In der systemischen Familientherapie eröffnet die Integration spielerischer Aktivitäten und Online-Spiele neue Möglichkeiten, um die therapeutische Arbeit insbesondere im digitalen Setting zu vertiefen und zu strukturieren. Online-Sitzungen stellen Therapeuten vor besondere Herausforderungen: Der fehlende direkte physische Kontakt kann die emotionale Beteiligung und die kreative Entfaltung der Familienmitglieder erschweren. Hier bieten spielerische Elemente wie die sogenannten Nivalis-Spiele eine wertvolle Unterstützung, da sie einerseits eine klare Struktur und Orientierung während der Sitzung gewährleisten und andererseits Raum für Improvisation und den Ausdruck von Gefühlen schaffen.

Die Nivalis-Spiele fungieren als Brücke zwischen therapeutischem Rahmen und spielerischer Freiheit. Sie fördern die Kreativität der Teilnehmenden und erleichtern insbesondere jungen Menschen den Zugang zur Therapie. Dies ist entscheidend, da Jugendliche oft Schwierigkeiten haben, sich verbal auszudrücken oder sich aktiv an konventionellen Therapiesitzungen zu beteiligen. Durch das spielerische Format werden sie motiviert, ihre Gedanken und Emotionen auf weniger konfrontative und dafür umso authentischere Weise mitzuteilen.

Therapeuten haben zudem die Möglichkeit, eigene analoge Spiele zu entwickeln, die nur wenig technologische Unterstützung benötigen, sofern zuvor klare Ziele definiert und das Design der Aktivität wohlüberlegt ist. Diese selbstgestalteten Spiele können individuell an die Bedürfnisse der Klienten angepasst werden und bieten so Flexibilität und Passgenauigkeit, die in Online-Settings von großer Bedeutung sind.

Eine gut strukturierte Sitzungsführung bleibt dabei unverzichtbar. Klare Regeln und eine „Fluchtstrategie“ sind notwendig, um Chaos zu vermeiden und eine Eskalation von Konflikten frühzeitig zu entschärfen. Gerade im virtuellen Raum ist die Kontrolle des Sitzungsverlaufs essenziell, um einen sicheren und förderlichen Rahmen für alle Beteiligten zu schaffen.

Wichtig ist das Verständnis, dass Spiel und Gamification nicht als bloßes Mittel zur Unterhaltung dienen, sondern als therapeutische Werkzeuge mit tiefgreifender Wirkung auf die Interaktion und Kommunikation innerhalb der Familie. Die wissenschaftliche Literatur bestätigt den positiven Einfluss von Serious Games und spielerischen Interventionen auf die psychische Gesundheit, besonders in der Behandlung von Depressionen, Angststörungen und kognitiven Einschränkungen. Neben der Emotionsförderung und Kreativität unterstützen Spiele die Motivation und das Engagement der Klienten, was die Wirksamkeit der Therapie insgesamt steigert.

Darüber hinaus eröffnet die digitale Spieltherapie Möglichkeiten für die Erweiterung des methodischen Repertoires der Familientherapeuten. Die Kombination von Technologie, spielerischen Elementen und systemischem Denken kann neuartige Zugänge zu familiären Dynamiken schaffen und das therapeutische Erleben intensivieren. Die therapeutische Rolle wandelt sich dabei vom rein beratenden zum gestaltenden Begleiter, der durch gezielte spielerische Interventionen die Selbstwahrnehmung und das Miteinander der Familienmitglieder fördert.

Es ist essentiell, dass Leser dieses Ansatzes die Bedeutung einer klaren methodischen Konzeption verstehen: Jede spielerische Intervention muss sorgfältig in den therapeutischen Prozess eingebettet sein, um wirksam und förderlich zu wirken. Die Entwicklung von Regeln, Struktur und einem sicheren Rahmen ist ebenso wichtig wie die Offenheit für kreative und improvisatorische Momente. Nur so können spielerische Methoden nachhaltig zur Stärkung der Familienbeziehungen und zur Förderung emotionaler Offenheit beitragen.

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Wie wirkt multifamilientherapeutische Gruppenbehandlung bei psychotischen Störungen?

