Im Zeitraum von Anfang Oktober bis Mitte November 2017 stieg die Anzahl der Lügen von Präsident Donald Trump auf ungefähr neun Lügen pro Tag. Diese Lügen zu kategorisieren, fiel DePaulo zunehmend schwerer, da sie oft mehrere Zwecke gleichzeitig erfüllten. 24 Prozent der Lügen fielen in mehrere Kategorien. Dabei waren 65 Prozent der Lügen von Trump eigennützig, was einen höheren Anteil darstellt als bei anderen Teilnehmern einer früheren Studie, die Studenten oder Mitglieder der Gemeinde betraf. Lediglich knapp 10 Prozent von Trumps Lügen fielen in die Kategorie „wohlwollend“ – ein weitaus geringerer Anteil als bei den anderen Studienteilnehmern. Der markanteste Unterschied jedoch war, dass 50 Prozent von Trumps Lügen als „bösartig“ eingestuft wurden. Diese Werte machen deutlich, wie tiefgreifend Lügen in der öffentlichen Kommunikation in den USA verankert sind und wie sehr sie die Wahrnehmung und den Diskurs beeinflussen.
Lügen sind in der amerikanischen öffentlichen Diskussion ein allgegenwärtiges Thema, besonders seit der weit verbreiteten Annahme, dass sie maßgeblich die Präsidentschaftswahl 2016 beeinflussten und seitdem regelmäßig aus dem Weißen Haus verbreitet werden. Der ständige Fluss von falschen Informationen hat nicht nur politische Diskussionen bestimmt, sondern auch eine Vielzahl von Akademikern aus unterschiedlichsten Bereichen wie Kommunikationswissenschaften, Ökonomie, Soziologie, Philosophie, und Psychologie dazu veranlasst, sich mit den Phänomenen der Fake News, Fake Facts und anderen Formen der Täuschung auseinanderzusetzen.
Die Forschung in diesem Bereich kann auf eine lange Geschichte der Lüge in der amerikanischen Gesellschaft zurückblicken. Obwohl viele Journalisten und Wissenschaftler Lügen und falsche Fakten als ein modernes Phänomen sehen, ist dies eine weit verbreitete Fehleinschätzung. Lügen sind seit den frühen Tagen der amerikanischen Republik ein integraler Bestandteil der öffentlichen Kommunikation. In der Tat reicht die Praxis des Lügens in der Politik und der öffentlichen Meinung weit über die letzten Jahrzehnten hinaus. Es ist daher notwendig, historische Perspektiven und Fallstudien zu berücksichtigen, um zu verstehen, wie sich dieses Verhalten im Laufe der Zeit verändert hat und welche spezifischen gesellschaftlichen und politischen Funktionen Lügen erfüllen können.
Der Begriff „Lüge“ wird oft mit anderen Begriffen wie Fehlinformation, Desinformation, Gerüchten, Falschmeldungen oder urbanen Legenden vermischt. Im klassischen Sinne bezeichnet eine Lüge eine absichtlich falsche Aussage, die mit dem Ziel der Täuschung ausgesprochen wird. Es gibt jedoch auch weniger offensichtliche Formen der Täuschung, wie etwa Fehlinformationen, bei denen die falsche Information möglicherweise nicht mit der Absicht verbreitet wird, jemanden zu täuschen, oder Desinformation, bei der die Falschheit der Information bewusst verbreitet wird. Ein weiteres interessantes Phänomen ist die „weiße Lüge“, die oft verwendet wird, um zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, oder die sogenannte „kühne Lüge“, die eher zu rhetorischen Zwecken verwendet wird.
Im sozialen und kulturellen Kontext entstehen Lügen nicht nur, um persönliche oder politische Ziele zu erreichen, sondern auch, um unsere Ängste zu adressieren und die Welt um uns herum zu erklären. Mythen und urbane Legenden sind Beispiele für Geschichten, die häufig das kollektive Bewusstsein ansprechen und tief verwurzelte Ängste und Weltanschauungen widerspiegeln. Urbane Legenden sind dabei besonders interessant, da sie oft als wahr erachtet werden und dabei nicht nur Fiktion, sondern auch wahre Elemente enthalten können. Sie erfüllen eine psychologische Funktion, indem sie als vorsorgliche Warnungen oder als Bestätigung für die Gültigkeit bestimmter Weltanschauungen dienen.
