Die amerikanische Politik im frühen 19. Jahrhundert war von tiefen Spannungen und der ständigen Sorge vor äußeren und inneren Feinden geprägt. Inmitten dieser politischen Unsicherheit begannen Verschwörungstheorien, eine bedeutende Rolle zu spielen, indem sie Ängste und Misstrauen schürten und so die politische Agenda beeinflussten. Eine der bekanntesten dieser Theorien war die sogenannte Illuminaten-Verschwörung, die, obwohl sie auf falschen und unbegründeten Annahmen beruhte, großen Einfluss auf die politische Landschaft hatte.
Die Illuminaten-Angst wurde durch Samuel Morse, einen prominenten amerikanischen Maler und Erfinder, angeheizt, als er in den 1790er Jahren das Gerücht verbreitete, dass eine geheime Gruppe von „Illuminaten“ eine Verschwörung gegen die junge amerikanische Republik schmiede. Diese Verschwörung sollte laut Morse und anderen Verfechtern der Theorie das moralische und politische Gefüge Amerikas untergraben, indem sie „Unzucht, Gottlosigkeit und Unmoral“ verbreitete. Diese Ängste waren nicht ganz unbegründet, denn die Federalisten – insbesondere Personen wie Oliver Wolcott Jr., der Finanzminister unter John Adams – nutzten die wachsende Paranoia der Bevölkerung geschickt aus, um ihre politische Agenda zu fördern. Wolcott hatte Morse möglicherweise sogar gefälschte Dokumente zugespielt, um die Existenz einer solchen Verschwörung zu untermauern. Die Angst vor den Illuminaten diente den Federalisten nicht nur dazu, ihre politischen Gegner zu diskreditieren, sondern auch, um die Öffentlichkeit von ihrer eigenen Politik zu überzeugen.
Die Folge dieses Verschwörungsglaubens war die Verabschiedung der sogenannten „Alien and Sedition Acts“, die es der Regierung ermöglichte, jegliche öffentliche Kritik zu unterdrücken und Ausländer, die der Regierung als Feinde galten, zu deportieren. Diese Maßnahmen, die als Schutz gegen die angeblichen Feinde der Nation gerechtfertigt wurden, benutzten irrationale Ängste, um die Opposition zum Schweigen zu bringen und die Meinungsfreiheit zu beschneiden. Doch die Illuminaten-Panik hatte nur eine kurze Lebensdauer. Ein Brief eines angesehenen deutschen Wissenschaftlers, der die Illuminaten als harmlose und längst aufgelöste Organisation entlarvte, zerstörte Morses Glaubwürdigkeit und beendete diese Verschwörungstheorie bevor sie in die Präsidentschaftswahlen von 1800 einfließen konnte.
Jahre später, nach Morses Tod, trat ein weiteres Beispiel für den Einfluss von Verschwörungstheorien in den Vordergrund. Im Jahr 1826 verschwand William Morgan, ein Mann aus dem Staat New York, der angeblich die geheimen Rituale der Freimaurer offenbaren wollte. Morgan wurde von Unbekannten entführt, was zu einer Welle öffentlicher Empörung führte. Rasch verbreiteten sich Gerüchte, die Freimaurer hätten Morgan ermordet, um ihre Geheimnisse zu schützen. Diese Ereignisse führten zur Entstehung einer neuen politischen Bewegung: der Anti-Masonic Party. Diese Bewegung war jedoch nicht nur eine Reaktion auf die Entführung von Morgan, sondern spiegelte auch die breitere gesellschaftliche Unsicherheit wider, die durch die schnellen Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft verursacht wurde. Die Nation war auf dem Weg von einer agrarischen zu einer industriellen Gesellschaft, und dies brachte Ängste vor Veränderungen, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Religion, Immigration und städtische Expansion, mit sich.