Die multifamilientherapeutische Gruppenbehandlung (MFGT) stellt eine wirksame Intervention dar, um die oft als „unheilbar“ geltenden psychotischen Erkrankungen sozial und therapeutisch neu zu rahmen. Innerhalb dysfunktionaler Familienstrukturen zeigt sich häufig eine sogenannte „pathogene Interdependenz“, bei der Mitglieder in einem Netzwerk wechselseitiger Abhängigkeiten gefangen sind, das von pathogener Macht und Kontrolle geprägt ist. Diese Verstrickungen führen zu einem Teufelskreis starrer und sich wiederholender dysfunktionaler Interaktionen, die eine Veränderung erschweren oder verhindern. Hier setzt die MFGT an, indem sie durch eine systemische Gruppensituation mit mehreren Familienmitgliedern die Möglichkeit schafft, die eigene familiäre Dynamik durch die Reflexion anderer Familienbeziehungen zu erkennen und funktional zu verändern.

Die Wurzeln dieses Ansatzes liegen in der Kritik an der Annahme, psychotische Erkrankungen seien unabänderlich, und in der Erweiterung der therapeutischen Praxis über die Einzel- und Familientherapie hinaus. Pionierarbeit leistete dabei McFarlane in den USA, der multifamiliäre Gruppen mit psychoedukativen Elementen verband. Sein Programm zielt darauf ab, durch verbesserte Kommunikation, Verringerung von Kritik gegenüber dem Patienten sowie Training in Problemlösung und sozialer Rehabilitation eine Entlastung für Familien zu schaffen. Studien belegen, dass diese Form der Therapie zu einer Reduktion von Stigmatisierung, sozialer Isolation und negativen Emotionen wie Angst oder Wut führt, während gleichzeitig Wissen und Fertigkeiten im Umgang mit psychotischen Symptomen gesteigert werden. Besonders effektiv erwies sich MFGT für Patienten mit einem ersten psychotischen Schub, die in emotional hoch belasteten Familien leben, in denen antipsychotische Medikamente allein nicht ausreichen.

In Großbritannien wurde das Modell weiterentwickelt und an die spezifischen Bedürfnisse sozial marginalisierter Familien angepasst. Hier zeigte sich, dass durch die multifamiliäre Gruppensituation mehrere Perspektiven entstehen, die eine Offenheit für Veränderungen fördern. Die gemeinsame Erfahrung von Solidarität und der Abbau sozialer Isolation manifestieren sich in Rückmeldungen der Teilnehmer, die betonen, nicht mehr allein zu sein und gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Diese soziale Vernetzung und die geteilte Erfahrung von ähnlichen Belastungen mindern das Gefühl der Scham und fördern den Aufbau von Vertrauen.

Internationale Programme wie das TIPS-Projekt in Norwegen und Dänemark oder das multifamilientherapeutische Angebot in Singapur ergänzen das Spektrum mit strukturierten, langfristigen Interventionen, die neben Medikamenten und Einzelsitzungen psychoedukative Gruppenarbeit integrieren. Dort profitieren Patienten und Familien von einem umfassenden Ansatz, der neben medizinischer Behandlung auch psychosoziale, kreative und praktische Unterstützungsmaßnahmen umfasst. Die Teilnahme ermöglicht es, Stress zu reduzieren, das Verständnis für die Erkrankung zu vertiefen und soziale Kompetenzen auszubauen. Dabei zeigen sich Herausforderungen im Teilen sensibler persönlicher Inhalte, doch überwiegt die Erfahrung gegenseitiger Unterstützung und das Gefühl, für zukünftige Probleme besser gerüstet zu sein.

In ressourcenarmen Regionen wie Bosnien-Herzegowina konnte eine auf sechs monatliche Sitzungen beschränkte MFGT das Lebensqualitätsniveau der Teilnehmer signifikant verbessern und die Wiederaufnahmequote ins Krankenhaus verringern. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung solcher kosteneffektiven, gemeinschaftsbasierten Therapieformen in unterschiedlichen sozioökonomischen Kontexten.

Der spanische Ansatz der „Interfamily Group Therapy“ betont das kollektive Lernen in der Gruppe, bei dem alle Familienmitglieder zugleich Co-Therapeuten sind. Dieses Modell fördert das Vertrauen und die Solidarität unter den Teilnehmern und ermöglicht eine tiefgehende emotionale Auseinandersetzung in einem sicheren Rahmen. Die Rolle der Therapeuten ist vor allem die Unterstützung der Verbindungen zwischen den Familien und die Förderung eines offenen Austauschs, der neue Wege der Interaktion ermöglicht.

