Die Zustände der Komponenten eines Systems haben eine direkte Auswirkung auf die Wartungsstrategien sowie auf die Nachhaltigkeit des gesamten Systems. Dies wird durch die Betrachtung des Degradationsprozesses und der Wartungsaktivitäten verdeutlicht, die über Zeit hinweg Einfluss auf die Funktionsfähigkeit der Komponenten und somit auf die Gesamtleistung des Systems nehmen.
Zu Beginn ist es wichtig, zwischen verschiedenen Zuständen einer Komponente zu unterscheiden. Ein Zustand, in dem sich eine Komponente befindet, kann als „fast neu“ bezeichnet werden, wenn der Wert xi = 0, was bedeutet, dass die Komponente keinerlei Abnutzung oder Schäden erlitten hat. Im Gegensatz dazu befindet sich eine Komponente im „Fehlerzustand“, wenn xi = 1, was anzeigt, dass die Komponente vollständig ausgefallen ist. Im Verlauf der Zeit verändert sich dieser Zustand aufgrund von Degradation, was bedeutet, dass der Wert von xi über die Zeit hinweg ansteigt, je stärker die Komponente abnutzt.
Die Veränderung des Zustands einer Komponente über die Zeit wird durch eine Sättigungsfunktion ϕ(x) beschrieben, die sicherstellt, dass der Zustand der Komponente immer im Bereich [0, 1] bleibt. Wenn xi kleiner als 0 ist, wird der Zustand der Komponente als nicht existent betrachtet, und wenn xi größer als 1 wird, erreicht die Komponente den vollständigen Ausfall. Diese Funktion gewährleistet, dass der Zustand der Komponente nicht über diese Grenzwerte hinausgeht.
Der Zustand einer Komponente xi(t) zu einem bestimmten Zeitpunkt t ist von mehreren Faktoren abhängig. Zunächst sind dies die Degradationsrate der Komponente sowie eventuelle Wartungsmaßnahmen, die ihre Funktionalität beeinflussen. Eine solche Wartungsmaßnahme könnte die Verbesserung des Zustands einer Komponente zur Folge haben, indem sie den Schaden mindert oder sogar beseitigt. Es existieren verschiedene Arten von Wartungsinterventionen, die in Abhängigkeit vom Zustand der Komponente und ihrer Auswirkungen auf das gesamte System durchgeführt werden. Hierbei unterscheidet man zwischen der präventiven Wartung (PM), der korrektiven Wartung (CM) und der Entkopplungswartung (DM), die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf die Komponente und das System haben.
Die präventive Wartung (PM) bezieht sich auf Wartungsmaßnahmen, die ausgeführt werden, um eine mögliche zukünftige Degradation oder einen Ausfall zu verhindern. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die die Leistung der Komponente zwar verbessern, aber nicht vollständig wiederherstellen können. Zu den typischen PM-Maßnahmen gehören beispielsweise Reparaturen der Beschichtung, Reinigung oder Rostschutzbehandlungen.
Die korrektive Wartung (CM) hingegen wird eingesetzt, wenn eine Komponente bereits ausgefallen ist oder ihre Leistung erheblich beeinträchtigt ist. Diese Wartungsmaßnahmen zielen darauf ab, die Komponente in ihren ursprünglichen, funktionsfähigen Zustand zurückzuführen. Ein Beispiel dafür ist der Austausch defekter Bauteile oder die Reparatur von kaputten Maschinen.
Die Entkopplungswartung (DM) ist eine spezifische Art der Wartung, die darauf abzielt, Abhängigkeiten zwischen Komponenten zu minimieren. Diese Maßnahmen kommen zum Tragen, wenn die Funktionsfähigkeit einer Komponente negativ durch den Zustand anderer Komponenten beeinflusst wird. Das Ziel der DM ist es, die Abhängigkeiten zwischen Komponenten so weit wie möglich zu verringern, was dazu führt, dass ein Ausfall einer Komponente nicht sofort das gesamte System in Mitleidenschaft zieht. Dies könnte beispielsweise durch redundante Designs, physische Isolation von Geräten oder verknüpfte Systeme erreicht werden.
Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Wartungsplanung ist die Berücksichtigung der sogenannten „Degradationsabhängigkeiten“, die den Einfluss des Ausfalls einer Komponente auf die Funktionsfähigkeit anderer Komponenten beschreiben. Diese Abhängigkeiten müssen bei der Festlegung von Wartungsmaßnahmen ebenfalls berücksichtigt werden, um eine Optimierung der Wartungsstrategien zu gewährleisten. In vielen Fällen wird durch Wartungsinterventionen, wie z.B. DM-Maßnahmen, versucht, diese Abhängigkeiten zu eliminieren, sodass der Ausfall einer Komponente nicht zwangsläufig das gesamte System lahmlegt.
Zusätzlich zu den Wartungsaktivitäten ist es notwendig, die Auswirkungen des Zustands der Komponenten auf die Nachhaltigkeit eines Systems zu evaluieren. Diese Auswirkungen manifestieren sich nicht nur in der Effizienz der Produktion, sondern auch in der Menge an Emissionen, Abfällen und Lärm, die während des Betriebs und insbesondere im Falle von Ausfällen entstehen. Auch wenn ein System regelmäßig Emissionen erzeugt, die als Umweltbelastung betrachtet werden, trägt es durch seine Produktion in gewissem Maße zur Gesellschaft und Wirtschaft bei.
Eine umfassende Bewertung der Auswirkungen der Komponentenleistung auf die Nachhaltigkeit kann auf mehreren Stufen erfolgen. Zunächst muss das System gut verstanden werden, einschließlich seiner Struktur, der Funktionen der Komponenten und der Abhängigkeiten zwischen den Komponenten. Es ist ebenso entscheidend, die möglichen Indikatoren der Nachhaltigkeit zu identifizieren, die durch das System beeinflusst werden können, wie zum Beispiel Umweltbelastungen, wirtschaftliche Auswirkungen und gesellschaftliche Vorteile. Danach erfolgt eine Bewertung, wie die Leistung jeder Komponente die verschiedenen Indikatoren der Nachhaltigkeit beeinflusst, und zwar anhand der Abweichung vom nominalen Zustand, der als optimiert für den Betrieb ohne Wartungsbedarf angesehen wird.
Ein Aspekt, der ebenfalls berücksichtigt werden muss, ist der zeitliche Aspekt der Wartung und der Verzögerungsperioden. Der Zeitraum von der Beobachtung des Zustands einer Komponente bis zum Abschluss der Wartungsmaßnahme kann durch viele Faktoren beeinflusst werden, darunter die Art der Wartung, die Bedeutung der Komponente und die Verfügbarkeit von Ressourcen. Dieser Verzögerungszeitraum muss optimiert werden, um sowohl die Kosten als auch die Sicherheit des Systems zu gewährleisten.
Durch diese detaillierte Betrachtung der Degradation, der Wartungsinterventionen und ihrer Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit wird ein komplexes, aber notwendiges Modell zur Bewertung der Wartungsstrategien und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt und die Wirtschaft geschaffen. Das Verständnis dieser Wechselwirkungen ist entscheidend für die langfristige Effizienz und Nachhaltigkeit von technischen Systemen.
Wie zuverlässig sind digitale Zwillinge bei der Fehlerdiagnose in komplexen Systemen?
Die Analyse der Fehlerabweichungen zwischen einem digitalen Zwilling und dem realen physikalischen System zeigt, dass die Abweichungen minimal sind und somit in vielen Fällen vernachlässigt werden können. In den untersuchten Fällen liegen die Fehler zwischen Modell- und Systemausgabe meist unter 1 %, was als ausreichend genau für den praktischen Einsatz gilt. Die Ursachen für die Fehler variieren, darunter Sensorfluktuationen und Berechnungsungenauigkeiten im digitalen Zwilling, jedoch bleibt der generelle Trend übereinstimmend. Besonders bei Messwerten von PT08A und PT09A treten größere Abweichungen auf, was auf die unterschiedliche Berechnungsmethode im digitalen Zwilling zurückzuführen ist, die auf Eingangsdruck und Steuerparametern basiert, im Gegensatz zur direkten Messung im physischen System.
Eine weitere Fehlerquelle entsteht durch die kumulative Verwendung mehrerer Parameter im digitalen Modell. So führt die Einbeziehung von mehr Steuer- und Verlustparametern bei der Berechnung bestimmter Ventilausgänge zu einer Anhäufung kleinerer Fehler, die sich summieren und größere Abweichungen verursachen können. Trotz dieser Anhäufung bleibt die Fehlerquote prozentual gering und entspricht den Anforderungen der Praxis.
