Die globale Außenpolitik der Vereinigten Staaten war historisch von einer konsequenten Erweiterung extraterritorialer Macht geprägt, die weit über nationale Grenzen hinausging. Diese Entwicklung erlebte ihren Höhepunkt im sogenannten "unipolaren Moment" nach dem Ende des Kalten Krieges, als die USA ihre weltpolitische Dominanz zunehmend durchgesetzt haben – sowohl durch multilaterale als auch durch unilaterale Maßnahmen.

Ein markantes Beispiel für diese Praxis ist das 1996 verabschiedete Helms-Burton-Gesetz, das US-Unternehmen untersagte, mit Kuba Handel zu treiben. Es ging jedoch noch weiter und bestrafte ausländische Unternehmen, die in „Eigentumshandlungen“ im Zusammenhang mit ehemaligen US-Bürgern oder kubanischen Staatsbürgern, die später US-Bürger wurden, involviert waren. Auf diese Weise erweiterte sich das US-Recht, um nicht nur in den USA ansässige Akteure zu beeinflussen, sondern auch ausländische Firmen und deren Führungskräfte. Einige hochrangige Persönlichkeiten, einschließlich des stellvertretenden Direktors der Bank of England, waren direkt von diesen Sanktionen betroffen.

Zusätzlich führte der globale Ausbau US-amerikanischer Militärstützpunkte, privater Sicherheitsfirmen und Spezialeinheiten dazu, dass das Prinzip der Extraterritorialität weiter ausgedehnt wurde. Diese imperialen Bestrebungen beinhalteten, dass US-amerikanische Staatsbürger nicht den lokalen Gesetzen unterworfen waren, wenn sie in anderen Ländern tätig wurden. Unter der Präsidentschaft von George W. Bush (2001-2009) wurde dieser Ansatz weiter verstärkt. Die USA übten erheblichen Druck auf Staaten aus, sogenannte „Artikel 98“-Vereinbarungen zu unterzeichnen, um sicherzustellen, dass US-Truppen bei Auslandseinsätzen nicht der internationalen Strafgerichtsbarkeit unterworfen wurden. In gleicher Weise trugen die US-amerikanischen Bemühungen im „Krieg gegen Drogen“ dazu bei, dass die Extraterritorialität weiter ausgedehnt wurde. US-amerikanische Agenten nahmen regelmäßig Nicht-US-Bürger im Ausland fest, während Staaten dazu gedrängt wurden, „Shiprider“-Vereinbarungen zu unterzeichnen, die es den USA ermöglichten, auf hoher See Verdächtige zu verfolgen.

Die Verfolgung von Steuerhinterziehern, die sich in anderen Ländern aufhielten, führte zu einer weiteren Erweiterung des extraterritorialen Handlungsrahmens. Ein Beispiel dafür ist der Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) von 2010, der ausländische Finanzinstitute dazu verpflichtete, Informationen an den US-amerikanischen Internal Revenue Service (IRS) weiterzugeben, oder sich mit Sanktionen in Bezug auf ihre US-Geschäfte zu konfrontieren. Dies führte zu einer massiven Erweiterung der US-amerikanischen Kontrolle über internationale Finanzströme.

Die Praxis der US-amerikanischen Einmischung in fremde Staaten wurde besonders deutlich bei militärischen Interventionen und Sanktionspolitik. Die „Koalition der Willigen“ – ein Instrument, das von der Bush-Regierung genutzt wurde, als internationale Unterstützung für militärische Aktionen, etwa im Irak, nicht verfügbar war – wurde auch unter Barack Obama weitergeführt. Diese Koalitionen wurden besonders in Nahost und in Ländern wie Syrien verwendet, wo die USA gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und den Islamischen Staat (IS) kämpften. Bei der Intervention in Syrien 2011, als die USA Rebellen gegen Assad unterstützten, wie auch später bei den Luftangriffen auf IS-Stellungen, handelte es sich um Maßnahmen, die ohne das Mandat von UN oder NATO durchgesetzt wurden.

Die USA setzten auch unilaterale Maßnahmen wie Sanktionen gegen Einzelstaaten durch, oft gegen Länder, mit denen sie politisch oder wirtschaftlich nicht übereinstimmten, wie etwa Kuba, Belarus, Iran, Russland und Venezuela. Diese Sanktionen betrafen sowohl Einzelpersonen als auch strategische Wirtschaftszweige, wobei die Sanktionen gegen Kuba aufgrund der geografischen Nähe und der politischen Konfrontation besonders prägnant sind.

