Die politischen und sozialen Veränderungen der 1960er Jahre in den USA, insbesondere im Hinblick auf die Bürgerrechtsbewegung und die Expansion des Wohlfahrtsstaates, sind untrennbar mit einer zunehmenden Rassenproblematik verbunden, die sowohl durch direkte als auch subtile rhetorische Strategien geprägt wurde. Der Zusammenbruch von spezifischen Rassenpolitiken nach 1965 und die schrittweise Verlagerung des öffentlichen Fokus von „weißem Rassismus“ zu den „Mängeln der Schwarzen selbst“ eröffneten neue Perspektiven, die auch die politische Landschaft maßgeblich veränderten. Die zugrundeliegende Idee war, dass eine stärkere Betonung der Rassenfragen zu einer politischen Spaltung geführt hätte, insbesondere zwischen den weißen und schwarzen Wählern. Diese Entwicklung zeigte sich vor allem in den Veränderungen der Wahldynamik, bei denen nicht-weiße Wähler zunehmend mit den Demokraten sympathisierten. Von den 61 % der nicht-weißen Wähler, die 1956 die Demokraten unterstützten, stieg die Zahl in der Wahl 1960 auf 68 % und 1964 sogar auf 94 %.

Ein entscheidender Wendepunkt in dieser politischen Umorientierung war die Frage der Armut und der Wohlstandspolitik. Während die 1960er Jahre für viele schwarze Amerikaner einen Fortschritt in Bezug auf Bürgerrechte darstellten, begannen sie gleichzeitig, zunehmend wirtschaftliche Reformen zu fordern. Präsident Lyndon B. Johnson reagierte auf diese Forderungen, indem er im Rahmen seiner „Great Society“ massive Armutsbekämpfungsprogramme initiierte. Doch seine politischen Strategien waren, wie Theda Skocpol feststellt, darauf ausgerichtet, auch die weiße Mittelklasse anzusprechen, indem er Programme zur Armutsbekämpfung nicht explizit rassifiziert darstellte. Johnsons Überlegung war, dass er durch eine allgemeine Bekämpfung von Armut auch die spezifischen Bedürfnisse der schwarzen Bevölkerung ansprechen konnte, ohne explizit auf rassische Ungleichheiten einzugehen. Diese Strategie war jedoch nicht nur politisch, sondern auch taktisch motiviert, da er fürchtete, dass die Erwähnung von Rasse die Unterstützung von weißen Wählern, vor allem im Süden, gefährden würde.

Neben der institutionellen und wirtschaftlichen Dimension trugen auch intellektuelle Berichte wie der Moynihan-Report zu einer Verstärkung rassistischer Narrative bei. Der Bericht, der eine Verbindung zwischen Armut und der Struktur der schwarzen Familie herstellte, stieß sowohl bei schwarzen Intellektuellen als auch bei führenden Vertretern der Bürgerrechtsbewegung auf scharfe Kritik. Die zentrale Kritik bestand darin, dass die Probleme der schwarzen Gemeinschaft nicht als Resultat historischer und struktureller Ungleichheiten, sondern als kulturelle und familiäre Defizite dargestellt wurden. Dies stellte die Frage, ob der Bericht nicht versuchte, die Verantwortung für die Armut und die sozialen Missstände von der Gesellschaft auf die betroffenen Familien zu verschieben.

Diese Konzeptionen über Armut und die schwarze Familie wurden später von konservativen Kräften in den 1970er Jahren aufgegriffen. Besonders im Kontext des Wahlkampfs und der politischen Rhetorik zur Wohlfahrtsreform wurde die Idee einer „unwürdigen“ armen Bevölkerung weiter ausgebaut. Die konservativen Kritiker des Wohlfahrtsstaates, die sich häufig auf die angeblich mangelnden „Familienwerte“ von Arbeitslosen beriefen, nutzten diese Narrative, um das bestehende Wohlfahrtssystem zu delegitimieren. Der Einfluss dieser Rhetorik war bis in die 1980er Jahre spürbar und prägte das politische Klima rund um die Wohlfahrtsdebatte. Die Rede vom „faulen“ Schwarzen, der von Staatsgeldern profitiert, wurde zum festen Bestandteil der politischen Diskussion.