Das Anti-Masonic Movement entwickelte sich schnell von einer lokalen Bewegung zu einer landesweiten politischen Kraft. In den frühen 1830er Jahren traten Anti-Masonen erfolgreich in die politische Arena ein, indem sie gegen die vermeintlichen Geheimabsprachen der Freimaurer kämpften. Sie betrachteten die Freimaurer als eine geheim gehaltene Elite, die sich gegenseitig bevorzugte und die demokratischen Werte der Republik untergrub. In dieser Atmosphäre von Angst und Misstrauen fanden die Anti-Masonen Unterstützung von vielen, die sich von den Veränderungen in der Gesellschaft bedroht fühlten. Besonders in ländlichen Regionen, die sich mit dem Wachstum der Städte und dem Wandel der Arbeitsmärkte konfrontiert sahen, fand die Bewegung großen Zuspruch.
Die anti-Masonische Hysterie verbreitete sich schnell, angeheizt von einer Vielzahl an Zeitungen und Traktaten, die die Freimaurer als „Werkzeuge Satans“ darstellten. Der populäre Vorwurf war, dass die Freimaurer die Republik in eine Monarchie verwandeln wollten, indem sie die politische Macht unter sich aufteilten und alle, die nicht zu ihrem exklusiven Kreis gehörten, benachteiligten. Diese Ängste wurden durch die prominente Unterstützung von Politikern wie Präsident John Quincy Adams verstärkt, der sich öffentlich von den Freimaurern distanzierte. Doch der politische Erfolg der Anti-Masonen hatte auch seine Schattenseiten. Die Bewegung war so stark in ihrer Ablehnung der Freimaurer, dass sie es schwer hatte, mit anderen politischen Kräften zusammenzuarbeiten, die die Freimaurer zwar nicht unterstützten, aber auch keine extreme Haltung gegen sie einnahmen. Das führte dazu, dass die Bewegung keine stabile politische Macht aufbauen konnte.
Die Ereignisse rund um William Morgan und die Anti-Masonic Bewegung bieten einen eindrucksvollen Beleg dafür, wie Verschwörungstheorien in Zeiten sozialer Unruhe als Werkzeug für politische Manipulation eingesetzt werden können. Sie verdeutlichen, wie leicht irrationale Ängste genutzt werden können, um politische Ziele zu erreichen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Diese historischen Ereignisse haben eine wichtige Lehre: Die Nutzung von Verschwörungstheorien, sei es durch politische Akteure oder durch die Medien, kann das Vertrauen in Institutionen untergraben und die Demokratie in ihrer Substanz bedrohen.
Es ist entscheidend, dass wir diese Dynamik verstehen und uns der Gefahren bewusst sind, die mit der Verbreitung unbegründeter Ängste und Verschwörungstheorien verbunden sind. In der modernen Gesellschaft, die von schnell verbreiteten Informationen und einer Vielzahl von Meinungen geprägt ist, ist es wichtiger denn je, kritisch zu hinterfragen und nicht in die Falle der Massenhysterie zu tappen. Auch heute noch können unbewiesene Theorien schnell als Wahrheit akzeptiert werden, wenn sie in den politischen Diskurs aufgenommen werden. Die Lektionen aus der Geschichte der Illuminaten-Panik und der Anti-Masonic Bewegung sind deshalb nicht nur für Historiker von Bedeutung, sondern für jeden von uns, der in einer Welt lebt, in der Desinformation ebenso gefährlich sein kann wie jede reale Bedrohung.
Wie die extreme Rechte die republikanische Partei ergriff und das politische Klima prägte
Die politische Landschaft der Vereinigten Staaten wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von einer tiefen Zerrissenheit geprägt, die besonders im Kontext der Republikanischen Partei sichtbar wurde. Ein entscheidender Moment dieser innerparteilichen Spannungen manifestierte sich 1964 während der Republican National Convention, als Nelson Rockefeller versuchte, eine klare Linie gegen die wachsende Einflussnahme extremistischer Elemente innerhalb der Partei zu ziehen. Der Widerstand gegen Rockefeller und seine Aufforderung, sich von radikalen Kräften wie den Birchers zu distanzieren, bot einen ersten Blick auf den späteren Siegeszug einer politisch weit rechts stehenden Fraktion innerhalb der Republikaner.
