Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen ist eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Besonders anfällig sind jene Menschen, die bereits ein Antibiotikum gegen eine andere, nicht damit verbundene Infektion einnehmen. Dies liegt daran, dass Antibiotika alle Bakterien im Körper abtöten – auch die nützlichen. Dadurch können mehrfache resistente Bakterien, die durch das Antibiotikum nicht getötet werden, sich ungehindert vermehren. Ohne die Konkurrenz der körpereigenen Bakterien können sie sich schneller ausbreiten und Krankheiten verursachen. So wird das Risiko für schwer behandelbare Infektionen erheblich erhöht.

Ein Paradigmenwechsel im Umgang mit Antibiotika scheint nötig zu sein, um die unkontrollierte Ausbreitung resistenter Bakterien zu stoppen. Besonders die subtherapeutische Verwendung von Antibiotika, wie sie in der Tierhaltung häufig vorkommt, steht im Zentrum der Diskussion. Seit der EU-Verordnung von 1999, die den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zur Förderung des Wachstums verbietet, zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung. In Dänemark wurde die Produktivität von Schweinefarmen über einen Zeitraum von 16 Jahren untersucht – acht Jahre vor und acht Jahre nach dem Verbot. Das Ergebnis war überraschend: Der Stopp des subtherapeutischen Antibiotikaeinsatzes hatte keinen negativen Effekt auf die Produktivität, im Gegenteil, die Zahl der Schweine stieg und die Mortalitätsrate blieb konstant. Dies stellt die gängige Vorstellung infrage, dass Antibiotika einen signifikanten Wachstumsförderungseffekt haben. Studien zeigen, dass dieser Effekt heute lediglich 1-2 % ausmacht, was im Vergleich zu den anfänglichen 10 %, die in den 1950er Jahren angegeben wurden, deutlich gesenkt ist. Angesichts dieses geringen Nutzens und der zunehmenden Antibiotikaresistenzen stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, dieses geringe Wachstum zu riskieren.

Ein weiteres großes Problem ist der weit verbreitete Missbrauch von Antibiotika. In vielen Ländern, vor allem in weniger entwickelten, sind Antibiotika ohne Rezept erhältlich. In reichen Ländern ist dies theoretisch nicht der Fall, doch auch hier gelingt es vielen Menschen, sich Antibiotika ohne ärztliche Verschreibung zu besorgen, etwa durch Restdosen aus früheren Behandlungen. Dies führt zu einer doppelten Gefahr: Zum einen wird die Gefahr einer Resistenzentwicklung durch unvollständige Einnahme des ersten Antibiotikums erhöht, und zum anderen besteht die Möglichkeit, dass Patienten bei der Selbstmedikation ein Antibiotikum für eine virale Erkrankung einnehmen, für die es völlig ungeeignet ist. Selbst wenn das Medikament für eine sekundäre bakterielle Infektion geeignet ist, wird die Dosis oft nicht ausreichen, was erneut die Gefahr der Resistenzen fördert.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, müssen sowohl Ärzte als auch Patienten Verantwortung übernehmen. Ärzte sollten die Verschreibung von Antibiotika stärker hinterfragen und vermeiden, sie unnötig zu verschreiben. Auch die Verkaufspraktiken müssen strenger reguliert werden. In vielen armen Ländern ist eine Regulierung jedoch kaum möglich, da es an Ärzten mangelt und viele Patienten die Behandlungskosten nicht tragen können, was den illegalen Handel mit Antibiotika begünstigt. Eine langfristige, aber wirksame Lösung besteht darin, die Bevölkerung über die Problematik der Antibiotikaresistenzen aufzuklären. In vielen Fällen wird den Menschen nicht ausreichend bewusst gemacht, wie riskant der unsachgemäße Gebrauch von Antibiotika ist.

