Im 17. Jahrhundert, als die Freibeuter entlang der Karibik und der Spanischen Hauptstraße operierten, war die Wahl des richtigen Schiffes entscheidend für den Erfolg ihrer Raids. Die Schiffe dieser Piratenflotten waren nicht nur ein Mittel zum Reisen, sondern auch ein taktisches Werkzeug, das je nach Bedarf und Ziel angepasst werden konnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass größere Schiffe kleine Boote wie Pinnassen hinter sich herzogen. Diese Pinnassen ermöglichten es den Freibeutern, näher an die Küste zu gelangen, als es die Tiefgang des größeren Schiffs zugelassen hätte. Sie waren ideal für Überraschungsangriffe, da sie bis zu 60 Männer transportieren konnten.
Neben den Pinnassen gehörten auch Langboote zur Standardausrüstung der Freibeuter. Diese waren kleinere Ausführungen der Pinnassen und fassten bis zu 40 Männer. Ihre Besatzungen konnten das Boot sowohl mit Riemen als auch mit einem abnehmbaren Mast betreiben. Langboote und Pinnassen, die hinter den größeren Schiffen hergezogen wurden, vermittelten den Eindruck einer amphibischen Landungsoperation. Bei einer typischen Freibeuterexpedition konnte man auf den Decks eines Schiffes eine Vielzahl dieser Boote und Kanus sehen, die entweder aufgerüstet oder direkt im Einsatz waren.
Es war üblich, dass bei Angriffen, die in der Nähe eines Heimathafens durchgeführt wurden, die Pinnassen unter eigenem Segel die Hauptflotte begleiteten. Ein Beispiel hierfür war der Überfall auf Vera Cruz im Jahr 1683, als Grammont und De Graaf mit einer Flotte von fünf Freibeuterschiffen und acht kleineren Fahrzeugen (vermutlich Pinnassen) angreifen. Jeder Freibeuter hatte sein eigenes Schiff, und die Crewmitglieder unterschrieben ihren Vertrag, um an bestimmten Unternehmungen teilzunehmen. Es war nicht unüblich, dass ganze Schiffe und deren Besatzung von einem Freibeuterkapitän übernommen wurden, um an einem größeren Raid teilzunehmen. Freibeuter wie Grammont und De Graaf waren nicht nur als Kapitäne bekannt, sondern auch als Anführer für bestimmte Gruppen von Freibeutern, die häufig eine gemeinsame Herkunft oder Nationalität teilten.
Die Praxis, Schiffe zu erbeuten, wurde besonders deutlich bei De Graaf, der durch eine geschickte Kette von Übernahmen immer größere Schiffe in seine Gewalt brachte: Von einem kleinen Kahn übernahm er ein kleines Schiff, dann ein größeres und schließlich Schiffe mit 24 bis 28 Kanonen. Dieser Prozess konnte bis ins Extreme getrieben werden, wie das Beispiel von L’Olonnais 1668 zeigt, als er ein kleines spanisches Galeon erbeutete. Doch dieses Schiff war so schwerfällig, dass es in den leichten Winden und den tückischen Gewässern der honduranischen Küste auf Grund lief. Trotz dieser Herausforderungen zogen es einige Freibeuter vor, kleinere Schiffe zu verwenden, die Geschwindigkeit und Wendigkeit kombinierten. Eine Freibeuterflotte bestand oft aus einer Mischung kleiner Pinnassen und mittelgroßer Kriegs-schiffe, wobei Barken und kleinere Zweimastschiffe vorherrschten.
Doch die Blütezeit der Freibeuter war nicht von Dauer. Der Abfall von Unterstützern und die veränderten politischen Gegebenheiten führten zum Ende der freibeuterischen Ära. Der Englische, Französische und Niederländische Krieg gegen Spanien im 17. Jahrhundert endete 1670 für die Engländer, was die Unterstützung für die Freibeuter untergrub. Die Friedensverhandlungen führten 1670 zum Vertrag von Madrid, der eine friedliche Beziehung zwischen England und Spanien sicherte. Infolgedessen fanden Gouverneure wie Sir Thomas Modyford von Jamaika es immer schwieriger, ihre Unterstützung für Freibeuterangriffe aufrechtzuerhalten. Henry Morgans Angriff auf Panama 1670-71 markierte eine Zäsur, da er nach dem Vertrag von Madrid stattfand und England sich offiziell aus den feindlichen Aktivitäten zurückzog.
