Die politische Landschaft der Vereinigten Staaten wurde über die Jahre hinweg von verschiedenen Bewegungen und Theorien geprägt, die das Vertrauen in die Demokratie und die Institutionen untergraben haben. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklungen ist die Zunahme von Verschwörungstheorien, die oft als Grundlage für politische Mobilisierung und gesellschaftliche Polarisierung dienen. Eine solche Theorie ist die der sogenannten "Birch Society", die in den 1950er Jahren entstand und in den folgenden Jahrzehnten immer wieder in den politischen Diskurs eingriff. Ihr Einfluss auf die konservative Politik in den USA und der Zusammenhang zu moderneren Bewegungen wie der Tea Party oder dem Aufstieg von Donald Trump zeigen, wie tief verwurzelt Verschwörungserzählungen im amerikanischen politischen System sind.
Die John Birch Society, gegründet 1958, propagierte eine radikale, antikommunistische Agenda, die die politische und gesellschaftliche Ordnung Amerikas als von Kommunisten unterwandert und von linksliberalen Kräften bedroht ansah. Ihre Anhänger, zu denen auch prominente konservative Persönlichkeiten gehörten, verbreiteten die Vorstellung, dass die amerikanische Regierung und andere Institutionen in einem geheimen Bündnis mit dem kommunistischen Block stünden. Diese Art von "geheimer Verschwörung" fand sowohl bei den politischen Eliten als auch bei einer breiten Wählerschaft Resonanz, die zunehmend das Vertrauen in die Institutionen des Landes verloren hatte. Die Theorien der Birch Society spielten eine bedeutende Rolle bei der Formierung einer konservativen Gegenbewegung, die gegen die Wahrnehmung der "verfallenden" amerikanischen Werte kämpfte.
Ein weiterer wichtiger Moment in dieser Entwicklung war die Präsidentschaft von Richard Nixon und die damit verbundenen politischen Turbulenzen der 1960er und 1970er Jahre. Nixon selbst war ein prominenter Befürworter der "roten Gefahr" und benutzte den antikommunistischen Diskurs, um sowohl innenpolitische Unterstützung zu gewinnen als auch gegen vermeintliche politische Gegner vorzugehen. Der Watergate-Skandal, der zu seinem Rücktritt führte, trug dazu bei, das Vertrauen in die politische Führung weiter zu erschüttern. Doch Nixon hatte auch eine tiefe Bindung zu konservativen und religiösen Bewegungen, die das Fundament für den späteren Aufstieg des rechten Populismus in den USA legten.
Im Laufe der Jahrzehnten wurden diese Verschwörungserzählungen weiter ausgebaut. In den 1990er Jahren fand die militante und oft apokalyptische Rhetorik der John Birch Society Widerhall bei der Entstehung des "Militia Movement" und der anti-föderalen Bewegungen, die die US-Regierung als den eigentlichen Feind betrachteten. Es war in dieser Zeit, dass auch der politische Einfluss religiöser Konservativer, wie der Moral Majority unter Jerry Falwell, immer größer wurde. Diese Gruppe verstand die amerikanische Gesellschaft als einen von moralischen Gefahren bedrohten Staat und kämpfte gegen Abtreibung, Homosexualität und die Trennung von Kirche und Staat. Sie betrachteten die Regierung als ein Werkzeug, das vom "wahren Amerika" entfremdet war und strebten danach, diese Werte durch politische Macht wiederherzustellen.
Im 21. Jahrhundert, mit dem Aufkommen der Tea Party und später der Wahl von Donald Trump, erlebten diese Theorien eine neue Blütezeit. Trump, der eine Vielzahl von populistischen und reaktionären Ideen vertrat, griff oft auf Verschwörungserzählungen zurück, um seine politische Agenda voranzutreiben. Besonders der "Birther"-Mythos, der behauptete, Barack Obama sei nicht in den USA geboren und damit illegitim als Präsident, spielte eine entscheidende Rolle in Trumps politischem Aufstieg. Diese Form der Politik, die auf Misstrauen gegenüber der Regierung und den Medien basiert, stärkte die Polarisierung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft und untergrub das Vertrauen in demokratische Prozesse.
