Ab 1988 begann der Diskurs über den Klimawandel, angetrieben durch zunehmend besorgniserregende wissenschaftliche Berichte und eine wachsende öffentliche Aufmerksamkeit. Es war das Jahr, in dem die Weltgemeinschaft zum ersten Mal mit der vollen Tragweite der Bedrohung konfrontiert wurde. Der Bericht des 1988 gegründeten Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimawandel (IPCC) stellte fest, dass die Emissionen aus menschlichen Aktivitäten die Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre erheblich steigern. Es wurde prognostiziert, dass diese Emissionen in den kommenden Jahrzehnten zu einem Temperaturanstieg von bis zu 3 Grad Celsius führen würden, ein mehr als tausendmal schnellerer Anstieg als in den letzten zehntausend Jahren. Das Dokument legte dringende Maßnahmen nahe, darunter eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen um 60 % und eine Verringerung der Methanemissionen um 15 bis 20 %, um die Erderwärmung zu stabilisieren.

Diese alarmierenden Erkenntnisse trugen dazu bei, dass Klimawandel zunehmend als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wurde. Wissenschaftler und internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und die Weltmeteorologische Organisation nahmen eine führende Rolle ein, um global koordinierte Maßnahmen zu fordern. Die Öffentlichkeit reagierte entsprechend, und schon bald wurde der Klimawandel zu einem der zentralen politischen und wissenschaftlichen Themen weltweit. Die internationale Gemeinschaft reagierte mit dem Kyoto-Protokoll von 1997, einem Meilenstein in den Bemühungen, die globalen Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Doch während die wissenschaftliche Gemeinschaft und viele Regierungen weltweit eine klare Richtung vorgaben, wurde der Widerstand gegen diese Maßnahmen zunehmend organisiert. Besonders auffällig war die Rolle der fossilen Brennstoffindustrie, die sich gegen den wissenschaftlichen Konsens stellte und versuchte, Zweifel zu säen. Unternehmen wie ExxonMobil begannen, "abweichende" Wissenschaftler zu unterstützen und diese zu ermutigen, alternative Fakten zu präsentieren. Ihre Strategie war es, in den Medien die Unsicherheit in Bezug auf die Klimawissenschaft zu verstärken, um sowohl die öffentliche Meinung als auch die politischen Entscheidungsträger zu beeinflussen.

Diese Taktik folgte einem ähnlichen Muster, das zuvor von der Tabakindustrie genutzt wurde. In den 1950er Jahren hatten Tabakunternehmen begonnen, die Gefahren des Rauchens zu leugnen und die wissenschaftlichen Beweise zu verdrehen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Dieselbe Strategie, unterstützt von finanziellen Mitteln und gezielten PR-Kampagnen, wurde nun auf die Klimawissenschaft angewendet. Dr. Frederick Seitz, ein führender Unterstützer der Tabakindustrie in den 1970er und 1980er Jahren, war auch ein prominenter Befürworter der fossilen Brennstoffindustrie in den 1990er Jahren. Die Parallelen zwischen den beiden Kampagnen waren unverkennbar. Ein weiteres bekanntes Beispiel war Fred Singer, der sowohl in der Tabak- als auch in der Ölindustrie tätig war und ideologisch gegen jegliche staatliche Regulierung kämpfte.

In den 1990er und frühen 2000er Jahren wurde der Klimawandel zu einem politischen Streitpunkt, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo die politische Landschaft zunehmend polarisiert war. Klimawandel wurde zu einer Frage der politischen Identität, wobei konservative Kräfte, die eng mit der fossilen Brennstoffindustrie verbunden waren, das Narrativ der Klimawandelleugnung unterstützten. Es entstanden Denkfabriken und Lobbygruppen wie das Heartland Institute, die eine systematische Kampagne führten, um wissenschaftliche Fakten zu verwässern und die Öffentlichkeit zu verwirren.

