Die Vorstellung von fremden Welten, die in der Science-Fiction eine zentrale Rolle spielt, ist längst keine bloße Fantasie mehr. Sie ist zu einem lebendigen Spiegel der Wissenschaft geworden, und der Einfluss der realen Entdeckungen von Exoplaneten auf die fiktiven Darstellungen dieser Welten ist nicht zu übersehen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Vorstellung, dass es Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gab, lediglich Stoff für Spekulationen und Geschichten. Doch als 1992 der erste bestätigte Exoplanet entdeckt wurde, verschob sich nicht nur der wissenschaftliche Horizont, sondern auch die Art und Weise, wie wir uns fremde Welten vorstellten.
In der Vergangenheit war es die Aufgabe der Science-Fiction, eine Vielzahl von Planeten zu schaffen, die weit über das hinausgingen, was die Astronomie zu dieser Zeit wusste. Diese Welten, mit ihren eigenen Gesetzen der Natur, ihrer Flora, Fauna und ihren einzigartigen geologischen und klimatischen Bedingungen, waren nicht nur Kulisse, sondern oft ebenso wichtig wie die Charaktere selbst. Von den Wüstenlandschaften Arrakis in Dune bis hin zu den zwei Sonnen Tatooines in Star Wars – diese imaginären Welten sind tief in der kulturellen Vorstellung verwurzelt. Sie dienten als Orte für Abenteuer, Konflikte und philosophische Reflexionen über die Menschheit und ihre Platz im Universum.
Die Entdeckung von Exoplaneten im Jahr 1992 stellte die Science-Fiction jedoch vor eine neue Herausforderung. Nun wusste die Wissenschaft mit Sicherheit, dass andere Sterne von Planeten umkreist werden, und das Universum war plötzlich ein weit aufregenderer Ort. Exoplaneten – Planeten, die Sterne außerhalb unseres Sonnensystems umkreisen – sind längst keine abstrakte Idee mehr, sondern ein aktives Forschungsfeld. Astronomen investieren Milliarden in die Suche nach fernen Welten, die möglicherweise Leben beherbergen könnten. Doch was bedeutet das für die Science-Fiction?
Für Schriftsteller und Schöpfer von fiktiven Welten hat sich die Aufgabe, fremde Planeten darzustellen, verändert. Während zuvor die Phantasie frei über die Gestaltung von Welten schaltete, müssen heutige Autoren oft mit wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten. „Die Wissenschaft ist jetzt ein Teil des Spiels“, erklärt der Science-Fiction-Autor Stephen Baxter, „denn du kannst auf realen Daten basieren und diese nutzen, um deine Welten zu erschaffen.“ Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Phantasie verloren geht – sie ist nach wie vor ein unverzichtbares Werkzeug, aber sie hat jetzt eine neue Dimension erhalten.
Interessanterweise ist die Grenze zwischen der fiktionalen und der wissenschaftlichen Entdeckung fließender geworden. Die Science-Fiction hat nicht nur von den Entdeckungen der Astronomie profitiert, sondern auch die Wissenschaft inspiriert. Claire Guimond, eine Planetenwissenschaftlerin an der Universität Cambridge, wurde etwa durch das Dune-Universum angeregt, sich mit der Wissenschaft hinter der Gestaltung von Planeten auseinanderzusetzen. Die detaillierte Darstellung von Arrakis, der Heimatwelt des Wüstenplaneten, faszinierte sie so sehr, dass sie sich entschloss, Planetologie zu studieren. Solche Geschichten haben also nicht nur das Potenzial, die Öffentlichkeit für wissenschaftliche Themen zu interessieren, sondern beeinflussen auch die Wissenschaftler von morgen.
Doch die Rolle der Science-Fiction endet nicht bei der Inspiration der Wissenschaft. Sie hat auch eine wichtige Funktion in der Wissensvermittlung. Oft erfahren die Menschen mehr über fremde Welten und Exoplaneten durch Science-Fiction als durch wissenschaftliche Berichte. Diese Geschichten haben die Kraft, komplexe wissenschaftliche Konzepte auf eine Weise zu vermitteln, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Dabei ist es jedoch wichtig, dass diese Darstellungen nicht mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen verwechselt werden. Während die Fiktion oft noch Raum für Spekulationen und Fantasie lässt, stützt sich die Wissenschaft zunehmend auf konkrete, überprüfbare Daten.
