Die Diskussion um Gerechtigkeit in der Verteilung von Ressourcen ist seit langem zentral in den Sozialwissenschaften. Verschiedene Prinzipien und Unterprinzipien wurden entwickelt, um zu verstehen, wie Menschen Gerechtigkeit wahrnehmen und wie gerechte Verteilungen gestaltet werden können. Ein bedeutender Aspekt dabei ist, dass diese Prinzipien sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern häufig in Kombination angewendet werden, was die Komplexität des Themas deutlich macht.
Ein Grundprinzip ist das der Gerechtigkeit als Gleichheit, das in verschiedenen Formen erscheint. So gibt es die objektive Gleichheit, bei der jeder exakt den gleichen Anteil erhält, unabhängig von individuellen Bedürfnissen oder Beiträgen. Dem gegenüber steht die subjektive Gleichheit, die sich an den wahrgenommenen Bedürfnissen orientiert, sowie die relative Gleichheit, die Faktoren wie Fähigkeiten oder die Fähigkeit zur Nutzung der Ressourcen berücksichtigt. Diese Vielfalt zeigt, dass Gleichheit nicht als monolithisches Konzept verstanden werden darf, sondern immer im Kontext der Dimension, auf die sie angewendet wird.
Neben der Gleichheit spielen Beitrag und Leistung eine zentrale Rolle. Hierunter fallen Prinzipien, die den bisherigen oder potenziellen Beitrag eines Individuums zur Gruppe oder Organisation berücksichtigen. Diese Beiträge können materieller oder immaterieller Natur sein, etwa Arbeitseinsatz, Talent oder Verantwortung. Es wird dabei unterschieden zwischen Beitrag zur Vergangenheit, aktuellen Bemühungen und zukünftigen Leistungen. Ein Beispiel ist die Anerkennung von Status oder Rang, welche höhere Auszahlungen rechtfertigen können. Dies verdeutlicht, wie das Prinzip der Gerechtigkeit als Verdienst verstanden wird, bei dem Leistung und Beitrag als Maßstab dienen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist das Prinzip der Bedürftigkeit. Hierbei geht es um die Verteilung nach dem Grad des tatsächlichen oder wahrgenommenen Bedarfs. Bedürfnisse können grundlegend sein, wie Überleben und körperliche Funktionstüchtigkeit, oder höherer Natur, wie emotionale oder soziale Bedürfnisse. Die Einbeziehung der Bedürftigkeit führt zu einer stärkeren Betonung von Fürsorge und sozialer Verantwortung in der Gerechtigkeitsdebatte.
Darüber hinaus wird das Prinzip der Reziprozität häufig als Grundlage für gerechte Verteilung genannt. Es beschreibt den Austausch von Leistungen, bei dem gegenseitige Verpflichtungen entstehen. Die Idee dahinter ist, dass Geben und Nehmen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten, um soziale Beziehungen und Vertrauen aufrechtzuerhalten.
Interessanterweise existieren auch Makro-Gerechtigkeitsprinzipien, die sich nicht auf individuelle Verteilungen, sondern auf gesellschaftliche oder gruppenbezogene Verteilungsstrukturen beziehen. Diese umfassen beispielsweise Mindeststandards für alle oder spezielle Regelungen für Subgruppen innerhalb einer Gesellschaft.
Die Vielzahl der Prinzipien zeigt, dass Gerechtigkeit ein vielschichtiges und dynamisches Konzept ist. Die Anwendung einzelner Prinzipien hängt stark vom sozialen und kulturellen Kontext ab, ebenso wie von den spezifischen Zielen einer Verteilung. So kann das Prinzip der Gleichheit der Chancen beispielsweise konservative soziale Strukturen zementieren, während Gleichheit der Ergebnisse eher radikale Umverteilung unterstützt.
Ein wichtiger Punkt ist die klare Differenzierung der Untertypen von Gleichheit und anderen Prinzipien, um Missverständnisse zu vermeiden. Oft wird der Begriff „Gleichheit“ unspezifisch verwendet, was zu Verwirrungen führt. Präzision in der Sprache ist notwendig, um zu klären, ob von objektiver, subjektiver, relativer oder prozeduraler Gleichheit die Rede ist.