Im Bereich der Fehlerdiagnose wurden neun unterschiedliche Fehlerarten simuliert, unterteilt in einfache Einzel- und zusammengesetzte Fehler, wobei letztere sowohl unabhängig als auch gegenseitig beeinflussend auftreten können. Einzelne Fehler sind dabei die häufigste Fehlerform und reichen von kaum wahrnehmbar bis deutlich erkennbar. Die Diagnoseergebnisse zeigen, dass bei eindeutigen Einzel- und unabhängigen zusammengesetzten Fehlern die Diagnosegenauigkeit hoch bleibt, selbst ohne digitale Zwillinge. Die Integration eines digitalen Zwillings bringt hierbei nur eine geringe Verbesserung, da klare Fehlersignale bereits ohne ihn gut erkannt werden können.
Bei zusammengesetzten Fehlern, die sich gegenseitig beeinflussen, sinkt die Diagnosegenauigkeit ohne digitalen Zwilling unter 80 %, während mit digitalem Zwilling Werte über 90 % erreicht werden. Dies zeigt die Fähigkeit digitaler Zwillinge, komplexe Fehlerszenarien besser zu erfassen. Die Verbesserung resultiert aus zwei wesentlichen Mechanismen: Zum einen dient der digitale Zwilling als Mittel zur Kreuzvalidierung bei der Diagnose einzelner Fehler, was insbesondere bei leichten oder schwer zu differenzierenden Fehlern die Erkennungsrate erhöht. Zum anderen ermöglicht der Einsatz von virtuellen Daten eine präzisere Diagnose von Mehrfachfehlern.
Ein zentrales Merkmal des digitalen Zwillings ist seine dynamische Aktualisierung, die eine nahezu zeitgleiche Abbildung des Zustands des physischen Systems erlaubt. So verhält sich der Zwilling normal, wenn das reale System normal arbeitet, und wechselt bei Auftreten von Fehlern umgehend in einen anomalen Zustand. Zeitreihenanalysen mit umfangreichen Datensätzen zeigen, dass der digitale Zwilling Fehler nahezu ohne Verzögerung erkennen kann. Allerdings gibt es leichte Verzögerungen bei der Bestimmung des Fehlergrades, insbesondere beim Erkennen des Fehlereintritts, während die Rückkehr in den Normalzustand schneller erkannt wird. Diese Differenz lässt sich durch die geringere Notwendigkeit der Kreuzvalidierung während der Systemwiederherstellung erklären.
Bei zusammengesetzten Fehlern ohne gegenseitige Beeinflussung verläuft die Diagnose in zwei klar getrennten Phasen, wobei Fehler von Ventilen, die den Durchfluss öffnen, meist zuerst erkannt werden, da sie stärkere Druckänderungen verursachen. Bei sich gegenseitig beeinflussenden Fehlern zeigt sich ein ähnliches zweistufiges Diagnoseverfahren, wobei die Fehler mit größeren Auswirkungen auf den Gesamtzustand des Systems zuerst diagnostiziert werden.
Die Analyse unterstreicht die Fähigkeit digitaler Zwillinge, selbst komplexe und subtile Fehlersituationen in industriellen Systemen präzise abzubilden und zu diagnostizieren. Damit stellen sie ein unverzichtbares Werkzeug für die Wartung und Fehlerbehebung dar, insbesondere in Bereichen mit hohen Sicherheitsanforderungen und komplexen Betriebszuständen.
Neben der Fehlerdiagnose ist es für den Anwender wichtig, die zugrundeliegenden Modellannahmen und Grenzen des digitalen Zwillings zu verstehen. Die Genauigkeit hängt wesentlich von der Qualität der Sensordaten, der Modellierung der physikalischen Prozesse und der Auswahl der Steuerparameter ab. Insbesondere bei zusammengesetzten Fehlern kann es durch kumulative Effekte zu einer Verfälschung der Diagnose kommen, weshalb eine regelmäßige Kalibrierung und Validierung des digitalen Zwillings unerlässlich ist. Zudem sollte bedacht werden, dass digitale Zwillinge als Ergänzung und nicht als Ersatz für physische Prüfungen und menschliche Expertise zu betrachten sind. Die Interpretation der Diagnosedaten erfordert ein fundiertes Verständnis der Systemdynamik und möglicher Fehlerfolgen, um Fehlalarme zu vermeiden und gezielte Wartungsmaßnahmen einzuleiten.
Wie zuverlässig ist das digitale Zwillingsmodell zur Fehlerdiagnose in der Unterwasserproduktionskontrolle?