Ein weiterer bedeutender Aspekt, der zur weiteren Polarisierung führte, war der Wahlkampf von Richard Nixon und die Entwicklung der „Southern Strategy“. Diese Strategie wurde weitgehend als Versuch interpretiert, die weißen Südstaaten-Wähler durch ihre Rassenvorurteile zu mobilisieren. Doch Nixon, wie von Matthew Lassiter dargelegt, ging einen Schritt weiter und baute eine breitere „Farbenblinde Plattform“ auf, die es ihm ermöglichte, Wähler sowohl im Süden als auch in den Vororten zu gewinnen. Diese Strategie vereinte verschiedene weiße Wählergruppen, indem sie Rassenfragen implizit ansprach, ohne sie direkt zu benennen. Das Konzept der „Silent Majority“ wurde von Nixon zu einer politisch wirksamen Rhetorik, die nicht nur eine breite Masse von weißen Wählern ansprach, sondern auch rassistische Ressentiments in der Bevölkerung mobilisierte.

Für den Leser ist es wichtig zu erkennen, dass die Rhetorik von Armut und Wohlfahrt stets in einen breiteren gesellschaftlichen und politischen Kontext eingebettet ist. Während die Auswirkungen von Armut und sozialer Benachteiligung vor allem in afroamerikanischen Gemeinschaften spürbar waren, beeinflussten die politischen Diskurse und die zugrundeliegenden Narrativen über Armut und Rasse letztlich die gesamte amerikanische Gesellschaft. Es war nicht nur die schwarze Bevölkerung, die unter Armut litt, sondern ein erheblicher Teil der weißen Bevölkerung war ebenfalls betroffen. Diese Differenzierung sollte nicht übersehen werden, wenn man die Komplexität der amerikanischen Rassen- und Sozialpolitik versteht. Die Verlagerung von Rassenfragen hin zu einer allgemeineren Armutsdebatte trug dazu bei, rassistische Spannungen zu verschärfen und gleichzeitig den politischen Diskurs in eine Richtung zu lenken, in der Rasse zunehmend ausgeklammert wurde.

Wie der Diskurs über "Whiteness" und Rassismus die politische Rhetorik in den USA prägte

Die politische Rhetorik in den Vereinigten Staaten hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in erheblichem Maße verändert, insbesondere in Bezug auf Fragen der Rasse und nationalen Identität. Der Einfluss von Konzepten wie „Whiteness“ und die Konstruktion von „Rassenbildern“ in der politischen Kommunikation sind dabei von entscheidender Bedeutung. Besonders auffällig ist, wie politische Akteure diese Konzepte nutzten, um Wählergruppen zu mobilisieren und ihre eigenen politischen Agenden durchzusetzen. David Roediger beschreibt die Veränderung des Begriffs „Whiteness“ im 19. Jahrhundert als eine Reaktion auf die wachsende Angst von Einwanderern vor sozialer Abhängigkeit. Diese Unsicherheit führte dazu, dass die „schwarze Bevölkerung“ als das „Andere“ konstruiert wurde, als das genaue Gegenteil eines „industriellen“ und „verantwortungsvollen“ Lebensstils, den sich die weißen Arbeiter wünschten.

Ein zentraler Moment in dieser Entwicklung war der sogenannte „Moynihan-Bericht“ von 1965, in dem die afroamerikanische Familie als Problem dargestellt wurde, das in direktem Zusammenhang mit der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Schwarzen in den USA stand. Dieses Bild von „mangelnder Verantwortung“ und „Abhängigkeit“ von staatlicher Hilfe wurde später von Politikern wie Richard Nixon, Ronald Reagan und George H. W. Bush weitergeführt. Während Nixon und Reagan noch explizit zwischen den „echten Amerikanern“ und denen, die nicht in diese Definition passten, unterschieden, wurde diese Trennung in den 1990er Jahren subtiler, aber nicht weniger wirksam. Insbesondere Reagan verknüpfte das Bild der afroamerikanischen Gemeinschaft mit Werten wie „Abhängigkeit“ und „mangelnder Verantwortung“, was er als Kontrast zu den „wahren“ Amerikanern darstellte, die die Werte von „Eigenständigkeit“ und „Persönlicher Verantwortung“ hochhielten.