Ab 1674, als England zu einem friedlichen Verhältnis mit allen Nationen überging, versiegte der Strom von Kaperbriefen, die den Freibeutern die Grundlage für ihre Raids gaben. Um weiterhin operieren zu können, mussten die englischen Freibeuter nun mit ausländischen Kommandeuren zusammenarbeiten. Die Einführung von Antipiraterie-Gesetzen in Jamaika 1681 machte es fast unmöglich, Port Royal als Basis zu nutzen. Die letzten Freibeuterangriffe der Engländer fanden in den 1680er Jahren an der Pazifikküste statt, jedoch unter französischer Flagge.
Während die englischen Freibeuter sich zurückzogen, setzten ihre französischen Kollegen die Raids fort. Ab dem 17. Jahrhundert führten französische Freibeuter mit Unterstützung des französischen Kriegsministeriums Angriffe auf die spanische Hauptstraße durch, selbst wenn die beiden Länder in Europa relativ friedlich waren. Einige der größten französischen Raids ereigneten sich in den 1670er und 1680er Jahren, darunter die Überfälle auf Maracaibo (1678), Vera Cruz (1683) und Campeche (1685). Für die französische Krone waren die Freibeuter eine wertvolle Quelle von Einnahmen und Schutz für die Kolonie Saint-Domingue.
Der endgültige Niedergang kam jedoch nach dem Frieden von Ryswick 1697, als die Freibeuter sich verraten fühlten und die französische Regierung die Unterstützung für ihre Raids zurückzog. Das Ende der Freibeuterei markierte den Beginn einer neuen Ära, in der die ehemaligen Freibeuter entweder zu legale Aktivitäten übergingen oder zu Piraten wurden. Als der Spanische Erbfolgekrieg 1701-14 ausbrach, wurden viele ehemalige Freibeuter zu Freischärlern, doch die großen Freibeuterflotten gehörten der Vergangenheit an.
Wie die Buccanier sich kleideten und organisierten: Ein Blick auf ihre Kriegsführung und Lebensweise im 17. Jahrhundert
Die Buccanier des 17. Jahrhunderts, ursprünglich aus den Reihen der wilden und ungezähmten Jäger und Piraten der Karibik, entwickelten im Laufe der Zeit eine bemerkenswerte Struktur und eigene Militärtraditionen, die sie von den üblichen Seefahrern und Soldaten ihrer Zeit unterschieden. Besonders auffällig war ihr militärischer Auftritt, der sich zu einer Mischung aus praktischer Kriegsführung und der „Raubritter“-Mentalität ihrer Ära entwickelte. Ab den 1660er Jahren trugen sie eine Mischung aus traditionellen Soldatenuniformen und Alltagskleidung, die sich mehr und mehr dem militärischen Standard anpasste.
Die Uniformen der Buccanier waren nicht nur eine Frage des Aussehens, sondern funktionellen Zwecken unterworfen. Ihr Markenzeichen war ein Militärmantel, der entweder aus Wolle oder Leinen bestand und bis zum Knöchel reichte. Diese Mäntel, die sich im Schnitt und in der Farbe an die jeweiligen militärischen Moden der Zeit anpassten, waren mit Lederstiefeln und Sandalen kombiniert. Besonders auffällig war, dass die Buccanier, nach erfolgreichen Raubzügen, die Kleidung ihrer Opfer als Trophäen trugen. So entstand eine vielschichtige, nahezu eklektische Erscheinung, die sie von den konventionellen Soldaten ihrer Zeit unterschied.
Doch nicht nur die Kleidung war ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität, sondern auch ihre Waffen und Ausrüstung. Das erste, was bei den Buccaniern auffiel, war ihre Waffenlastigkeit. Sie trugen Muskete, Degen, Dolche und Pistolen – eine Ausstattung, die nicht nur ihre Funktion als Piraten widerspiegelte, sondern auch ihr Erbe als Krieger des Wilden Westens. Die Vorstellung, dass sie wild und gesetzlos waren, stimmt nur bedingt, denn die Buccanier entwickelten eigene Regeln und ein Ordnungssystem, das weit über das hinausging, was oft in historischen Erzählungen suggeriert wird.
Bereits zu den frühen Zeiten der Buccanier war die Organisation in sogenannten „Paaren“ typisch. Jeder Buccanier bildete ein Team, das eng zusammenarbeitete, um sich während der Jagd oder des Kampfes gegenseitig zu schützen. Dieser „Buddy“-System-Ansatz spiegelte die enge Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft wider. Viele Historiker berichten, dass, wenn ein Buccanier fiel, der andere seine Besitztümer übernahm, und in den Hafenstädten, in denen die Männer die Frauen deutlich überzahlten, sogar Partnerschaften oder Beziehungen miteinander geteilt wurden. Dieser soziale Zusammenhalt war von zentraler Bedeutung für ihre gesamte Lebensweise. Doch im Laufe der 1670er Jahre scheint dieses System verschwunden zu sein, und es gibt keine weiteren Berichte darüber, dass es danach noch eine Rolle spielte.
