Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar begann für Donald Trump eine Phase tiefgreifender politischer und rechtlicher Herausforderungen, die sein Verhalten und seine Strategien in der Folgezeit maßgeblich prägten. Trotz seines Amtsverlusts blieb Trump eine dominierende Figur im republikanischen Lager, wobei er einerseits seine Unterstützer mobilisierte und andererseits mit erheblichem Widerstand aus den eigenen Reihen konfrontiert war. Die zweite Amtsenthebung Trumps wegen „Anstiftung zum Aufruhr“ spiegelte die Spaltung innerhalb der Partei wider: Während sieben Republikaner für eine Verurteilung stimmten, blieb die Mehrheit bei ihm, doch selbst Mitch McConnell, der letztlich für Freispruch votierte, hielt Trump für „praktisch und moralisch verantwortlich“ für die Ereignisse am Kapitol. Diese Ambivalenz dokumentiert die komplexe Lage des Ex-Präsidenten in der politischen Landschaft.
Die Einrichtung des Untersuchungsausschusses durch das Repräsentantenhaus verdeutlichte, dass der Kongress eine umfassendere Aufarbeitung anstrebte. Während die Mehrheit der Republikaner sich verweigerte, stiegen Liz Cheney und Adam Kinzinger als Ausnahmen hervor, was Trump zu politischen Gegnern machte, die er nachdrücklich zu eliminieren suchte. Das Verhalten zahlreicher Trump-Verbündeter, sich Subpoenas zu widersetzen, führte zu juristischen Verfahren und zeigte das Ausmaß der Polarisierung und der Loyalitäten, die Trump auch nach seiner Präsidentschaft aufrechterhielt.
Parallel zu diesen politischen Turbulenzen blieb Trump obsessiv auf seine Wiederwahlchancen fokussiert. Schon 2022 engagierte er sich aktiv in Vorwahlen, wobei er darauf abzielte, loyale Verbündete zu platzieren, um sich gegen mögliche Herausforderungen im Falle eines Wahlsiegs 2024 oder erneuter Amtsenthebungsverfahren abzusichern. Die Förderung von Persönlichkeiten wie Dr. Mehmet Oz unterstrich seine Strategie, mediale Prominenz als politisches Kapital zu nutzen. Trump selbst zog Vergleiche zu Richard Nixon und dessen Absetzung, um eigene Fehler oder zukünftige Risiken zu bewerten.
Finanziell eröffnete die Präsidentschaft für Trump neue Möglichkeiten, obwohl einige Familiengeschäfte darunter litten. Unmittelbar nach der Niederlage begann er, Spenden basierend auf angeblichem Wahlbetrug zu sammeln, wobei er unklar ließ, ob er selbst an diese Behauptungen glaubte. Die öffentliche Unterstützung für diese Narrative nahm mit der Zeit ab, doch Trump hielt an der Hoffnung auf eine Wiedereinsetzung bis August 2021 fest – ein Szenario, das er zwar als „fast unmöglich“ bezeichnete, aber bewusst im Diskurs hielt. Der Druck auf ehemalige Berater, wie Jenna Ellis, diese Vorstellung nicht öffentlich zu dementieren, illustriert die Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung und die Machtinteressen, die hinter diesen Erzählungen standen.
Neben der politischen Mobilisierung entwickelte Trump auch kommerzielle Projekte, die auf seiner Präsidentschaft aufbauten. Ein Verlag seines Sohnes veröffentlichte teure Fotobände, Trump inszenierte sich als DJ in Mar-a-Lago und veranstaltete teure Fundraising-Events, die nicht nur finanzielle Einnahmen, sondern auch eine Kultivierung seiner Basis zum Ziel hatten. Jared Kushners Investmentfonds zeigt zudem, wie sich ehemalige Regierungsmitglieder eigenständig positionierten und dabei internationale Beziehungen sowie persönliche Netzwerke nutzten. Besonders bemerkenswert war Trumps Vorstoß in den Bereich der sozialen Medien: Nach seiner Suspendierung von etablierten Plattformen kündigte er die Gründung eines eigenen Netzwerks an, das sowohl als politische Bühne als auch als Einkommensquelle dienen sollte. Die undurchsichtige Finanzierung dieses Projekts führte zu Ermittlungen der US-Börsenaufsicht, was die Spannungen zwischen politischem Ehrgeiz und regulatorischen Grenzen verdeutlicht.
Trump war stets fasziniert von der Loyalität und dem Enthusiasmus seiner Anhänger, die er oft mit Bewunderung, aber auch mit einer gewissen Distanz als „verrückt“ beschrieb. Seine Fähigkeit, eine persönliche Bindung zu einer großen Anzahl von Unterstützern aufzubauen, stellte das Fundament seiner Macht dar – auch wenn die Auswirkungen seiner politischen Kämpfe und finanziellen Unternehmungen ambivalent blieben und häufig interne Konflikte hervorriefen. Die Balance zwischen medialer Selbstdarstellung, politischem Kalkül und kommerziellem Erfolg blieb ein zentrales Thema in Trumps Post-Präsidentschaft.
Es ist wesentlich zu verstehen, dass Trumps Verhalten nach seiner Amtszeit nicht nur als Fortsetzung seiner politischen Karriere, sondern auch als strategische Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen zu sehen ist. Sein Umgang mit Niederlagen, seine Weigerung, bestimmte politische Realitäten anzuerkennen, und seine Versuche, Unterstützer durch symbolische und materielle Maßnahmen zu binden, spiegeln ein komplexes Zusammenspiel von Machtstreben, Persönlichkeitsmerkmalen und finanziellen Interessen wider. Die Ereignisse nach dem 6. Januar zeigen, wie politische Polarisierung und institutionelle Reaktionen ineinandergreifen, um das Bild einer Demokratie in einer Phase der Zerreißprobe zu zeichnen.
