Die literarischen Werke dieser Zeit, insbesondere die heroischen Gedichte, sind von unschätzbarem Wert für das Verständnis der Gesellschaft Tamilakams, des tamilischen Landes. Diese Gedichte, die die frühen Gesänge der einfachen Barden und Trommler aufgreifen, vermitteln einen tiefen Einblick in die sozialen Strukturen und das Leben der Menschen, die in einer Epoche lebten, in der sich Wirtschaft, Politik und religiöse Praktiken auf einzigartige Weise entwickelten. Die Gedichte der Tamil-Poeten, die meist aus verschiedenen sozialen Schichten stammten, zeichnen ein lebendiges Bild des kulturellen und politischen Klimas dieser Ära. Die Zeit, die sich grob zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. datiert, ist durch das Fehlen umfangreicher wissenschaftlicher Texte gekennzeichnet, mit wenigen Ausnahmen wie den Sanskrit-Schriften von Charaka und Sushruta, die medizinische Konzepte aus dieser Zeit weitergeben. Dennoch lassen sich aus späteren Texten, vor allem im Bereich der Astronomie, Mathematik und Medizin, wertvolle Rückschlüsse auf das Wissen der damaligen Zeit ziehen. Die Astronomie, etwa wie sie von Varahamihira in seinem Werk Panchasiddhantika des 6. Jahrhunderts zusammengefasst wurde, zeigt die Weitergabe von Wissen aus der Zeit davor.
Die Graeco-römischen Quellen, vor allem Werke von Autoren wie Arrian, Strabo und Plinius dem Älteren, sowie der anonyme Periplus Maris Erythraei, dessen Verfasser ein ägyptischer Grieche war, der im Handel tätig war und Indien bereiste, sind ebenfalls bedeutende historische Quellen für diese Epoche. Besonders die Berichte über den Handel und die Entstehung von Handelswegen sind für das Verständnis der damaligen Wirtschaft und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Chinesische Quellen wie das Qian Hanshu und das Hou Hanshu liefern ebenfalls Informationen über die Bewegungen und Migrationen der Völker Zentralasiens, die einen direkten Einfluss auf die politische Lage Nordindiens hatten.
Die Archäologie trägt weiterhin zu unserem Wissen über diese Zeit bei, auch wenn viele urbane Fundstätten nur in groben Zügen bekannt sind. In Nordindien belegen Funde aus der Zeit nach der Maurya-Dynastie eine erhebliche Expansion städtischer Zentren. Viele dieser Siedlungen waren befestigt und wiesen Merkmale einer Planung auf, wie sie in den ausgeprägten Ziegelbauten und der Verwendung von gebranntem Ziegelmauerwerk erkennbar sind. In Südindien und der Deccan-Region gab es eine interessante Überschneidung zwischen der späten Megalithischen Kultur und den frühen historischen Phasen, was die Entwicklung dieser Regionen in einem kulturellen Kontext verständlicher macht.
Die Ausweitung staatlicher Macht und die Verbreitung urbaner Zentren führten zu wichtigen Entwicklungen im Bereich der Münzprägung. Die Indo-Griechen brachten zweisprachige und zweischriftliche Münzen in Umlauf, deren Informationen weitgehend aus den Münzfunden stammen. Die Kushanas prägten große Mengen Goldmünzen, während in der Deccan-Region die Satavahanas Münzen aus Silber, Kupfer, Blei und anderen Materialien ausgaben. Münzen, die im Süden Indiens gefunden wurden, spiegeln die kulturellen und politischen Gegebenheiten der jeweiligen Herrschaftsgebiete wider. Insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung politischer Institutionen und die Erfassung wirtschaftlicher Prozesse durch Münzen und Inschriften ist dieser Zeitraum von größter Bedeutung.