Die Echtzeitüberwachung und -diagnose von Fehlern in Unterwasser-Produktionssystemen stellt eine komplexe Herausforderung dar, insbesondere unter Berücksichtigung der harschen Umgebungsbedingungen und der sicherheitskritischen Bedeutung solcher Systeme. Das vorgeschlagene digitale Zwillingsmodell demonstriert eine bemerkenswerte Fähigkeit, dynamische Veränderungen im System zuverlässig und schnell nachzuvollziehen – sowohl beim Auftreten als auch bei der Behebung von Fehlern. Besonders deutlich wird dies an der kurzen Verzögerung bei der Wiederherstellung des Modells nach einem Fehler, was dessen Reaktionsfähigkeit im realen Betrieb unterstreicht.
Ein tieferer Einblick in die Diagnosephasen zeigt, dass bei einfachen Einzelstörungen ein Großteil der Zeit in der Phase der Fehlerbewertung und -validierung verbraucht wird, während bei zusammengesetzten Fehlern ein höherer Anteil der Zeit auf den Abgleich zwischen realen und simulierten Daten entfällt. Diese Verlagerung lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass einige Fehler nur schwache Charakteristika aufweisen, was zu Fehlinterpretationen führen kann. Nichtsdestotrotz überschreitet die gesamte Diagnosedauer in keinem Fall 20 Millisekunden – eine Reaktionszeit, die für Unterwasser-Produktionskontrollsysteme mehr als akzeptabel ist.
Kleinere Fehler werden im industriellen Betrieb oft vernachlässigt, da sie keine akuten Bedrohungen darstellen und unter Umständen schwer identifizierbar sind. Doch gerade diese Fehler bieten wertvolle Hinweise für Wartungszyklen und können ein Frühwarnsystem für größere Ausfälle darstellen. Im Kontext der digitalen Zwillingsmodellierung ermöglicht die Erfassung solcher Anomalien eine kontinuierliche Verbesserung der Diagnosealgorithmen und erhöht langfristig die Ausfallsicherheit.
Das System besteht aus elektronischen und hydraulischen Steuersignalen, die durch die Subsea Distribution Unit (SDU) an bis zu acht Subsea-Weihnachtsbäume verteilt werden. Das Subsea Control Module (SCM) fungiert als zentrales Steuerelement und empfängt alle Steuerimpulse. Die Auswahl des hydraulischen Versorgungskreislaufs erfolgt über ein hydraulisches Selektionsventil, wobei der Notabschaltmechanismus über ein spezielles Absperrventil realisiert wird. Die Steuerung der Produktionsventile – PMV, PWV, AMV, AWV und XOV – basiert auf klar definierten Kriterien: Während der Förderung sind PMV, PWV, AWV und XOV geöffnet, der AMV geschlossen. Der hydraulische Steuerpfad für jedes Ventil wird durch die Ventile V5 bis V9 geregelt. Die gesamte Kette – vom elektrischen Signal im Kontrollraum bis hin zur Ventilstellung am Meeresboden – wird über ein Umbilikalkabel und die SDU vermittelt.
Die Diagnose stützt sich auf vier Tage Betriebsdaten, wobei fehlerhafte Zustände entweder über Langzeitbeobachtung oder durch gezielte Simulationen erfasst wurden. Die Modellparameter ζ und τ wurden auf Basis der Mittelwerte aller verfügbaren Messdaten festgelegt. Die Druckwerte der Sensoren PT2 bis PT9 zeigen typische Fluktuationen, bedingt durch Umweltfaktoren und unterschiedliche Leitungswege. Auffällig ist, dass PT5 – aufgrund seiner Entfernung zur Druckquelle – den niedrigsten Druckwert aufweist. Dieses Verhalten wird im digitalen Zwillingsmodell nur teilweise reproduziert, da sich hier zusätzliche Einflussfaktoren wie Regelparameter und Fehlerüberlagerungen auf das Ergebnis auswirken. Dennoch bleibt die Abweichung zwischen dem Modell und den Felddaten unter der Toleranzgrenze für industrielle Anwendungen.
Die Druckwerte bei geschlossenem Ventil, welche im Feldversuch nahezu konstant bleiben, zeigen im digitalen Modell leichte Fluktuationen. Diese ergeben sich aus der Berechnung über die Bernoulli-Gleichung, die den physikalischen Prozess im geschlossenen Zustand nur näherungsweise abbilden kann. Dennoch ist die Abweichung so gering, dass sie im praktischen Einsatz vernachlässigt werden kann. Die Fehleranalyse ergibt prozentuale Abweichungen, die durchweg innerhalb akzeptabler Grenzen liegen.
