In der Spieltheorie, insbesondere bei kooperativen Spielen, stellt sich oft die Frage, wie die Vorteile einer Zusammenarbeit gerecht verteilt werden können. Ein zentrales Konzept in diesem Zusammenhang ist der „Kern“ eines Spiels. Der Kern beschreibt eine Menge von Auszahlungsergebnissen, die stabil sind, das heißt, es gibt keine kleinere Koalition, die durch eine Umverteilung der Gewinne besser gestellt werden könnte. Um dies zu verstehen, müssen wir die Begriffe „Verbesserung“ und „Imputation“ klären.

Eine Koalition SS kann eine Auszahlung uIRu \in I^R verbessern, wenn es eine Auszahlung uSV(S)u'_S \in V(S) gibt, bei der für jedes Element iSi \in S gilt: ui<uiu_i < u'_i. Dies bedeutet, dass die Koalition durch den Einsatz ihrer eigenen Ressourcen bessere Ergebnisse erzielen könnte als das vorgeschlagene uu. Man sagt, dass die Koalition den Vorschlag blockiert, weil sie in der Lage ist, für ihre Mitglieder ein besseres Ergebnis zu erreichen. Wenn das Spiel der TU-Form (total unimodular) entspricht, wird das Ergebnis (u1,u2,,uI)(u_1, u_2, \dots, u_I) von der Koalition SS genau dann blockiert, wenn die Summe der Auszahlungen für iSi \in S kleiner ist als der Wert der Koalition, also iSui<v(S)\sum_{i \in S} u_i < v(S).

Die Imputation eines Spiels ist ein Auszahlungsergebnis, das für die gesamte Koalition möglich ist, individuell rational (das heißt, kein einzelner Spieler kann durch Abweichen eine bessere Auszahlung erzielen) und Pareto-optimal (keine Verbesserung ist möglich, ohne jemanden schlechter zu stellen). Der Kern eines Spiels ist die Menge aller Imputationen, die nicht von einer Koalition verbessert werden können. Ein Auszahlungsergebnis u=(u1,u2,,uI)u = (u_1, u_2, \dots, u_I) liegt im Kern eines Spiels, wenn es keine Koalition SS gibt, die es blockieren kann. Dies bedeutet, dass alle Mitglieder der Großkoalition nicht in der Lage sind, sich auf eine Umverteilung der Gewinne zu einigen, die ihre Situation verbessern würde.

Der Kern sorgt für stabile Kooperationen innerhalb der Großkoalition, da keine kleinere Gruppe in der Lage ist, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, die ihre Mitglieder besser stellt als die aktuelle Aufteilung. Ein wichtiger Punkt ist, dass der Kern in der Regel als konvexe Menge von Imputationen in TU-Spielen definiert wird, aber bei nicht-TU-Spielen (NTU-Spielen) kann der Kern auch eine nicht zusammenhängende oder sogar leere Menge sein. In TU-Spielen ist der Kern durch die Bedingungen iSuiv(S)\sum_{i \in S} u_i \geq v(S) und iIuiv(I)\sum_{i \in I} u_i \leq v(I) beschrieben. Dies stellt sicher, dass keine Koalition mehr Ressourcen beanspruchen kann, als ihr zur Verfügung stehen, und gleichzeitig dass keine Ressourcen verschwendet werden.

Ein besonders interessantes Konzept in der Theorie kooperativer Spiele ist das der „Balanciertheit“. Ein Spiel ist genau dann ausgewogen, wenn für jede Kollektion von nicht-negativen Koalitionsgewichten λ=(λS)SC\lambda = (\lambda_S)_{S \in C} gilt, dass iSλS=1\sum_{i \in S} \lambda_S = 1. Ein balanciertes Spiel hat einen nicht-leeren Kern, und das gleiche gilt für Marktwirtschaftsspiele. In einem solchen Spiel werden die Ressourcen so verteilt, dass keine kleinere Koalition den Vorschlag blockieren kann. Diese Eigenschaft wird durch das Konzept der „Marktspiele“ weiter verfeinert, in denen die Auszahlungen der Spieler durch Markttransaktionen und Angebot-Nachfrage-Dynamiken bestimmt werden.

Ein weiteres interessantes Konzept ist das der „sub-Kerne“: Ein Spiel hat einen nicht-leeren sub-Kern, wenn für jede Teilkoalition SS der Kern des Spiels vSv_S nicht leer ist. Dies ist in der Theorie von Bedeutung, da es darauf hinweist, dass auch kleinere Gruppen innerhalb des Spiels stabile und faire Vereinbarungen treffen können. Das Konzept des sub-Kerns wird auch im Zusammenhang mit total balancierten Spielen verwendet, die die Bedingung erfüllen, dass für jedes Teilspiel die Balanciertheit gilt. Ein solches Spiel ist gleichbedeutend mit einem Marktspiel, was bedeutet, dass die Ressourcenverteilung durch Marktmechanismen gerecht und stabil ist.

Ein weiteres zentrales Konzept ist die „additive Spieltheorie“, bei der die Auszahlung einer Koalition SS als Summe der individuellen Auszahlungen der Mitglieder von SS beschrieben wird. Ein Spiel ist additiv, wenn es ein Auszahlungsergebnis gibt, bei dem die Auszahlung der gesamten Koalition einfach die Summe der Auszahlungen ihrer Mitglieder ist. Wenn ein Spiel die Eigenschaften eines Minimum-Spiels erfüllt, bei dem die Auszahlung für jede Koalition das Minimum aus den Auszahlungen verschiedener additiver Spiele ist, dann hat es ebenfalls einen nicht-leeren sub-Kern. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis von Kooperation und Wettbewerb in ökonomischen Modellen.

Letztlich stellt sich die Frage, wie die Kooperation und die Gewinne aus einem Spiel gerecht verteilt werden können. Ein gerechter Verteilungsvorschlag ist dann gegeben, wenn die Gewinne gleichmäßig verteilt werden, also jeder Spieler den gleichen Anteil an den Gesamtgewinnen erhält. Dies ist ein Beispiel für eine egalitäre Lösung. Eine solche Lösung stellt sicher, dass keine Partei in einem Spiel benachteiligt wird, was insbesondere bei kooperativen Verhandlungen von großer Bedeutung ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kern eines Spiels als eine zentrale Idee in der kooperativen Spieltheorie fungiert. Er beschreibt stabile und faire Auszahlungsprofile, die von keiner Koalition blockiert werden können. Dieses Konzept ist besonders nützlich, um zu verstehen, wie in verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Szenarien Kooperationen und Verteilungen von Ressourcen stabil und gerecht gestaltet werden können. Der Kern liefert einen wichtigen Rahmen für die Analyse und Lösung von Problemen in kooperativen Spielen und Märkten, da er sicherstellt, dass keine Gruppe von Spielern durch eine Umverteilung der Ressourcen besser gestellt wird.

Was sind qualitative vergleichende Statik-Ergebnisse in Ökonomien mit mehreren Agenten?

In der Ökonomie sind die Begriffe „qualitative vergleichende Statik“ und „Walras’sche Gleichgewichte“ von zentraler Bedeutung für die Untersuchung von Veränderungen in einem ökonomischen System. Der Begriff der „qualitativen vergleichenden Statik“ bezieht sich auf die Untersuchung, wie sich bestimmte ökonomische Variablen wie Preise oder Mengen in Reaktion auf Veränderungen von Parametern wie Endowments, Präferenzen oder technischen Bedingungen verändern, ohne jedoch die genaue mathematische Struktur des gesamten Modells zu verändern. Diese Art von Analyse liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie stabile Gleichgewichte in Wirtschaftssystemen erreicht werden und wie robust diese im Angesicht von Veränderungen sind.

Ein zentraler Aspekt in der qualitativen vergleichenden Statik ist die Untersuchung der Anzahl und des Verhaltens der Walras’schen Gleichgewichtspreise. In den meisten Fällen wird angenommen, dass die Präferenzen der Konsumenten durch eine strikte positive Nutzenfunktion beschrieben werden, wobei die Präferenzen für verschiedene Güter nicht nur stetig, sondern auch streng monoton sind. Dies bedeutet, dass eine Erhöhung der Menge eines Gutes, während alle anderen Bedingungen konstant bleiben, immer zu einer höheren Zufriedenheit des Konsumenten führt. Diese Eigenschaften garantieren, dass die Nachfrage in einem Markt in gewissem Maße vorhersehbar und nachvollziehbar bleibt, was die Stabilität von Gleichgewichten stärkt.

