Die Vajapeya-Opferzeremonie war eng mit dem Streben nach Macht und Wohlstand verbunden, beinhaltete jedoch auch eine Vielzahl von Fruchtbarkeitsriten. Sie umfasste ein rituelles Wagenrennen, bei dem der König gegen seine Verwandten antrat und diese besiegte. Das Ashvamedha, das Pferdopfer, war ein weiteres bedeutendes Ritual, das in direkter Verbindung mit politischen Ansprüchen an die Oberherrschaft stand und ebenfalls Fruchtbarkeitsriten beinhaltete. Das Rajasuya wiederum war das königliche Weihezeremoniell. Es beinhaltete neben mehreren landwirtschaftlichen Fruchtbarkeitsriten auch eine rituelle Viehraid, bei der der König das Vieh seiner Verwandten raubte, sowie ein Würfelspiel, das der König gewann. Auf einer größeren, symbolischen Ebene wurde der König im Rajasuya als eine Figur dargestellt, die im Zentrum der zyklischen Prozesse der Regeneration des Universums stand. (Heesterman, 1957)

Die Upanishaden sind ein Schlüsselwerk des indischen Denkens, das oft als Versuch verstanden wird, tiefere kosmologische und metaphysische Wahrheiten zu erfassen. Der Begriff "Upanishad" (wörtlich „sich in der Nähe einer Person niederlassen“) verweist auf den Akt des Lernens, bei dem Schüler in enger Verbindung mit ihrem Lehrer sitzen. Es ist auch ein Hinweis auf das Streben nach einer tieferen Verbindung zwischen den Phänomenen des Universums. Das Wissen, das in den Upanishaden vermittelt wird, ist keine gewöhnliche Kenntnis, sondern allumfassend und der Schlüssel zur Befreiung aus dem Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Es ist ein Wissen, das nur an ausgewählte, würdige Schüler weitergegeben werden kann. Dies Wissen ist schwer zu erklären und noch schwieriger zu begreifen, da es oft in Form von Dialogen, Diskussionen, Debatten und Wettbewerben zwischen Suchenden offenbart wird. Häufig werden Geschichten, Bilder, Analogien und Paradoxien genutzt, um tiefere Wahrheiten zu vermitteln.

Die ältesten Upanishaden sind in Prosa verfasst, während die späteren Werke oft in Versen erscheinen. Die Brihadaranyaka- und Chhandogya-Upanishaden gehören zu den frühesten dieser Schriften. Die Upanishaden und Aranyakas beschäftigen sich mit ähnlichen Themen, wobei die Trennung zwischen diesen beiden Textkategorien nicht immer eindeutig ist. So wird die Brihadaranyaka-Upanishad sowohl als Aranyaka als auch als Upanishad betrachtet. Die frühen Upanishaden stammen aus dem Zeitraum etwa 1000–500 v. Chr., wobei viele spätere Werke aus späteren Epochen stammen.

Ein zentrales Thema der Upanishaden ist das Konzept des Atman, das als unvergängliches Selbst oder die wahre Essenz des Individuums verstanden wird. In der Chhandogya-Upanishad wird eine Geschichte erzählt, in der der Weise Uddalaka Aruni seinem Sohn Shvetaketu erklärt, dass das wahre Wissen nicht durch bloße intellektuelle Anstrengung erlangt werden kann. Um die Natur des Atman zu verdeutlichen, verwendet er eine bildliche Analogie: Er bittet seinen Sohn, eine Banyanfrucht zu schneiden, und erklärt, dass selbst das kleinste, unsichtbare Teilchen dieser Frucht die Grundlage für das Leben des gesamten Baumes bildet. Ebenso ist das Atman die unvergängliche Essenz, die das gesamte Universum durchdringt.

