In hochentwickelten Ländern wie Deutschland oder Schweden ist es üblich, dass hochqualifizierte Fachkräfte auf allen Ebenen in den Staatsdienst eintreten. Diese Verbindung von akademischer Exzellenz und staatlicher Struktur führt zu einer kompetenzbasierten Verwaltung, in der politische Entscheidungen durch sachkundige Akteure getroffen oder vorbereitet werden. In Ländern wie den Vereinigten Staaten – beschrieben als „nicht vollständig entwickelte Länder“ – ist diese Durchdringung nicht flächendeckend gegeben: Zwar finden sich vereinzelt promovierte Beamte in der Verwaltung, doch das ist eher Ausnahme als Norm.
Im Gegensatz dazu stehen viele Entwicklungsländer, in denen kaum Personen mit fortgeschrittener akademischer Ausbildung den Weg in die staatlichen Institutionen finden. Dies führt zu einem strukturellen Mangel an Expertise innerhalb der Ministerien, die daher auf externe Berater angewiesen sind. Die politische Gestaltung, insbesondere das Design von Politiken, stellt eine besondere Herausforderung dar, da das Wissen und die Kompetenz häufig nicht innerhalb der Bürokratien selbst vorhanden sind. Ein Beispiel dafür ist der Gesundheitsminister Costa Ricas, der als sehr gebildet und kompetent beschrieben wird, während seine unmittelbaren Mitarbeiter über deutlich geringere Qualifikationen verfügen. Der Minister braucht somit ein Netzwerk von Beratern, die ihm helfen, komplexe Politiken zu entwickeln.
In Costa Rica lässt sich eine bemerkenswerte Besonderheit beobachten: Eine kleine, hochgebildete Elite formt eine kohärente Subkultur, die sich über akademische Institutionen, NGOs und Regierungsapparate erstreckt. Diese Personen teilen nicht nur ein ähnliches soziales und wirtschaftliches Profil, sondern kennen einander häufig persönlich, haben gemeinsame berufliche Stationen durchlaufen und bewegen sich innerhalb derselben geografischen und institutionellen Räume. Der Begriff der „circulation of actors“ beschreibt treffend, wie Individuen kontinuierlich zwischen Wissenschaft, Staat und zivilgesellschaftlichen Organisationen rotieren, wobei die institutionelle Nähe und die sozialen Netzwerke eine kontinuierliche Reproduktion dieser Elite ermöglichen.
Diese soziale Kohäsion ist nicht zufällig, sondern historisch gewachsen. Die Entwicklung der Kaffeeökonomie in Costa Ricas zentralem Hochland, insbesondere im Valle Central, legte den Grundstein für eine Konzentration ökonomischer Macht, aus der sich eine politische Elite entwickelte. Die geographische Verdichtung von Bevölkerung, Macht und Wissen in der sogenannten Gran Área Metropolitana (GMA), die weniger als vier Prozent der Landesfläche ausmacht, aber über 60 % der Bevölkerung beherbergt, ist dabei von zentraler Bedeutung. In dieser Region befinden sich nicht nur die wichtigsten öffentlichen Universitäten und Forschungszentren – wie die Universität von Costa Rica in San José, die Nationale Universität in Heredia, das Technologische Institut in Cartago oder CATIE in Turrialba –, sondern auch die Ministerien, Entscheidungsträger und Netzwerke der grünen Elite.
Diese physische Nähe zwischen Eliten und Entscheidungsträgern erleichtert nicht nur die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch, sondern schafft auch eine institutionelle Dichte, die kollektives Handeln begünstigt. Gleichzeitig führt sie jedoch zur systematischen Ausgrenzung der Peripherie: Menschen und Institutionen außerhalb der zentralen Region bleiben strukturell von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. Diese Form der Exklusion ist nicht nur geografischer Natur, sondern auch sozial: Wer sich außerhalb der zentralen Wissens- und Machträume befindet, wird oft nicht als gleichwertiger Akteur wahrgenommen – ein Mechanismus, der die soziale Kohärenz der Elite aufrechterhält, aber Diversität im politischen Diskurs einschränkt.
