rolle bei der Einreichung der Resolution spielte, sprach sich klar gegen die mangelnde Diversität innerhalb der Institution aus. Er betonte, dass ein schwarzer Professor das Foto niemals akzeptiert hätte, da er gewusst hätte, dass es die Kultur der Schwarzen nicht in einem ehrlichen und respektvollen Licht zeigen würde. Auch wenn die beteiligten Professoren keine „offenen Rassisten“ waren, so blieb doch die Tatsache bestehen, dass der institutionelle Rassismus eine unübersehbare Rolle spielte.

In der Folge stellte sich heraus, dass die Ablehnung des ursprünglichen Vorschlags für die Resolution mehr mit verfahrenstechnischen Problemen und weniger mit einer bewussten Absicht zu tun hatte, den Alt-Right und weiße Vorherrschaft zu verharmlosen oder zu legitimieren. Dennoch war die Reaktion auf diese Kontroversen in der breiten Öffentlichkeit und innerhalb der Kirche eine andere. McKissic, der sich für die Annahme der Resolution stark gemacht hatte, betonte, dass die Verweigerung eine öffentliche Position gegen den aufkommenden Rassismus und Ethnonationalismus sei, der zunehmend von Alt-Right-Anführern wie Richard Spencer vertreten werde.

Was sich in all diesen Diskussionen offenbart, ist ein tief verwurzeltes Problem der institutionellen Rassismen, die nicht nur durch explizite rassistische Äußerungen, sondern auch durch unbewusste Vorurteile und strukturelle Ungleichgewichte manifestiert werden. In einer Kirche, die sich als moralische Instanz in der Gesellschaft versteht, wird die Frage nach der Verantwortung für die Aufarbeitung der eigenen Geschichte immer drängender. Die Entscheidung, sich gegen den Alt-Right zu stellen, ist nicht nur eine politische, sondern auch eine theologische und moralische. Die zu späte, zögerliche Haltung gegenüber dieser Frage führt zu einem weiteren Vertrauensverlust in eine Institution, die sich selbst als Wegweiser für christliche Werte in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft sieht.

In der Auseinandersetzung um den Umgang mit rassistischen Tendenzen innerhalb der SBC zeigt sich die Notwendigkeit, dass sich jede religiöse Gemeinschaft intensiv mit den historischen und aktuellen Dimensionen von Rassismus auseinandersetzt. Denn der Kampf gegen die weiße Vorherrschaft ist nicht nur ein politisches Thema, sondern betrifft auch die ethischen Grundlagen des Glaubens. Es reicht nicht aus, nur Position zu beziehen – es ist notwendig, dass institutionelle Strukturen, die immer noch von rassistischen Vorurteilen durchzogen sind, aktiv reformiert werden, um eine wahre Gleichheit und Gerechtigkeit zu fördern.

Wie die Alt-Right-Debatten die Mormonen beeinflussen: Die Reaktionen der Kirche auf LGBTQ+-Themen und soziale Medien

Die Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (LDS) über gesellschaftliche Themen, insbesondere die Frage der Integration von LGBTQ+-Personen, sind nicht neu. Allerdings haben die Auswirkungen der sozialen Medien und die zunehmende Präsenz der Alt-Right-Bewegung in den letzten Jahren den Diskurs innerhalb der Glaubensgemeinschaft entscheidend geprägt. In diesem Kontext wird immer häufiger auf die Notwendigkeit hingewiesen, die eigenen Traditionen und Lehren der Kirche im 21. Jahrhundert zu überdenken und sich mit den verschiedenen politischen Strömungen auseinanderzusetzen, die auch die religiösen Gemeinschaften herausfordern.

Ein markantes Beispiel für diese Entwicklungen zeigt sich in den Debatten um den sogenannten "Mormonischen Alt-Right"-Begriff, der besonders nach 2016 verstärkt thematisiert wurde. Dieser Begriff, ob nun gerechtfertigt oder nicht, wurde verwendet, um bestimmte Strömungen innerhalb der Mormonen, die sich stärker konservativ und anti-progressiv positionierten, zu beschreiben. Insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz von LGBTQ+-Menschen und die Diskussionen über die soziale Stellung von Homosexualität innerhalb der Kirche, scheint der Einfluss dieser alt-rechten Rhetorik eine zunehmende Rolle zu spielen.

Ein markantes Ereignis, das diese Spannungen verdeutlicht, war die Einführung einer neuen Version des Verhaltenskodex an der Brigham-Young-Universität (BYU), die im Februar 2020 für eine kontroverse Diskussion sorgte. Die Änderung löste eine breite öffentliche Diskussion darüber aus, wie die Kirche und ihre Institutionen zu Homosexualität und anderen LGBTQ+-Fragen stehen. Der Wortlaut des neuen Kodexes, der die Bezugnahme auf „homosexuelles Verhalten“ entfernte und stattdessen erklärte, dass alle unchastigen Verhaltensweisen, unabhängig von der sexuellen Orientierung, verboten seien, führte zu einer Vielzahl von Reaktionen. Einige Studierende sahen hierin eine Öffnung und eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung der Universität und der Kirche in Bezug auf LGBTQ+-Akzeptanz, während andere diese Änderung als unklar und potenziell irreführend empfanden.