Der „Krieg gegen Drogen“, der seit den 1970er Jahren im Zentrum der US-Außenpolitik stand, führte ebenfalls zu einer Vielzahl von unilateralen Eingriffen. Seit den 1990er Jahren wurden neue Gesetze erlassen, die es den USA ermöglichten, andere Länder zu drängen, kooperativ mit den US-amerikanischen Antidrogenbehörden zu arbeiten. Dies führte unter anderem zu jährlichen Bewertungen durch das US-Außenministerium, die zu einer „Entzertifizierung“ von Ländern führen konnten, die als nicht kooperationsbereit angesehen wurden. Auch das 1999 verabschiedete „Foreign Narcotics Kingpin Designation Act“ wurde genutzt, um Einzelpersonen und Unternehmen weltweit zu sanktionieren.

In jüngerer Zeit hat sich auch die Cyberkriegsführung als unilaterales Instrument herausgebildet. Während die USA regelmäßig über Cyberangriffe auf ihre Agenturen und Unternehmen klagten, war es fast sicher, dass sie selbst auch hinter einigen der prominentesten Cyberoperationen standen. Die USA wurden beispielsweise mit dem Stuxnet-Wurm in Verbindung gebracht, der 2010 iranische Nukleareinrichtungen angriff und deren Entwicklungen um Jahre zurückwarf.

Die US-amerikanische Praxis der unilateralen Intervention fand ihren Höhepunkt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, als Präsident George W. Bush den „Krieg gegen den Terror“ ausrief. In diesem Zusammenhang wurde die „Authorization for Use of Military Force“ (AUMF) verabschiedet, die es dem US-Präsidenten ermöglichte, Militäraktionen gegen Staaten, Organisationen und Einzelpersonen durchzuführen, die mit den Anschlägen in Verbindung standen oder als Bedrohung für die USA galten. Dieses Gesetz erweiterte die Handlungsfreiheit der US-Regierung erheblich und ermöglichte unter anderem die Nutzung unbemannter Luftfahrzeuge (Drohnen) für gezielte Tötungen, selbst von US-Bürgern. Die Länder, die von dieser Praxis betroffen waren, umfassten Afghanistan, Pakistan, Syrien, Somalia und Jemen.

Die Bedeutung dieser Entwicklung liegt nicht nur in der Ausweitung der US-amerikanischen Macht, sondern auch in der zunehmenden Tendenz zur Normverletzung und zur Umgehung internationaler Vereinbarungen. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen, sondern auch auf die Frage, wie souveräne Staaten mit der Extraterritorialität der USA umgehen und welche langfristigen politischen und rechtlichen Folgen dies für die internationale Gemeinschaft haben wird.

Wie Ölabhängigkeit und der Aufstieg des amerikanischen Imperiums miteinander verflochten sind

Die Ölabhängigkeit, verstanden als der Anteil des Verbrauchs, der durch Importe gedeckt wird, hat eine zentrale Rolle in der Bildung und dem Erhalt moderner Imperien gespielt. Ein prägendes Beispiel dieser Dynamik ist die Entscheidung von Winston Churchill, als First Lord of the Admiralty im Jahr 1911 die britische Marine von Kohle auf Öl umzustellen. Diese Entscheidung war nicht nur eine technologische, sondern auch eine geopolitische, da Großbritannien daraufhin seine imperialen Interessen im Nahen Osten ausweitete, um eine sichere Ölversorgung zu garantieren. Der britische Imperialismus war untrennbar mit dem Zugang zu Ölquellen verbunden, was die geopolitische Ausrichtung des Landes tiefgreifend veränderte.

Ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte der Ölabhängigkeit war das Treffen von Präsident Franklin Delano Roosevelt mit König Abdul Aziz Ibn Saud im Jahr 1943, unmittelbar nach der Jalta-Konferenz. Roosevelt erklärte das saudische Öl für vital für die strategischen Interessen der Vereinigten Staaten. Zu dieser Zeit war die USA noch ein Netto-Ölexporteur, doch FDR wusste, dass sich dies bald ändern würde. Ab 1950 begannen die USA, Öl zu importieren, und die Abhängigkeit nahm rapide zu. 1978 erreichte der Anteil der importierten Ölressourcen 42,5 Prozent des Gesamtverbrauchs, und 2005 stieg dieser Anteil sogar auf über 60 Prozent. In dieser Zeit war Kanada der größte Lieferant von Öl, doch der Bezug von Öl aus dem Nahen Osten blieb aufgrund der strategischen Bedeutung der Region für die USA ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Außenpolitik.

