Das Verständnis der rhetorischen Strategien amerikanischer Präsidenten im Umgang mit Rasse und ethnischer Zugehörigkeit seit der Bürgerrechtsära ist eng mit der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Vereinigten Staaten verbunden. Besonders entscheidend ist die Rolle, die die Rhetorik in Wahljahren spielt. In diesem Zusammenhang verdient Richard Nixons "Silent Majority"-Rede besondere Aufmerksamkeit, da sie nicht nur seine Position gegenüber dem politischen Mainstream markierte, sondern auch als Vorläufer seiner späteren "New Majority"-Strategie im Präsidentschaftswahlkampf von 1972 diente. Solche Reden sind nicht nur Ausdruck ideologischer Programme, sondern Instrumente zur Mobilisierung gesellschaftlicher Stimmungen, oftmals durch codierte Sprache über Themen wie Sozialhilfe oder Kriminalität.

Die Analyse präsidentieller Rhetorik wird jedoch durch strukturelle Inkonsistenzen erschwert. Die offiziellen Veröffentlichungen, insbesondere die Public Papers of the Presidents, variieren von Administration zu Administration in Inhalt und Umfang. Erst seit 1977 wurden Proklamationen und Exekutivverordnungen konsistent aufgenommen. Auch thematische Schwerpunkte unterscheiden sich: So findet sich etwa ein nationaler Sicherheitsbericht von Nixon im Jahr 1970 in den offiziellen Dokumenten, während spätere Präsidenten auf solche Veröffentlichungen verzichteten. Um vergleichbare Analysen trotz dieser Heterogenität zu ermöglichen, wurde die Wortfrequenz normiert — bezogen auf eine Million Wörter statt auf absolute Häufigkeiten.

Die zweite Herausforderung liegt in der schieren Textmenge. Eine engmaschige Analyse sämtlicher Reden ist kaum umsetzbar. Dennoch ermöglicht ein selektiver Zugriff auf zentrale Reden — etwa vor spezifischen Organisationen oder zu politisch sensiblen Themen — einen umfassenderen Zugang zur rhetorischen Praxis der Präsidenten. Besonders relevant sind dabei Themenfelder, die traditionell mit rassischen Codes belegt sind, wie etwa Wohlfahrtsprogramme oder innere Sicherheit.

Die Langzeitanalyse von Reden aus den Jahren 1964 bis 2012 zeigt, dass es keinen klaren Trend in der Häufigkeit rassischer und ethnischer Sprache gibt. Die Annahme, dass mit fortschreitender Zeit ein Anstieg oder Rückgang solcher Rhetorik zu erwarten sei, lässt sich empirisch nicht stützen. Zwar lässt sich zwischen Jimmy Carter und George H. W. Bush ein Rückgang feststellen, doch fehlt ein konsistenter Trend über längere Perioden hinweg.

Ebenso widerlegt die Analyse eine weitere verbreitete Annahme: Die Parteizugehörigkeit ist kein zuverlässiger Indikator für das Ausmaß rassischer oder ethnischer Rhetorik. Zwar verwendeten demokratische Präsidenten solche Sprache 1,4-mal häufiger als ihre republikanischen Amtskollegen, doch ist dieser Unterschied statistisch nicht signifikant. Jimmy Carter und Bill Clinton wiesen die höchsten Raten auf, während George H. W. Bush und Gerald Ford am seltensten auf solche Begrifflichkeiten zurückgriffen. Betrachtet man ausschließlich rassische Sprache, so waren Demokraten 1,7-mal aktiver als Republikaner — mit Carter, Nixon und Clinton als Spitzenreiter.

Besonders bemerkenswert ist der Fall Nixons im Jahr 1972: In diesem Wahljahr verwendete er rassische Rhetorik häufiger als jeder andere republikanische Präsident und sogar mehr als Obama oder Lyndon B. Johnson, obwohl Letzterer im Wahljahr 1964 den Civil Rights Act unterstützte. Diese Diskrepanz verweist auf die zentrale Rolle politischer Kontexte. Nixon nutzte rassische Codes strategisch, um seine "Silent Majority" zu mobilisieren, eine überwiegend weiße, konservative Wählerschaft, die sich durch gesellschaftliche Umbrüche verunsichert fühlte. Im Gegensatz dazu verfolgte Johnson, obwohl gesetzgeberisch aktiv in Sachen Bürgerrechte, eine rhetorisch zurückhaltendere Linie im Wahlkampf.

