Die wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen, die das 19. und 20. Jahrhundert prägten, sind nicht nur ein Produkt ihrer Zeit, sondern auch eine wesentliche Grundlage für die heutige geopolitische Struktur. Zu diesen Veränderungen zählen nicht nur militärische und imperialistische Bestrebungen, sondern auch tiefgreifende wirtschaftliche Transformationen, die das internationale System formten. Der Aufstieg des amerikanischen Imperiums, die Schaffung neuer Märkte und die Zerstörung traditioneller Wirtschaftsstrukturen haben das globalisierte Weltbild des 21. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst.
Die Industriellen Revolutionen des 19. Jahrhunderts führten zu einer Verstärkung des Kapitalismus und damit zu einer neuen Weltordnung. Dies ermöglichte nicht nur die Entstehung und Ausbreitung von Großunternehmen und multinationale Konzerne, sondern schuf auch ein Umfeld für die Etablierung von Wirtschaftsmodellen, die auf Expansion und Kontrolle abzielten. Der Fokus verschob sich von der reinen Landesverteidigung hin zur Sicherstellung globaler Märkte und dem Zugang zu strategischen Ressourcen wie Öl und Mineralien.
Das imperialistische Streben der westlichen Mächte, insbesondere der USA, Großbritannien und später auch anderer europäischer Staaten, führte zur Erweiterung des sogenannten „amerikanischen Imperiums“. Die Konsolidierung amerikanischer Macht erfolgte durch eine Mischung aus militärischer Präsenz, wirtschaftlicher Dominanz und diplomatischen Abkommen. Diese Ereignisse gipfelten in einer Weltordnung, die vor allem von westlichen Wirtschafts- und politischen Modellen bestimmt wurde. Die USA begannen, ihre Interessen auf globaler Ebene durchzusetzen und nahmen zunehmend eine führende Rolle in internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein. Diese Institutionen setzten ökonomische Standards, die oftmals den Interessen der entwickelten westlichen Nationen dienten und die ökonomische Abhängigkeit vieler Länder im globalen Süden verstärkten.
Die geopolitischen Spannungen, insbesondere während des Kalten Krieges, und die daraus resultierenden Konflikte wie die in Vietnam, der Koreakrieg und die militärischen Interventionen der USA in Lateinamerika und im Nahen Osten, prägten das internationale System noch weiter. In diesen Konflikten ging es nicht nur um die geopolitische Vorherrschaft, sondern auch um den Zugang zu strategischen Märkten und Rohstoffen, die die Grundlage für die industrielle Macht der westlichen Nationen bildeten.
Eine weitere wichtige Entwicklung war die Schaffung der Globalisierung, die durch technologische Innovationen und das Wachstum multinationaler Unternehmen vorangetrieben wurde. Die Verbreitung von Kommunikations- und Informationstechnologien revolutionierte die Art und Weise, wie Wirtschaft betrieben wird. Der Zugang zu globalen Märkten wurde für Unternehmen immer einfacher, und die Auswirkungen der Marktkräfte reichten weit über nationale Grenzen hinaus. Auf der anderen Seite verschärften diese Veränderungen die Ungleichheit zwischen den Nationen, da die weniger entwickelten Länder oft nicht in der Lage waren, sich an die neuen globalen Normen und Standards anzupassen. Diese Ungleichgewichte führten zu einem Anstieg der sozialen und politischen Spannungen, sowohl innerhalb der betroffenen Länder als auch zwischen ihnen.
Es ist entscheidend, dass der Leser versteht, dass diese wirtschaftlichen und politischen Umwälzungen nicht isoliert voneinander stattgefunden haben. Vielmehr sind sie miteinander verflochten und beeinflussen sich gegenseitig. Während das wirtschaftliche Wachstum der westlichen Mächte auf der Expansion in andere Länder beruhte, gingen diese Imperien oft mit einer Politik der Ausbeutung und Kontrolle einher. Der Übergang von kolonialer Herrschaft zu modernen, wirtschaftlich orientierten Machtstrukturen war ein Prozess, der nicht nur in den ehemaligen Kolonien, sondern auch in den Metropolen selbst tiefgreifende Veränderungen zur Folge hatte.
