Wenn die politische Sprache, mit der die Einheit einer Nation beschworen wird, auf den Ressentiments einer Gruppe gegenüber einer anderen gründet, stellt sich unweigerlich die Frage, ob wahre Einheit überhaupt möglich ist. Die Analyse präsidialer Wahlkampfrhetorik seit Johnsons Wiederwahlkampagne 1964 offenbart strukturelle Kontinuitäten, die tief in der politischen Kultur der Vereinigten Staaten verankert sind. Insbesondere die Wiederwahlkampagnen der Präsidenten zeigen, wie Sprache instrumentalisiert wird, um Mehrheiten zu sichern – oft auf Kosten eines ehrlichen Umgangs mit Rassismus.
In den 1970er und 1980er Jahren bedienten sich Präsidenten gezielt Techniken, um weiße Wählerinnen und Wähler der Mittelschicht mit codierter Sprache zu mobilisieren, indem sie unterschwellige rassistische Narrative bedienten. Diese Strategien formten nicht nur das Wahlverhalten, sondern prägten dauerhaft die präsidiale Rhetorik: Die Konstruktion einer amerikanischen Identität, die Arbeitsethos, Moral und Familienwerte beschwor, wurde zur politischen Waffe gegen Minderheiten, insbesondere gegen Schwarze Amerikaner. Diese semantischen Konstruktionen dienten dazu, zwischen den „verdienten“ und „unverdienten“ Armen zu unterscheiden – Begriffe, die mit Begriffen wie „innerstädtisch“ oder „urban“ rassistisch aufgeladen wurden.
Diese rhetorischen Strategien setzten sich fort: Die Vorstellung, dass „urban education“ minderwertig sei, diente dazu, Integration zu delegitimieren und Reformen als übergriffige Eingriffe eines „großen, elitären Staates“ zu diskreditieren. Der politische Erfolg dieser Rhetorik bestärkte ihre Wiederholung, auch über Parteigrenzen hinweg. Während republikanische Regierungen diese Sprache aktiv etablierten, passten sich Demokraten an, indem sie sich diesen Diskursen unterwarfen, statt sie zu konfrontieren. Clintons Reformagenda im Bereich Wohlfahrt, Strafrecht und Bildung war faktisch eine Umsetzung republikanischer Grundsätze – nicht, weil sich die inhaltliche Überzeugung geändert hätte, sondern weil es eine strategische Entscheidung war, um das Weiße Haus zurückzugewinnen.
Die Macht der Rhetorik liegt darin, Diskurse zu prägen, die tief in das politische Bewusstsein einsickern und langfristige Auswirkungen haben. Der Ursprung dieser sprachlichen Muster lässt sich bis zu Nixons Strategie zurückverfolgen: Seine Wahlkampfrhetorik kodifizierte eine Sprache über „Wohlfahrt“ und „Ordnung“, die mit rassistischen Untertönen versehen war. Auch wenn nicht nachweisbar ist, ob sie direkt Meinungen formte, so lässt sich doch klar belegen, dass sie die Standards des politischen Sprechens über Rasse veränderte. Diese Muster reproduzieren sich bis heute. Die Rede über amerikanische Werte wird weiterhin in Formen gegossen, die implizit oder explizit rassische Kategorien reproduzieren.
Dabei sind Präsidenten in einem Dilemma gefangen: Einerseits erfordert der politische Erfolg die Mobilisierung breiter Wählerkoalitionen, insbesondere in einem polarisierten Land. Andererseits bedeutet dies oft, dass die Ansprache rassischer Ungleichheit rhetorisch entschärft oder ganz vermieden wird. In ihrer Bemühung, sowohl weiße Mehrheiten als auch Minderheiten anzusprechen, greifen Präsidenten häufig auf eine Sprache zurück, die vermeintlich „vereinigend“ ist, in Wirklichkeit aber bestehende Ungleichheiten verschleiert oder verfestigt. Die Rhetorik wird damit nicht zum Instrument der Veränderung, sondern zur Maske der Kontinuität.