Trotz des wachsenden Anteils kanadischen Öls im amerikanischen Importmix konnte sich keine Regierung in Washington eine Abkehr von ihrer Präsenz im Nahen Osten leisten. Die starke Abhängigkeit der US-Wirtschaft von den Ölvorkommen dieser Region war ein zentrales Argument für die Fortführung amerikanischer imperialer Aktivitäten in der Region. Doch mit der Einführung neuer Technologien, wie etwa der Fracking-Technologie, und der zunehmenden Nutzung von Bioenergie, hat sich die Situation grundlegend verändert. Ab 2015 sank die Ölabhängigkeit der USA auf etwa 24 Prozent, wobei der Anteil des aus dem Nahen Osten stammenden Öls auf nur noch 16 Prozent fiel.

Infolgedessen ist die Ölabhängigkeit zunehmend kein stichhaltiges Argument mehr für das amerikanische Engagement im Nahen Osten. Diese geopolitische Wendung könnte das Ende des amerikanischen Imperiums in der Region einläuten, auch wenn andere strategische oder wirtschaftliche Interessen weiterhin eine Rolle spielen könnten. Dies wirft die Frage auf, inwieweit der amerikanische Imperialismus von anderen Faktoren wie militärischer Präsenz, globaler Einflussnahme und geopolitischen Allianzen abhängig bleibt.

Ein weiteres markantes Zeichen des relativen wirtschaftlichen Rückgangs der USA zeigt sich im globalen Handel. Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends ist der Anteil der USA am Welthandel stark gesunken. Im Jahr 2014 wurde China zum größten Exporteur von Waren und Dienstleistungen, und die USA sind mittlerweile die größte Importnation. Die Schere zwischen Exporten und Importen hat sich zunehmend geöffnet, und der Einfluss der USA in globalen Handelsverhandlungen hat merklich abgenommen. Die gescheiterte Doha-Runde der Welthandelsorganisation ist ein weiteres Indiz dafür, dass die USA nicht mehr in der Lage sind, internationale Handelsabkommen zu ihren Bedingungen durchzusetzen. Stattdessen bevorzugen sie zunehmend bilaterale Handelsabkommen, in denen sie ihren Einfluss in kleineren, strategischeren Märkten ausbauen können.

Ein weiterer Indikator für den wirtschaftlichen Niedergang zeigt sich in den Kapitalflüssen der USA, insbesondere in den Nettoauslandsdirektinvestitionen (FDI). Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als US-Unternehmen noch eine dominierende Rolle im globalen Kapitalfluss spielten, ist der Anteil der USA an den globalen FDI seit den 1970er Jahren kontinuierlich gesunken. 2014 machten US-Unternehmen nur noch 25 Prozent des globalen FDI aus, was einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu den 40 Prozent zu Beginn des Jahrtausends darstellt. Diese Entwicklung reflektiert die zunehmende Schwierigkeit für die USA, ihre wirtschaftlichen Interessen im Ausland aufrechtzuerhalten, was auch durch die Veränderungen in den Steuerregelungen und der internationalen Rechtsprechung beeinflusst wird.

Zusätzlich zu diesen wirtschaftlichen Aspekten kann die Lebenserwartung als ein Indikator für den relativen sozialen und wirtschaftlichen Zustand eines Landes betrachtet werden. Seit 1960 hat sich die Lebenserwartung in den USA langsamer verbessert als in anderen Industrieländern. Im Jahr 1960 lag die Lebenserwartung in den USA nur vier Jahre unter der höchsten, die in Norwegen erreicht wurde. Heute liegt die Lebenserwartung in den USA unter der von Ländern wie Chile, Costa Rica und sogar einigen US-Territorien wie Puerto Rico und den Virgin Islands.

Die signifikante Verringerung der globalen Handelsbeteiligung, die abnehmende Rolle der USA bei Auslandsinvestitionen und die stagnierende Lebenserwartung spiegeln den relativen wirtschaftlichen Rückgang wider. Dies ist jedoch kein Hinweis auf den vollständigen Untergang des amerikanischen Modells, sondern vielmehr eine Umstrukturierung und Anpassung an neue geopolitische und ökonomische Realitäten.

