Der Wettbewerb mit der Sowjetunion und später der Volksrepublik China stellte nicht nur die von den Vereinigten Staaten etablierten Regeln und Institutionen infrage, sondern bot auch anderen Ländern die Aussicht auf eine völlig andere Weltordnung. Die amerikanische Intervention nahm vielerlei Formen an: manchmal war sie direkt und militärisch, gelegentlich erfolgte sie durch Stellvertreterkriege, oft jedoch, was damals nur in wenigen Fällen bekannt war, erfolgte die Intervention verdeckt und war nicht immer im Einklang mit den amerikanischen Gesetzen. Diese Eingriffe fanden weltweit statt – in Westeuropa, im asiatisch-pazifischen Raum, im Nahen Osten, in Afrika und in den Amerikas – überall, wo das amerikanische Empire agierte. Viele dieser Interventionen erreichten ihre kurzfristigen Ziele, obwohl es sowohl kleinere als auch größere Rückschläge gab. Doch selbst die größeren Niederlagen – etwa in Angola, Kuba, Iran und Vietnam – bedeuteten nicht das Ende des amerikanischen Imperiums. Im Gegenteil, das halbglo­bale Empire, das nie die Sowjetunion oder die Volksrepublik China mit einschloss, blieb stark, als der Kalte Krieg zu Ende ging.

Die Dimension der amerikanischen Interventionen war nicht nur in Bezug auf die nationale Geschichte beispiellos, sondern fast sicher auch in der Weltgeschichte. Kein anderes Land hatte je ein so großes Engagement auf einem so weiten geografischen Raum übernommen. Dies wäre ohne die Kontrolle über die globalen und regionalen Institutionen nicht möglich gewesen. Dass es massive militärische Ressourcen erforderte, ist selbstverständlich, aber ebenso notwendig war die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung. Um diese Unterstützung zu sichern, war der amerikanische Staat stark auf die Geheimen Dienste angewiesen, die bereits in Kapitel 6 behandelt wurden.

Die Einbindung Westeuropas in das amerikanische Imperium nach dem Zweiten Weltkrieg stellte eine enorme Herausforderung dar. Einige Staaten waren selbst Imperien, und die USA mussten diese auflösen, ohne ihre Regierungen und Bürger zu entfremden. Westeuropa musste sich wirtschaftlich erholen, um eine Chance zu haben, im kapitalistischen Block zu verbleiben. Zugleich war es notwendig, die Demokratie zu fördern, ohne dass eine kommunistische Machtübernahme in einem der betroffenen Länder drohte. Im Zentrum Europas lag Deutschland, dessen Situation schon vor der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 durch die USA geregelt wurde. Bereits während des Krieges, besonders aber nach der Niederlage des nationalsozialistischen Regimes, hatten die USA weitreichende Pläne für die militärische Besetzung und politische Neugestaltung Deutschlands entwickelt. Diese Pläne wurden auf den Konferenzen in Teheran 1943 sowie in Jalta und Potsdam 1945 bestätigt.

Deutschland wurde in Zonen aufgeteilt, die jeweils den Besatzungsmächten – den USA, der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – unterstanden. Die amerikanische Zone lag im Süden, die sowjetische Zone im Osten, die britische im Norden und die französische Zone im Westen. Berlin, in der sowjetischen Zone gelegen, wurde ebenfalls unter die Kontrolle der vier Mächte aufgeteilt. Doch schon 1947 hatten die USA ihre britischen und französischen Partner davon überzeugt, ihre Zonen zusammenzulegen, um ihre Präsenz zu konsolidieren. Zwei Jahre nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes war es den USA gelungen, Westdeutschland zu einem Protektorat zu formen, da weder die deutsche Bevölkerung noch die britische Regierung in der Lage waren, sich den amerikanischen Forderungen zu widersetzen. In diesem imperialen Unterfangen war die US-Regierung überaus erfolgreich, und Westdeutschland wurde der treueste europäische Alliierte der USA im Kalten Krieg.

Die Währungsreform von 1948, die unter amerikanischer Führung in den nicht-sowjetischen Zonen durchgeführt wurde, stellte den Grundstein für die wirtschaftliche Erholung Westdeutschlands. Ein Jahr später durfte das Land am Marshallplan teilnehmen. 1949 entstand die Bundesrepublik Deutschland, mit einem von amerikanischen Offiziellen mitgestalteten Grundgesetz. Bis 1955 hatten die USA auch den Widerstand ihrer Alliierten überwunden und Westdeutschland erlaubt, sich wieder zu bewaffnen und der NATO beizutreten. Westdeutschlands wirtschaftliche und politische Strukturen wurden nun als so stabil angesehen, dass die USA und ihre Verbündeten die militärische Besatzung im Land bis auf West-Berlin beendeten.

