Nach dem Ende des Kalten Krieges begann die US-Regierung unter Präsident George W. Bush, ihre Dominanz in Lateinamerika durch verschiedene politische Instrumente aufrechtzuerhalten. Ein Versuch, die Demokratie in der Region zu sichern, war die Verabschiedung der Interamerikanischen Demokratischen Charta 2001 über die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Doch die Glaubwürdigkeit der OAS sank rapide, was das Instrument letztlich wirkungslos machte. Die USA sahen sich gezwungen, auf einfachere und oft grobere Methoden zurückzugreifen, etwa durch jährliche Berichte zu Menschenrechten, Drogenbekämpfung und Menschenhandel. Die Wirkung dieser Maßnahmen war durchwachsen: Zwar etablierte sich die repräsentative Demokratie nahezu überall, jedoch nahm deren Qualität vielerorts ab. Die US-Regierung zeigte sich dabei selektiv tolerant gegenüber ihren „freundlichen“ Regierungen und ignorierte deren Mängel. Ein besonders bitteres Beispiel war Haiti, das trotz jahrzehntelanger US-Intervention nicht einmal minimale demokratische Standards erreichte.

Für Länder, die als „unfreundlich“ galten oder sich US-Politiken widersetzten, hatte Washington hingegen kaum Einfluss. Militärische Interventionen, einst häufige Mittel der USA in der Region, wurden zunehmend verpönt. Selbst in Zeiten politischer Spannungen blieben amerikanische Sanktionen oft wirkungslos, und Regierungen wie jene von ALBA-Staaten äußerten scharfe Kritik ohne befürchten zu müssen, ernsthafte Vergeltungsmaßnahmen zu erleben. Selbst Staaten außerhalb dieses Bündnisses wagten es zunehmend, US-Interessen offen zu widerstehen: So unterstützten Chile und Mexiko 2003 keine weitere UN-Resolution zur Irak-Invasion, und Kolumbien, trotz finanzieller und militärischer Abhängigkeit von den USA, verlangte öffentlich die Wiederaufnahme Kubas in die „hemisphärische Familie“.

Ein weiteres dominierendes Thema auf der US-Sicherheitsagenda war der „Krieg gegen Drogen“. Die Fokussierung auf die Verringerung des Angebots, weniger auf die Nachfrage, stellte viele lateinamerikanische Länder an die Frontlinie der Drogenbekämpfung – entweder als Herkunfts- oder als Transitländer. Die US-Drogenbehörde DEA intensivierte ihre Aktivitäten in der Region, begleitet von Vereinbarungen, die die nationale Souveränität der Partnerstaaten erheblich einschränkten. Trotz hoher Investitionen blieb der Drogenexport weitgehend unvermindert, was in den betroffenen Ländern zu tragischen Konsequenzen führte. Die Kritik an der US-Politik wuchs in allen Teilen Lateinamerikas. Während ALBA-Staaten konfrontative Maßnahmen wie die Schließung von US-Militärbasen oder die Ausweisung von DEA-Agenten einleiteten, verfolgten andere Länder wie Guatemala und Uruguay innovativere Ansätze mit Entkriminalisierung oder sogar Legalisierung von Drogen. Gegen Ende der Obama-Regierung, als mehrere US-Bundesstaaten den Konsum von Marihuana legalisierten, war deutlich geworden, dass die US-Drogenpolitik gescheitert war und die Beziehungen zur Region belastete.

Die jahrzehntelange US-Kampagne gegen Kuba, die das Land seit 1982 als „staatlichen Sponsor des Terrorismus“ brandmarkte, fand international kaum Unterstützung in Lateinamerika. Die amerikanische Politik setzte weiterhin auf ein umfassendes Embargo mit dem Ziel des Regimewechsels, was breit abgelehnt wurde. Erst unter Obama wurde Kuba 2015 von der Terrorliste gestrichen, ohne dass sich substanzielle Veränderungen in Kuba selbst vollzogen hätten. Dies markierte ein Eingeständnis der US-Regierung, dass ihr Isolationsversuch gescheitert war und die amerikanische Hegemonie in der westlichen Hemisphäre zu Ende ging.

