Vietnam, ein Land, mit dem die Vereinigten Staaten einen langen und bitteren Krieg geführt hatten, stand im Mittelpunkt einer strategischen Neuorientierung der US-Außenpolitik. Obwohl diplomatische Beziehungen 1995 wiederhergestellt wurden, blieb Vietnam weiterhin eng mit China verbunden, dem Verbündeten aus dem Krieg. Doch die Bedenken über die chinesische Expansion im Südchinesischen Meer, einschließlich Gebieten, die auch von Vietnam beansprucht werden, schufen eine Gelegenheit für die Obama-Administration. Trotz der unzureichenden Bilanz Vietnams in Bezug auf Menschenrechte und Demokratie wurde 2013 eine umfassende Partnerschaft zwischen den USA und Vietnam unterzeichnet. Ein gemeinsames Visionserklärung folgte 2015, und während des Besuchs von Präsident Obama im Jahr 2016 wurde das Waffenembargo aufgehoben – alles im Zeichen einer geostrategischen Neuorientierung, die den amerikanischen Einfluss in der Region stärken sollte.

Das sogenannte „Rebalancing“, der strategische Pivot der USA in den Asien-Pazifik-Raum, trug dazu bei, das Ansehen der Vereinigten Staaten in der Region zu verbessern. In vielen Ländern war die US-amerikanische Popularität ohnehin hoch, doch unter Präsident Obama stieg die Zustimmungsrate weiter an. Eine Umfrage des Pew Research Centers 2015 zeigte, dass mehr als 60 Prozent der Befragten in den neun untersuchten Ländern eine positive Meinung von den USA hatten – mit Ausnahme Chinas. Besonders beeindruckend war die hohe Zahl junger Menschen, die den Vereinigten Staaten gegenüber positiv eingestellt waren, selbst in China. Es war jedoch fraglich, ob diese Verbesserung des Ansehens auf die persönlichen Erfahrungen des Präsidenten in der Region zurückzuführen war, oder ob sie eher den globalen geopolitischen Verhältnissen geschuldet war.

Dennoch war das „Rebalancing“ in vielerlei Hinsicht nur eine Übergangsstrategie, die der US-Regierung wertvolle Zeit verschaffte, während die hegemoniale Stellung der Vereinigten Staaten im Asien-Pazifik-Raum immer weiter schwand. Die Region erlebte ein wachsendes Misstrauen gegenüber der Fähigkeit künftiger US-Regierungen, den Kurs zu halten. Ein spürbarer Trend war, dass viele US-Verbündete in der Region begannen, sich auf eine Zukunft vorzubereiten, in der China die Vereinigten Staaten als hegemoniale Macht ablösen würde. Der markante Ausdruck von Hillary Clinton, die „Pazifische Jahrhundert Amerikas“, klang in den Ohren vieler Partner der USA zunehmend hohl.

Die Auswirkungen des „Rebalancing“ waren auch in China selbst deutlich zu spüren, das seine eigenen regionalen Strategien forcierte. Der Ausbau von Wirtschafts- und Sicherheitsstrukturen wie die Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), die Neue Seidenstraße (Belt and Road Initiative, B&R) und die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) nahmen dank des US-Pivots eine beschleunigte Form an. China konnte seinen Nachbarn nun eine Vielzahl von wirtschaftlichen und finanziellen Anreizen bieten, die die USA schwerlich hätten nachahmen können. Während die Vereinigten Staaten versuchten, ihre Sicherheitsallianzen in der Region zu stärken, erhöhte China gleichzeitig mit doppelstelligen Wachstumsraten seine Militärausgaben. Bis 2030 rechnet China damit, in Luft- und Seemacht mit den Vereinigten Staaten gleichzuziehen.

Der „Aufstieg“ Chinas als hegemoniale Macht in Asien erinnert an die Entwicklung, die Amerika im 19. Jahrhundert gegenüber Europa vollzog. Damals drängte die USA die europäischen Mächte aus ihrem Einflussbereich, ohne einen groß angelegten Konflikt zu führen – ein strategisches Vorgehen, das auch China heute verfolgt. Zwar möchten weder die USA noch China einen militärischen Konflikt, doch wenn es zu einem kommt, würde China sicher den Moment wählen, in dem die Erfolgsaussichten am höchsten wären. In der Asien-Pazifik-Region, so scheint es, wird der amerikanische Rückzug von der hegemonialen Stellung weitgehend unblutig vonstattengehen – ein Szenario, für das die Welt insgesamt dankbar sein kann.

