Die Untersuchung regionaler Unterschiede im Wahlverhalten zeigt, dass die demografische Zusammensetzung der Wählerschaft eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie stark der Wunsch nach einem Austritt aus der Europäischen Union („Leave“) ausgeprägt ist. Besonders auffällig ist, dass regionale Kontexte das Verhalten der Wählerschaft selbst dann beeinflussen können, wenn demografische Merkmale wie Ethnizität oder Bildungsniveau bereits berücksichtigt wurden.
Ein zentraler Bestandteil der Analyse ist die lineare Regression, mit deren Hilfe die Beziehung zwischen den verschiedenen demografischen Merkmalen und der Unterstützung für den „Leave“-Wahlkampf quantifiziert wird. Hierbei werden geografische Kontexte durch zusätzliche Variablen, wie etwa die Festlegung von Fixeffekten für verschiedene Regionen, mit einbezogen. Solche Modelle erlauben eine differenzierte Betrachtung der Wahlmuster in verschiedenen Regionen, da sie die spezifischen Eigenheiten der einzelnen Gebietsstrukturen berücksichtigen.
Beispielsweise wird die variable „weiße Bevölkerung“ in einer ersten Analyse mit einer negativen Assoziation zum „Leave“-Votum in Verbindung gebracht, was zunächst überraschend erscheint. Wenn jedoch andere demografische Faktoren kontrolliert werden, zeigt sich, dass eine höhere weiße Bevölkerungsquote mit einer stärkeren Unterstützung für den Austritt aus der EU korreliert. Dieses Ergebnis entspricht den allgemeinen Erwartungen und verdeutlicht, wie wichtig es ist, den Einfluss verschiedener demografischer Merkmale in einem regionalen Kontext zu verstehen.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Variable „EU-Bürger“. Zunächst weist diese auf eine positive Assoziation mit dem „Leave“-Votum hin, was ebenfalls kontraintuitiv erscheint. Diese überraschenden Ergebnisse bleiben bestehen, auch wenn die unterschiedlichen Regionen und deren spezifische Merkmale berücksichtigt werden. So kann es in einer Region sein, dass EU-Bürger eine größere Ablehnung gegenüber der EU hegen, in einer anderen Region jedoch der Einfluss genau gegenteilig ausfällt. Diese Unterschiede verdeutlichen die Komplexität regionaler Unterschiede, die in Analysen von Wahlverhalten oft übersehen werden.
Der Einsatz von Interaktionstermen in der linearen Regression ermöglicht eine noch differenziertere Betrachtung. Diese Methode erlaubt es, die Auswirkungen jeder Variablen nicht nur als globale Größe zu betrachten, sondern regional angepasst. Das bedeutet, dass für jede Region ein eigener Koeffizient berechnet wird, der den Einfluss einer bestimmten demografischen Variable auf das Wahlverhalten beschreibt. In Regionen wie London oder Schottland zeigt sich beispielsweise eine deutliche Variation im Wahlverhalten, selbst wenn ähnliche demografische Profile vorliegen.
Interessanterweise zeigt sich, dass bestimmte demografische Merkmale wie der Bildungsgrad in den meisten Regionen negativ mit der „Leave“-Stimme korrelieren. In Regionen wie London ist der Bildungsgrad ein entscheidender Faktor für eine niedrigere „Leave“-Unterstützung, was die komplexen Wechselwirkungen zwischen Bildung und regionaler Zugehörigkeit unterstreicht.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis zeigt sich bei der Analyse von Variablen wie „kein Auto im Haushalt“. Diese Variable ist ebenfalls negativ mit der „Leave“-Unterstützung assoziiert, was darauf hinweist, dass Menschen ohne Auto in ländlicheren, weniger urbanisierten Gebieten tendenziell stärker zu einem „Leave“-Votum tendieren. Hier wird die Bedeutung des urbanen vs. ländlichen Kontextes deutlich.