Trotz alledem genoss Amerika weiterhin eine gewisse Attraktivität, wie Umfragen in der Region zeigten. Dieses positive Bild erlaubte es US-Beamten, in der Politikgestaltung Spielraum zu behalten. Doch die Praxis der Außenpolitik zeigte sich oft arrogant und unsensibel. Fälle wie die Einmischung eines US-Richters in argentinische Schuldenstreitigkeiten, das NSA-Spionageprogramm gegen die brasilianische Präsidentin oder der Niedergang Puerto Ricos als US-Kolonie offenbarten die Grenzen der amerikanischen Macht. Der Einfluss der OAS, einst das wichtigste Werkzeug der USA in Lateinamerika, schwand trotz amerikanischer Bemühungen.

Die Unfähigkeit der USA, den Bau eines interozeanischen Kanals durch eine chinesische Firma in Nicaragua zu verhindern oder den Zusammenbruch Venezuelas unter der Last interner Krisen zu beeinflussen, war ein deutliches Zeichen für den Bedeutungsverlust der US-Hegemonie. Auch bei bedeutenden regionalen Konflikten spielte Washington kaum noch eine Rolle, wie etwa bei der Friedensvereinbarung in Kolumbien 2016. Die amerikanische Klassifizierung der FARC als Terrororganisation war in diesem Kontext ein Anachronismus, der die Diskrepanz zwischen US-Politik und Realität unterstrich.

Die fortschreitende Abnahme des Einflusses zeigt, dass die USA sich in einer neuen geopolitischen Landschaft wiederfinden, in der sie nicht mehr die alleinige Vorherrschaft besitzen. Ihre Politik stößt zunehmend auf Widerstand und erfordert ein neues Verständnis der komplexen Beziehungen zu den lateinamerikanischen Staaten.

Neben der beschriebenen Entwicklung ist es wichtig zu begreifen, dass die US-Hegemonie in Lateinamerika nicht nur auf militärischer oder politischer Macht basierte, sondern auch auf wirtschaftlicher und kultureller Dominanz. Die Verschiebung im globalen Machtgefüge, insbesondere durch das Erstarken Chinas, stellt das bisherige System infrage und zwingt die USA, ihre Strategie zu überdenken. Für den Leser ist es zudem wesentlich, die historischen Wurzeln dieser Beziehungen und die Vielschichtigkeit der regionalen Dynamiken zu berücksichtigen, um die Herausforderungen und Möglichkeiten der Zukunft besser einordnen zu können.

Wie hat die US-Politik die Entwicklung Lateinamerikas beeinflusst?

Die Geschichte der lateinamerikanischen Länder ist stark von der Politik und den Eingriffen der Vereinigten Staaten geprägt. Dieser Einfluss hat sich auf verschiedene Arten manifestiert – sei es durch direkte militärische Interventionen, durch wirtschaftliche Abhängigkeiten oder durch die Förderung bestimmter politischer und sozialer Modelle. Die Rolle der USA in dieser Region wurde nicht nur durch Machtinteressen bestimmt, sondern auch durch ideologische Auseinandersetzungen, die mit dem Kalten Krieg und dem Aufeinandertreffen von Kapitalismus und Kommunismus verbunden waren.

Zu den frühesten und markantesten Eingriffen der Vereinigten Staaten in Lateinamerika zählt die Monroe-Doktrin von 1823, die besagte, dass jede europäische Kolonialisierung in der westlichen Hemisphäre als feindlicher Akt gegenüber den USA betrachtet würde. Diese Politik etablierte die USA als eine Art Schutzmacht für die unabhängigen Staaten Lateinamerikas. Doch obwohl diese Doktrin als Schutzherrschaft ausgerufen wurde, ging sie häufig mit imperialistischen Zielen einher, die den wirtschaftlichen und politischen Einfluss der Vereinigten Staaten in der Region sicherten. Gerade in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts führte diese Politik zu zahlreichen militärischen Interventionen, insbesondere in Ländern wie Mexiko, Nicaragua und der Dominikanischen Republik.