Die Frage, was als „wahre amerikanische Identität“ gilt, wurde zunehmend mit rassistischen Diskursen verbunden. Reagan und später Bush nutzten diese rhetorische Strategie, um ihre politischen Positionen zu stützen und ihre Wählerschaft zu mobilisieren. Reagan brachte diese Rhetorik so weit, dass er nicht nur die weiße Arbeiterklasse, sondern auch ethnische Minderheiten wie Latinos und europäische Einwanderer als Teil seiner „amerikanischen“ Gemeinschaft ansprach. Doch auch wenn die expliziten rassistischen Äußerungen von Bush in den 1990er Jahren zurückgingen, blieb die strategische Nutzung von „Wohlfahrtsrhetorik“ und die Verknüpfung von Rasse mit sozialer Abhängigkeit ein zentrales Element der politischen Diskussion.

George H. W. Bush, der 1992 eine Wahlkampfstrategie verfolgte, die die offene rassistische Sprache vermied, setzte dennoch weiterhin auf die Idee, dass die US-amerikanische Identität mit bestimmten Werten verbunden war, die nicht jeder Mensch verkörpern könne. In diesem Diskurs gab es eine subtile, aber effektive Form des „feierlichen Anderen“, bei dem verschiedene Gruppen in die amerikanische Gesellschaft integriert wurden, insofern sie die richtigen Werte verkörperten. Diese rhetorische Technik diente dazu, eine Brücke zu einer breiteren ethnischen Wählerschaft zu schlagen, während die Unterscheidung zwischen „den Guten“ und „den Schlechten“ aufrechterhalten wurde.

Reagan hatte in seiner politischen Kommunikation 1984 die Idee, dass Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit in afroamerikanischen Gemeinschaften nicht durch historische Umstände, sondern durch individuelle Mängel bedingt seien. Die „schwachen“ Gemeinschaften waren nicht nur von der Regierung abhängig, sondern fehlte es ihnen an den richtigen Werten wie Unabhängigkeit und Verantwortung. Diese Vorstellung von „Werten“ spielte eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung von Reagan’s politischen Maßnahmen, die unter anderem Steuererleichterungen für Unternehmen und Kürzungen des Mindestlohns beinhalteten.

Die Art und Weise, wie Reagan und Bush politische Themen wie Kriminalität und Wohlfahrt behandelten, veränderte die amerikanische politische Landschaft und legte den Grundstein für den politischen Diskurs der 1990er Jahre. In seiner Kampagne 1996 übernahm Bill Clinton viele dieser rhetorischen Elemente und passte sie an eine breitere politische Strategie an. Clinton, der sich als „Neuer Demokrat“ bezeichnete, setzte auf eine Mischung aus konservativen und liberalen Elementen, insbesondere in Bezug auf Themen wie Wohlfahrt und Kriminalität. Viele seiner Reden, wie zum Beispiel die State of the Union-Rede 1996, spiegelten direkte Anleihen bei den Rhetoriken von Nixon und Reagan wider, wenn er von einer „kleinen, effizienten Regierung“ und „traditionellen Werten“ sprach.

Clintons rhetorische Linie verdeutlichte einen Wandel innerhalb der Demokratischen Partei, die sich zunehmend von der traditionellen Linken entfernte und versuchte, in den „Mainstream“ zurückzukehren. Die Betonung der Selbstgenügsamkeit, der Familie und der wirtschaftlichen Sicherheit verschleierte die strukturellen Ungleichheiten, die weiterhin in der Gesellschaft existierten. In diesem Kontext wurde die politische Diskussion über Rasse in den USA zunehmend von einer substantiven Auseinandersetzung mit rassistischer Ungleichheit hin zu einer Diskussion über individuelle Verantwortung und Werte verschoben.

Die Auswirkungen dieser Rhetorik sind tiefgreifend. Die Art und Weise, wie die politische Klasse Rasse und nationale Identität konstruiert, hat nicht nur die politische Agenda der letzten Jahrzehnten geprägt, sondern auch den Weg für künftige politische Diskurse über soziale Gerechtigkeit und politische Inklusion geebnet. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Rhetorik um Rasse, Wohlstand und soziale Verantwortung nicht nur in der politischen Kommunikation, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung eine erhebliche Rolle spielt. Sie schafft die Grundlage für politische Strategien, die soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit verschleiern und eine Trennung der Gesellschaft entlang rassistischer Linien weiter verstärken.