Der Rückgang der Ölabhängigkeit stellt einen entscheidenden Wendepunkt für die amerikanische Außenpolitik dar. Die USA können ihre imperialen Interessen im Nahen Osten künftig weniger mit der Argumentation der Rohstoffsicherung rechtfertigen. Doch bleibt die geopolitische Bedeutung der Region für die USA durch andere Faktoren wie strategische Allianzen und die Aufrechterhaltung globaler Machtprojektion bestehen. Die US-Wirtschaft hat sich strukturell verändert, aber das Imperium selbst zeigt keine Anzeichen eines raschen Rückzugs – zumindest nicht aus Gründen der Ölabhängigkeit.

Die Folgen des Rückgangs der privaten Ersparnisse und die Verlagerung globaler Finanzströme

Der Rückgang der privaten Ersparnisse in den Vereinigten Staaten hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Verteilung des Einkommens und die internationale Finanzarchitektur. Ursprünglich war die Annahme, dass eine Verringerung der nationalen Ersparnisse die Grundlagen des semiglobalen Imperiums bedrohen würde. Doch die Realität nahm einen anderen Verlauf. Statt einer Erhöhung der Ersparnisse erlebten die Vereinigten Staaten eine Zunahme des privaten Konsums. In den frühen 1970er Jahren betrugen die privaten Ersparnisse noch rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), aber bis in die 2010er Jahre waren diese nahezu verschwunden. Der Grund dafür liegt in der zunehmenden Verschuldung der amerikanischen Haushalte, unterstützt durch ein finanzielles und marketingtechnisches System, das immer raffiniertere Methoden fand, den Konsum zu steigern.

Dieser massive Rückgang der privaten Ersparnisse führte zwangsläufig dazu, dass die USA immer mehr auf ausländische Kredite angewiesen waren. Die Leistungsbilanz geriet in ein dauerhaftes Defizit. Während das Handelsbilanzdefizit der USA seit 1971 zunehmend wuchs, war es erst ab 1976 und dann mit wenigen Ausnahmen ab 1982 dauerhaft negativ. Die Zahlen stiegen rasant: Anfang der 2000er Jahre überstieg das Defizit die 400 Milliarden Dollar, und 2006 erreichte es mit über 800 Milliarden Dollar einen Rekordwert. Die USA mussten zunehmend auf internationale Investoren setzen, die eine Vielzahl von amerikanischen Vermögenswerten erwarben – von Staatsanleihen und Aktien bis hin zu Immobilien und Unternehmensbeteiligungen.

Im Laufe der Jahre wuchs der Bestand ausländischer Vermögenswerte in den USA immer weiter an. So besaßen ausländische Investoren Ende 2016 US-Staatsanleihen im Wert von 6,3 Billionen Dollar, was rund ein Drittel der gesamten Staatsverschuldung ausmachte. Diese ausländischen Investitionen sind heute nicht nur auf westliche Verbündete oder wohlhabende Nationen beschränkt, sondern umfassen auch Länder wie China, Russland, Saudi-Arabien und Venezuela. Die Verschuldung der USA, sowohl durch Staatsanleihen als auch durch private Schulden, erreichte 2016 insgesamt 19 Billionen Dollar. Darüber hinaus umfasst dieser Betrag auch Investitionen in ausländische Direktinvestitionen (FDI), die Ende 2015 auf etwa 5,4 Billionen Dollar geschätzt wurden.

Die anhaltende Zunahme von ausländischen Vermögenswerten stellt die USA jedoch vor eine schwierige Herausforderung. Mit steigenden Zinssätzen werden die Kosten für die Ausgabe neuer Schulden und die Bedienung der bestehenden Auslandsschulden immer höher. Das bedeutet, dass die USA letztlich gezwungen sein könnten, innerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten zu leben, was auch eine Reduzierung der militärischen Ausgaben zur Folge haben könnte. Diese Entwicklung könnte die langsame, aber stetige „Imperiale Zurückziehung“ der USA weiter beschleunigen.

Doch viele Amerikaner halten an der Illusion fest, dass das Land auch weiterhin von seiner Fähigkeit profitieren kann, Fremdwährungen zu geringen Zinsen zu leihen, während die Erträge aus den ausländischen Vermögenswerten überdurchschnittlich hoch bleiben. Diese Denkweise erinnert an die Theorien von John Maynard Keynes, der argumentierte, dass Länder mit großen Beständen an ausländischen Vermögenswerten ein starkes Interesse an der Aufrechterhaltung des Status quo haben. Diese Perspektive übersieht jedoch, dass internationale Finanzbeziehungen nicht nur durch materielle Interessen, sondern auch durch geopolitische Spannungen und unvorhergesehene wirtschaftliche Erschütterungen gefährdet sind.