Gerechtigkeit ist zudem nicht nur ein statisches Prinzip, sondern umfasst auch prozedurale Aspekte, bei denen es um die Fairness der angewandten Regeln und Verfahren geht. Die Legitimität einer Verteilung wird wesentlich durch deren Transparenz und Konsistenz mit bestehenden Gesetzen bestimmt.
Die dargestellten Prinzipien sind nicht ausschließlich theoretisch, sondern haben auch praktische Relevanz, etwa bei der Gestaltung von Unternehmensrichtlinien, Sozialpolitik oder Rechtssystemen. Ein reflektiertes Verständnis dieser Prinzipien ermöglicht es, gerechtere und besser akzeptierte Verteilungslösungen zu entwickeln.
Wichtig ist, dass soziale Ordnungen oft mehrere dieser Prinzipien gleichzeitig in sich vereinen. So können z.B. Verteilungen, die auf Gleichheit der Chancen basieren, gleichzeitig Elemente von Beitrag und Bedürftigkeit enthalten. Dies führt zu einer komplexen Dynamik, bei der unterschiedliche Gerechtigkeitsvorstellungen miteinander konkurrieren oder sich ergänzen.
Ferner sollte beachtet werden, dass Gerechtigkeitsempfinden auch von psychologischen Faktoren beeinflusst wird, wie dem Gefühl, angemessen behandelt zu werden, und der Wahrnehmung von Fairness im Prozess. Diese Dimensionen sind ebenso entscheidend wie die inhaltliche Verteilung der Ressourcen selbst.
Endlich bleibt zu betonen, dass die Definition von Gerechtigkeit und die Anwendung der Prinzipien stets auch politisch geprägt sind. Machtverhältnisse, Interessen und soziale Normen beeinflussen, welche Prinzipien zur Anwendung kommen und wie sie interpretiert werden. Daher ist eine kritische Reflexion der zugrundeliegenden sozialen Bedingungen notwendig, um Gerechtigkeit nicht nur formal, sondern auch substantiell zu verwirklichen.
Wie moralische Emotionen unsere Reaktionen auf Ungerechtigkeit prägen
Moralische Emotionen spielen eine zentrale Rolle in der Art und Weise, wie Menschen Ungerechtigkeit erleben und darauf reagieren. Diese Emotionen sind nicht nur eine Reaktion auf die objektiven Bedingungen von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, sondern spiegeln auch tiefere moralische und soziale Überzeugungen wider, die das Verhalten von Individuen beeinflussen. Interessanterweise gibt es eine Reihe von Emotionen, die in verschiedenen Kulturen durch moralische Verstöße ausgelöst werden, darunter Verachtung, Wut und Ekel. Diese Emotionen sind nicht einfach nur Reaktionen auf ungünstige oder ungerechte Ergebnisse, sondern oft auch Reaktionen auf die Verletzung moralischer Codes, die in einer Gesellschaft als verbindlich angesehen werden.
Untersuchungen zeigen, dass Ungerechtigkeit nicht nur Wut hervorrufen kann, sondern auch Ekel und Verachtung. So fand eine Studie von Skarlicki et al. (2013) heraus, dass interpersonelle Ungerechtigkeit sowohl eine Wut- als auch eine Ekelreaktion auslösen kann, sowohl bei denen, die die Ungerechtigkeit erfahren, als auch bei Drittparteien. Interessanterweise beeinflusste die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit nicht nur das emotionale Erleben der Beteiligten, sondern auch ihre körperlichen Empfindungen, wie Geschmack und Geruch. Das bedeutet, dass moralische Emotionen – wie Ekel – tiefere soziale und körperliche Reaktionen auf Ungerechtigkeit haben können, die über die rein kognitiven Bewertungen hinausgehen.