Die strategische Neugestaltung der politischen Rhetorik: Der Fall Clinton und die GOP

In der amerikanischen Politik der 1990er Jahre stand der Diskurs unter dem starken Einfluss einer von den Republikanern ausgeklügelten strategischen Rhetorik. Insbesondere das „Contract with America“ spielte eine zentrale Rolle. Es beinhaltete nicht nur eine politische Agenda, sondern auch eine maßgeschneiderte Sprache, die es den Republikanern ermöglichte, ihre Botschaften klar und überzeugend zu vermitteln. Der Kommunikationsberater Frank Luntz, bekannt für sein Buch Words that Work, war maßgeblich an dieser Sprachentwicklung beteiligt. Luntz’ Prinzipien forderten eine klare und einfache Sprache, die in kleinen Sätzen das Wesentliche einer politischen Philosophie transportierte. Diese strategische Verwendung von Sprache prägte die politische Debatte und zwang die Demokraten, wie auch Präsident Bill Clinton, ihre Positionen als direkte Antwort auf diese neue politische Rhetorik zu formulieren.

Die 1994er Zwischenwahlen, die die politische Landschaft der USA grundlegend veränderten, wiesen auf eine zunehmende Polarisierung der Parteien hin, die aus den Jahren der Reagan-Ära hervorging. Amerikaner erkannten immer mehr die ideologischen Unterschiede zwischen den Parteien und wählten ihre politische Identifikation zunehmend nach ideologischen Gesichtspunkten. Dieser Wandel wurde von Alan Abramowitz und Kyle Saunders als ein schleichender realignment-Prozess beschrieben, der keine katastrophalen Ereignisse brauchte, um den politischen Kurs zu verändern. Vielmehr zeigte sich dieser Wandel in einer zunehmenden ideologischen Klarheit, die bis in die späten 1990er Jahre hinein reichte.

Ein zentrales Thema dieser politischen Transformation war die ethnische und rassische Diversität. Clinton, der 1996 zur Wiederwahl antrat, wusste, dass er die Unterstützung der „Schwungwähler“ – also der Wähler, die sich politisch nicht festgelegt hatten – gewinnen musste, um erfolgreich zu bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, bediente er sich vieler der Taktiken und Strategien, die zuvor von den Republikanern angewendet worden waren. Besonders bemerkenswert war, dass Clinton, obwohl er behauptete, sich von früheren Administrationen abzugrenzen, tatsächlich viele ihrer rhetorischen Mittel adaptierte. In einer Rede in Jersey City 1996 erklärte Clinton, dass er es leid sei, dass Rasse und Ethnizität von Politikern als „Keile“ verwendet würden, um die Menschen zu spalten. Diese rhetorische Wendung war jedoch geschickt: Clinton griff nicht nur seine republikanischen Gegner an, sondern integrierte gleichzeitig viele ihrer Argumentationsmuster.

Ein weiteres, entscheidendes Element in Clintons Strategie war die Erweiterung des Begriffs der „ethnischen Diversität“. Während frühere Republikaner wie Nixon und Reagan Ethnien wie Italiener und andere europäische Einwanderer in ihre Rhetorik einbezogen, erweiterte Clinton diesen Begriff und nahm auch asiatische und lateinamerikanische Gruppen in seine Definition von „amerikanischer Ethnizität“ auf. Clinton betonte, dass es in den USA „mehr oder weniger 200 verschiedene ethnische Gruppen“ gebe und dass diese Gruppen durch „gemeinsame Werte“ vereint seien. Diese Erweiterung des ethnischen Kollektivs zeigt einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie ethnische Identität in der amerikanischen politischen Rhetorik verstanden wird. Es wird deutlich, dass die dominierende ethnische Gruppe – ursprünglich als „weiß“ definiert – sich langsam zu einem breiteren Spektrum diverser ethnischer Gruppen erweitert, wobei diese Gruppen weiterhin im Kontext des weißen „Mainstreams“ und der damit verbundenen gesellschaftlichen Normen definiert werden.

