Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 2016 kann nicht isoliert betrachtet werden. Sie ist vielmehr ein Produkt eines historischen Prozesses, der tief in der spezifischen geographischen und politischen Struktur des US-amerikanischen Rassenstaates verwurzelt ist. Während viele politische Kommentatoren und Akademiker die Wahl Trumps im Kontext von weißer Vorherrschaft und Rassismus analysiert haben, bleibt es entscheidend, die Aufstiegsgeschichte Trumps in Verbindung mit einem weißen gegenrevolutionären politischen Diskurs zu verstehen. Diese politische Bewegung geht auf die Angst vor einem Verlust von Privilegien und Machtpositionen zurück, die durch die gesellschaftliche Veränderung und den Aufstieg von Minderheiten ausgelöst wurden.
Trump, als Person und als Symbol dieser Bewegung, rief eine breite Welle populistischer und rassistischer Rhetorik hervor, die sich zunehmend gegen Migranten, Muslime, und insbesondere gegen Afroamerikaner richtete. Seine Berühmtheit, die er durch seine Reality-TV-Show „The Apprentice“ erlangte, vermittelte ein Bild von Erfolg und Macht, das in der amerikanischen Gesellschaft stark idealisiert wird. Doch hinter dieser populistischen Fassade verbarg sich eine tiefere, gefährlichere Botschaft: Trump rückte die weiße Identität ins Zentrum seines Wahlkampfes und appellierte an die Ängste der weißen Arbeiter- und Mittelschicht. Dies erfolgte vor allem durch eine Vielzahl an rassistischen Aussagen, die das Bild eines „feindlichen Anderen“ konstruierten, das als Bedrohung für die weiße Kultur und Lebensweise dargestellt wurde. Als er seine Präsidentschaftskandidatur ankündigte, war sein erster großer Skandal seine abfällige Bemerkung über mexikanische Migranten. Trump charakterisierte sie als Kriminelle und „Vergewaltiger“, was von vielen als rassistisch wahrgenommen wurde. Doch dieser Kommentar sollte nicht als ein isoliertes Ausrutscher betrachtet werden, sondern als Teil einer bewusst gelebten Strategie, die auf weiße Ängste vor dem Verlust von Status und Privilegien abzielte.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Geschichte der Vereinigten Staaten von Anfang an mit der Konstruktion von Rassenkategorisierungen und der damit verbundenen sozialen Hierarchie durchzogen ist. Das politische System der USA hat immer wieder auf die weiße Identität zurückgegriffen, um gesellschaftliche Veränderungen zu verhindern, die das kapitalistische System und die damit verbundene soziale Ordnung gefährden könnten. In Krisenzeiten, sei es wirtschaftlich oder politisch, wandte sich das System immer wieder an die weiße Mittelschicht und Arbeiterklasse, um die bestehenden Strukturen zu stabilisieren und Veränderungen zu unterdrücken. Trump ist ein Produkt dieses Prozesses. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten reagierten viele weiße Wähler auf Trumps Versprechungen, das Land „wieder groß zu machen“, indem er die Schuld für ihre Probleme auf andere, insbesondere auf Migranten, schob. Dies lenkte von den strukturellen Problemen des Kapitalismus ab und machte eine rassistische Mobilisierung der Wählerschaft möglich.