Ein weiteres wichtiges Konzept, das in der Diskussion um Walras’sche Gleichgewichte eine Rolle spielt, ist die Vorstellung des „proprischen Abbilds“. Ein kontinuierliches Abbild, das die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen ökonomischen Variablen beschreibt, gilt als proprisch, wenn das Urbild jedes kompakten Satzes kompakt ist. Diese mathematische Eigenschaft ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Abbildung von einem Zustand des Marktes auf den anderen unter gewissen Voraussetzungen immer zu stabilen und gut definierten Ergebnissen führt.

In der Analyse von Wirtschaftssystemen mit mehreren Agenten wird häufig die Annahme gemacht, dass jeder Agent über eine bestimmte Menge an Ressourcen oder Endowments verfügt, die er in einem Markt austauscht, wobei die Nachfrage und das Angebot aufeinander abgestimmt werden, um ein Gleichgewicht zu erreichen. Ein Walras’sches Gleichgewicht in einem solchen System ist dann ein Preissetzungsmechanismus, bei dem das Angebot genau dem Nachfragevolumen entspricht. In einem solchen Modell wird angenommen, dass der Markt für jedes Gut im Wesentlichen eine stabile Lösung hat, bei der alle Ressourcen effizient verteilt werden. Diese Annahmen sind von großer Bedeutung, wenn es darum geht, Vergleiche zwischen verschiedenen ökonomischen Zuständen zu ziehen und die Auswirkungen von Änderungen zu analysieren.

Die Existenz eines solchen Gleichgewichts ist jedoch nicht immer garantiert. Einige theoretische Modelle berücksichtigen, dass Märkte nicht immer „gut“ funktionieren, was in der Praxis zu Phänomenen wie Marktversagen führen kann. In der Theorie existiert jedoch unter idealen Bedingungen ein Walras’sches Gleichgewicht, und die Qualität der vergleichenden Statik bietet eine präzise Methode, um zu untersuchen, wie sich solche Gleichgewichte mit Veränderungen in den Parametern des Modells verhalten.

Die mathematische Struktur dieser Gleichgewichte kann durch topologische Methoden analysiert werden. So verwendet die Differentialtopologie die Werkzeuge der kontinuierlichen Deformationen, um die Veränderungen in den Gleichgewichtspreisen zu untersuchen, wenn sich die Parameter des Marktes ändern. Dies ermöglicht es, die Auswirkungen von verschiedenen Änderungen wie etwa der Veränderung von Endowments oder der Präferenzen der Konsumenten zu verstehen und vorherzusagen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Analyse ist, dass die Verhaltensweisen in der Nähe eines normalen wirtschaftlichen Zustands stabil sind und dass kleine Veränderungen in den Parametern nur zu kleinen, vorhersagbaren Veränderungen in den Preisen und Mengen führen.

Darüber hinaus gibt es spezifische Annahmen, die es ermöglichen, solche Modelle zu verfeinern. Eine wichtige Erweiterung ist der Ansatz, den Rajan (1997) in seiner Arbeit über die Topologie von Walras’schen Gleichgewichten entwickelt hat. Rajan betrachtet die Klasse von Austauschökonomien als ein „Bündel“, bei dem die Gleichgewichtspreise und die Endowments als Bestandteile einer komplexen mathematischen Struktur behandelt werden. Ein solcher Ansatz ermöglicht es, sowohl endliche als auch kontinuierliche Agentensysteme zu analysieren und zu untersuchen, wie sich diese in einer dynamischen Marktwirtschaft verhalten.

Wichtig zu beachten ist, dass qualitative vergleichende Statik nicht nur ein Werkzeug zur Analyse von Marktwirtschaften mit begrenzten Agenten darstellt, sondern auch zur Untersuchung von Wirtschaftssystemen mit unendlich vielen Teilnehmern, wie sie in modernen ökonomischen Modellen oft angenommen werden. Die Möglichkeit, diese beiden Typen von Systemen gleichzeitig zu betrachten, eröffnet neue Perspektiven auf die Natur der wirtschaftlichen Interaktionen und die Entwicklung von Marktgleichgewichten.

Für den Leser, der sich mit den Modellen der Ökonomie beschäftigt, ist es entscheidend, die mathematischen Konzepte zu verstehen, die der qualitativen vergleichenden Statik zugrunde liegen, insbesondere die Rolle der Topologie und der kontinuierlichen Deformationen in der Modellierung von Marktwirtschaften. Ebenso sollte man sich der Annahmen bewusst sein, die in vielen klassischen Modellen zugrunde gelegt werden, wie etwa die Annahme eines perfekten Marktes ohne externe Störungen. Das Verständnis dieser Annahmen und ihrer Implikationen ist notwendig, um die praktischen Auswirkungen von theoretischen Ergebnissen auf reale Märkte richtig einordnen zu können.