Ein Beispiel für diese Unsicherheiten zeigte sich 2016, als Saudi-Arabien mit der Drohung reagierte, seine US-Vermögenswerte im Wert von 750 Milliarden Dollar zu verkaufen, falls ein Gesetz verabschiedet würde, das es den Familienangehörigen der 9/11-Opfer ermöglichen würde, Saudi-Arabien zu verklagen. Dieser Schritt wurde von den USA als ernsthafte Bedrohung angesehen, da Saudi-Arabien ein erheblicher Gläubiger der USA war. Die genauen Bestände von Saudi-Arabiens Investitionen in den USA waren bis dahin geheim und wurden erst durch die drohende Krise offenbart. Diese Episode verdeutlicht, wie zerbrechlich das System der globalen Finanzströme ist und wie geopolitische Spannungen die internationale finanzielle Ordnung ins Wanken bringen können.

Wichtig ist, dass sich die globalen Finanzströme und die Verschuldungsmechanismen der USA nicht nur auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen der Nationen konzentrieren, sondern auch auf langfristige geopolitische und sicherheitspolitische Folgen. Der anhaltende Trend, dass Länder mit großen Überschüssen ihre Kapitalüberschüsse in US-Vermögenswerte investieren, könnte durch geopolitische Spannungen und den Wandel der globalen politischen Ordnung in Zukunft erheblich gestört werden. Diese Entwicklung erfordert eine tiefere Analyse der globalen Finanzbeziehungen und ihrer Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Stabilität.

Wie Ungleichheit in den USA seit den 1970er Jahren die soziale Mobilität beeinträchtigt

Ein einfaches Beispiel veranschaulicht, wie sich die Einkommensverteilung in den USA seit 1973 verändert hat. In den vier Jahrzehnten zuvor (1933–1973) blieb der Anteil des Einkommens, das von den obersten 10 Prozent der Bevölkerung bezogen wurde, relativ konstant, und sie erhielten etwa 30 Prozent des Einkommenswachstums. Doch in den folgenden 35 Jahren, in denen es eine drastische Verschiebung der Einkommensverteilung gab, entfielen unglaubliche 98 Prozent des Einkommenszuwachses auf die obersten zehn Prozent. Der Anteil der obersten 1 Prozent stieg in dieser Zeit von fast 7 Prozent auf fast 70 Prozent. Während der Großen Rezession, als das Einkommen aller Gesellschaftsgruppen sank, erlebte die obersten 10 Prozent den größten Verlust. Dieser Verlust war nicht nur auf den Rückgang ihres durchschnittlichen Einkommens zurückzuführen, sondern auch auf den sinkenden Anteil am Gesamtvolumen des Einkommens. Nach der Rückkehr des Wachstums im Jahr 2009 stellte sich das neue Einkommensungleichgewicht wieder her. Der Anteil der obersten 10 Prozent stieg über das Niveau der Zeit vor der Krise, und das durchschnittliche Einkommen stieg erneut. In diesem Zeitraum von 2009 bis 2014 nahmen die obersten 10 Prozent fast 90 Prozent des Einkommenszuwachses in den USA in Anspruch.

Das Ergebnis dieser Entwicklung ist, dass, wenn die obersten 10 Prozent einen so großen Anteil an einem Einkommensanstieg erhalten, für die restlichen 90 Prozent kaum noch etwas übrig bleibt. Dies verdeutlicht die Einkommensungleichheit, die die USA seit den 1970er Jahren kennzeichnet. Das Verständnis dieser Veränderung erfordert jedoch eine präzise Betrachtung der Löhne und Gehälter, die um die Inflation bereinigt sind, da das Einkommen der unteren 90 Prozent der Bevölkerung stark von diesen Faktoren abhängt. Realistische Löhne berücksichtigen nicht nur Veränderungen in der Produktivität und dem Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Anpassungen des Mindestlohns auf Bundes- und Landesebene.