Die Effektivität multifamilientherapeutischer Gruppen beruht nicht allein auf der Vermittlung von Wissen oder der Symptombehandlung, sondern auf der Aktivierung sozialer Ressourcen, der Deeskalation pathogener Machtstrukturen und der Ermöglichung neuer Kommunikationsmuster. Das Verständnis dieser Therapieform verlangt, dass Leser die Komplexität familiärer Wechselwirkungen und die Bedeutung sozialer Eingebundenheit begreifen. Psychotische Erkrankungen sind demnach nicht nur individuelle Pathologien, sondern Phänomene, die im Kontext sozialer Beziehungen entstehen und sich dort verändern lassen. Die Therapie wird dadurch zu einem gemeinschaftlichen Lernprozess, der sowohl Patienten als auch Familienmitglieder stärkt und isolierende Stigmata aufbricht.

Für den Leser ist es zudem wichtig zu erkennen, dass die Integration von multifamiliären Therapieformen in psychiatrische Behandlungskonzepte den Blick auf psychische Erkrankungen grundlegend erweitert. Die Vielfalt der kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen, in denen solche Programme angewandt werden, zeigt die Anpassungsfähigkeit und Wirksamkeit des Ansatzes. Ein umfassendes Verständnis umfasst dabei auch die Grenzen und Herausforderungen, etwa die emotionale Belastung beim Teilen persönlicher Erfahrungen und die Notwendigkeit professioneller Begleitung, die Sicherheit und Vertraulichkeit gewährleistet.

Wie wirken institutionelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf wissenschaftliche Zeitschriften und ihre Veröffentlichungspraxis?

Wissenschaftliche Zeitschriften sind nicht nur Orte der Wissensvermittlung, sondern auch Symbolräume, die durch institutionelle, ideologische und wirtschaftliche Kontexte geprägt werden. Die Veröffentlichung von Artikeln in akademischen Fachzeitschriften erfolgt nicht isoliert, sondern ist eingebunden in eine komplexe Wechselbeziehung zwischen lokalen und trans-lokalen Praktiken, die sowohl von wissenschaftlichen Institutionen als auch von übergeordneten wirtschaftlichen Kräften beeinflusst werden. Diese Wechselwirkungen formen die Art und Weise, wie Wissenschaft und Forschung präsentiert und bewertet werden.

Die akademischen Zeitschriften befinden sich in einem historischen und ideologischen Kontext, der stark von den Institutionen geprägt wird, die diese Publikationen betreiben. Universitäten und wissenschaftliche Gesellschaften schreiben dabei nicht nur die inhaltlichen, sondern auch die formalen Kriterien für die Zulassung von Artikeln vor. Dies umfasst beispielsweise die spezifischen Schreibkonventionen, wie sie im „Publication Manual of the American Psychological Association“ (APA, 2020) festgelegt sind. Solche Normen beeinflussen nicht nur die Struktur und den Stil der Texte, sondern auch die Wahrnehmung dessen, was als „gute“ wissenschaftliche Arbeit gilt.

Ein weiteres maßgebliches Element ist die Bewertung von Zeitschriften durch sogenannte Impact-Faktoren, die auf der Anzahl der Zitationen beruhen. Dieser Index misst den Einfluss einer Zeitschrift innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und hat erhebliche Auswirkungen auf die Karrierewege von Wissenschaftlern. Bei der Bewertung von akademischen Leistungen werden solche Kennzahlen zunehmend herangezogen, um wissenschaftliche Karrieren zu beurteilen, was den Druck auf Forscher verstärkt, in hochrangigen Zeitschriften zu veröffentlichen. Gleichzeitig gibt es die Diskussion über den Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf die Veröffentlichungspraxis. Die hohen Kosten für den Zugang zu wissenschaftlichen Texten, die Universitäten und Forschungsinstitute zahlen müssen, stellen eine zusätzliche Hürde dar, die von den Institutionen oft durch teure Abonnements gedeckt wird.

Eine besonders umstrittene Entwicklung ist das Open-Access-Modell, bei dem die Kosten für die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln auf die Autoren selbst abgewälzt werden. Hierbei müssen Forscher häufig auf Drittmittel oder Forschungsstipendien zurückgreifen, um die Publikationsgebühren zu decken. Doch nicht alle Wissenschaftler haben Zugang zu solchen Mitteln, was zu einer weiteren Ungleichheit innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft führt. Zudem hat die Digitalisierung der wissenschaftlichen Zeitschriften neue Probleme mit sich gebracht, darunter das Aufkommen sogenannter „Raubzeitschriften“, die von den modernen Technologien profitieren. Diese „Predatory Journals“ täuschen vor, echte wissenschaftliche Zeitschriften zu sein, ohne jedoch den wissenschaftlichen Standards zu entsprechen. Sie locken Forscher an, die bereit sind, für die Veröffentlichung zu bezahlen, ohne eine tatsächliche Peer-Review oder Qualitätskontrolle zu erhalten.