Verschwörungstheorien haben in den letzten Jahren nicht nur den politischen Diskurs beeinflusst, sondern auch dazu beigetragen, die öffentliche Meinung in den USA zu fragmentieren. Die wachsende Verbreitung von Fake News, der Einfluss von sozialen Medien und die zunehmende Kontrolle von Medienimperien wie Fox News haben dazu beigetragen, dass diese Theorien immer wieder neue Anhänger finden und die politische Landschaft weiter polarisieren. Der populistische Aufstieg von Politikern, die solche Narrative verbreiten, hat gezeigt, wie gefährlich es ist, wenn politisches Vertrauen durch Misstrauen und Fehlinformationen ersetzt wird.
Der Einfluss dieser Theorien ist jedoch nicht nur auf die USA begrenzt. Sie haben auch Auswirkungen auf die globale politische Landschaft und tragen zur Entstehung von autoritären Tendenzen in vielen Ländern bei. Ob es sich um die zunehmende Verbreitung von "alternativen Fakten" in Europa oder die wachsende politische Unterstützung für autokratische Führer handelt, die auf Verschwörungserzählungen setzen, der Trend ist unverkennbar. In vielen Fällen nutzen Politiker und Medien diese Theorien, um ihre Macht zu festigen, indem sie die Bevölkerung in ein "Wir gegen die Anderen"-Narrativ einbinden, das Misstrauen und Angst schürt.
Was diese Entwicklungen verdeutlichen, ist die schädliche Rolle, die Verschwörungstheorien in modernen Gesellschaften spielen können. Sie fördern nicht nur Misstrauen gegenüber Institutionen, sondern destabilisieren auch die Grundlagen der Demokratie, indem sie falsche Narrative verbreiten und den Dialog zwischen verschiedenen politischen Lagern erschweren. Ein tieferes Verständnis der Ursprünge und Mechanismen solcher Theorien ist entscheidend, um ihre Ausbreitung zu verhindern und die gesellschaftliche Kohäsion zu bewahren. Es liegt an uns allen, diese Herausforderungen zu erkennen und aktiv zu einer politischen Kultur beizutragen, die auf Fakten, Vertrauen und respektvollem Austausch basiert.
Wie die politische Polarisierung in den USA unter Reagan und der Neuen Rechten Gestalt annahm
Reagan hatte es geschafft, die breite Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen, indem er sich als Anti-Carter präsentierte und eine klare Botschaft des Wandels vermittelte. Der dramatische Sieg des Republikaners bei der Wahl 1980 war nicht nur ein Triumph über Jimmy Carter, sondern auch ein Sieg für die Neue Rechte, eine politisch konservative Bewegung, die durch die Moral Majority und ihre Verbündeten geprägt wurde. Die wirtschaftlichen Probleme, insbesondere die hohe Inflation und Arbeitslosigkeit, prägten die Stimmung im Land. In einer Zeit zunehmender politischer und gesellschaftlicher Unsicherheiten wendeten sich viele Wähler von Carter ab, der als schwach und unfähig wahrgenommen wurde, und unterstützten Reagan mit der Hoffnung auf Veränderung und Stabilität.
Reagan verstand es meisterhaft, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu präsentieren. Statt sich in den Details der politischen Diskussion zu verlieren, sprach er die Sorgen der Bürger direkt an. Sein berühmter Slogan „Are you better off than you were four years ago?“ traf den Nerv der Zeit. Inmitten der hohen Inflation und der wachsenden Arbeitslosigkeit war die Antwort vieler Amerikaner eindeutig „nein“. Reagan präsentierte sich als Hoffnungsträger, der die Nation aus der Krise führen würde. In den Augen vieler Wähler war er der starke Mann, der den Staat zurückdrängen und eine neue Ära des Wohlstands einleiten würde.
Doch Reagan war nicht nur der Hoffnungsträger der breiten Masse, sondern auch der Held der religiösen Rechten. Diese politische und gesellschaftliche Bewegung, die sich aus der Moral Majority und anderen konservativen Gruppen speiste, spielte eine entscheidende Rolle bei seinem Wahlsieg. Der moralische Appell, den sie an die Wählerschaft richteten, wurde von Reagan geschickt übernommen. Während Carter von den religiösen Führern der Rechten angegriffen wurde, weil sie seine Christlichkeit infrage stellten, konnte Reagan sich als der wahre Vertreter der amerikanischen Moral und Werte darstellen.
In den ersten Monaten nach seinem Wahlsieg sahen sich die Anhänger der Neuen Rechten und der religiösen Rechte jedoch mit der Realität konfrontiert. Sie hatten gehofft, dass Reagan ihre radikalen Agenda sofort umsetzen würde – insbesondere in den Bereichen Abtreibung und Schulgebet. Doch in seinem Kabinett dominierten vor allem pragmatische, etablierte Republikaner, die von den konservativen Ideologen der Bewegung als „Verräter“ und „Mainstream“ abgelehnt wurden. Der Präsident setzte auf eine Balance zwischen den verschiedenen Flügeln seiner Partei und musste die Erwartungen der radikaleren Kräfte dämpfen.