Interessanterweise spielen urbane Legenden in der Gesellschaft eine Rolle, die weit über ihre falsche Natur hinausgeht. Sie bieten nicht nur einen sicheren Raum, um Ängste und Unbehagen zu thematisieren, sondern sie helfen auch, kollektive Wahrheiten zu bilden und zu bestätigen. Sie sind tief verwurzelt in den gesellschaftlichen und kulturellen Ängsten einer Gesellschaft und drücken oft die Besorgnis über die Risiken und Gefahren der modernen Welt aus. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Geschichten, ob wahr oder falsch, eine Funktion der sozialen Interaktion haben und häufig einen gewissen psychologischen Nutzen stiften.
Lügen und falsche Informationen sind nicht nur gesellschaftliche oder individuelle Phänomene, sondern auch strategische Werkzeuge in der Politik. Staaten und Regierungen haben schon immer Propaganda eingesetzt, um ihre Macht zu festigen und politische Ziele zu erreichen. Der Begriff „Desinformation“ wurde erstmals in den 1920er Jahren in der Sowjetunion geprägt und war ein Werkzeug des KGB unter Stalin. Heute ist Desinformation ein weit verbreitetes Phänomen, das nicht nur von Staaten, sondern auch von privaten Akteuren und politischen Bewegungen genutzt wird.
In der modernen Welt ist es nicht nur wichtig, zwischen verschiedenen Formen der Täuschung zu unterscheiden, sondern auch zu verstehen, welche sozialen, psychologischen und politischen Funktionen diese Lügen erfüllen. Lügen sind nicht nur eine Frage der Wahrheit oder Falschheit, sondern auch ein Spiegelbild der sozialen und politischen Strukturen, in denen sie entstehen. Insofern müssen wir Lügen als mehr betrachten als bloße Täuschungen – sie sind ein tief verwurzeltes Element in der Art und Weise, wie wir kommunizieren, uns selbst sehen und unsere Welt verstehen.
Die Entwicklung von Patentmedizin und irreführender Werbung im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Im späten 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Werbung für Patentmedizin ein dominierendes Phänomen in der amerikanischen Geschäftswelt. Die Werbetexte versprachen oft unglaubliche Heilungen, die von einfachen, harmlosen Tinkturen bis hin zu Wundermitteln gegen schwerwiegende Krankheiten reichten. Diese Produkte, die oft keine wissenschaftlich fundierten medizinischen Grundlagen hatten, wurden in einer Zeit beworben, in der das Vertrauen in die konventionelle Medizin oft gering war und die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten nicht weit verbreitet war. Der Drang nach einem schnellen Heilmittel für alltägliche Leiden schuf einen fruchtbaren Boden für die Verbreitung von Patentmedikamenten.
Die Werbung setzte auf stark emotionalisierte Ansprache und versuchte, das Vertrauen der Bevölkerung durch angeblich wissenschaftliche Entdeckungen oder alte Heilmittel zu gewinnen, die von unbekannten, primitiven Stämmen überliefert worden sein sollten. Solche Reklames versprachen oft, dass ihre Produkte keine Nebenwirkungen hätten und speziell dafür entwickelt wurden, die Ursache der Krankheit zu bekämpfen, ohne dabei gesunde Körpergewebe zu schädigen. Ein typisches Beispiel: „Es tötet selektiv die Krebszellen, ohne das normale Gewebe zu verletzen.“ Solche Versprechungen klangen nicht nur revolutionär, sondern auch unwiderstehlich.