Die Daten des Bureau of Labor Statistics (BLS) bieten eine detaillierte Übersicht über die Entwicklung der realen Löhne und Gehälter. Sie zeigen, dass das mittlere Wochengehalt von Vollzeitbeschäftigten seit 1979 praktisch stagnierte – trotz eines Anstiegs des realen BIP und der Arbeitsproduktivität sowie steigender Bildungsniveaus. Die realen Löhne stiegen von 332 Dollar im Jahr 1979 auf 341 Dollar im Jahr 2015, was bedeutet, dass in fast 40 Jahren kaum ein Einkommenszuwachs zu verzeichnen war. Für Männer ging das durchschnittliche Einkommen sogar zurück, von 401 auf 377 Dollar.

In Bezug auf das Haushaltseinkommen zeigt die langfristige Entwicklung eine leicht positivere Tendenz. In den drei Jahrzehnten vor 2014 stieg das reale mittlere Haushaltseinkommen um 10,3 Prozent. Doch auch dieses scheinbare Wachstum wird durch die enormen Einkommenssteigerungen der reichsten Haushalte verzerrt. Die unteren 20 Prozent der Haushalte erlebten keinen Anstieg ihres Einkommens, und die unteren 40 Prozent mussten sogar Rückgänge verzeichnen. Besonders seit dem Jahr 2000 sanken die inflationsbereinigten Löhne der unteren 10 Prozent um 3,7 Prozent, und die unteren 25 Prozent hatten einen Rückgang von etwa 3 Prozent zu verzeichnen.

Bis vor kurzem glaubten viele Amerikaner, dass soziale Mobilität und Aufstieg durch harte Arbeit und Einsatz möglich seien. Diese Vorstellung hat sich jedoch zunehmend als falsch erwiesen. In der Realität hängt der soziale Aufstieg zunehmend vom familiären Hintergrund ab, und individuelle Anstrengungen spielen eine zunehmend geringere Rolle. Diese Wahrnehmung wird besonders deutlich, wenn man die USA mit anderen Ländern vergleicht. Während in den USA die Kinder viel häufiger im selben Einkommens- und Statusbereich wie ihre Eltern bleiben, erleben andere fortschrittliche kapitalistische Länder eine größere soziale Mobilität.

In den USA hat sich die soziale Mobilität stark verschlechtert, und das Land zählt nun zu den am wenigsten sozial mobilen Gesellschaften unter den entwickelten Nationen. Eine umfassende Studie zeigt, dass die USA in einer Rangliste von 13 OECD-Ländern nur den elften Platz belegen – hinter Ländern wie Frankreich, Deutschland und Japan. Die Forschung zur sozialen Mobilität bezieht sich häufig auf die Einkommenselastizität zwischen den Generationen (IGE), die misst, in welchem Maße Einkommensunterschiede von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. In Kanada liegt die IGE bei 0,2, was bedeutet, dass ein Elternteil mit 10.000 Dollar mehr als der Durchschnitt den Unterschied nur zu 20 Prozent an das Kind weitergibt. In den USA liegt diese Zahl jedoch bei etwa 0,5 für alle Einkommensgruppen und fast 0,7 für Haushalte im oberen Einkommensbereich. Dies bedeutet, dass Familien immer wahrscheinlicher in der Einkommensklasse bleiben, in die sie geboren wurden. Fast die Hälfte derjenigen, die in Familien der obersten und untersten Einkommensquintile geboren wurden, bleibt in dieser Klasse.

Diese zunehmende Ungleichheit und die abnehmende soziale Mobilität haben viele Amerikaner verunsichert und wütend gemacht. Ihr Gefühl der Entfremdung zeigt sich in verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Bewegungen, von denen viele als Reaktionen auf die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich betrachtet werden können.

Ein weiteres Element, das die soziale Mobilität betrifft, ist der Zugang zu höherer Bildung. Jahrzehntelang führten die USA weltweit in der Zahl der Studierenden, die eine höhere Ausbildung anstrebten. Doch seit 2010 ist die Zahl der Studierenden rückläufig, was vor allem auf die explodierenden Studiengebühren zurückzuführen ist. Die Studiengebühren an privaten Universitäten steigen seit vier Jahrzehnten schneller als der Verbraucherpreisindex. Dies hat dazu geführt, dass die Studienverschuldung auf 1,2 Billionen Dollar angestiegen ist, was mehr als die Kreditkartenschulden übersteigt. Der Zugang zu höherer Bildung bleibt jedoch vor allem den reicheren Haushalten vorbehalten, was die soziale Mobilität weiter einschränkt.

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