Ein entscheidender Schritt in diesem Prozess ist die Regulierung des subtherapeutischen Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft. Die Industrie spielt hier eine zentrale Rolle und muss endlich aufhören, Antibiotika als Wachstumsförderer in der Tierhaltung zu verwenden. Auch die Regierungen sind gefragt. In vielen Ländern haben sie bereits den subtherapeutischen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung verboten. Ein weiterer wichtiger Schritt ist, Anreize für die Entwicklung neuer Antibiotika zu schaffen. Die Entdeckung und Entwicklung neuer Medikamente kostet Millionen, und die Zeit bis zum Ablauf des Patents ist in der Regel begrenzt. Dies ermutigt Unternehmen dazu, möglichst viel Geld in der kurzen Zeitspanne zu verdienen, in der das Patent gültig ist. Für Antibiotika sollte jedoch eine Ausnahme gemacht werden. Die optimale Nutzung eines Antibiotikums erfordert, dass es nur in sehr begrenztem Umfang eingesetzt wird. Um dies zu erreichen, sollten Regierungen die Patent- und Steuergesetze ändern, um den Pharmaunternehmen zu ermöglichen, mehr in die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren. Zudem sollten mehr Mittel für die Forschung bereitgestellt werden.

Das Problem der Antibiotikaresistenzen ist längst keine Zukunftsfrage mehr, sondern eine gegenwärtige Krise. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) verursachen antibiotikaresistente Bakterien in den USA jährlich rund 23.000 Todesfälle und zwei Millionen Erkrankungen. 2015 kündigte die Regierung der Vereinigten Staaten in einem umfassenden Plan zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz an, dass sie den Einsatz von Antibiotika verringern und neue Medikamente entwickeln möchte. Ein zentrales Ziel des nationalen Aktionsplans ist es, die unnötige Verwendung von Antibiotika zu verringern und das Wachstum von Antibiotikaresistenzen zu stoppen. Ziel ist es, den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika in der ambulanten Versorgung drastisch zu reduzieren und die Nutzung von Antibiotika zur Wachstumsförderung bei Tieren zu beenden.

Die Dringlichkeit dieses Themas zeigt sich auch in der verstärkten Förderung der Forschung. Die US-amerikanischen Bundesmittel für die Entwicklung neuer Antibiotika wurden im Haushalt 2016 nahezu verdoppelt. Wenn jedoch keine weiteren konkreten Maßnahmen ergriffen werden, wird die Situation bald als Katastrophe zu betrachten sein.

Wie beeinflussen Antibiotika die Zellmembranen und strukturellen Zielstrukturen von Bakterien?

Die Wirkung von Antibiotika, die auf die Zellmembranen von Bakterien und andere strukturelle Ziele abzielen, ist ein entscheidender Bestandteil der modernen Medizin. Diese Substanzen wirken auf verschiedene Weisen, um das Wachstum von Mikroben zu hemmen und die Vermehrung pathogener Organismen zu stoppen. Das Verständnis dieser Mechanismen erfordert ein tieferes Eintauchen in die Biochemie der biologischen Membranen sowie der strukturellen Komponenten, die in Bakterien eine zentrale Rolle spielen.

Biologische Membranen sind wesentliche Bestandteile lebender Zellen und fungieren als Barrieren, die den inneren Zellinhalt von der Außenwelt trennen. Sie bestehen aus Lipiden, Proteinen und Kohlenhydraten, wobei die Lipiddoppelschicht die primäre Struktur bildet. Diese Membranen sind nicht nur für den Stofftransport und die Zellkommunikation verantwortlich, sondern auch für den Schutz vor schädlichen äußeren Einflüssen. Eine Störung der Membranfunktion kann daher weitreichende Konsequenzen für die Überlebensfähigkeit einer Zelle haben.

Antibiotika, die gezielt auf die Zellmembran wirken, können diese Struktur destabilisieren und somit die Integrität der Zelle gefährden. Zu den am häufigsten eingesetzten Substanzen gehören Antiseptika und Desinfektionsmittel, die die Membran durch Eindringen in die Lipidschicht schädigen und das Zelleninnere für äußere Stoffe durchlässig machen. Dies führt zu einem Verlust der osmotischen Stabilität und einer Zerstörung der Zellstrukturen. Ein bekanntes Beispiel für solche Wirkstoffe sind Polymyxine, die die Membranlipide von Gram-negativen Bakterien angreifen und zu einer Auflösung der Zellhülle führen.