Für den Leser bedeutet dies, dass beim Konsum von Science-Fiction eine gewisse Unterscheidung zwischen dem Fiktiven und dem Faktischen notwendig ist. Auch wenn fiktive Welten und Exoplaneten der Fantasie entspringen, so bieten sie doch immer einen wertvollen Zugang zur Diskussion über die Möglichkeiten des Universums. Man kann in ihnen nicht nur Abenteuer erleben, sondern auch über die großen Fragen nachdenken: Was macht einen Planeten lebensfreundlich? Was bedeutet es, „außerirdisches Leben“ zu entdecken? Und wie beeinflussen solche Entdeckungen unser Selbstverständnis als Spezies?
Die Bedeutung der Science-Fiction in diesem Kontext kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie dient als Brücke zwischen der reinen Spekulation und der wissenschaftlichen Realität, als Katalysator für die Vorstellungskraft und als Plattform für die Diskussion über das, was noch zu entdecken bleibt. In einer Zeit, in der die Wissenschaft immer weiter voranschreitet, ist die Science-Fiction nach wie vor ein unverzichtbares Werkzeug, um uns mit den Wundern des Universums auseinanderzusetzen.
Könnten wir auf Planeten um rote Zwerge leben?
Die Entstehung von Leben auf Planeten, die um rote Zwerge kreisen, ist ein Thema, das sowohl die Wissenschaft als auch die Science-Fiction auf interessante Weise miteinander verknüpft. Rote Zwerge, die häufigsten Sterne in unserer Galaxie, sind bekannt für ihre geringe Größe und geringe Helligkeit. Während diese Sterne potenziell viele Planeten beherbergen könnten, stellen sich jedoch zahlreiche Fragen bezüglich der Lebensbedingungen auf solchen Welten. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt ist die Gefahr von Strahlungsausbrüchen, die von diesen Sternen ausgehen, und ihre Auswirkungen auf die Atmosphäre und die mögliche Bewohnbarkeit eines Planeten.
Rote Zwerge neigen zu intensiven Flares, die in der Lage sind, die Atmosphäre eines Planeten zu zerstören. Diese Ausbrüche könnten den Planeten unbewohnbar machen, indem sie die Schicht aus Gas und Staub, die Leben schützt, einfach wegreißen. Doch die Realität ist weitaus komplexer: Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass Leben auf einem Planeten um einen roten Zwerg grundsätzlich ausgeschlossen ist. Leben könnte auf solche Bedingungen reagieren und sich anpassen. Ein Beispiel für diese Robustheit finden wir in extremophilen Mikroben auf der Erde, die in extremen Umgebungen wie tief im Ozean oder in heißen Quellen gedeihen. Die biologische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit des Lebens ist möglicherweise noch weitreichender, als wir es uns vorstellen können.
Aktuell gibt es Bestrebungen, Planeten wie die sieben Welten im System von TRAPPIST-1 zu untersuchen, wobei der James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) dabei eine wichtige Rolle spielt. Die ersten Ergebnisse des JWST sind jedoch wenig vielversprechend: Die beiden innersten Planeten, b und c, scheinen keine ausreichend dichten Atmosphären zu haben und könnten sogar atmosphärenlos sein. Diese Planeten liegen zu nah an ihrem Stern und sind zu heiß, um für Leben in der Form, wie wir es kennen, bewohnbar zu sein. Die Hoffnungen ruhen jedoch auf den drei Planeten, die sich innerhalb der habitablen Zone befinden, und deren atmosphärische Bedingungen noch genauer untersucht werden müssen.
Obwohl die Möglichkeit besteht, dass diese Planeten in der Vergangenheit eine Atmosphäre hatten, die durch Strahlungsausbrüche verloren ging, ist es noch zu früh, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Stephen Baxters Science-Fiction-Roman Proxima von 2013 beleuchtet ein ähnliches Szenario und beschreibt, wie Menschen auf einem Planeten um den roten Zwerg Proxima Centauri angesiedelt werden. Dort müssen die Charaktere mit den ständigen Strahlungsfluktuationen und den Bedingungen des Planeten umgehen. Während Baxter den Planeten "Per Ardua" nennt, beschreibt er die Gefahren, die mit dem Leben auf einem solchen Planeten verbunden sind – insbesondere die periodischen Strahlungsausbrüche, die die Bewohner dazu zwingen, Schutz in den sogenannten Stromatolithen zu suchen, die von den einheimischen Lebensformen ebenfalls genutzt werden, um sich vor der schädlichen Strahlung zu schützen.