Im Laufe der Zeit wird deutlich, dass die fortlaufende Umgestaltung der ethnischen Identität und ihre Beziehung zur politischen Macht auch das langfristige Ziel verfolgt, eine breitere Koalition von ethnischen Gruppen zu schaffen, die sich zu einer homogenen „amerikanischen“ Identität zusammenfügt. Die politische Rhetorik der Diversität zielt darauf ab, verschiedene Gruppen miteinander zu verbinden, ohne die ideologischen oder sozialen Unterschiede zwischen ihnen aus den Augen zu verlieren.

Ein weiterer strategischer Aspekt war der Umgang mit dem Thema Wohlfahrt. In den Jahren nach dem „New Deal“ war es für die Demokraten immer schwieriger geworden, ihre traditionelle Unterstützung für Wohlfahrtsprogramme aufrechtzuerhalten, besonders nachdem konservative Kräfte die öffentliche Wahrnehmung der Wohlfahrt in den 1970er und 1980er Jahren so stark verändert hatten, dass diese Programme zunehmend als ineffektiv und unpopulär galten. Clinton musste sich von den klassischen Wohlfahrtsidealen seiner Partei distanzieren, um die Unterstützung der Wählerschaft zu gewinnen, die eine Reduzierung des Wohlfahrtsstaates befürwortete. Dieser Schritt zeigte sich nicht nur in Clintons Wahlkampfrhetorik, sondern auch in seiner Politik, als er schließlich das „Welfare Reform Act“ verabschiedete, das als Erfolg in der Modernisierung des Wohlfahrtsstaates galt.

Das politische Kalkül hinter dieser Veränderung bestand darin, dass Clinton die politische Landschaft so umgestaltete, dass er von den republikanischen Themen profitierte, ohne jedoch vollständig deren Rhetorik zu übernehmen. Es war eine geschickte Anpassung und Weiterentwicklung der bestehenden Rhetorik, die es ihm ermöglichte, neue Wählerschichten zu erreichen, ohne sich vollständig von den Grundwerten der Demokraten zu entfernen.

Wichtig zu beachten ist, dass diese politischen Veränderungen nicht nur eine bloße Anpassung der Rhetorik oder eine Anpassung der politischen Positionen an den Zeitgeist darstellen. Sie verdeutlichen eine tiefgreifende Neugestaltung der amerikanischen politischen Kultur, bei der Ethnizität, Rasse und soziale Themen zunehmend als politische Werkzeuge eingesetzt werden. Der langsame, aber stetige Wandel der ethnischen Identität innerhalb der politischen Landschaft zeigt, wie flexibel und dynamisch politische Rhetorik in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen sein kann, ohne dabei die zugrundeliegenden Machtstrukturen in Frage zu stellen.

Wie Lyndon B. Johnson die Gleichberechtigung und den weltweiten Fortschritt als moralische Notwendigkeit betrachtete

Lyndon B. Johnsons Rede in den frühen 1960er Jahren, insbesondere im Rahmen der Kampagne zur Verabschiedung des Civil Rights Act, verdeutlicht die Verknüpfung von nationaler und globaler Verantwortung. Johnson war sich bewusst, dass die Vereinigten Staaten in einer Position waren, die sowohl nationale als auch internationale Implikationen hatte. In seinen Ansprachen an Geschäftsführer und Führungskräfte, wie die Teilnehmer des „Plans for Progress“ und Mitglieder der Handelskammer, betonte er die Notwendigkeit, dass Unternehmen und ihre Führungskräfte nicht nur ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgen, sondern auch einen Beitrag zur sozialen und rechtlichen Gleichstellung leisten sollten.

Ein zentrales Thema seiner Reden war die Vorstellung von einer „friedlichen Revolution“, die notwendig sei, um die „gewaltsame Revolution“ zu verhindern. Johnsons Appell an die Unternehmer und Führungskräfte war stets der gleiche: Sie sollten sich an die goldene Regel halten, was in der Praxis bedeutete, dass sie Verantwortung übernehmen müssten, um die Rechte aller Bürger zu wahren, unabhängig von ihrer Rasse, Religion oder Herkunft. Johnson verstand diese „Revolution“ als moralische Pflicht der amerikanischen Gesellschaft. In seinen Reden betonte er, dass die Integration und die sozialen Rechte nicht nur ein Thema innerhalb der USA, sondern eine globale Verantwortung seien. Er zog Parallelen zwischen der Situation in Amerika und der Entwicklung der Gesellschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika und stellte fest, dass die Weltgemeinschaft angesichts von Armut und Ungleichheit zusammenarbeiten müsse, um gewaltsame Umwälzungen zu verhindern.