Das Wissen über die Politik und die Geschichte Nordindiens während dieser Zeit ist ebenfalls eng mit den Quellen aus der Literatur und den Inschriften verknüpft. Ein Beispiel dafür ist der Aufstieg der Shunga-Dynastie, die das Ende der Maurya-Dynastie markierte. Laut dem Harshacharita tötete Pushyamitra, der Kommandeur der Maurya-Armee, den Maurya-König Brihadratha, als dieser seine Truppen inspizierte. Dieses Ereignis führte zur Gründung der Shunga-Dynastie um 187 v. Chr. und der Ausweitung ihres Einflusses über Teile des ehemaligen Maurya-Reiches. Die Puranas sowie historische Berichte aus späterer Zeit, wie die des Divyavadana, werfen zudem einen kritischen Blick auf Pushyamitra, der nicht nur als Gründer einer neuen Dynastie, sondern auch als Gegner des Buddhismus wahrgenommen wurde.
Während die Shungas mit den Bakterischen Griechen, den sogenannten Yavanas, in Konflikt gerieten, spiegeln sich diese politischen Auseinandersetzungen in der Literatur wider, etwa in Kalidasas Malavikagnimitra, das die militärischen Erfolge von Pushyamitra und seinen Söhnen beschreibt. Diese Konflikte und die militärischen Auseinandersetzungen, die mit der Expansion der Shunga-Dynastie einhergingen, bildeten einen zentralen Aspekt der politischen und sozialen Geschichte dieser Epoche.
Zusätzlich zu diesen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen bieten die zahlreichen Inschriften aus dieser Zeit tiefe Einblicke in das religiöse und soziale Leben der Bevölkerung. Die Inschriften, die von den königlichen Herrschern ebenso wie von gewöhnlichen Bürgern hinterlassen wurden, dokumentieren sowohl Dynastien und Herrschaftsverhältnisse als auch religiöse Spenden und die Patronage von Tempeln und anderen religiösen Einrichtungen. Diese Quellen sind für die Rekonstruktion der sozialen Struktur und der religiösen Praktiken in dieser Zeit unverzichtbar. Es zeigt sich, dass die religiösen Institutionen eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Menschen spielten und eng mit den sozialen und politischen Hierarchien verknüpft waren.
Diese komplexen Wechselwirkungen zwischen Handel, Politik, Religion und sozialer Struktur lassen uns einen vielschichtigen Blick auf die Gesellschaft und Kultur der Zeit werfen. Für die Menschen in Tamilakam und darüber hinaus waren diese Entwicklungen nicht nur politisch und wirtschaftlich entscheidend, sondern prägten auch ihr tägliches Leben und ihre Weltanschauung in einer Weise, die uns über die Jahrtausende hinweg noch immer faszinieren kann.
Wie haben Mathematik und Medizin in der antiken indischen Welt zusammengewirkt?
In der antiken indischen Wissenschaft finden sich bedeutende Entwicklungen in den Bereichen Mathematik und Medizin, die in vielerlei Hinsicht voneinander beeinflussten. Zu den herausragendsten Mathematikern zählt Brahmagupta (7. Jahrhundert), der als Erster die Methode zur Bestimmung eines zyklischen Vierecks mit rationalen Seiten beschrieb und die Fläche eines zyklischen Vierecks berechnete. Seine Arbeit zur Bestimmung des Umfangs eines Zyklischen Vierecks sowie seiner Diagonalen war für die damalige Zeit revolutionär und legte wichtige Grundlagen für die geometrische Behandlung algebraischer Formeln.
Im 9. Jahrhundert trug Mahavira, ein Mathematiker aus Karnataka, mit seinem Werk Ganitasarasangraha zur weiteren mathematischen Entwicklung bei. Besonders erwähnenswert ist seine Formel für den Umfang einer Ellipse, die korrekt war, während seine Formel zur Berechnung der Fläche fehlerhaft war. Bhaskara II, der Verfasser des berühmten Werkes Lilavati aus dem 12. Jahrhundert, beschäftigte sich mit Ideen des Kalküls und ist heute als eine der Schlüsselfiguren in der Entwicklung indischer Mathematik anerkannt.
Trotz der klaren Einflüsse der griechischen Mathematik auf die indische Wissenschaft gibt es bedeutende Unterschiede, die das eigenständige Wachstum und die Weiterentwicklung der indischen Astronomie und Mathematik belegen. Besonders auffällig ist, dass die indische Astronomie viele Fortschritte unabhängig von den griechischen Modellen machte, was sich beispielsweise in der detaillierten Berechnung des Erdumfangs und der Entdeckung des heliozentrischen Modells zeigt. Auch die Namen der Tierkreiszeichen, die aus dem Griechischen stammen, und die Wochentage, die nach den Planeten benannt wurden, spiegeln diese griechischen Einflüsse wider, dennoch blieb die indische Herangehensweise an Astronomie einzigartig.
Gleichzeitig war das medizinische Wissen in Indien ein weiteres großes Feld, das sich in eigenständigen Traditionen entfaltete. Ayurveda, die „Wissenschaft des Lebens“, stellte einen bedeutenden Bereich der indischen Medizin dar. Zwei Haupttexte, das Charaka Samhita und das Sushruta Samhita, bieten uns wertvolle Einblicke in das medizinische Denken und die praktischen Anwendungen der Zeit. Während der Charaka Samhita vorrangig auf das Verständnis von Krankheiten und ihrer Behandlung ausgerichtet war, bot das Sushruta Samhita detaillierte Informationen zur Chirurgie und die Anwendung von Heilmethoden, die weit über das hinausgingen, was in anderen antiken Kulturen bekannt war.
Es gibt jedoch keine klaren Beweise dafür, dass Ayurveda seine Ursprünge in den Veden hat, wie von vielen traditionellen Lehren behauptet. Vielmehr zeigen die Quellen, dass das Wissen um Heilung und medizinische Behandlung in der indischen Tradition weitgehend auf empirischen, nicht-religiösen Beobachtungen beruhte, die später von Brahmanen übernommen wurden. Einige Wissenschaftler, wie Kenneth G. Zysk, vermuten, dass die medizinischen Praktiken und das Wissen des Ayurveda ursprünglich in buddhistischen Klöstern entstanden sind, von wo aus sie sich in der Gesellschaft verbreiteten.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Organisation der medizinischen Versorgung. Die Charaka Samhita beschreibt nicht nur die medizinischen Theorien, sondern gibt auch detaillierte Anweisungen zur Einrichtung eines Krankenhauses, das als idealer Ort für die Heilung betrachtet wird. Dieses Krankenhaus sollte nicht nur gut ausgestattet sein, sondern auch über ein kompetentes und mitfühlendes Personal verfügen, das sowohl in der Pflege als auch in der Behandlung versiert ist. Der Text betont die Bedeutung einer gesunden und angenehmen Umgebung für den Heilungsprozess, was auf eine fortschrittliche Sichtweise auf Krankenhäuser und medizinische Betreuung hinweist.
Es ist ebenfalls bemerkenswert, dass Ayurveda nicht nur als Heilkunst angesehen wurde, sondern auch als ein umfassendes System des Wissens, das mit verschiedenen philosophischen Schulen, wie dem Samkhya, Yoga und Vaisheshika, eng verbunden war. Diese Philosophie durchdrang das medizinische Denken und bot einen tiefen Einblick in die Natur des menschlichen Körpers und Geistes.
Zusätzlich zu diesen bekannten Texten gibt es auch Hinweise darauf, dass medizinische Praktiken in Indien eine dynamische Wechselwirkung mit anderen Wissensbereichen hatten. Astronomische und mathematische Entdeckungen, insbesondere die Entwicklung von Berechnungsmodellen und geometrischen Formeln, wurden oft mit medizinischen Überlegungen kombiniert. Indische Mathematiker und Ärzte zeigten ein bemerkenswertes Verständnis der Funktionsweise des Universums, das sich sowohl in der Astronomie als auch in der Medizin widerspiegelte.