Die Wahl Trumps ist nicht nur ein Produkt seiner eigenen Rhetorik, sondern auch Ausdruck einer längeren Tradition von weißer Vorherrschaft, die immer dann zum Vorschein tritt, wenn die soziale Ordnung durch Veränderungen bedroht wird. Der Aufstieg des weißen Populismus, der Trumps Wahlkampf kennzeichnete, ist eine Reaktion auf die wachsende Angst unter weißen Amerikanern, dass ihre sozialen, kulturellen und ökonomischen Privilegien durch die soziale Integration von Minderheitengruppen bedroht werden könnten. In der Geschichte der USA wurde diese Angst immer wieder von politischen Eliten instrumentalisiert, um die Gesellschaft zu polarisieren und eine breite Wählerschaft zu mobilisieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den man in diesem Zusammenhang betrachten sollte, ist der Fokus auf eine „normale“ weiße Männlichkeit, die Trump in seiner Rhetorik als Inbegriff von Stärke und patriotischem Ideal präsentierte. Dieser Fokus auf eine idealisierte weiße Männlichkeit ist ein weiteres Element der weißen Gegenrevolution, die jegliche progressive Bewegung zurückzudrängen sucht. Trump inszenierte sich als Beschützer dieser „traditionellen Werte“, indem er sich gegen progressive soziale Bewegungen stellte, die mehr Rechte für Minderheiten und Frauen forderten. Er verband dies mit einer ideologischen Vorstellung von „wahrer“ amerikanischer Männlichkeit, die tief in der Geschichte der US-amerikanischen Kultur und Politik verwurzelt ist.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Rolle des weißen Arbeiters und der Mittelschicht in der Aufrechterhaltung des Status quo. Die systemische Ausbeutung der Arbeiterklasse, besonders der weißen Arbeiter, wurde durch Trump als das Ergebnis des internationalen Wettbewerbs und der Globalisierung dargestellt. Indem er die Schuld auf „die anderen“ schob, insbesondere auf Migranten und ausländische Mächte wie China, konnte er die Aufmerksamkeit von den wirklichen Ursachen der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit ablenken. Dies war eine bewusste Strategie, um eine breite Basis zu schaffen, die sich in der Vorstellung vereinte, dass ihre sozialen, ökonomischen und kulturellen Vorteile wiederhergestellt werden müssten – und dass dies nur durch die Bewahrung der „weißen Vorherrschaft“ möglich sei.
Zusätzlich zur Betrachtung der politischen und sozialen Dimension von Trumps Wahl ist es von Bedeutung, das Zusammenspiel von Rassismus und Kapitalismus zu verstehen. Der US-amerikanische Kapitalismus ist nicht nur ein Wirtschaftssystem, sondern auch ein soziales System, das rassistische Strukturen verstärkt und aufrechterhält. Diese Verflechtung von Rassismus und Kapitalismus hat nicht nur Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage der marginalisierten Gruppen, sondern auch auf die politische Struktur des Landes. Das Erbe des Sklavenhandels, die Jim-Crow-Gesetze und die fortdauernde Diskriminierung von Afroamerikanern sind nach wie vor in vielen politischen und sozialen Bereichen präsent. Trump konnte mit seiner Politik an diese alten Ängste und Ressentiments anknüpfen und diese gezielt ansprechen.
Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass wir die Wahl Trumps nicht nur als das Ergebnis einer einmaligen politischen Bewegung verstehen, sondern als Ausdruck tieferliegender rassistischer Strukturen, die die US-amerikanische Gesellschaft durchziehen. Dies erfordert eine eingehende Auseinandersetzung mit der Geschichte des Rassismus und der weißen Vorherrschaft in den USA und den politischen Gegebenheiten, die diese Strukturen aufrechterhalten.
Wie weiße Vorherrschaft die soziale und politische Ordnung in den USA beeinflusst
Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist untrennbar mit den systematischen Praktiken der Sklaverei und der anhaltenden Diskriminierung von Afroamerikanern verbunden. Martin Luther King Jr. formulierte 1967 in seinem Werk Where Do We Go From Here? Chaos or Community die Problematik der amerikanischen Identität in Bezug auf Rasse als schizophren: Einerseits gründeten sich die USA auf Prinzipien der Gleichheit und Gerechtigkeit, andererseits entstand die Nation durch genozidale Praktiken und versklavte Arbeitskraft. King sprach zwei zentrale Themen an, die für die antirassistische Forschung von Bedeutung sind: die Rolle der Sklaverei und die anhaltende Existenz von Anti-Schwarzem Rassismus als Grundlage des US-amerikanischen Rassensystems. Diese Einsichten legen den Grundsatz nahe, dass die Unterdrückung von Schwarzen nicht nur grundlegend für die USA war, sondern auch die vielfältigen Formen der Rassendiskriminierung prägte, die das rassistische Hierarchiesystem in den Vereinigten Staaten bis heute bestimmen.
Die Struktur der Sklaverei in den USA führte zur Einführung von Schwarzsein als dauerhaftem Eigentum, was tief in die politische Ökonomie der Vereinigten Staaten eingebettet wurde. Clyde Woods beschreibt diese Praxis als eine „spatialisierte Ausdrucksform weißer Vorherrschaft“, die aus dem Bedürfnis heraus entstand, Schwarze zu kontrollieren und in bestimmten geographischen und sozialen Kontexten zu isolieren. Diese Logiken, die tief mit den Praktiken des Plantagenwirtschaft verbunden sind, führten zu einer Vielzahl rassistischer Allianzen über verschiedene gesellschaftliche und kulturelle Grenzen hinweg, die vom antebellum Zeitalter bis in die Gegenwart reichten.