Diese Aktivitäten führten zu einer verzögerten Reaktion auf die Klimakrise und einem Widerstand gegen globale Vereinbarungen, die den CO2-Ausstoß reduzieren sollten. In den Vereinigten Staaten stieß das Kyoto-Protokoll auf erhebliche Widerstände, sowohl von der fossilen Brennstoffindustrie als auch von politischen Entscheidungsträgern, die die wirtschaftlichen Kosten der Klimaschutzmaßnahmen betonten.

Im Kontext dieser politischen und wirtschaftlichen Dynamiken ist es wichtig zu verstehen, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel über Jahrzehnten hinweg immer deutlicher wurden und die Dringlichkeit der Maßnahmen ständig wuchs. Dennoch erlebten wir, dass die politische Landschaft – vor allem in den USA – durch starke Interessen beeinflusst wurde, die auf die Aufrechterhaltung der fossilen Brennstoffindustrie abzielten. Diese Kräfte verhinderten oft ein schnelles Handeln und verschärften die Auswirkungen des Klimawandels.

Es ist von entscheidender Bedeutung, die Mechanismen der Desinformation zu verstehen, die in den 1990er Jahren entwickelt wurden und bis heute eine Rolle spielen. Während wissenschaftliche Konsense über den Klimawandel immer breiter wurden, setzten bestimmte Interessengruppen auf eine kontinuierliche Verwirrung der Öffentlichkeit. Das führte zu einem anhaltenden Widerstand gegen notwendige politische Maßnahmen und Verzögerungen in der globalen Klimapolitik, die bis in die Gegenwart nachwirken.

Wie Fake News und Desinformation seit dem 18. Jahrhundert verbreitet wurden

Es gibt eine seltsame Besessenheit von der Wahrnehmung von Authentizität, ein Bedürfnis, das zumindest seit eineinhalb Jahrhunderten besteht. Diese Beobachtung, die von Historikern häufig gemacht wurde, verweist auf eine lange Tradition der Manipulation und Verfälschung von Informationen. In der heutigen Zeit, vor allem im Zeitalter des Internets, haben sich diese Praktiken weiterentwickelt. Die Menschen neigen dazu, Informationen in immer kürzeren, schnell konsumierbaren Formaten zu suchen – sei es durch Blogs, Tweets oder andere kurze, prägnante Mitteilungen. Die Zeit, die die Öffentlichkeit bereit ist, für die Auseinandersetzung mit längeren, detaillierteren Texten aufzuwenden, schrumpft ständig. Tatsächlich haben dies bereits die frühen Tage der Massenkommunikation gezeigt, als Menschen Nachrichten in Zeitungen schnell überflogen und die Tiefe der Informationen oft vernachlässigten.

Im Fall des Klimawandels beispielsweise war es nie realistisch zu erwarten, dass die breite Öffentlichkeit die hunderten von Seiten wissenschaftlicher Beweise lesen würde, die die Wahrheit über den menschgemachten Klimawandel belegen. Diese Tendenz zur Vereinfachung und zur Suche nach sofortiger Befriedigung war jedoch nicht nur ein Produkt des späten 20. Jahrhunderts. Sie hat ihre Wurzeln in viel früheren Zeiten, sowohl in der Werbung als auch in der Politik, wo verkürzte Botschaften und vereinfachte Narrative verwendet wurden, um die Massen zu beeinflussen.

Die Geschwindigkeit, mit der Fehlinformationen verbreitet werden, und die Zeit, die es braucht, um diese Lügen zu entkräften, sind ein deutliches Indiz für ihre Wirksamkeit. Das Beispiel der Explosion des Schiffs USS Maine im Jahr 1898, dessen tatsächliche Urheber erst nach 75 Jahren entlarvt wurden, zeigt, wie langanhaltend falsche Informationen sein können. Ebenso dauerte es 85 Jahre, um die wahren Umstände der Ermordung Abraham Lincolns zu klären, während die Frage nach der Zahl der Schützen beim Mord an John F. Kennedy nach fünfzig Jahren immer noch nicht vollständig geklärt ist. Dies alles unterstreicht eine Tatsache: Fake Facts haben eine erstaunliche Ausdauer, die oft weit über den Zeitraum hinausgeht, in dem sie ursprünglich verbreitet wurden.

