Die Präsidentschaftswahl 2020 in den Vereinigten Staaten war nicht nur durch einen ungewöhnlich polarisierten Wahlkampf geprägt, sondern auch durch ein beispielloses Nachspiel: den Versuch des amtierenden Präsidenten Donald Trump und seines Umfelds, das Wahlergebnis mit juristischen, politischen und propagandistischen Mitteln zu kippen. Die Reaktionen begannen unmittelbar nach der Wahlnacht, als Fox News frühzeitig den Staat Arizona für Joe Biden erklärte – ein symbolischer Wendepunkt, der im Trump-Lager Schock und Panik auslöste.

Schon bevor alle Stimmen ausgezählt waren, zeichnete sich eine Strategie der Delegitimierung ab: Der Begriff „Stop the Steal“ wurde als Parole verbreitet, begleitet von massiven Kampagnen in sozialen Medien, Textnachrichten an Unterstützer und dem Aufbau eines politischen Narrativs, das auf systematischen Wahlbetrug abzielte – trotz fehlender Beweise. Aktivisten, Influencer und selbst Politiker wurden zu „Superspreadern“ von Desinformation. Einzelne Berichte über Unregelmäßigkeiten, wie angeblich manipulierte Thermostate in Wahllokalen oder Verbindungen zu ausländischen Regierungen, wurden zu Versatzstücken einer umfassenderen Verschwörungstheorie geformt.

Parallel dazu begann eine Welle juristischer Angriffe: Klagen in mehreren Bundesstaaten, darunter Arizona und Pennsylvania, wurden mit dem Ziel eingereicht, die Auszählung zu stoppen oder bereits zertifizierte Ergebnisse anzufechten. Die überwältigende Mehrheit dieser Klagen wurde abgewiesen – in vielen Fällen einstimmig, oft durch republikanisch ernannte Richter. Der von Trump beauftragte Anwalt Rudy Giuliani wurde zur öffentlichen Galionsfigur dieser Bemühungen, während er bei Pressekonferenzen wortwörtlich unter dem Druck schmolz – sein Gesicht von Schweiß und Haarfärbemittel gezeichnet.

Während Giuliani auf Bühnen agierte, arbeiteten hinter den Kulissen Berater wie Steve Bannon und Sidney Powell an noch radikaleren Optionen. Trump erwog, Powell zur Sonderermittlerin zu ernennen, um angeblichen Wahlbetrug aufzuklären – eine Entscheidung, die selbst im engsten Zirkel auf Widerstand stieß. Es wurden sogar Entwürfe für Exekutivanordnungen vorbereitet, um Wahlmaschinen durch das Militär beschlagnahmen zu lassen. Die Idee einer militärischen Intervention im Inland – ein Tabubruch in der amerikanischen Geschichte – wurde zumindest als taktische Option erwogen.

Zugleich wurden staatliche Institutionen und Amtsträger unter Druck gesetzt. Der Justizminister William Barr, zunächst loyal, wandte sich ab, nachdem seine Behörde keinen systematischen Betrug feststellen konnte. Er bot seinen Rücktritt an. Trump wollte den amtierenden Generalstaatsanwalt durch einen willfährigen Beamten ersetzen, der bereit war, die Bundesstaaten zur Wahlumkehr aufzufordern – ein Plan, der durch interne Widerstände scheiterte. Auch Vizepräsident Mike Pence wurde mit juristischen Gutachten und politischem Druck konfrontiert, um die Zertifizierung der Wahl im Kongress am 6. Januar zu verhindern oder zu verzögern. Doch Pence weigerte sich.

Der Propagandaapparat hatte in dieser Zeit längst Fahrt aufgenommen. Nachrichtensender, soziale Netzwerke, alternative Plattformen – sie wurden zur Kulisse eines parallelen Realitätsnarrativs. Die Spendenmaschine lief derweil auf Hochtouren: Hunderte Millionen Dollar wurden gesammelt, offiziell für juristische Kämpfe, in Wirklichkeit jedoch oft für allgemeine politische Zwecke. Selbst Giulianis Unterstützer forderten später, dass Trump seine Anwaltskosten übernehmen solle.

