Die Rissausbreitungsrate (da/dN) und der Ermüdungs-J-Integral (DJf) sind zwei wesentliche Parameter, die das Verhalten von Materialrissen unter zyklischer Beanspruchung, insbesondere bei hohen Temperaturen, beschreiben. Diese Parameter sind entscheidend, um das Versagen von Werkstoffen unter Ermüdungsbedingungen vorherzusagen, insbesondere wenn sie zyklisch belastet und von Kriecheffekten beeinflusst werden.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Untersuchung der zyklusabhängigen Rissausbreitung bei verschiedenen Stählen und Legierungen intensiv vorangetrieben. Eine Schlüsselstudie von Ohtani und Kitamura (1988) zeigt, dass die Rissausbreitungsraten verschiedener Materialien innerhalb eines engen Bereichs liegen, was darauf hinweist, dass ähnliche Mechanismen die Rissausbreitung in den untersuchten Materialien bestimmen. Diese Untersuchung bezieht sich auf den Vergleich von Materialien wie verschiedenen Stählen und Legierungen, wobei die Rissausbreitung bei zyklischer Ermüdung untersucht wird. Das zeigt die Bedeutung der Materialauswahl und der mechanischen Eigenschaften in Bezug auf die Ermüdungsbeständigkeit.
Ein besonderes Augenmerk wird auf das Verhalten von Rissen unter zyklischem Kriechen (Time-Dependent Fatigue) gelegt. Hierbei wird durch die Anwendung von trapezförmigen Wellenformen mit Haltephasen bei maximalem und minimalem Stress unter vollständig reversierter Lastung das Kriechverhalten isoliert und auf die Ermüdungsausbreitung angewendet. Die ermittelten Werte des Rissausbreitungsraten pro Zyklus (da/dN) und pro Zeiteinheit (da/dt) bieten tiefere Einblicke in die Auswirkungen des Kriechens auf die Ermüdungsrissausbreitung.
Das Konzept des J-Integrals, das ursprünglich zur Beschreibung der Rissausbreitung bei statischem Kriechen entwickelt wurde, hat sich als äußerst nützlich für die Analyse der zyklusabhängigen Rissausbreitung erwiesen. In einer weiteren Studie von Taira et al. (1980) wurde das J-Integral auch auf Rissausbreitungsraten bei zyklischem Kriechen von Kohlenstoffstahl bei 673 K angewendet. Es wurde festgestellt, dass das J-Integral eine gute Übereinstimmung mit den Werten der Rissausbreitung zeigt, was darauf hindeutet, dass das gleiche Mechanismus die Rissausbreitung bei statischem Kriechen und zyklischem Kriechen beherrscht.
Das Kriechverhalten ist besonders wichtig bei der Rissausbreitung unter langperiodiger, langsamer Dehnung in der Ermüdung. Bei strain-controlled Ermüdung, bei der der Dehnungsraten langsam sind, zeigt sich, dass das Kriechen während der Dehnung ähnliche Effekte wie bei zyklischem Kriechen hat, was durch das J-Integral quantifiziert werden kann. In einer Untersuchung von Taira et al. (1980) wurde gezeigt, dass das J-Integral auch bei strain-controlled Ermüdung mit niedrigen Frequenzen von Materialien wie Hastelloy X bei 1073 K anwendbar ist. Diese Studien verdeutlichen, dass die Deformationsmechanismen in der zyklischen Ermüdung und im statischen Kriechen ähnliche physikalische Grundlagen haben.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Zyklusabhängigkeit der Rissausbreitung nicht nur durch die Belastungsamplitude, sondern auch durch die Temperatur und die Materialstruktur beeinflusst wird. Hochtemperaturermüdung und die damit verbundenen Kriecheffekte erfordern ein detailliertes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen mechanischer Belastung und thermischen Effekten. Die Verformungseigenschaften der Materialien bei hohen Temperaturen sind entscheidend, um die Lebensdauer von Bauteilen zu bestimmen, die wiederholt hohen Belastungen ausgesetzt sind.