Wichtig ist, dass das Modell nicht nur den aktuellen Systemzustand abbildet, sondern auch vorausschauend arbeitet. Die Einbindung realer Felddaten erlaubt eine präzise Justierung der Modellparameter, was die Robustheit gegenüber Fehlern signifikant erhöht. Die Architektur des Modells berücksichtigt sowohl die strukturellen Zusammenhänge als auch die physikalischen Rahmenbedingungen – ein entscheidender Vorteil gegenüber rein datengetriebenen Ansätzen.
Ergänzend sollte berücksichtigt werden, dass das digitale Zwillingsmodell nicht als statische Abbildung, sondern als lernfähige Struktur konzipiert ist. Der Übergang von deterministischen Fehlerdiagnoseansätzen hin zu probabilistischen Modellen, welche Unsicherheiten und sich überlagernde Fehler berücksichtigen, stellt einen wichtigen Entwicklungsschritt dar. Besonders bei zusammengesetzten Fehlern, bei denen sich Symptome verschiedener Fehlerarten überlagern, ist die Fähigkeit des Modells zur adaptiven Interpretation von Signalmustern entscheidend.
Ebenso ist die Korrelation von Prozessdaten mit externen Umwelteinflüssen – wie Strömung, Temperatur oder Sedimentbewegung – ein noch wenig genutzter, aber potenziell wertvoller Aspekt. Die Erweiterung des Modells um diese Dimensionen könnte nicht nur die Fehlerdiagnose verbessern, sondern auch zur Optimierung von Wartungsintervallen und Sicherheitsstrategien beitragen.
Wie lassen sich schwache Fehlerzustände in komplexen hydraulischen Steuersystemen zuverlässig identifizieren?
Die Diagnose von Schwachstellen in komplexen hydraulischen Steuersystemen erfordert eine differenzierte Herangehensweise, insbesondere wenn es um die Identifikation kleinerer oder zusammengesetzter Fehler geht. Die herkömmliche Fehlererkennung stößt bei der Analyse solcher Fehlfunktionen an ihre Grenzen, da diese oft nicht klar von normalen Betriebszuständen abgrenzbar sind. Die Modellbildung basiert daher sowohl auf Felddaten als auch auf simulierten Datensätzen, um eine adäquate Datenbasis für die Analyse zu schaffen.
Ein zentrales Prinzip in der Fehleranalyse ist die Unterteilung des gesamten Steuersystems in funktionale Segmente, wobei das Ventil als Trennpunkt fungiert. Wenn in einem Segment eine Störung auftritt, zeigt sich dies typischerweise in einem Druckabfall auf 0–90 % des Normalwerts. Zur Erfassung aller Fehlergrade werden Werte aus diesem Intervall in definierten Schritten extrahiert. Die Klassifikation der Fehler und die Festlegung der Grenzwerte erfolgen durch eine Kombination aus experimentellen Messungen und empirischen Felddaten. Da im realen Betrieb nur wenige Fehlerdaten vorhanden sind, ist eine ausreichende Datenmenge entscheidend für die Modellgüte.
Interessanterweise treten vollständige Ausfälle nur selten auf. Komponenten mit kleineren Defekten werden häufig erst im Rahmen planmäßiger Wartung identifiziert. Solche partiellen Fehler folgen einer annähernd normalverteilten Häufigkeitsverteilung. Im praktischen Betrieb bedeutet dies, dass der Großteil der Fehler im Bereich mittlerer Schweregrade liegt – ein Bereich, der klassisch schwer zu diagnostizieren ist. Als Maß für den Funktionsgrad einer Komponente wird der Anteil ihrer Fähigkeit herangezogen, ihre Funktion zu erfüllen – konkret: wie gut das Ventil zusammen mit den vorgelagerten und nachgelagerten Hydraulikleitungen arbeitet. Fehler unterhalb eines Schwellenwertes von 0,55 werden als signifikant gewertet, während Werte darüber als kleinere Fehler gelten. Erst ab einem Wert von 0,9 gilt ein Zustand als fehlerfrei.
