Gramsci verstand die Dichotomie zwischen Dominanz und Hegemonie und die Art und Weise, wie Hegemonie als Alternative zur internationalen bürgerlichen Herrschaft genutzt werden könnte. In den 1920er und 1930er Jahren, als er seine Schriften verfasste, war er überzeugt, dass der Begriff der Hegemonie eine Schlüsselrolle im internationalen politischen Kampf spielen würde. Gramsci starb 1937 und erlebte nicht, wie die Russische Revolution ins Stocken geriet und schließlich scheiterte, während der erwartete globale Einfluss von unbarmherzigem Faschismus und Reaktion überlagert wurde. Dennoch war er überzeugt, dass Hegemonie eine bedeutende weltweite Dimension im politischen Kampf um die Zukunft darstellen würde. Baudrillards Konzept der „Agonie der Macht“ fasst in gewisser Weise den vergeblichen Widerstand gegen diese Entwicklung zusammen.

Die Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass eine tiefgehende Umgestaltung der politischen Kräfteverhältnisse erforderlich ist. Baudrillard, ein Schlüsseldenker im Bereich der postmodernen Theorie, prägte die intellektuelle Landschaft durch seine Vision einer hyperrealen Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Simulation immer mehr verschwimmen. Baudrillard, der 1929 in einem Jahr der kapitalistischen Katastrophen geboren wurde, erlebte seinen eigenen Aufstieg als weltbekannter intellektueller Superstar. Seine Popularität war in gewisser Weise das Produkt der hyperrealen Welt, die er selbst mitgestaltete, da die Medien und der Kapitalismus ihre eigenen verzerrten Realitäten produzierten.

Paul Virilio, Baudrillards Freund, entwickelte in seiner Arbeit die „Ästhetik des Verschwindens“, aber Baudrillards radikale Konzepte gingen weit über Virilios Perspektive hinaus. Baudrillard, der in den 1970er Jahren begann, sich von den traditionellen akademischen Wegen zu distanzieren, verfolgte eine eigenständige und oft provokante Theorieentwicklung, die ihn als Außenseiter der französischen Intellektuellenwelt etablierte. Auch als er in den 1980er Jahren die akademische Welt verließ, setzte er seine Arbeit fort und blieb seiner Rolle als radikaler Denker treu. Baudrillards Werk verschob sich zunehmend weg von den politischen Institutionen hin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft und dem wachsenden Einfluss der Medien und des Marktes auf die menschliche Wahrnehmung.

Foucault, ein anderer bedeutender Denker dieser Zeit, hatte einen erheblichen Einfluss auf die politische Theorie, jedoch entwickelten sich seine Ansichten in den 1980er Jahren in eine Richtung, die ihm einige Kritiker, wie den Soziologen Daniel Zamora, als Sympathie gegenüber dem aufkommenden Neoliberalismus auslegten. Foucaults Arbeiten, besonders seine Analysen von Machtstrukturen und Regierung, sind bis heute von großer Bedeutung, doch sie bieten wenig Anhaltspunkte für die Herausforderungen einer neoliberalen Welt. Foucaults frühe Arbeiten, die die Gefährlichkeit von Staatseinfluss und -regulation betonten, führten zu einer gewissen Verwundbarkeit der Gesellschaft gegenüber dem Markt. Baudrillard hingegen verfolgte eine andere Richtung, indem er die sozialen und politischen Prozesse als Resultat eines hyperrealen Phänomens begreift, in dem die Trennung zwischen wahrer Realität und ihrer Darstellung zunehmend verschwimmt.

In den letzten Jahren hat sich die politische Landschaft verändert, wobei die Figuren Bernie Sanders und Jeremy Corbyn einen bedeutenden Wendepunkt markierten. Diese Politiker stellten die heiligen Prinzipien des Neoliberalismus infrage und forderten eine Rückkehr zu sozialer Gerechtigkeit und Umverteilung von Reichtum. Ihr Aufstieg und die Reaktionen auf ihre Programme verdeutlichen die wachsenden Spannungen zwischen der politischen Mitte und den zunehmend populistischen Strömungen, die die politische Debatte in westlichen Ländern beherrschen. Diese Spannungen haben ihre Manifestationen in der Wahl von Donald Trump und der zunehmenden Unbeständigkeit internationaler politischer Prozesse gefunden.