Besonders bemerkenswert ist die Rolle der USA im 20. Jahrhundert. Mit der Erhebung zu einer globalen Supermacht setzte sie eine Politik des wirtschaftlichen Expansionismus und der militärischen Interventionspolitik durch. Der Marshall-Plan, der nach dem Zweiten Weltkrieg zur wirtschaftlichen Wiederaufbauhilfe für Europa führte, war ebenso ein Ausdruck dieses Engagements, wie die Unterstützung autoritärer Regime im globalen Süden, wenn diese den Interessen der USA dienten. Die USA verstanden es geschickt, ihre politische und wirtschaftliche Dominanz durch eine Mischung aus diplomatischem Druck, wirtschaftlicher Hilfe und militärischer Präsenz auszubauen.
Auch die geopolitischen Umwälzungen, die mit der Globalisierung des 21. Jahrhunderts einhergingen, sind von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der heutigen Weltordnung. Die Rolle der digitalen Kommunikation, der Zugang zu internationalen Märkten und die Entwicklung neuer Handelsbeziehungen sind zentrale Elemente, die die politische und wirtschaftliche Landschaft der Gegenwart bestimmen. In diesem Kontext sind die Herausforderungen der Zukunft – von der Klimakrise bis zu den geopolitischen Spannungen zwischen Großmächten – eine direkte Folge der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert haben.
Neben den genannten Entwicklungen ist es für den Leser wichtig zu verstehen, dass die heutigen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen nicht nur ein Erbe der Vergangenheit sind, sondern auch ein Produkt aktueller Dynamiken. In einer zunehmend multipolaren Welt, in der Länder wie China, Indien und Brasilien immer mehr an Einfluss gewinnen, ist die Frage der globalen Gerechtigkeit und der Umverteilung von Macht und Ressourcen von zentraler Bedeutung. Das Verständnis der historischen Wurzeln dieser Dynamiken kann helfen, die Richtung zu erkennen, in die die Weltpolitik in Zukunft gehen könnte.
Warum kann Liberia als amerikanische Kolonie betrachtet werden?
Die Gründung der American Colonization Society (ACS) Ende 1816 markierte einen entscheidenden Moment in der Geschichte der USA und ihrer Beziehungen zu Afrika. Diese private Organisation ist vor allem für die Errichtung von Kolonien in Westafrika bekannt, die später zur Gründung der Republik Liberia führten. Doch diese Bemühungen hätten ohne die Unterstützung der US-Bundesregierung nie den Erfolg gehabt, den sie erzielten. Von Anfang an kann Liberia somit als eine Art amerikanische Kolonie angesehen werden, auch wenn es sich in späteren Jahren als unabhängiger Staat deklarierte. Die Kolonisation durch die ACS war in vielerlei Hinsicht eine Form des Siedlerkolonialismus, ähnlich der, die in den US-amerikanischen Territorien praktiziert wurde, allerdings mit der entscheidenden Besonderheit, dass die Siedler hier schwarze Amerikaner waren und keine weißen.
Die erste Deklaration von "Unabhängigkeit" durch Liberia erfolgte 1847, doch die tatsächliche Anerkennung durch die USA erfolgte erst 1862, nachdem der Süden der Vereinigten Staaten sich vehement gegen diese Anerkennung gewehrt hatte. Der Vertrag zur Anerkennung gab den USA das Recht, unter bestimmten Bedingungen in Liberia einzugreifen. Bis 1912 war Liberia de facto ein US-Protektorat, das mit einer Zolldirektion und anderen Einschränkungen der nationalen Souveränität belastet war. Auch nach dem Ende der Zolldirektion blieb Liberia fest in den amerikanischen Einflussbereich eingebunden, mit dem US-Dollar als offizieller Währung und einer der proamerikanischsten Außenpolitik-Regimes weltweit.