Eine der faszinierendsten Fragen, die sich aus der Vorstellung eines Lebens auf einem tidally locked (gebunden rotierenden) Planeten ergibt, ist, wie sich der Lebensrhythmus auf solch einer Welt gestalten würde. Auf der Erde haben wir den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht, der unsere biologische Uhr und damit unseren Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmt. Auf einem Planeten, der immer denselben Gesichtspunkt zu seinem Stern zeigt, könnte dieser Wechsel nicht mehr existieren. Der ewige Tag auf der einen Seite und die ewige Nacht auf der anderen Seite stellen den menschlichen Körper vor ein völlig neues Dilemma: Wie würde unser Körper mit einer solchen Umstellung auf einen statischen Tag-Nacht-Rhythmus umgehen?
Charlie Jane Anders greift diese Idee in ihrem Roman The City in the Middle of the Night auf. Ihre Protagonistin lebt auf einem solchen Planeten, der nach einem festen Zyklus von immerwährendem Tag und Nacht strukturiert ist. In dieser Geschichte wird die zentrale Problematik der Zeitmessung und des Lebensrhythmus in einer Gesellschaft angesprochen, die sich an diese extremen Bedingungen anpassen muss. Anders beschreibt, wie eine Stadt, Xiosphant, die mit dieser ständigen Zeitlosigkeit zu kämpfen hat, ein komplexes System von Alarmglocken, Schließmechanismen und festgelegten Schlafzyklen entwickelt, um den Einwohnern zu helfen, ihre Zeit zu strukturieren. Diese rigiden Zeitpläne spiegeln die Notwendigkeit wider, das Leben zu organisieren, um mit den extremen Umständen eines solchen Planeten zurechtzukommen.
Der interessante Aspekt dieser Geschichte ist nicht nur die Anpassung an den Planeten, sondern auch die sozialen und kulturellen Auswirkungen, die mit diesen Anpassungen einhergehen. Die Kontrolle des Schlafrhythmus und die damit verbundene soziale Ordnung führen zu einem autoritären Regime, das die Bewohner überwacht und gezwungen wird, sich bestimmten Regeln zu unterwerfen. Im Gegensatz dazu zeigt die benachbarte Stadt Argelo, in der keine Zeitpläne existieren, das Chaos und die gesellschaftlichen Probleme, die daraus entstehen, dass jeder Bewohner seine eigene Schlafzeit bestimmt. Es ist eine interessante Reflexion über die Rolle der Zeit und der biologischen Rhythmen für das soziale Leben, die in der Regel in der Diskussion um Exoplaneten und deren Bewohnbarkeit nur selten berücksichtigt wird.
Die Vorstellung eines Lebens auf einem Planeten mit ewigem Tag oder Nacht – oder sogar eines Planeten, dessen Achse in einer ständigen Libration ist – eröffnet eine völlig neue Perspektive auf das Leben im Universum. Ein solcher Planet könnte sowohl für die biologische Entwicklung als auch für die kulturelle Evolution eine einzigartige Herausforderung darstellen, die weit über die rein physikalischen Überlegungen hinausgeht.
Es wird deutlich, dass neben den wissenschaftlichen Aspekten, die das Überleben von Leben in extremen Bedingungen betreffen, auch die sozialen und kulturellen Implikationen von großer Bedeutung sind. Wie würde die Gesellschaft auf einem solchen Planeten organisiert werden? Welche sozialen Normen und Werte könnten entstehen, wenn das Leben auf einem Planeten, dessen Tag-Nacht-Zyklus oder sogar die Existenz eines Zyklus selbst fraglich sind, fundamental anders verlaufen würde als auf der Erde? Die Wissenschaft, und insbesondere die Science-Fiction, bieten dabei spannende Ansätze und Perspektiven, die weit über die Frage hinausgehen, ob Leben überhaupt möglich ist.
Wie stabil sind ungewöhnliche planetarische Systeme?