Die Digitalisierungswelle hat die Dynamik der wissenschaftlichen Veröffentlichung weiter verändert. Online-Plattformen ermöglichen eine schnellere und breitere Verbreitung von Forschungsergebnissen, was einerseits den Zugang zu Wissen erleichtert, andererseits aber auch die Qualität und Verlässlichkeit von Veröffentlichungen in Frage stellen kann. Die Schnelligkeit der Veröffentlichung und der Druck, ständig neue Ergebnisse zu präsentieren, haben zu einer Veränderung des wissenschaftlichen Diskurses geführt. Der Wert von sorgfältiger Überprüfung und fundierter Diskussion wird oft zugunsten der Schnelligkeit und der Zahl der veröffentlichten Artikel vernachlässigt.

Die Zeitschriften selbst sind demnach nicht nur die Endprodukte wissenschaftlicher Arbeit, sondern vielmehr der Ausgangspunkt für einen Dialog zwischen verschiedenen Akteuren: Herausgebern, Autoren, Lesern, sowie den professionellen Verbänden, die solche Zeitschriften herausgeben. Diese Akteure sind in einem ständigen Austausch miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Der Peer-Review-Prozess, der in vielen Fachzeitschriften eine zentrale Rolle spielt, ist ein weiteres Beispiel für die Interdependenz zwischen den Akteuren der wissenschaftlichen Veröffentlichung. Während der Peer-Review als Qualitätskontrolle angesehen wird, werfen Kritiker die Frage auf, inwieweit dieser Prozess immer noch objektiv und transparent ist oder ob er, wie viele andere Institutionen in der akademischen Welt, von Machtverhältnissen und institutionellen Zwängen geprägt wird.

Es ist daher entscheidend, sich der zugrunde liegenden ideologischen und institutionellen Kräfte bewusst zu werden, die diese Veröffentlichungspraxis bestimmen. Die wissenschaftlichen Zeitschriften sind nicht neutrale Medien, die nur Wissen vermitteln, sondern sie sind in einen komplexen, ideologisch geprägten Diskurs eingebettet, der die Art und Weise, wie Wissen produziert und verbreitet wird, maßgeblich beeinflusst. Es ist wichtig, dass sich sowohl Herausgeber als auch Autoren der Verantwortung bewusst sind, die mit der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Texten verbunden ist, und dass sie sich der institutionellen und wirtschaftlichen Strukturen stellen, die diese Praxis immer wieder neu definieren.

Wie digitale Supervision die Arbeit von Therapeuten verändert: Eine tiefere Betrachtung

Die digitale Supervision hat in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung gewonnen. Sie bietet eine Reihe von Möglichkeiten und Herausforderungen, die das traditionelle Modell der Supervision von Therapiesitzungen in einem physischen Raum in ein neues Licht rücken. Ein Element, das durch den digitalen Raum besonders verstärkt wird, ist die Rolle des Supervisors als Facilitator, weniger als therapeutische Führungsperson. Die alltägliche Erfahrung des „Versehentliches Stummschalten“ und die daraus resultierende Erkenntnis über die Bedeutung der Stille als Teil des Supervisionsprozesses ist eine interessante Metapher für diese Entwicklung. Die Frage, ob Stille als ein Hilfsmittel zur Förderung von Reflexion und Achtsamkeit dienen kann, öffnet neue Perspektiven.

Ein weiterer Vorteil der digitalen Supervision könnte durch den Einsatz eines geteilten Bildschirms auf einem größeren oder dualen Monitor erzielt werden. Während der Sitzung könnte eine Seite des Bildschirms dazu genutzt werden, Forschungsergebnisse oder grafische Darstellungen zu präsentieren, die die Supervisionspraxis untermauern, während die Sitzung – sei es die vorbereitende, therapeutische oder Debriefing-Phase – in Echtzeit auf der anderen Seite dargestellt wird. Dies eröffnet eine neue Möglichkeit, verschiedene Rollen wie Mentor, Coach, Trainer oder Gutachter in den Supervisionsprozess zu integrieren. Diese digitalen Hilfsmittel können jedoch auch zu Stolpersteinen werden. So bleibt die Frage, wie der Supervisor auch in einem digitalen Raum seine körperliche Präsenz und emotionale Achtsamkeit bewahren kann.