In solch einem homogenen und eng vernetzten System werden politische Entscheidungen nicht nur durch Expertise legitimiert, sondern auch durch Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu. Die Exklusivität dieser Netzwerke basiert nicht nur auf akademischer Qualifikation, sondern auch auf gemeinsamen Lebensrealitäten und sozialen Interaktionen. Diese Form von Kohäsion – so hilfreich sie für Effizienz und Abstimmung sein mag – birgt auch die Gefahr der Selbstreferenzialität und der Reproduktion bestehender Machtverhältnisse. Politische Innovation und integrative Entscheidungsfindung geraten ins Hintertreffen, wenn abweichende Perspektiven aus geografisch oder sozial randständigen Gruppen systematisch unberücksichtigt bleiben.
Wichtig ist daher, dass politische Institutionen nicht nur Expertise institutionalisieren, sondern auch Mechanismen entwickeln, die es ermöglichen, verschiedene soziale Räume und Stimmen strukturell einzubinden. Die Qualität politischer Entscheidungen hängt nicht allein von der akademischen Ausbildung der Entscheidungsträger ab, sondern ebenso von der Fähigkeit, multiple Perspektiven in die Gestaltung öffentlicher Politiken zu integrieren. In einem System, in dem soziale Nähe gleichbedeutend mit Zugang zu Macht ist, bedarf es bewusster Strategien, um strukturelle Ungleichgewichte aufzubrechen und repräsentative Governance zu ermöglichen.
Wie Costa Rica eine Führungsrolle in der Klimadekarbonisierung übernehmen kann
Costa Rica ist ein Land, das trotz seiner geographischen Lage und relativen Größe international als Vorreiter in Bezug auf Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung gilt. In den letzten Jahrzehnten hat es sich einen Ruf als grünes Paradies erarbeitet, indem es sich aktiv für den Erhalt seiner tropischen Wälder einsetzt und eine der höchsten Raten an erneuerbarer Energieproduktion pro Kopf weltweit erreicht hat. Die Vision eines klimaneutralen Costa Rica, die in den letzten Jahren immer mehr in den politischen Fokus gerückt ist, könnte jedoch noch weit über das hinausgehen, was das Land bisher erreicht hat. Präsident Carlos Alvarado Quesada gab bei seiner Amtseinführung 2018 eine ehrgeizige Zusage ab: Costa Rica soll zu den ersten Ländern gehören, die eine vollständige Dekarbonisierung der Wirtschaft erreichen – ein Ziel, das als größte Herausforderung der Generation beschrieben wurde.
Die Dringlichkeit dieses Vorhabens ist durch die globale Klimakrise, die sich nicht mehr nur in langen, wissenschaftlichen Berichten, sondern in konkreten Katastrophen und extremen Wetterereignissen manifestiert, unmissverständlich geworden. Die Temperatur der Erde ist bereits um mehr als 1 Grad Celsius im Vergleich zu den vorindustriellen Zeiten gestiegen. Diese Erwärmung ist vor allem das Ergebnis menschlicher Aktivitäten, insbesondere der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Abholzung von Wäldern, die einst als Kohlenstoffsenken dienten. Die globalen Auswirkungen der Klimakrise betreffen vor allem marginalisierte Gemeinschaften in den Ländern des globalen Südens, die bereits jetzt am meisten unter extremen Wetterphänomenen wie Hurrikanen, Dürren und Überschwemmungen leiden.
Während viele Länder weltweit mit den Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen haben, hat Costa Rica die Chance, eine führende Rolle im globalen Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen. Doch was bedeutet es, eine Wirtschaft zu dekarbonisieren, und wie kann ein kleines Land wie Costa Rica dieses ambitionierte Ziel erreichen? Der Weg zur Klimaneutralität erfordert nicht nur eine drastische Reduktion der Emissionen, sondern auch innovative Lösungen in den Bereichen Energieproduktion, Mobilität, Landwirtschaft und Industrialisierung.