In den 1950er und 1960er Jahren, während des Kalten Krieges, intensivierte sich das Engagement der USA in Lateinamerika im Kontext der globalen Auseinandersetzung zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Die Furcht vor einer Ausbreitung des Kommunismus führte zu einer aktiven Unterstützung von antikommunistischen Regimen, oft auf Kosten der Demokratie und der Menschenrechte. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die CIA-unterstützte Militärdiktatur in Chile nach dem Sturz von Präsident Salvador Allende 1973. Dieses Eingreifen wurde von den USA als notwendig erachtet, um das kommunistische Eindringen in die westliche Hemisphäre zu verhindern, führte jedoch zu langanhaltenden politischen und sozialen Instabilitäten in der Region.

Parallel dazu entwickelten sich auch wirtschaftliche Strukturen, die stark von den USA abhingen. Die USA nahmen eine dominierende Rolle in den Handelsbeziehungen mit Lateinamerika ein. Viele Länder dieser Region wurden durch Investitionen und Unternehmen der USA zunehmend abhängig. Die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Integration waren oft ambivalent: Einerseits brachte sie Wachstum und Modernisierung, andererseits führte sie zu einer verstärkten Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitskräften sowie zu einer Verstärkung sozialer Ungleichheiten.

Es ist jedoch auch wichtig, die Bemühungen zu berücksichtigen, die in den letzten Jahrzehnten unternommen wurden, um die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika zu verändern. Im Zuge von Handelsabkommen wie dem NAFTA und dem späteren TPP versuchten die USA, ihre Wirtschaftsbeziehungen auf neue, weniger autoritäre Weisen zu gestalten. Diese Entwicklung brachte allerdings nur teilweise Veränderungen, da die politische und wirtschaftliche Hegemonie der USA in der Region nach wie vor sehr stark bleibt.

Trotz der Fortschritte in einigen Bereichen bleibt die Frage der politischen Unabhängigkeit von Lateinamerika gegenüber den Vereinigten Staaten und der westlichen Welt nach wie vor relevant. Der fortgesetzte Einfluss der USA auf die Politik, Wirtschaft und Kultur Lateinamerikas hat tiefe Wurzeln, die auch in der Gegenwart noch spürbar sind. So bleibt die Rolle der USA in dieser Region nicht nur eine historische Frage, sondern auch eine der Gegenwart, die weiter erforscht werden muss.

Es ist entscheidend, die vielfältigen Dimensionen dieses Einflusses zu verstehen, um die komplexen Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika heute besser zu begreifen. Der wirtschaftliche Druck, die geopolitischen Spannungen und die sozialen Herausforderungen, die mit diesem Einfluss einhergehen, sind weiterhin ein zentrales Thema in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung Lateinamerikas. Auch die zunehmende Selbstbestimmung und das Streben nach regionaler Unabhängigkeit in Ländern wie Venezuela, Kuba oder Bolivien zeigen, dass dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Dialog und die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der USA in der Region sind somit weiterhin notwendig, um eine gerechtere und ausgewogenere Beziehung zu entwickeln.

Wie die Truman-Doktrin die Weltpolitik prägte: Von der regionalen Einflussnahme zur globalen Konfrontation

Die Yalta-Konferenz von Februar 1945 war der Moment, in dem die führenden Politiker der westlichen Welt und die Vertreter der Sowjetunion in einem geopolitischen Poker um die Nachkriegsordnung zusammenkamen. Stalin strebte nach einer Einflusssphäre, die die Grenzen der Sowjetunion nach Westen erweitern sollte, während Franklin D. Roosevelt versuchte, seine Vision einer nach dem Zweiten Weltkrieg freien und demokratischen Welt durchzusetzen. Die Spannungen zwischen diesen beiden Zielen führten zu einer Vereinbarung, die zwar auf den ersten Blick die demokratische Selbstbestimmung der Völker garantierte, doch in der Praxis die sowjetische Expansion ermöglichte. Diese Verhandlungen markierten den Beginn einer langwierigen und weitreichenden geopolitischen Auseinandersetzung, die die Weltpolitik des 20. Jahrhunderts prägen sollte.