Wie die Theorie der Entscheidung und das Konzept der sozialen Stabilität das Verständnis von Wirtschaft und Spielen vertiefen

Die ökonomische Theorie, die Entscheidungen unter Unsicherheit und die Spieltheorie miteinander verbindet, bietet tiefgreifende Einblicke in das Verhalten von Individuen und Märkten. In diesem Zusammenhang wird die Rolle von Gleichgewichtszuständen und der sozialen Stabilität besonders deutlich. Die Forschung über die Auswirkungen von Unsicherheit und dominierenden Strategien auf den Markt liefert wertvolle Erkenntnisse für das Verständnis von Wirtschaftsprozessen, die nicht nur mathematisch modelliert, sondern auch empirisch geprüft werden müssen. Besonders hervorzuheben ist die Arbeit von Gilboa, Schmeidler und anderen, die das Konzept des "Maxmin Expected Utility" entwickelt haben, um Entscheidungen unter Unsicherheit zu modellieren. Dieses Modell geht davon aus, dass Entscheidungsträger ihre Erwartungen über die Zukunft nicht nur auf einer einzigen Wahrscheinlichkeitsverteilung basieren, sondern einen Bereich von Möglichkeiten berücksichtigen, um Risiken abzufedern.

Ein zentraler Bestandteil dieser Überlegungen ist die Frage nach der sozialen Stabilität von Gleichgewichtszuständen. In den frühen Arbeiten zur sozialen Stabilität und den Nash-Gleichgewichten zeigte sich, dass ein Zustand von sozialer Stabilität durch die Interaktion zwischen individuellen Strategien und kollektiven Präferenzen in einem Markt oder einer Gesellschaft erreicht werden kann. Der Nash-Equilibrium-Ansatz, der in der klassischen Spieltheorie eine Schlüsselrolle spielt, wurde von vielen Theoretikern weiterentwickelt, um die Wechselwirkungen in dynamischen Märkten besser zu verstehen. Gleichzeitig wurde die Frage untersucht, wie diese Gleichgewichte in komplexen Märkten oder dynamischen Systemen stabil bleiben können. In einer Reihe von Studien, insbesondere von Gintis und anderen, wurde deutlich, dass nicht nur die Marktdynamik, sondern auch die Verhaltensmuster der Akteure eine Rolle dabei spielen, wie sich diese Gleichgewichte bilden und verändern.

Zusätzlich zu den klassischen Ansätzen von Nash, Gilboa und Schmeidler, die die Existenz von Gleichgewichten in Spielen und Märkten untersuchen, müssen auch die Komplexitäten berücksichtigt werden, die durch das Fehlen vollständiger Informationen entstehen. Viele Modelle, die auf traditionellen Annahmen von Rationalität basieren, versagen in dynamischen Märkten, in denen Akteure mit unvollständigen Informationen und Unsicherheiten konfrontiert sind. Dies führt zu einer erweiterten Perspektive, in der die Entstehung von Gleichgewichten nicht nur als Ergebnis von rationalen Berechnungen betrachtet wird, sondern als ein Prozess, der durch Lernen, Anpassung und soziale Interaktionen beeinflusst wird.

Darüber hinaus ist es unerlässlich, das Konzept der „dominanten Strategien“ in die Analyse von Spieltheorien und Märkten einzubeziehen. Das Dominieren von Strategien hat Auswirkungen auf das Verständnis von Stabilität und Verhalten in Märkten, da es den Weg zu effizienteren oder stabileren Lösungen ebnen kann. Gleichzeitig stellt sich jedoch die Frage, ob solche dominanten Strategien in realen Märkten immer existieren oder ob Märkte auf komplexe und unerwartete Weise mit einer Vielzahl von individuellen Entscheidungen interagieren, die ein simples Modell nicht vollständig abbilden kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Betrachtung der Unsicherheit und wie sie in ökonomischen Modellen berücksichtigt wird. In der klassischen Wirtschaftstheorie werden Unsicherheiten oft durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen beschrieben. Doch die Arbeiten von Gilboa und Kollegen zeigen, dass in realen Situationen die Unsicherheit oft schwerer zu quantifizieren ist, was zu einer breiteren Perspektive auf Entscheidungsprozesse führt. Sie argumentieren, dass Unsicherheit nicht immer mit bekannten Wahrscheinlichkeiten verknüpft werden kann und daher Alternativen zu klassischen Modellen notwendig sind. In der Praxis bedeutet dies, dass Entscheidungsträger oft auf verschiedene, nicht immer konsistente Informationsquellen zurückgreifen und ihre Entscheidungen auf Basis von Heuristiken treffen, die nicht unbedingt optimal sind, aber im Kontext ihrer Unsicherheit als sinnvoll erachtet werden.