Die Dynamik erreichte ihren Höhepunkt, als die Pläne für den 6. Januar konkrete Formen annahmen. Der Fokus verlagerte sich von juristischen Argumenten zu politischem Druck und physischer Mobilisierung. Bannon mobilisierte Unterstützer und sprach von einem „entscheidenden Moment“, während Trump seine Rückkehr nach Washington vorbereitete. Der Mythos des gestohlenen Sieges sollte in einen Akt der Wiederaneignung überführt werden – mit allen Konsequenzen.

Was in diesem Komplex sichtbar wird, ist eine orchestrierte, mehrschichtige Anstrengung zur Umkehrung demokratischer Prozesse durch eine Mischung aus juristischen Konstruktionen, manipulativer Rhetorik, institutionellem Druck und einer strategisch eingesetzten Opfererzählung. Es war kein spontaner Aufruhr, sondern ein durchdachtes und über Wochen entwickeltes Szenario, das sowohl auf formale Mechanismen als auch auf psychologische Mobilisierung setzte.

Wichtig ist zu verstehen, dass der Versuch, die Wahl zu kippen, nicht in der chaotischen Eskalation des 6. Januar begann. Vielmehr war dieser Tag das Resultat eines über Wochen aufgebauten Konstrukts, das tief in Medienstrategien, institutionelle Sabotageversuche und die bewusste Erosion von Vertrauen in demokratische Strukturen eingebettet war. Die Mechanismen, die hier sichtbar wurden, bleiben gefährlich aktuell – nicht nur in den USA.

Wie Donald Trump das Plaza Hotel erwarb und sich weiter in die Welt der großen Geschäfte stürzte

Donald Trump war nie ein Mann, der Zögerlichkeit zeigte. Bereits 1988 hatte er sich mit dem Kauf des legendären Plaza Hotels in New York City einen der größten Erfolge seiner Karriere gesichert. Zuvor hatte er versucht, die riesige Holdinggesellschaft Allegis zu erwerben, die unter anderem das Plaza als Teil ihrer Westin-Hotelkette besaß. Doch die Verhandlungen scheiterten, und Trump überbot letztlich zwei andere Interessenten und sicherte sich das Hotel für einen Preis von 407,5 Millionen Dollar. Die Nachrichten über den Kauf erregten großes Aufsehen – nicht zuletzt aufgrund einer falschen Aussage Trumps, der den Preis auf lediglich 390 Millionen anpasste, um Gesicht zu wahren.

Trump hatte zwar nicht das gesamte Kapital für den Kauf aufgebracht, jedoch eine persönliche Garantie für einen Teil des Kredits übernommen, den Citibank und andere Kreditgeber bereitstellten. Ein risikoreiches Unterfangen, das sich später als schicksalhaft erweisen sollte. Er selbst erklärte, das Hotel lediglich als "Spielzeug" für seine Frau Ivana gekauft zu haben, die er zur Geschäftsführerin des Plaza ernannte – für einen symbolischen Lohn von "1 Dollar im Jahr plus all die Kleider, die sie kaufen kann."

Die Wahl von Ivana für diese Aufgabe war nicht das erste Mal, dass Trump seine Frau mit einer führenden Position betraute. Zuvor hatte sie als Präsidentin und CEO von Trump Castle, einem seiner Casinos in Atlantic City, gearbeitet. Trotz ihrer großen Bemühungen und des Wissens, das sie sich dort aneignete, war ihre Bilanz bei den anderen Führungskräften von Trump Plaza eher enttäuschend. Ihre Schwierigkeit, mit den Finanzen des Casinos umzugehen, führte zu unzufriedenen Stimmen, und auch ihre Managerfähigkeiten, die gelegentlich von Machtkämpfen geprägt waren, stießen auf Widerstand.