In unserem Sonnensystem existieren Phänomene, die auf den ersten Blick wie Science-Fiction erscheinen, aber tatsächlich wissenschaftlich erforscht werden. Ein faszinierendes Beispiel dafür ist das Konzept der Exotrojane – Planeten oder Objekte, die denselben Orbit wie ein größerer Himmelskörper teilen, ohne dabei miteinander zu kollidieren oder sich gegenseitig zu stören. Diese Phänomene sind kein rein theoretisches Konstrukt, sondern auch real beobachtet worden. Ein bemerkenswertes Beispiel sind die Trojanischen Asteroiden, die sich in den Lagrange-Punkten von Planeten wie Jupiter und Mars befinden. Doch nicht nur in unserem Sonnensystem existieren solche Objekte. 2023 entdeckten Astronomen im jungen Planetensystem PDS 70, das sich 37 Lichtjahre entfernt befindet, möglicherweise den ersten Exotrojaner, ein winziges Objekt, das den Lagrange-Punkt eines Planeten teilt.
PDS 70 ist ein extrem junges System – gerade einmal 5,4 Millionen Jahre alt. Die planetarische Scheibe um den jungen Stern und die Planeten, die in dieser Scheibe gerade dabei sind, zu wachsen, bieten uns einen einzigartigen Blick auf die frühe Stadien der Planetenbildung. Besonders spannend ist die Entdeckung von zwei riesigen Planeten, die derzeit Gaps in der Staubscheibe schaffen und so Ringe von Materie bilden. Ein planetarischer Begleiter von PDS 70b scheint dabei, einen Exomond zu bilden, was eine neue Perspektive auf die Entstehung von Monden in jungen Systemen gibt. Aber die eigentliche Überraschung ist ein kleines, noch nicht näher identifiziertes Objekt, das sich hinter PDS 70b in dessen L5-Punkt versteckt – ein Exotrojaner.
Die Entdeckung von Exotrojans und ihre mögliche Existenz im selben Orbit stellt eine erstaunliche Erweiterung der traditionellen Planetenmodelle dar. Wenn sich tatsächlich 24 Planeten denselben Orbit teilen könnten, wäre dies ein äußerst stabiler, aber zugleich ungewöhnlicher Zustand. Theoretisch wurde gezeigt, dass solche Systeme Milliarden von Jahren stabil bleiben können, auch wenn sie in Realität niemals so ordentlich und perfekt geordnet wie in den Simulationen wirken würden. Diese 24 Planeten, die um denselben Himmelskörper kreisen, würden ein dynamisches System bilden, in dem sie sich gegenseitig in ihren Orbits beeinflussen und Positionen tauschen – ein Phänomen, das als „Hufeisenbahnen“ bezeichnet wird. In unserem Sonnensystem sehen wir einen ähnlichen Effekt bei den Monden von Saturn, Janus und Epimetheus, die sich gegenseitig in ihren Bahnen um Saturn „schieben“.
Es ist jedoch schwer vorstellbar, wie ein solches System natürlich entstehen könnte. Die Frage bleibt, ob solche außergewöhnlichen Konstellationen auf eine künstliche Konstruktion hinweisen könnten. Ein Team von Astronomen um Sean Raymond von der Universität Bordeaux postulierte, dass es sich dabei um Beweise für technologische extraterrestrische Zivilisationen handeln könnte – eine Hypothese, die zwar faszinierend ist, aber auch große Fragen aufwirft: Wie könnte man ganze Planeten so weit bewegen, dass sie sich denselben Orbit teilen? Und noch wichtiger, könnte es andere natürliche Phänomene geben, die solche Orbits ohne technisches Eingreifen hervorbringen?
Neben solchen stabilen Co-Orbits existieren auch Phänomene wie das der „Springenden Planeten“, die von Amaury Triaud von der Universität Birmingham beschrieben wurden. In seiner Theorie können Exoplaneten zwischen zwei Sternen in einem Doppelsternsystem hin- und her „springen“, indem sie ihre Orbitalenergie durch den Austausch von Drehimpuls anpassen. Diese Planetensysteme könnten in der Tat ein faszinierendes Setting für Science-Fiction-Geschichten bieten, in denen Zivilisationen auf diesen Planeten existieren könnten, während sie von einem Stern zum anderen „reisen“. Doch auch dieses System ist nicht dauerhaft stabil. Über lange Zeiträume wird der „Springende Planet“ entweder aus dem System herausgeschleudert oder kollidiert mit einem der beiden Sterne. Diese Art von System wäre äußerst gefährlich für die dort lebenden Zivilisationen.