Ein weiterer bedeutsamer Beitrag zur Theorie der Entscheidungsfindung unter Unsicherheit und Marktverhalten ist die Entwicklung von Ansätzen, die die soziale Interaktion und die kollektiven Präferenzen in den Vordergrund stellen. Die Forscher haben aufgedeckt, dass individuelle Entscheidungen nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer im Zusammenhang mit den Präferenzen und Entscheidungen anderer Akteure in einem Markt oder einer Gesellschaft stehen. Dies stellt das klassische Modell der rationalen Entscheidung in Frage, das davon ausgeht, dass Individuen unabhängig und nur durch ihre eigenen Präferenzen bestimmt handeln. Vielmehr zeigt sich, dass soziale und psychologische Faktoren, wie das Vertrauen in andere Marktteilnehmer und die sozialen Normen innerhalb einer Gesellschaft, eine zentrale Rolle spielen können.

Für den Leser ist es entscheidend zu verstehen, dass das Zusammenspiel von unsicheren Bedingungen, sozialen Präferenzen und dominanten Strategien in der Praxis dazu führen kann, dass Märkte nicht immer effizient sind und dass Gleichgewichte, die in einem rein mathematisch modellierten System als stabil erscheinen, in der realen Welt instabil oder sogar nicht existent sein können. Märkte können komplexe, nichtlineare Dynamiken aufweisen, die nur schwer vorherzusagen sind. In diesem Zusammenhang sind fortgeschrittene Modelle der Markt- und Entscheidungsdynamik, die die Interaktionen zwischen Akteuren und die Unsicherheit besser abbilden, von entscheidender Bedeutung, um die realen Bedingungen zu verstehen, unter denen Märkte tatsächlich arbeiten.

Wie beeinflusst die Wettbewerbsintensität das Marktgleichgewicht in oligopolistischen Märkten?

In modernen ökonomischen Modellen, insbesondere im Zusammenhang mit unvollständigem Wettbewerb, spielt die Untersuchung von Lagrange-Multiplikatoren und deren Einfluss auf Marktgleichgewichte eine zentrale Rolle. Diese Multiplikatoren, die als Schattenpreise fungieren, helfen dabei, die Auswirkungen von Marktrestriktionen zu quantifizieren und die Wettbewerbsdynamik zwischen den Akteuren zu verstehen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Parametern λ* und ν*, die in Gleichungen zur Maximierung von Gewinnen verwendet werden und verschiedene Marktbedingungen repräsentieren.

λ* ist der Lagrange-Multiplikator, der mit der Beschränkung des Marktanteils eines Unternehmens verbunden ist. Dieser Parameter betont die Wettbewerbsdynamik innerhalb eines Marktes, in dem Firmen um Marktanteile konkurrieren. Andererseits ist ν* der Lagrange-Multiplikator, der die Marktausdehnungsbeschränkung adressiert. Er hebt die Wettbewerbsverhältnisse zwischen Unternehmen im differenzierten Sektor und solchen in homogenen Märkten hervor. Die Kombination dieser beiden Parameter führt zur Einführung von θ*, einer Kennzahl, die die Wettbewerbsintensität eines Unternehmens in einem bestimmten Gleichgewicht widerspiegelt. Dieser Parameter ist von zentraler Bedeutung, da er die relative Wettbewerbsstärke eines Unternehmens im Markt beschreibt und die Dynamik zwischen den Unternehmen verdeutlicht.