Ein weiteres wesentliches Konzept in der Untersuchung von Rissausbreitung unter zyklischen Belastungen ist das sogenannte "Creep J-Integral", das die Übergänge in der Rissausbreitung nach einer plötzlichen Stressänderung berücksichtigt. Insbesondere in Situationen, in denen die Ermüdung von Kriechphasen dominiert wird, erweist sich das J-Integral als äußerst nützlich, um den Übergang von einer stationären zu einer beschleunigten oder verlangsamten Rissausbreitung zu verstehen. Diese Übergänge sind besonders bei hochgradig zyklischen Lasten wichtig, da sie die Dauerhaftigkeit und das Versagen von Bauteilen unter realen Betriebsbedingungen erheblich beeinflussen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Untersuchung der Rissausbreitung und des J-Integrals unter zyklischen Ermüdungsbedingungen bei hohen Temperaturen ein unverzichtbares Instrument für die Lebensdaueranalyse von Materialien in Ingenieurtechniken darstellt. Die mechanischen Modelle und die experimentellen Daten zu zyklischem Kriechen und Zeitabhängiger Ermüdung bieten wertvolle Informationen für die Entwicklung von hochtemperaturbeständigen Materialien und die Optimierung von Bauteildesigns in Bereichen wie der Luftfahrt, der Energieerzeugung und anderen Hochtemperaturanwendungen.
Endtext
Wie beeinflusst die Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung das Verhalten von Materialien unter Belastung?
Die Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung ist ein komplexes Phänomen, das bei der Untersuchung von Hochleistungslegierungen von großer Bedeutung ist. In verschiedenen Materialwissenschaften wird diese Wechselwirkung genutzt, um das Verhalten von Materialien unter langanhaltenden mechanischen Belastungen und hohen Temperaturen zu verstehen und zu modellieren. Besonders bei Superlegierungen, wie z.B. Inconel MA754, ist das Phänomen von großer Relevanz. Diese Legierungen werden häufig in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Energieindustrie eingesetzt, wo sie extremen Bedingungen ausgesetzt sind.
Im Wesentlichen beschreibt die Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung den gleichzeitigen Einfluss von thermischen und mechanischen Belastungen auf das Material. Während beim Kriechen das Material unter konstantem Stress über längere Zeit hinweg plastisch deformiert wird, führt die Ermüdung zu wiederholtem Belastungswechsel, der mikroskopische Risse initiieren und wachsen lässt. Diese Risse können sich schließlich zu größeren, strukturellen Schäden entwickeln, was die Lebensdauer eines Bauteils signifikant verkürzt. Die Herausforderung bei der Untersuchung von Kriechen und Ermüdung liegt in der Tatsache, dass die beiden Phänomene nicht isoliert voneinander auftreten, sondern in einem dynamischen Prozess miteinander interagieren.
Die Mikrostruktur des Materials spielt eine entscheidende Rolle in diesem Wechselspiel. Es wurde gezeigt, dass die Eigenschaften der Korngrenzen, die Porosität und die Orientierung der Kristalle das Wachstum von Mikrorissen unter kombinierten Kriech- und Ermüdungsbedingungen beeinflussen. So wurde beispielsweise bei der Untersuchung von Mar-M 247 festgestellt, dass die Mikrostruktur das Verhalten von Rissen unter Kriechen und Ermüdung beeinflusst und die Geschwindigkeit des Risswachstums verändern kann. Die Art der Mikrostruktur (z.B. feinkörnig oder grobkörnig) und die mechanischen Eigenschaften der Korngrenzen haben dabei einen maßgeblichen Einfluss auf das Versagen des Materials.
Es ist zudem wichtig, dass das Konzept der Rissausbreitung im Kontext von Kriechen und Ermüdung auf verschiedenen Skalen betrachtet wird. Auf mikroskopischer Ebene werden die kleinen, von der Mikrostruktur beeinflussten Risse oft als „Mikrorisse“ bezeichnet. Diese Mikrorisse wachsen unter ständiger Belastung, wobei ihre Ausbreitung durch die Wechselwirkung zwischen Kriechen und Ermüdung gesteuert wird. Auf makroskopischer Ebene jedoch können sich diese Mikrorisse zu sichtbaren Rissen entwickeln, die das gesamte Material schwächen und schließlich zu einem strukturellen Versagen führen.
Zur Modellierung dieses Prozesses sind verschiedene Ansätze erforderlich. Ein häufiger Ansatz zur Simulation der Rissausbreitung unter Kriechen und Ermüdung ist die Verwendung von Monte-Carlo-Simulationen, die das zufällige Verhalten von Rissen und die Wechselwirkungen zwischen den Korngrenzen auf dreidimensionaler Ebene abbilden. Diese Simulationen ermöglichen es, Vorhersagen darüber zu treffen, wie sich Risse unter verschiedenen Belastungsbedingungen entwickeln und wie das Material auf langfristige Belastungen reagiert.
Die Kombination von Kriechen und Ermüdung führt in vielen Fällen zu einem sehr komplexen Versagensverhalten, das nicht nur von der Materialstruktur, sondern auch von den Betriebsbedingungen abhängt. Temperatur, Belastungsamplitude und der zyklische Charakter der Belastung beeinflussen die Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung erheblich. Besonders bei Materialien wie Edelstahl 316 oder SUS 304, die häufig in Hochtemperaturanwendungen eingesetzt werden, ist das Versagen durch diese Wechselwirkung eine der häufigsten Ursachen für Ausfälle.
Neben der Untersuchung des Versagensmechanismus ist die Lebensdauerabschätzung von Bauteilen unter diesen Bedingungen von zentraler Bedeutung. Verschiedene Modelle wurden entwickelt, um die Lebensdauer von Materialien unter Kriech- und Ermüdungsbelastung zu prognostizieren. Diese Modelle basieren oft auf experimentellen Daten, die das Verhalten von Mikrorissen und deren Einfluss auf das gesamte Material berücksichtigen. Die Vorhersage der verbleibenden Lebensdauer eines Bauteils ermöglicht es, Wartungsstrategien zu optimieren und frühzeitig auf potenzielle Ausfälle hinzuweisen.
Es ist zu beachten, dass die Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung nicht nur auf metallische Werkstoffe beschränkt ist. Auch Keramiken und Verbundwerkstoffe können ähnliche Phänomene zeigen, wobei die genauen Mechanismen je nach Material unterschiedlich sein können. In allen Fällen ist jedoch das Verständnis der Mikrostruktur und der physikalischen Prozesse, die während der Belastung auftreten, entscheidend, um die Leistung und Lebensdauer von Bauteilen zu bewerten.
Die experimentelle Untersuchung dieser Prozesse ist von grundlegender Bedeutung. Durch gezielte Tests, wie z.B. Zugversuche, Ermüdungstests oder Kriechtests, können die relevanten Materialparameter und ihre Wechselwirkungen unter realistischen Betriebsbedingungen ermittelt werden. Dabei wird oft auch der Einfluss von Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit oder korrosiven Medien berücksichtigt, die das Verhalten des Materials zusätzlich beeinflussen können. Diese Tests liefern wichtige Daten für die Entwicklung von Modellen, die dann zur Lebensdauervorhersage und zur Verbesserung der Materialeigenschaften genutzt werden.
Es wird zunehmend erkannt, dass das Verständnis und die Modellierung der Wechselwirkung von Kriechen und Ermüdung nicht nur für die Materialwissenschaften, sondern auch für die Konstruktion von Bauteilen und Maschinen von zentraler Bedeutung sind. Bauteile, die in kritischen Bereichen wie der Luftfahrt oder der Energieerzeugung eingesetzt werden, müssen solchen Belastungen standhalten, ohne vorzeitig zu versagen. Dies erfordert eine präzise Kenntnis der Materialeigenschaften und eine detaillierte Modellierung der physikalischen Prozesse, die unter realen Betriebsbedingungen auftreten.
Wie Temperatur, Umwelt und andere Faktoren die Rissausbreitung bei Kriechbruch beeinflussen
Die Rissausbreitung unter Kriechbedingungen, insbesondere die Abhängigkeit der Geschwindigkeit der Rissausbreitung (da/dt) von der J*-Integral-Kurve, ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Materialeigenschaften und äußerer Einflüsse. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass diese Beziehung unter verschiedenen Umständen variiert und sowohl von inneren als auch äußeren Faktoren beeinflusst wird.
Erstens hat die Temperatur einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten des Materials während des Kriechens. Nach der Norton-Gesetzmäßigkeit, die eine Beziehung zwischen Spannung, Dehnungsrate und Materialverhalten im Kriechregime beschreibt, wird die Temperatur durch die Materialkonstante B in der Gleichung reflektiert. In Gleichung (3.2) wird deutlich, dass die Temperaturwirkung über diese Konstante auf das Material übergeht. Da die Geschwindigkeit der Rissausbreitung (da/dt) nahezu proportional zu B ist, bleibt die da/dt-J* Beziehung im Wesentlichen temperaturunabhängig, vorausgesetzt, dass der Kriechbruchmechanismus sich nicht erheblich verändert. In vielen Fällen jedoch kann sich das Kriechverhalten bei hohen Temperaturen ändern, insbesondere bei Materialien, die eine geringe Kriechduktilität aufweisen, was zu einer Änderung der Beziehung zwischen da/dt und J* führt. Ein anschauliches Beispiel liefert die Untersuchung von 0,16% Kohlenstoffstahl bei 773 K und 673 K, die zeigt, wie Temperatur die Kriechrate beeinflusst.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Rissausbreitung beeinflussen kann, ist die Umwelt. Hohe Temperaturen in Verbindung mit Oxidation können das Material schwächen und die Rissausbreitung beschleunigen. Allerdings zeigen die Untersuchungen, dass die Umwelt in moderaten Bedingungen, wie sie zum Beispiel bei 304 Edelstahl im Vakuum und normaler Luft bei 923 K beobachtet wurde, wenig Einfluss auf die da/dt-J* Beziehung hat. Dies weist darauf hin, dass mechanischer Bruch die chemisch unterstützte Fraktur bei milden Umgebungsbedingungen übertrifft.
Die Auswirkungen von Vorkriechschäden oder "Pre-Creep" auf das Material sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wenn ein Material vor der eigentlichen Rissausbreitung einer Kriechbelastung ausgesetzt wird, kann dies zu einer erheblichen Schädigung führen, die die spätere Rissausbreitung beschleunigt. Dies zeigt sich bei 316 Edelstahl, dessen Kriechrate nach einem Pre-Creep-Prozess höher war als bei nicht geschädigten Proben. Die Pre-Creep-Proben zeigten deutlich höhere da/dt-Werte für denselben J*-Wert, was darauf hindeutet, dass das Kriechverhalten kumulativ ist und die gesamte Rissausbreitung beeinflusst.
Multiaxiale Spannungen stellen ebenfalls einen entscheidenden Einflussfaktor dar. Untersuchungen zur Plattenstärke zeigen, dass dickere Proben eine schnellere Rissausbreitung aufwiesen als dünnere, was auf den signifikanten Einfluss von Mehrachsenspannungen auf die Rissbildung hinweist. Ähnlich wie bei der Risszähigkeit unter Planespannung kann diese Beschleunigung durch die Anwendung eines Deformationsbeschränkungsparameters erklärt werden. Es ist auch bekannt, dass die Kriechbruchdehnung mit zunehmender Multiaxialität abnimmt, was diese Ergebnisse weiter unterstützt.
Die Analyse von Kriechbruchsprozessen bei verschiedenen Stahlarten und Legierungen hat ebenfalls interessante Ergebnisse geliefert. Die Untersuchung der Rissausbreitung in verschiedenen Materialien zeigt, dass die Gesetzmäßigkeit von Gleichung (3.16) in den meisten Fällen über einen weiten Temperaturbereich hinweg zutrifft. Dabei spielt die Intensität der Spannungsfelder nahe der Rissspitze eine dominierende Rolle, während der Widerstand gegen Versagen (Frakturwiderstand) nur einen geringeren Einfluss auf die Rissausbreitung hat. Materialien mit höherer Kriechbruchdehnung zeigen tendenziell eine niedrigere Rissausbreitungsgeschwindigkeit für denselben J*-Wert, was darauf hindeutet, dass die Bruchmechanik des Materials eine entscheidende Rolle spielt.
Schließlich ist es wichtig zu betonen, dass das Verhalten von Materialien bei Kriechbruch nicht nur von den oben genannten Faktoren abhängt, sondern auch von der spezifischen Struktur des Materials und seiner bisherigen Belastungshistorie. Das Verstehen dieser verschiedenen Einflüsse ermöglicht eine präzisere Vorhersage der Rissausbreitung und des Bruchs in strukturellen Komponenten unter Kriechbedingungen, was für die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Hochtemperaturmaterialien von entscheidender Bedeutung ist.

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