Das Konzept des Atman ist eng mit dem der Brahman verbunden, wobei Brahman die höchste, ewige Realität ist, die das Universum und alles Leben durchdringt. Brahman wird als die Quelle allen Lebens und als das Prinzip verstanden, das das Universum ordnet und aufrechterhält. Die Upanishaden versuchen, die komplexe Beziehung zwischen Atman und Brahman zu ergründen, wobei oft betont wird, dass diese beiden Konzepte untrennbar miteinander verbunden sind.

Die Kena-Upanishad (2.1) stellt fest, dass sogar die Götter Brahman nicht vollständig begreifen können und dass diejenigen, die glauben, es verstanden zu haben, in Wahrheit nicht verstanden haben. Die Taittiriya-Upanishad (3.1.1) erklärt, dass Brahman das ist, aus dem alle Wesen hervorgehen, durch das sie erhalten werden und in das sie nach dem Tod eingehen. Brahman ist die unzerstörbare, unveränderliche Realität des Universums. Die Brihadaranyaka-Upanishad (3.8.11) beschreibt Brahman als das imperishable Prinzip, das zwar wahrgenommen werden kann, aber sich nicht direkt wahrnehmen lässt.

Zusätzlich zu den philosophischen Konzepten von Atman und Brahman behandeln die Upanishaden auch das Konzept der Maya, oft als „Illusion“ übersetzt. Maya kann jedoch auch als Unwissenheit (Avidya) verstanden werden – die Unfähigkeit, die wahre Einheit mit Brahman zu erkennen – oder als kreative Kraft des göttlichen Wesens (Ishvara) aus der menschlichen Perspektive. Dieses Verständnis von Maya ist besonders relevant für die Diskussion über den Zyklus von Geburt und Tod.

Die Lehre von Samsara – dem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt – zieht sich durch die Brahmanas und Upanishaden. Das Shatapatha-Brahmana erklärt, dass diejenigen, die die Opferhandlungen nicht korrekt ausführen, wiedergeboren werden und erneut den Tod erleben. Das Werk beschreibt auch eine Welt, in der die materiellen Freuden denjenigen zuteilwerden, die die Opfer korrekt vollziehen, und einen Höllenbereich, in dem die Bösewichte bestraft werden. Diejenigen, die das Wissen und die richtigen Rituale ausführen, können das Ziel der Befreiung (moksha) erreichen.

Ein wichtiger Punkt, der in den Upanishaden immer wieder betont wird, ist, dass wahre Befreiung nur durch Wissen erlangt werden kann. Diese Erkenntnis kann nicht durch bloßes intellektuelles Lernen erlangt werden, sondern muss durch eine innere, intuitive und erlebte Erkenntnis erfahren werden. Dies ist der wahre Pfad zur Befreiung vom Zyklus der Wiedergeburt und des Leidens.

Die Upanishaden bieten somit einen tiefen Einblick in die komplexen religiösen und philosophischen Ideen des antiken Indiens. Sie schlagen eine Verbindung zwischen individuellen spirituellen Erfahrungen und universellen kosmologischen Prinzipien und betonen die Bedeutung von Wissen als Weg zur Befreiung.

Die Bedeutung der Satavahana-Könige in der Kunst und Ikonografie der buddhistischen Stätten

Die neuesten Entdeckungen im Bereich der Satavahana-Kunst bieten faszinierende Einblicke in die religiöse und politische Ikonografie des antiken Indiens. Besonders bemerkenswert sind die Reliefs und Inschriften, die mit dem Mahachaitya in Kanaganahalli verbunden sind, das eine bedeutende Quelle für die Erforschung dieser Periode darstellt. Die Reliefs an der Basis des Stupa-Doms, die in verschiedenen Generationen von Künstlern zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. geschaffen wurden, zeigen eine klare Verbindung zwischen den Satavahana-Königen und der buddhistischen Tradition. Die verwendeten Steinplatten sind reich verziert mit Szenen, die nicht nur den kulturellen, sondern auch den politischen Kontext dieser Zeit widerspiegeln.

Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Reliefs ist die Darstellung der Satavahana-Könige in einer Weise, die ihre Bedeutung innerhalb des buddhistischen Rahmens hervorhebt. Diese Könige, darunter Matalaka, Sundara, Satakarni und Pulumavi, sind nicht einfach als Spender oder Unterstützer des Buddhismus dargestellt. Vielmehr erscheinen sie als großzügige Herrscher, die mit den Idealen von Wohlstand und Wohltätigkeit in Verbindung gebracht werden. Ein Relief zeigt beispielsweise König Satakarni, wie er silberne Lotusblumen dem Mahachaitya spendet. Diese Darstellung verweist nicht nur auf die religiöse Hingabe des Königs, sondern unterstreicht auch seine Rolle als Förderer des Buddhismus.

Besonders auffällig ist, dass die Reliefs der Satavahana-Könige in Kanaganahalli in einer Weise angeordnet sind, die sie in direkter Nähe zu Darstellungen von Ashoka und Szenen aus dem Leben des Buddha platziert. Diese Anordnung könnte darauf hindeuten, dass die Satavahana-Könige in gewisser Weise als buddhistische Herrscher angesehen wurden, die in einem spirituellen Kontext von gleichwertiger Bedeutung wie Ashoka standen. Die Nähe zu diesen zentralen buddhistischen Symbolen kann als ein Mittel verstanden werden, das Prestige der Satavahana-Könige zu steigern und ihre Rolle als Förderer des Buddhismus zu betonen.

Es wird angenommen, dass diese Reliefs während der Herrschaft von Vasishtiputra Pulumavi im 2. Jahrhundert n. Chr. geschaffen wurden. Dies wirft Fragen darüber auf, wie die Satavahana-Könige in der religiösen und politischen Landschaft dieser Zeit wahrgenommen wurden. Es wird vermutet, dass diese Werke entweder von Pulumavi selbst oder von einem hochrangigen Satavahana-Adligen oder Beamten in Auftrag gegeben wurden. Ein Relief zeigt einen König, der Wasser aus einem Gefäß gießt, mit der Inschrift „raya satakani mahachetiyasa rupamayani“ („König Satakarni spendet silberne Lotusblumen für den Mahachaitya“). Dies könnte eine visuelle Darstellung von Gautamiputra Satakarni sein, einem der prominentesten Herrscher der Satavahana-Dynastie.

Ein weiteres Relief zeigt König Pulumavi, wie er Ujeni an Ajayata übergibt, mit der Inschrift „raya pulumavi ajayatasa ujeni deti“ („König Pulumavi übergibt Ujeni an Ajayata“). Diese Darstellung könnte ein politisches Ereignis symbolisieren, bei dem Pulumavi die Stadt Ujjayini an seinen Kshatrapa-Rivalen Chashtana abtrat. Dieses Bild wird als eine Darstellung einer politischen Niederlage verstanden, die als Akt der Großzügigkeit präsentiert wird, was die Darstellung der Satavahana-Könige in diesen Reliefs als Könige von außergewöhnlicher Generosität unterstreicht.

Die Wichtigkeit der Satavahana-Reliefs in Kanaganahalli liegt nicht nur in der visuellen Darstellung der Herrscher, sondern auch in ihrer Position innerhalb des buddhistischen ikonografischen Programms. Diese Reliefs spiegeln eine tiefere religiöse Symbolik wider, bei der die Satavahana-Könige nicht einfach als politische Führer, sondern als bedeutende Figuren innerhalb des buddhistischen Kosmos erscheinen. Sie stehen in einer Symbolik, die sowohl die weltliche als auch die spirituelle Macht vereint, und ihre Darstellung zusammen mit Ashoka und den Buddha-Szenen gibt ihnen einen heiligen Status.