Ein bedeutender Aspekt der Strategie Costa Ricas ist die Förderung erneuerbarer Energien. Bereits heute deckt das Land über 99 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft, Wind und Solarenergie. Diese Errungenschaft ist jedoch nur ein erster Schritt. Um die Klimaziele zu erreichen, muss Costa Rica auch den Sektor der fossilen Brennstoffe abschaffen und alternative, emissionsfreie Energiequellen entwickeln. Ein solches Unterfangen erfordert nicht nur erhebliche Investitionen in grüne Technologien, sondern auch einen systematischen Übergang in der Wirtschaft. So könnte etwa die Elektrifizierung des Verkehrssektors, eine der größten Emissionsquellen des Landes, zu einer der zentralen Herausforderungen werden.
Darüber hinaus wird die Rolle der Wälder als Kohlenstoffspeicher in Costa Rica besonders betont. Das Land hat eine Geschichte im Bereich des Waldschutzes und der Aufforstung, was sich in der Erhöhung der Waldflächen in den letzten Jahrzehnten widerspiegelt. Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und natürlichen Ökosystemen müssen jedoch weiterhin priorisiert werden, da diese entscheidend zur Minderung von Treibhausgasemissionen beitragen.
Ein weiterer kritischer Bereich ist die Landwirtschaft, insbesondere die Kaffeeproduktion, die sowohl eine kulturelle als auch wirtschaftliche Bedeutung hat. In der Kaffeeproduktion liegen enorme Chancen für nachhaltige Praktiken, wie etwa die Einführung von Methoden zur regenerativen Landwirtschaft, die den Kohlenstoffgehalt des Bodens erhöhen und somit zur Kohlenstoffbindung beitragen. Auch die Förderung der Kreislaufwirtschaft könnte eine Schlüsselstrategie darstellen, um Abfall zu minimieren und natürliche Ressourcen effizienter zu nutzen.
Die Dekarbonisierung wird allerdings nicht ohne Widerstand und Herausforderungen vonstattengehen. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit spielt eine zentrale Rolle, da insbesondere die ärmeren Teile der Bevölkerung von den Veränderungen betroffen sein werden. Die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft darf nicht zu sozialen Ungleichgewichten führen, sondern muss gleichzeitig soziale Inklusion und Beschäftigungsmöglichkeiten für die betroffenen Bevölkerungsgruppen schaffen.
Ein weiteres wichtiges Element in Costa Ricas Klimastrategie ist die Förderung internationaler Zusammenarbeit. Als Mitglied der Vereinten Nationen und zahlreicher multilateraler Institutionen, wie der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds, hat Costa Rica die Möglichkeit, durch Partnerschaften und Wissenstransfer von anderen Ländern zu lernen und eigene innovative Lösungen beizutragen. Besonders in der Zusammenarbeit mit anderen Ländern der Region, wie etwa in der ALBA (Bolivarianische Alternative für Amerika) und der ALIDES (Allianz für nachhaltige Entwicklung in Zentralamerika), könnte Costa Rica seine Rolle als Vorreiter im Bereich nachhaltige Entwicklung weiter ausbauen.
Während Costa Rica also in Bezug auf seine umweltpolitischen Bemühungen bereits bemerkenswerte Erfolge vorweisen kann, bleibt der Weg zur vollständigen Dekarbonisierung eine enorme Herausforderung. Die Integration der verschiedenen Sektoren – Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie – sowie die Einbeziehung der Bevölkerung in diesen Prozess werden entscheidend für den Erfolg sein. Sollte Costa Rica seine Ambitionen umsetzen können, würde es nicht nur als leuchtendes Beispiel für andere Entwicklungsländer dienen, sondern auch als Modell für eine mögliche Zukunft, in der die Balance zwischen wirtschaftlichem Wachstum und ökologischem Erhalt gefunden wird.
Wie Costa Rica in den 1980er Jahren die Grundlage für seine Klimapolitik legte
Die politische und institutionelle Umstrukturierung, die unter Präsident Arias in den späten 1980er Jahren stattfand, spielte eine Schlüsselrolle bei der Schaffung eines Rahmens für Costa Ricas heutige Klimaschutzmaßnahmen. Zu dieser Zeit fand nicht nur eine tiefgreifende Umgestaltung der staatlichen Institutionen statt, sondern auch die Weichenstellung für einen langfristigen Wandel in der Umweltpolitik. Besonders bemerkenswert war die Integration von Umweltfragen in die politische Agenda, ein Prozess, der zwar noch nicht explizit Klimapolitik umfasste, jedoch die Grundlagen für die späteren Bemühungen im Bereich des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung legte.
