Richard Hofstadter analysierte in seinem Werk Anti-Intellectualism in American Life (1964) die paradoxe Position der Intellektuellen in der amerikanischen Geschichte. Er stellt fest, dass die Gründerväter der USA als gelehrte und breit gebildete Persönlichkeiten agierten, die durch ihr Wissen in Geschichte, Politik und Recht die drängenden Probleme ihrer Zeit zu lösen versuchten. Doch trotz dieser aufgeklärten Anfänge wandelte sich das Verhältnis der amerikanischen Gesellschaft zu den Intellektuellen. Seit den 1950er Jahren – und insbesondere im Kontext des McCarthyismus – wurden Intellektuelle zumeist als Außenseiter, Diener oder Sündenböcke betrachtet. Dieses ambivalente Verhältnis ist tief in der amerikanischen Geschichte verwurzelt und spiegelt eine kulturelle Spannung wider, die sich aus der besonderen Entstehungsgeschichte der Vereinigten Staaten ergibt.

Die frühen Siedler profitierten von einer außergewöhnlichen Freiheit, deren Wurzeln sich aus einem komplexen Geflecht historischer, geografischer und kultureller Faktoren speisten. Diese einzigartige Mischung aus selbstversorgenden Bauern und kleinen Händlern, der anglo-sächsischen Tradition lokaler Selbstverwaltung, dem europäischen Arbeitsethos, calvinistischen und lutherischen Glaubensvorstellungen sowie der Abwesenheit feudaler Strukturen schuf den Boden für eine ausgeprägte libertäre Gesinnung. Diese Menschen waren instinktiv misstrauisch gegenüber externer Kontrolle und Autorität, weshalb die Gründerväter keine Wahl hatten, als eine Regierungsform zu etablieren, die diesen Freiheitsdrang respektierte und begrenzte.

Seit jeher zieht sich diese Grundtendenz durch die amerikanische Geschichte als politische Konfliktlinie: angefangen bei den Anti-Föderalisten, über den Whisky-Aufstand von 1794, den Bürgerkrieg, bis hin zu späteren Widerständen gegen staatliche Interventionen wie die Antitrust-Gesetze unter Theodore Roosevelt, den New Deal von Franklin D. Roosevelt, den Eingriff in den Zweiten Weltkrieg, das Great Society-Programm von Lyndon B. Johnson und die Gesundheitsreformen unter Barack Obama. Diese Skepsis gegenüber staatlicher Einflussnahme manifestierte sich zuletzt auch in der aufkommenden Tea-Party-Bewegung, die einen Teil der republikanischen Basis mobilisierte.

Vor diesem historischen Hintergrund lässt sich Donald Trumps politische Strategie als Fortsetzung dieser Tradition verstehen. Sein Versprechen, den „Sumpf auszutrocknen“ und Amerika wieder groß zu machen, appellierte an eine tief verwurzelte Sehnsucht nach einem „verschwundenen“ oder nie wirklich erreichten amerikanischen Traum. Trump projizierte sich als Verkörperung dieser Illusion, die weniger auf rationaler Analyse denn auf emotionalem und nationalistischer Identität basierte. Seine Ideologie ließ sich in den Kategorien von Nationalismus, evangelikalem Christentum und Betonung ethnischer Identität einordnen – allesamt Elemente mit tiefen historischen Wurzeln in der amerikanischen Gesellschaft. Dennoch brach Trump mit der liberalen Tradition des amerikanischen Exzeptionalismus, die sich durch eine Vision von Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und internationaler Kooperation auszeichnete.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern lehnte Trump das Konzept der amerikanischen Einzigartigkeit, das noch 2013 von der Republikanischen Partei als moralische Führungsrolle der USA definiert wurde, offen ab. Seine Aussagen zur amerikanischen Ausnahmestellung wirkten widersprüchlich und wurden von seiner Zielgruppe eher als Ausdruck einer neuen politischen Wirklichkeit denn als intellektuelle Abkehr verstanden. Die amerikanische Ausnahme war für Trump weniger ein historisches Ideal, sondern ein zukünftiges Ziel, dessen Erreichung von seiner eigenen Wahl abhängen sollte.

Der Begriff des „American Dream“ wurde erstmals 1931 von James Truslow Adams geprägt und beschreibt eine Gesellschaft, in der jeder Mensch die Chance hat, sich unabhängig von Geburt und sozialer Herkunft zu entfalten. Dieser Traum ist mehr als materieller Wohlstand, er ist eine Vision von sozialer Gerechtigkeit und individueller Selbstverwirklichung. Donald Trump, der lange Zeit selbst als Symbol des amerikanischen Erfolgs galt, definierte den Traum als Freiheit, Wohlstand, Frieden sowie Gerechtigkeit für alle. Allerdings wurde dieser Optimismus bald von einem düsteren Pessimismus verdrängt: In seiner Ankündigung zur Präsidentschaftskandidatur bezeichnete Trump die USA als „Hölle“ und einen „Witz“, was auf eine tiefe Krise des amerikanischen Selbstverständnisses hinweist.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass die ambivalente Haltung gegenüber Intellektuellen und staatlicher Macht eng mit den historischen und kulturellen Wurzeln Amerikas verbunden ist. Die Libertarismus-Tradition, die das Misstrauen gegenüber Eingriffen von außen betont, ist nicht einfach eine ideologische Position, sondern Ausdruck eines komplexen Erbes, das politische Entwicklungen und soziale Spannungen seit der Gründung der Nation prägt. Der Trumpismus ist insofern keine plötzliche Abweichung, sondern ein symptomatischer Ausdruck dieser anhaltenden Konflikte.