Ein besonders interessanter Aspekt der Analyse ist die Möglichkeit, den Einfluss geografischer Besonderheiten durch geographisch gewichtete Regression (GWR) weiter zu untersuchen. Diese Methode bietet einen flexiblen Ansatz zur Untersuchung regionaler Unterschiede, indem sie lokale Koeffizienten für jede räumliche Einheit berechnet. Dies ermöglicht eine tiefere Einsicht in regionale Zusammenhänge, die durch traditionelle Regressionstechniken möglicherweise nicht vollständig erfasst werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einsatz von Interaktionstermen und Fixeffekten in linearen Modellen auch gewisse Herausforderungen mit sich bringt. Ein häufig übersehener Punkt ist, dass die Einführung von Interaktionstermen ohne die Erweiterung der Datengrundlage die statistische Power der Analyse verringern kann. In Fällen, in denen die Daten in kleinere Gruppen unterteilt werden, kann dies zu verzerrten Ergebnissen führen, da für jede Region separate Schätzungen vorgenommen werden. Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist die Anwendung hierarchischer oder mehrstufiger Modelle, die eine konservativere Schätzung der Koeffizienten ermöglichen.
Schließlich sollte man auch alternative Modelle in Betracht ziehen, die es ermöglichen, geografische Unterschiede besser zu modellieren. Geographisch gewichtete Regression (GWR) ist eine Technik, die sich für solche Fragestellungen besonders gut eignet, da sie lokale Variationen in den Daten berücksichtigt und auf diese Weise genauere und räumlich differenzierte Ergebnisse liefert. Dies ist insbesondere bei der Untersuchung komplexer Phänomene wie der Brexit-Abstimmung von Bedeutung, da regionale Besonderheiten oft entscheidend für das Wahlverhalten sind.
Warum der Einsatz von R und Quarto für die Datenanalyse effizienter und transparenter ist
In der modernen Datenanalyse geht es nicht nur darum, Ergebnisse zu erzielen, sondern auch um deren Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit. In diesem Kontext zeigt sich, dass proprietäre Softwarelösungen, die durch grafische Benutzeroberflächen (Point-and-Click) unterstützt werden, nicht die ideale Wahl für ernsthafte wissenschaftliche Analysen sind. Solche Tools bieten zwar einfache Bedienbarkeit, doch sie bergen eine Reihe von Problemen, die den wissenschaftlichen Prozess behindern können.
Eines der größten Mankos von Point-and-Click-Software besteht darin, dass sie auf geschlossenem Code basieren. Das bedeutet, dass der Forscher nicht in der Lage ist, die zugrunde liegenden Prozesse vollständig zu überprüfen oder anzupassen. Infolgedessen müssen die Ergebnisse oft „auf Glauben“ akzeptiert werden, ohne die Möglichkeit einer gründlichen Validierung der zugrunde liegenden Berechnungen. Dies steht im Gegensatz zu deklarativen Programmiersprachen wie R, bei denen der gesamte Analyseprozess nachvollziehbar und dokumentiert ist. R ermöglicht es den Forschern, den Code zu überprüfen, zu modifizieren und zu regenerieren, was den gesamten wissenschaftlichen Workflow viel transparenter macht.
Ein weiteres Problem mit grafischen Benutzeroberflächen ist die Schwierigkeit der Reproduzierbarkeit und Aktualisierung von Analysen. Bei der Arbeit mit Punkt-und-Klick-Software ist es oft mühsam, alle Schritte, die bei der Analyse eines Datensatzes durchgeführt werden, korrekt zu protokollieren. Dies erschwert nicht nur das Reproduzieren von Ergebnissen, sondern macht es auch schwierig, Analysen bei neuen Datenupdates oder geänderten Parametern anzupassen. In einer Programmiersprache wie R ist dieser Prozess jedoch erheblich einfacher. R ermöglicht es, alle Schritte der Datenbearbeitung und -analyse klar und in einer nachvollziehbaren Weise zu dokumentieren.
Ein weiteres herausragendes Merkmal von R ist die Möglichkeit, sogenannte „Computational Notebooks“ zu erstellen, die Code, Texte und Ergebnisse vereinen. Dies ermöglicht eine umfassende Dokumentation des gesamten Analyseprozesses in einem einzigen Dokument. Quarto, ein Open-Source-Tool für die Erstellung solcher Notebooks, ist eine besonders nützliche Erweiterung von R, da es die Flexibilität von Markdown mit der Leistungsfähigkeit von R kombiniert. In Quarto-Dokumenten können sowohl erklärende Texte als auch ausführbarer Code nebeneinander stehen, wodurch eine klare und kohärente Darstellung der Analyse entsteht.