Darüber hinaus gibt es Antibiotika, die direkt die Membranfunktion stören, ohne dabei die Membranstruktur als solche zu zerstören. Diese Antibiotika verändern die Permeabilität der Membran oder hindern die Zelle daran, lebenswichtige Substanzen aufzunehmen. Ein Beispiel hierfür sind Lipopeptide, die in die Membran eingebaut werden und die natürliche Stabilität der Lipidbilayer stören, wodurch die Zelle in ihrer Fähigkeit, Nährstoffe zu absorbieren und Abfallprodukte zu eliminieren, eingeschränkt wird.

Ein weiteres relevantes Ziel für Antibiotika sind Proteine, die für die Zellteilung und -struktur wichtig sind. Triclosan, ein Antibiotikum, das die Fettsäuresynthese hemmt, ist ein solches Beispiel. Es blockiert einen wichtigen enzymatischen Schritt in der Fettsäuresynthese, was zu einer Unterbrechung der Membranbildung und damit zum Zelluntergang führt. In ähnlicher Weise wird Isoniazid, ein Antibiotikum zur Behandlung von Tuberkulose, eingesetzt, um die Synthese der Mykolsäure, ein entscheidender Bestandteil der Zellwand von Mykobakterien, zu hemmen. Diese Hemmung führt zu einer Schwächung der Zellwand und damit zu einer erhöhten Empfindlichkeit der Zellen gegenüber äußeren Angriffen.

Ein weiterer interessanter Ansatz ist die Hemmung des Zellteilungsproteins FtsZ, das bei der Zellteilung von Bakterien eine zentrale Rolle spielt. Antibiotika, die auf dieses Protein abzielen, verhindern die Zellvermehrung und tragen so dazu bei, das Wachstum von Bakterien zu unterdrücken. Dieser Mechanismus wird zunehmend als vielversprechender Ansatz in der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel betrachtet.

Neben diesen klassischen Antibiotika gibt es neuere Entwicklungen, die auf alternative Angriffspunkte innerhalb der bakteriellen Zellen abzielen. Hierzu gehören auch Maßnahmen, die die Bakterienstrategie zur Bildung von Biofilmen unterbrechen. Biofilme sind dichte Ansammlungen von Bakterien, die eine schützende Barriere bilden und die Wirksamkeit von Antibiotika erheblich vermindern können. Die Inhibition von Biofilmen ist daher ein vielversprechendes Feld in der aktuellen Forschung.

Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass die Wirkung von Antibiotika nicht immer sofort sichtbar ist. Viele dieser Substanzen müssen in ausreichender Konzentration vorliegen, um ihre Wirkung zu entfalten, und dies kann in verschiedenen Umgebungen unterschiedlich lange dauern. Die Anwendung von Antibiotika muss deshalb präzise und durchdacht erfolgen, um eine Entwicklung von Resistenzen zu vermeiden. Eine zu frühe Beendigung einer Therapie oder eine zu niedrige Dosis kann dazu führen, dass nur die schwächeren Bakterien abgetötet werden, während resistente Stämme überleben und sich weiter vermehren.

Die Entwicklung von Resistenzen ist ein wachsendes globales Problem. Mikroben, die sich wiederholt Antibiotika ausgesetzt haben, können durch genetische Veränderungen widerstandsfähiger werden. Dies bedeutet, dass die gleiche Behandlung, die zuvor erfolgreich war, mit der Zeit weniger wirksam wird. Umso wichtiger ist es, neben der Entdeckung neuer Antibiotika auch Methoden zur Bekämpfung von Resistenzen zu entwickeln. Forschung in Richtung der Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Antibiotika, etwa durch Nanopartikel, oder durch die Verwendung alternativer Substanzen zur Stärkung der Immunabwehr, nimmt hier eine immer bedeutendere Rolle ein.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Antibiotika, die auf Membranen und strukturelle Zielstrukturen wirken, durch gezielte Eingriffe in die Zellwand, Zellteilung oder Membranbildung die Lebensfähigkeit von Mikroben verhindern. Diese Mechanismen sind nicht nur entscheidend für die Bekämpfung bakterieller Infektionen, sondern auch für die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze, die das Wachstum von resistenten Stämmen verhindern können. Es wird zunehmend klar, dass die Zukunft der Antibiotikaentwicklung eng mit einem tiefen Verständnis der biochemischen Grundlagen der bakteriellen Zellstrukturen verbunden ist.