Neben den Kunstwerken in Kanaganahalli finden sich auch zahlreiche frühbuddhistische Reliefs und Inschriften in anderen buddhistischen Stätten, wie zum Beispiel in Sri Lanka. Diese Kunstwerke verdeutlichen die enge Verbindung zwischen staatlicher Macht und buddhistischer Religiosität in dieser Zeit. Die frühen buddhistischen Stätten in Sri Lanka sind in ihrer Struktur und Gestaltung vielfältig und weichen in vielen Aspekten von den indischen Vorbildern ab. Besonders auffällig sind die Stupas, die in Sri Lanka oft auf einem zylindrischen, manchmal mehrstufigen Fundament errichtet wurden und durch ihre monumentalen Dimensionen und den üppigen Einsatz von Ornamenten bestechen.

Die frühe buddhistische Kunst, insbesondere die Reliefs und Skulpturen, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert n. Chr. entstanden, ist weitgehend von buddhistischen Themen geprägt. Diese Reliefs sind oft narrativ und zeigen Szenen aus dem Leben des Buddha sowie Symbole des Buddhismus. In dieser Zeit war der menschliche Körper ein zentrales Element in der Kunst, was die zunehmende Bedeutung des Menschen in der religiösen Darstellung zeigt. Die Kunstwerke dieser Periode waren oft Reliefs, die auf einer einzigen Oberfläche gearbeitet wurden, im Gegensatz zur Kunst der Maurya-Zeit, die in der Regel eine runde Darstellung aufwies und stärker auf Tiere fokussiert war.

Neben der künstlerischen Bedeutung dieser Reliefs spielt auch die materielle Kultur der buddhistischen Stätten eine wichtige Rolle. Die enge Verbindung zwischen der buddhistischen Gemeinschaft und der weltlichen Macht in dieser Zeit zeigt sich auch in den architektonischen Besonderheiten der buddhistischen Klöster und Tempel, wie sie in den verschiedenen Regionen des antiken Indiens und Sri Lankas vorkommen. So sind die frühbuddhistischen Stätten in Sri Lanka besonders für ihre komplexen Wasserbewirtschaftungssysteme und die kunstvollen Steinreliefs bekannt, die die religiöse und kulturelle Bedeutung dieser Stätten unterstreichen.

Rituale des Selbstversterbens im frühen mittelalterlichen Indien und ihre Bedeutung im Jainismus

Die Praxis des rituellen Todes, insbesondere im Jainismus, stellt eine der faszinierendsten und tiefgründigsten religiösen Traditionen des frühen mittelalterlichen Indiens dar. Sie manifestiert sich nicht nur in religiösen Texten, sondern auch in Inschriften und Gedenksteinen, die in verschiedenen heiligen Orten der Region zu finden sind. Der Begriff "nisidhi" oder "nishidhi" bezeichnet dabei nicht nur den Ort oder die Haltung, die für die Selbstverleugnung gewählt wird, sondern auch den Ort, an dem die sterblichen Überreste einesjenigen beigesetzt werden, der den rituellen Tod vollzogen hat. Diese Steine, oft mit Inschriften und Schnitzereien versehen, sind die materielle Zeugin der praktizierten Entsagung und religiösen Hingabe.

Ein besonders bedeutender Ort in diesem Zusammenhang ist der Sravana Belagola in Karnataka, wo sich hunderte von Nisidhis befinden, vor allem auf den heiligen Hügeln von Chandragiri und Vindhyagiri. Diese Orte sind nicht nur als Pilgerstätten von religiösem Interesse, sondern auch als Stätten des rituellen Todes, an denen große Persönlichkeiten wie Bhadrabahu und Chandragupta das Ende ihres Lebens nach den Prinzipien des Jainismus fanden. Die Inschriften, die auf diesen Steinen zu finden sind, belegen, dass das rituelle Sterben zunächst ausschließlich den Mönchen und Nonnen vorbehalten war, später jedoch auch von Laien und sogar von königlichen Persönlichkeiten vollzogen wurde.