Es bleibt jedoch die Frage nach der langfristigen geopolitischen Stabilität. Auch wenn die USA sich aus der Rolle des globalen Hegemons zurückziehen, so ist ihre Präsenz im Asien-Pazifik-Raum noch nicht endgültig verschwunden. Dennoch ist klar, dass die Weltordnung sich im Wandel befindet und der amerikanische Einfluss in der Region zunehmend von der chinesischen Expansion überlagert wird. Besonders die militärische Dominanz der Vereinigten Staaten wird bald nicht mehr die einzige Stärke in der Region sein. China verfolgt seine Interessen mit einer Geschwindigkeit und Entschlossenheit, die den USA schwerlich Stand halten können.

Die Zukunft des amerikanischen „Empires“ und seine Rolle in der internationalen Ordnung sind daher mit vielen Unsicherheiten behaftet. Der Aufstieg Chinas stellt dabei eine fundamentale Herausforderung dar. Es ist nicht nur ein Wettlauf um ökonomische Hegemonie, sondern auch um strategische und sicherheitspolitische Dominanz. Was zunächst als ein harter geopolitischer Wettbewerb zwischen den USA und China erscheint, könnte sich langfristig als eine der bedeutendsten Umgestaltungen der Weltordnung seit dem Ende des Kalten Krieges herausstellen.

Wie die USA ihre globale Hegemonie durch Institutionen und Verträge sicherten

Der Marshallplan war eine der maßgeblichen Maßnahmen, mit denen die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Vormachtstellung in Europa und der Welt ausbauten. Initiiert als Reaktion auf die verheerenden ökonomischen Auswirkungen des Krieges, trug dieser Plan maßgeblich zur wirtschaftlichen Erholung in Westeuropa bei, insbesondere in Westdeutschland. Innerhalb weniger Jahre waren die teilnehmenden Länder in der Lage, ihre Importe von Waren und Dienstleistungen aus den USA unter normalen Bedingungen zu bezahlen. Winston Churchill bezeichnete den Marshallplan als "die selbstloseste Handlung einer Großmacht in der Geschichte." Doch der US-Außenminister Dean Acheson, einer der Architekten des Plans, brachte es wohl treffender auf den Punkt, als er erklärte, dass die humanitären Ziele zwar nicht zu leugnen seien, aber letztlich die nationalen Interessen der USA im Vordergrund standen. Der Marshallplan war ein Instrument, um die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, die für die weltweite Stabilität und den Frieden unerlässlich waren. Die USA strebten an, Europa wieder auf die Beine zu stellen, damit es als geopolitischer Verbündeter und als verlässlicher Markt für amerikanische Waren fungieren konnte.

Der Plan konzentrierte sich vor allem auf die wirtschaftliche und finanzielle Wiederbelebung, wobei jedoch die militärischen und sicherheitspolitischen Aspekte Europas nicht berücksichtigt wurden. Im Jahr 1948 unterzeichneten eine Reihe westlicher europäischer Staaten den Vertrag von Brüssel, um militärische Ressourcen zu bündeln. Dennoch zeigte die sowjetische Blockade Berlins später im selben Jahr, dass diese Bemühungen ohne die Unterstützung der USA unzureichend waren. In Reaktion auf die wachsenden Bedrohungen entstand im Jahr 1949 die NATO, ein militärisches Bündnis, das zwar in Europa ansässig war, jedoch von den USA dominiert wurde. Die Vereinigten Staaten stellten den Großteil des Budgets und der militärischen Ausrüstung, die für die Glaubwürdigkeit der kollektiven Verteidigung erforderlich waren. Der oberste Befehlshaber der NATO war stets ein US-Bürger, der erste war General Dwight Eisenhower.

Die USA hatten mit der NATO ein Instrument geschaffen, das ihre hegemoniale Stellung in Europa verstärkte. Doch diese Position war auch von einer asymmetrischen Abhängigkeit geprägt. Während alle NATO-Mitglieder in der Theorie gleichgestellt waren, war es vor allem die militärische Macht der USA, die das Bündnis prägte. Artikel 5 des NATO-Vertrags, der eine kollektive Verteidigung im Falle eines bewaffneten Angriffs auf ein Mitglied garantiert, verpflichtete die USA zu einem unbefristeten militärischen Engagement in Westeuropa. Im Gegenzug wurde von den europäischen Mitgliedsstaaten die Unterstützung der Außenpolitik der USA weltweit erwartet.