Während dieser Jahre unter der Führung von Álvaro Umaña, der als Minister für Umwelt und Energieressourcen (MINEREM) fungierte, erlebte Costa Rica die Schaffung wichtiger institutioneller Rahmenbedingungen. Umaña, der als Absolvent der Stanford University und Doktor der Umwelttechnik ein fundiertes Fachwissen in den Umweltthemen hatte, führte eine Reihe von Maßnahmen durch, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene beachtet wurden. Costa Rica begann, eine Vision für den Umweltschutz zu entwickeln, die sich durch Gesetzesinitiativen und das Streben nach internationaler Anerkennung auszeichnete.
Besonders hervorzuheben ist die Rolle der Umweltgruppen und der akademischen Kreise, die in dieser Zeit begannen, den Diskurs über den Umweltschutz aktiv zu fördern. Das Jahr 1990 war ein Wendepunkt, als sich das Zentrum für Politische und Wirtschaftliche Forschung (CINPE) an der Nationalen Universität von Costa Rica gründete. Diese Gruppe von Akademikern begann, die Bedeutung des Umweltschutzes als politisches Thema auf die Agenda zu setzen und betonte die Notwendigkeit, konkrete öffentliche Politiken zum Schutz der Umwelt zu entwickeln.
Die Zeit unter Arias' Präsidentschaft war jedoch nicht nur von Fortschritten im Bereich der Umweltschutzpolitik geprägt, sondern auch von der Schwierigkeit, diesen Wandel mit den wirtschaftlichen und politischen Realitäten des Landes in Einklang zu bringen. Der Frieden, den Costa Rica nach dem Bürgerkrieg von 1948 erlangt hatte, schuf zwar ein stabiles politisches Umfeld, doch gleichzeitig musste sich das Land auch wirtschaftlichen Herausforderungen stellen. Der Umgang mit den internationalen Finanzinstitutionen und die Bemühungen um eine wirtschaftliche Sanierung standen zu dieser Zeit ebenso im Vordergrund wie die Umweltpolitik. Dennoch war die Tatsache, dass Costa Rica seine grüne Agenda nie aufgab und lokale Umweltgruppen weiterhin aktiv an der Förderung von Initiativen arbeiteten, ein bedeutender Schritt in Richtung eines umfassenderen Umweltbewusstseins.
Im Kontext dieser Entwicklungen spielte die internationale Kooperation eine wichtige Rolle. Costa Rica gelang es, Unterstützung von internationalen Organisationen zu gewinnen, besonders im Bereich der sogenannten „Schulden-gegen-Natur-Tausch“-Programme. Durch diese Tauschgeschäfte, bei denen das Land Teile seiner Auslandsschulden durch den Erhalt und Schutz von Naturgebieten erlöste, konnte Costa Rica internationale Anerkennung als Vorreiter im Umweltschutz erlangen. Diese Programme wurden zu einem Modell für andere tropische Länder mit hohem Schuldenstand und einer großen Biodiversität, die ähnliche Wege beschreiten wollten.
Costa Ricas Fähigkeit, ausländische Partner zu gewinnen, wurde durch seine demokratische Stabilität und seine positive Sozialentwicklung begünstigt. Im Vergleich zu anderen Ländern, die ähnliche Umweltprobleme hatten, aber von politischer Instabilität geplagt wurden, galt Costa Rica als sicherer Partner für internationale Kooperationen im Umweltbereich. Die gute Regierungsführung, die das Land während dieser Zeit an den Tag legte, war entscheidend für den Erfolg dieser Partnerschaften.
Auch wenn Umweltfragen zu dieser Zeit nicht die oberste Priorität des Präsidenten Arias waren – das Thema des Friedens und der wirtschaftlichen Reformen dominierte zu Beginn seiner Amtszeit – war es dennoch ein Zeitraum, der wichtige Impulse für die spätere Umweltpolitik gab. Das Streben nach einer nachhaltigen Entwicklung war ein zentrales Element der politischen Diskussionen, und viele der späteren Umweltstrategien, die Costa Rica in den 1990er Jahren umsetzte, basierten auf den Ideen, die in dieser frühen Phase entwickelt wurden.