Wichtig ist außerdem, die Rolle von Symbolen und Mythen in der amerikanischen Politik zu beachten: Der „American Dream“ und der „American Exceptionalism“ sind nicht statische Begriffe, sondern wandelbare Konzepte, die je nach politischem Kontext unterschiedlich interpretiert und instrumentalisiert werden. Sie dienen als Projektionsflächen für Hoffnungen, Ängste und Identitätsfragen, die weit über die USA hinaus von Bedeutung sind. Ein umfassendes Verständnis dieser Dynamik erfordert die Reflexion über die wechselseitige Beziehung zwischen Geschichte, Kultur, Politik und den sich ständig verändernden Vorstellungen von Freiheit und Gemeinschaft.

Wie unterscheiden sich antike Tyrannen von modernen Populisten?

Aristoteles unterscheidet drei Arten von Tyrannei. Die erste ist diejenige, die ihre Macht durch rohe Gewalt erlangt und erhält – ein Bild, das auf Trump nicht zutrifft. Die zweite Form beschreibt „gewählte Monarchen mit despotischer Macht“, was näher an moderne populistische Führer heranreicht. Die dritte, „typischste“ Form der Tyrannei ist komplexer: Es handelt sich um eine willkürliche Herrschaft eines Einzelnen, der niemandem verantwortlich ist und allein zum eigenen Vorteil regiert, gegen den Willen der Untertanen. Diese Beschreibung erfasst die Essenz einer Tyrannei, die sich hinter demokratischen Fassaden verbergen kann.

Platon erweitert diese Sicht und charakterisiert den Tyrannen nicht nur als Herrscher über andere, sondern als jemanden, der sich selbst nicht beherrschen kann. Er ist der Inbegriff von Eros, ein Wesen der unkontrollierten Begierden und Leidenschaften, dessen Verhalten einem Betrunkenen gleicht, in dem immer neue Leidenschaften die alten verdrängen. Der Tyrann kennt keine wahre Freiheit oder Freundschaft, da er ständig darauf angewiesen ist, zu dominieren oder bedient zu werden. Schon vor dem Erreichen der Macht zeigen sich diese Charakterzüge im privaten Leben: Seine Gefolgsleute sind Untergebene und seine Freundschaft nur Mittel zum Zweck. Sobald dieser Zweck erreicht ist, wechselt der Tyrann seine Haltung rücksichtslos.

Der antike athenische Politiker Kleon aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. bietet ein historisches Beispiel mit verblüffenden Parallelen zu modernen Populisten wie Trump. Wie Trump stammte er aus einer wohlhabenden Familie und war der erste Führer aus der Handelsklasse. Kleon verband populistische Versprechen an die unteren Klassen mit einer Allianz und späterem Bruch mit der reichen Elite. Er war ungehobelt, aber rhetorisch gewandt, verstand es, die Gefühle der Massen zu manipulieren und schürte Angst vor äußeren Feinden, um sich als Retter zu inszenieren. Wie Trump verachtete Kleon die politische Oberschicht seiner Zeit und nutzte den Krieg gegen Sparta, um seine Machtbasis zu stärken. Beide zeigten eine dünnhäutige Reaktion auf Spott und Klatsch, indem sie Gegner, einschließlich Komiker, vor Gericht brachten.

Kleons Politik war von einem zerstörerischen „Athen zuerst“-Ansatz geprägt, der an Trumps „America First“-Parole erinnert. Seine fortwährende Kriegsführung führte nicht zum Triumph, sondern zu Athens Niedergang und öffnete die Tür für weitere Demagogen. Er starb auf dem Schlachtfeld, doch sein Erbe war der Zerfall demokratischer Normen und der Aufstieg autoritärer Strömungen.

Auch der römische Kaiser Caligula aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. dient als Warnung. Anfangs populär, entpuppte er sich als grausamer, selbstherrlicher Tyrann, der jede Form von Verantwortung beseitigte und seine Macht auf Kosten des Staates ausdehnte. Er setzte auf pompöse Bauprojekte, oft zu seinem eigenen Ruhm, und zeigte eine absurde Selbstverherrlichung, wie das symbolische Reiten seines Lieblingspferdes in voller Rüstung. Caligula missachtete wirtschaftliche Vernunft, führte zu Hungersnöten und strafte jede Kritik mit Brutalität. Sein Verhalten zeigt eine absolute Selbstzentriertheit, die sich auch in seiner Umgebung widerspiegelte: Wer überleben wollte, musste ihn überschwänglich loben.

Die Parallelen zu modernen populistischen Führern sind nicht nur in ihrem Verhalten und Machterhalt sichtbar, sondern auch in der systematischen Aushöhlung demokratischer Institutionen und Normen. Die Missachtung von Respekt, Rechtsstaatlichkeit und rationaler Debatte durch solche Figuren gefährdet die Grundlagen demokratischer Gesellschaften und schafft Raum für willkürliche Herrschaft und soziale Spaltung.

Wichtig ist, dass der Leser erkennt, dass Tyrannei und Populismus keine neuen Phänomene sind, sondern tief in der Geschichte verwurzelt sind. Die Muster von Machtmissbrauch, Manipulation der Massen und der Zerstörung demokratischer Prozesse wiederholen sich. Es ist entscheidend, die Mechanismen zu verstehen, durch die solche Herrscher Macht erlangen und halten, um den Wert von Rechtsstaatlichkeit, Verantwortlichkeit und demokratischer Kultur zu schützen. Die Verherrlichung von starken Persönlichkeiten, die vermeintlich einfache Lösungen anbieten, birgt stets die Gefahr, grundlegende gesellschaftliche Werte zu untergraben und langfristig Demokratie und Freiheit zu gefährden.