Wie Bakterien gegen β-Lactam-Antibiotika resistent werden

β-Lactam-Antibiotika, einschließlich Penicillin und Cephalosporinen, sind seit ihrer Entdeckung eine der bedeutendsten Gruppen von Antibiotika. Sie wirken, indem sie die Synthese der bakteriellen Zellwand hemmen, die für das Überleben der Bakterien unerlässlich ist. Allerdings sind viele Bakterien in der Lage, sich gegen diese Medikamente zu wehren, wodurch die Behandlung von Infektionen erschwert wird. Es gibt zwei Hauptarten von Resistenzen: intrinsische und erworbene Resistenzen.

Intrinsische Resistenz tritt auf, wenn Bakterien von Natur aus gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich sind. Ein Beispiel hierfür sind die gram-negativen Bakterien, bei denen die äußere Membran als Barriere wirkt. Während die Zellwand bei gram-positiven Bakterien relativ leicht zugänglich ist, muss ein Antibiotikum bei gram-negativen Bakterien zunächst die äußere Membran durchdringen, die weniger selektiv als die innere Membran ist. Hydrophobe Antibiotika wie Makrolide können durch die Lipiddoppelschicht der äußeren Membran diffundieren, während kleinere hydrophile Antibiotika wie β-Lactame durch Porinkanäle in der äußeren Membran hindurchtreten können. Diese Porine sind jedoch nicht völlig unspezifisch; sie bevorzugen je nach Bakterienart entweder Kationen oder Anionen. Bei Escherichia coli beispielsweise bevorzugen die Porine Kationen, sodass negativ geladene β-Lactame weniger durch die Membran dringen können. Andererseits sind Gonokokken empfindlicher gegenüber Penicillin, da ihre Porine Anionen bevorzugen.

Ein weiteres Beispiel für intrinsische Resistenz ist die Fähigkeit von Pseudomonas aeruginosa, Biofilme zu bilden, die als Schutzschicht wirken und das Eindringen von Antibiotika verhindern. Außerdem besitzen viele Pseudomonas-Stämme Effluxpumpen, die in der Lage sind, verschiedene Antibiotika aus der Zelle herauszupumpen. Diese Effluxpumpen sind oft auf dem Chromosom der Bakterien verankert, und das Pseudomonas-Genom ist bedeutend größer als das anderer gram-negativer Bakterien, was zur Resistenzenbildung beiträgt.

Erworbene Resistenzen entstehen, wenn Bakterien Mechanismen entwickeln, um gegen ein Antibiotikum zu kämpfen, das sie zuvor nicht beeinflusste. Bakterien können auf verschiedene Weisen gegen β-Lactame resistent werden: (1) durch eine Verringerung der Permeabilität der Membran für das Antibiotikum, (2) durch Mutationen in dem Zielprotein, das die β-Lactame angreifen, und (3) durch den Erwerb von Genen, die für die Bildung des Enzyms β-Lactamase kodieren, welches das Antibiotikum abbaut.

Verringerte Permeabilität ist ein Mechanismus, bei dem Bakterien die Fähigkeit verlieren, das Antibiotikum in ausreichender Menge in ihre Zellen zu lassen. Besonders bei gram-negativen Bakterien spielt die äußere Membran eine entscheidende Rolle als Barriere. Punktmutationen in den Porinen können die Größe oder die Ladung der Kanäle verändern und so die Permeabilität für β-Lactame verringern.

Mutationen in den Penicillin-bindenden Proteinen (PBPs) sind eine weitere Strategie, mit der Bakterien die Wirkung von β-Lactamen verhindern können. Diese Proteine sind die Hauptziele von Penicillin und anderen β-Lactam-Antibiotika. Mutationen in den Genen, die PBPs kodieren, können zu einer verringerten Affinität der Antibiotika für ihre Zielstrukturen führen, was die Wirksamkeit des Medikaments einschränkt. Diese Mutationen treten zufällig auf, jedoch aufgrund der hohen Zellzahl in bakteriellen Populationen können bei fortgesetzter Selektion mehrere Mutationen in denselben Proteinen auftreten, was zu einer erhöhten Resistenz führt.