Der Kauf des Plaza Hotels war jedoch nicht nur ein geschäftlicher Coup, sondern auch eine Gelegenheit für Trump, sich weiter ins Rampenlicht zu stellen. So setzte er sich durch, um als Cameo in dem Film Home Alone 2 einen Auftritt im Plaza zu bekommen – ein Auftritt, der sogar Applaus von der Testvorführung erntete. Doch hinter diesem übertriebenen Wunsch, in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben, verbarg sich eine tiefere Motivation. Trump hatte seine Frau nach New York geholt, um sie von Atlantic City fernzuhalten, wo er zunehmend mit einer anderen Frau zusammen war.

Trotz seiner Ausflüge in die Filmwelt und seines kontinuierlichen Drangs nach öffentlicher Aufmerksamkeit, blieb Trump fest auf seine Geschäftsinvestitionen fokussiert. Ein weiteres Beispiel für Trumps Unnachgiebigkeit war sein Umgang mit einem Angebot, das ihm eine Möglichkeit bot, sich von einem teuren Grundstück auf dem West Side Rail Yards zu trennen. Es war ein Grundstück, das er unbedingt entwickeln wollte, doch die örtliche Bevölkerung und Politiker stellten sich vehement gegen die Pläne. Der Widerstand war so stark, dass Trump seine angestrebten Zonierungsänderungen und Baugenehmigungen nicht erhalten konnte. Trotz eines großzügigen Angebots von William Zeckendorf Jr., einem anderen Immobilienmagnaten, der ihm 550 Millionen Dollar für das Land anbot, entschied sich Trump, das Angebot abzulehnen und stattdessen an seinem Traum von der Entwicklung dieses Grundstücks festzuhalten.

In der Zwischenzeit nahmen die wirtschaftlichen Bedingungen eine Wendung. Nach dem Börsencrash von 1987 und der zunehmenden Stagnation in der Immobilien- und Casino-Branche musste Trump feststellen, dass seine Großinvestitionen an Wert verloren. Die hohe Verschuldung, die er durch hoch verzinste Kredite zur Finanzierung seiner Unternehmungen aufbaute, begann, auf ihm zu lasten. Dennoch behielt er sein gewinnorientiertes und risikofreudiges Geschäftsmodell bei und zeigte keine Anzeichen von Zurückhaltung.

Trump versuchte weiterhin, die Märkte zu manipulieren. So unternahm er Versuche, größere Unternehmen zu übernehmen, um von Kurssteigerungen zu profitieren. Als er beispielsweise eine Offerte über mehr als sieben Milliarden Dollar für American Airlines abgab, half er in gewisser Weise, den Aktienkurs des Unternehmens zu steigern, nur um dann seine Offerte zurückzuziehen und damit selbst von den gestiegenen Kursen zu profitieren.

Trump war bekannt für seine Gewohnheit, Rechnungen zu ignorieren und zu behaupten, dass die Publizität, die seine Marken und Projekte anziehen würden, den Dienstleistern mehr nütze als die Bezahlung selbst. Gleichzeitig setzte er jedoch häufig auf verschwenderische Käufe und finanzierte seine Investitionen zu teuren Konditionen. Objekte wie ein Sportteam, eine Fluggesellschaft und eine Mega-Yacht gehörten zu seinen Erwerbungen während dieser Jahre. Trumps Widersprüche und kalkulierte Risiken blieben das Markenzeichen seiner Karriere und beeinflussten seine unaufhörliche Jagd nach Macht und Einfluss auf dem internationalen Parkett.

Der Weg von Trump, seine Geschäfte zu führen, war ein ständiges Spiel mit der Grenze zwischen Erfolg und Fehlschlag, zwischen kalkulierten Manipulationen und realen finanziellen Herausforderungen. Trotz aller Rückschläge und öffentlichen Fehlschläge nahm Trump nie das Ziel aus den Augen, sich selbst und seine Marke auf dem höchsten Niveau zu positionieren.