Nach dem Tod von Roosevelt im April 1945 trat Harry S. Truman sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten an. Trotz seiner mangelnden Erfahrung in internationalen Angelegenheiten und seiner begrenzten Reisetätigkeit war Truman gezwungen, rasch eine klare Linie in der Außenpolitik zu finden. Dabei spielte die „Long Telegram“ von George Kennan, einem amerikanischen Diplomaten in Moskau, eine zentrale Rolle. Kennan beschrieb die sowjetische Außenpolitik als pragmatisch und risikoscheu, was die Grundlage für die „Containment“-Doktrin legte. Die sowjetische Expansion musste gestoppt, aber ohne direkte militärische Konfrontation zurückgedrängt werden. Dies war der Kern der amerikanischen Strategie, die auf den ersten Blick noch regional begrenzt erschien.

Die dramatische Wendung kam jedoch 1947, als Großbritannien ankündigte, seine militärische und finanzielle Unterstützung für Griechenland und die Türkei einzustellen. Diese beiden Länder standen im Fokus des Ost-West-Konflikts, und die Sowjetunion versuchte, ihren Einfluss in der Region auszudehnen. Truman erkannte die potenziellen Auswirkungen auf den gesamten Mittelmeerraum und begann, die Doktrin der Eindämmung in einen globalen Kontext zu übertragen. In einer dramatischen Rede vor dem Kongress formulierte er das, was später als Truman-Doktrin bekannt wurde. Diese Doktrin verankerte die Pflicht der USA, alle freien Völker zu unterstützen, die gegen die Unterdrückung durch kommunistische Minderheiten oder äußere Druckversuche kämpften. Truman stellte die Welt vor die Wahl zwischen zwei Wegen: der Demokratie und der Freiheit auf der einen Seite, und dem Totalitarismus und der Unterdrückung auf der anderen.

Die Truman-Doktrin legte damit den Grundstein für eine amerikanische Außenpolitik, die in den kommenden Jahrzehnten in nahezu jedem Konflikt weltweit präsent sein sollte. Ihre Reichweite war gewaltig: Die USA nahmen eine Rolle ein, die weit über die traditionelle Einflussnahme in der westlichen Hemisphäre hinausging. Sie wurden zur globalen Hüterin der Demokratie, mit der Verpflichtung, auch in fernen Regionen zu intervenieren, um kommunistische Bewegungen zu bekämpfen.

Diese neue Ausrichtung verlangte nach einer institutionalisierten Struktur, um die weitreichende politische und militärische Verantwortung zu koordinieren. Im Juli 1947 wurde mit dem National Security Act eine zentrale Verteidigungsstruktur etabliert, die ein gemeinsames Verteidigungsministerium, einen nationalen Sicherheitsrat und eine CIA umfasste. Die Truman-Doktrin war damit nicht nur eine politische Position, sondern wurde zu einem institutionellen Konzept, das die amerikanische Außenpolitik für Jahrzehnten prägen sollte.

Mit der Gründung der NATO und der Unterstützung des Marshallplans 1948 wurde diese Politik weiter vertieft. Der Marshallplan, benannt nach dem damaligen Außenminister George Marshall, war eine wirtschaftliche Initiative, die Europa nach dem Krieg stabilisieren sollte, um die Verlockungen des Kommunismus abzuwehren. Er war strategisch so konzipiert, dass die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten eine Teilnahme ablehnen würden, wodurch die USA ihre Dominanz in Westeuropa ausbauen konnten. Der Marshallplan war nicht nur ein wirtschaftliches Hilfsprogramm, sondern auch ein geopolitisches Instrument, das die Entstehung eines prowestlichen Blocks in Europa förderte.

Doch mit der zunehmenden Ausweitung der amerikanischen Einflussnahme auf der ganzen Welt stellte sich eine entscheidende Frage: Wo würde der Widerstand gegen die sowjetische Expansion enden? Welche Länder waren tatsächlich „frei“ im westlichen Sinne, und welche noch nicht unter der Kontrolle von Diktaturen und autoritären Regimen? Die Antwort auf diese Fragen war nicht immer klar. Die Truman-Doktrin verschaffte den USA eine unbestimmte und langfristige Verpflichtung zur Unterstützung antikommunistischer Regierungen und Bewegungen, die nicht nur in Europa, sondern weltweit in Südostasien, Lateinamerika und dem Nahen Osten einen globalen Schattenspiegel der sowjetischen Einflusssphäre bildeten.