Rockefeller, der zu dieser Zeit als Vertreter der gemäßigten Republikaner galt, wurde während seiner Rede auf der Konvention von einer lautstarken und feindseligen Menge empfangen, die von Anhängern des damaligen Favoriten Barry Goldwater angeführt wurde. Der Versuch, die Partei zu einer klaren Ablehnung radikaler Elemente wie den Birchers zu bewegen, stieß auf massive Ablehnung und eine aggressive Reaktion der Goldwater-Anhänger. Diese Konfrontation zeigte nicht nur die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Flügeln der Partei, sondern markierte auch einen Wendepunkt, an dem sich die extreme Rechte zunehmend in den Strukturen der Republikanischen Partei verankerte.
Die Parallelen zu einem späteren, ebenso turbulenten Moment der amerikanischen Politik sind nicht zu übersehen. Fast sechzig Jahre nach der Goldwater-Ära, am 6. Januar 2021, befand sich das Land erneut inmitten eines politischen Unmuts, der von Verschwörungstheorien und extremistischen Ideologien geprägt war. Donald Trump, der zu diesem Zeitpunkt Präsident war, hatte die Unwahrheit verbreitet, die Präsidentschaftswahlen 2020 seien durch einen groß angelegten Betrug manipuliert worden. Auch wenn keine Beweise für diese Behauptungen vorlagen und zahlreiche Gerichte Trumps Klagen abwiesen, gelang es ihm, einen Großteil der Republikaner und vor allem die radikalen Flügel der Partei in den Glauben an die Existenz eines "Deep State" zu versetzen, der gegen ihn arbeitete.
Diese Entwicklung war das Resultat einer jahrelangen, systematischen Verbreitung von Misstrauen und Feindseligkeit gegenüber politischen Gegnern, Medien und sogar den eigenen Institutionen. Trump, der bereits in den Jahren vor seiner Wahl als Verbreiter von Verschwörungstheorien wie der "Birther"-Bewegung aufgefallen war, schürte weiterhin Ängste und gab denen, die sich auf der rechten Seite des politischen Spektrums befanden, das Gefühl, im Besitz der Wahrheit zu sein. Die Vielzahl der rechten Extremisten, die Trump unterstützten, reichte von weißen Suprematisten über Neonazis bis hin zu Anhängern der QAnon-Verschwörung.
Dieser wachsende Einfluss extremistischer Ideologien innerhalb der Republikanischen Partei und die damit verbundene Radikalisierung führten zu einem spürbaren Wandel in der politischen Kultur des Landes. Der 6. Januar 2021, an dem das Kapitol von einem Mob von Trump-Anhängern gestürmt wurde, war die erschreckende kulminierende Spitze dieser Entwicklungen. Diese Ereignisse waren nicht nur das Resultat von Trumps Manipulation und Rhetorik, sondern auch von jahrelang genährten Ängsten und einer tief verwurzelten Paranoia, die besonders in der extremen Rechten der Partei florierten.
Was jedoch entscheidend bleibt, ist die Erkenntnis, dass diese Bewegungen nicht nur ein Produkt individueller politischer Akteure wie Goldwater oder Trump sind, sondern Ausdruck tiefer liegender gesellschaftlicher Spaltungen und politischer Umwälzungen. Die zunehmende Dominanz der extremen Rechten in der Republikanischen Partei spiegelt die wachsende Polarisierung in der amerikanischen Politik wider, die zunehmend von ideologischen Grabenkämpfen geprägt ist.