Wie die Familie Trump das Immobilienimperium aufbaute: Eine Betrachtung von Fred und Donald Trump

Donald Trump, der in der Welt des New Yorker Immobiliengeschäfts bekannt wurde, hatte zeitlebens eine tiefe Bewunderung für die Filmindustrie. Obwohl er selbst nie in dieser Branche tätig war, träumte er von großen Projekten, die die Essenz des Showbusiness widerspiegelten. „Ich wollte es aufregender machen, und ich liebte das Showgeschäft, aber ich denke, wir haben etwas von diesem Showgeschäft in die Immobilienwelt gebracht“, sagte Trump später. Diese Vision für grandiose, oft spektakulär angelegte Immobilien war nicht nur ein Markenzeichen seiner Projekte, sondern auch eine clevere Methode, um mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Trump wusste, dass er durch spektakuläre Ankündigungen und Pläne, die nie zur Umsetzung kamen, ebenso viel Aufmerksamkeit erregen konnte wie mit seinen tatsächlich realisierten Bauvorhaben. Diese Taktik war nicht nur geschäftlich motiviert, sondern auch ein Erbe seines Vaters, Fred Trump, der ebenfalls ein Gespür für Drama und Pressepräsenz hatte, wenn auch aus anderen Beweggründen.

Fred Trump, der als Unternehmer ein erfolgreiches Immobilienimperium aufbaute, hatte eine komplexe Beziehung zu den Medien. Er nutzte regelmäßig ein Pseudonym, „Harry Green“, um mit Auftragnehmern zu kommunizieren und Preisabsprachen zu vermeiden. Später übernahm auch Donald Trump diese Methode, um sich in der Öffentlichkeit besser zu positionieren. Er benutzte alias Namen wie „John Barron“ oder „John Miller“, um sich als eine Art selbsternannter PR-Manager darzustellen, wenn er mit Reportern sprach – besonders, wenn es um persönliche Themen wie seine romantischen Beziehungen ging. Fred Trump war ein pragmatischer Geschäftsmann, der wusste, wie man Kosten spart und von politischen Verbindungen profitiert. Obwohl er wenig Interesse an sozialen Programmen hatte, setzte er sich dafür ein, dass die Regierung in erster Linie den Geschäftsinteressen diente – es sei denn, sie griff ihn an.

Fred Trump wuchs in einem Umfeld auf, das durch seine Herkunft als Sohn deutscher Immigranten geprägt war. Sein Vater, Friedrich Trump, war 1885 aus Deutschland in die USA eingewandert, wo er als Barbier arbeitete. Nachdem er das Militärdienstgesetz in seiner Heimat verletzt hatte, verließ er Deutschland und ließ sich in New York nieder. Doch anstatt als Barbier zu bleiben, zog es ihn in den Westen, um vom Goldrausch im Yukon zu profitieren. Er eröffnete Geschäfte für die Goldsucher, die in die Region strömten. Während es keine klaren Beweise dafür gibt, dass er Bordelle betrieb, deutet einiges darauf hin, dass er die Prostitution in seinen Geschäften tolerierte oder gar förderte. Friedrich wurde 1892 amerikanischer Staatsbürger und baute sich ein Vermögen auf, das er durch Immobiliengeschäfte in Queens erwarb. Als er 1918 an der Grippeepidemie starb, hinterließ er seiner Familie ein Vermögen im heutigen Wert von mehr als einer halben Million Dollar.

Nach dem Tod seines Vaters übernahm Fred Trump das Familienunternehmen, das seine Mutter, Elizabeth Trump, 1927 als „E. Trump & Son“ offiziell eintrug. Doch Fred hatte anfangs Schwierigkeiten, seinen Platz zu finden. Der große wirtschaftliche Umbruch während der Weltwirtschaftskrise zwang ihn, als Betreiber eines Supermarkts in Queens zu arbeiten, um über die Runden zu kommen. Trotz seiner bescheidenen Anfänge verließ Fred Trump nie den Weg des politischen Engagements, das er als Schlüssel zum Erfolg im Immobiliengeschäft sah. Insbesondere suchte er die Nähe zur Brooklyn Democratic County Committee, einer politischen Organisation, die maßgeblichen Einfluss auf die Stadtregierung hatte. Dies öffnete ihm Türen, die es ihm ermöglichten, Grundstücke zu erwerben, die anderen Immobilienentwicklern verwehrt blieben.