Ein weiteres interessantes Konzept sind „Rogue Planets“ oder Streunerplaneten. Diese Exoplaneten haben keinen eigenen Stern und treiben frei durch den interstellar Raum. Solche Planeten wurden bereits mehrfach entdeckt, und die Zahl der bestätigten Streunerplaneten steigt. Sie erinnern stark an Szenarien aus Science-Fiction-Werken wie dem Film „When Worlds Collide“ von 1951, wo zwei Streunerplaneten das Sonnensystem erreichen – einer zerstört die Erde, der andere übernimmt ihre Bahn. Auch in der Welt der Comics und Filme finden sich ähnliche Vorstellungen, wie zum Beispiel in „Flash Gordon“, wo der Planet Mongo das Sonnensystem bedroht.
Die Entdeckung von Streunerplaneten hat uns nicht nur einen faszinierenden Blick auf die Vielgestaltigkeit der Exoplaneten gewährt, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten, über die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen nachzudenken. Es ist durchaus denkbar, dass solche Planeten in ferner Zukunft eine Rolle in der Besiedlung von anderen Sternsystemen spielen könnten, falls Technologien zur interstellarer Raumfahrt entwickelt werden.
Während all diese Entdeckungen auf den ersten Blick wie Stoff für Science-Fiction-Geschichten wirken, bieten sie uns einen tiefen Einblick in die Komplexität und die Möglichkeiten, die das Universum für uns bereithält. Sie erinnern uns daran, dass unsere Vorstellungskraft von der Realität nicht immer so weit entfernt ist, wie wir es uns vielleicht wünschen oder erwarten.
Die Entdeckung von Phosphin und die Vorstellung von Lebensnischen auf anderen Welten
Die Entdeckung von Phosphin in der Atmosphäre der Venus bleibt ein umstrittenes Thema, auch wenn immer mehr Wissenschaftler der Idee zustimmen. Gegenwärtig bleibt sie als "unbekannt" zu betrachten. Auf der Venus ist es notwendig, in größere Höhen zu gelangen, um Temperaturen und Druckverhältnisse zu finden, die für Leben geeignet sind. Auf anderen Welten könnte es jedoch sein, dass die Luft so dünn ist, dass man in die Tiefe reisen muss, um lebensfreundliche Bedingungen zu entdecken.
Ein solches Konzept findet sich in Alastair Reynolds' Roman "Chasm City" von 2001. Die titelgebende Stadt befindet sich tief in einer Schlucht auf dem Planeten Yellowstone, der um den echten Stern epsilon Eridani kreist, der nur etwa 10,5 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Epsilon Eridani ist ein häufiger Schauplatz in der Science-Fiction, vermutlich wegen seiner relativen Nähe zur Erde. So auch in der Fernsehserie "Babylon 5" (1993–98), wo die namensgebende Raumstation den dritten Planeten dieses Sterns umkreist. Dieser Planet, Epsilon III, ist ebenso lebensfeindlich wie Yellowstone und beherbergt technologische Lebensformen, die tief in einer Rissstruktur verborgen sind.
Auf Yellowstone wird die Temperatur in der Schlucht besser gehalten als auf dem Rest des Planeten, und durch Gasemissionen aus Vents wird eine dichtere, atembarere Atmosphäre bereitgestellt. Diese Schlucht bildet ein kleines, aber lebensfähiges Ökosystem auf einem ansonsten unbewohnbaren Planeten. Reynolds gibt jedoch zu, dass seine Inspiration für "Chasm City" nicht von der Venus oder Mars oder anderen wissenschaftlichen Entdeckungen stammte, sondern von den "Known Space"-Erzählungen des Autors Larry Niven, insbesondere der berühmten Romanreihe um den "Ringworld" (1970). In Nivens Universum wurden frühe Roboter-Sonden ausgesandt, um erdähnliche Exoplaneten zu finden, auf denen Menschen leben könnten. Leider war die Programmierung dieser Roboter fehlerhaft, sodass sie jedes Mal eine Entdeckung meldeten, wenn nur ein kleiner Teil eines Planeten bewohnbar war. Diese fantasievolle Idee ermöglichte es Niven, zahlreiche menschliche Kolonien auf Planeten zu entwickeln, die in Bezug auf die damaligen Standards sehr ungewöhnlich waren.