In den frühen mittelalterlichen Inschriften von Sravana Belagola taucht der Begriff "nisidhi" erstmals im 7. und 8. Jahrhundert auf, wird jedoch erst im 12. Jahrhundert weit verbreitet. Parallel dazu gibt es zahlreiche andere Begriffe, die spezifische Formen des rituellen Todes kennzeichnen. Dazu gehören Begriffe wie "samadhi", "sallekhana", "sanyasana", "pandita", "pauggamana", "panchapada" und "aradhana". Jeder dieser Begriffe bezieht sich auf eine besondere Praxis oder Philosophie, die den Übergang des Lebens in den Tod beschreibt, wobei jeder dieser Begriffe eine spezifische religiöse Bedeutung hat.

Samadhi beispielsweise ist eine Praxis, die tief in der Meditation und geistigen Konzentration verwurzelt ist. Sie zielt darauf ab, das Bewusstsein zu fokussieren und das eigene Selbst vollständig zu kontrollieren. Der Tod durch Samadhi stellt eine Art meditativen Übergang dar, bei dem der Körper in völliger Kontrolle des Geistes und der Sinne verharrt. Sallekhana ist hingegen ein Prozess des Fastens und der körperlichen Verweigerung, bei dem der Gläubige absichtlich auf Nahrung verzichtet, um den Tod als eine Form der Selbstverleugnung und der spirituellen Vollendung zu erlangen. Sanyasana betont die totale Entsagung, einschließlich der Aufgabe von Nahrung und anderen weltlichen Anhaftungen.

Der Begriff Pandita-marana, die "Weise des Todes", bezieht sich auf den Tod durch die Erreichung von wahrem Wissen. Dabei geht es nicht nur um intellektuelle Weisheit, sondern um eine tiefere Erkenntnis der Natur des Universums und des Selbst. Pauggamana hingegen betont die körperliche Selbstkasteiung und das Aufgeben des physischen Körpers als Ausdruck der höchsten spirituellen Hingabe.

Die religiösen Texte und Inschriften der Zeit bieten verschiedene Erklärungen für diese Praktiken und deren philosophische Grundlagen. Das Verständnis dieser Begriffe ist entscheidend, um die tiefe Bedeutung und den spirituellen Wert dieser Rituale zu erfassen. Der ritualisierte Tod im Jainismus ist nicht nur das Ende des physischen Lebens, sondern ein Akt der Befreiung und der letzten Selbstverwirklichung.

Jainismus spielte in dieser Zeit eine bedeutende Rolle, insbesondere in Karnataka, wo zahlreiche Jaina-Inschriften und Tempel bezeugen, dass der Glaube und die Praxis des Jainismus tief in die religiöse Landschaft eingewoben waren. Die Inschriften, die in verschiedenen Teilen Indiens, von den Pallava- bis zu den Pandya-Königen, gefunden wurden, belegen, dass die Jaina-Gemeinschaft in dieser Region aktiv war und zahlreiche Gaben und religiöse Handlungen vornahm. Besonders bemerkenswert ist der wiederholte Verweis auf den Jaina-Heiligen Ajjanandi, der vermutlich im 9. Jahrhundert in Madurai lebte.

Die Praxis des rituellen Todes fand jedoch nicht nur im Süden Indiens statt. Auch in anderen Regionen, wie Mathura, war Jainismus eine präsente religiöse Kraft. In dieser Stadt fand das erste Jaina-Konzil im 4. Jahrhundert statt, und dort wurden zahlreiche Jaina-Inschriften entdeckt, die die Entwicklung der religiösen Landschaft von den ersten Jahrhunderten vor unserer Zeit bis ins 11. Jahrhundert dokumentieren. In den frühen Jahrhunderten war Jainismus eine dominierende Tradition, die mit anderen religiösen Praktiken wie dem Buddhismus und der Verehrung von Vasudeva Krishna in Konkurrenz stand. Im Laufe der Zeit jedoch kam es zu Veränderungen, die auch die religiösen Ausdrucksformen und Spendenpraktiken betrafen.