Westdeutsche Regierungen waren stets entschieden antikommunistisch, und das Grundgesetz erschwerte es den Kommunisten, auch nur einen Fuß in den Parlamenten zu fassen. Dies war jedoch nicht der Fall in anderen Teilen Westeuropas, wo Kommunisten oft populär waren, da sie eine führende Rolle im antifaschistischen Widerstand gespielt hatten. Am deutlichsten zeigte sich dies in Griechenland, wo der Erfolg der kommunistischen Militärs im Bürgerkrieg zur Einführung der Truman-Doktrin im März 1947 führte. Griechenland, das sich nach dem Ende der deutschen Besatzung 1944 in einer Koalitionsregierung befand, geriet in einen Bürgerkrieg, der im Winter 1947 seinen Höhepunkt fand. Trotz der massiven Unterstützung Großbritanniens für die antikommunistische Seite war es dem britischen Militär bis Anfang 1947 nicht gelungen, die Kommunisten zu besiegen. Zu diesem Zeitpunkt griff die Truman-Administration ein und wandelte Griechenland zu einem US-Protektorat um.

Die USA errichteten eine "Mission zur Hilfe Griechenlands" (AMAG), die mit außergewöhnlichen Vollmachten ausgestattet wurde. Eine Direktive des US-Außenministeriums stellte sicher, dass sämtliche politischen Entscheidungen in Griechenland, von der Änderung des Kabinetts bis hin zu bedeutenden militärischen und diplomatischen Veränderungen, die Zustimmung Washingtons erforderten. Diese strenge amerikanische Kontrolle machte es den griechischen Politikern nahezu unmöglich, ohne die ausdrückliche Zustimmung der USA zu agieren. Ein solches Beispiel war die Wahl des Ministerpräsidenten George Papandreou, dessen Sohn Andreas jedoch unabhängiger dachte und sich gegen die USA stellte. Als Wahlen 1967 drohten, Papandreou zurück an die Macht zu bringen, griff das Militär zu und etablierte eine Diktatur. Obwohl die USA von den militärischen Plänen wussten, intervenierten sie nicht. Die Unterstützung des brutalen Militärregimes in Griechenland zwischen 1967 und 1974 führte später zu erheblichen reputationspolitischen Schäden für die USA, wurde jedoch im Kontext des Kalten Krieges als der Preis für die griechische Loyalität betrachtet.

Diese Interventionen und die Schaffung von Protektoraten waren Teil eines größeren amerikanischen Bestrebens, die Weltwirtschaft und -politik im Sinne der USA zu gestalten. Sie bedeuteten nicht nur die Sicherung von strategischen Gebieten, sondern auch die Sicherstellung einer langfristigen globalen Ordnung, in der der Einfluss der USA unangefochten blieb.

Wie das Internet zur globalen Machtstellung der USA beitrug

Mit der Erfindung des World Wide Web durch Tim Berners-Lee im Jahr 1989 war das Internet bereit, eine weltweite Revolution zu entfalten. Anfangs wurde die Verwaltung des Internets einem einzelnen Forscher in Kalifornien übertragen, der unter der Aufsicht des US-amerikanischen Handelsministeriums (DoC) arbeitete. Doch das rasante Wachstum des Internets erforderte bald eine tiefgreifende Veränderung. 1998 wurde daher eine private, gemeinnützige Organisation, die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), gegründet, um die Verwaltung des Internets zu übernehmen. Obwohl die Organisation ihre Arbeit zunächst unter der Leitung des DoC fortsetzte, wuchs das Internet so schnell, dass es nicht nur das technologische, sondern auch das wirtschaftliche Leben revolutionierte. Die USA, unterstützt von einer riesigen Binnenmarktwirtschaft und einer sehr förderlichen Regierungspolitik, waren schnell in der Lage, die enormen kommerziellen Möglichkeiten zu nutzen, die durch den persönlichen Computer und das Internet eröffnet wurden.

Im Gegensatz zu multinationalen Konzernen, die zuvor über lange Zeiträume hinweg operierten, gab es bei den Internetunternehmen fast keine Verzögerung zwischen der Einführung ihrer Dienste auf dem heimischen Markt und auf ausländischen Märkten. Diese Unternehmen erreichten die internationalen Märkte oft nahezu gleichzeitig. So konnten die amerikanischen Firmen eine dominante Stellung auf dem globalen Markt einnehmen, die sie von Anfang an auszeichnete.