Wenn weder Zeit noch Partei die Häufigkeit rassischer Sprache in Reden erklären, drängt sich die Frage nach den tatsächlichen Determinanten auf. Die politische Konjunktur — also konkrete Herausforderungen, Medienöffentlichkeit und gesellschaftliche Spannungen — scheint maßgeblich zu bestimmen, wann und wie Präsidenten über Rasse sprechen. So reagierte George W. Bush 2004 mit veränderter Rhetorik auf das Thema Bildungsungleichheit — ein Hinweis darauf, dass Wahljahre besondere rhetorische Konjunkturen erzeugen.

Insgesamt zeigt die Analyse, dass rassische Rhetorik im amerikanischen Präsidentendiskurs ein strategisches Werkzeug bleibt, das unabhängig von ideologischer oder parteipolitischer Verortung zum Einsatz kommt. Die Art und Weise dieser Rhetorik variiert jedoch stark: Während einige Präsidenten explizite Begriffe wie „Black“, „ethnic“, „minority“ oder „Mexican“ verwenden, tauchen andere Bezeichnungen — etwa „Latino“, „Chicano“ oder „Muslim“ — nur sporadisch oder gar nicht auf. Dies legt nahe, dass nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Wahl der Begriffe politisch hoch aufgeladen ist.

Für ein vertieftes Verständnis dieses Phänomens ist es wichtig, auch die nonverbalen und symbolischen Elemente präsidentieller Kommunikation zu betrachten — etwa die Wahl des Ortes einer Rede, die angesprochenen Gruppen oder das Timing im Kontext aktueller Ereignisse. Ebenso entscheidend ist die Frage, welche Themen mit rassischen Codes aufgeladen werden, obwohl sie formal keinen Bezug zu Ethnizität aufweisen. Die Verbindung von Themen wie Sozialhilfe, Kriminalität oder Bildung mit rassischen Implikationen ist ein zentrales Element indirekter, aber wirkmächtiger Rhetorik.

Schließlich eröffnet die Untersuchung der präsidentiellen Rhetorik eine kritische Perspektive auf das Konzept der „rhetorischen Präsidentschaft“ selbst — also die Vorstellung, dass Präsidenten zunehmend durch öffentliche Rede und symbolische Kommunikation regieren. Dabei wird deutlich, dass Rhetorik nicht nur Ausdruck politischer Überzeugung ist, sondern ein aktives Instrument zur Gestaltung gesellschaftlicher Realität.

Wie Trump die schwarze Wählerschaft ansprach und seine Rhetorik der "Gesetz und Ordnung" neu verpackte

Die politische Strategie von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2016 beinhaltete eine bemerkenswerte Mischung aus alten republikanischen Taktiken und einer Rhetorik, die sowohl an die Ängste der weißen Arbeiterklasse als auch an das Bedürfnis nach "Gesetz und Ordnung" appellierte. Besonders hervorzuheben ist seine Ansprache an afroamerikanische Wähler, die er in einer Reihe von Reden und öffentlichen Auftritten ansprach, in denen er versuchte, sich als Verbündeter der schwarzen Gemeinschaft zu positionieren.

Trump erklärte sich wiederholt zum „wenig rassistischsten Menschen“, eine Behauptung, die er in seinen Auftritten bei religiösen afroamerikanischen Gemeinden wie den Great Faith Ministries International in Detroit untermauerte. Dort sprach er von der "afrikanischen-amerikanischen Kirche" als dem "Gewissen unseres Landes" und versprach eine Wiederbelebung der Arbeitsplätze in Detroit sowie eine Verbesserung der Bildungsangebote. Dabei stellte er wiederholt infrage, was die Demokraten für die afroamerikanische Gemeinschaft getan hätten, und sprach die Probleme von Armut und Arbeitslosigkeit direkt an. In einer Rede in Dimondale, Michigan, sagte er: „Ihr lebt in Armut, eure Schulen sind schlecht, ihr habt keine Jobs, 58 Prozent der Jugend sind arbeitslos… Was habt ihr zu verlieren?“ Diese Worte riefen bei vielen Kritikern sofort Bedenken hervor, da sie oft als vereinfachte und stereotype Darstellungen afroamerikanischer Gemeinschaften wahrgenommen wurden.

Trump's Verwendung von „Gesetz und Ordnung“ war nicht neu, sondern spiegelte eine wiederkehrende Strategie innerhalb der republikanischen Rhetorik wider, die insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren von Präsidenten wie Richard Nixon und Ronald Reagan verwendet wurde. Der Begriff „Gesetz und Ordnung“ war in diesem Kontext immer auch mit einer rassistischen Unterton versehen, da er häufig dazu genutzt wurde, gegen Protestbewegungen, wie die der Bürgerrechtsbewegung oder später Black Lives Matter, zu polemisieren und die polizeiliche Gewalt gegen Minderheitengruppen zu legitimieren. Trump jedoch präsentierte sich in seinen Aussagen über „Gesetz und Ordnung“ als derjenige, der die Ordnung wiederherstellen würde, um vor allem die "inneren Städte" für afroamerikanische Bürger sicherer zu machen, was wiederum seine Anhänger und die weiße Arbeiterklasse ansprach.