In den 1990er Jahren, insbesondere nach der Unterzeichnung von Agenda 21 beim Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992, wurde der Fokus auf die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen gelegt. Der Weg von der Theorie zur Praxis war in dieser Zeit ein zentrales Thema, und es ist nicht zu übersehen, dass Costa Rica hier eine führende Rolle in der internationalen Klimapolitik einnahm. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Land zu einem Modell für nachhaltige Entwicklung, dessen Ansätze zunehmend auch global Anerkennung fanden.
Es ist wichtig zu betonen, dass Costa Rica in den 1980er Jahren nicht nur durch die Schaffung institutioneller Strukturen und gesetzlicher Grundlagen eine Vorreiterrolle im Umweltschutz übernahm, sondern auch durch die kontinuierliche Förderung eines Bewusstseins für die Dringlichkeit des Umweltschutzes. Es war eine Zeit, in der sowohl politische als auch akademische Institutionen begannen, Umweltfragen als integralen Bestandteil der nationalen und internationalen Politik zu verstehen. Die nachhaltige Entwicklung, die Costa Rica heute anstrebt, hat tiefere Wurzeln in dieser Phase, als das Land versuchte, umweltpolitische Themen aus einem breiteren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext heraus zu betrachten.
Warum hat Costa Rica so erfolgreich Klimaschutzpolitik entwickelt?
Costa Rica wird oft als ein "Labor" beschrieben, in dem Ideen und Politiken getestet werden, bevor sie in anderen Ländern übernommen werden. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist das Zahlungs- für-Ökosystemleistungen-Programm (PES), das als Modell für ähnliche Programme in anderen Ländern des globalen Südens diente. Auch große Umwelt-NGOs haben Costa Rica lange Zeit als "Testgelände" genutzt und Konzepte, die dort entwickelt wurden, in anderen Ländern angewandt. Diese Erfahrungen sind nicht nur für Costa Rica von Bedeutung, sondern auch für die weiteren Bemühungen im globalen Klimaschutz. Es ist daher entscheidend, die Besonderheiten Costa Ricas zu verstehen und daraus übertragbare Lektionen für die Eindämmung des globalen Klimawandels zu ziehen.
Die Frage, warum Costa Rica im Bereich der Klimaschutzpolitik weiter fortgeschritten ist als viele andere Nationen, lässt sich durch eine besondere historische und soziale Dynamik erklären. Costa Rica hat eine vergleichsweise egalitäre Gesellschaftsstruktur, die es den politischen Eliten ermöglichte, umfassende öffentliche Investitionen zu tätigen, was letztlich auch den Weg für ambitionierte Klimaschutzpolitiken ebnete. In weniger egalitären Gesellschaften, in denen die Eliten weniger geneigt sind, in das Gemeinwohl zu investieren, ist es schwieriger, die erforderlichen politischen und sozialen Voraussetzungen für tiefgreifende Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen.
Die Geschichte Costa Ricas ist von einer besonderen Klassenstruktur geprägt, die in den letzten Jahrhunderten eine mehr oder weniger gleichmäßige Verteilung von Wohlstand und Macht hervorgebracht hat. Diese Struktur hat es der politischen Führung ermöglicht, öffentliche Investitionen zu tätigen, die nicht nur die soziale Entwicklung des Landes förderten, sondern auch die Grundlage für die spätere Einführung von Klimaschutzpolitiken bildeten. So ist es auch kein Zufall, dass Costa Rica heute als eines der führenden Länder im Bereich des Klimaschutzes gilt. Historische Studien haben gezeigt, dass Länder mit höherem sozialen Entwicklungsgrad und weniger sozialer Ungleichheit tendenziell schneller auf Klimaschutzmaßnahmen reagieren können. In Costa Rica war dies aufgrund der stabilen sozialen und politischen Verhältnisse im Wesentlichen möglich.
