Systeme, die langfristig betrieben werden, sind unvermeidlich äußeren Störungen und inneren Verschleißprozessen ausgesetzt. Die Fähigkeit eines Systems, sich nach einer Störung zu erholen und seine ursprüngliche Funktionalität wiederzuerlangen, bezeichnet man als Wiederherstellungsfähigkeit. Eine gezielte Kombination aus zustandsbasierter Instandhaltung (CBM) und Notfallwartung (EM) kann dazu beitragen, diese Fähigkeit wesentlich zu verbessern. Während CBM darauf abzielt, den Zustand einzelner Komponenten kontinuierlich zu überwachen und gezielte Eingriffe vorzunehmen, dient EM der schnellen Reaktion auf unvorhergesehene Ausfälle, wobei sie jedoch als imperfekte Wartung (IPM) gilt, da sie die Systemleistung nicht vollständig auf ihren Ausgangszustand zurückführen kann.

Nach jeder EM wird der Zustand des Systems nicht nur verändert, sondern auch die weitere Degradationsdynamik beeinflusst. Die kumulative Abminderungsrate der Degradation nach der k-ten EM wird durch den Faktor ck beschrieben, während λik den Einfluss dieser Maßnahme auf die Degradationsgeschwindigkeit der i-ten Komponente ausdrückt. Diese Parameter sind nicht deterministisch, sondern folgen stochastischen Verteilungen – insbesondere ist λik(t) normalverteilt mit einem Mittelwert, der mit jeder durchgeführten EM exponentiell zunimmt. Diese Modellierung erlaubt es, die Effekte der Notfallmaßnahmen nicht nur im Moment ihrer Durchführung, sondern auch langfristig im Lebenszyklus des Systems zu quantifizieren.

Für die gemeinsame Optimierung von EM und CBM werden zwei zentrale Zielgrößen definiert: der relative Leistungsverlust des Systems über dessen gesamte Lebensdauer sowie die damit verbundenen Instandhaltungskosten. Der Leistungsverlust ergibt sich aus der zeitlichen Integration der kumulativen Degradation De(t) bezogen auf die Lebensdauer T des Systems. Diese Kennzahl erlaubt eine intuitivere Bewertung des Systemverhaltens als klassische Indikatoren wie Zuverlässigkeit oder Verfügbarkeit, da sie die Auswirkungen sämtlicher Instandhaltungsaktivitäten direkt widerspiegelt.

Die Gesamtkosten der Instandhaltung setzen sich aus Ressourcenaufwand und Stillstandsverlusten zusammen. Ersterer beinhaltet die Kosten für externe Dienstleister, benötigte Werkzeuge sowie Personalkosten, während der Letztere mit der Ausfallzeit des Systems während der Wartung korreliert. Ziel der Optimierung ist es, beide Größen – Leistungsverlust und Kosten – simultan zu minimieren. Dazu werden Wartungsschwellen definiert, sowohl auf Systemebene für EM als auch auf Komponentenebene für CBM. Die Schwellenwerte müssen dabei innerhalb des zulässigen Lebenszyklus liegen und zu physikalisch sinnvollen Lösungen führen.

Zur Lösung dieses mehrdimensionalen Optimierungsproblems wird ein hierarchisches Multi-Objective Particle Swarm Optimization (H-MOPSO) Verfahren angewendet. Anders als klassische Verfahren, die mehrere Zielgrößen durch Gewichtungsfaktoren zu einem einzigen Optimierungskriterium zusammenführen – ein Prozess, der stark von subjektiven Bewertungen der Entscheidungsträger abhängt – operiert H-MOPSO direkt im mehrdimensionalen Zielraum. Durch das Festlegen einer Priorisierung (beispielsweise Me1 > Me2) wird sichergestellt, dass die Systemleistung grundsätzlich vor Kostenoptimierung gestellt wird, ohne letztere zu vernachlässigen. Die algorithmische Umsetzung beginnt mit der Initialisierung der Partikelpositionen durch lateinische Hyperwürfel-Samplingmethoden, wodurch eine gleichmäßige Abdeckung des Lösungsraums gewährleistet wird. Die Geschwindigkeit und Position jedes Partikels werden iterativ angepasst, wobei individuelle und globale Optima berücksichtigt werden. Die Lösung eines Partikels stellt dabei eine mögliche Kombination von Wartungsschwellen dar, deren Qualität durch die jeweiligen Zielgrößen bewertet wird.