Dennoch war Reagan nicht in der Lage, sich vollständig von den Kräften der Neuen Rechten zu distanzieren. Tatsächlich hatte er von ihnen profitiert, indem er ihre Ängste und Ressentiments in einer Zeit politischer Unruhe angesprochen hatte. Die religiösen Führer und die sozialen Konservativen der Moral Majority trugen maßgeblich dazu bei, das politische Klima zu formen und den Weg für den republikanischen Wahlsieg zu ebnen. Ohne ihren aktiven Einsatz wäre Reagan möglicherweise nicht in der Lage gewesen, die notwendige Mehrheit der Wählerstimmen zu gewinnen.
Die Beziehungen zwischen Reagan und den religiösen Rechten blieben kompliziert. Einerseits nahm Reagan wichtige Vertreter der Bewegung in sein Umfeld auf, indem er konservative Persönlichkeiten wie C. Everett Koop, einen bekannten Anti-Abtreibungsaktivisten, in Schlüsselpositionen berief. Andererseits mussten die radikalen Kräfte immer wieder feststellen, dass Reagan, wie viele andere politische Pragmatiker, nicht bereit war, ihre extremen Forderungen sofort umzusetzen. Die Balance zwischen der Unterstützung der religiösen Rechten und der Notwendigkeit, die breitere republikanische Basis zu bedienen, war für Reagan eine ständige Herausforderung.
Doch trotz dieser Spannungen gelang es Reagan, die Unterstützung der Neuen Rechten für seine politischen Ziele zu sichern. Ihr Einfluss auf die Politik war nicht zu unterschätzen, auch wenn ihre radikalen Forderungen oft nicht sofort erfüllt wurden. Reagan hatte es verstanden, die politisch und gesellschaftlich unsichere Stimmung der Nation für sich zu nutzen, ohne sich völlig der Extremisten der Neuen Rechten zu unterwerfen. Der Sieg der Republikaner in den Wahlen von 1980 war ein Sieg für die konservative Bewegung, die ihre politische Macht durch die Unterstützung der religiösen Rechten weiter festigte.
Die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft, die durch Reagan und die Neue Rechte begünstigt wurde, war nicht einfach das Ergebnis einer Wahl. Vielmehr war es der Beginn eines langfristigen Prozesses, der die politische Landschaft der USA nachhaltig veränderte. Die politische Spaltung, die heute in der amerikanischen Gesellschaft zu beobachten ist, hat ihre Wurzeln in den politischen Kämpfen und den kulturellen Spannungen der 1980er Jahre. Reagan hatte die Ängste und Frustrationen vieler Wähler in eine politische Waffe verwandelt, die ihn und seine Bewegung an die Macht brachte. Doch diese Strategie hatte ihren Preis. Sie hinterließ eine tief gespaltene Nation, in der die Gräben zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen immer breiter wurden.
Wie Trump den "Birtherismus" zur politischen Machtquelle machte und die GOP prägte
Trump, der "Birther", war nun eine vollwertige Medienobsession, besonders bei Fox News, wo er regelmäßig als führender Verfechter dieser rassistischen Verschwörungstheorie auftauchte. Er forderte Obama auf, die Langform-Version seiner Geburtsurkunde zu veröffentlichen. Er unterstellte, dass die 1961 veröffentlichte Geburtsanzeige in einer Zeitung in Honolulu gefälscht sei, und spekulierte lautstark, dass Obamas Geburtsurkunde seine Religion als Muslim angeben würde. Trump behauptete, er habe Ermittler nach Hawaii geschickt, um all dies zu überprüfen: „Ich habe Leute, die sich mit [dem Geburtsurkunden-Thema] beschäftigt haben, und sie können kaum glauben, was sie finden... Es ist einer der größten Betrüge in der Geschichte der Politik und der Geschichte überhaupt. Man darf nicht Präsident werden, wenn man nicht in diesem Land geboren wurde. Momentan habe ich echte Zweifel.“ Er versprach, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen, sobald Obama die Geburtsurkunde freigab. In einem Interview mit CNN erklärte er: „Mir wurde kürzlich gesagt… dass die Geburtsurkunde fehlt. Mir wurde gesagt, sie existiert nicht und ist nicht da.“ Trump verkaufte noch andere Verschwörungstheorien über Obama. Bill Ayers, so Trump, sei der wahre Autor von Obamas Buch „Träume aus meinem Vater“. All dies war Unsinn. Es gab keine echten Ermittler in Hawaii, keine verschwundene Geburtsurkunde – Trump verbreitete einfach Lügen. Nicht nur, dass er ungeschoren davonkam – er wurde für das Verbreiten dieser Lügen mit Aufmerksamkeit und Unterstützung der Republikanischen Partei belohnt.