Der Wandel von einer regionalen Politik der Eindämmung zu einer globalen Strategie des „Rollbacks“ der sowjetischen Expansion zeigte sich 1950 mit der Veröffentlichung eines NSC-Papiers, das eine noch aggressivere Haltung gegenüber der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten vorschlug. Das Ziel war nun nicht nur, den Einfluss der Sowjetunion zu begrenzen, sondern auch, dessen politische Ausstrahlung zu minimieren, um ein neues internationales Ordnungssystem zu etablieren, das den USA und ihren Verbündeten zugutekommen würde.

Der Truman-Doktrin war die Grundlage einer Ära, in der die USA nicht nur als Militärmacht, sondern auch als weltpolitischer Architekt agierten. Die weitreichende Intervention in den Konflikten dieser Jahre, von Korea bis Kuba, zeigt, wie sich die amerikanische Außenpolitik von einer Politik des Schutzes nationaler Interessen zu einer globalen Strategie wandelte, die auf der Vorstellung beruhte, dass die Sicherheit der Weltordnung unmittelbar mit dem Schicksal der Vereinigten Staaten verknüpft war.

Die Rolle der USA als globale Supermacht stellte sich in den folgenden Jahrzehnten nicht nur als eine politische und militärische Herausforderung, sondern auch als eine tiefgreifende moralische Auseinandersetzung dar, die in den zahlreichen Konflikten des Kalten Krieges oft die Grundwerte von Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung auf die Probe stellte.

Wie die USA ihre unipolare Vormachtstellung nach dem Kalten Krieg ausbauten: Militärische Überlegenheit und die Erweiterung von NATO und Imperialismus

Die Ära nach dem Kalten Krieg war von einem starken Bestreben der Vereinigten Staaten geprägt, ihre militärische Überlegenheit zu sichern und auszubauen. Dies ging weit über den bloßen Einsatz neuer Technologien und die Modernisierung von Ausrüstungen hinaus. Während die technologische Überlegenheit eine entscheidende Rolle spielte, war sie allein nicht ausreichend. Vielmehr war die Entwicklung von Doktrinen, Organisationen, Ausbildung und Führung, sowie die Fähigkeit der Menschen, diese Technologien effektiv zu nutzen, von noch größerer Bedeutung.

Ein entscheidender Bestandteil dieser unipolaren Ausrichtung war die militärische Doktrin der „Full Spectrum Dominance“, die nach dem Ende des Kalten Krieges formuliert wurde. Die USA strebten danach, ihre Vormachtstellung auf allen Feldern – von konventionellen Waffensystemen bis hin zu nuklearen Waffen – auszubauen. Der erste Nuclear Posture Review (NPR) von 1994 skizzierte dabei einen schrittweisen Rückgang der Bedeutung nuklearer Waffen im Vergleich zur Vergangenheit, und dennoch wurde im folgenden Jahr die unbefristete Verlängerung des Vertrages zur Nichtverbreitung von Kernwaffen (NPT) durch die Clinton-Administration erfolgreich vorangetrieben. Diese Verlängerung garantierte den offiziell anerkannten nuklearen Staaten (China, Frankreich, Russland, Großbritannien und den USA) ein dauerhaftes Monopol auf Atomwaffen.

In den 1990er Jahren war die USA bestrebt, andere Staaten daran zu hindern, Nuklearwaffen zu entwickeln, was vor allem durch das Cooperative Threat Reduction Program unterstützt wurde. Dieses Programm, das von den Senatoren Sam Nunn und Richard Lugar ins Leben gerufen wurde, sorgte für die Deaktivierung nuklearer, biologischer und chemischer Waffen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Gleichzeitig unterzeichnete Präsident George H. W. Bush das zweite Strategic Arms Reduction Treaty (START II) im Jahr 1993, um die Abrüstung von Atomwaffen voranzutreiben und die militärische Überlegenheit der USA zu sichern.