Eine der wesentlichen Komponenten, die zur Konsolidierung der weißen Vorherrschaft in den USA beitrugen, ist die Art und Weise, wie „Whiteness“ – das kulturelle und soziale Konstrukt der weißen Identität – strategisch eingesetzt wurde, um soziale und wirtschaftliche Krisen zu bewältigen. Anti-schwarzer Rassismus hat sich nicht nur zur Stärkung der „europäischen ethnischen Identität“ entwickelt, sondern auch als Mittel zur Expansion der „rassischen Konfigurationen von Weißsein“ (Shabazz, 2015). Diese Konfigurationen sind ein Versprechen des Fortschritts für diejenigen, die nicht Schwarz sind, und fungieren oft als politisches und soziales Versprechen, das die bestehenden Machtverhältnisse stabilisiert.
Die Praxis der rassistischen Diskriminierung in den Vereinigten Staaten ist nicht nur eine Geschichte von Unterdrückung, sondern auch eine Geschichte von Anpassungsfähigkeit. Wenn die politische und ökonomische Lage in den USA sich verändert oder Minderheitengruppen scheinbar Fortschritte in Richtung wirtschaftlicher oder sozialer Gleichstellung erzielen, passt sich der US-amerikanische rassistische Staat an, um die privilegierte Position der weißen Bevölkerung weiterhin zu sichern. Dies geschieht auf eine Weise, die tief in die materiellen Realitäten der Ausbeutung eingebettet ist, und die sich durch die kontinuierliche Unterdrückung und Dominanz racialisierter, geschlechtsspezifischer und sexueller Minderheiten zeigt. In diesem Kontext erscheint „Whiteness“ als ein Zustand, der stets im Werden ist – es ist eine sich ständig verändernde und anpassungsfähige Konstruktion.
Ein weiteres zentrales Element dieser Theorie ist die „weiße Reaktion“ auf Fortschritte von Schwarzen und anderen Minderheitengruppen. Wann immer Schwarze oder andere unterdrückte Gruppen Fortschritte auf den Gebieten der Bürgerrechte, Wirtschaft oder Gesellschaft erzielen, entsteht als Reaktion darauf häufig eine „weiße Gegenreaktion“, die als Bedrohung für den bestehenden rassistischen Status quo wahrgenommen wird. Dies war bereits von Martin Luther King Jr. erkannt worden, der die Tragik dieser „Doppelidentität“ der Vereinigten Staaten betonte, die es der Gesellschaft unmöglich machte, einen nachhaltigen Schritt in Richtung echter Gerechtigkeit für Afroamerikaner zu machen. King bemerkte, dass das Land in seiner Haltung zu afroamerikanischen Gruppen ständig zwischen Anziehung und Abstoßung schwankte und nie wirklich bereit war, Gerechtigkeit für Schwarze zu verwirklichen.
Diese historische Dynamik tritt auch in der Wahl von Donald Trump als Präsident zutage. Trump verstand es, Ängste zu schüren, die die privilegierte Stellung der weißen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten bedroht sahen. Trump’s Rhetorik, wie etwa sein Slogan „Make America Great Again“, verband sich mit einer politischen Agenda, die auf eine Umkehrung der sozialen und politischen Errungenschaften von Frauen, Migranten, Schwarzen und anderen Minderheitengruppen abzielte. Trumps Erfolg ist damit ein weiteres Beispiel für die langfristige und tief verwurzelte geografische und soziale Geschichte von Rassismus und Weißsein in den USA.
Die Frage, wie weiße Vorherrschaft als eine Art „konterrevolutionäre Bastion“ gegen fortschrittliche und sogar radikale Veränderungen fungiert, ist entscheidend für das Verständnis des modernen amerikanischen politischen Systems. Dies geht auf die Debatten zurück, die W.E.B. Du Bois in seinem Werk Black Reconstruction in America (1935) anregte. Du Bois zeigte auf, wie weiße Arbeiter, die nach dem amerikanischen Bürgerkrieg ihre eigene soziale und ökonomische Stellung gegen die Freiheit und die Bestrebungen der befreiten Schwarzen stellten, eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des rassistischen Status quo spielten. Die Geschichte der Sklaverei und ihre Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Struktur der USA bieten eine Grundlage für das Verständnis der gegenwärtigen politischen und sozialen Landschaft.
Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie rassistische Praktiken und soziale Konstruktionen, die in den historischen Praktiken der Sklaverei und der Plantagenwirtschaft verwurzelt sind, auch heute noch die politische und ökonomische Ordnung in den USA beeinflussen. Diese Mechanismen der Unterdrückung und der Anpassungsfähigkeit ermöglichen es dem rassistischen Staat, seine Struktur der Ungleichheit aufrechtzuerhalten, auch in Zeiten scheinbaren sozialen Fortschritts.
Wie die "psychologische Lohn" der Weißheit und weiße Überlegenheit die amerikanische Gesellschaft prägen
Die Dynamik von Rassismus und weißen Machtstrukturen in den Vereinigten Staaten ist tief in der Geschichte des Landes verwurzelt. Diese Strukturen zeigen sich nicht nur in der Vergangenheit, sondern prägen auch die politische und soziale Landschaft bis in die Gegenwart. Laut Berichten des Southern Poverty Law Center (SPLC) und des FBI sind die realen Phänomene von weißer Überlegenheit und rassistischer Gewalt kein Zufall, sondern Teil der langen Geschichte der USA. Diese Elemente sind ein integraler Bestandteil der Nation und spiegeln eine spezifische Form des anti-schwarzen Rassismus wider, der seit der Gründung des Landes existiert.
Ein wiederkehrendes Muster wird deutlich: Immer wenn afroamerikanische und andere Minderheitengruppen Fortschritte in ihren Bürgerrechten machen oder wenn Weiße ihre gesellschaftliche Position als gefährdet wahrnehmen, kommt es zu einem Anstieg von Gewalt und Widerstand von weißen supremacist Gruppen. Dieser Widerstand ist nicht nur ein isoliertes Phänomen, sondern vielmehr eine Reaktion auf die wahrgenommene Bedrohung der sozialen Hierarchie, die tief in der US-amerikanischen Gesellschaft verankert ist. Dieser Zyklus von Fortschritt und Gegenreaktion verdeutlicht eine fundamentale Wahrheit über die Entwicklung der Vereinigten Staaten: Weiße Überlegenheit ist nicht nur eine Ausnahme, sondern ein durchgehendes Thema, das die politische und soziale Struktur der Nation von Anfang an beeinflusst hat.
W.E.B. Du Bois‘ Konzept des „psychologischen Lohnes“ ist zentral, um diese Dynamiken zu verstehen. Du Bois beschreibt, wie weiße Arbeiter, trotz ihrer wirtschaftlichen Ausbeutung im Kapitalismus, durch ihre „Weißheit“ einen psychologischen Vorteil erhielten. Dieser Vorteil kompensierte die materiellen Entbehrungen, die sie im Kapitalismus erlebten. Weiße Bürger genossen öffentliche Höflichkeit und Respekt und wurden in der Gesellschaft bevorzugt behandelt, was ihnen eine besondere soziale Stellung verschaffte. In Du Bois’ Analyse zeigte sich, dass diese „psychologische Belohnung“ das Gefühl der Überlegenheit verstärkte und die weiße Arbeiterklasse davon abhielt, mit anderen Minderheiten zu kooperieren und gegen die strukturellen Ungleichheiten des Systems zu kämpfen. Vielmehr wurden sie in die Verteidigung ihrer sozialen Stellung hineingezogen, was nicht selten mit Gewalt und Rechtsbrüchen einherging.
Diese soziale Struktur und die damit verbundenen Privilegien sind tief in der Identität von „Weißsein“ verwoben. Es ist nicht nur eine Frage der Hautfarbe, sondern der sozialen und kulturellen Position, die weiße Menschen in der Gesellschaft einnehmen. Du Bois‘ Idee des „psychologischen Lohnes“ hilft zu erklären, warum weiße Arbeiter und Mittelschichten oft in rassistische und nationalistischer Bewegungen gezogen wurden, auch wenn ihre ökonomische Lage durch den Kapitalismus nicht verbessert wurde. Die Vorstellung von „Weißsein“ als wertvolles und privilegiertes Merkmal der Gesellschaft war so stark, dass sie den sozialen Zusammenhalt unter den weißen Klassen untergrub und sie in den Dienst eines rassistischen Systems stellte.