In einer umfassenden Studie wurden 740 Datenpunkte verwendet: 68 davon repräsentieren Normalzustände, 224 kleinere Fehler, 448 signifikante Fehler. Diese Verteilung spiegelt ein realistischeres Fehleraufkommen im Betrieb wider als häufig verwendete, symmetrisch verteilte Testdaten. Gerade in Produktionsumgebungen treten viele Fehler um den Grenzwert von 0,55 auf – was den Nutzen traditioneller Genauigkeitsmetriken begrenzt. Für die Bewertung der Diagnostik eignet sich eine Verteilung, die der realen Häufigkeit der Fehler entspricht.
Das vorgestellte Diagnosemodell basiert auf einer logischen Abbildung der Einflussstruktur des Systems. Die Ventile V1 und V2 wirken systemisch auf alle Drucksensoren und sind somit übergeordnete Knoten. Ventile V3–V7 beeinflussen spezifischere Drucksensoren. Das Modell kombiniert eine Verifikationslogik mit Rückkopplungsmechanismen, um die Diagnoseleistung zu optimieren.
Die Integration eines digitalen Zwillings in das Diagnosemodell bewirkt nur eine marginale Steigerung der Gesamtdiagnosegenauigkeit. Der Zuwachs ist insbesondere im Bereich der Normalzustände nicht relevant und kann sogar kontraproduktiv sein. Die Ursache hierfür liegt möglicherweise in der kumulativen Fehlerabweichung des digitalen Zwillings im Simulationsverlauf. Eine differenzierte Betrachtung zeigt, dass offensichtliche Fehler unabhängig vom Modell mit hoher Präzision (über 90 %) erkannt werden. Bei kleineren Fehlern jedoch ergibt sich ein deutlich differenzierteres Bild: Ohne digitalen Zwilling sinkt die Erkennungsrate für kleinere Fehler teilweise unter 80 %, während sie mit digitalem Zwilling in den meisten Fällen über 90 % liegt.
Der entscheidende Vorteil des digitalen Zwillings offenbart sich also dort, wo die herkömmliche Fehlerdiagnose an Sensitivitätsgrenzen stößt. Er verbessert die Erkennungsleistung bei schwachen Fehlerzuständen signifikant, ohne jedoch die ohnehin bereits hohe Diagnosequalität bei klaren Fehlern wesentlich zu steigern. Diese Wirkung wird insbesondere durch die Analyse der Konfusionsmatrizen deutlich: Während bei klaren Fehlern die Modelle sowohl mit als auch ohne digitalen Zwilling sehr zuverlässig arbeiten, ist bei kleineren Fehlern ohne Unterstützung ein hoher Anteil an Fehlklassifikationen zu beobachten.
Dabei zeigen sich typische Fehlermuster: Manche Fehler werden regelmäßig als andere diagnostiziert oder gar nicht erkannt. Erst durch die zusätzliche Referenz des digitalen Zwillings, der idealisierte Systemzustände gegenrechnet, können diese diffusen Fehlerbilder präziser interpretiert werden. Der Zwilling wirkt hier als Katalysator für die Sensitivität des Modells in diagnostisch unscharfen Bereichen.
Das bedeutet auch: Je besser das zugrunde liegende Simulationsmodell des digitalen Zwillings den realen Systemzustand repräsentiert, desto verlässlicher ist die Diagnose bei schwachen Abweichungen. Umgekehrt führt ein ungenaues oder driftendes Simulationsmodell zu neuen Fehlerquellen, insbesondere bei der Bewertung normaler Betriebszustände, was zu vermeidbaren Falschdiagnosen führen kann.
In praktischen Anwendungen erweist sich daher ein hybrides Modellansatz als vielversprechend: robuste klassische Diagnosealgorithmen für eindeutige Fehler, ergänzt durch digitale Zwillinge zur Erkennung unscharfer, nichtlinearen Störungen im Grenzbereich. Dabei ist der Aufwand zur Kalibrierung des digitalen Zwillings im laufenden Betrieb nicht zu unterschätzen, insbesondere, wenn Systemveränderungen oder Alterungseffekte berücksichtigt werden müssen.
Zur Erhöhung der diagnostischen Aussagekraft sollte zudem nicht nur die Fehlergenauigkeit, sondern auch die Fehlerkonfidenz berücksichtigt werden – also mit welcher Sicherheit das Modell eine Klassifikation trifft. Gerade bei schwachen Fehlern ist die Unsicherheit oft hoch, und eine transparente Darstellung dieser Unsicherheit kann für die Entscheidungsfindung in der Wartung entscheidend sein.

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