Im Gegensatz zu den Kommunikationen früherer Jahre, die auf den Kampf gegen den Kommunismus fokussiert waren, nahm Johnson in seinen Reden eine humanistische Perspektive ein. Er stellte fest, dass die Staaten der Dritten Welt, sofern sie keine Hilfe erhielten, eine „Kochtöpfe des Hasses“ werden könnten, die zu einer gewaltsamen Revolution führen würden. Amerika müsse seine Bemühungen verstärken, die Armut in diesen Ländern zu bekämpfen, nicht nur aus altruistischen Gründen, sondern auch aus eigenem Interesse. Denn die Welt sei jetzt ein globales Dorf, in dem Amerika als „kleine Minderheit“ unter den restlichen Nationen agiere. Wenn die USA weiterhin international glaubwürdig bleiben wollten, müsse sie sicherstellen, dass ihre eigenen sozialen und moralischen Standards innerhalb des Landes geachtet würden.

Ein weiterer zentraler Punkt in Johnsons Argumentation war die Verbindung zwischen nationaler Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit. Bei seiner Rede zum Kiellegen des Atom-U-Boots USS Pargo im Jahr 1964 stellte er fest, dass die Vereinigten Staaten „von jedem Volk, jeder Rasse, jeder Religion“ mit dem Ziel zusammenarbeiteten, ein stärkeres und sichereres Land zu bauen. Er wies darauf hin, dass zwar militärische Überlegenheit eine Nation schützen könne, doch ohne moralische Stärke diese militärische Macht in der Welt von heute keine Bedeutung mehr habe. Daher müssten die USA sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit leben, um international als moralische Autorität anerkannt zu werden.

Die Idee einer „friedlichen Revolution“, die Johnson häufig in seinen Reden ansprach, war nicht nur ein politisches Instrument, sondern auch ein moralisches Argument. Diese Sichtweise war nicht nur eine Reaktion auf die innenpolitischen Bewegungen in den USA, sondern auch ein Appell an die Weltgemeinschaft. Johnson verstand die Gleichstellung der Bürgerrechte als Teil eines größeren globalen Projekts, das den Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit auf allen Kontinenten einbeziehen musste. In diesem Zusammenhang verglich er die US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegungen mit den Entwicklungsprozessen in den Ländern der Dritten Welt und stellte fest, dass in beiden Fällen der Weg des Fortschritts durch die Bereitschaft zur Veränderung und zum Widerstand gegen die sozialen „Feinde der Menschheit“ wie Hunger und Krankheit bestimmt wurde.

Diese Parallelen unterstrichen Johnsons Überzeugung, dass soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Fortschritt nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Während in den USA die Bürgerrechtsbewegung und der Kampf gegen Rassendiskriminierung zentrale Themen waren, musste der Westen auch global Verantwortung übernehmen und sich gegen Armut und soziale Ungleichheit in der Welt auflehnen. Der Zusammenhang zwischen der nationalen und internationalen Verantwortung war eine der Schlüsselaussagen in Johnsons Politik, die einen umfassenden moralischen Ansatz zur Problematik der Ungleichheit sowohl im Inland als auch im Ausland betonte.

Wichtig zu verstehen ist, dass Johnson nicht nur die USA als führende Nation in einem geopolitischen Kontext sah, sondern die Verantwortung Amerikas, die internationalen Beziehungen durch Werte wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Solidarität zu gestalten. Diese Auffassung verband die innenpolitische Agenda mit einer internationalen Perspektive, was nicht nur die amerikanische Außenpolitik prägte, sondern auch die Art und Weise, wie die Welt die Vereinigten Staaten wahrnahm und auf ihre Initiativen reagierte. Es war ein Versuch, die USA als Leuchtturm der Demokratie zu präsentieren, der jedoch gleichzeitig den internen Fortschritt im Bereich der Bürgerrechte nicht vernachlässigte.