Die Parallelen zwischen der Goldwater-Ära und der Ära Trump zeigen, wie schnell sich politische Ideologien radikalisieren können, wenn sie mit einer Basis konfrontiert werden, die tief verunsichert ist und nach einem klaren Feindbild sucht. Die gesellschaftliche Fragmentierung, die durch populistische Rhetorik weiter angeheizt wird, hat nicht nur Auswirkungen auf die Politik der Republikaner, sondern auf das gesamte politische Klima in den Vereinigten Staaten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass solche extremistischen Strömungen nicht aus dem Nichts entstehen. Sie sind das Ergebnis langjähriger politischer und sozialer Entwicklungen, die oft durch Krisen, Misstrauen und das Fehlen eines klaren politischen Konsenses gefördert werden. Die Politik der Angst und Feindseligkeit, die in beiden Fällen eine Rolle spielte, verdeutlicht, wie leicht demokratische Prinzipien untergraben werden können, wenn sie nicht aktiv verteidigt werden. Um ein tieferes Verständnis für diese Dynamiken zu entwickeln, muss man sich mit den historischen und sozialen Kontexten befassen, die solche radikalen Strömungen begünstigen, und erkennen, wie wichtig es ist, gegen diese zu arbeiten, bevor sie die politische Kultur weiter unterminieren.
Wie sich die Republikanische Partei in den USA während des Gilded Age und der frühen 1900er Jahre entwickelte
Die Republikanische Partei dominierte in der Zeit des Gilded Age die politische Landschaft der Vereinigten Staaten. Sie war die Partei des Kapitalismus, die sich voll und ganz auf das wirtschaftliche Wachstum konzentrierte und dabei oft die sozialen Kosten ihrer Politik ignorierte. Während die Demokraten unter der Führung von William Jennings Bryan mit populistischen Ideen und einer scharfen Kritik an den Reichen und den Geschäftsinteressen aufwarteten, profilierte sich die GOP zunehmend als Partei des Geldes. Der wahre Motor ihrer Wahlkämpfe war die Unterstützung durch Unternehmer und Großkonzerne, die große Geldbeträge beisteuerten, um ihre Interessen zu wahren und die politische Agenda zu beeinflussen.
Die Wahl von Benjamin Harrison zum Präsidenten 1888 war ein Wendepunkt. Einige Zeitungen priesen seine Wahl als Beginn einer „Business-Man’s Administration“, was die wachsende Einflussnahme von Unternehmern und Geschäftsleuten auf die politische Entscheidungsfindung unterstrich. Die Republikaner hatten damals bereits die Struktur einer Partei entwickelt, die nicht nur den Status quo verteidigte, sondern diesen auch durch massive finanzielle Mittel und die Unterstützung von Großunternehmen befeuerte.
Im Jahr 1896 gewann William McKinley die Präsidentschaftswahlen mit tatkräftiger Unterstützung des Industriellen Mark Hanna, der als McKinleys Berater und Finanzier agierte. Hanna konnte immense Geldmittel von Unternehmern und Konzernführern mobilisieren, die die Wahl von Bryan, einem entschiedenen Kritiker der Wirtschaftsführerschaft und der Finanzoligarchie, unbedingt verhindern wollten. Während dieser Zeit zeigte die Republikanische Partei wenig Interesse an den zunehmenden rassistischen Gewaltakten und den diskriminierenden Jim-Crow-Gesetzen im Süden der USA, was sie von den progressiveren Bewegungen der Demokraten und der Populisten abhob.
Die Expansion des amerikanischen Einflusses über den Pazifik war ebenfalls ein zentrales Thema dieser Epoche. Theodore Roosevelt, der 1897 als Assistenzsekretär der Marine in die Regierung eintrat, setzte sich mit Leidenschaft für imperialistische Bestrebungen ein. Roosevelt betrachtete die Expansion über den Atlantik als notwendig, um den internationalen Status der USA zu stärken, was mit seiner Politik des „amerikanischen Schicksals“ in Einklang stand. Dieser imperialistische Kurs mündete in den Spanisch-Amerikanischen Krieg und die anschließende Besetzung der Philippinen.