Es ist bemerkenswert, dass die USA zwar nicht an der "Scramble for Africa" nach der Berliner Konferenz von 1884 teilnahmen, aber trotzdem zur Konferenz eingeladen wurden und eine starke Delegation entsandten. Die Delegierten unterstützten die Pläne von König Leopold von Belgien, einen Freistaat Kongo zu gründen, in der Hoffnung, dass dies eher den US-amerikanischen Interessen auf dem Kontinent dienen würde als formelle Kolonien. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhob die USA eine Stimme gegen den europäischen Imperialismus in Afrika, wobei diese Kritik jedoch selektiv und oft politisch motiviert war.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die USA ihre erste Volkszählung im Jahr 1790 durchführten, zählte die Kategorie "alle anderen freien Personen" etwa fünfzigtausend Menschen – etwas mehr als 1 Prozent der Bevölkerung. Diese freien Schwarzen standen nicht gleichberechtigt mit ihren weißen Mitbürgern, besonders in den Südstaaten, wo rassistische Vorurteile und Gesetzgebung die Integration verhinderten. Mit der Zunahme der Zahl freier Schwarzer teilte sich die öffentliche Meinung: Einige befürworteten die Integration in die Gesellschaft, während andere, wie Thomas Jefferson, Kolonien für die freien Schwarzen unterstützten. Die erste Idee, eine solche Kolonie zu gründen, stammte von Jefferson im Jahr 1777, als er versuchte, freie Schwarze in die Kolonie Sierra Leone zu schicken. Als die Sklavenhandelsverbote 1808 in Kraft traten, wuchs der Druck auf die US-Regierung, eine Lösung zu finden. Die Antwort war die Gründung der ACS.
Die ACS bestand aus einer Mischung aus weißen Abolitionisten, christlichen Missionaren und einigen freien Schwarzen. Ihre einflussreichsten Mitglieder waren jedoch Sklavenhalter und Unterstützer der Sklaverei. Henry Clay, der Vorsitzende der ersten Sitzung der ACS, stellte klar, dass das Ziel der Organisation nicht die Abschaffung der Sklaverei im eigenen Land war. Vielmehr ging es darum, einen Platz für die freien Schwarzen zu finden, fernab von der weißen Bevölkerung der USA. So wurde die ACS im Jahr 1817 offiziell gegründet, und die ersten Kolonisten, begleitet von US-Marineoffizieren, fuhren 1821 nach Westafrika, um das Land zu sichern. Die Zessionen der einheimischen Völker in Liberia wurden durch Handel mit Waren wie Musketen, Stoffen, Pfeifen und Rum gesichert – eine Methode, die an die kolonialen Praktiken der frühen europäischen Siedler erinnerte.
Der Weg zur Unabhängigkeit Liberias war jedoch nicht ohne Konflikte. Die Beziehung zwischen den amerikanischen Siedlern und den einheimischen Völkern war angespannt und von ständigen Auseinandersetzungen begleitet. Der wachsende Bedarf nach einer stabilen Regierung in den Kolonien führte 1838 zur Ernennung eines Gouverneurs, Thomas Buchanan, der die Verantwortung übernahm und mit einer neuen Verfassung Liberia verwaltete. Auch wenn Liberia nie eine formelle US-Kolonie wurde, so hatte es sich doch zu einem politischen und wirtschaftlichen Modell entwickelt, das stark von den USA beeinflusst war.
Die Kolonien Liberias versuchten, sich mit Zöllen auf Importgüter zu finanzieren. Diese Zölle wurden jedoch auch auf Waren aus benachbarten Kolonien wie denen Großbritanniens und Frankreichs erhoben, was zu diplomatischen Spannungen führte. 1843 forderte Großbritannien von den USA eine Klärung der rechtlichen Grundlagen der Zölle. Die US-Antwort war, dass Liberia keine formelle Kolonie sei, aber die USA es nicht zulassen würden, dass das Land unrechtmäßig seines Landes beraubt werde. Dies blieb jedoch eine schwache Rechtfertigung, und Großbritannien weigerte sich, die Zölle zu akzeptieren. Ohne Einnahmen aus den Zöllen war Liberia finanziell kaum tragfähig.