In seinen Auftritten bei schwarzen Wählern wiederholte Trump häufig den Vorwurf, die Demokraten hätten das Land und insbesondere die schwarzen Gemeinden „verraten“. Er stellte fest, dass die Demokraten die afroamerikanischen Wähler regelmäßig um ihre Stimmen baten, aber nie die versprochenen Veränderungen lieferten. Diese rhetorischen Züge erinnerten stark an George W. Bushs Bemerkungen aus dem Jahr 2004, in denen er sich ähnlich kritisch über die Leistungen der Demokraten gegenüber afroamerikanischen Wählern äußerte.

Ein weiterer Aspekt seiner Kampagne war die Tatsache, dass er sich als Außenseiter des Establishments inszenierte, der gegen die Eliten in Washington und die Bürokraten kämpfte, die seiner Meinung nach die Interessen der weißen Arbeiterklasse verraten hätten. Trumps Wahlkampfstrategie zielte darauf ab, eine breite Koalition von Wählern zu vereinen, die sich sowohl wirtschaftlich als auch kulturell von den politischen Eliten entfremdet fühlten. Dabei appellierte er an die Unzufriedenheit mit der Globalisierung, die vielen Arbeitsplätzen in den USA den Garaus gemacht hatte, und betonte, dass er als Kandidat des „Volkes“ gegen das Establishment kämpfen würde.

Der „Rassismus“ in Trumps Wahlkampf, der laut verschiedenen Analysen von Ian Haney Lopez und anderen politischen Beobachtern nicht nur gegen Minderheitengruppen gerichtet war, sondern auch subtil verpackt war, sollte seiner weißen Wählerschaft signalisieren, dass er nicht gegen die schwarze Gemeinschaft oder andere Minderheiten war – er sei einfach nur ein Kandidat für „alle Amerikaner“. Das erklärte Ziel war es, rassistische Anhänger zu beruhigen, ohne dass Trump explizit rassistische Aussagen machte. Doch auch wenn Trump keine offen rassistischen Äußerungen machte, so war seine Rhetorik doch stets mit einem „wir gegen die“ geladen, wobei er die „inneren Städte“ und die schwarzen Wählerschaften als gefährlich und ohne Perspektive darstellte.

Diese rhetorische Strategie führte zu einer Vielzahl von Reaktionen – von Zustimmung bis Ablehnung. Auf der einen Seite gab es eine wachsende Koalition von Anhängern, die sich von Trumps Versprechungen einer „starken“ und „ordnungsgemäßen“ Gesellschaft angezogen fühlten. Auf der anderen Seite gab es aber auch eine zunehmende Ablehnung seiner Aussagen, die als stereotype und vereinfachte Sichtweisen auf afroamerikanische Gemeinschaften wahrgenommen wurden.

Eine wichtige Frage bleibt: Wie erfolgreich war Trumps Strategie in Bezug auf die schwarze Wählerschaft? Während die Exit-Polls darauf hinwiesen, dass er bei den Latinos besser abschnitt als erwartet, ist das Ergebnis in Bezug auf afroamerikanische Wähler etwas komplexer. Trump hatte sicherlich weniger Unterstützung von dieser Gruppe als andere republikanische Kandidaten, jedoch gab es auch eine gewisse Zahl an schwarzen Wählern, die trotz der rassistisch anmutenden Rhetorik Trumps seine Versprechungen bezüglich Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum unterstützten.

Die populistische Strategie Trumps, die sowohl rassistische Taktiken als auch Wirtschaftsforderungen vermischte, wurde von vielen als eine Weiterentwicklung von republikanischen Wahlkämpfen aus den 1980er Jahren verstanden, die ebenfalls versuchten, sowohl die weißen Arbeiter als auch schwarze Wählerschaften mit einfachen, emotionalen Appellen zu gewinnen.

In dieser Gemengelage sind die Fragen nach der tatsächlichen Wirkung von Trumps Botschaften und den langfristigen Auswirkungen auf die politische Landschaft der USA noch lange nicht beantwortet. Die politische und gesellschaftliche Debatte über die Auswirkungen seiner Rhetorik auf die afroamerikanische Gemeinschaft bleibt ein kontroverses und immer wiederkehrendes Thema.