Ein besonders prägnantes Beispiel dieser politischen Disparität war das allgemeine Wahlergebnis in Großbritannien 2017, bei dem Jeremy Corbyn trotz seiner Niederlage eine moralische Überlegenheit ausstrahlte, indem er für Frieden, Umverteilung und das Wohl der Gemeinschaft eintrat, während Theresa May, die damalige Premierministerin, die Polizei in Großbritannien verstärkte und inmitten von Terroranschlägen und der Katastrophe des Grenfell Towers die Verhältnisse noch verschärfte. Corbyns Versprechen, die Missstände der Gesellschaft zu bekämpfen und das Wohl der Armen und Arbeiterklasse zu sichern, standen im krassen Gegensatz zu Mays verschärften Sicherheitsmaßnahmen und der neoliberalen Politik der Regierung. Der dramatische Unterschied in den Reaktionen der beiden Politiker auf diese Krisen spiegelt die tiefen Risse wider, die in der modernen westlichen Gesellschaft bestehen.

Es wird zunehmend deutlich, dass die politische Ausrichtung des Westens, die seit den 1990er Jahren von Neoliberalismus und einer ungebremsten Finanzialisierung dominiert wird, die sozialen Gerechtigkeitsfragen und das Wohl der breiten Bevölkerung nicht ausreichend berücksichtigt. In dieser Hinsicht ist es wichtig, dass die Leser verstehen, dass der Neoliberalismus und die damit verbundene Marktlogik keine echten Lösungen für soziale Ungerechtigkeit bieten können. Vielmehr müssen alternative politische Modelle und Denkweisen entwickelt werden, die die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellen und die sozialen Strukturen nachhaltig verbessern. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich der politische Diskurs weiter öffnet, um radikale Alternativen zum bestehenden System zu schaffen, die die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft ermöglichen.

Wie digitale Bildung und Informationskompetenz die Gesellschaft beeinflussen: Eine Analyse der Bildungsproblematik in der modernen Ära

Die derzeitige Bildungslandschaft ist in vielerlei Hinsicht von tiefgehenden Mängeln und Missverständnissen geprägt. Dies betrifft nicht nur die Art und Weise, wie Wissen vermittelt wird, sondern auch, wie es erlernt und angewendet wird. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass digitale Technologien – obwohl sie als Lösung für zahlreiche Bildungsprobleme verkauft wurden – oft eher die Symptome als die Ursachen von Bildungsproblemen verstärken. Die Verlagerung auf einfache, schnelle und oberflächliche Formen des Lernens hat dazu geführt, dass viele Studierende nicht ausreichend gefordert werden und ihre Fähigkeiten in wichtigen Bereichen wie kritischem Denken, komplexer Argumentation und schriftlicher Ausdruck kaum entwickelt werden.

Eine entscheidende Studie, die dies verdeutlicht, ist die Untersuchung von Richard Arum und Josipa Roksa, die die akademische Entwicklung von Tausenden von Studierenden verfolgt haben. Ihre Ergebnisse waren alarmierend: In einem typischen Semester nahmen 50 % der Studierenden nicht einmal an einem Kurs teil, der mehr als 20 Seiten Schreiben erforderte, und 36 % gaben an, nur fünf Stunden oder weniger pro Woche zu studieren. Infolgedessen zeigte etwa ein Drittel der Studierenden keine signifikanten Fortschritte in den Bereichen kritisches Denken und komplexes Argumentieren während ihrer vier Jahre an der Universität. Diese Mängel sind jedoch nicht auf die Digitalisierung oder soziale Medien wie Twitter oder Facebook zurückzuführen, sondern auf eine grundlegende Reduktion der akademischen Anforderungen im Bildungssystem.