Privat erklärte Trump, dass je mehr er den Birtherismus verbreitete, desto höher er in den Umfragen der republikanischen Präsidentschaftskandidaten stieg – ein Indikator sowohl für ihn als auch für die republikanische Wählerschaft. Während dieser Birther-Kampagne erklärte John Boehner, er glaube, dass Obama in Hawaii geboren wurde, aber als er gefragt wurde, warum er sich nicht gegen diese Nonsense-Theorien stellte, bemerkte er: „Es ist nicht meine Aufgabe, dem amerikanischen Volk zu sagen, was es denken soll.“ Obama betrachtete all dies mit Bestürzung und Erstaunen. „Es war offensichtlich, dass Trump die Konsequenzen des Verbreitens von Verschwörungstheorien, von denen er fast sicher wusste, dass sie falsch waren, nicht kümmerte“, schrieb Obama später. Für ihn war dies eine Fortsetzung der republikanischen Praxis, unbegründete Anschuldigungen zu erheben, um ihn zu diskreditieren: „Er sagte, ich würde Todesschreine einführen; er behauptete, ich versuche, das Land bankrott zu machen. In Wahrheit“, bemerkte Obama, „war der einzige Unterschied zwischen Trumps Politikstil und ihrem die fehlende Zurückhaltung. Er verstand instinktiv, was die konservative Basis am meisten bewegte, und bot es ihr in unverdünnter Form an.“ Die republikanischen Hardliner verschlangen es.
Nach zwei Monaten, in denen Trump den Birtherismus propagierte, zeigte eine Umfrage von Fox News, dass 24 Prozent der Amerikaner glaubten, Obama sei kein US-Bürger. Eine Umfrage von PPP zeigte Trump an der Spitze aller möglichen GOP-Präsidentschaftsanwärter. Obama hatte genug. Er wies seinen Anwalt an, die Langform-Geburtsurkunde auszugraben, und am 27. April, als das Dokument veröffentlicht wurde, trat er im Weißen Haus vor die Presse, um die Fixierung der Medien auf diese Angelegenheit und andere triviale Themen zu verurteilen. „Wir werden unsere Probleme nicht lösen können, wenn wir uns von Nebenkriegsschauplätzen und Scharlatanen ablenken lassen“, sagte der Präsident und fügte hinzu: „Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn.“ Trump erkannte seine opportunistische Albernheit nicht an. Vielmehr erklärte er den Sieg und prahlte damit, er habe Obama dazu gebracht, die Langform-Geburtsurkunde zu veröffentlichen, und das Land könne ihm dafür danken, „dieses Thema ein für alle Mal zu beenden“. Er hielt sein Versprechen, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen, jedoch nicht ein. Drei Tage später trafen Trump und Obama beim jährlichen Dinner der White House Correspondents' Association aufeinander, einem gesellschaftlichen Event, das Tausende von Journalisten, Politikern und Regierungsbeamten sowie einige Hollywood-Stars zusammenbrachte. In seiner Rede zerriss Obama den Reality-TV-Star, der als Gast der Washington Post anwesend war: „Niemand ist glücklicher, niemand ist stolzer, dieses Geburtsurkunden-Thema endlich zu beenden als The Donald. Und das liegt daran, dass er sich endlich wieder auf die wichtigen Themen konzentrieren kann – wie, haben wir die Mondlandung gefälscht? Was ist wirklich in Roswell passiert? Und wo sind Biggie und Tupac?“ Er verspottete Trumps „Erfahrungsbreite“ und zitierte eine kürzliche Episode seiner Show „Celebrity Apprentice“, in der Trump den Schauspieler Gary Busey „entlassen“ hatte: „Das sind die Entscheidungen, die mich nachts wachhalten würden. Gut gemacht, Sir. Gut gemacht.“ (Der Witz wurde einen Tag später noch spitzer, nachdem bekannt wurde, dass US-Spezialkräfte ein Versteck in Pakistan gestürmt und Osama bin Laden getötet hatten. Niemand im Publikum wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Obama den Befehl für den Einsatz gegeben hatte.)