Fred Trump verstand es, die politischen Verhältnisse zu seinem Vorteil zu nutzen. Ein entscheidender Moment in seiner Karriere war der Erwerb des Unternehmens „Lehrenkrauss“, das aufgrund eines Skandals in den 1930er Jahren zum Verkauf stand. Der Kauf dieser Firma brachte Fred Trump nicht nur finanzielle Vorteile, sondern verschaffte ihm auch Zugang zu wichtigen politischen Akteuren in Brooklyn. Der „House of Lehrenkrauss“, eine der größten Hypothekenbanken der Region, hatte zuvor große Summen in New Yorker Immobilien investiert, was Fred Trump ermöglichte, von dieser instabilen Situation zu profitieren.

Die Bedeutung dieser frühen politischen Beziehungen, die Fred Trump knüpfte, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese Verbindungen waren von unschätzbarem Wert, um sein Immobilienimperium auszubauen und die notwendigen Ressourcen zu sichern, um mit den etablierten Unternehmen in der Region zu konkurrieren. Auch wenn Fred Trump in der Öffentlichkeit als pragmatischer Geschäftsmann wahrgenommen wurde, spielte sein Umgang mit den politischen Machenschaften eine wesentliche Rolle bei seinem Erfolg.

Es ist zu beachten, dass Fred Trump trotz seiner effektiven Geschäftspraktiken und seiner Fähigkeit, finanzielle Hürden zu überwinden, kein Interesse an einer breiten sozialen Verantwortung zeigte. Für ihn war es das Ziel, das Wachstum seines Unternehmens voranzutreiben und mit minimalem Einfluss von außen zu arbeiten. Diese Haltung übertrug er auch auf seinen Sohn, Donald, dessen Karriere als Immobilienentwickler von Beginn an von einem ausgeprägten Sinn für PR und Medientaktik geprägt war. Doch während Fred Trump sich vor allem auf die Schaffung von Wohnraum für die Mittelschicht konzentrierte, war es Donald Trump, der die nächste Stufe des Showbusiness in die Welt der Immobilien einführte und dabei die Öffentlichkeit nie aus den Augen verlor.

Der Weg von Fred und Donald Trump ist also nicht nur ein Beispiel für unternehmerischen Erfolg, sondern auch für die Kunst der Medienmanipulation und der politischen Verbindungen. Die Geschichte zeigt, wie die Trumps es verstanden, ihre jeweiligen Möglichkeiten zu nutzen und die gesellschaftlichen Strukturen zu ihrem Vorteil zu wenden. Dabei war ihre Fähigkeit, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern und mit den Medien zu spielen, ein wesentlicher Bestandteil ihres Erfolges – eine Strategie, die sie bis heute pflegen.

Wie beeinflusste Donald Trump die konservative Politik und LGBTQ-Themen während seiner Präsidentschaft?

Obwohl Donald Trump sich zu Beginn seiner Präsidentschaft auf eine konservative Basis stützte, zeigten sich in seiner Haltung zu LGBTQ-Rechten durchaus komplexe und widersprüchliche Facetten. Er akzeptierte beispielsweise das Urteil des Obersten Gerichtshofs von 2015, das die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare legalisierte, und erklärte gegenüber Lesley Stahl von CBS, dass diese Entscheidung „irrelevant“ sei, weil sie „bereits erledigt“ und „Gesetz“ sei. Dieses Eingeständnis, dass die Gleichstellung rechtlich feststand, überraschte einige, zumal Trump selbst zu diesem Zeitpunkt enge Verbindungen zu konservativen und teils auch homofeindlichen Kreisen pflegte. Paul Singer, ein prominenter Unterstützer der GOProud, einer Organisation von schwulen Republikanern, die Trump schon 2010 zum Conservative Political Action Conference eingeladen hatte, bestätigte diese Verbindungen. Trumps Kommentar, dass „die Schwulen ihn lieben“, reflektierte seine pragmatische Herangehensweise an dieses Wählersegment, auch wenn seine politischen Maßnahmen oft eher gegen LGBTQ-Interessen gerichtet waren.

