Im Ersten Weltkrieg erhielten die Vereinigten Staaten eine einzigartige Gelegenheit, ihre imperialen Ambitionen auszuweiten. Durch den Sieg der Alliierten und den darauffolgenden Versailler Vertrag wurden Gebietsverschiebungen vorgenommen, die auch den Pazifik betrafen. Besonders bemerkenswert war die Entscheidung, Gebietsansprüche von ehemaligen deutschen Kolonien in der Region neu zu ordnen. Der US-Präsident Woodrow Wilson vertrat die Ansicht, dass die deutschen Territorien in Asien und im Pazifik nicht mehr in direkter Kontrolle von Staaten stehen sollten, sondern vielmehr unter das Mandat des Völkerbundes fallen müssten. Doch Großbritannien und Japan verfolgten eigene Interessen und unterhielten ebenfalls ambitionierte Pläne für die kolonialen Gebiete.

Besonders Japan trat als neuer Akteur auf und übernahm die Kontrolle über die früheren deutschen Kolonien im Pazifik, was für die Vereinigten Staaten eine neue Bedrohung darstellte. 1919 war dies für Präsident Wilson ein klarer Anlass zur Sorge, da die amerikanischen Inselterritorien in dieser Region nun unmittelbar mit japanischen Kolonien konkurrierten. Als die Vereinigten Staaten 1920 den Vertrag von Paris ablehnten, blieb Japan weiterhin ein dominanter Akteur im Pazifik. Doch mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg änderte sich dieses Gleichgewicht drastisch.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Krieges im Jahr 1945, bei dem die USA Japan besiegten, erhielten die Vereinigten Staaten die Kontrolle über nahezu alle japanischen Inseln im Pazifik. Die daraus entstandene, weitläufige territoriale Ausdehnung wurde als United Nations Trust Territory of the Pacific Islands (TTPI) neu organisiert. Diese Verwaltung unter US-Hoheit sollte den Inselstaaten einen gewissen Grad an Selbstbestimmung ermöglichen, jedoch blieben sie unter der Kontrolle Washingtons in Sachen Außenpolitik und Verteidigung.

In den 1970er Jahren, als der Kolonialismus zunehmend als anachronistisch galt, begannen die Vereinigten Staaten, mit den einheimischen Bevölkerungen neue Verfassungsarrangements zu entwickeln, die zu einer "freien Assoziation" führten. Dies führte zur Gründung von unabhängigen Staaten wie Palau, den Föderierten Staaten von Mikronesien und den Marshallinseln. Diese Staaten erhielten zwar die UN-Mitgliedschaft, doch die USA behielten sich die Kontrolle über die Verteidigung und Außenpolitik vor. Die nördlichen Marianen hingegen entschieden sich, als „Commonwealth der Nordmarianen“ weiterhin unter US-Kontrolle zu bleiben.

Diese territoriale Ausdehnung im Pazifik, obwohl sie deutlich kleiner war als das frühere amerikanische Kolonialreich, hatte weitreichende geopolitische Implikationen. Geblieben sind Inseln wie Guam, Samoa und Midway Island, die heute unter der Verantwortung der Vereinigten Staaten stehen und als militärische Stützpunkte dienen. Auch wenn die Vereinigten Staaten offiziell keinen „imperialen“ Status anerkennen, zeigen diese Überseegebiete eine andere Realität – eine weiterhin umfassende politische und militärische Einflussnahme auf den Pazifikraum.

Im Gegensatz dazu trat die Ausweitung der amerikanischen Herrschaft in der Karibik langsamer zutage. Zwar hatte die USA bereits im 19. Jahrhundert mit dem Louisiana Purchase (1803) und der Übernahme Floridas (1819) einen geopolitischen Fußabdruck in der Region hinterlassen, doch die tatsächliche Kontrolle und Expansion in die Karibik kam erst nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898. Zu dieser Zeit war die Karibik für die Vereinigten Staaten nicht nur ein wichtiger Handelsraum, sondern auch strategisch von Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf den Bau eines interozeanischen Kanals, der später durch den Panamakanal realisiert wurde.

