Die schwarzen und roten Töpferwaren (BRW) sind ein faszinierendes archäologisches Phänomen, das sich in verschiedenen geografischen und kulturellen Kontexten des indischen Subkontinents zeigt. Es gibt viele Theorien zur Entstehung dieses besonderen Keramiktyps. Eine gängige Hypothese bezieht sich auf die sogenannte „umgekehrte Brenntechnik“. Bei dieser Technik werden die Töpfe kopfüber in den Ofen gestellt, wobei Pflanzenmaterialien in ihnen platziert werden. Während des Brennvorgangs wird die Außenseite des Gefäßes oxidierenden Bedingungen ausgesetzt und verfärbt sich rot, während die Innenseite aufgrund reduzierender Bedingungen schwarz wird. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Töpferwaren in zwei Brennrunden durchliefen. Zunächst wurde die Ware rot gebrannt und anschließend erneut gebrannt, sodass eine der Oberflächen schwarz wurde, oder umgekehrt.

Diese schwarzen und roten Töpferwaren sind in vielen Teilen des indischen Subkontinents in verschiedenen kulturellen Kontexten zu finden. Sie tauchen auf neolithischen Siedlungen wie Chirand und Piklihal auf, ebenso wie auf präharappanischen Stätten wie Lothal. Auch auf Harappa-Siedlungen in Gujarat (z.B. Lothal, Surkotada, Rojdi, Rangpur und Desalpur) sind solche Töpferwaren zu finden. In chalcolithischen Siedlungen des mittleren und unteren Ganges (z.B. Chirand, Pandu Rajar Dhibi) sowie in den archäologischen Schichten der Ahar/Banas-Kultur (Ahar, Gilund) und der Malwa-Kultur (Navdatoli, Inamgaon) werden diese Keramiken ebenfalls entdeckt. Besonders hervorzuheben ist, dass das Vorkommen schwarzer und roter Töpferwaren auf verschiedenen geografischen Ebenen und in unterschiedlichen zeitlichen Kontexten weit verbreitet ist.

Wichtig zu verstehen ist, dass nicht alle schwarzen und roten Töpferwaren identisch sind. In der Tat gibt es eine erhebliche Variation hinsichtlich der Technik, der Stofflichkeit und der Form dieser Keramiken. Sie unterscheiden sich je nach geografischem und zeitlichem Kontext. Daher kann man nicht davon ausgehen, dass diese Töpferwaren eine einzige keramische Kultur, eine einzelne Gemeinschaft von Handwerkern oder eine einzige Konsumgemeinschaft repräsentieren. Das Vorkommen unterschiedlicher Varianten dieser Töpferwaren an verschiedenen Stätten zeigt nicht notwendigerweise eine kulturelle Uniformität oder kulturelle Kontakte. Bei der Diskussion von schwarzen und roten Töpferwaren in der indischen Archäologie muss immer der spezifische geographische und kulturelle Kontext berücksichtigt werden. Diese Variabilität zeigt auf, wie wichtig es ist, bei der Analyse von Keramiken auf tiefergehende historische und kulturelle Differenzierungen zu achten und keine vorschnellen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Die Diskussion über schwarze und rote Töpferwaren verdeutlicht eine weitere wichtige Lektion in der Archäologie: Es ist entscheidend, vorsichtig zu sein, wenn man historische Schlüsse auf der Grundlage von oberflächlichen Ähnlichkeiten in der Keramik zieht. Keramische Funde bieten wertvolle Hinweise auf vergangene Kulturen, jedoch nur, wenn ihre Herstellungstechnik, geographische Verbreitung und kultureller Kontext sorgfältig analysiert werden. Historische Inferenz muss immer durch eine eingehende Untersuchung der materiellen Kultur und der Umweltbedingungen ergänzt werden.