θ* wird als das Verhältnis von λ* zu (λ* + ν*) definiert und reicht von 0 bis 1. Ein Wert von θ* nahe 1 signalisiert eine hohe Wettbewerbsintensität, wobei Unternehmen mit erheblichem Wettbewerb um Marktanteile konfrontiert sind. Ein Wert nahe 0 deutet auf eine weniger wettbewerbsintensive Situation hin, in der Unternehmen tendenziell kooperieren oder monopolistische Verhältnisse vorherrschen. Die Flexibilität dieses Parameters ermöglicht es, verschiedene Wettbewerbsregime zu simulieren, die von rein monopolistischer Konkurrenz bis hin zu vollständiger Kollision reichen.

Ein besonders interessantes Merkmal von θ* ist, dass es durch seine Variation erlaubt, bekannte Modelle der Marktstruktur, wie etwa Bertrand-Preiskonkurrenz oder Cournot-Mengenwettbewerb, als spezielle Fälle wiederherzustellen. Dies bedeutet, dass durch die Anpassung dieses Parameters alle Zwischenstufen der Wettbewerbsintensität zwischen den Extremfällen von reinem Wettbewerb und völliger Kooperation modelliert werden können. Wenn zum Beispiel θ* den Wert (1, ..., 1) erreicht, stellt dies die Situation eines rein monopolistischen Wettbewerbs dar, während θ* = (0, ..., 0) eine vollständige Kollision zwischen den Unternehmen im Markt anzeigt.

Ein weiteres entscheidendes Konzept ist das Mark-up-Verhältnis, μ*, das durch die Gleichung für die Profitmaximierung eines Unternehmens im Gleichgewicht bestimmt wird. Es beschreibt die Differenz zwischen dem Preis, den ein Unternehmen für sein Produkt verlangt, und den Grenzkosten der Produktion. Die Höhe des Mark-ups hängt maßgeblich von der Wettbewerbsintensität ab, da diese direkt die Fähigkeit eines Unternehmens beeinflusst, seine Preise über die Grenzkosten hinaus zu setzen. Dies führt zu einer Variabilität des Mark-up in Abhängigkeit von der Wettbewerbsumgebung.

Ein Beispiel für die Veranschaulichung dieser Konzepte ist das Modell eines symmetrischen Duopols, das von d’Aspremont und Dos Santos Ferreira (2016) verwendet wurde. In diesem Modell konkurrieren zwei Unternehmen um den Markt, wobei ihre Preise und Produktionsmengen so gewählt werden, dass sie ihr jeweiliges Nutzenmaximum erreichen. Die Nachfrage nach den Produkten der Unternehmen hängt von einer Preisindexformel ab, die die Wechselwirkungen zwischen den Preisen und der Gesamtmarktnachfrage berücksichtigt.

Die Existenz eines oligopolistischen Gleichgewichts, wie es in diesen Modellen beschrieben wird, ist ein komplexes Thema. Die Frage, ob ein solches Gleichgewicht existiert, hängt von der Wahl des Parameters θ* und den spezifischen Marktbedingungen ab. Es wurde gezeigt, dass für ein symmetrisches Duopol, wie es im Beispiel behandelt wird, ein Gleichgewicht existiert, das durch die Intersektion der Marktanteils- und Marktgrößenbeschränkungen bestimmt wird. In diesem Fall ist das Gleichgewicht bei θ* = 0 ein Spezialfall, der eine vollständige Kooperation zwischen den Unternehmen darstellt.

Um die Auswirkungen dieser theoretischen Überlegungen besser zu verstehen, ist es hilfreich, die ökonomischen Grundlagen der elastischen Substitution zu betrachten. Die Intrasektorale und intersektorale Elastizität der Substitution sind essentielle Größen, die beschreiben, wie empfindlich die Nachfrage nach einem Produkt auf Preisänderungen reagiert. Diese Elastizitäten variieren je nach Wettbewerbsintensität und Marktstruktur. Das Mark-up-Verhältnis und die Wettbewerbsdynamik sind daher eng miteinander verbunden und hängen von den zugrunde liegenden Marktstrukturen ab.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Parameter θ* eine zentrale Rolle in der Bestimmung der Wettbewerbsintensität in Märkten spielt. Er ermöglicht es, verschiedene Marktstrukturen zu modellieren und die Wettbewerbsdynamik zu analysieren, wobei die Marktanteils- und Marktgrößenbeschränkungen als wesentliche Elemente der Profitmaximierung berücksichtigt werden. Das Verständnis dieser Konzepte ist entscheidend für die Analyse oligopolistischer Märkte und für die Entwicklung von Strategien in Märkten mit unvollständigem Wettbewerb.