Trotz dieser imperialen Bestrebungen wuchs in der Republikanischen Partei eine reformorientierte Strömung, die von Roosevelt selbst getragen wurde. Diese Gruppe von progressiven Republikanern suchte nach Wegen, die Korruption in der Politik zu bekämpfen und die exzessiven Auswüchse der industrialisierten Wirtschaft zu regulieren. Roosevelt selbst führte als Gouverneur von New York zahlreiche Reformen durch, von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen bis hin zu einer stärkeren Besteuerung von Unternehmen. Diese Bemühungen stießen bei den konservativen Flügeln der Partei jedoch auf Widerstand. Als Roosevelt 1900 McKinleys Vizepräsident wurde, war es in erster Linie ein Versuch der etablierten Republikaner, ihn politisch zu neutralisieren und seine Reformbestrebungen zu dämpfen.
Nach McKinleys Ermordung 1901 trat Roosevelt das Präsidentenamt an und führte eine aktivere Rolle des Staates in der Wirtschaft ein. Er setzte sich für eine „Square Deal“-Politik ein, die insbesondere der Mittelschicht zugutekommen sollte, und sorgte für die Gründung von Gesetzen, die Unternehmen zur Verantwortung zogen. Roosevelt ergriff Maßnahmen gegen die Preisabsprachen der Eisenbahngesellschaften und die unsauberen Praktiken in der Fleischindustrie. Gleichzeitig verfolgte er ehrgeizige außenpolitische Ziele, wie den Bau des Panamakanals.
Doch mit der Wahl von William Howard Taft 1908 als Präsident, der zuvor als Roosevelts Kriegsminister und politischer Verbündeter fungiert hatte, zeigte sich erneut die Kluft innerhalb der Republikanischen Partei. Taft stellte sich gegen die progressiven Bestrebungen Roosevelts und verfolgte eine gemäßigtere Linie, was die Spannungen in der Partei weiter verstärkte. Roosevelt, enttäuscht von Tafts konservativer Ausrichtung, rief 1910 zu einem „New Nationalism“ auf, einem Konzept, das eine stärkere Rolle des Staates in der Wirtschaft und den Schutz der Arbeiter vor den übermäßigen Machtstrukturen der großen Konzerne forderte. Doch die etablierte republikanische Führung lehnte diese Reformen ab, und die Partei wählte weiterhin den konservativen Kurs.
Im Jahr 1912, nach der erneuten Ablehnung seiner Kandidatur, gründete Roosevelt die Progressive Party und trat gegen Taft und den demokratischen Kandidaten Woodrow Wilson an. Doch die Stimmen waren geteilt, und Wilson konnte das Weiße Haus mit einer knappen Mehrheit gewinnen. Die Republikanische Partei blieb unter Taft auf ihrem konservativen Kurs, der sich gegen staatliche Eingriffe in die Wirtschaft stellte. Dies setzte sich auch nach dem Ersten Weltkrieg fort, als die Republikaner jegliche Maßnahmen zur Regulierung der Wirtschaft und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen als sozialistisch brandmarkten.
In den 1920er Jahren, als die Republikanische Partei unter Präsident Warren G. Harding und seinem Nachfolger Calvin Coolidge dominierte, erlebte die amerikanische Wirtschaft eine Phase des ungebremsten Kapitalismus. Die GOP unterstrich ihre Bindung an die Interessen der Großunternehmen, wobei sie staatliche Eingriffe als Bedrohung für den freien Markt ablehnte. Während dieser Zeit florierten Konsumgüter, Automobilindustrie und Massenmedien. Herbert Hoover, der 1928 als Präsident nominiert wurde, verkündete, dass die USA kurz vor dem endgültigen Sieg über die Armut stünden. Doch diese Jahre des scheinbaren Wohlstands endeten bald mit dem Börsencrash 1929 und der darauffolgenden Großen Depression.