Der entscheidende Faktor für den Erfolg von Costa Rica in der Klimaschutzpolitik war jedoch nicht nur die höhere soziale Entwicklung, sondern auch die Rolle einer relativ einheitlichen Elitenkultur. In den 1930er- und 1940er-Jahren nahm der costa-ricanische Staat die aufstrebende Mittelklasse in den politischen Entscheidungsprozess auf. Dies führte dazu, dass Costa Rica nicht die gleichen blutigen Auseinandersetzungen erlebte wie viele andere mittelamerikanische Staaten, die in den 1980er-Jahren von militärischen Repressionen geprägt waren. Stattdessen entstand eine gebildete, urbane Klasse, die die politischen und wirtschaftlichen Geschicke des Landes lenkte – die sogenannte grüne Elite.
Diese grüne Elite hat eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung der Klimaschutzpolitiken Costa Ricas gespielt. Sie ist ein Netzwerk von Akteuren, die über verschiedene Institutionen hinweg agieren und Entscheidungen beeinflussen, die das Land in seiner Umweltpolitik voranbringen. Diese Akteure gehören einem breiten Spektrum an Institutionen an, die von Regierungsbehörden bis hin zu internationalen Organisationen reichen. Ihre transnationale Verknüpfung und ihr Zugang zu globalen Netzwerken haben es ihnen ermöglicht, innovative Klimaschutzlösungen zu entwickeln und diese durchzusetzen.
Der Einfluss dieser grünen Elite ist besonders in den politischen Phasen der späten 1980er- und 1990er-Jahre deutlich geworden. Unter der Präsidentschaft von Óscar Arias (1986–1990) begannen die costa-ricanischen Eliten, die nationale Umweltpolitik aktiv zu gestalten. Besonders hervorzuheben ist die Einführung der ersten institutionellen Strukturen für Umweltpolitik, wie die Schaffung des Ministeriums für natürliche Ressourcen, Energie und Bergbau (MINEREM) und die Einführung des Konzepts der Schuldumwandlung in Natur. Die politische Stabilität des Landes und das internationale Ansehen, das Costa Rica durch den Friedensnobelpreis von Óscar Arias erlangte, trugen ebenfalls dazu bei, dass die Umweltpolitik in den folgenden Jahren einen erheblichen Aufschwung erlebte.
In den 1990er-Jahren unter der Präsidentschaft von José María Figueres Olsen intensivierten sich die Bemühungen um Klimaschutzmaßnahmen. Während dieser Zeit verfolgten Costa Ricas führende Umweltpolitiker ehrgeizige Klimaschutzinitiativen, einschließlich der Verabschiedung des ersten Gesetzes über Forstwirtschaft (1996), das den Weg für die Vergütung von Landbesitzern öffnete, die zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen beitrugen. Der Erfolg dieser Initiativen war eng mit dem internationalen Interesse an Emissionsreduktionen und dem wachsenden globalen Engagement für den Klimaschutz verbunden.
Der große Erfolg Costa Ricas im Bereich des Klimaschutzes lässt sich nicht nur mit der politischen und sozialen Struktur des Landes erklären, sondern auch mit der aktiven Beteiligung der grünen Elite, die es verstand, politische und wirtschaftliche Hindernisse zu überwinden. Der zentrale Vorteil dieser Elite war ihre Fähigkeit, sowohl national als auch international zu agieren und so eine nachhaltige Klimaschutzpolitik zu gestalten, die auf breiter Zustimmung beruhte.
Die Geschichte von Costa Rica zeigt, dass erfolgreiche Klimaschutzpolitik nicht nur von ökologischen oder wirtschaftlichen Faktoren abhängt, sondern auch von sozialen und politischen Strukturen, die es ermöglichen, die nötigen Veränderungen umzusetzen. Es ist diese Kombination aus gesellschaftlicher Gleichheit, politischer Stabilität und einer aktiven, gut vernetzten grünen Elite, die Costa Rica zu einem Modell für Klimaschutz gemacht hat. Um den Klimawandel global zu bekämpfen, müssen andere Länder ähnliche politische und gesellschaftliche Bedingungen schaffen, die eine nachhaltige, langfristige Klimapolitik ermöglichen.

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