Besonders in der frühgeschichtlichen Archäologie wird oft davon ausgegangen, dass ähnliche Töpfertechniken oder -stile auf eine kulturelle Homogenität hindeuten. Doch das Beispiel der schwarzen und roten Töpferwaren zeigt, wie komplex die materielle Kultur des indischen Subkontinents ist. Verschiedene Stile und Techniken können dasselbe kulturelle Phänomen aus unterschiedlichen lokalen oder regionalen Perspektiven widerspiegeln, ohne dass ein direkter kultureller Kontakt vorliegen muss. Diese Einsicht ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir versuchen, archäologische Funde korrekt zu interpretieren und eine facettenreiche Geschichte der frühen indischen Zivilisation zu rekonstruieren.

Darüber hinaus weist die Entstehung von BRW auf die Entwicklung komplexer Produktionsmethoden in der Metallverarbeitung und Keramikherstellung hin. An vielen dieser Stätten wurde nicht nur Keramik produziert, sondern auch eine Vielzahl von Metallartefakten, wie Kupferpfeilspitzen, Riegel, Ringe und Werkzeuge, gefunden. Diese Artefakte belegen die weitreichende technologischen Fähigkeiten der damaligen Kulturen, die sowohl für die Herstellung von Alltagsgegenständen als auch für die Herstellung von zeremoniellen oder symbolischen Objekten entscheidend waren.

In den archäologischen Schichten von Ahar, Gilund und anderen Kulturen zeigt sich eine Kontinuität von BRW über mehrere Perioden hinweg, was auf die fortdauernde Bedeutung dieser Keramiken für die Gesellschaften dieser Zeit hinweist. Dabei sind auch die Veränderungen in der Art der verwendeten Materialien und der Formen bemerkenswert. Von konvexen BRW-Schalen in der Frühphase bis hin zu tiefkarinierten Schalen und glänzenden roten Keramiken in späteren Perioden, spiegelt sich nicht nur eine stilistische, sondern auch eine technologische Entwicklung wider.

Für den modernen Leser ist es wichtig, nicht nur die Ästhetik oder die Produktionsmethoden der BRW zu verstehen, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die zu ihrer Herstellung führten. Diese Töpferwaren sind nicht nur Zeugen technologischer Fertigkeiten, sondern auch Ausdruck sozialer Strukturen, Handelsnetzwerke und interkultureller Beziehungen. So kann die Untersuchung von BRW nicht nur Einblicke in die Kunstfertigkeit der damaligen Zeit geben, sondern auch in die komplexen gesellschaftlichen Dynamiken, die das Leben der Menschen im indischen Subkontinent prägten.

Wie man die Chronologie antiker Inschriften und ihre sprachliche Entwicklung versteht

Antike indische Inschriften bieten einen tiefen Einblick in die sprachliche und kulturelle Entwicklung des Subkontinents. Diese Inschriften sind nicht nur Zeugnisse politischer Macht, sondern auch von enormer Bedeutung für das Verständnis der sprachlichen Evolution, insbesondere im Hinblick auf die Übergänge zwischen Prakrit, Sanskrit und regionalen Sprachen.

In den frühesten Inschriften, wie denen von König Ashoka, wird das Prakrit als Hauptsprache verwendet. Dies war typisch für die ersten Jahrhunderte vor und nach der Zeitenwende, als Prakrit (auch als Mittelindisch bekannt) eine weit verbreitete Sprache im südasiatischen Raum war. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. begannen jedoch Sanskrit-Inschriften in Indien zu erscheinen, die später die dominierende Sprache für königliche Aufzeichnungen wurden, besonders im nördlichen Indien. Ein frühes Beispiel hierfür ist die Felseninschrift von Junagadh, die dem westlichen Kshatrapa-König Rudradaman zugeschrieben wird.

Ab dem Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. ersetzte Sanskrit zunehmend Prakrit als bevorzugte Sprache königlicher Inschriften im Norden Indiens. In Südindien, insbesondere im Deccan, erschienen bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. sowohl Sanskrit- als auch Prakrit-Inschriften. Dieser Übergang spiegelte die zunehmende Bedeutung von Sanskrit als Sprache der hohen Kultur und religiösen Autorität wider.

Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. kam es zu einer Übergangsphase, in der bilinguale Sanskrit-Prakrit-Inschriften sowie Mischformen der beiden Sprachen auftraten. Später, nach der Gupta-Periode, fiel Prakrit weitgehend in den Hintergrund, während Sanskrit weiterhin die vorherrschende Sprache in der Region blieb. Dennoch beeinflussten lokale Dialekte und regionale Sprachen zunehmend die Sanskrit-Inschriften, vor allem in der Schreibweise und der Verwendung von Wörtern nicht-sanskritischer Herkunft.

In Südindien entwickelten sich während der Pallava-Dynastie auch Inschriften in Tamil, einer der bedeutendsten Sprachen dieser Region. Diese Tamil-Inschriften aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. sind die frühesten Zeugnisse dieser Sprache in epigraphischer Form. Ab dem 7. Jahrhundert gab es auch viele zweisprachige Tamil-Sanskrit-Inschriften, in denen der genealogische Teil und die abschließenden Verse oft in Sanskrit verfasst waren, während die Details der Schenkungen in Tamil zu finden sind. Inschriften aus der Chola- und Pandya-Dynastie verwendeten ebenfalls oft Tamil und Sanskrit in einer solchen Weise.

Ähnlich wie Tamil erlebte auch Kannada im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. einen Aufstieg als Sprache der Inschriften. Diese Inschriften belegen den Wandel in der sprachlichen Landschaft Indiens, wobei die regionalen Sprachen zunehmend an Bedeutung gewannen. In den späteren Jahrhunderten sind auch Inschriften in Telugu und Malayalam zu finden, die in ihren frühen Formen datiert werden können, wobei Telugu bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. als Sprache von Inschriften verwendet wurde.

Die Sprachentwicklung in Inschriften ist nicht nur auf die indischen Sprachen beschränkt, sondern umfasst auch die Einführung arabischer Inschriften, insbesondere nach der Etablierung arabischer Kontrolle über Sindh im 8. Jahrhundert. Diese Inschriften, die oft die Kufic-Schrift verwendeten, sind ein deutliches Zeichen für die zunehmende islamische Präsenz im Subkontinent.

Inschriften wurden in der Regel nach den Jahren der Herrschaft eines Königs oder nach verschiedenen Äras datiert. Eine Ära konnte durch den Beginn der Herrschaft eines Monarchen oder durch ein bedeutendes Ereignis, wie die Gründung einer Dynastie, festgelegt werden. Beispiele für solche Äras sind die Vikramära (58 v. Chr.), die Shaka-Ära (78 n. Chr.) und die Gupta-Ära (319-20 n. Chr.). Ein interessantes Merkmal dieser Datierungssysteme war die Verwendung von Wortchronogrammen (bhuta-sankhya), bei denen bestimmte Wörter Zahlen repräsentierten, die in umgekehrter Reihenfolge abgelesen werden mussten.

Ein weiterer Aspekt der Inschriften, der berücksichtigt werden muss, ist die genaue Umrechnung der antiken Datierungen in moderne Kalenderdaten. Dies erfordert einfache mathematische Berechnungen, wobei das ursprüngliche Jahr der Ära von der entsprechenden Zahl des Inschriftenjahres subtrahiert oder hinzugefügt wird. Die Umrechnung ist jedoch nicht immer einfach, da einige Kalender auf solaren und andere auf lunaren Einheiten basieren, was zu kleinen Abweichungen führen kann.

Neben der Kenntnis der verschiedenen Sprachentwicklungen und der chronologischen Systematik von Inschriften, ist es für den Leser auch wichtig zu verstehen, dass Inschriften nicht immer ein vollständiges Bild der politischen und kulturellen Geschichte bieten. Sie spiegeln häufig die Perspektive der herrschenden Klasse wider und sind in vielen Fällen von religiöser oder dynastischer Propaganda durchzogen. Daher sollte man Inschriften als Quellen immer im Kontext ihrer Entstehungszeit und der Absichten ihrer Verfasser betrachten.

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