Memristoren auf Basis von zweidimensionalen Halbleitermaterialien (2D-SCMs) zeigen eine Vielzahl unterschiedlicher resistiver Schaltmechanismen (RS), die auf fundamentalen physikalischen Prozessen beruhen. Eine der bekanntesten Mechanismen ist das elektrochemische Metallisierungsverfahren (ECM), bei dem aktive Elektroden in Kombination mit Festelektrolyten oder dielektrischen Materialien verwendet werden. Unter Anlegen eines elektrischen Feldes oxidiert die aktive Schicht und setzt Metallkationen frei, die entlang des elektrischen Feldes zur inerten Elektrode wandern. Dort werden sie reduziert und bilden einen leitfähigen metallischen Filamentpfad. Die Richtung des Filamentwachstums hängt von der Wanderungsgeschwindigkeit der Kationen ab – bei hoher Mobilität wachsen Filamente typischerweise von der inerten Elektrode zur aktiven Schicht.

Nach vollständiger Ausbildung des Filaments wechselt das Bauelement in den leitfähigen Zustand (Low Resistance State, LRS). Eine Umkehrung des elektrischen Feldes führt zur allmählichen Auflösung des Filaments, wodurch der Ausgangszustand (High Resistance State, HRS) wiederhergestellt wird. Obwohl dieses ECM-Prinzip in vielen klassischen Materialien verbreitet ist, bleibt es bei 2D-SCMs eine Seltenheit, da diese Materialien oft keine klassischen Festelektrolyte darstellen und ihre extreme Dünnheit die Bildung stabiler Filamente erschwert. Beispielsweise wurde gezeigt, dass MoS₂-Memristoren mit drei Schichten (3L-MoS₂) elektroformiert werden müssen, während zweischichtige Varianten (2L-MoS₂) ohne diesen Prozess auskommen. Monolagige MoS₂-Schichten hingegen führen in solchen Strukturen meist zu Kurzschlüssen, da der Strom direkt durchfließt.

Weit verbreitet ist dagegen der Valenzwechselmechanismus (Valence Change Mechanism, VCM), der auf der Migration von Defekten – typischerweise Vakanzstellen – innerhalb der RS-Schicht beruht. Diese Migration verändert die Valenzzustände lokaler Atomgruppen und führt zur Ausbildung eines nichtmetallischen leitfähigen Filaments. Besonders eindrucksvoll ist dies bei GaSe-basierten Memristoren, bei denen Ga-Vakanzen unter Spannungsanlegung ein p-leitendes Filament erzeugen. VCM kann sowohl filamentar als auch interfazial wirken.

Beim interfazialen Valenzwechsel beeinflussen wandernde Defekte den Schottky-Übergang zwischen Elektrode und RS-Schicht. Durch die Veränderung der Schottky-Barrierehöhe wandelt sich der Stromtransportmechanismus zwischen Schottky-Emission und Ohmscher Leitung. In experimentellen I–V-Analysen kann dieses Verhalten differenziert erkannt werden: In LRS zeigt sich typischerweise ein linearer Verlauf mit temperaturabhängig abnehmendem Strom – ein Anzeichen für metallische Leitung. In HRS hingegen nimmt der Strom mit der Temperatur zu und folgt einem nichtlinearen Verlauf, was der klassischen Schottky-Emission entspricht.

Eine weitere wichtige Klasse bilden die Mechanismen des Ladungsfangens und -freisetzens. Dabei wirken Oberflächendefekte – wie hängende Bindungen oder intrinsische Vakanzen – als Ladungsfallen an der Grenzfläche. Wenn Elektronen in diesen Fallen eingefangen werden, verändert sich die Form der Schottky-Barriere, was zu einem Wechsel des Widerstandszustands führt. In Strukturen wie W/1L-MoS₂/SiO₂/p-Si resultieren solche Prozesse aus Si–O-Dangling-Bonds, die bei Vorwärtsspannung Elektronen einfangen und damit den Übergang in den HRS bewirken. Die Rückkehr in den LRS erfolgt durch Elektronenfreisetzung unter entgegengesetzter Feldpolarität.