Ein besonders effizienter Mechanismus, durch den Bakterien Resistenzen gegenüber β-Lactamen entwickeln, ist die Produktion von β-Lactamase, einem Enzym, das β-Lactam-Antibiotika inaktiviert. Dieses Enzym hydrolysiert den β-Lactam-Ring, der die Grundlage der Struktur dieser Antibiotika bildet, und zerstört so ihre Wirkung. Es gibt verschiedene Klassen von β-Lactamasen, einschließlich der serinhaltigen β-Lactamasen und der Metallo-β-Lactamasen. Diese Enzyme sind besonders in gram-negativen Bakterien verbreitet, da deren äußere Membran als Barriere für die Antibiotika wirkt. Ein einziges β-Lactamase-Enzym kann in gram-negativen Bakterien bereits zu einer hohen Resistenz führen, während gram-positive Bakterien eine größere Menge des Enzyms benötigen.

Die Resistenzmechanismen gegen β-Lactam-Antibiotika sind vielfältig und entwickeln sich stetig weiter. Die Fähigkeit der Bakterien, sowohl durch Veränderung ihrer Membranstrukturen als auch durch den Erwerb von Genen zur Bildung von Hydrolyseenzymen wie der β-Lactamase Resistenz zu entwickeln, ist ein bedeutendes Hindernis in der Bekämpfung bakterieller Infektionen.

Es ist wichtig, die verschiedenen Mechanismen zu verstehen, durch die Bakterien gegen Antibiotika resistent werden. Eine der Schlüsselstrategien zur Bekämpfung von Resistenzen ist der richtige Einsatz von Antibiotika sowie die Entwicklung neuer Medikamente, die in der Lage sind, diese Mechanismen zu überwinden. Darüber hinaus spielt die Aufklärung und Prävention von Infektionen durch gute Hygienepraktiken eine wesentliche Rolle im Kampf gegen antibiotische Resistenzen.

Wie Inhibitoren der β-Lactamase das Wirken von Antibiotika beeinflussen

β-Lactamase-Inhibitoren wie Clavulansäure, Sulbactam und Tazobactam spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen bakterielle Resistenzen. Diese Inhibitoren wirken durch die Bindung an das aktive Zentrum der β-Lactamase-Enzyme, die als Schutzmechanismus von Bakterien gegen β-Lactam-Antibiotika wie Penicillin und Cephalosporine dienen. Der Mechanismus, durch den diese Inhibitoren die Enzyme blockieren, ist sowohl subtil als auch effektiv und beinhaltet die Bildung stabiler Bindungen zwischen dem Inhibitor und dem Enzym.

Im Fall von β-Lactamasen, die mit Peptidoglykanen oder Penicillin reagieren, sowie bei der Reaktion von β-Lactamasen mit Clavulansäure oder anderen Inhibitoren wie Sulbactam und Tazobactam, spielen die Elektronen des Nukleophils Serin eine entscheidende Rolle. Dieses Serin, das am aktiven Zentrum des Enzyms sitzt, überträgt seine Elektronen auf das Stickstoffatom der Amidbindung, wodurch die Bindung aufgebrochen wird. Das freigesetzte Proton wird von einer sauren Aminosäure im aktiven Zentrum aufgenommen, wodurch der Inhibitor chemisch verändert und inaktiviert wird. Besonders bemerkenswert ist, dass der von β-Lactamase mit dem Inhibitor gebildete Acyl-Enzym-Komplex langsamer hydrolysiert als der Komplex mit Penicillin, was die Freisetzung des aktiven Enzyms erheblich verzögert. Dies führt zur dauerhaften Inaktivierung der β-Lactamase, was den bakteriellen Schutzmechanismus gegen das Antibiotikum blockiert.

Im Vergleich zu Clavulansäure enthält Sulbactam und Tazobactam einen Schwefel-Sauerstoff-Doppelbindung, die als "Elektronensenkung" fungiert und die Elektronen des Serins aufnimmt. Die Reaktion dieser Inhibitoren folgt demselben Prinzip wie Clavulansäure, wobei jedoch der Mechanismus aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur von Sulbactam und Tazobactam leicht variiert.