Die Konkurrenz zwischen den Herstellern dieser Medikamente war oft heftig, und die Werbung war ein Schlachtfeld, auf dem jedes Unternehmen versuchte, das andere zu übertreffen. Dies führte zu einer Vielzahl an Werbestrategien, von denen einige in ihrer Dringlichkeit und ihrem Tonfall außergewöhnlich aggressiv waren. Das Ziel war es, den potenziellen Käufer zu einem schnellen Entschluss zu bewegen und ihm das Gefühl zu geben, dass sein Leben oder seine Gesundheit von der Entscheidung abhängt. Der "harte Verkauf" war daher ein wesentlicher Bestandteil dieser Werbestrategien und war in der Kommunikation entscheidend. Die Werbetechniken konzentrierten sich oft auf exotische Zutaten und behaupteten, diese seien von Natur aus heilend, wobei häufig mit persönlichen Erfahrungsberichten oder der Unterstützung von anerkannten Persönlichkeiten geworben wurde. So bewarb beispielsweise das „Moxie Nerve Food“ die heilende Wirkung auf die Nerven, unterstützt durch ein Testimonial einer Frau, die ihre komplette Lähmung der linken Körperseite durch das Produkt geheilt sah.
Es war nicht ungewöhnlich, dass diese Produkte über Jahrzehnte hinweg auf dem Markt blieben. „Kline’s Painless Cancer Cure“, ein Tumorheilmittel, wurde über zwanzig Jahre lang verkauft, obwohl es keinerlei nachgewiesene Wirkung hatte. Doch die Verkaufszahlen stiegen durch aggressive Werbung und das Versprechen einer schmerzfreien Behandlung ohne „Blutverlust oder andere erschreckende Behandlungen“. Die Tatsache, dass viele dieser Produkte über so lange Zeiträume hinweg erfolgreich verkauft wurden, verdeutlicht die Macht von Werbung und die psychologische Wirkung der Marketingstrategien dieser Zeit.
Die zunehmende Spezialisierung der Werbemärkte in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg führte zu einer weiteren Diversifizierung der angebotenen Produkte. Für jede Krankheit oder jedes Leiden gab es eine „magische Lösung“. Vom berühmten „Swaim’s Panacea“, das angeblich unzählige Krankheiten heilte, bis hin zu „Belle Dyspepsia Tablets“, die versprachen, jedes denkbare Verdauungsproblem zu lindern, waren die Produkte vielfältig. Die Werbung für diese Mittel war häufig übertrieben und unhaltbar, jedoch spielte sie mit den Ängsten und Bedürfnissen der Konsumenten, die oft verzweifelt nach Lösungen für ihre gesundheitlichen Probleme suchten.
Doch was lässt sich aus dieser Ära der irreführenden Werbung lernen? Es ist wichtig zu verstehen, dass Werbung nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch tief in die Psyche der Konsumenten eingreift, indem sie ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche anspricht. In einer Zeit, in der der medizinische Fortschritt noch nicht allen zugänglich war, boten diese Medikamente eine vermeintliche Lösung für unzählige Krankheiten. Die Schwierigkeit, zwischen Wahrheit und Falschheit zu unterscheiden, war dabei eine der größten Herausforderungen für die damalige Gesellschaft.
Die Geschichte der Patentmedizin zeigt nicht nur die Entwicklung von Marketingtechniken und Werbestrategien, sondern auch die Fragilität des Vertrauens der Menschen in medizinische Institutionen und die Versuchung, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu suchen. Die irreführende Werbung dieser Zeit öffnete die Tür für eine noch immer bestehende Problematik: den Missbrauch von Konsumgütern und die Verbreitung von falschen Versprechungen in der Gesundheitsindustrie.
Wichtig ist, dass der Konsument in der heutigen Zeit besonders wachsam bleibt und bei gesundheitlichen Versprechungen genau hinterfragt, ob diese auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen beruhen. Der Drang nach schnellen Heilmitteln ist nicht neu, aber die Auswirkungen von irreführender Werbung können immer noch verheerend sein, sowohl für das individuelle Wohlbefinden als auch für das Vertrauen in den gesamten Gesundheitssektor.

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