Endtext
Wie sich die religiöse Rolle der Frauen in der Chola-Zeit entwickelte: Tempel und Spenden
Die Spendenpraxis in Südindien erlebte während der Zeit der Chola-Dynastie eine bedeutende Entwicklung. Besonders hervorzuheben ist der Anteil von königlichen Landzuweisungen an Tempel, die in der Chola-Zeit weit verbreitet waren. Diese Spenden, oft verbunden mit Steuererleichterungen und besonderen Privilegien, stellten nicht nur eine religiöse, sondern auch eine wirtschaftliche Unterstützung der Tempel dar. Ein Beispiel für diese Praxis findet sich in einer Inschrift aus der Herrschaft von Sundara Chola (957–973), die berichtet, dass der Tempel 124 Veli Land an eine Person verpachtete, die jährlich 2880 Kalam Reis (eine Maßeinheit für Reis) an den Tempel abzugeben hatte. Solche Landspenden und die damit verbundenen Verpflichtungen belegen den hohen Stellenwert, den Tempel als wirtschaftliche und religiöse Institutionen in dieser Zeit hatten.
Ein zentraler Aspekt der Spendenpraxis war die Rolle der „Tempelfrauen“ in den Chola-Inschriften. Leslie Orrs Forschung hebt hervor, dass diese Frauen sich deutlich von den Devadasis des 20. Jahrhunderts unterschieden. Während der Begriff „Devadasi“ erst im frühen 20. Jahrhundert an Bedeutung gewann, bezeichneten die Inschriften der Chola-Zeit diese Frauen mit Begriffen wie tevaratiyar (Göttinverehrerin), tevanar makal (Tochter des Gottes) und taliyilar oder patiyilar (Frauen des Tempels). Ihr Status war nicht auf Geburt, Kaste oder spezifische rituelle Funktionen zurückzuführen, sondern auf ihre Verbindung zum Tempel und zur jeweiligen Gottheit.
Anders als die späteren Devadasis, die mit dem Tempel und dem Kultus verbunden waren, aber auch eine professionelle Rolle als Tänzerinnen und Musikerinnen innehatten, waren die Frauen der Chola-Zeit nicht als Tempeltänzerinnen oder Prostituierte tätig. Ihre Bedeutung hing vielmehr mit ihren Spenden zusammen. Diese Spenden, vor allem in Form von Land, Geld oder Dienstleistungen, wurden häufig genutzt, um die kontinuierliche Pflege von Lampen, die Unterstützung des Tempelpersonals oder den Bau neuer Tempelanlagen zu gewährleisten. Besonders in der späten Chola-Zeit nahmen diese Frauen eine immer stärkere gesellschaftliche Stellung ein. Sie erhielten Ehrungen wie das Privileg, bei Prozessionen in der Nähe der Gottheit platziert zu werden, oder das Recht, einen bestimmten Teil eines Hymnus zu singen.
Trotz der fortschreitenden Veränderung in ihrer Rolle bleibt das Bild der „Tempelfrauen“ in den Inschriften konstant. Ihre Spenden waren sowohl in der frühen als auch in der späteren Chola-Zeit von großer Bedeutung. Während Frauen im Allgemeinen zunehmend seltener als Spender in den Inschriften auftauchen, bleiben die Tempelfrauen als ständige Akteure sichtbar. Dies zeigt, dass Frauen zwar aus vielen religiösen Funktionen ausgeschlossen wurden, ihre Rolle als Förderer des Tempels jedoch ungebrochen blieb.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die „Tempelfrauen“ der Chola-Zeit keine verheirateten Frauen waren, wie es bei den späteren Devadasis der Fall war. Ihre Beziehungen zum Tempel waren von einer religiösen und sozialen Bedeutung, die über die traditionelle Vorstellung von Heirat hinausging. In den frühen Jahren der Chola-Dynastie konzentrierten sich ihre Spenden meist auf die Finanzierung von Lampen und kleineren religiösen Ausgaben, während in späterer Zeit auch größere Beiträge für die tägliche Tempeldienste und Feste gemacht wurden.