Die Geschichte der Rassenkapitalismus in den USA verstärkt diese Ideen weiter. Rassenkapitalismus beschreibt den wirtschaftlichen und sozialen Mechanismus, durch den rassistische Ungleichheiten für die Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Systems genutzt werden. Wenn das Land in soziale und wirtschaftliche Krisen gerät, wie dies regelmäßig der Fall ist, dann wird Rassismus oft als Mittel zur Stabilisierung des Systems genutzt. In solchen Krisenzeiten wird die weiße Überlegenheit reaktiviert, um soziale Veränderungen zu verhindern und den bestehenden kapitalistischen Status quo zu sichern.
Ein besonders prägnantes Beispiel für diese Mechanismen kann in der modernen Geschichte gefunden werden, als Donald Trump mit seiner Kampagne die Ängste von weißen Arbeitern und der Mittelschicht ansprach. Die Wahl Barack Obamas als ersten schwarzen Präsidenten stellte eine direkte Bedrohung für die „psychologischen Löhne“ der weißen Mehrheitsgesellschaft dar. Diese Bedrohung verstärkte die Wahrnehmung, dass Weiße ihre privilegierte Position im Land verlieren könnten. Trump nutzte diese Ängste geschickt und verstärkte die Vorstellung, dass Weiße in den USA bald zur Minderheit werden könnten, während gleichzeitig „die Ausländer“ und „die anderen“ als Bedrohung für die amerikanische Kultur und Wirtschaft dargestellt wurden.
Diese politische Strategie knüpfte an tiefer liegende Ängste und Vorurteile an, die seit Jahrhunderten in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelt sind. Es war nicht nur die Reaktion auf wirtschaftliche Krisen, sondern auch die Wahrnehmung einer sozialen Krise, die durch die politische und gesellschaftliche Integration von Minderheiten und Migranten angeheizt wurde. Der rassistische Populismus, der Trump und seiner Anhängerschaft den Sieg brachte, ist ein deutliches Beispiel dafür, wie Krisen des sozialen und ökonomischen Reproduktionssystems in den USA durch den Wiederaufstieg der weißen Überlegenheit und nationalistischen Diskurse bearbeitet werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Rassismus in den USA nicht nur ein Produkt individueller Vorurteile oder Diskriminierungen ist, sondern tief in der politischen Ökonomie und den sozialen Strukturen verankert. Der „psychologische Lohn“ von Weißsein und die Funktion von Rassismus als Mittel zur Aufrechterhaltung sozialer und ökonomischer Hierarchien sind entscheidend, um die politische Landschaft der USA zu begreifen. Rassismus ist nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern auch ein strukturelles Phänomen, das mit den fundamentalen Dynamiken des Kapitalismus und der sozialen Reproduktion verwoben ist.
Ein weiteres wichtiges Element, das hier berücksichtigt werden sollte, ist der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Instabilität und rassistischen Reaktionen. In Zeiten wirtschaftlicher Krisen oder zunehmender sozialer Ungleichheit suchen viele Menschen nach einer einfachen Erklärung und einem Sündenbock für ihre Miseren. Diese Dynamik führt häufig zu einer verstärkten Identifikation mit der eigenen ethnischen oder nationalen Gruppe, die als „wir“ gegen „die anderen“ abgesetzt wird. Diese Prozesse spielen eine entscheidende Rolle bei der Verstärkung von xenophoben und rassistischen Tendenzen in Krisenzeiten. Das Zusammenspiel von Angst, Unsicherheit und einer fragmentierten sozialen Struktur schafft fruchtbaren Boden für die Wiederbelebung von weißen supremacist Ideologien.
Wie die Wirtschaftskrise und der Rassismus in den USA die politische Landschaft prägten
Die zunehmende wirtschaftliche Krise stellte den Lebensstil breiter Bevölkerungsschichten in den USA infrage. Politische Akteure, die oft große Geldsummen in die Hand nahmen, erneuerten alte Strategien der weißen Vorherrschaft und Rassismus, die tief in der amerikanischen Politik verwurzelt sind. In den letzten Jahrzehnten haben umfassende Veränderungen in der US-Wirtschaft viele der Arbeitsplätze bedroht oder zerstört, auf die Arbeiter und Menschen der Mittelklasse angewiesen waren, um ihren Anteil am „American Dream“ zu sichern. Es ist notwendig, die Trump-Koalition über das enge Verständnis hinaus zu betrachten, das viele Kommentatoren vertreten, und die Kernwählerschaft von Trump genauer zu untersuchen.