Eine solche Perspektive hebt hervor, dass emotionale Reaktionen auf Ungerechtigkeit nicht nur aus der Sorge um das eigene Wohl entstehen, sondern auch aus dem Wunsch heraus, moralische Normen zu verteidigen. In diesem Zusammenhang wird zwischen Instrumental- und Deontic-Bedenken unterschieden. Während instrumentelle Bedenken oft mit dem eigenen Vorteil oder dem Schutz persönlicher Ressourcen zu tun haben, beinhalten deontische Bedenken die Aufrechterhaltung moralischer Standards. Diese beiden Arten von Reaktionen führen zu unterschiedlichen Verhaltensweisen: Eine Person, die eine Ungerechtigkeit erlebt, könnte sowohl versuchen, sich selbst zu bereichern (instrumentell) als auch den Übeltäter zu bestrafen oder von weiteren Verstößen abzuhalten (deontisch).
Die Forschung zur Gerechtigkeit zeigt, dass die Erfahrung von Ungerechtigkeit auch proaktive und konstruktive Reaktionen hervorrufen kann. In einigen Fällen kann sie den Wunsch anregen, das System zu verändern, um zukünftige Ungerechtigkeit zu verhindern. Dies steht im Widerspruch zu traditionellen Annahmen, die suggerieren, dass Ungerechtigkeit zu Rückzug oder Desengagement führt. Diese neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass moralische Emotionen nicht nur zu destruktiven Reaktionen wie Rache führen, sondern auch produktive Bemühungen zur Förderung von Gerechtigkeit anregen können. Insbesondere die Erfahrung von Ekel, der durch Ungerechtigkeit ausgelöst wird, kann dazu führen, dass Individuen aktiv Veränderungen anstreben, um das System gerechter zu gestalten.
Das Konzept der „restorativen Gerechtigkeit“, das von Fehr und Gelfand (2012) untersucht wurde, ergänzt dieses Bild, indem es aufzeigt, dass die moralischen Emotionen von Agenten, Empathie der Opfer und das Verhalten von Drittparteien eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung von Gerechtigkeit spielen. Diese Perspektive berücksichtigt den langfristigen Prozess der Gerechtigkeitswiederherstellung und betont die Bedeutung von Schuld und Reue als Motivatoren für prosociales Verhalten.
Die „relationalen Modelle der Gerechtigkeit“ stellen eine weitere interessante Dimension der Gerechtigkeitsforschung dar. Diese Modelle legen nahe, dass Gerechtigkeit nicht nur als ein abstraktes Prinzip angesehen wird, sondern als ein Indikator für die Qualität der Beziehungen zwischen den beteiligten Parteien. Laut Lind und Tyler (1988) sind Menschen an Gerechtigkeit interessiert, weil sie Wert auf ihre sozialen Beziehungen legen. Gerechtigkeit ist also nicht nur eine Frage von Ressourcen oder fairen Ergebnissen, sondern auch eine Frage der sozialen Bindungen und der Wertschätzung innerhalb von Gemeinschaften. In diesem Zusammenhang spielen moralische Emotionen wie Dankbarkeit und Erhebung eine Rolle, wenn Gerechtigkeit erlebt wird, insbesondere bei denen, die unerwartet mit Fairness konfrontiert werden, oder bei Drittparteien, die Zeuge der Gerechtigkeit sind.
Die relationalen Modelle der Gerechtigkeit bieten damit einen erweiterten Blick auf die emotionalen Reaktionen auf Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Diese Perspektive geht über individuelle oder strukturelle Reaktionen hinaus und berücksichtigt die emotionalen und sozialen Dynamiken, die zwischen den beteiligten Parteien bestehen. Die Forschung zeigt, dass Gerechtigkeit nicht nur das Verhalten der Parteien beeinflusst, sondern auch die Art und Weise, wie Beziehungen gepflegt und bewertet werden. Dies bedeutet, dass die Erfahrung von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit nicht nur als eine transaktionale Erfahrung gesehen werden sollte, sondern als eine, die tief in den sozialen und emotionalen Bindungen zwischen Individuen verankert ist.