Diese Spendenpraxen sind eng mit der Struktur der südindischen Tempelgesellschaften verbunden, die in der Chola-Zeit eine bedeutende wirtschaftliche und politische Rolle spielten. Tempel hatten nicht nur religiöse Bedeutung, sondern fungierten auch als Wirtschaftsunternehmen und politische Akteure. Die enormen Ressourcen, die sie über Spenden und Landzuweisungen erhielten, ermöglichten es ihnen, große Beschäftigungszahlen zu erreichen. Das Brihadishvara-Tempel in Thanjavur beispielsweise hatte über 600 Angestellte, darunter Tänzerinnen, Drummer, Schneider, Goldschmiede und Buchhalter. Diese Angestellten wurden größtenteils in Form von Naturalien, vor allem Reis, bezahlt, einige erhielten auch Landzuweisungen. Die Zahlungen in Form von Steuereinnahmen und Pachtverträgen belegten die starke Verflechtung von Tempeln und Verwaltung in der Chola-Zeit.
Zusätzlich zu den königlichen und lokalen Spenden trugen auch Kaufleute und Handwerksgilden zur Tempelwirtschaft bei. Sie spendeten Land, Vieh, Gold und Silber sowie Geld, oft zur Unterstützung von Lampen, die in Tempeln brannten. So sind in den Inschriften der Chola-Zeit zahlreiche Beispiele zu finden, in denen Kaufleute für die Pflege der ewigen Lampen in Tempeln großzügige Beiträge leisteten.
Die Rolle der Frauen als religiöse Förderer war ein wichtiger Teil dieser Spendenkultur. In der Forschung wird betont, dass Frauen in der Chola-Zeit nicht nur als Spenderinnen agierten, sondern auch als aktive Akteure innerhalb der religiösen Gesellschaft. Ihre Spenden unterstützten nicht nur die materiellen Bedürfnisse der Tempel, sondern trugen auch zur Bewahrung und Pflege des religiösen Lebens bei. Diese historische Entwicklung verdeutlicht, dass Frauen in der Chola-Zeit eine prägende, wenn auch oft unsichtbare Rolle im religiösen Leben spielten, deren Auswirkungen weit über ihre Zeit hinausreichten.
Welche Funktionen hatten die Grubenwohnungen und die Tierbestattungen in Burzahom?
Die Grubenwohnungen von Burzahom, einem Neolithikum-Siedlungsplatz im Kaschmir-Tal, werfen ein einzigartiges Licht auf die Lebensweise der frühen Menschen dieser Region. Ein bedeutender Teil der Debatte über die Funktion dieser Gruben konzentriert sich auf die Frage, ob sie tatsächlich als dauerhafte Wohnungen dienten oder eine andere, weniger offensichtliche Funktion erfüllten. Eine Untersuchung von P. J. Reynolds zeigte, dass beim Entzünden eines Feuers in einer dieser Gruben die Atmosphäre schnell von unerträglichem Rauch erfüllt wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Nutzung von Feuer in diesen Gruben nicht zwangsläufig auf häusliche Aktivitäten wie Kochen oder das Erwärmen des Raumes hinwies. Vielmehr könnte das Feuer zur Verlängerung der Lebensdauer der Gruben, zur Bekämpfung von Schimmel oder Feuchtigkeit oder zur Beschleunigung des Trocknens von Lehmputz verwendet worden sein. Ein weiterer Aspekt, der gegen die Annahme spricht, dass diese Gruben dauerhaft bewohnt waren, ist das Fehlen von Rußspuren an den Wänden der Gruben. Wären sie regelmäßig als Wohnräume genutzt worden, müssten sie mit Ruß bedeckt gewesen sein.
Eine alternative Theorie besagt, dass diese Gruben als unterirdische Vorratsspeicher für Getreide dienten. Coningham und Sutherland schlagen vor, dass einige der Gruben von Burzahom und auch andere Gruben in Kaschmir und Swat nicht ständig bewohnt waren. Stattdessen könnte es sein, dass die Menschen in den Wintermonaten in diese unterirdischen Gruben zogen und in den Sommermonaten an die Oberfläche zurückkehrten. In dieser Zeit könnten sie überschüssiges Getreide in den Gruben gelagert haben, um es im Frühjahr für die Aussaat zu nutzen. Solch eine Praxis würde auch die Beobachtung stützen, dass diese Gruben nicht für immer bewohnt waren, sondern nur für bestimmte Jahreszeiten.