Eine der zentralen Herausforderungen bei dieser Art von Optimierung liegt im inhärenten Zielkonflikt: Verbesserungen der Systemleistung erfordern in der Regel häufigere oder intensivere Wartungsmaßnahmen, was wiederum mit höheren Kosten verbunden ist. Die Aufgabe besteht somit darin, ein Gleichgewicht zu finden, das unter Berücksichtigung realer Ressourcen- und Zeitbeschränkungen eine maximale Resilienz des Systems gewährleistet.

Wichtig ist, dass die hier vorgestellte Optimierungsstrategie nicht nur technologische, sondern auch strategische Implikationen hat. Die Fähigkeit, Wartungsaktivitäten vorausschauend und reaktiv aufeinander abzustimmen, erhöht nicht nur die technische Robustheit eines Systems, sondern reduziert auch langfristig betriebliche Unsicherheiten. Für den Praktiker bedeutet dies, dass nicht nur die Planung einzelner Wartungsmaßnahmen optimiert werden muss, sondern auch deren Zusammenspiel über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Nur wenn EM und CBM als integriertes Instandhaltungskonzept verstanden und operativ umgesetzt werden, lässt sich die Resilienz komplexer Systeme in vollem Umfang realisieren.

Wesentlich ist zudem die Berücksichtigung realer Unsicherheiten und externer Schocks, die außerhalb der Modellannahmen liegen. Die Kombination aus datengetriebener Prognostik, stochastischer Modellierung und evolutionären Optimierungsverfahren erlaubt es, auch unter Bedingungen hoher Komplexität fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei sollte das Augenmerk nicht nur auf mathematischer Präzision, sondern auch auf praktischer Anwendbarkeit liegen – insbesondere in sicherheitskritischen oder kostenintensiven Bereichen wie Luftfahrt, Energie oder maritimer Infrastruktur.

Wie kann die optimale Sensorplatzierung die Fehlerdiagnose in Unterwasser-Hydrauliksystemen verbessern?

Die präzise Platzierung von Sensoren in komplexen Unterwasser-Hydrauliksystemen ist eine grundlegende Herausforderung zur Verbesserung der Fehlerdiagnose. Aufgrund begrenzter Platzverhältnisse und Kostenrestriktionen ist es nicht möglich, eine große Anzahl von Sensoren zu verwenden. Gleichzeitig führt eine hohe Anzahl von Sensoren zu redundanten Daten, was die Speicherung und Analyse erschwert. Deshalb ist es entscheidend, eine begrenzte Anzahl von Sensoren an den optimalen Positionen zu platzieren, um sowohl die Diagnosegenauigkeit als auch die Geschwindigkeit der Fehlererkennung zu maximieren.

In hydraulischen Steuerungssystemen, wie sie beispielsweise in Blowout-Preventern (BOP) von Unterwasser-Ölbohranlagen eingesetzt werden, sind Fehler oft verborgen und weniger offensichtlich als in mechanischen oder elektrischen Systemen. Die Dichtheit und Komplexität der Hydrauliksysteme erfordern die Installation der Sensoren direkt im hydraulischen Kreislauf, um die Ausbreitung von Störungen rechtzeitig zu erfassen. Dabei müssen die Sensoren so angeordnet werden, dass sie nicht nur kritische Bereiche abdecken, sondern auch die Kommunikationswege und Abstände zwischen ihnen minimieren, um eine effiziente Datenübertragung und Analyse zu gewährleisten.

Zur Lösung dieses Problems wird ein diskretes Optimierungsverfahren angewendet, das auf einem Particle-Swarm-Algorithmus basiert. Dieser Algorithmus ist besonders geeignet, um in einem diskreten Suchraum schnell und präzise optimale Sensorpositionen zu finden. Ausgangspunkt für die Optimierung sind Modelle der Fehlerausbreitung und der Sensorantwortzeiten, die miteinander verknüpft sind. Der Zeitversatz zwischen einem Fehlerereignis und dessen Erkennung durch einen Sensor hängt maßgeblich von der Distanz im hydraulischen Kreislauf ab und wird unter Berücksichtigung physikalischer Parameter, wie Fluidviskosität und Rohrleitungsdurchmesser, simuliert.

Die Sensorantwortzeitfunktion beschreibt die Verzögerung der Fehlererkennung als Funktion der Entfernung zum Fehlerort. Für die Simulation und Validierung dieser Modelle werden Werkzeuge wie MATLAB Simulink mit speziellen Hydraulik-Bibliotheken verwendet, wodurch realitätsnahe Bedingungen abgebildet werden können. Die Sensorwerte selbst unterliegen zudem einem Rauschmodell, bei dem das Signal als Summe aus dem eigentlichen Messwert, systematischen Fehlern und zufälligem Rauschen verstanden wird. Um Fehlalarme zu vermeiden, wird ein Schwellenwert definiert, bei dessen Unterschreiten ein Leck als erkannt gilt.