Die komplexe Wechselwirkung zwischen moralischen Emotionen und der Wahrnehmung von Gerechtigkeit legt nahe, dass unser Verständnis von Gerechtigkeit nicht nur kognitiv und rational, sondern auch emotional und relational geprägt ist. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass zukünftige Forschungen die Rolle dieser moralischen Emotionen weiter untersuchen, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Ungerechtigkeit in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten wahrgenommen und bearbeitet wird.
Wie beeinflussen soziale Emotionen und affektive Dimensionen die Wahrnehmung von Gerechtigkeit?
Die Wahrnehmung von Gerechtigkeit lässt sich nicht ausschließlich durch objektive Kriterien erklären, sondern ist eng verknüpft mit sozialen Emotionen, die in Interaktionen zwischen den beteiligten Parteien entstehen. Diese Emotionen sind beziehungsabhängig und können dazu führen, dass selbst zwei Personen in der gleichen Rolle und mit identischen Informationen zu völlig unterschiedlichen Urteilen über die Fairness eines Vorgangs gelangen. Ein entscheidender Aspekt besteht darin, dass Gerechtigkeitserfahrungen häufig in Situationen entstehen, in denen mehrere Parteien involviert sind – seien es Empfänger, Handelnde oder Beobachter – die jeweils unterschiedliche affektive Reaktionen zeigen.
Die Analyse dieser sozialen Emotionen anhand von affektiven Dimensionen bietet eine innovative Perspektive auf das Gerechtigkeitserleben. Statt sich auf einzelne diskrete Emotionen zu konzentrieren, ermöglicht ein dimensionaler Ansatz, etwa entlang von moralischen, sicherheitsbezogenen oder sozialen Kategorien, das Verständnis von Mustern und Auswirkungen dieser Emotionen auf Gerechtigkeitsurteile. So korrespondieren etwa moralische Emotionen mit deontischen Modellen der Gerechtigkeit, welche ethische Werte in den Vordergrund stellen, während Unsicherheitsdimensionen mit Theorien zur Bewältigung von Ungewissheit verbunden sind. Die soziale Dimension verweist auf die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen und Inklusion.
Diese mehrdimensionale Betrachtungsweise öffnet neue Zugänge, um komplexe Phänomene wie divergierende Gerechtigkeitseinschätzungen zu erklären. Die Tatsache, dass soziale Emotionen bei allen beteiligten Parteien – nicht nur bei den unmittelbaren Betroffenen – ausgelöst werden, erweitert die Perspektive auf Gerechtigkeit erheblich. Beispielsweise können Dritte, die eine ungerechte Handlung beobachten, intensive Gefühle wie Angst oder Ambivalenz entwickeln, die wiederum ihre eigene Wahrnehmung von Gerechtigkeit beeinflussen und kollektive Reaktionen hervorrufen können. Dieses Phänomen zeigt sich etwa bei sozialen Bewegungen, deren Entstehen und Dynamik stark durch die emotionalen Reaktionen von Beobachtern und Unterstützern geprägt sind.
Besondere Bedeutung kommt dabei der Intensivierung sozialer Kontakte und der Personalisierung von Gerechtigkeitserfahrungen zu. Verfahren, die Raum für die Stimme der Betroffenen lassen, vorab informieren, Wertschätzung zeigen und individuell angepasste Erklärungen bieten, schaffen eine Atmosphäre, in der affektive Prozesse besonders lebendig werden. Dies verstärkt die emotionale Beteiligung und beeinflusst folglich die Beurteilung von Gerechtigkeit und das Verhalten der Beteiligten.
Weiterhin birgt die Betrachtung von Ambivalenz und Unsicherheit als emotionale Reaktionen auf wahrgenommene Ungerechtigkeit wichtige Erkenntnisse. Ambivalenz kann beispielsweise dazu führen, dass Menschen überlegte und reflektierte Entscheidungen treffen, anstatt impulsiv zu reagieren. Dadurch entsteht ein differenzierteres Verständnis von Gerechtigkeitsprozessen, das auch komplexe und widersprüchliche Gefühlslagen berücksichtigt.