Letztlich war es Joseph Jenkins Roberts, der 1841 als Gouverneur das Amt übernahm, der sich entschied, die Verbindung zur ACS zu kappen und Liberia am 26. Juli 1847 für unabhängig zu erklären. Die Unabhängigkeitserklärung bezog sich auf die Diskriminierung und die systematische Unterdrückung freier Schwarzer in den USA und stellte klar, dass Liberia von der US-amerikanischen Regierung in keiner Weise als gleichwertig behandelt wurde. Trotz der Deklaration der Unabhängigkeit blieb das Land eng mit den USA verbunden, und die US-amerikanische Politik gegenüber Liberia blieb auch weiterhin von großem Einfluss.
Wichtig ist, dass die Geschichte Liberias in enger Verbindung mit der US-amerikanischen Sklaverei- und Kolonialgeschichte steht. Die Unabhängigkeit Liberias war nicht nur ein politisches Ereignis, sondern auch ein Symbol für den Widerstand gegen die systematische Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA. In dieser Hinsicht kann Liberia als Produkt der US-amerikanischen Kolonialisierung betrachtet werden, das nie wirklich von den politischen und wirtschaftlichen Strukturen der USA losgelöst war.
Wie wurde das amerikanische Imperium wirklich geboren?
Der Begriff „Imperium“ wird heute meist mit Skepsis oder offener Ablehnung verwendet. Doch das war nicht immer so. Lange bevor das Streben nach Unabhängigkeit 1775 in militärische Feindseligkeiten mündete, hegten die amerikanischen Gründerväter keine grundsätzliche Abneigung gegenüber imperialem Denken. Ganz im Gegenteil: George Washington kämpfte noch als britischer Offizier gegen das französische Imperium, nicht zuletzt, um das britische in Nordamerika zu stärken. Benjamin Franklin propagierte einen kolonialen Zusammenschluss, um imperiale Interessen beidseits des Atlantiks voranzutreiben.
Der Krieg gegen Großbritannien änderte in dieser Hinsicht überraschend wenig. Kaum war der Frieden 1783 durch den Vertrag von Paris besiegelt, begannen die USA selbst mit einem neuen imperialen Projekt, das diesmal unter ihrer eigenen Kontrolle stand. Washington sprach voller Enthusiasmus von einem „rising empire“, Jefferson prägte den bis heute wirkungsmächtigen Ausdruck „Empire for Liberty“, und Alexander Hamilton sah die Vereinigten Staaten als „embryo of a great empire“. Auch Adams und Madison waren erklärtermaßen Verfechter imperialer Ausdehnung. Das Imperium war nicht überwunden – es hatte nur die Flagge gewechselt.
Die europäischen Reiche hatten sich durch territoriale Expansion definiert, und das amerikanische folgte demselben Muster. Die ursprünglichen dreizehn Kolonien dehnten sich nach Westen aus, indem sie indigene Völker durch Kauf, Verträge oder Krieg verdrängten. Mit der zunehmenden Einwanderung stieg der Druck, neue Territorien zu erschließen. Für die kolonialen Eliten war der Landbesitz der direkteste Weg zu Reichtum und Einfluss. Viele Gründerväter – darunter Washington und Franklin – waren selbst Anteilseigner großer Landspekulationsgesellschaften, die gegründet wurden, um Grenzgebiete wirtschaftlich zu erschließen.
Franklin etwa hielt das sogenannte „Ohio Country“ für zentral zur Zukunft der Kolonien, weil das Bevölkerungswachstum östlich der Allegheny Mountains begrenzt sei. Der Friede von 1763, der den britisch-französischen Kolonialkrieg beendete, schien zunächst britischen Interessen zu dienen. Frankreich trat seine nordamerikanischen Ansprüche an Großbritannien und Spanien ab. Insbesondere das Gebiet östlich des Mississippi schien britischen Siedlern offen zu stehen.
Doch die britische Krone hatte nicht mit der Reaktion ihrer indigenen Verbündeten gerechnet. Diese hatten nicht die Absicht, ihre Gebiete kampflos zu überlassen. Der Aufstand unter Führung von Pontiac führte zu einem erneuten Krieg, den sich Großbritannien kaum leisten konnte. Die Royal Proclamation von 1763 zog daher eine Linie entlang der Appalachen, westlich derer weiße Siedler keinen Zugang mehr hatten. Damit wurden die Interessen der Landspekulanten empfindlich getroffen – ihre Investitionen zwischen den Appalachen und dem Mississippi verloren über Nacht an Wert.