Ein weiteres Beispiel aus Nivens Werk ist der Planet Plateau, aus dem 1968 erschienenen Roman "A Gift from Earth". Plateau ist ein Venus-ähnlicher Planet, der den Stern tau Ceti umkreist, der 11,9 Lichtjahre entfernt liegt. In der realen Astronomie sind um tau Ceti vier bestätigte Exoplaneten bekannt, die eine Masse zwischen 1,75 und 4 Mal der Erde besitzen. Diese Planeten könnten entweder "Super-Erden" oder "Mini-Neptune" sein, die durch Migration aus den äußeren Bereichen ihres Systems entstanden sind. Plateau ist zum größten Teil unbewohnbar, abgesehen von einem riesigen, etwa 600 Kilometer breiten Plateau, das als Mount Lookitthat bekannt ist. Dieser Gipfel reicht bis in die obere Atmosphäre, wo Bedingungen herrschen, die für menschliches Leben geeignet sind.
Diese Art von "Nischenwelt" hatte einen entscheidenden Einfluss auf den jungen Reynolds, als er in den 1980er Jahren begann, seine eigenen Geschichten zu entwickeln, die später in "Chasm City" und dem Roman "Revelation Space" (2000) mündeten. Die Idee, dass auf einem Planeten nur an einem einzigen Ort das Leben möglich ist, faszinierte Reynolds. Diese Art von Lebensnische, wie sie auch auf Planeten wie Yellowstone und Plateau zu finden ist, hat seinen Weg in viele Science-Fiction-Werke gefunden, nicht nur in Geschichten von Reynolds oder Niven, sondern auch in den Erzählungen von Autoren wie Peter F. Hamilton, der 2018 in seinem Roman "Salvation" eine ähnliche Nische auf dem Planeten Zagreus beschreibt.
In Hamiltons Geschichte liegt der einzige bewohnbare Bereich von Zagreus in einer 7 Kilometer tiefen Schlucht auf einem ansonsten lebensfeindlichen Planeten. Zagreus ist ein Felsenplanet, der Alpha Centauri A umkreist – ein Dreifachsternsystem, das Proxima Centauri beherbergt. Obwohl noch keine Planeten um Alpha Centauri A oder B entdeckt wurden, ist es schwer vorstellbar, dass dort keine existieren. Zagreus befindet sich jenseits der habitablen Zone, sodass die Bedingungen auf der Oberfläche extrem unwirtlich sind, und doch gibt es diese eine kleine Nische in der Tiefe des Planeten, die den letzten Hauch von Leben ermöglicht.
Auch die parallelen Universen, die in der Science-Fiction häufig vorkommen, bieten eine Möglichkeit, solche Nischenwelten zu erkunden. Ein besonders innovatives Beispiel findet sich in der Serie "The Long Earth" (2012–2016) von Stephen Baxter und Terry Pratchett, wo Menschen mit einem "Stepper" zu zahlreichen parallelen Erden reisen können. Diese alternative Realität ermöglicht es den Autoren, verschiedenste Versionen der Erde zu erforschen, wobei kleine Unterschiede in der Umwelt über die Zeit zu sehr unterschiedlichen Welten führen können.
Die Frage nach der Existenz von Super-Erden, also Planeten, die größer und erdähnlicher sind als unser Mars, ist eine weitere faszinierende Thematik, die in der Science-Fiction oft behandelt wird. In Harry Turtledoves Roman "A World of Difference" (1990) stellt sich die Frage, was wäre, wenn Mars größer und erdähnlicher gewesen wäre. Diese Hypothese wird durch die Theorie unterstützt, dass die Migration des Jupiter in den inneren Teil des Sonnensystems in der Frühgeschichte den Mars daran hinderte, eine größere Masse zu entwickeln. In der Folge blieb Mars relativ klein und konnte keine ausreichende Atmosphäre halten.
Die Faszination für solche Welten, in denen nur bestimmte Nischen bewohnbar sind, geht weit über die Grenzen der Science-Fiction hinaus. Sie regt dazu an, über die Vielzahl an möglichen Planeten und Lebensformen nachzudenken, die in unserem Universum existieren könnten. Und sie erinnert uns daran, dass Leben nicht nur dort existieren muss, wo es auf der Erde möglich ist, sondern dass es viele verschiedene Arten von Umgebungen gibt, in denen Leben florieren könnte, wenn auch nur in winzigen, speziell angepassten Ecken dieser Welten.
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