Dieser Prozess, in dem falsche Fakten aufgedeckt werden, ist ein zentraler Bestandteil der öffentlichen Wahrnehmung von Geschichte und Wahrheit. Es ist bemerkenswert, wie schnell Fehlinformationen, die durch Medien und politische Akteure verbreitet werden, zu fest etablierten "Fakten" werden, obwohl sie sich später als unzutreffend herausstellen. Es zeigt sich, dass die Werkzeuge und Methoden der Desinformation von der Frühzeit der amerikanischen Republik bis in die digitale Ära nahezu unverändert geblieben sind. Die Ziele und Techniken sind die gleichen, nur die Plattformen, über die sie verbreitet werden, haben sich verändert.

Mit der Entstehung des Internets und der sozialen Medien wurde die Macht, Informationen zu verbreiten – sowohl wahre als auch falsche – von großen Institutionen wie Zeitungen und Regierungen auf Einzelpersonen übertragen. Plattformen wie Facebook, YouTube, Twitter und Instagram ermöglichen es Menschen, direkt mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren und dabei die Aufmerksamkeit der Massen zu erlangen, die früher nur über etablierte Medienhäuser möglich war. Diese Entwicklung hat das Informationsökosystem dramatisch verändert. Im Jahr 2018 gaben 73 Prozent der Erwachsenen in den USA an, YouTube zu nutzen, 68 Prozent Facebook und 35 Prozent Instagram. Insbesondere bei jungen Erwachsenen sind diese Zahlen noch eindrucksvoller, was auf eine tiefgreifende Veränderung der Informationsgewohnheiten hinweist.

Die grundlegende Frage, die sich hier stellt, ist, wie diese Veränderung die Art und Weise beeinflusst, wie wir Wahrheiten und Lügen unterscheiden. Die sozialen Medien haben den Diskurs über Fakten und Meinungen demokratisiert – was einerseits die Vielfalt der Meinungen fördert, andererseits aber auch die Verbreitung von Fehlinformationen begünstigt. Gerade in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Unsicherheit werden diese Kanäle oft genutzt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und zu manipulieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Rolle, die Institutionen in diesem Prozess spielen. Zwar sind Einzelpersonen durch die sozialen Medien und Blogs neu ermächtigt worden, aber auch die großen Institutionen – seien es politische Parteien, Unternehmen oder Medienhäuser – haben ihre eigenen, gut finanzierten Kampagnen zur Verbreitung von Information und Desinformation. Diese Institutionen haben zunehmend die Kontrolle über die Narrative und über die Art und Weise, wie Nachrichten konsumiert werden. Auch in der digitalen Ära ist die Bedeutung dieser Institutionen nicht verschwunden, sondern hat sich lediglich verändert.

Ein entscheidender Faktor in der Verbreitung von Fehlinformationen war und ist die Art der Medienlandschaft, die sowohl präzise als auch verzerrte Informationen verbreiten kann. Historisch gesehen waren Zeitungen und später auch die sozialen Medien entscheidende Akteure in der Verbreitung von Fake Facts. Schon im 19. Jahrhundert hatten Zeitungen eine entscheidende Rolle dabei gespielt, politische Narrative zu fördern, die oft auf einer Mischung aus Fakt und Fiktion beruhten. Politische Parteien und einzelne Akteure nutzten die Medien, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen, was häufig zu Verzerrungen der Wahrheit führte.

Die Verbreitung von Fehlinformationen in der modernen Welt ist also nicht nur ein technisches oder kommunikatives Problem, sondern auch ein politisches und gesellschaftliches. Es handelt sich um ein Phänomen, das tief in den Strukturen unserer Medienlandschaft und in den Praktiken politischer Kommunikation verankert ist. Daher ist es nicht nur eine Frage der Kontrolle über Informationen, sondern auch eine Frage der sozialen und politischen Verantwortung.