In der Zeit des Neolithikums in Burzahom, besonders in der Periode II, nahm die Besiedlung eine neue Wendung. Die Menschen verließen die Grubenwohnungen und errichteten Häuser auf Bodenniveau. Einige der Gruben wurden mit Karewa-Erde aufgefüllt und mit Lehm verputzt. Dies deutet darauf hin, dass die Gruben in ihrer ursprünglichen Funktion als Wohnräume nicht länger geeignet waren und eine Veränderung in der Lebensweise stattfand. Gleichzeitig entstanden in dieser Zeit auch mehrere Bestattungen, bei denen die Toten meist unter den Fußböden der Häuser oder in ihren Innenhöfen beigesetzt wurden. Die Menschen von Burzahom praktizierten sowohl Primär- als auch Sekundärbestattungen, wobei die Sekundärbestattungen oft mit roten Ockerbedeckungen versehen wurden.
Eine besonders interessante Entdeckung in dieser Zeit ist die Bestattung von Tieren, sowohl wildlebenden als auch domestizierten, zusammen mit den Menschen. Es wurde festgestellt, dass Tiere wie Rehe, Wölfe, Ibexe und Schneeleoparden in einigen Gräbern zusammen mit den menschlichen Überresten beigesetzt wurden. Diese Praxis könnte symbolische Bedeutung gehabt haben oder auf einen Zusammenhang zwischen dem Toten und den Tieren hindeuten, sei es als Opfer oder als Teil eines rituellen Brauchs. Besonders auffällig ist die Bestattung von Hunden mit ihren menschlichen Besitzern, was darauf hindeutet, dass Hunde nicht nur als Nutztiere, sondern auch als Begleiter in den Alltag der Menschen integriert waren. Dies wird durch die separate Bestattung von Hunden in der Nähe der Wohnbereiche weiter gestützt.
Im Verlauf der Periode II nahmen die materiellen Kulturen in Burzahom eine differenzierte Form an. Die Herstellung von Werkzeugen aus Stein und Knochen blieb wichtig, wobei die Werkzeuge eine feinere Verarbeitung aufwiesen. Die Funde umfassen unter anderem verschiedene Erntegeräte und Waffen, die für Jagd und Fischerei verwendet wurden, zwei Aktivitäten, die eine zentrale Rolle im täglichen Leben der Menschen von Burzahom spielten. Ein besonderes Merkmal dieser Periode ist die Entdeckung von Metallgegenständen, wie etwa ein Kupferpfeilspitze, die gegen Ende von Periode II datiert werden konnte.
Es gibt auch Hinweise auf kulturelle Kontakte mit anderen Regionen. Die Entdeckung eines rotbemalten Tongefäßes, das 950 wunderschöne Agat- und Karneolperlen enthielt, zeigt, dass es zumindest in den frühen Phasen der Periode II Austauschbeziehungen mit dem Industal gegeben haben muss. Das Vorhandensein von Motiven, die auch in frühen Harappan-Schichten bei Kot Diji vorkommen, legt nahe, dass die Menschen von Burzahom in gewissem Maße in Netzwerke integriert waren, die die frühen Zivilisationen des Indus verbanden.
Die vielseitige Werkzeugproduktion, die Nutzung von Gruben als Lager- und Wohnräume sowie die Bestattungskultur von Tieren und Menschen zeichnen das Leben der Menschen in Burzahom als eine hoch entwickelte und komplexe Gesellschaft. Die Grubenwohnungen in der frühen Phase des Neolithikums sind daher nicht nur als einfache Unterkünfte zu betrachten, sondern als ein multifunktionales System, das sowohl praktische als auch symbolische Bedeutungen hatte. Die Bestattungspraktiken und die Funde von Tierbestattungen deuten auf einen tiefen kulturellen Zusammenhang zwischen Mensch und Tier hin, der vielleicht den rituellen oder spirituellen Bedürfnissen der damaligen Gemeinschaften diente.

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