Die Entwicklung der religiösen Praxis und der Spendenkultur ist ein weiteres interessantes Thema, das sich in den Jaina-Inschriften widerspiegelt. In den frühen Jahrhunderten des Jainismus wurden häufig Geschenke an Tempel und religiöse Institutionen gemacht, und die Spender wurden durch Inschriften geehrt. Diese Inschriften sind wertvolle Quellen, die nicht nur Informationen über die religiösen Praktiken und Rituale der Zeit liefern, sondern auch Einblicke in die sozialen Strukturen und die Rolle von Mönchen und Nonnen in der jainischen Gesellschaft geben.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Jainismus im frühen Mittelalter nicht nur durch seine religiösen Rituale und Praktiken geprägt war, sondern auch durch seine Interaktionen mit anderen religiösen Gemeinschaften. Der Einfluss des Jainismus erstreckte sich über verschiedene Regionen Indiens, einschließlich Gujarat, Rajasthan und Karnataka, wo er bis zum Ende des frühen Mittelalters eine bedeutende religiöse Präsenz behielt. Diese religiöse Vielfalt und der Dialog zwischen verschiedenen Traditionen trugen dazu bei, das religiöse und kulturelle Erbe Indiens in dieser Zeit zu formen.

Was können die Harappaner uns über ihre spezialisierten Handwerkskünste und Handelspraktiken lehren?

Die Ausgrabungen und Untersuchungen in Nageshwar (im Bezirk Jamnagar) haben gezeigt, dass dieser Ort nahezu ausschließlich der Verarbeitung von Muscheln gewidmet war, wobei besonders die Herstellung von Armreifen hervorzuheben ist. Weitere Belege für Muschelverarbeitung stammen von anderen wichtigen Harappan-Siedlungen wie Kuntasi, Dholavira, Rangpur, Lothal, Nagwada und Bagasra. Diese Handwerkskunst spielte eine zentrale Rolle im Gebiet von Gujarat innerhalb der Harappan-Kulturzone. Neben der Muschelverarbeitung war die Knochenbearbeitung ein weiteres spezialisiertes Handwerk: Aus Knochen wurden Perlen, Ahlen und Nadeln gefertigt. Auch die Verarbeitung von Elfenbein war bekannt, wobei vor allem Kämme, geschnitzte Zylinder, kleine Stöcke, Nadeln, Spielsteine und eine geschnitzte Plakette erhalten geblieben sind.

Es lässt sich daraus schließen, dass die Harappaner auch Baumwolle und Wolle bearbeiteten, um Textilien herzustellen. Terrakotta-Figuren, die Kleidung wie Schals und Röcke tragen, reflektieren die Mode und den Kleidungsstil der Zeit. Mesopotamische Texte erwähnen Baumwolle als eine der Waren, die aus Meluhha (ein Gebiet, das das Industal umfasste) importiert wurden. Auf den Ausgrabungsstätten von Mohenjodaro wurden Spuren von Baumwolltuch gefunden, die aufgrund des Kontakts mit einem korrodierenden Silberbehälter über die Jahrhunderte erhalten geblieben sind. Weitere Beispiele von Baumwollfäden und Stoffen wurden an Kupferwerkzeugen entdeckt, und auch in Harappa fanden sich Hinweise auf Baumwollfäden, die um den Griff eines kleinen Kupferspiegels gewickelt waren. Diese Funde deuten darauf hin, dass das Weben ein weit verbreitetes Handwerk war, das sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Gebieten praktiziert wurde.

Neben Baumwolle zeugen mikroskopische Analysen von Fadenfragmenten aus Kupfer- und Kupferlegierungs-Schmuckstücken in Harappa und von Steatit-Perlen aus Chanhudaro von der Verwendung von Seidenfasern, die zwischen 2450 und 2000 v. Chr. datiert werden. Ein Scan-Elektronenmikroskop-Überblick über die Seidenfasern aus Harappa ergab, dass diese von der Seidenspinnerart A. assamensis stammten, die im Nordosten Indiens vorkommt, sowie von A. mylitta, die an der Westküste Indiens zu finden ist. Diese Funde stellen den frühesten Beweis für die Seidenherstellung außerhalb Chinas dar und zeigen, dass bereits in Südostasien die Herstellung von Wildseide eine etablierte Praxis war.