Zusätzlich zu diesen Hauptmechanismen gibt es eine Reihe weiterer interessanter Effekte. Raumladungsbegrenzter Strom tritt auf, wenn Träger innerhalb der RS-Schicht – und nicht an den Grenzflächen – durch Defekte eingefangen werden. Dies verändert das Transportverhalten und erzeugt memristive Eigenschaften. Ferroelectricität stellt eine weitere Kategorie dar, bei der die Polarisationsrichtung und -stärke innerhalb eines ferroelektrischen Materials durch ein äußeres Feld manipuliert werden, was eine schaltbare Leitfähigkeit erzeugt.

Besonders innovativ ist der Einsatz von Phasenübergängen in 2D-TMDs. Aufgrund des geringen Energieunterschieds zwischen verschiedenen Phasen lassen sich durch gezielte Interkalation – etwa von Li-Ionen – schaltbare Phasenübergänge auslösen, wie bei Au/LixMoS₂/Au-Memristoren gezeigt wurde. Schließlich eröffnet auch die kontrollierte Manipulation magnetischer Domänenwände neue Wege für mehrstufige memristive Bauelemente, bei denen die Bewegung solcher Wände durch elektrische Felder gesteuert wird. Diese Phänomene basieren auf spintronischen Effekten wie dem Slonczewski-Drehmoment.

Wichtig ist zu erkennen, dass viele der beschriebenen Mechanismen nicht isoliert auftreten, sondern oft gleichzeitig wirken oder sich gegenseitig überlagern können. In praktischen 2D-Memristoren ist daher häufig eine Kombination aus mehreren Effekten maßgeblich für das beobachtete Schaltverhalten. Die Interpretation experimenteller Daten erfordert daher eine präzise Charakterisierung der physikalischen und chemischen Eigenschaften der verwendeten Materialien, insbesondere im Hinblick auf Defektdichte, Kornstruktur, Grenzflächenqualität und Kontaktphysik.

Darüber hinaus ist die Standardisierung der Testmethoden und Charakterisierungsprotokolle ein noch ungelöstes Problem im Feld. Unterschiedliche Gruppen verwenden divergierende Definitionen und Messansätze, was eine konsistente Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert. Eine tiefgehende physikalische Durchdringung aller relevanten Mechanismen sowie die Entwicklung reproduzierbarer Herstellungsprozesse bleiben entscheidend für den Übergang von experimentellen Prototypen zur industriellen Skalierung memristiver Systeme.

Vorteile von 2D-Halbleitermaterialien in der Elektrochemie und Gassensorik

2D-Halbleitermaterialien zeichnen sich durch bemerkenswerte Eigenschaften aus, die sie für verschiedene Anwendungen in der Sensorik und Elektrochemie äußerst vielversprechend machen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Materialien liegt in ihrer Fähigkeit, die Ladekinetik signifikant zu verbessern. Diese Verbesserung wird insbesondere durch die feine Abstimmung der Schichtdicke und die geschickte Kombination mit anderen Nanomaterialien erreicht, was zu einer präzisen Kontrolle der Bandlücke und der Absorptionseigenschaften führt. Durch ihre ultradünne Struktur können 2D-Halbleiter zudem die Migrationsstrecke der Ladungsträger minimieren, wodurch die Rekombination von Elektronen und Löchern reduziert wird.

Ein weiterer Vorteil von 2D-Nanomaterialien ist ihre große spezifische Oberfläche. Diese Eigenschaft ermöglicht eine effiziente Adsorption von Reaktanten und begünstigt die elektrochemischen Reaktionen, die für Anwendungen in der Sensorik erforderlich sind. Der große Kontaktbereich zwischen Elektrode und Elektrolyt fördert die Interfazielle Ladungsübertragung, was die Geschwindigkeit der elektrochemischen Prozesse erheblich steigert. Die meisten aktiven Stellen befinden sich an der Oberfläche der 2D-Materialien und sind aktiv an Photokatalyseprozessen beteiligt. Diese aktiven Oberflächenstrukturen tragen dazu bei, die Effizienz der Photokonversion zu steigern, was insbesondere bei der Entwicklung von Sensoren für die Detektion von Metallen oder anderen Molekülen von Bedeutung ist.