Die Verknüpfung von affektiven Dimensionen mit unterschiedlichen Gerechtigkeitstheorien kann darüber hinaus helfen, bisher isolierte Forschungsansätze zusammenzuführen und gegenseitig zu bereichern. Die Untersuchung, wie verschiedene emotionale Motive – Selbstinteresse, Unsicherheitsbewältigung oder moralische Überzeugungen – simultan auf die Gerechtigkeitswahrnehmung wirken, eröffnet Perspektiven für ein integratives Modell, das der Komplexität menschlicher Entscheidungsprozesse besser gerecht wird.
Für das Verständnis von Gerechtigkeit ist es zudem wesentlich, kollektive Dimensionen in den Blick zu nehmen. Die gemeinsame Wahrnehmung von Ungerechtigkeit in Gruppen kann kollektive Handlungen und soziale Bewegungen auslösen, die auf emotionalen Erfahrungen basieren und so gesellschaftliche Veränderungen bewirken. Ohne die Berücksichtigung der affektiven Dynamiken von Dritten und Beobachtern bleiben viele Aspekte von Gerechtigkeit unerklärt.
Wichtig ist, dass das Gerechtigkeitserleben und die damit verbundenen Emotionen nicht als isolierte Phänomene betrachtet werden, sondern als dynamische Prozesse, die sich in sozialen Beziehungen entfalten und auf unterschiedlichen Ebenen – individuell, interpersonell und kollektiv – wirksam sind. Die Integration dieser Perspektiven erweitert die klassische Forschung über Fairness hinaus und fordert eine differenzierte Analyse der vielfältigen affektiven Wirkmechanismen.
Endtext
Wie werden Gerechtigkeit und Fairness in der Sozialpsychologie verstanden?
In der Forschung zur sozialen Gerechtigkeit und Fairness wurden verschiedene Modelle entwickelt, um zu erklären, wie Menschen Gerechtigkeit in sozialen Interaktionen wahrnehmen und bewerten. Besonders hervorzuheben ist das Modell der „Total Fairness“ von Törnblom und Vermunt, das nicht nur distributive und prozedurale Gerechtigkeit berücksichtigt, sondern auch die Wichtigkeit von Ergebnissen und deren Bewertung durch die betroffenen Individuen. Das Modell stellt eine Erweiterung dar, da es den Fokus auf die „Gesamtgerechtigkeit“ richtet, die sich aus der Wechselwirkung dieser verschiedenen Facetten zusammensetzt.
Ein zentrales Konzept in diesem Modell ist die Unterscheidung zwischen der „fairen“ und der „günstigen“ Ausprägung von Ergebnissen. Während es oftmals als gegeben angesehen wird, dass faire Ergebnisse immer auch vorteilhaft sind, verdeutlichen Törnblom und Vermunt, dass ein Ergebnis sowohl fair als auch ungünstig sein kann – wie etwa das Verlieren einer Beförderung an einen besser qualifizierten Kandidaten. Umgekehrt kann ein Ergebnis ungerecht, aber dennoch vorteilhaft erscheinen, etwa wenn jemand eine Beförderung erhält, die er nicht verdient hat. Diese Differenzierung ist entscheidend, da sie zeigt, dass Fairness nicht nur auf den Ergebnissen basiert, sondern auch auf der Art und Weise, wie diese erreicht wurden.