Die Optimierung selbst berücksichtigt neben der reinen Anzahl der Sensoren auch deren räumliche Verteilung, um eine maximale Abdeckung bei minimalem Datenüberschuss zu erreichen. Die Ziele sind eine hohe Diagnosegenauigkeit, schnelle Reaktionszeiten sowie die Reduzierung von Kommunikationslatenzen. In der Praxis führte der Einsatz dieser Methode zu einer signifikanten Verringerung der benötigten Sensoranzahl und einer Minimierung der redundanten Daten, ohne die Zuverlässigkeit der Fehlererkennung zu beeinträchtigen.

Diese Herangehensweise ist besonders wichtig, da Fehler in Hydrauliksystemen häufig verdeckt bleiben und erst spät erkannt werden, was in Unterwasseranlagen schwerwiegende Folgen haben kann. Eine robuste Sensorplatzierung ermöglicht es, potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend rechtzeitig Wartungsmaßnahmen einzuleiten. So wird die Betriebszeit verlängert und das Risiko von Ausfällen oder Umweltschäden reduziert.

Zusätzlich zur Optimierung der Sensorpositionen ist es wichtig, die zugrundeliegenden physikalischen Eigenschaften der Hydrauliksysteme zu verstehen. Die Viskosität des Fluids, Druckverhältnisse und dynamische Reaktionen der Ventile spielen eine zentrale Rolle bei der Fehlerausbreitung und müssen in die Modellierung einbezogen werden. Auch die Wahl geeigneter Sensoren mit entsprechender Empfindlichkeit und Signalverarbeitungskapazität beeinflusst die Effektivität der Diagnose maßgeblich.

Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass optimale Sensorplatzierung nicht statisch ist. Aufgrund von Umwelteinflüssen, Alterung der Komponenten und sich ändernden Betriebsbedingungen kann sich die optimale Positionierung im Zeitverlauf verändern. Methoden, die kontinuierlich aktualisierte Daten verwenden, wie digitale Zwillinge (Digital Twins), bieten hier eine wichtige Ergänzung. Sie ermöglichen die dynamische Anpassung der Sensorplatzierung und Diagnosemodelle an veränderte Systemzustände und erhöhen so die langfristige Zuverlässigkeit der Fehlererkennung.

Wichtig ist ferner, dass die Entwicklung und Anwendung dieser Optimierungsverfahren interdisziplinäres Wissen erfordert – von der Fluidmechanik über Sensorik bis hin zu Algorithmen der künstlichen Intelligenz. Nur durch eine integrative Betrachtung können die komplexen Anforderungen von Unterwasser-Hydrauliksystemen erfolgreich bewältigt werden.

Vorhersage der verbleibenden Lebensdauer (RUL) im Unterwasser-Christmas-Tree-System mit DUKF-Methodik

Die genaue Vorhersage der verbleibenden Lebensdauer (RUL) von Systemen, die in extremen Umgebungen arbeiten, wie etwa das Unterwasser-Christmas-Tree-System, ist entscheidend für die Gewährleistung der Betriebssicherheit. Diese Systeme sind in der Regel Teil der Infrastruktur von Offshore-Öl- und Gasfeldern und spielen eine zentrale Rolle bei der Überwachung und Steuerung von Unterwasserinstallationen. In diesem Zusammenhang wird die Vorhersage der Degradation und der verbleibenden Lebensdauer der verschiedenen Teilsysteme immer relevanter.

Die Methode der Unscented Kalman-Filter (UKF) stellt sich als besonders geeignet heraus, um den Verlauf der Degradation solcher komplexer Systeme präzise zu modellieren. Dabei wird zunächst ein Satz von Sigma-Punkten erstellt, der unter Verwendung der Unscented Transformation (UT) berechnet wird. Diese Sigma-Punkte spiegeln mögliche Zustände des Systems wider, wobei jeder Punkt mit einer bestimmten Gewichtung versehen wird. Auf Grundlage dieser Gewichtungen und der vorausgegangenen Schätzungen werden die Priori-Schätzungen der Zustandsvariablen und Kovarianzen berechnet. Durch den Einsatz von zwei aufeinanderfolgenden UT-Transformationen wird das Modell verfeinert und bietet eine genauere Darstellung des Vorhersageprozesses. So wird die Genauigkeit der Systemvorhersagen erheblich verbessert, was für die Berechnung der verbleibenden Lebensdauer von Systemkomponenten von großer Bedeutung ist.