Nach den Wahlen analysierte die „Voter Study Group“ die Wähler von Trump, um zu verstehen, welche Themen ihre Wahlentscheidung beeinflussten. Diese Forschungsgruppe setzte sich aus über 24 Akademikern zusammen, die über das politische Spektrum hinweg zusammenarbeiteten, und ihre Analyse gilt als eine der umfassendsten Untersuchungen zu den Wählern von Trump und den Beweggründen für ihre Entscheidung (Drutman, 2017). Die Gruppe stellte fest, dass Wähler, die wirtschaftlichen Stress erlebten oder fortwährend litten, eher negative Ansichten zu Themen wie Immigration und Terrorismus entwickelten. Dies zeigte, wie wirtschaftliche Belastungen mit kulturellen Ängsten verknüpft wurden (Drutman, 2017). Diese Ansichten häuften sich insbesondere bei Swing-Wählern, die von Obama zu Trump wechselten und in der Regel eine negative Haltung zur allgemeinen Wirtschaftslage und ihrer eigenen finanziellen Situation hatten. Die Analyse der Gruppe zeigte, dass diese Sichtweisen den Wählern halfen, sich stärker für Trumps Botschaft zu öffnen, sowohl in Bezug auf die Wirtschaft als auch auf andere Themen (Drutman, 2017). Darüber hinaus fand die Studie eine Korrelation zwischen der „Überzeugung, dass Schwarze in der Gesellschaft vorankommen könnten – ohne besondere Privilegien wie sie bei früheren Einwanderergruppen vorlagen – und einer starken negativen Haltung gegenüber Muslimen und illegaler Immigration“ (Drutman, 2017).
Eine neuere Studie, die in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht wurde, dokumentiert, dass der Wechsel von Wählern, die ihre Unterstützung von den Demokraten zu den Republikanern in der letzten Wahl verlagerten, durch das Gefühl bedingt war, dass der Verlust des rassischen Status und die Vorstellung, dass der weiße Status als dominante Gruppe durch demografische Veränderungen bedroht wurde, eine treibende Kraft war (Mutz, 2018). Die Studien der „Voter Study Group“ und die jüngsten Arbeiten der National Academy of Sciences belegen, dass eine Kombination aus wirtschaftlichen Ängsten und tief verwurzelten Wahrnehmungen über Rasse und Rassismus in den USA Trump ins Weiße Haus verhalf.
Trumps Wahlkampf zielte auf tief verwurzelte sozio-räumliche Beziehungen ab, die in anti-schwarzem Rassismus und der Geographie des US-rassistischen Staates verankert sind. Feagin erklärt, dass eines der Schlüsselkriterien zum Verständnis von anti-schwarzem Rassismus darin besteht, dass viele Weiße die Schwere vergangener Diskriminierungen leugnen oder nicht erkennen, wie diese historischen Erfahrungen gegenwärtige Realitäten weiterhin beeinflussen (2000: 88). Feagin stellt weiter fest, dass eine entscheidende Haltung der Weißen das „Verklärung der rassistischen Vergangenheit“ ist und die Sehnsucht nach einer Rückkehr zu einfacheren Zeiten (Feagin, 2000: 89). Dies erklärt vielleicht am meisten den Wahlkampf von Trump, „Amerika wieder groß zu machen“ und wie er wirtschaftliche Unsicherheit mit Appellen an den psychologischen Lohn der weißen Identität verband.
Die Veränderungen in der ökonomischen Struktur der USA, die durch die neoliberalen Wirtschaftspolitiken eingeleitet wurden, haben die Situation für viele Menschen der Arbeiter- und Mittelklasse dramatisch verschlechtert. Neoliberale Politik, die auf die Deregulierung der Finanzmärkte und die Öffnung der Grenzen für den Handel mit Waren und Dienstleistungen setzte, hat viele US-Fabriken ins Ausland verlagert, die früher das Lebensumfeld für die Mittelschicht prägten. Gleichzeitig liberalisierten diese Politiken den Finanzsektor, was zu einer Spekulation mit Kapital und der größten Konzentration von Wohlstand seit der Großen Depression führte. Neoliberalismus als Politik unterscheidet sich oft von seiner Theorie, da die Umsetzung dieser Politik sehr ungleich erfolgt (Glassman, 2009). Das Ergebnis dieser Politik war, dass die Mittel- und Arbeiterklasse in den USA zunehmend auf billige Kredite angewiesen war, um ihren Lebensstandard zu finanzieren.