Die Reaktionen auf diese Debatten wurden nicht nur in den offiziellen Kanälen der Kirche, sondern auch in den sozialen Medien sichtbar. Eine verstärkte Diskussion über den Begriff des „Mormonischen Alt-Right“ und die Ängste vor einem zunehmenden Einfluss von extremistischen Ansichten auf die Kirche machten die Runde. So äußerte sich ein ehemaliger Mormone, der auf Twitter unter dem Namen "Brother Mike" bekannt wurde, besorgt über die Sprache und Haltung einiger #DezNat-Nutzer, die er als „alt-rechte Extremisten“ bezeichnete. Besonders für LGBTQ+-Mitglieder der Kirche war dies ein besorgniserregendes Signal, da diese rhetorischen Angriffe oftmals mit der Gefahr von physischer Gewalt verbunden wurden. Diese Bedenken wurden auf verschiedenen sozialen Plattformen geteilt, wie etwa auf dem Twitter-Account „Queer Mormon Confessions“, wo ein Nutzer schrieb, dass er „absolut TERRIFIZIERT“ vor #DezNat sei und fürchte, dass es „nur eine Enttäuschung“ brauche, bis jemand wie er „getötet wird“.

Die Konfrontation zwischen diesen radikalen Strömungen und den progressiven Kräften innerhalb der Kirche wurde weiter verschärft durch die Veröffentlichung eines Videos von Professor Jim Brau von der BYU, der das neue Verhalten des Campus als einen Schritt hin zu mehr Toleranz feierte. Dies führte zu heftigen Reaktionen, die sogar in Todesdrohungen gegen Brau und seine Familie mündeten. In einer späteren Stellungnahme erklärte Brau, dass er seine Klassenvideos nicht mehr öffentlich teilen werde, um sich vor den Bedrohungen durch alt-rechte Gruppen zu schützen.

Diese Ereignisse spiegeln wider, wie die politische und soziale Landschaft der letzten Jahre die Mormonen auf eine Weise beeinflusst hat, die sie dazu zwingt, ihre traditionellen Lehren und die Art und Weise, wie sie mit sozialen Fragen umgehen, zu überdenken. Der Streit über LGBTQ+-Akzeptanz ist dabei nur ein Beispiel für die tieferen kulturellen und theologischen Herausforderungen, mit denen die Kirche konfrontiert ist. Die Debatten rund um den „Mormonischen Alt-Right“ und die Reaktionen auf die neuen Entwicklungen innerhalb der Kirche zeigen, dass soziale Medien eine zentrale Rolle in der politischen und religiösen Auseinandersetzung spielen.

Ein weiteres Element, das nicht übersehen werden sollte, ist die enge Verknüpfung zwischen den Mormonen und den politischen und gesellschaftlichen Debatten, die die Alt-Right in den letzten Jahren angeheizt hat. Die Verbindung von sozialer Konservativität, religiösem Dogmatismus und politischer Rhetorik hat es für viele schwierig gemacht, eine gemeinsame Basis für den Dialog über LGBTQ+-Rechte und die Rolle der Kirche in der Gesellschaft zu finden. Der Alt-Right-Begriff wird dabei nicht nur als eine Beschreibung von extremistischen Positionen verwendet, sondern auch als eine Art von politischer Waffe im Diskurs, um politische Gegner zu delegitimieren und ihre Anliegen in ein politisches Spektrum zu drängen, das oft als gefährlich und extrem wahrgenommen wird.

Die Mormonen befinden sich in einer schwierigen Position, da ihre religiösen Überzeugungen eine heteronormative Familie als das zentrale Element ihrer Lehre betonen. Dies erschwert es, eine breite Akzeptanz für LGBTQ+-Inklusion zu erreichen, besonders wenn der Glaube an die heilige Institution der Ehe zwischen Mann und Frau als fundamental angesehen wird. Die Diskussionen um LGBTQ+-Rechte, die auch innerhalb der katholischen Kirche und anderer religiöser Gemeinschaften stattfinden, zeigen jedoch, dass die Frage, wie religiöse Institutionen in der modernen Welt mit gesellschaftlichen Veränderungen umgehen, ein zentrales Thema bleibt.

Die Dynamik zwischen diesen unterschiedlichen sozialen, politischen und religiösen Kräften zeigt auf, wie komplex die Auseinandersetzungen innerhalb der Mormonen und anderer konservativer religiöser Gemeinschaften sind. Der Einfluss von sozialen Medien und politischen Bewegungen wie der Alt-Right verändert nicht nur den öffentlichen Diskurs, sondern zwingt auch religiöse Institutionen dazu, ihre traditionellen Lehren und ihre Haltung zu sozialen Themen neu zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern.