Die Republikanische Partei (GOP) stand vor einer schwierigen Entscheidung, als am 6. Januar 2021 eine wütende Menge das Kapitol in Washington stürmte. Nach den gewaltsamen Ausschreitungen, die als Versuch einer Staatsstreiches durch einige als "Trump-Anhänger" identifizierte Personen beschrieben wurden, gab es innerhalb der GOP viele, die eine klare Trennung von Donald Trump forderten. Prominente Mitglieder wie Betsy DeVos, die damalige Bildungsministerin, und Elaine Chao, die Verkehrsministerin, traten zurück. Auch einige Gouverneure der nordöstlichen Bundesstaaten drängten Trump zum Rücktritt, und Kevin McCarthy, ein führender Republikaner im Repräsentantenhaus, erklärte, Trumps Verhalten sei „absolut falsch“ und „abscheulich“. In einer Reihe interner Gespräche gab McCarthy an, er erwäge, Trump zum Rücktritt zu drängen, da er „mit diesem Mann fertig“ sei. Einige Überlegungen innerhalb der Partei gingen sogar so weit, Trump mit dem 25. Verfassungszusatz abzusetzen, um ihn aus dem Amt zu entfernen.

Doch dieser Moment der Entfremdung war von kurzer Dauer. Ein paar Tage nach den Ausschreitungen brachte das Repräsentantenhaus unter den Demokraten einen Antrag auf Amtsenthebung Trumps ein. Liz Cheney, eine hochrangige Republikanerin, versuchte, Unterstützung innerhalb ihrer Partei für die Amtsenthebung zu mobilisieren. Sie argumentierte, dass Trump „die Menge gerufen, sie versammelt und die Flamme dieses Angriffs entzündet“ habe. Für Cheney war es eine Möglichkeit, die GOP von Trump zu befreien und eine „de-Trumpifizierung“ durchzuführen. Sollte Trump im Impeachment-Verfahren verurteilt werden, könnte der Senat ihn davon abhalten, in Zukunft ein öffentliches Amt zu bekleiden.

Die Reaktion der republikanischen Partei war jedoch von Uneinigkeit geprägt. Cheney konnte nur neun weitere Republikaner davon überzeugen, ihre Stimme für das Impeachment abzugeben, was in der Folge eine deutliche Mehrheit unter den Demokraten unterstützte. McCarthy erklärte zwar, Trump trage Verantwortung für die „Angriffe auf den Kongress durch die Mobs“, stimmte jedoch gegen das Impeachment. Zwei Wochen nach dem Vorfall besuchte McCarthy Trump in Mar-a-Lago, um ein Foto mit ihm zu machen, wobei beide Männer fröhlich posierten. Monate später erklärte McCarthy sogar, Trump habe „keine Beteiligung“ an den Ereignissen des 6. Januars gehabt.

McConnell, der republikanische Vorsitzende des Senats, folgte einem ähnlichen Kurs. Obwohl er in Trumps zweitem Impeachment-Prozess mit einer Mehrheit der Republikaner für dessen Freispruch stimmte, hielt er eine feurige Rede, in der er Trump für die Ausschreitungen als „praktisch und moralisch verantwortlich“ bezeichnete. Trump habe „mit wildfremden Lügen“ den Angriff angezettelt, was McConnell als „Terrorismus“ bezeichnete. Jedoch stimmte er technisch gegen das Impeachment, mit dem Argument, dass ein Präsident nach dem Verlassen des Amtes nicht mehr angeklagt werden könne.

Doch was folgte, war eine überraschende Wende. In den Tagen nach seiner scharfen Kritik an Trump erklärte McConnell, er würde Trump „absolut“ unterstützen, falls dieser 2024 erneut als Präsidentschaftskandidat der GOP anträte. McConnell und McCarthy setzten sich weiterhin vehement gegen die Schaffung einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung des Sturms auf das Kapitol ein. Trotz ihrer anfänglichen Angriffe auf Trump erkannten die beiden hochrangigen Parteifunktionäre, dass die Mehrheit der Republikaner—insbesondere die republikanischen Wähler—ihn immer noch unterstützten. Es war eine Partei, die von Trump geprägt wurde und in der er weiterhin eine dominante Rolle spielte.

Die GOP konnte es sich nicht leisten, Trump zu verstoßen, da dies nicht nur ihre finanziellen Mittel gefährden würde—Trump sammelte Millionen für die Partei—sondern auch die Wählerschaft verärgern könnte, die ihn nach wie vor als ihren Helden ansah. Die Partei konnte nicht riskieren, sich von Trump abzuwenden, ohne sich selbst zu zerstören, vor allem nicht vor den Midterm-Wahlen 2022, bei denen das Repräsentantenhaus nur sieben Sitze von einer Mehrheit entfernt war und der Senat nahezu ausgeglichen war. Die Folgen eines Bruchs mit Trump hätten für die GOP in diesem Moment katastrophale Auswirkungen haben können.

Für viele Republikaner war Trump weiterhin die zentrale Figur, die sie mit ihren falschen Narrativen und Fehlinformationen mobilisierte. Während seiner gesamten Präsidentschaft verbreitete Trump eine enorme Zahl an Lügen und falschen Aussagen. Mehr als 30.000 falsche oder irreführende Erklärungen wurden dokumentiert. Die bekannteste Lüge war die über die „gestohlene Wahl“ 2020. Trotz des klaren Wahlsiegs von Joe Biden—der Trump mit sieben Millionen Stimmen überholte—behauptete Trump unermüdlich, die Wahl sei manipuliert worden. Dies führte zu einer Reihe von absurden Klagen, die von Trump und seinen Unterstützern, einschließlich Rudy Giuliani, eingereicht wurden. Keiner dieser Prozesse konnte Beweise für die von Trump behaupteten Wahlbetrügereien liefern. Doch viele republikanische Politiker stimmten diesen Lügen zu und unterstützten sie öffentlich.

Was diese Dynamik für die Zukunft der GOP bedeutet, ist unklar. Aber eines steht fest: Trotz aller Skandale und Verfehlungen bleibt Trump eine zentrale Figur innerhalb der Partei. Die Frage, wie lange diese Loyalität anhalten kann, wenn der Druck auf die Partei steigt, bleibt offen. Doch eines ist sicher: Die GOP hat sich mit Trump weiter in eine politische Ecke manövriert, die es schwer macht, einen Ausweg zu finden.

Wie konservative Kräfte die republikanische Partei prägten: Goldwater, die Bircher und der rechte Rand

Die Jahre der 1960er Jahre waren für die US-amerikanische politische Landschaft von tiefgreifenden Spannungen geprägt. Für konservative Republikaner stellte sich eine entscheidende Frage: Wie konnte man die Partei nach den Niederlagen von Eisenhower und Nixon wieder in die richtige Richtung lenken? Barry Goldwater, der Senator aus Arizona, stand im Mittelpunkt dieses Sturms. Der Kampf, die Partei zurückzuerobern, war untrennbar verbunden mit der Frage, ob man dabei auf die Unterstützung der extremen rechten Randgruppen setzen konnte oder nicht.

Goldwater verfolgte eine pragmatische Haltung gegenüber der John Birch Society, einer Organisation, die für ihre paranoiden Theorien und extremen Ansichten bekannt war. In den frühen 1960er Jahren, als die Gesellschaft durch die Aussagen ihres Gründers Robert Welch zunehmend in Verruf geriet, stand Goldwater vor der Wahl: Sollte er sich von dieser Gruppe distanzieren oder sie weiterhin unterstützen, um ihre Anhänger für seine konservativen Ziele zu gewinnen? Goldwater entschied sich, vorerst den Kontakt zu halten und appellierte an William Buckley, den Intellektuellen und Herausgeber der National Review, um die Gruppe nicht öffentlich anzugreifen. Goldwater selbst äußerte in Briefen, dass er die Gesellschaft und ihre Mitglieder, trotz Welchs extremistischen Ansichten, als nützliche Unterstützer ansah. In einem Brief an Frank Brophy, einem konservativen Aktivisten aus Arizona, erklärte er: „Wir müssen eine sehr wertvolle Organisation retten, die aus ausgezeichneten Menschen besteht, die nur durch Welchs unglückliche Aussagen und Überzeugungen gefährdet wird.“

Trotz der öffentlichen Unterstützung, die Goldwater der John Birch Society entgegenbrachte, war er sich der problematischen Natur dieser Gruppe bewusst. Welch hatte nicht nur mit seinen Verschwörungstheorien über die Regierung die Grenze des Erträglichen überschritten, sondern auch Eisenhower selbst als Kommunisten sympathisierend bezeichnet, was in konservativen Kreisen für Empörung sorgte. Goldwater versuchte, die Krise zu entschärfen, indem er sich mit den „vernünftigen“ Mitgliedern der Gesellschaft solidarisierte, ohne sich jedoch vollständig von der Bewegung zu distanzieren. Diese politische Zerrissenheit spiegelte die tieferen Konflikte innerhalb der konservativen Bewegung wider. Einerseits wollte man die breite Unterstützung von rechten, oftmals radikalen, Wählern nicht verlieren, andererseits musste man die Partei vor einem Imageverlust bewahren, der durch die Verbindungen zur extremen Rechten entstehen konnte.

Goldwaters Haltung stieß jedoch nicht nur bei den politischen Gegnern auf Widerstand, sondern auch innerhalb des konservativen Lagers. William F. Buckley, der Mitbegründer der modernen konservativen Bewegung, kämpfte öffentlich mit der Frage, wie eng man mit der John Birch Society zusammenarbeiten sollte. In einem Artikel für die National Review versuchte Buckley, die Gesellschaft zu kritisieren, ohne sie vollständig abzulehnen. Er stellte fest, dass Welchs Auffassung, die US-Regierung sei von Kommunisten kontrolliert, eine gefährliche und unrealistische Theorie sei. Dennoch blieb Buckley vorsichtig, um keine weitreichenden Spaltungen innerhalb der konservativen Bewegung zu verursachen. Denn auch die National Review war nicht frei von dieser Strömung, und ein offener Bruch mit der Birch Society hätte die Zeitschrift und ihre Abonnentenbasis gefährden können.

Diese Auseinandersetzungen innerhalb der konservativen Bewegung und der Republikanischen Partei zeigten die wachsende Kluft zwischen den traditionellen Republikanern und den radikaleren rechten Kräften. Der Historiker Alan Barth stellte fest, dass eine rechte Bewegung, geprägt von Angst und Unsicherheit, auf dem Vormarsch sei. Diese Bewegung, die keinen echten Lösungsvorschlag hatte, sondern vielmehr auf der Suche nach einem Feind war, hatte sich zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft entwickelt. Barth warnte jedoch, dass dieser radikale Flügel kaum in der Lage sein würde, die Kontrolle über die Partei zu übernehmen, da er in den Augen vieler Republikaner zu weit von den traditionellen Werten entfernt war. Dennoch erwies sich diese Einschätzung als falsch. Goldwater war bereit, den rechten Flügel zu unterstützen, um seine politische Karriere voranzutreiben. Und dieser Flügel, der in weiten Teilen aus den Anhängern der John Birch Society bestand, sollte letztlich eine bedeutende Rolle in der Zukunft der Partei spielen.

Was diese Entwicklungen deutlich machen, ist, dass die konservative Bewegung der 1960er Jahre ein zweischneidiges Schwert war. Auf der einen Seite gab es eine klare Bewegung hin zu einer konservativen Gegenkultur, die das bestehende politische System herausforderte und die politischen Kräfte der Linken als Gefahr für die nationale Sicherheit und den amerikanischen Lebensstil ansah. Auf der anderen Seite mussten die konservativen Führer, wie Goldwater, die schwierige Aufgabe bewältigen, diese Kräfte zu bändigen, ohne ihre Unterstützung zu verlieren. Das politische Erbe dieser Zeit ist bis heute spürbar, da der rechte Flügel der Republikanischen Partei, obwohl oft von extremen Positionen geprägt, eine unverzichtbare politische Kraft darstellt.

Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass der Erfolg der konservativen Bewegung der 1960er Jahre nicht nur auf den Ideen von Führungspersönlichkeiten wie Goldwater und Buckley beruhte, sondern auch auf der Fähigkeit, die Spannungen zwischen gemäßigten und extremen Kräften innerhalb der Partei zu managen. In diesem Kontext war Goldwaters Strategie ein Balanceakt: Er musste die Unterstützung der extremen rechten Randgruppen sichern, ohne die breitere republikanische Wählerschaft zu entfremden. Diese Dynamik bildet den Kern vieler späterer politischer Bewegungen in den USA, die die Spannungen zwischen politischen Extremen und der breiten Basis immer wieder herausforderten.

Warum die extreme Rechte in der amerikanischen Politik unaufhaltsam wurde: Die Lehren aus der Goldwater-Kampagne

Die politische Landschaft der 1960er Jahre in den Vereinigten Staaten war von tiefgreifenden Umwälzungen geprägt. Besonders die Präsidentschaftswahl von 1964 stellte einen Wendepunkt in der Geschichte der Republikanischen Partei dar. Barry Goldwater, der als Kandidat für die Republikaner ins Rennen ging, führte eine aggressive konservative Kampagne, die die politische Zukunft Amerikas nachhaltig beeinflusste. Obwohl Goldwater die Wahl verlor und in den Augen vieler Beobachter die konservative Bewegung damit einen schweren Schlag erlitt, zeigte seine Kampagne auf, dass die Kräfte der extremen Rechten in der amerikanischen Politik nicht nur existierten, sondern gestärkt und etabliert wurden.

Goldwater hatte einen bislang unterschätzten Teil der amerikanischen Gesellschaft mobilisiert: eine breite Basis von Wählern, die von Rassismus und der Ablehnung von Gleichberechtigung für Afroamerikaner motiviert waren, sowie die sogenannten „Segregationisten“. Goldwater war es gelungen, fünf Südstaaten von den Demokraten zu den Republikanern zu holen – eine Entwicklung, die den Beginn eines lang anhaltenden Trends markierte, der von den Republikanern sehnlichst herbeigewünscht wurde. Für viele war diese Wahl eine politische Katastrophe, doch die Ergebnisse legten den Grundstein für eine langfristige politische Umstrukturierung.

Die Rekrutierung neuer Unterstützer für den konservativen politischen Kampf war keineswegs ein Nebeneffekt der Goldwater-Kampagne, sondern eine ihrer zentralen Errungenschaften. Durch geschickte Spendenaufrufe und eine flächendeckende mobilisierte Freiwilligenbasis – mit fast einer halben Million Wahlhelfern am Wahltag – zeigte sich das Potenzial für eine extreme konservative Bewegung, die in der Lage war, auf Angst und Verunsicherung zu reagieren und damit viele Menschen zu mobilisieren. Diese Bewegung hatte nicht nur finanzielle Unterstützung von Hunderttausenden von Amerikanern erhalten, sondern auch ein Netzwerk von Anhängern etabliert, die bereit waren, Zeit und Geld in die politische Arbeit zu investieren. Goldwater hatte den radikalisierten Flügel der Partei verfestigt, und seine Anhänger waren nicht bereit, den politischen Einfluss wieder aufzugeben.

Trotz der erdrückenden Niederlage im Präsidentschaftswahlkampf 1964, die von Kommentatoren wie James Reston als katastrophal für die konservative Sache beschrieben wurde, war das Versäumnis der politischen Mainstream-Rechte, die wahre Stärke dieser Bewegung zu erkennen, entscheidend. Goldwater hatte der extremen Rechten nicht nur eine Plattform gegeben, sondern sie zu einer ernsthaften politischen Kraft gemacht. Die „extremen“ Kräfte der Politik waren durch die Wahl von Goldwater nicht besiegt worden; sie waren stärker denn je.

Ein Jahr nach Goldwaters Niederlage, im Frühjahr 1965, zeigte sich der ehemalige Schauspieler und aufstrebende politische Akteur Ronald Reagan als ein möglicher Ausweg für die Republikanische Partei. Reagan, der durch seinen Auftritt als Redner und durch seine Unterstützung für Goldwater zur Hoffnung der konservativen Rechte wurde, stand vor einer schwierigen Entscheidung. Er hatte keine politische Erfahrung und war in den Augen vieler ein rechtsradikaler Politiker. Doch sein Charisma und seine Botschaften der Selbstgenügsamkeit und des Widerstands gegen den Sozialismus machten ihn zu einer willkommenen Figur für die Führung der Republikanischen Partei in Kalifornien.

Die politische Strategie von Reagan und seiner Berater, insbesondere von Stuart Spencer und Bill Roberts, bestand darin, Reagans extreme Reden zu entschärfen und die Verbindung zur rechten Randbewegung zu minimieren. Denn der Fehler Goldwaters war es, die extremen Kräfte offen in die politische Mitte der Republikanischen Partei zu integrieren. Reagan jedoch war in der Lage, diese extremen Positionen rhetorisch geschickt zu verpacken, um sich als pragmatischer Kandidat darzustellen, ohne die konservativen Wurzeln zu verraten. Gleichzeitig hatte Reagan das Talent, eine breite Wählerschaft anzusprechen und die Spaltungen der Gesellschaft zu nutzen, um seine politische Karriere voranzutreiben. In dieser Hinsicht war er ein weit weniger kompromissloser Vertreter als Goldwater, doch die Ideologie, die er vertrat, war nicht weniger radikal.

Doch auch Reagan war nicht ohne Verbindungen zu extremen Gruppierungen. In den frühen 1960er Jahren unterstützte er Organisationen, die in starkem Maße gegen den Kommunismus kämpften und einen radikalen antikommunistischen Kurs verfolgten. Seine Zusammenarbeit mit der John Birch Society, einer ultrarechten Organisation, die gegen die Übernahme der USA durch den Kommunismus kämpfte, sowie seine Unterstützung für Segregationisten und eine harte Haltung gegenüber der Sozialgesetzgebung, zeigen, dass auch er nicht immer so gemäßigt war, wie es seine späteren politischen Erklärungen vermuten lassen.

Die Goldwater-Kampagne und die Entwicklung von Reagans politischer Karriere zeigen eine wichtige Lehre: die Macht der radikalen rechten Bewegung in den USA war nie wirklich verschwunden. Sie konnte in Zeiten der Niederlage in den Schatten treten, doch sie war stets präsent und auf ihre Gelegenheit vorbereitet. Was 1964 wie das Ende der extremen Rechten aussah, war in Wirklichkeit nur der Beginn einer langen Phase des Wiederaufbaus und der Konsolidierung. Die politische Strategie, die darauf abzielte, diese extremen Kräfte zu verstecken oder zu zähmen, war jedoch von kurzer Dauer, da die Unzufriedenheit mit dem politischen Status quo und die fortschreitende Radikalisierung der amerikanischen Gesellschaft der extremen Rechten immer wieder neue Möglichkeiten boten.

Es war der goldene Moment, als die Republikanische Partei sich entschloss, den „Extremisten“ eine größere Bühne zu bieten und sie nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu unterstützen. Doch das Verständnis dieser politischen Dynamik ist entscheidend, um die Auswirkungen der Goldwater-Kampagne und die spätere politische Entwicklung der USA besser zu verstehen.

Wie George W. Bush die rechte Flanke in der Wahlkampagne 2000 mobilisierte

Im Jahr 2000 begab sich George W. Bush auf eine politische Gratwanderung, die für seine Wahlkampagne sowohl ein Segen als auch ein Fluch war. Der republikanische Kandidat, der sich ursprünglich als Vertreter des "mitfühlenden Konservatismus" ins Spiel brachte, stand vor der Herausforderung, das rechte Spektrum seiner Partei zu vereinen, ohne jedoch zu weit in den extremen Bereich abzudriften, der viele moderate Wähler abschrecken könnte. Doch als es darum ging, den republikanischen Vorwahlkampf zu gewinnen, war Bush gezwungen, sich mit den radikaleren Kräften der Rechten zu verbinden, um die Unterstützung der evangelikalen Christen und der konservativen Wählerschaft zu sichern.

Bush begann damit, seine eigene religiöse Überzeugung ins Zentrum seiner Kampagne zu stellen. Bei öffentlichen Auftritten erklärte er wiederholt, dass sein Glaube und das tägliche Lesen der Bibel eine wesentliche Rolle in seiner Politik spielten. Als er gefragt wurde, welcher politische Denker ihn am meisten beeinflusst habe, antwortete er mit einem klaren Bekenntnis: "Christus, weil er mein Herz verändert hat." Diese gezielte Betonung seiner religiösen Überzeugungen sollte ihn als wahren Vertreter der "Werte" positionieren, die für viele konservative Wähler von zentraler Bedeutung waren.

Doch während Bush versuchte, sich als Kandidat des "mitfühlenden Konservatismus" darzustellen, begannen sich die dunkleren Seiten seines Wahlkampfes zu offenbaren. Die Konfrontation mit John McCain im Vorwahlkampf der Republikaner, insbesondere in South Carolina, brachte eine Vielzahl an schmutzigen Taktiken ans Licht. Nachdem Bush bei den ersten Vorwahlen in Iowa als Sieger hervorgegangen war, machte ihm McCain bei den Wahlen in New Hampshire zu schaffen. McCain, der als Reformkandidat und Verteidiger des "straight-talking" Images galt, gewann mit überwältigender Unterstützung der Unabhängigen. Bush, der sich als moderat positioniert hatte, sah nun, dass er die Unterstützung des rechten Flügels seiner Partei benötigte, um nicht gegen McCain zu verlieren.

In South Carolina, einem Bundesstaat mit einer starken konservativen Wählerschaft, wandte sich Bush an die evangelikalen Christen und konservativen Hardliner, die die politische Landschaft bestimmten. Eine entscheidende Rolle spielte dabei seine Reise zur Bob Jones University, einem Zentrum extremistischen Fundamentalismus, das unter anderem weiterhin interrassische Ehen und katholische Glaubensüberzeugungen ablehnte. Obwohl Bush sich als unpolitischer Vermittler präsentiert hatte, war sein Auftritt an dieser Universität ein klares Signal an die rechten Kräfte seiner Partei: Um in der Vorwahl zu gewinnen, würde er keine Skrupel haben, mit den extremsten Elementen des konservativen Lagers zusammenzuarbeiten.

Der Besuch an der Bob Jones University und die Unterstützung durch prominente Figuren des christlichen Fundamentalismus waren ein Wendepunkt in Bushs Kampagne. Die Unterstützung durch die religiöse Rechte wurde mobilisiert, und die republikanische Basis in South Carolina zeigte sich bereit, Bush trotz seiner Nähe zu rassistischen und anti-katholischen Kräften zu unterstützen. Doch dieser politische Schritt hatte seinen Preis. Bush war gezwungen, sich von seiner ursprünglichen Botschaft des "mitfühlenden Konservatismus" zu verabschieden und sich mit den dunkleren Kräften des rechten Lagers zu verbünden.

Diese Unterstützung beinhaltete nicht nur die Mobilisierung von extremen religiösen Gruppen, sondern auch die Verbreitung von schmutzigen Wahlkampfmethoden, die auf Verleumdung und Verschwörungstheorien setzten. Gerüchte über McCain, darunter Behauptungen, er habe ein uneheliches Kind aus einer interrassischen Beziehung, sowie groteske Anschuldigungen über seine Familie und seine Vergangenheit, wurden von Bushs Unterstützern in South Carolina verbreitet. Diese Taktiken, die häufig als "dirty tricks" bezeichnet wurden, waren ein bezeichnendes Beispiel für die Verschmelzung von politischem Kalkül und extremen Kräften innerhalb der republikanischen Partei. Bush selbst weigerte sich zunächst, diese Methoden zu verurteilen, was den Eindruck erweckte, dass seine Kampagne diese Schmutzkampagne zumindest stillschweigend unterstützte.

Am Ende siegte Bush in South Carolina mit 53 Prozent der Stimmen und setzte sich gegen McCain durch, der lediglich 42 Prozent erzielte. Dieser Sieg war ein Beweis dafür, dass Bushs Strategie, die religiöse Rechte und die ultrakonservativen Elemente seiner Partei zu mobilisieren, den Ausschlag für seinen Erfolg gab. Doch dieser Sieg, der auf einem Fundament aus politischen Bündnissen mit extremistischen Kräften und schmutzigen Wahlkampftechniken beruhte, stellte die Frage auf, wie viel von Bushs ursprünglicher Botschaft noch übrig war. Der Mann, der sich einst als "Vereiner" präsentierte, hatte sich gezwungen gesehen, mit den schmutzigsten Kräften des rechten Lagers zu paktieren, um seine politische Karriere voranzutreiben.

Für den Leser wird klar, dass die politische Landschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in den späten 1990er Jahren und frühen 2000er Jahren von einer tiefen Kluft zwischen den moderaten und extremen Flügeln der Republikanischen Partei geprägt war. Bushs Kurswechsel und die daraus resultierende Allianz mit den radikalsten Elementen seiner Partei stellen einen Wendepunkt in der amerikanischen Politik dar. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Republikanischen Partei spiegeln eine breitere kulturelle und politische Spaltung wider, die auch Jahre später noch die politische Agenda der USA dominieren sollte.