Die Frage, die sich hieraus ergibt, ist nicht nur, wie Rhetorik politische Allianzen beeinflusst, sondern wie sie grundlegende Werte konstruiert – und für welche Zwecke. Drew Westen kritisierte die Demokratische Partei scharf für ihre Unfähigkeit, kohärente narrative Strukturen zu schaffen, die auf Prinzipien basieren. Es sei nicht genug, akademisch oder pragmatisch über Themen wie Waffenkontrolle zu sprechen; es brauche moralisch fundierte Erzählungen, die tief in amerikanischen Werten verwurzelt sind. Doch gerade diese „amerikanischen Werte“ sind selbst historisch aufgeladen – sie wurden in den 1970er und 1980er Jahren bewusst so formuliert, dass sie weiße Identitätsvorstellungen bestätigten und Abgrenzung gegenüber „dem Anderen“ ermöglichten.
Wenn die Demokratische Partei ernsthaft anstrebt, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit zu fördern, muss sie nicht nur andere politische Inhalte formulieren, sondern die Sprache selbst transformieren, mit der diese Inhalte vermittelt werden. Es geht darum, Begriffe wie Gerechtigkeit, Gleichheit, Verantwortung und Freiheit aus ihrer rassifizierten Geschichte zu lösen und sie mit neuen Bedeutungen aufzuladen – Bedeutungen, die Vielfalt, Anerkennung und Teilhabe ermöglichen.
Obama unternahm erste Schritte in diese Richtung. Seine Rhetorik zum Strafrecht und zur Identität Amerikas deutete eine Öffnung an. Doch auch er konnte sich nicht völlig von den strukturellen Zwängen lösen, die präsidiale Sprache im amerikanischen Kontext formen. Die Gefahr besteht weiterhin darin, dass diese rhetorischen Muster nicht nur politische Strategien bleiben, sondern normative Ordnungen festschreiben, in denen weiße Ängste die Grundlage dessen bilden, was als „amerikanisch“ gilt.
Entscheidend ist daher, ob zukünftige Präsidenten bereit sind, das Risiko einzugehen, nicht mehr alle gleichzeitig ansprechen zu wollen, sondern Prinzipien über Zweckmäßigkeit zu stellen. Das bedeutet auch, die historische Funktion der Sprache in der Produktion von Ungleichheit zu verstehen – und aktiv zu dekonstruieren.
Politische Rhetorik ist niemals neutral. Sie transportiert Geschichte, legitimiert Machtverhältnisse und gestaltet soziale Realität. Solange Präsidenten ihre Sprache nicht von den Altlasten rassischer Codes befreien, solange bleibt die Hoffnung auf eine wirklich gerechte Gesellschaft rhetorisch – und damit unerfüllt.
Wie sich politische Rhetorik im Kontext von Immigration und Rassismus verändert hat
Die politische Rhetorik in den USA, insbesondere nach den Anschlägen vom 11. September, hat sich in vielerlei Hinsicht verändert, sowohl in Bezug auf die Wahrnehmung der amerikanischen Identität als auch auf die Art und Weise, wie politische Figuren Rassen- und Einwanderungsthemen ansprechen. Die öffentliche Diskussion wurde zunehmend durch die Themen Sicherheit, nationale Identität und die Frage nach dem richtigen Umgang mit Minderheiten geprägt.
In den frühen 2000er Jahren, während der Präsidentschaft von George W. Bush, erlebte die politische Rhetorik eine bemerkenswerte Transformation. Die Themen Immigration und Integration wurden nicht nur als politische Themen behandelt, sondern auch als kulturelle und sicherheitsrelevante Fragen, die das Bild von Amerikas Zukunft maßgeblich beeinflussen würden. Bush selbst sprach mehrfach über die Bedeutung einer ausgewogenen Einwanderungspolitik, die sowohl den Sicherheitsbedenken der Bevölkerung als auch den wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden sollte. In seinen öffentlichen Reden, etwa in Albuquerque oder während des Wahlkampfs 2004, betonte er regelmäßig, dass eine gerechte und humane Einwanderungspolitik notwendig sei, um die nationale Identität zu bewahren und gleichzeitig die notwendigen Arbeitskräfte zu integrieren.
Gleichzeitig hat sich die politische Landschaft mit der wachsenden Bedeutung der muslimischen Gemeinschaft und der Kritik an der US-amerikanischen Außenpolitik verändert. In Reaktionen auf die Terroranschläge von 2001 stieg die Zahl der Diskurse, in denen Muslime und arabische Amerikaner als potenzielle Bedrohungen für die nationale Sicherheit dargestellt wurden. Dies führte zu einer verstärkten Diskussion über die "andere" Seite der amerikanischen Gesellschaft – die nicht nur in kultureller und religiöser Hinsicht, sondern auch in ihrer politischen Integration als problematisch galt. Diese Diskurse nahmen insbesondere in den Jahren nach den Anschlägen von 2001 eine bedeutende Wendung und wurden durch offizielle Reden und politische Maßnahmen, wie etwa die "Patriot Act"-Gesetze, untermauert.