Wie veränderten Kushner und Trump die Innenpolitik und den Diskurs im Weißen Haus?
Jared Kushner beanspruchte eine zentrale Rolle in der Koordination der Politik zwischen Israel und Palästina, indem er deutlich machte, dass direkte Kontakte ohne seine Zustimmung nicht möglich seien. Dies reflektiert seine Machtposition innerhalb des Weißen Hauses, wo er und Ivanka Trump nicht nur ihre Präsenz rechtfertigten, sondern auch aktiv daran arbeiteten, das Narrativ zu verändern – weg von der Frage, ob sie im Weißen Haus überhaupt etwas zu suchen hätten, hin zur Frage, ob sie „gerecht“ behandelt würden und die Anerkennung erhielten, die sie für ihre politische Arbeit verlangten. Diese Strategie ähnelte der von Donald Trump selbst, der kritische Stimmen gegen seine Person häufig durch Umdeutungen neutralisierte.
Die Machtkämpfe innerhalb der Administration manifestierten sich insbesondere im Konflikt zwischen Kushner und Steve Bannon, der nach seiner Entmachtung im August als Verlierer aus dem inneren Machtkampf hervorging. Kushner zeigte sich siegessicher, indem er den Abgang Bannons mit herabsetzenden Worten kommentierte, was die Dynamik der politischen Ränkespiele im Weißen Haus verdeutlicht.
Im Zentrum des politischen Geschehens stand die Frage der sogenannten DACA-Politik – das Programm, das Deportationen von jungen, als Kinder in die USA gebrachten Immigranten aussetzte. Trump zeigte sich in dieser Angelegenheit zwiegespalten und wurde von zwei gegensätzlichen Lagern beeinflusst: Auf der einen Seite die harte Fraktion um Stephen Miller, die eine Verschärfung der Einwanderungspolitik forderte, auf der anderen Seite Kushner, der sich für eine pragmatische, wirtschaftlich orientierte Herangehensweise einsetzte, unterstützt von Aktivisten, demokratischen Politikern und Wirtschaftsführern. Diese Uneinigkeit spiegelte sich in Trumps wechselnden Positionen wider, der ohne tiefes politisches Verständnis und je nach Gesprächspartner unterschiedliche Richtungen unterstützte.
Der politische Druck von republikanischen Generalstaatsanwälten, allen voran aus Texas, führte schließlich dazu, dass die Trump-Administration den Ausstieg aus DACA einleitete. Trotz persönlicher Sympathie Trumps für die Betroffenen wurde der Rückzug mit der juristischen Anfälligkeit des Programms begründet. Öffentlich zeigte sich Trump zwiegespalten: Einerseits äußerte er Mitgefühl für die jungen Immigranten, andererseits setzte er eine Frist, innerhalb derer der Kongress eine dauerhafte Lösung erarbeiten sollte. Diese Maßnahme löste landesweite Proteste aus und führte zu Verhandlungen mit demokratischen Führern, die jedoch von internen Widerständen und politischen Machtspielen geprägt waren.
Im weiteren Verlauf der Amtszeit zeigte sich Trump bei anderen großen innenpolitischen Themen ähnlich unbeständig und wenig involviert. Beispielsweise war sein Verständnis für das Gesundheitssystem begrenzt, was die gescheiterte Gesundheitsreform mitprägte. Auch bei der Steuerreform überließ er die Details weitgehend seinen Beratern, konzentrierte sich aber geschickt auf die Vermarktung der Maßnahme als „größten Steuerschnitt der Geschichte“. Die politische Strategie, komplexe Reformen eher als Imagekampagnen zu inszenieren, wurde damit deutlich.
Trumps Versuche, parteiübergreifende Kompromisse zu schließen, blieben meist oberflächlich und von persönlicher Selbstdarstellung geprägt. Ein Abendessen mit moderaten Demokraten im Juni 2017 illustriert dies exemplarisch: Statt konstruktiver Diskussionen dominierte das Anprangern von politischen Gegnern, was die politische Polarisierung weiter verstärkte.
Neben diesen inneren Machtkämpfen und politischen Entscheidungen zeigt sich, dass die Regierungszeit von Trump von einer Mischung aus Unsicherheit, internen Rivalitäten und einem pragmatischen Opportunismus geprägt war. Das Verständnis von Politik als Bühne, auf der persönliche Macht und mediale Wahrnehmung oft wichtiger sind als kohärente Strategien, zieht sich wie ein roter Faden durch diese Phase.
Von Bedeutung ist dabei, dass solche inneren Dynamiken und politische Wankelmütigkeit in der Regierung erhebliche Auswirkungen auf die politische Stabilität und das Vertrauen der Bevölkerung haben können. Zudem verdeutlichen sie, wie die Rollen einzelner Persönlichkeiten das gesamte Regierungshandeln prägen – mit oft unvorhersehbaren Konsequenzen für die nationalen und internationalen Beziehungen. Das Zusammenspiel von Machtstreben, persönlicher Loyalität und ideologischer Unschärfe bildet den Kern des politischen Stils, der die Trump-Administration charakterisierte.

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