Die innerparteilichen Auseinandersetzungen waren geprägt von einem Machtkampf zwischen dem Präsidenten, der mit energischen Drohungen versuchte, konservative Hardliner zur Unterstützung seiner Agenda zu bewegen, und einer Fraktion von Abgeordneten, die den Kurs eher gemäßigt und vorsichtig verfolgten. Die komplizierte Dynamik zwischen Trump, dem damaligen Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan und der Freedom Caucus verdeutlicht, wie schwierig es war, eine einheitliche konservative Politik durchzusetzen. Trumps Versuch, das Gesundheitssystem durch eine Abschaffung des Affordable Care Act zu reformieren, scheiterte unter anderem an der Uneinigkeit und dem Widerstand radikaler konservativer Gruppen, die tiefgreifende Einschnitte forderten. Ryan, der eine pragmatischere Linie verfolgte, konnte diese Hardliner nicht vollständig kontrollieren, was zu einer politischen Pattsituation führte und Trump selbst erheblich frustrierte.

Diese interne Zerrissenheit zeigte sich auch bei der kontroversen Entscheidung über transgender Soldaten. Trotz gegenteiliger Haltung von Verteidigungsminister James Mattis und anderen Beratern, setzten konservative Hardliner wie Mark Meadows und Jim Jordan massiven Druck auf das Weiße Haus. Die daraus resultierende Ankündigung Trumps, transgender Personen im Militärdienst grundsätzlich auszuschließen, stellte einen radikalen Bruch mit bisherigen Militärstandards dar und überraschte selbst Pentagon-Führungskräfte. Dieses Beispiel illustriert, wie Trump häufig die politische Agenda an die Wünsche derjenigen anpasste, die ihn gerade am stärksten beeinflussten, insbesondere jene, die sich kurz davor befanden, ihm den Rücken zu kehren.

Seine Informationspolitik trug zusätzlich zur Unberechenbarkeit seines Handelns bei. Anders als bei traditionellen Präsidenten, bei denen der Stabschef den Informationsfluss kontrolliert, bevorzugte Trump oft persönliche Kontakte und ungeprüfte Quellen. Er nutzte mehrere private Mobiltelefone, ignorierte Sicherheitswarnungen und ließ es zu, dass er ungesicherte Kommunikationswege verwendete. Dies führte zu internen Spannungen, da Berater immer wieder versuchten, seinen Zugang zu potenziell kompromittierenden Geräten einzuschränken. Die Offenheit, mit der Trump Informationen von unterschiedlichsten Personen annahm, einschließlich Entlassener, unterstrich seine eigenwillige Regierungsführung und machte ihn für außenstehende Beobachter schwer berechenbar.

Für das Verständnis der politischen Entwicklungen unter Trump ist es unerlässlich, die Wechselwirkungen zwischen seiner Persönlichkeit, seiner Unberechenbarkeit und den konservativen Machtstrukturen zu berücksichtigen. Seine Politik war nicht nur das Ergebnis ideologischer Überzeugungen, sondern auch Ausdruck eines pragmatischen Kalküls, das versuchte, verschiedene Interessengruppen innerhalb der Republikanischen Partei und der amerikanischen Gesellschaft zusammenzuhalten. Dabei spielten persönliche Beziehungen, der Umgang mit Loyalität und die Fähigkeit, politische Gegner und Verbündete gleichermaßen zu beeinflussen, eine zentrale Rolle.

Zusätzlich zur Kenntnis dieser politischen Mechanismen sollten Leser die Auswirkungen auf die betroffenen Gruppen reflektieren. Die Entscheidungen über LGBTQ-Rechte und militärische Personalpolitik hatten weitreichende soziale und kulturelle Folgen, die über die unmittelbare Gesetzgebung hinausgingen. Die Spannungen zwischen gesellschaftlichen Minderheiten und konservativen Machteliten zeigen, wie Politik und persönliche Überzeugungen in den USA oft aufeinanderprallen. Dabei ist zu bedenken, dass politische Führung nicht nur aus institutionellen Vorgaben besteht, sondern stark von individuellen Eigenschaften und interpersonellen Dynamiken geprägt ist. Das Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um die Entwicklung und die Herausforderungen der amerikanischen Innenpolitik in dieser Zeit umfassend einordnen zu können.