Im Kontext der globalen Finanzialisierung mussten viele Industriebetriebe zunehmend auf Finanzsektoren zurückgreifen, um ihre Gewinne zu maximieren. Saad-Filho argumentiert, dass Finanzialisierung eine Schlüsselrolle im neoliberalen Kapitalismus spielt, weil sie die Transnationalisierung der Produktion unterstützt, die Konzentration von Einkommen und Wohlstand vorantreibt und die politische Hegemonie des Neoliberalismus durch die ständige Drohung der Kapitalflucht sichert (2011: 244). Diese Veränderungen haben vor allem der Arbeiterklasse geschadet, die nun in verstärktem Maße mit Konkurrenzdruck sowohl innerhalb als auch zwischen nationalen Arbeitsmärkten konfrontiert ist.
All dies kulminierte 2007 mit dem Platzen der US-Immobilienblase, was die Weltwirtschaft in eine Phase des langsamen Wachstums führte, die in den USA als „Große Rezession“ bekannt wurde. In den 1990er Jahren und zu Beginn der 2000er Jahre erlebte der US-Wohnungsmarkt ein rapides Wachstum. Niedrige Zinssätze und gelockerte Kreditvergaberichtlinien führten zu einer boomenden Bauwirtschaft. Dieses explosive Wachstum war besonders ausgeprägt in den so genannten „Sunbelt“-Regionen der USA, in denen vor allem Babyboomer und Rentner in Städte wie Arizona, Kalifornien und Florida zogen, um von der florierenden Immobilienwirtschaft zu profitieren. Diese Boom-Periode ermöglichte es den US-Bürgern, mit ihren Häusern Konsumgüter und Schulden zu finanzieren, was zu einer Zeit der ungebremsten Konsumausgaben führte.
Diese wirtschaftlichen Umwälzungen – zusammen mit der wachsenden Bedrohung durch ausländische Konkurrenz – trugen zur Formung der Ängste bei, die Trumps Wahlkampagne anheizten. Dabei wurde die Identität des „weißen Amerikas“ nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als kulturelle Frage dargestellt, die vor dem Hintergrund der demografischen Veränderungen und des globalisierten Marktes in eine existenzielle Krise stürzte.
Wie Trump den Angstfaktor der weißen Mehrheit ansprach: Die Rolle von Rassismus und politischer Strategie in der Wahlkampfmaschinerie
Die Kampagne von Donald Trump spiegelte das Streben nach Homogenität und Stabilität wider, eine Rückkehr zu einem idealisierten Bild des weißen Mannes, der als die dominierende Figur der amerikanischen Gesellschaft betrachtet wird. In den frühen Phasen seines Wahlkampfes, beginnend mit der Eröffnungsrede aus dem Trump Tower, und weitergeführt durch seine oft spaltenden Äußerungen zu mexikanischen Einwanderern, war deutlich erkennbar, dass er eine bestimmte Vision von "Weißsein" verkörperte und diese gezielt ansprach. Trump positionierte sich in Opposition zu verschiedenen "anderen" und zielt auf eine Wählerschaft ab, die nicht nur wirtschaftlich benachteiligt war, sondern auch tief verwurzelte Vorurteile gegenüber Minderheiten und Afroamerikanern hegte. Diese Gruppen wurden von Trump als Bedrohung dargestellt. Seine Angriffe auf mexikanische Einwanderer und seine vagen Appelle an eine Art nationale Solidarität verbanden sich auf drastische Weise mit den rassistischen Diskursen, die auch von Breitbart und anderen rechten Medien propagiert wurden.
Die Voter Study Group und eine Studie der National Academy of Sciences bestätigen, dass Trump besonders die "verlorenen weißen Wähler" ansprach, die sich vom Wirtschaftssystem entfremdet fühlten und zunehmend Minderheiten für ihre prekäre Position verantwortlich machten. Diese Wählerschaft, oft in einem wirtschaftlichen Abstieg begriffen, sah sich durch den demografischen Wandel und die wachsende politische Macht von Minderheiten bedroht. Die Medien, wie Breitbart, spielten eine Schlüsselrolle, indem sie Ängste schürten und Geschichten verbreiteten, die die drohende "Erosion der weißen Mehrheit" thematisierten. Eine Schlagzeile, die kurz vor der Wahl veröffentlicht wurde, lautete: "Tim Kaine feiert das Ende der weißen Mehrheit" und sprach von der wachsenden Bedeutung der Latino-Wählerschaft, was bei rechten Wählern Alarmglocken schrillen ließ. Solche Aussagen, kombiniert mit einer Vielzahl von Artikeln über das Ende der weißen Vorherrschaft, reflektieren eine tief verwurzelte Angst vor dem Verlust der sozialen und politischen Stellung der weißen Bevölkerung.