Bis 2015 dominierte eine überwältigende Mehrheit der größten Internetunternehmen in den USA. Sechs der zehn weltweit führenden IT-Unternehmen nach Umsatz waren amerikanisch, darunter Apple, HP und Microsoft. Besonders bemerkenswert war die Stellung der US-Unternehmen in der Internetwirtschaft: Unter den zwanzig größten Unternehmen nach Umsatz stammten dreizehn aus den USA. Darunter waren einige der bekanntesten Namen wie Amazon, Google, eBay, Facebook und Twitter. Diese Firmen sind heute für fast sämtliche weltweiten Kommunikationsströme verantwortlich. Dies bedeutet, dass die USA eine dominierende Rolle in der globalen Kommunikation innehaben, vor allem aufgrund der Größe ihrer großen Internetunternehmen. Die tatsächliche Macht dieser US-Unternehmen ist jedoch noch größer, als die Zahlen es vermuten lassen.

Von den sieben nicht-amerikanischen Unternehmen, die es in die Top 20 der Internetwirtschaft geschafft haben, sind fünf chinesisch. Diese chinesischen Unternehmen sind zwar riesig, ihre Dienste sind jedoch hauptsächlich auf Nutzer ausgerichtet, die die chinesischen Schriftzeichen verstehen. Aus diesem Grund sind die meisten internationalen Verbraucher auf die US-Unternehmen angewiesen. Das stellt eine Art von globaler Dominanz dar, von der frühere Generationen amerikanischer multinationaler Unternehmen nur träumen konnten. Selbst in Russland haben die Nutzer stark auf die großen amerikanischen Internetunternehmen angewiesen.

Diese Entwicklung hat nicht nur zu einer markanten wirtschaftlichen Dominanz geführt, sondern auch zu heftigen Vorwürfen. Besonders die Europäische Union hat versucht, mit ihrer Gesetzgebung die quasi-monopolistische Stellung einiger dieser Unternehmen einzuschränken. Trotz dieser Bemühungen haben die Unternehmen ihre Macht weitgehend behalten, ohne ihr Verhalten erheblich ändern zu müssen. Die rapide Expansion der globalen elektronischen Kommunikation, die größtenteils über Server in den Vereinigten Staaten läuft, hat enorme Versuchungen und Herausforderungen mit sich gebracht.

Ein Paradebeispiel für diese Entwicklung ist Google. Als Google 2015 ein Tochterunternehmen von Alphabet wurde, war dies ein deutliches Zeichen für die enorme Diversifizierung des Unternehmens, das 1998 in einer Garage in Kalifornien gegründet worden war. Trotz dieser Ausweitung bleibt Google Search mit dem bekannten PageRank-Algorithmus das Aushängeschild des Unternehmens. Weltweit werden die meisten Suchanfragen auf Google durchgeführt, mit Ausnahme von Ländern wie China, Japan, Russland und Südkorea. In vielen Ländern hat Google einen Marktanteil von über 90 Prozent. Google hat damit nicht nur großen Einfluss auf das globale Informationsangebot, sondern auch auf die Wahrnehmung von Geschichte, Politik und der Welt insgesamt. Trotz der Vorwürfe von Monopolismus, Zensur und einer amerikanischen Voreingenommenheit bei den Suchergebnissen bleibt Google aufgrund seiner Marktmacht ein unverzichtbares Instrument, auch für die US-Regierung.

Der wachsende Einfluss von Google und anderen Internetunternehmen auf die globale Kommunikation hat die US-amerikanischen Geheimdienste in die Lage versetzt, ihre Überwachungsmöglichkeiten massiv auszubauen. Besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der darauf folgenden Einführung des Patriot Act, der den Geheimdiensten weitreichende Überwachungsbefugnisse einräumte, wurde deutlich, wie untrennbar das Internet und die globale Kommunikation mit den strategischen Interessen der USA verknüpft sind. Der Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) von 1978, der versuchte, eine Grenze zwischen den Kommunikationsrechten von US-Bürgern und Ausländern zu ziehen, wurde durch den Patriot Act in vielerlei Hinsicht unterlaufen. Besonders die Regelungen zur elektronischen Überwachung, die im Zeitalter des Internets fast unmöglich durchzusetzen waren, führten zu einer drastischen Ausweitung der US-amerikanischen Überwachungsmöglichkeiten, auch jenseits der US-Grenzen.

Die Rolle des Internets als Instrument der globalen Macht ist heute nicht mehr zu übersehen. Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die politische und kulturelle Einflussnahme dominiert die US-amerikanische Technologiebranche. Das Internet hat den USA eine beispiellose Möglichkeit zur weltweiten Vernetzung und Kontrolle gegeben – eine Macht, die weit über das hinausgeht, was zuvor durch traditionelle multinationalen Unternehmen erreicht wurde.