Trump saß während Obamas Bemerkungen in schweigendem Groll da. Viele im Publikum glaubten, sie wären Zeugen einer öffentlichen Demütigung, die Trumps Stellung schwächen würde. Vielleicht war dies das Ende des Birtherismus... und Trumps. Obama war sich nicht sicher. „Die gleichen Reporter, die über meine Witze lachten, würden ihm weiterhin Sendezeit geben“, bemerkte er später. „Ihre Verlage würden darum wetteifern, ihn an ihren Tischen sitzen zu lassen. Weit davon entfernt, für die Verschwörungen, die er verbreitet hatte, geächtet zu werden, war er in der Tat nie größer.“
Zwei Wochen nach dem Dinner kündigte Trump an, dass er nicht für das Präsidentenamt kandidieren würde. „Geschäft ist meine größte Leidenschaft, und ich bin noch nicht bereit, den privaten Sektor zu verlassen“, erklärte er in einer Stellungnahme. Doch auch mit der Veröffentlichung der Langform-Geburtsurkunde und Trumps Flügel, die ihm genommen wurden, war der Birtherismus nicht tot. Immer wieder wurden Klagen gegen Obamas Geburtsort eingereicht – und immer wieder abgewiesen. Jerome Corsi veröffentlichte ein Buch, in dem er behauptete, Obama sei nicht berechtigt, Präsident zu werden, und dass die Langform-Geburtsurkunde ein Fälschung sei. Die Birther würden niemals nachgeben – noch würden sie aus den Reihen der Republikaner verbannt werden.
Am 2. Februar 2012 stand Mitt Romney in der Lobby des Trump International Hotel in Las Vegas und wartete auf dessen Besitzer. Der Zweitplatzierte der republikanischen Vorwahlen 2008 war nun der Spitzenreiter der Präsidentschaftswahlen seiner Partei. Doch der Weg dorthin war kein einfacher. Romney war als Sieger der Iowa Caucus erklärt worden, doch nach weiteren Auszählungen stellte sich heraus, dass er 34 Stimmen hinter Rick Santorum lag, einem ehemaligen Senator aus Pennsylvania und rabiden Sozialkonservativen, der am bekanntesten dafür war, Homosexualität mit Sodomie und Pädophilie gleichzusetzen.
Wie das Tea-Party-Momentum die politische Landschaft der USA prägte und den Kurs der Republikanischen Partei veränderte
Der politische Kampf zwischen Barack Obama und Mitt Romney im Jahr 2012 war nicht nur ein Wettstreit der Kandidaten, sondern auch ein Test der ideologischen Stärke innerhalb der Republikanischen Partei, die stark von der Tea Party und deren radikalen Forderungen geprägt war. Romneys Wahlkampf war ein Spiegelbild dieser Spannungen: Er versuchte, die extremen Elemente der Partei zu befriedigen, was zu einer Reihe von unglücklichen öffentlichen Auftritten und politischen Fehlgriffen führte, die den Verlauf der Wahl beeinflussten.
Das Auftreten von Clint Eastwood, der bei der Republikanischen Nationalversammlung eine leere Stuhlansprache hielt, symbolisierte den Höhepunkt der unsinnigen Rhetorik, die den Wahlkampf von Romney überschattete. Es war ein Moment, der weit über das Ziel hinausging und sich als unzusammenhängend und verwirrend erwies. Die Tea Party, die 2010 die politische Szene dominierte, fand sich jedoch zunehmend an der Randkante der öffentlichen Wahrnehmung wieder. Trotz der Bemühungen, Obama als feigen und unfähigen Präsidenten darzustellen, war der Wahlkampf 2012 durchzogen von einem Trend, der eine klare Abgrenzung zwischen den politischen Lagern offenbarte.
Mitt Romney konnte den 47-Prozent-Skandal nicht entkräften, als ein heimlich aufgenommenes Video aus einem Fundraising-Dinner öffentlich wurde. In diesem Video äußerte Romney eine verachtende Haltung gegenüber fast der Hälfte der amerikanischen Bevölkerung, die seiner Ansicht nach "abhängig vom Staat" und unfähig zur Selbsthilfe sei. Diese Äußerungen verstärkten die Wahrnehmung, dass Romney die Bedürfnisse der weniger privilegierten Amerikaner nicht verstand und das Gefühl der Entfremdung in großen Teilen der Bevölkerung verstärkte.