Für die kolonialen Eliten, in deren Selbstverständnis Expansion tief verankert war, war dies ein inakzeptabler Rückschritt. Sie suchten nach Schlupflöchern und Druckmitteln, um die Proklamation zu untergraben. Franklin selbst investierte in die Illinois Company, die bei der Kolonialverwaltung um eine Konzession von über 63 Millionen Acres zwischen Illinois und Mississippi warb. Gleichzeitig entstand mit der Grand Ohio bzw. Walpole Company ein neues Spekulationskonsortium, das in London ein noch größeres Landpaket zu sichern versuchte.
Einige Erfolge wurden erzielt: Durch den Vertrag von Fort Stanwix 1768 konnte Virginia Teile des Landes südlich des Ohio zurückgewinnen. Einzelne Siedler umgingen das Siedlungsverbot durch Pachtverträge mit indigenen Stämmen. Doch das Gebiet nördlich des Flusses blieb tabu. Als George III. 1774 dieses Gebiet sogar offiziell der kanadischen Provinz Quebec zuschlug, war das Maß für viele Kolonialisten voll.
Am Vorabend des Unabhängigkeitskrieges war die Expansion nach Norden blockiert, nach Süden eingeschränkt. Diese territoriale Begrenzung war eine der unausgesprochenen Triebfedern der Rebellion. Die indigene Bevölkerung, deren Existenzgrundlage in Gefahr war, stellte sich folgerichtig mehrheitlich auf die Seite der Briten. Viele der entscheidenden Schlachten fanden westlich der Proklamationslinie statt. Und obwohl die amerikanischen Siedler letztlich den Krieg gewannen, wurden die indigenen Stämme militärisch nicht bezwungen – sie blieben faktisch im Besitz großer Landflächen.
Umso schockierender war es für sie, nach dem Friedensschluss zu erfahren, dass Großbritannien das gesamte Gebiet östlich des Mississippi an die Vereinigten Staaten abgetreten hatte – ohne ihre Beteiligung, Zustimmung oder auch nur Information. Es war ein eklatanter Verrat an jenen Stämmen, die sich auf britische Schutzversprechen verlassen hatten. Manche hatten gar zunächst gezögert, sich in den Konflikt hineinziehen zu lassen oder hatten sich sogar auf die Seite der Kolonisten geschlagen, nur um später doch der britischen Seite beizutreten – in der Hoffnung, ihre Gebiete besser verteidigen zu können.
So markiert der Unabhängigkeitskrieg in seiner Folgezeit nicht das Ende imperialer Politik, sondern ihre amerikanische Transformation. Das US-Imperium wurde nicht in Opposition zum britischen gegründet, sondern vielmehr als seine ideologische und strukturelle Fortsetzung unter anderem Vorzeichen. Der Freiheitsbegriff, auf den sich die Rebellion berief, schloss von Anfang an die Freiheit zur Expansion mit ein – eine Freiheit, die auf Kosten anderer ging.
Die Erzählung vom republikanischen Projekt, das sich vom europäischen Kolonialismus emanzipierte, verdeckt dabei die Tatsache, dass die USA von Beginn an imperiale Logiken reproduzierten – nur mit neuen Symbolen, anderen Protagonisten und einer Sprache, die moralischen Anspruch mit territorialem Appetit verknüpfte. Der Mythos der „Frontier“ wurde so zur ideologischen Basis einer aggressiven Expansionspolitik, die den Kontinent Stück für Stück unterwarf.
Ein Imperium, das unter dem Banner der Freiheit entsteht, kann seine Ursprünge nur schwer als solche anerkennen. Doch ohne dieses Eingeständnis bleibt das Selbstverständnis der Vereinigten Staaten unvollständig. Die imperiale Vergangenheit ist kein historischer Zufall, sondern ein konstituierendes Element der nationalen Identität. Wer sie verstehen will, muss begreifen, dass Expansion, Besitz und Ausschluss keine Abweichung vom republikanischen Ideal waren – sondern dessen tief verankerter Schatten.

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