Ein weiteres Problem ist die weit verbreitete Annahme, dass „digitale Kompetenz“ gleichbedeutend mit „Informationskompetenz“ sei. Diese Annahme führt dazu, dass Studierende sich mit oberflächlichen und simplen Suchmethoden begnügen, ohne zu wissen, dass diese nur eine geringe Fähigkeit erfordern. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung von Google als primäre Suchmaschine, die die Erwartungen an Informationen auf ein Minimum reduziert. Studierende nutzen oft keine spezialisierten Suchportale wie Google Scholar oder das Directory of Open Access Journals, um tiefere und wissenschaftlich fundierte Informationen zu finden. Dadurch bleibt ihre Informationskompetenz auf einem grundlegenden Niveau, das für den akademischen Erfolg unzureichend ist. Der Mangel an digitalen Fähigkeiten geht also Hand in Hand mit einem weitreichenden Mangel an Wissen über die eigenen Möglichkeiten und den Umgang mit komplexen Informationsressourcen.

Neben der digitalen Kompetenz ist es von entscheidender Bedeutung, dass Bildungseinrichtungen den Zusammenhang zwischen Informationssuche und der Entwicklung von Wissen stärker berücksichtigen. Zu oft wird angenommen, dass das einfache Zugreifen auf Informationen ausreichend ist, um Wissen zu generieren. Diese Sichtweise übersieht jedoch die Komplexität des Lernprozesses, der kritische Reflexion, tiefgehende Analyse und das Zusammenführen von Wissen aus verschiedenen Quellen erfordert. Wenn Studierende nicht in der Lage sind, komplexe Wissenssysteme zu durchdringen, kann dies schwerwiegende Folgen für ihre intellektuelle Entwicklung haben und zu einer oberflächlichen Auffassung von Wissen führen.

Die Auswirkungen dieser Mängel zeigen sich nicht nur im Bildungssystem, sondern auch in der breiten Gesellschaft. In politischer Hinsicht beispielsweise haben viele Wähler in den USA Donald Trump unterstützt, obwohl seine politischen Entscheidungen und die von ihm vertretenen Werte viele grundlegende demokratische Prinzipien in Frage stellten. Interessanterweise lässt sich der Erfolg von Trump nicht nur durch seine politische Rhetorik oder seine Medienpräsenz erklären, sondern auch durch die Tatsache, dass ein erheblicher Teil seiner Wählerschaft, insbesondere aus ländlichen Regionen, über ein niedriges Bildungsniveau verfügte. Trump appellierte an eine Wählerschaft, die sich von den gesellschaftlichen Veränderungen entfremdet fühlte und deren Zugang zu kritischer Bildung begrenzt war. In diesem Kontext wird deutlich, dass die Verbreitung von Fehlinformationen und die geringe Bildungsqualität die politische Landschaft erheblich beeinflussen können.

Das Phänomen der mangelnden Bildung und die politisch-gesellschaftlichen Folgen sind miteinander verwoben. In einer Zeit, in der Informationsvermittlung durch digitale Kanäle dominiert wird, muss das Bildungssystem umdenken und eine tiefere, fundiertere Auseinandersetzung mit den Inhalten fördern. Andernfalls wird die Gesellschaft in eine immer tiefere Wissenskrise geraten, in der die Qualität des Denkens und die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen, weiter sinken.

Die Lösung dieses Problems erfordert ein Umdenken in der Bildungsstrategie: Es genügt nicht, sich auf die bloße Vermittlung von Fakten zu konzentrieren. Vielmehr muss der Fokus auf der Entwicklung von Fähigkeiten zur kritischen Reflexion, der Analyse komplexer Informationen und der Fähigkeit zur eigenständigen Wissensgenerierung liegen. Es bedarf einer aktiven Auseinandersetzung mit den Werkzeugen und Methoden der Wissensproduktion und -verwertung, um den Studierenden zu helfen, ein tieferes Verständnis und eine größere Kompetenz im Umgang mit digitalen Informationsressourcen zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Wissen und Bildung neu definiert wird. Die Vorstellung, dass technologischer Fortschritt automatisch zu besserer Bildung führt, ist eine Illusion. Stattdessen sollte die Bildung wieder als ein Prozess verstanden werden, der weit über das bloße Konsumieren von Informationen hinausgeht. Wissen muss aktiv und kritisch hinterfragt und kontextualisiert werden. In einer Zeit der digitalen Revolution ist es daher entscheidend, die Bildungsstandards nicht nur an der Quantität von Informationen auszurichten, sondern vor allem an der Qualität der Auseinandersetzung mit diesen Informationen.