Doch auch NATO, die militärische Allianz, die 1949 ins Leben gerufen wurde, erlebte eine Umstrukturierung. Hätte man sich rein logisch orientiert, wäre die Auflösung der NATO nach dem Kalten Krieg wahrscheinlich gewesen. Doch unter der Clinton-Administration wurde genau das Gegenteil erreicht. 1994 sicherten sich die USA eine Verpflichtung zur NATO-Erweiterung auf dem Gipfeltreffen der Allianz. Bis 2009 traten zwölf neue Staaten aus Mittel- und Osteuropa bei, wodurch die Grenzen von NATO bis an die Russische Föderation verschoben wurden, was entgegen früherer Versprechungen an Russland die geopolitische Spannung weiter anheizte.

Die Risiken dieser Expansion wurden zu jener Zeit erkannt und von zahlreichen ehemaligen US-Politikern in einem offenen Brief an Präsident Clinton artikuliert. Diese warnten davor, dass die NATO-Erweiterung die langfristige Stabilität der Allianz gefährden und die Instabilität im Bereich zwischen Deutschland und Russland erheblich verstärken würde. Solche Bedenken wurden jedoch von der Clinton-Administration beiseite gewischt, die das Ziel hatte, die US-Vormachtstellung global zu behaupten.

Die politische Agenda, die die USA nach dem Kalten Krieg verfolgten, war von verschiedenen Kräften innerhalb des Landes beeinflusst, darunter auch den Neokonservativen, die ihre Vision einer langfristigen US-Hegemonie formulierten. William Kristol und Robert Kagan, prominente Vertreter dieser Strömung, postulierten 1996 in der Zeitschrift Foreign Affairs, dass die USA nach dem Ende des „Bösen Imperiums“ eine Rolle als „wohlwollende globale Hegemonie“ übernehmen sollten. Diese Vision, die den US-amerikanischen Imperialismus untermauerte, fand ihren Ausdruck im Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert (PNAC), das 2000 gegründet wurde und vier wesentliche militärische Ziele formulierte: die Verteidigung des Heimatlandes, die Führung von Kriegshandlungen in mehreren Fronten, die Ausübung von sicherheitsrelevanten Aufgaben in strategisch wichtigen Regionen und die Transformation der US-Streitkräfte, um die „Revolution der Militärtechnologie“ auszunutzen.

Diese Ideen wurden von der Bush-Administration übernommen, und viele der führenden Persönlichkeiten der Regierung stammten direkt aus den Reihen des PNAC. Die Angriffe vom 11. September 2001 gaben der Agenda zusätzlich Auftrieb und verschafften den imperialen Bestrebungen der USA breite öffentliche Unterstützung. Der National Security Strategy (NSS) von 2002 gab schließlich einen klaren Rahmen für die US-amerikanische Außenpolitik vor und legte besonderen Wert auf das Konzept der „Präemption“, das als präventive Maßnahme gegen künftige Bedrohungen dienen sollte. Es wurde betont, dass die USA gegebenenfalls einseitige Maßnahmen ergreifen würden, um potenziellen Bedrohungen zuvorzukommen.

Die historische Bedeutung dieser „Präemptionsdoktrin“ lässt sich bis zu den amerikanischen Kriegen des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen, als die USA häufig präventive „Wahlkriege“ führten, um ihre imperialen Ambitionen voranzutreiben. In der Nachkriegsordnung, in der die USA ihre semi-globale Empire-Strategie ausbauten, blieb die Präemption jedoch ein umstrittenes Thema, insbesondere angesichts der internationalen Vereinbarungen, die oft die amerikanische Handlungsfreiheit einschränkten. Doch unter der Bush-Administration wurden diese Hemmnisse überwunden, und die USA zogen sich von mehreren internationalen Abkommen zurück, darunter dem Anti-Ballistic Missile Treaty und dem Internationalen Strafgerichtshof.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die USA in dieser Zeit ihre militärische und geopolitische Dominanz ausbauten, um ihre Vormachtstellung in einer Welt nach dem Kalten Krieg zu sichern. Die Erweiterung der NATO, die Kontrolle über strategische Regionen und die Betonung der militärischen Überlegenheit durch technologische Innovationen und präventive Kriegsführung bilden einen zentralen Bestandteil der amerikanischen Hegemoniepolitik, die mit dem Ende des 20. Jahrhunderts an Fahrt aufnahm.