Ein hilfreicher Übergang zwischen den digitalen und analogen Paradigmen wurde von Peter Rober (2017) beschrieben, insbesondere im Hinblick auf die Förderung des „inneren Supervisors“. Diese Methode ist besonders wertvoll, um die Dynamiken von Macht und Verantwortung zu adressieren und die kollektive Dimension der Supervision zu betonen. Der Versuch, die Verantwortung für die Supervision einer ganzen Klinik zu übernehmen und zwischen verschiedenen Rollen wie Coach, Lehrer, Mentor und Administrator zu wechseln, kann herausfordernd sein. Oft jedoch wird der Wunsch spürbar, die Machtverhältnisse zu dezentrieren, um eine Kultur zu fördern, in der die „inneren Supervisoren“ aller Teammitglieder zur kollektiven Selbstsupervision beitragen. Diese „Selbstsupervision“ schafft ein Umfeld, in dem das Team als Ganzes mehr ist als die Summe seiner Teile, was sich positiv auf die therapeutische Arbeit auswirkt.

Eine bedeutende Herausforderung in der Supervision von Online-Therapie ist das Potenzial der Klientenmuster, die sich auf die Teamdynamik übertragen können. Dieses Phänomen, als Isomorphismus bekannt, beschreibt die Tendenz, dass die Muster innerhalb eines Systems auch in anderen Systemen wiederholt werden. Die familiären Muster, die in der therapeutischen Arbeit eine Rolle spielen, finden oftmals Parallelen in den Mustern des klinischen Teams. Dies erfordert vom Supervisor ein besonderes Augenmerk darauf, in der Reflexion nicht in die Rolle des zweiten Therapeuten zu schlüpfen, sondern die Balance zwischen der Führung und der Reflexion als Supervisor zu wahren. Online-Supervision bietet hier eine wertvolle Gelegenheit, sich verstärkt der Reflexion zuzuwenden und sich weniger von der therapeutischen Arbeit ablenken zu lassen.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der digitalen Supervision ist der Fokus auf die Frage, wie man als Supervisor den Klienten und das Team emotional erreichen kann. Dies geschieht häufig durch gezielte Fragen, die die Ressourcen der Teammitglieder mit den Bedürfnissen der Familie in Einklang bringen. Auch die Methode der zirkulären Fragen, die die Teammitglieder dazu anregt, die Stärken des anderen zu erkennen, spielt eine zentrale Rolle. Solche Fragen können die Reflexion fördern und dazu beitragen, dass das Team seine eigenen Ressourcen und Stärken besser erkennt und auf die Bedürfnisse der Klienten ausrichtet.

In der Supervision von weniger erfahrenen Therapeuten, insbesondere solchen, die noch nicht vollständig qualifiziert sind, konzentriert sich der Supervisor häufig auf Struktur und den Ausbau des Selbstvertrauens. Dies kann durch spezifische Einzelstunden geschehen, in denen man beispielsweise mit den Therapeuten das richtige Vorgehen in einer Familientherapie übt oder Alternativen zu strategischen, geschlossenen Fragen aufzeigt. Für erfahrene Therapeuten wird der Supervisionsprozess oft weniger strukturiert, wobei hier der Supervisor vor allem die Autonomie fördert und das Vertrauen in die eigene Praxis stärkt.

Die digitale Supervision hat in den letzten Jahren die Möglichkeit eröffnet, die Supervision flexibler und interaktiver zu gestalten. Insbesondere durch den Einsatz von Online-Plattformen und digitalen Tools wird der Prozess sowohl für den Supervisor als auch für das Team transparenter und dynamischer. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass der Supervisor immer auch die ethischen und fachlichen Standards wahren muss, um das Vertrauen und die Wirksamkeit der Supervision zu sichern. Die Herausforderung besteht darin, dass digitale Tools die emotionale und zwischenmenschliche Dimension der Supervision nicht vollständig ersetzen können. Die menschliche Verbindung bleibt, auch in einem digitalen Raum, das Fundament jeder erfolgreichen therapeutischen Arbeit.