Diese Ängste haben ihren Ursprung in der sogenannten „psychologischen Lohn“ des Weißseins. Dieser Begriff beschreibt die immateriellen Vorteile, die weiße Menschen aufgrund ihrer Position in der rassischen Hierarchie erleben. Die Geschichte zeigt, dass dieser „psychologische Lohn“ oft genutzt wurde, um die Entfremdung und Ausbeutung der weißen Arbeiterklasse zu überdecken. Der Historiker Roediger argumentiert, dass die Vorteile des Weißseins, die von der rassistischen Hierarchie abhängen, dazu verwendet werden, um Klassenunterschiede zu kaschieren und von den wirtschaftlichen Ungleichgewichten abzulenken, die in einem kapitalistischen System vorherrschen. Dies trifft auch auf die USA zu, wo verschiedene ethnische Gruppen im Laufe der Geschichte versuchten, in die weiße Identität einzutreten, um soziale und zivile Vorteile zu erlangen. Du Bois’ Analyse zeigt auf, dass solche Mechanismen zur Erhaltung des weißen Wohlstands auch politische Möglichkeiten für Kapitalisten und Politiker eröffneten, die Ängste der weißen Arbeiterklasse vor dem Verlust ihrer privilegierten Stellung auszunutzen.
Breitbarts und Trumps Politik basierten auf der Erzeugung von Ängsten und Unsicherheit innerhalb der weißen Arbeiterklasse. Ihre Rhetorik spiegelte nativistische und weiß-suprematistische Diskurse wider, die darauf abzielten, die bestehenden rassistischen Strukturen zu erhalten und auszubauen. Diese Diskurse, welche oft mit der Vorstellung von „weißer Überlegenheit“ und der „Unterlegenheit“ von Schwarzen und Latinos spielten, verstärkten die Befürchtungen vieler weißer Wähler. Trump zog in seinem Wahlkampf immer wieder die Karte des „demografischen Wandels“, indem er die Vorstellung propagierte, dass weiße Wähler bald nicht mehr in der Lage wären, den Ausgang von Wahlen zu beeinflussen, weil zunehmend mehr Minderheitengruppen in die USA kämen.
Die politische Strategie von Trump und seiner Anhänger basiert nicht nur auf der Mobilisierung wirtschaftlich verunsicherter Wähler, sondern auch auf der gezielten Ansprache eines tiefer liegenden, rassistisch motivierten Bewusstseins, das die politische Landschaft der USA prägt. Diese Strategie bedient sich der Angst vor einem Verlust des „alten Amerika“ und verstärkt den Eindruck, dass der gesellschaftliche Wandel eine direkte Bedrohung für die weiße Mehrheit darstellt. In vielen seiner öffentlichen Auftritte sprach Trump wiederholt die Ängste der weißen Arbeiter an, indem er den „demografischen Wandel“ als eine Gefahr für die politische und gesellschaftliche Vorherrschaft der Weißen darstellte.
Es ist entscheidend, diese Dynamiken zu verstehen, um die tieferen sozialen und politischen Auswirkungen der Trump-Kampagne und ihrer Verbindung zur Geschichte des weißen Rassismus in den USA zu begreifen. Trump und seine Anhänger sehen sich nicht nur als politische Akteure, sondern als Verteidiger einer rassistischen Weltanschauung, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat und tief in der sozialen Struktur des Landes verwurzelt ist. Seine Kampagne verkörpert eine Gegenrevolution, die den Status quo der weißen Vorherrschaft aufrechterhalten und die politischen und wirtschaftlichen Strukturen, die diese Dominanz stützen, verteidigen soll.
In diesem Kontext wird deutlich, dass der Aufstieg von Trump nicht nur als ein singuläres politisches Ereignis betrachtet werden kann, sondern als Ausdruck einer viel tieferliegenden rassistischen Geschichte, die die politische und wirtschaftliche Landschaft der USA prägt. Es stellt sich die Frage, inwiefern diese Mechanismen noch immer in der gegenwärtigen politischen Realität wirken und welche langfristigen Konsequenzen sie für die Gesellschaft haben könnten.

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