Trotz dieser Hindernisse gewann Obama die Wahl mit einem deutlichen Ergebnis: 51 Prozent der Stimmen im Vergleich zu Romneys 47 Prozent. Es war ein Sieg, der nicht nur auf den politischen Diskurs und die Argumente zwischen den Kandidaten selbst zurückzuführen war, sondern auch auf die Frage, wie die amerikanische Gesellschaft ihre Führer wahrnahm. Obama triumphierte besonders in der Frage, ob der Kandidat „sich um Menschen wie mich kümmert“. Dies spiegelte die tiefe Kluft wider, die zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und politischen Bewegungen in den USA existierte.
Nach der Wahl 2012 erlebte die Republikanische Partei eine Phase der Selbstreflexion. Die sogenannte "Autopsie" der GOP, die von Reince Priebus beauftragt wurde, zeigte auf, dass die Partei auf dem besten Weg war, sich zu isolieren. Die demografischen Veränderungen in den USA und die zunehmende Verärgerung von Minderheitengruppen über die Haltung der Republikaner setzten die Partei unter Druck. Der Bericht empfahl eine breitere Ansprache an afroamerikanische, hispanische und asiatische Wähler sowie ein Umdenken in der Haltung zu Frauen und sozialen Themen.
Doch die Reaktion innerhalb der Partei war gespalten. Während einige Parteiführer versuchten, die strategischen Empfehlungen zu beherzigen, griffen andere, insbesondere die Tea-Party-Flügel der Partei, zurück auf rassistische und ausgrenzende Rhetorik. Der Widerstand gegen eine umfassende Einwanderungsreform war ein deutliches Zeichen dieser Spannungen. Führende Tea-Party-Vertreter wie Steve King und Michele Bachmann setzten sich weiterhin für eine aggressive Anti-Einwanderungsagenda ein, die nicht nur den Widerstand gegen eine politische Lösung verstärkte, sondern auch das Bild der Republikanischen Partei als Partei der Intoleranz weiter zementierte.
Die Polarisierung innerhalb der Partei setzte sich fort, als die ultrakonservativen Kräfte im Jahr 2013 die Republikaner unter Druck setzten, eine zweiwöchige Regierungsstilllegung zu erzwingen, um die Finanzierung von Obamacare zu stoppen. Diese Hysterie, die von Medien wie Fox News und Persönlichkeiten wie Glenn Beck geschürt wurde, führte zu einem weiteren Höhepunkt der politischen Instabilität. Die politische Agenda der Republikaner wurde zunehmend von einer Politik der Angst und Paranoia dominiert, die wenig Raum für Kompromisse oder pragmatische Lösungen ließ.
Für die Republikaner war die Frage der Einwanderung ein besonders heikles Thema. Während ein Teil der Partei versuchte, einen Mittelweg zu finden, um Latino-Wähler anzusprechen, stellten sich die Tea-Party-Anhänger vehement gegen jede Form der Amnestie für illegale Einwanderer. Steve King, ein prominenter Vertreter dieser Gruppe, verglich die Legalisierung von Millionen von Einwanderern mit einer "Invasion", und die zunehmende Sichtbarkeit von rassistischen und xenophoben Tendenzen innerhalb der Partei verstärkte das Gefühl der Entfremdung unter vielen Wählern.
Die Zerrissenheit in der Republikanischen Partei und ihre wachsende Isolation von der Mehrheit der amerikanischen Wähler zeigte sich auch bei der sich vertiefenden Spaltung zwischen den moderaten und den radikalen Flügeln. Während der Tea-Party-Flügel versuchte, die politische Agenda mit ihren radikalen Vorstellungen zu dominieren, blieb die Partei insgesamt ein widersprüchliches Gebilde, das nicht in der Lage war, die wachsenden gesellschaftlichen Veränderungen zu begreifen und anzusprechen.
In den Jahren nach der Wahl 2012 wurde klar, dass die Republikanische Partei mit einer tiefen Identitätskrise konfrontiert war. Die Rückkehr zu einer Politik der Angst und der Polarisierung war nicht nur ein strategisches Versagen, sondern auch ein Indikator für die Unfähigkeit der Partei, sich an die demografischen und kulturellen Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft anzupassen. Diese Entwicklungen trugen dazu bei, dass die Republikanische Partei in den folgenden Jahren zunehmend unter Druck geriet, ihre politische Basis neu zu definieren und eine breitere Wählerschaft zu gewinnen.

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