Die USA begannen, ihre Macht durch militärische Besatzungen, asymmetrische bilaterale Verträge und gezielte wirtschaftliche Investitionen auszuweiten. Besonders hervorzuheben sind dabei die Fälle von Puerto Rico und den Amerikanischen Jungferninseln, die zu US-Kolonien wurden, sowie die Kontrolle über Kuba, die Dominikanische Republik und Haiti, die durch verschiedene imperialistische Methoden gelenkt wurden. Der Einsatz des US-Dollars als primäre Währung verstärkte die ökonomische Kontrolle und der politische Druck führte dazu, dass viele „unabhängige“ Staaten der Region de facto unter amerikanischer Einflussnahme standen.

In dieser geopolitischen Konstellation erlangten die Vereinigten Staaten zunehmend die Vormachtstellung in der Karibik, was zu einer massiven militärischen Präsenz und einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Dominanz führte. Die Kontrolle über strategisch wichtige Häfen und die politische Einflussnahme auf die „unabhängigen“ Karibikstaaten ermöglichten den USA eine erhebliche Machtprojektion im westlichen Hemisphäre.

Es ist wichtig, diese geopolitischen Entwicklungen im Kontext des fortwährenden amerikanischen Bestrebens zu verstehen, ihre nationale Sicherheit und ökonomische Interessen zu wahren. Die Geschichte der amerikanischen Expansion zeigt die Flexibilität und Weitsicht der US-Politik, die sowohl militärische als auch diplomatische Instrumente geschickt einzusetzen wusste, um ihre imperialen Ziele zu erreichen. Auch heute noch spiegeln sich die Nachwirkungen dieser territorialen Ausdehnung in der globalen Machtstellung der Vereinigten Staaten wider, die weiterhin in vielen Regionen – sowohl im Pazifik als auch in der Karibik – als dominierende Macht auftritt.

Wie die amerikanische Evangelikale Bewegung das semiglobales Imperium unterstützt hat

Die amerikanische Vorstellung von „exzeptionalistischem“ Christentum und die damit verbundene Idee, dass die Vereinigten Staaten eine besondere Verantwortung haben, die Welt zu erleuchten, hat ihren Ursprung in der Geschichte des amerikanischen Protestantismus. Diese Sichtweise, die ursprünglich von religiösen Kreisen in den USA vertreten wurde, ist mittlerweile weit verbreitet und wird von Anhängern anderer Glaubensrichtungen geteilt. Es ist daher unbestreitbar, dass zwischen Religion und imperialer Expansion eine enge Beziehung besteht, die im Fall der Vereinigten Staaten nicht nur territorial, sondern auch in ihrer semiglobalen Dimension zum Ausdruck kommt. Diese imperialistische Bestimmung wurde von Anfang an von der amerikanischen Gesellschaft, auch von ihren evangelischen Christen, unterstützt.

Bereits im frühen 19. Jahrhundert, 1810, gründete sich das American Board of Commissioners for Foreign Missions, das sich in der Folgezeit intensiv mit Missionstätigkeiten in nicht-christlichen Ländern beschäftigte, vor allem in Gebieten mit hohen Analphabetismusraten. Bildung spielte in dieser Arbeit eine zentrale Rolle und trug maßgeblich zur Verbreitung des Wissens über die Vereinigten Staaten bei. Viele dieser Länder, wie Hawaii und Samoa, wurden später Teil des territorialen Imperiums der USA. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren mehr als 5000 US-Missionare weltweit tätig. Da sie meist die einzigen US-Bürger in diesen Ländern waren oder enge Verbindungen zu anderen amerikanischen Expats hatten, wurden sie von den einheimischen Bevölkerungen oft als Vertreter der US-Regierung wahrgenommen. Diese enge Verbindung zwischen Missionierung und imperialer Expansion führte dazu, dass US-Missionare häufig Ziel von lokalen Aufständen wurden, wie etwa während des Boxeraufstands in China 1900.

Der spanisch-amerikanische Krieg, nach dem Imperialismus offiziell zur US-Außenpolitik wurde, beschleunigte die Ausbreitung der amerikanischen Missionierung im Ausland. 1915 zählte man bereits 15.000 US-Missionare. Sie alle gehörten im weitesten Sinne zum evangelikalen Lager, mit der Überzeugung, dass es ihre Pflicht sei, das Wort Gottes zu den weniger fortunierten Völkern zu bringen. Diese Form des Evangelikalismus, der sich auf persönliche Errettung und biblische Orthodoxie stützte, geriet jedoch in den Vereinigten Staaten selbst unter Druck, als liberaler Protestantismus und der Einfluss der modernen Wissenschaften immer mehr zunahmen.