Ein interessanter Aspekt dieser Inhibitoren ist die Tatsache, dass sie in der Lage sind, eine zweite Bindung zu einem weiteren Serin im aktiven Zentrum zu bilden. Diese doppelte Bindung verstärkt die Inaktivierung der β-Lactamase und verhindert die Wiederherstellung ihrer Funktion. Dies macht die bakterielle Resistenz weniger wahrscheinlich, da der Inhibitor das Enzym dauerhaft blockiert.

Avibactam stellt eine Ausnahme dar, da es sich nicht um ein β-Lactam handelt, sondern einen anderen Inhibitionsmechanismus verwendet. Während Avibactam zu Beginn der Reaktion ebenfalls einen Ringöffnungsmechanismus wie die anderen Inhibitoren durchläuft, ist dieser Prozess reversibel. Das bedeutet, dass Avibactam nach der Reaktion regeneriert wird, im Gegensatz zu anderen Inhibitoren, die hydrolysiert werden. Diese Regeneration des Inhibitors stellt sicher, dass das Enzym nicht erneut aktiviert wird.

Allerdings sind die bekannten Inhibitoren wie Clavulansäure, Sulbactam und Tazobactam nur gegen Serin-β-Lactamasen wirksam und können keine Metallo-β-Lactamasen hemmen. Metallo-β-Lactamasen sind eine andere Klasse von Enzymen, die oft in Bakterien vorkommen, die gegen Carbapeneme resistent sind, wie beispielsweise Bacteroides fragilis. Aktuell werden verschiedene Substanzen untersucht, um auch diese Enzyme zu blockieren. Biphenyl-Tetrazole (BPTs) stellen eine vielversprechende Klasse von Inhibitoren dar, die durch molekulare Modellierung und Screening identifiziert wurden und bereits in vitro gezeigt haben, dass sie Metallo-β-Lactamasen hemmen können. Weitere Inhibitoren wie Mercaptoacetic Acid Thiol Ester oder Aspergillomarasmine-A (AMA) haben ebenfalls vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnten in Zukunft eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen spielen.

Die Entwicklung von erweiterten Spektrum-β-Lactamasen (ESBL) ist eine weitere Herausforderung, da Bakterien diese Enzyme so modifizieren können, dass sie auch in Gegenwart von β-Lactamase-Inhibitoren ihre Funktion aufrechterhalten können. Diese Enzyme sind in der Lage, eine Vielzahl von β-Lactam-Antibiotika, einschließlich Penicillinen und Cephalosporinen, zu zerstören, was die Behandlung von Infektionen erschwert. Die Bakterien setzen dabei Mutationen im Promotorbereich der β-Lactamase oder im aktiven Zentrum des Enzyms um, die eine höhere Affinität zum Antibiotikum als zum Inhibitor erzeugen.

Für die Bekämpfung solcher Bakterien sind Carbapeneme nach wie vor eine der wenigen wirksamen Optionen, da die meisten ESBL-produzierenden Bakterien noch empfindlich auf diese Antibiotika reagieren. Die Herausforderung bei der Behandlung von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA)-Infektionen liegt darin, dass diese Bakterien durch die Produktion von Penicillin-Bindeproteinen (PBP) widerstandsfähig gegenüber β-Lactam-Antibiotika werden. Obwohl diese Bakterien eine natürliche Flora im menschlichen Körper bilden, können sie in bestimmten Bedingungen zu schweren Infektionen führen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Entwicklung neuer Inhibitoren und Antibiotika nicht nur die Resistenzmechanismen bekämpfen muss, sondern auch die Mechanismen der bakteriellen Anpassung an die Umwelt berücksichtigen muss. Die Entdeckung und Nutzung von Inhibitoren, die auf Metallo-β-Lactamasen abzielen oder die Resistenzmechanismen von ESBL-produzierenden Bakterien überwinden können, ist von entscheidender Bedeutung für den zukünftigen Erfolg in der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Dies erfordert eine kontinuierliche Forschung und die Entwicklung neuer chemischer Verbindungen, die gezielt auf die verschiedenen Arten von β-Lactamasen abzielen, die in klinischen Umfeldern auftreten.