Die Organisation der Buccanier war jedoch nicht strikt hierarchisch wie bei regulären Armeen. Die Kapitäne rekrutierten ihre Besatzung in den Hafenkneipen von Jamaica oder Tortuga. Sobald genug Freiwillige zusammenkamen, wurde ein schriftlicher Vertrag aufgesetzt, der die Bedingungen der Raubzüge regelte, einschließlich der Aufteilung der Beute, der Entschädigung für Verletzte oder der Festlegung von Löhnen für die nicht-kämpfenden Mitglieder wie Schiffsärzte oder Handwerker. Das Unterzeichnen dieses Vertrages war für alle Teilnehmer obligatorisch, und ohne diesen Vertrag durfte kein Buccanier an einem Raubzug teilnehmen. Obwohl diese Vereinbarungen ein gewisses Maß an Ordnung widerspiegelten, war die Buccaniergemeinschaft dennoch nicht frei von internen Konflikten und Rivalitäten.
Ein besonders interessanter Aspekt ihrer Organisation war das zunehmend nationale Element, das mit der Zeit eine immer wichtigere Rolle spielte. Zunächst kämpften die Buccanier im Wesentlichen gegen die spanische Kolonialmacht, und nationale Zugehörigkeit spielte nur eine untergeordnete Rolle. Doch nach dem Vertrag von Madrid 1670, der den Frieden zwischen Spanien und England besiegelte, mussten sich die Buccanier auf eine neue Realität einstellen. Einige englische Buccanier erhielten französische „Letters of Marque“ und griffen weiterhin spanische Kolonien an, doch als sich die politischen Verhältnisse änderten, wurden sie zunehmend gezwungen, auch gegen andere Buccanier aus anderen Ländern zu kämpfen.
Dieser Wandel in der geopolitischen Landschaft beeinflusste nicht nur die Raubzüge, sondern auch die Waffenstrategien der Buccanier. Im frühen 17. Jahrhundert waren ihre Angriffe noch relativ klein, aber ab den 1660er Jahren begannen die Buccanier, große Expeditionen zu organisieren, bei denen Hunderte von Männern unter einem einzigen Kommando standen. Diese Angriffe, die oft gegen spanische Bastionen und Forts gerichtet waren, brachten die größte europäische Militärmacht nach Amerika – eine militärische Größe, die erst mit der Amerikanischen Revolution des 18. Jahrhunderts wieder erreicht wurde.
Die Waffen, die die Buccanier in den Kämpfen verwendeten, spiegelten den praktischen Bedarf und die militärischen Gegebenheiten wider. Die Standardwaffe war die Matchlock-Muskete, die bis zu 1,5 Meter lang war und relativ schwer zu handhaben war. Dennoch war sie in den Händen der Buccanier ein gefährliches Werkzeug, vor allem bei Angriffen auf befestigte Positionen, wo sie häufig Granaten einsetzten. Ihre Taktiken, die oft eine Mischung aus Guerillakriegsführung und direkten Konfrontationen mit gut ausgerüsteten Feinden waren, machten die Buccanier zu einer ernstzunehmenden militärischen Kraft.
Der Siegeszug der Buccanier im 17. Jahrhundert ist auch ein Beweis für ihre bemerkenswerte Fähigkeit, sich an wechselnde Umstände anzupassen, ihre eigenen militärischen Taktiken zu entwickeln und sich gleichzeitig den sozialen und politischen Realitäten der Zeit zu stellen. Sie waren weit mehr als nur Gesetzlose oder Piraten, sie waren Militärs, die in einer Zeit des Umbruchs eine eigene Art der Kriegsführung entwickelten, die bis heute in der Geschichte der Kriegsführung und Piraterie nachhallt.
Was sind zellbasierte Architekturen und wie tragen sie zur Skalierbarkeit und Resilienz bei?
Wie wird der Wert im Markt bestimmt? Die Rolle der Arbeit, des Kapitals und der Marktmechanismen im ökonomischen Denken
Wie Columbus die Neue Welt entdeckte: Eine Reise ins Unbekannte

Deutsch
Francais
Nederlands
Svenska
Norsk
Dansk
Suomi
Espanol
Italiano
Portugues
Magyar
Polski
Cestina
Русский