Die tatsächlichen Degradationsdaten des Unterwasser-Christmas-Tree-Systems wurden aus der OREDA-Datenbank entnommen. Diese historischen Daten zeigen die Entwicklung des Systemzustands über die Zeit. Der Vergleich zwischen den tatsächlichen Daten und den durch die DUKF-Methode generierten Vorhersagen zeigt, dass die DUKF-Schätzungen eng mit den realen Degradationsdaten übereinstimmen. Dies ist besonders wichtig, da das System über eine lange Betriebszeit und hohe Zuverlässigkeitsanforderungen verfügt, was zu einer geringen Degradation der einzelnen Subsysteme führt und die Vorhersage der Lebensdauer dadurch erschwert.

Die Analyse zeigt, dass das System in den ersten fünf Zeitabschnitten eine schnelle Degradation erfährt, die sich dann mit der Stabilisierung des Systems verlangsamt. In den Zeiträumen von 16 bis 20, wenn das System in den Zustand der beschleunigten Degradation eintritt, wird ein deutlicher Knick in den Beobachtungsdaten sichtbar. Dieser Wechsel zur beschleunigten Degradation tritt nach etwa neun Jahren Dienstzeit auf, was durch die DUKF-Methodik präzise vorhergesagt werden kann. Die Vorhersagen für die verbleibende Lebensdauer (RUL) der einzelnen Subsysteme sind bei der DUKF-Methode weitgehend zuverlässig, wobei etwa 18,19 Jahre als maximale Lebensdauer für das System errechnet werden.

Die DUKF-Methodik liefert nicht nur zuverlässige Vorhersagen für die verbleibende Lebensdauer der Subsysteme, sondern auch eine genaue Schätzung der Systemzuverlässigkeit. Die MCS-Komponente des Systems, die für die Steuerung und Überwachung verantwortlich ist, zeigt eine hohe Fehlerrate und eine schnelle Abnahme der Zuverlässigkeit. Daher ist eine verstärkte Überwachung notwendig, um potenzielle Ausfälle rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Auch die HPU-Einheit (Hydraulikpumpenstation) hat eine verkürzte verbleibende Lebensdauer von nur 1,94 Jahren, was zusätzliche Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer Funktionsfähigkeit erforderlich macht.

Im Vergleich zu anderen Methoden wie den Dynamischen Bayes’schen Netzwerken (DBNs) zeigt die DUKF-Methodik eine wesentlich höhere Vorhersagegenauigkeit und eine geringere Fehlerquote. Die Schwankungen in den DBNs-Ergebnissen sind deutlich ausgeprägter, während die DUKF-Schätzungen eine stabilere und genauere Darstellung der Degradationsprozesse bieten. Der Fehler bei der RUL-Vorhersage liegt bei der DUKF-Methode um den Faktor 0,165 im Vergleich zur DBN-Methode und liefert somit deutlich verlässlichere Ergebnisse.

Ein weiterer Vorteil der DUKF-Methodik ist ihre Fähigkeit, zufällige Störungen und Rauschen im System zu unterdrücken, was die Vorhersagegenauigkeit weiter verbessert. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig in realen Anwendungen, in denen Messfehler und Umwelteinflüsse oft zu unerwarteten Schwankungen in den Daten führen können. Durch die Kombination historischer Degradationsdaten mit der DUKF-Methodik lässt sich die verbleibende Lebensdauer der Teilsysteme mit einer höheren Präzision vorhersagen als mit traditionellen Methoden.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Anwendung der DUKF-Methodik zur Vorhersage der verbleibenden Lebensdauer im Unterwasser-Christmas-Tree-System zu einer signifikanten Verbesserung der Systemzuverlässigkeit und -sicherheit beiträgt. Diese Methodik ermöglicht nicht nur eine präzisere Schätzung der Degradationsprozesse, sondern auch eine rechtzeitige Identifikation von potenziellen Ausfällen, die durch herkömmliche Methoden möglicherweise übersehen würden.

Wichtige Erkenntnisse für den Leser:
Neben der Anwendung der DUKF-Methodik in der Vorhersage der verbleibenden Lebensdauer von Unterwasser-Christmas-Tree-Systemen, sollte man auch die Komplexität der Umwelteinflüsse auf die Systemzuverlässigkeit in Betracht ziehen. Diese Umwelteinflüsse, wie beispielsweise starke Wellen, Erdbeben oder andere extreme Wetterbedingungen, können zu erheblichen Veränderungen in der Degradation führen. In solchen Szenarien wird die Fähigkeit der DUKF-Methodik zur Modellierung solcher Änderungen noch wichtiger. Es ist daher entscheidend, kontinuierlich historische Daten zu aktualisieren und regelmäßig neue Vorhersagen zu treffen, um auf unvorhergesehene Änderungen im Systemzustand reagieren zu können.