Insgesamt zeigt die Entwicklung der Republikanischen Partei in dieser Zeit die enge Verbindung zwischen politischer Macht und den Interessen des Großkapitals. Ihre Weigerung, soziale Reformen zu unterstützen, führte zu einer verstärkten Spaltung der Gesellschaft, während ihre Verbindungen zu den reichen Eliten immer tiefer gingen. Doch auch in den Reihen der Republikaner gab es immer wieder Bewegungen, die versuchten, diese Kurswende zu verhindern und die soziale Verantwortung des Staates wieder stärker in den Vordergrund zu rücken.
Wie die religiöse Rechte die Wahl von 2008 beeinflusste und die Wendung von John McCain
Im Jahr 2004, als die Wahl in Ohio entschieden wurde, war es für die McCain-Kampagne klar, dass die Mobilisierung der konservativen Christen ein entscheidender Faktor für den Sieg von George W. Bush war. Angesichts dieses Wissens zog McCain es vor, sich der religiösen Rechten zuzuwenden. In einer entscheidenden Wendung sicherte sich die McCain-Kampagne eine wichtige Unterstützung von einem prominenten Televangelisten, Reverend Rod Parsley, dem Pastor der World Harvest Church in Columbus, Ohio. Parsley war ein Anhänger der politischen Linie, die Bushs Wahlsieg mitgeprägt hatte, und hatte in der Vergangenheit Zehntausende von Wählern für Bush mobilisiert. Parsley pries McCain als einen „starken, wahren, beständigen Konservativen“, während McCain den Minister als „einen der wirklich großen Führer Amerikas, einen moralischen Kompass, einen geistlichen Führer“ bezeichnete.
Diese Unterstützung war besonders bemerkenswert, da McCain zu Beginn seiner politischen Karriere, während des Wahlkampfs von 2000, prominente religiöse Führer wie Jerry Falwell und Pat Robertson scharf kritisiert hatte. McCain hatte damals erklärt, dass seine Partei sich nicht an den „äußeren Rand der amerikanischen Politik“ anpassen dürfe. Doch McCain hatte sich verändert. Er hatte sich mit Falwell versöhnt und auf der „Meet the Press“-Sendung von 2006 erklärt, dass er die religiöse Rechte als einen wichtigen Bestandteil der Republikanischen Partei betrachtete. McCain, der einst als unabhängiger Außenseiter galt, war mittlerweile bereit, die Unterstützung der religiösen Rechten zu suchen, um sich als ernstzunehmender Präsidentschaftskandidat zu etablieren.
Im Februar 2008, nur wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen, gelang es McCain, auch den prominenten Pastor John Hagee zu gewinnen, der an der Spitze einer großen Megakirche in Texas stand. Doch sowohl Parsley als auch Hagee sollten sich als problematisch für McCain herausstellen. Beide Pastorengestalten, die in der Öffentlichkeit als charismatische Führer der religiösen Rechten bekannt waren, erwiesen sich bald als politische Belastung, da sie extremistische Ansichten vertraten, die McCain zunehmend in Erklärungsnot brachten.
Rod Parsley, der sich selbst als „Christokrat“ bezeichnete, ging in seinen Schriften und Predigten scharf gegen den Islam vor. In seinem 2005 erschienenen Buch warnte er vor einem „Krieg zwischen dem Islam und der christlichen Zivilisation“ und sprach sich dafür aus, den Islam als „falsche Religion“ zu zerstören. Er erklärte, dass die Vereinigten Staaten erst ihre göttliche Bestimmung erfüllen könnten, wenn sie „diesen falschen Glauben“ besiegten. Diese extremen Äußerungen sollten sich später als problematisch herausstellen, als Videoaufnahmen von Parsleys Predigten ans Licht kamen, in denen er den Islam als „größten religiösen Feind unserer Zivilisation“ bezeichnete.