Die rassische Dimension dieser politischen Diskussion wurde besonders in den Jahren nach der Wahl von Barack Obama zur Präsidentschaft in den Vordergrund gerückt. Obama, der als Symbol einer angeblichen "post-rassistischen" Gesellschaft galt, stand fortwährend in der Kritik, entweder zu wenig für die afroamerikanische Gemeinschaft zu tun oder sich zu sehr von den traditionellen politischen Anliegen dieser Gemeinschaft zu entfernen. Während seiner Wahlkämpfe, insbesondere 2008 und 2012, wurden rassistische Themen oft als Wahlkampftaktiken inszeniert, um bestimmte Wählerschichten zu mobilisieren. So wurde etwa seine Rede „A More Perfect Union“ im Jahr 2008 zu einem Wendepunkt in der politischen Rhetorik, als er versuchte, die komplexen Fragen von Rassismus und sozialer Gerechtigkeit zu thematisieren und gleichzeitig den Traum von einer vereinigten Nation zu vermitteln.
Im Kontrast zu Bushs Haltung zur Einwanderungspolitik, die im Wesentlichen auf eine Balance zwischen Sicherheit und Integration abzielte, betonte Obama immer wieder die Notwendigkeit einer stärkeren politischen Inklusion von Minderheiten und der Förderung sozialer Gerechtigkeit. Jedoch blieben viele politische Initiativen und Wahlversprechen von Obama, die sich auf Rassengleichheit und Integration konzentrierten, aus oder wurden durch andere politische Herausforderungen überlagert. Diese Kluft zwischen den Erwartungen und den tatsächlichen politischen Ergebnissen ist ein wiederkehrendes Thema in der Diskussion um Rassismus und Integration in der US-amerikanischen Politik.
Ein wichtiger Aspekt dieser politischen Rhetorik, der oft übersehen wird, ist die zugrunde liegende Dynamik von Macht und Wahrnehmung. Es wird deutlich, dass die Rhetorik von „Veränderung“ und „Hoffnung“, die mit Obamas Präsidentschaft assoziiert wurde, in einem historischen Kontext von institutionellem Rassismus und sozialer Ungleichheit interpretiert werden muss. Die politische Nutzung von Rasse und Identität wird nicht nur durch die rhetorischen Mittel bestimmt, die Politiker wie Obama und Bush verwenden, sondern auch durch die Reaktionen der Gesellschaft, die in ihrer Zusammensetzung und politischen Orientierung stark polarisiert ist.
Neben der Beobachtung der rhetorischen Strategien ist es entscheidend, die Auswirkungen dieser Rhetorik auf die tatsächliche politische Praxis zu verstehen. Auch wenn Politiker wie Bush und Obama sich bemühten, durch ihre Reden und politischen Initiativen ein Bild von Inklusion und einer vereinten Gesellschaft zu zeichnen, war die Realität oft von Widerständen geprägt. Besonders sichtbar wurde dies in der fortwährenden Debatte über Einwanderung, die nicht nur im Kontext von Sicherheit und Integration, sondern auch im Kontext wirtschaftlicher Ungleichheiten und sozialer Spannungen betrachtet werden muss. Einwanderung wird weiterhin als Symbol für die Herausforderungen einer zunehmend globalisierten und diversifizierten Gesellschaft wahrgenommen, in der Fragen der Identität und Zugehörigkeit zu einer ständigen Aushandlung von politischen und sozialen Normen führen.
Ein weiteres Element, das in dieser Diskussion nicht unberücksichtigt bleiben sollte, ist die Rolle der Medien und der öffentlichen Wahrnehmung. Medienberichterstattung und öffentliche Umfragen, wie die 2004 durchgeführte NPR/Kaiser/Kennedy School Umfrage zur Immigration, spielen eine zentrale Rolle in der Konstruktion von Narrativen, die sowohl das öffentliche Verständnis von Rasse und Einwanderung als auch die politische Reaktion darauf beeinflussen. Die Art und Weise, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen – besonders Minderheiten – in den Medien dargestellt werden, trägt wesentlich zur Formung von politischen Diskursen und zur Konstruktion von „Feindbildern“, die in der Rhetorik von Politikern und der breiten Öffentlichkeit aufgegriffen werden.
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