Ein weiteres Beispiel für den Fortschritt in der Entwicklung von 2D-Halbleitermaterialien ist die Synthese von Graphen-Analogon-Kohlenstoffnitride (GA-C3N4) durch Li et al. Diese Materialien, die eine Dicke von nur 6–9 Atomen aufweisen, sind ideal für den Einsatz als fotoelektrochemische Sensoren zur Bestimmung von Kupferionen (Cu2+). Das Schottky-Heterostruktur-Design innerhalb der GA-C3N4-Nanoschichten begünstigt eine effektive Trennung von Elektronen und Löchern, was zu einer verstärkten Photostromantwort führt, die direkt mit der Cu2+-Konzentration korreliert. In ähnlicher Weise hat die Kombination von 2D-Materialien wie MoS2 und C3N4 zu hochselektiven Sensoren geführt, die in der Lage sind, Spuren von Kupferionen in Wasser nachzuweisen.

2D-Halbleitermaterialien bieten nicht nur Lösungen für die Fotoelektrochemie, sondern haben auch das Potenzial, die Detektion und Manipulation von kleineren Molekülen zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist die erfolgreiche Entwicklung eines Sensors durch Luo et al., bei dem ein einzelnes NanoMoS2-modifiziertes Gold-Elektrodenmaterial verwendet wurde. Der Sensor zeigte eine signifikante Steigerung des Photostroms bei der Zugabe von Dopamin, was auf eine verbesserte Effizienz bei der Erzeugung von Elektron-Loch-Paaren zurückzuführen ist. Weitere Fortschritte wurden durch die Herstellung von MoS2-Monolayer-Sensoren erzielt, die eine logarithmische Korrelation zu den Konzentrationen von Methionin aufwiesen und eine bemerkenswerte Nachweisgrenze erreichten.

Die Kombination von 2D-Materialien mit Quantenpunkten, wie im Fall der Kopplung von g-C3N4 mit CdS-Quantenpunkten durch Zhang et al., hat die Effizienz der Fotoaktivität weiter erhöht. Diese Sensoren zeigten eine lineare Antwort auf Tetracyclin im Konzentrationsbereich von 10 bis 250 nM und erzielten eine beeindruckende Nachweisgrenze. Auch die Entwicklung eines Nanokomposites mit MoS2-Nanoschichten auf nanolöchrigem TiO2, verstärkt mit Goldablagerungen, hat zu verbesserten optoelektronischen Kopplungseigenschaften geführt, was die fotoelektrochemischen Aktivitäten im Vergleich zu herkömmlichen Systemen erheblich steigerte.

Trotz dieser bemerkenswerten Fortschritte bleibt das Potenzial der 2D-Halbleitermaterialien für die Entwicklung von Sensoren ungenutzt, da ihre einzigartigen Vorteile noch nicht vollständig ausgeschöpft sind. Diese Materialien bieten aufgrund ihrer ultradünnen Schichten, hervorragenden Stabilität, großen Oberfläche, schnellen Elektronenmobilität und einer Fülle von aktiven Oberflächenstellen enorme Vorteile für die Weiterentwicklung der elektrochemischen Sensorik. Die Weiterentwicklung dieser Materialien in Kombination mit innovativen Techniken in der strukturellen, Energieband- und Oberflächenmodifikation könnte zu noch leistungsfähigeren und vielseitigeren Sensoren führen.

Die Anwendung von 2D-Halbleitermaterialien im Bereich der Gassensoren zeigt sich ebenfalls vielversprechend. Gasdetektoren, die auf Halbleitermaterialien basieren, nutzen die Wechselwirkungen zwischen Gasen und der Oberfläche des empfindlichen Materials, um die elektrische Leitfähigkeit zu modifizieren. Diese Sensoren reagieren auf das Adsorptions- und Desorptionsverhalten von Gasmolekülen und zeigen eine Veränderung in der Leitfähigkeit oder Widerstand, die mit der Konzentration des Zielgases korreliert. Der Vorteil von 2D-Materialien in Gassensoren liegt in ihrer hohen Oberfläche und der Möglichkeit, ihre Struktur und Zusammensetzung gezielt zu verändern, um eine hohe Selektivität und Empfindlichkeit zu erzielen.

2D-SCMs, aufgrund ihrer atomaren Dünne, bieten eine hohe Oberfläche und erleichtern die Interaktion mit Gasmolekülen, was die Sensitivität der Sensoren verstärkt. Durch die Manipulation von Struktur und Zusammensetzung können diese Materialien so angepasst werden, dass sie hochselektiv auf bestimmte Gase reagieren. Dies erhöht nicht nur die Sensitivität, sondern auch die Spezifität der Sensoren für verschiedene Anwendungsgebiete.