John Hagee hatte seinerseits eine lange Geschichte von antisemitischen und anti-katholischen Äußerungen. Er hatte die katholische Kirche als „die große Hure“ und „falsches Kultsystem“ bezeichnet und behauptet, der Papst sei der Antichrist. Hagee ging sogar so weit zu sagen, dass der Holocaust ein Teil von Gottes Plan gewesen sei, um die Juden von Europa nach Palästina zu treiben. Er verurteilte die katholische Kirche für ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg und verglich Hurrikan Katrina mit einem göttlichen Strafakt für ein homosexuelles Festival in New Orleans.
Als McCain Hagee und Parsley zunächst unterstützte, stieß er auf massive Kritik. Als Medienberichte die extremistischen Äußerungen der beiden Prediger verbreiteten, sah sich McCain gezwungen, sich von ihnen zu distanzieren. Doch dieser Schritt kam zu spät, und McCain konnte den Schaden, den diese Assoziationen angerichtet hatten, nicht vollständig abwenden. Die Tatsache, dass McCain seine Unterstützung für solche Extremisten zunächst nicht aufgab, stellte die Frage, ob er wirklich an den ideologischen Grundsätzen festhielt, die ihn früher auszeichneten, oder ob er sich nun für politische Zwecke einem radikaleren Flügel der Republikanischen Partei anschloss.
Dies war nicht nur ein Kampf um religiöse Unterstützung, sondern ein wesentliches Beispiel für die Art und Weise, wie politische Kandidaten in den USA zunehmend auf extremistische Gruppen angewiesen sind, um ihre Wahlen zu gewinnen. Das Spiel mit der religiösen Rechten, das bereits von Nixon, Reagan und den beiden Bushes gespielt wurde, hatte McCain schließlich in eine unangenehme Position gebracht. In seiner Versuche, das politische Establishment zu gewinnen, hatte er sich von den extremistischen Positionen einiger religiöser Führer nicht nur distanziert, sondern war auch in den Fokus von Kritik geraten.
Der Fall McCain zeigte, wie sich der politische Diskurs in den USA verändert hatte und wie stark religiöse Extremisten und Konservative, die früher als Randgruppen galten, nun zunehmend in den Mittelpunkt der politischen Landschaft rückten. Für McCain stellte sich bald heraus, dass er mit dieser Art von Unterstützung weder im Wahlkampf noch als zukünftiger Präsident in der Lage wäre, zu punkten.
Es war nicht nur die Wahl der richtigen Verbündeten, die McCain zum Stolpern brachte, sondern auch der Versuch, die politische Mitte zu erreichen, während gleichzeitig radikale Wählermilieus angesprochen wurden. Der Konflikt zwischen moderaten und extremistischen Elementen innerhalb der Republikanischen Partei verschärfte sich, und McCain musste sich entscheiden, welche Richtung er einschlagen wollte.
Am Ende zeigte sich, dass die politische Landschaft von 2008 durch eine tiefgreifende Spaltung geprägt war. Barack Obama setzte auf eine Politik der Veränderung und Hoffnung, während McCain mit einem traditionellen, patriotischen Ansatz versuchte, eine Wählerschaft zu erreichen, die zunehmend von polarisierenden, radikalen Kräften geprägt war. Doch McCain war nicht in der Lage, diese beiden Welten zu vereinen.
McCain scheiterte letztlich daran, den Wahlkampf durch eine Koalition mit der religiösen Rechten zu gewinnen, was darauf hinweist, dass die politische Landschaft in den USA sich verändert hatte. Die religiöse Rechte war längst zu einem dominierenden Faktor im republikanischen Lager geworden. Doch der Preis für die Unterstützung von extremistischen Führern war hoch und führte zu einem inneren Konflikt, den McCain während des Wahlkampfs nicht überwinden konnte.

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