Ein weiteres bemerkenswertes Handwerk der Harappaner war die Herstellung von langen Karneol-Perlen. Die Stadt Khambhat (Cambay) in Gujarat ist heute eines der größten Zentren für die Herstellung von Steinperlen weltweit. Mark Kenoyer, Massimo Vidale und Kuldeep K. Bhan führten eine ethnarchäologische Studie durch, um die Techniken der modernen Perlenhersteller in dieser Region zu untersuchen und ergänzten ihre Untersuchung mit Experimenten und der Analyse von Perlenfertigungsabfällen aus Chanhudaro. Es zeigt sich, dass die Herstellung dieser Perlen einen langwierigen und hochgradig spezialisierten Prozess erforderte, der mehr als 24 Stunden intensiver Arbeit in Anspruch nahm, um eine einzelne Perle zu durchbohren. Für die Herstellung eines kompletten Perlenbandes, wie es in Allahdino gefunden wurde, wären bis zu 480 Arbeitstage erforderlich gewesen. Dies deutet darauf hin, dass diese Perlen von hoher sozialer Bedeutung waren und vermutlich nur von wohlhabenden Eliten getragen wurden. Für die weniger privilegierten Menschen stellten die Harappaner Nachbildungen dieser Perlen aus Terrakotta her, die rot bemalt wurden, um das teure Material zu imitieren.

Die Analyse des Produktionsmülls und der Fertigprodukte sowie der strukturellen Beweise und des Siedlungsaufbaus in Chanhudaro und anderen Harappan-Stätten deutet darauf hin, dass die Herstellung dieser Perlen in einem zentralisierten System organisiert und von einer wohlhabenden und mächtigen Gruppe von Händlern kontrolliert wurde. Diese Zentralisierung war offensichtlich auch auf die Qualität der verwendeten Rohstoffe und die hohe Standardisierung der gefertigten Perlenprodukte ausgerichtet. Dies steht im Gegensatz zu den Produktionsmethoden in anderen Harappan-Stätten wie Mohenjodaro, wo Hinweise auf eine weniger zentralisierte, kurzfristige Produktion durch verschiedene Unternehmer gefunden wurden.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der Harappan-Kunstfertigkeit ist das hohe Maß an Standardisierung, das auch auf andere handwerkliche Bereiche wie die Herstellung von Siegeln, Schmuckstücken und Steingewichten übertragen werden kann. Es wurden Würfelförmige Gewichte aus verschiedenen Materialien wie Schiefer, Chalzedon und schwarzem Stein an allen ausgegrabenen Harappan-Stätten gefunden. Ihre exakte Übereinstimmung in Gewicht und Maß über die gesamte Harappan-Kulturzone hinweg ist bemerkenswert und deutet auf ein hochentwickeltes System zur Standardisierung von Maßeinheiten und Gewichtseinheiten hin. Die Systematik war binär bei den kleineren Gewichten (1:2:8:16:32:64) und dezimal bei den größeren Gewichten (mit einem Verhältnis von 160, 200, 320 und 640). Der größte gefundene Gewichtstein in Mohenjodaro wog 10,865 Gramm. Diese standardisierten Gewichte und Maße hatten nicht nur eine praktische Bedeutung für den Handel, sondern spielten auch eine zentrale Rolle in der sozialen und wirtschaftlichen Struktur der Harappaner.

Abschließend zeigt sich, dass die Harappan-Kultur eine beeindruckende Beherrschung von Technologie, Handwerk und Handel besaß. Die zentrale Bedeutung von spezialisierten Handwerkskünsten, die ausgeklügelte Organisation und der hohe Grad an Standardisierung lassen darauf schließen, dass die Harappaner in der Lage waren, komplexe sozioökonomische Systeme zu etablieren, die sowohl durch interne Organisation als auch durch einen regen Außenhandel unterstützt wurden.