Der Einstieg in R erfolgt in der Regel über eine Entwicklungsumgebung wie RStudio. Diese bietet eine intuitive Benutzeroberfläche, die es ermöglicht, R-Code effizient zu schreiben und auszuführen. Die wesentlichen Bereiche der IDE (Integrated Development Environment) sind dabei der Code-Editor, das Konsolenfenster zur direkten Eingabe von Befehlen, der Bereich „Environment“ zur Anzeige aller geladenen Objekte sowie der Bereich „History“, der die letzten Befehle auflistet. Dies schafft eine sehr strukturierte Arbeitsumgebung, die eine einfache Verwaltung und Kontrolle über den Analyseprozess ermöglicht.
Um mit R zu arbeiten, muss man zunächst den entsprechenden Code schreiben und ausführen. Dies kann entweder in der Konsole oder über den Code-Editor erfolgen. Ein einfaches Beispiel für den Einstieg könnte darin bestehen, eine Zahl zu definieren und mit ihr einfache mathematische Berechnungen durchzuführen, wie etwa das Quadrat oder die Quadratwurzel einer Zahl. Auch die Installation von R-Paketen, die zusätzliche Funktionen und Bibliotheken bereitstellen, gehört zu den grundlegenden Arbeitsschritten. Einige der wichtigsten Pakete in der Datenanalyse, wie das „tidyverse“-Paket, bieten eine Sammlung von Werkzeugen, die eine saubere und effiziente Verarbeitung von Daten ermöglichen.
Die Installation eines Pakets in R erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird das Paket heruntergeladen, dann wird es mit dem Befehl library() in die Arbeitsumgebung geladen. Ein häufiges Problem für Anfänger ist, dass Pakete nicht direkt verfügbar sind, wenn sie nicht zuvor installiert wurden. In diesem Fall kann die Fehlermeldung „there is no package called [Paketname]“ auftreten. Abhilfe schafft die Installation des Pakets mit install.packages("Paketname"). Einmal installiert, kann das Paket durch den Aufruf der library()-Funktion in den aktuellen R-Prozess eingebunden werden.
Ein weiteres praktisches Konzept in R ist die Nutzung von „Namespaces“. Wenn ein Paket nur gelegentlich gebraucht wird, kann man es auch ohne explizites Laden in den Speicher verwenden, indem man den Namen des Pakets und die Funktion direkt aufruft, z. B. sf::st_contains(). Dies ist besonders nützlich, wenn man nicht möchte, dass das gesamte Paket im Hintergrund geladen wird, sondern nur eine spezifische Funktion daraus genutzt werden soll.
Quarto ist eine leistungsstarke Erweiterung für R, um reproduzierbare Forschungsdokumente zu erstellen, die sowohl Code als auch Ergebnisse enthalten. Ein Quarto-Dokument endet mit der Dateiendung „.qmd“ und kann ähnliche Markup-Elemente wie Markdown enthalten, jedoch mit der Möglichkeit, eingebetteten Code auszuführen. Im Vergleich zu herkömmlichem Markdown bietet Quarto zusätzliche Funktionen, um die Flexibilität in der Dokumentenerstellung zu erhöhen und gleichzeitig die Wiederverwendbarkeit des Codes sicherzustellen.
Wichtig ist, dass der Einsatz von Quarto und R nicht nur die Transparenz und Reproduzierbarkeit von Analysen fördert, sondern auch die Effizienz in der Arbeit mit großen Datensätzen und komplexen Modellen steigert. Die systematische Dokumentation der durchgeführten Schritte ermöglicht eine präzise Nachverfolgung und erleichtert es, Modelle bei Änderungen der Daten oder der Analysemethoden anzupassen. Für eine langfristige wissenschaftliche Arbeit ist dies von unschätzbarem Wert.
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