Obwohl der NATO-Vertrag nie während des Kalten Krieges in vollem Umfang aktiviert werden musste, trugen auch andere ähnliche Organisationen wie die SEATO (Südostasienpakt) und die CENTO (Zentralpakte) zur globalen Ausbreitung der US-amerikanischen Sicherheitsarchitektur bei. Diese Institutionen, die in den 1950er Jahren gegründet wurden, sollten in ihren jeweiligen Regionen ähnliche Funktionen wie die NATO erfüllen, jedoch blieben sie weit hinter den Erwartungen zurück. Stattdessen setzten die USA verstärkt auf bilaterale Sicherheitsabkommen mit zahlreichen Ländern weltweit. Diese Abkommen ermöglichten es den USA, Militärbasen in verschiedenen Teilen der Welt zu errichten und ihren geopolitischen Einfluss auszuweiten. Zur Zeit des Kalten Krieges verfügten die USA über fast 800 Militärstützpunkte weltweit, und auch heute noch betreiben sie militärische Einrichtungen in über 150 Ländern.

Ein weiterer Aspekt der US-amerikanischen Hegemonie war der Nuklearbereich. Zunächst besaßen die USA zwischen 1945 und 1949 ein Monopol auf Atomwaffen, was ihre globale Stellung festigte. Doch dieses Monopol wurde 1949 mit dem Test der Sowjetunion und 1964 mit dem Test Chinas infrage gestellt. Um ihre Vormachtstellung zu sichern, wurde 1970 der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NPT) ratifiziert, der die Welt in atomwaffenbesitzende und atomwaffenfreie Staaten unterteilte. Während die atomwaffenbesitzenden Staaten, darunter die USA, China, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion, sich lediglich zu einer schrittweisen Abrüstung verpflichteten, sagten die nichtatomaren Staaten zu, unter keinen Umständen Atomwaffen zu erwerben.

Diese asymmetrische Regelung blieb weitgehend unangefochten und trug dazu bei, dass die USA ihre Führungsrolle in der globalen Politik bis zum Ende des Kalten Krieges und darüber hinaus festigen konnten.

Der US-amerikanischen Hegemonie in der Nachkriegszeit ging jedoch nicht nur die militärische Präsenz voraus, sondern auch die Schaffung und Kontrolle internationaler Institutionen, die den globalen Wirtschafts- und Finanzraum strukturierten. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Vereinigten Staaten eine führende Rolle in der internationalen Wirtschaftsorganisation. Institutionen wie das Internationale Institut für Landwirtschaft (1905) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (1930) zeugen von der langfristigen Planung der USA, ihren Einfluss auf die globale Wirtschaft zu sichern. Auch das Bretton-Woods-System, das 1944 ins Leben gerufen wurde und den internationalen Handel und Währungsbeziehungen regelte, trug dazu bei, die Vereinigten Staaten als dominierende wirtschaftliche Macht zu etablieren.

Ein entscheidender Schritt zur Konsolidierung dieser globalen Führungsrolle war die Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Diese Institutionen, die auf den Prinzipien des Bretton-Woods-Systems beruhen, sicherten den USA nicht nur politischen Einfluss, sondern auch die Kontrolle über die globalen Finanzströme und die Fähigkeit, die wirtschaftliche Ordnung nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Auch wenn die Vereinigten Staaten nicht alle globalen Konflikte direkt beeinflussen konnten, so sicherten sie doch durch ihre führende Rolle in internationalen Institutionen ihre Vormachtstellung auf der Weltbühne.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Leser versteht, wie diese verschiedenen Institutionen und Verträge miteinander verflochten sind und wie sie gemeinsam eine weltweite Ordnung etablierten, die den USA ermöglichte, ihre hegemoniale Stellung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu behaupten. Diese Institutionen dienten nicht nur der militärischen und wirtschaftlichen Stabilität, sondern auch der Durchsetzung politischer Interessen und der Festigung einer globalen Ordnung, die auf den Interessen der USA aufbaute.