Im Rahmen der „Fairness Heuristic Theory“ schlagen Lind und andere vor, dass Menschen ihre Urteile über Fairness als heuristische Grundlage nutzen, um ihre Entscheidungen bezüglich der Zusammenarbeit mit anderen zu treffen. Dies bedeutet, dass Fairness nicht nur als subjektive Bewertung einzelner Facetten wie Verfahren oder Verteilung von Ressourcen verstanden werden sollte, sondern als ein umfassendes Urteil, das stark davon beeinflusst wird, wie eine Person in einem bestimmten sozialen Kontext behandelt wurde – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Lind (2001) in seiner Theorie beschreibt, ist der zweiphasige Prozess der Gerechtigkeitsbewertung: Im ersten Schritt bilden Individuen auf Grundlage von Informationen zu prozeduraler und distributiver Fairness ein allgemeines Urteil über die Gerechtigkeit einer Situation. In der zweiten Phase beeinflusst dieses allgemeine Urteil die Einstellung der Personen und ihre Verhaltensweisen gegenüber den beteiligten Akteuren sowie ihre zukünftigen Bewertungen der Gerechtigkeit in vergleichbaren Situationen. Diese Kluft zwischen der Bildung eines Urteils und der anschließenden Beeinflussung von Handlungen zeigt, wie tief verwurzelt die Wahrnehmung von Gerechtigkeit in sozialen Beziehungen ist.
Darüber hinaus wird in der Forschung von Törnblom und Vermunt die Bedeutung der Informationslücken hervorgehoben. Wenn nicht alle Aspekte der Gerechtigkeit klar sind, neigen Menschen dazu, fehlende Informationen mit den ihnen vorliegenden Informationen zu ergänzen. So kann beispielsweise das Fehlen von Informationen zur distributiven Fairness durch prozedurale Gerechtigkeit ersetzt werden. Dieser Mechanismus, bei dem ein Aspekt der Gerechtigkeit für einen anderen einsteht, wird als „Substituierbarkeit“ bezeichnet und ist ein Schlüsselfaktor bei der Gesamtbewertung von Fairness.
Ein weiteres Konzept, das mit der Gesamtbewertung von Fairness in Verbindung steht, sind die „Entity Judgments“, die die Wahrnehmung von sozialen Entitäten wie Vorgesetzten oder Organisationen betreffen. Im Gegensatz zu den „Event Judgments“, die sich auf die Bewertung einzelner Ereignisse oder Handlungen beziehen, beinhalten Entity Judgments eine umfassendere Einschätzung der Gerechtigkeit einer Entität als Ganzes. So könnte die Bewertung eines Vorgesetzten als gerecht oder ungerecht von der Summe der Bewertungen vergangener Ereignisse abhängen. In ihrer Forschung stellen Cropanzano und Kollegen fest, dass diese umfassenden Bewertungen von Entitäten auf den kumulierten Ereignissen basieren und eine wichtige Rolle bei der Bestimmung von Reaktionen auf zukünftige Interaktionen spielen.
Hauenstein und seine Kollegen führten eine Meta-Analyse durch, um die Beziehung zwischen prozeduraler und distributiver Gerechtigkeit zu untersuchen. Sie fanden heraus, dass es eine signifikante Korrelation zwischen diesen beiden Aspekten der Gerechtigkeit gibt. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass bei der Untersuchung von Gerechtigkeitskonzepten die Berücksichtigung der Gesamtwahrnehmung von Gerechtigkeit (also ein kombiniertes Urteil über verschiedene Facetten wie Verfahren und Verteilung) als Prädiktor für das Verhalten von Individuen hilfreicher ist als die isolierte Betrachtung einzelner Facetten. Diese Erkenntnis stärkt die Bedeutung des Gesamteindrucks von Fairness, insbesondere in sozialen und organisatorischen Kontexten.
Es wird zunehmend deutlich, dass die Wahrnehmung von Fairness und Gerechtigkeit weit über die bloße Einhaltung von Regeln hinausgeht. Es geht um die Interpretation von Handlungen und Entscheidungen im Lichte der allgemeinen Fairnessbewertung, die sowohl von der Qualität der Verfahren als auch von der Wahrnehmung der Ergebnisse geprägt wird. Menschen orientieren sich an dieser Wahrnehmung, um ihre sozialen Bindungen zu bewerten und zukünftige Interaktionen zu gestalten. Deshalb sollte jede Theorie zur sozialen Gerechtigkeit nicht nur die verschiedenen Facetten berücksichtigen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Facetten miteinander in Beziehung stehen und wie sie das Vertrauen in soziale Akteure und Institutionen beeinflussen.
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