Die Reaktion auf diesen Trend war zweigeteilt: Einige Evangelikale wandten sich dem Fundamentalismus zu, der auf eine Rückkehr zur biblischen Lehre drängte, während andere einen neuen Ansatz fanden, der als neo-evangelikal bezeichnet wurde. Dieser Neo-Evangelikalismus, wie er von Harold Ockenga, einem seiner Gründerväter, formuliert wurde, versuchte, die Orthodoxie des Fundamentalismus mit einer sozialen Verantwortung zu verbinden, die im traditionellen Fundamentalismus nicht vorhanden war. Der Neo-Evangelikalismus beschäftigte sich nicht nur mit persönlicher Errettung und Doktrin, sondern auch mit sozialen Themen wie Rassenfragen, Krieg, sozialer Ungleichheit und sogar imperialistischer Außenpolitik. Dies führte zu einer stärkeren politischen Aktivität und einem verstärkten Engagement für gesellschaftliche Verantwortung.

Doch im Widerspruch zu Ockengas ursprünglicher Vorstellung, dass der Neo-Evangelikalismus anti-imperialistisch sei, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der stärksten Stützen der amerikanischen Außenpolitik. Die Ursachen dafür sind leicht nachvollziehbar: Der Kalte Krieg, die Gründung des Staates Israel und die Zunahme des islamischen Extremismus spielten eine Schlüsselrolle. Der Kalte Krieg stellte die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion gegenüber, wobei die evangelikalen Christen die religiöse Freiheit als eine ihrer größten Errungenschaften ansahen. Die Identifikation mit dem antikommunistischen Kampf wurde durch die weltweite Verbreitung von kommunistischen Ideologien weiter gestärkt.

Zusätzlich verstärkte die Gründung des Staates Israel und dessen Kampf ums Überleben die Bindung zwischen Evangelikalen und der jüdischen Nation. Der Sieg Israels über größere arabische Armeen und die zunehmende Feindseligkeit gegenüber Juden verstärkten die evangelikale Unterstützung für Israel. Doch auch der Aufstieg des islamischen Extremismus, der Christen in vielen muslimischen Ländern ins Visier nahm, förderte die Zunahme der Unterstützung für den westlichen Kampf gegen den Terrorismus und für eine stärkere amerikanische Präsenz in diesen Ländern.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg gewachsene Zahl von Evangelikalen, die sich in einer Vielzahl von Gemeinden versammelten, erreichte zu Beginn des 21. Jahrhunderts etwa 30% der US-Bevölkerung, was etwa 100 Millionen Menschen entspricht. Der Einfluss der Evangelikalen auf die amerikanische Außenpolitik war bis dahin unübersehbar. Besonders in den Bereichen der Bekämpfung des Kommunismus, der Unterstützung Israels und der Widerstand gegen den islamischen Extremismus fanden Evangelikale eine gemeinsame Basis mit der US-Regierung.

Ein wesentlicher Aspekt der Missionstätigkeit der US-Evangelikalen ist, dass sie heute nicht nur in nicht-christliche Länder gehen, sondern nahezu überall dort präsent sind, wo es ihnen gestattet ist. Besonders in Entwicklungsregionen Afrikas, des Asien-Pazifik-Raums sowie Lateinamerikas und der Karibik sind US-Missionare stark vertreten. Ihre Präsenz geht oft über die rein religiöse Verkündigung hinaus und umfasst zahlreiche materielle Hilfsangebote, wie Bildungsprogramme, Gesundheitskliniken oder soziale Projekte, die in vielen Fällen den staatlichen oder lokalen Institutionen als alternative oder einzige Hilfe dienen.

Die Missionare aus den USA, die sich zu den evangelikalen Kreisen zählen, sehen sich zwar oft als „Botschafter des Königreichs Gottes“ und betonen, dass ihre Tätigkeit nicht im Interesse Amerikas liege, sondern vielmehr in der Ausbreitung des Evangeliums, doch in vielen Ländern werden sie als Repräsentanten der USA wahrgenommen. Diese ambivalente Rolle von Missionaren als religiöse Botschafter und als ungewollte Vertreter eines imperialen Systems hat oft zu Spannungen in den Zielländern geführt, wo die amerikanische Präsenz nicht nur als geistliche Hilfe, sondern auch als Symbol amerikanischer Macht gesehen wird.