Die politische Landschaft unserer Zeit ist von einem stetigen Wandel und einer zunehmenden Polarisierung geprägt, wobei die Rolle von Fehlinformationen und gezielten Desinformationskampagnen nicht unterschätzt werden darf. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Art und Weise, wie politische Parteien und Interessengruppen die öffentliche Meinung beeinflussen, erheblich verändert. Diese Entwicklung ist eng mit dem Aufstieg moderner Kommunikationsmittel verbunden, insbesondere dem Fernsehen und dem Internet, die als Hauptkanäle für die Verbreitung von politischen Botschaften und oft auch von verzerrten Informationen fungieren.

Ein zentrales Merkmal der politischen Kommunikation in der Gegenwart ist die Verwendung von Fehlinformationen, die nicht nur absichtlich verbreitet werden, sondern oft auch in den Medien und sozialen Netzwerken ein breites Publikum erreichen. Das Phänomen der „Fake News“ hat nicht nur die politische Debatte verändert, sondern auch das Vertrauen in die Medien und die Fähigkeit der Öffentlichkeit, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, stark beeinträchtigt. Die Verbreitung von Fehlinformationen in Wahlkämpfen, wie etwa während der Präsidentschaftswahl 2016, hat die Art und Weise, wie Wähler Entscheidungen treffen, erheblich beeinflusst. Kandidaten und ihre Unterstützer haben zunehmend auf populistische Rhetorik und verzerrte Darstellungen von Fakten zurückgegriffen, um ihre Anhänger zu mobilisieren und die politische Agenda zu dominieren.

Ein weiteres bemerkenswertes Element ist die Rolle der kommerziellen Werbung und der Markenkommunikation in der politischen Arena. Politiker und politische Parteien haben, ähnlich wie große Unternehmen, Werbestrategien entwickelt, um ihre Botschaften zu vermitteln und die öffentliche Wahrnehmung zu steuern. Diese Strategien umfassen sowohl gezielte Werbung als auch die Nutzung von Symbolen und Schlagwörtern, die emotionale Reaktionen hervorrufen sollen. Durch die Verstärkung bestimmter Themen und die wiederholte Präsentation von Informationen in einer bestimmten Weise wird eine „politische Realität“ erschaffen, die oft weit entfernt von objektiven Tatsachen ist.

Dabei ist der Einfluss von politischen und wirtschaftlichen Akteuren auf die öffentliche Meinung nicht nur auf nationale Wahlen beschränkt. Auch global agierende Organisationen und Unternehmen spielen eine zentrale Rolle in der Gestaltung von Narrativen, die die gesellschaftliche Diskussion dominieren. Die Finanzindustrie, fossile Brennstoffunternehmen oder auch die Tabakindustrie haben durch gezielte Kommunikationskampagnen häufig versucht, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu hinterfragen und Zweifel zu säen. Die politische Kommunikation, die von diesen Akteuren geprägt wird, ist dabei oft von der Zielsetzung getrieben, eigene wirtschaftliche Interessen zu schützen oder auszubauen, indem sie den öffentlichen Diskurs beeinflusst.

In dieser komplexen Landschaft ist es entscheidend zu verstehen, wie Informationen und Fehlinformationen verarbeitet und aufgenommen werden. Das Konzept der „öffentlichen Meinung“ ist dabei nicht nur das Produkt individueller Überzeugungen, sondern auch ein Konstrukt, das durch kollektive Diskurse und Kommunikationsprozesse geformt wird. Medien und politische Akteure tragen in erheblichem Maße zur Entstehung dieser öffentlichen Meinung bei, indem sie Rahmenbedingungen setzen, die die Wahrnehmung von Themen wie Klimawandel, Gesundheitsversorgung oder soziale Gerechtigkeit steuern.

Es ist ebenso wichtig, den Zusammenhang zwischen politischer Kommunikation und sozialen Bewegungen zu betrachten. Die zunehmende Polarisation der politischen Landschaft hat dazu geführt, dass politische Anhänger sich zunehmend in Echokammern wiederfinden, in denen ihre Überzeugungen durch eine einseitige Informationsquelle verstärkt werden. Dies verstärkt nicht nur die politischen Spannungen, sondern untergräbt auch die Fähigkeit zur konstruktiven Auseinandersetzung mit anderen Perspektiven. Diese Entwicklung führt zu einer Verhärtung der politischen Fronten und erschwert die Suche nach gemeinsamen Lösungen für gesellschaftliche Probleme.

Ein weiteres entscheidendes Element ist der Einfluss von Technologien auf die politische Kommunikation. Die Verbreitung von Informationen über soziale Medien hat die Art und Weise verändert, wie Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen. In sozialen Netzwerken werden politische Themen zunehmend in kurzen, prägnanten Botschaften verbreitet, die eine schnelle Reaktion hervorrufen. Diese Form der Kommunikation ist oft stark vereinfacht und verzerrt, was die Komplexität politischer Themen reduziert und den Raum für tiefgründige Diskussionen verengt. Die schnelle Verbreitung von Informationen über Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram hat das Potenzial, Wahlen zu beeinflussen und politische Narrative in rasantem Tempo zu verändern.

Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind weitreichend. Sie reichen von einer zunehmenden Fragmentierung der Gesellschaft, in der es immer schwerer wird, einen Konsens zu finden, bis hin zu einem Vertrauensverlust in politische Institutionen und die Medien. In einer solchen Umgebung wird es immer schwieriger, objektive Fakten von Verzerrungen zu trennen. Politische Akteure, die in der Lage sind, die Regeln der Kommunikation zu beherrschen und das Narrativ zu dominieren, können ihre Macht und ihren Einfluss erheblich steigern.

Es bleibt daher unerlässlich, die Mechanismen hinter der politischen Kommunikation und der Verbreitung von Fehlinformationen zu verstehen. Die Fähigkeit, sich gegen Desinformation zu wehren und kritisch mit den Informationen umzugehen, die täglich auf uns einströmen, ist entscheidend für die Wahrung einer informierten und funktionierenden Demokratie.

Wie Fake News den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 beeinflussten

Die Rolle von Fake News und Fehlinformationen in der Geschichte ist ein Thema, das immer noch intensiver erforscht werden muss. Ein herausragendes Beispiel, das die Wechselwirkungen zwischen der Öffentlichkeit, politischen Entscheidungsträgern und den Befürwortern unterschiedlicher Sichtweisen auf dramatische Weise verdeutlicht, ist der Spanisch-Amerikanische Krieg von 1898. Dieser Konflikt hatte weitreichende Folgen für den Umgang mit Informationen und Desinformation auf beiden Seiten und prägte die Art und Weise, wie in späteren Kriegen und politischen Auseinandersetzungen Nachrichten und Mythen verwendet wurden. Besonders der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung in Bezug auf den Krieg und die damit verbundene Mythenschöpfung lässt sich an der Situation rund um Kuba und den US-amerikanischen Interventionismus nachvollziehen.

Im 19. Jahrhundert betrachteten die Vereinigten Staaten das spanische Kolonialreich in der Karibik, insbesondere Kuba, immer wieder als strategisches Ziel. Bereits seit den 1820er Jahren wurde die Frage diskutiert, wie mit den spanischen Kolonien in der Karibik umzugehen sei, wobei Kuba ein zentrales Thema darstellte. Besonders in den 1840er und 1850er Jahren und erneut in den 1860er Jahren, als ein größerer Aufstand in Kuba gegen die spanische Herrschaft tobte, füllte das Thema die Seiten der Zeitungen. In den 1890er Jahren, als ein neuerer Revolutionsversuch der Kubaner begann und die USA immer aktiver in die politischen Geschehnisse eingriffen, nahm die mediale Berichterstattung noch weiter zu. Die Medien, insbesondere Zeitungen, beeinflussten nicht nur die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, sondern auch die politischen Entscheidungen der USA, was sich schließlich im Ausbruch des Krieges manifestierte.

Die Veröffentlichung von „Facts and Fakes About Cuba“ im Jahr 1897, ein Buch eines Reporters der New York Herald, verdeutlicht die politische Agenda, die hinter der Berichterstattung über Kuba und die kubanische Unabhängigkeitsbewegung stand. Der Reporter, der selbst eine kritische Haltung zur pro-kubanischen Unabhängigkeitsbewegung einnahm, trug mit seinem Werk dazu bei, die öffentliche Meinung in den USA zu beeinflussen. Solche Schriften, die teils auf unbestätigten Informationen und verzerrten Darstellungen basierten, schürten Feindbilder und ließen wenig Raum für differenzierte Betrachtungen der komplexen politischen Lage in Kuba.

Ein zentrales Thema der Fake News jener Zeit war die Darstellung Spaniens als unmenschlicher Kolonialmacht, die brutale Repressionen gegen die kubanische Bevölkerung durchführte. Die Verwendung von Konzentrationslagern durch Spanien, die Behandlung von inhaftierten amerikanischen Staatsbürgern und die angebliche Grausamkeit gegenüber den kubanischen Rebellen wurden immer wieder in den Medien thematisiert, was die Stimmung in der US-Bevölkerung weiter anheizte. Besonders das Verschwinden der USS Maine im Hafen von Havanna 1898, das die USA als Ursache für den Krieg mit Spanien ansahen, wurde zum Aufhänger für eine Welle von Spekulationen und falschen Darstellungen.

Die Rolle der Medien in diesem Krieg kann kaum überschätzt werden. Die Berichterstattung, insbesondere die der „gelben Presse“, hatte nicht nur einen direkten Einfluss auf die öffentliche Meinung, sondern beeinflusste auch die politische und militärische Strategie der Vereinigten Staaten. Zeitungen wie die New York World und die New York Journal nutzten aggressive und sensationelle Berichterstattung, um ihre Leserschaft zu mobilisieren und eine Kriegsstimmung zu erzeugen. Die Medien berichteten von angeblichen Misshandlungen von kubanischen Frauen durch spanische Soldaten, was die Emotionen der amerikanischen Öffentlichkeit weiter aufheizte. Diese Art der Berichterstattung führte zu einer breiten Unterstützung für militärische Interventionen und verstärkte die Bereitschaft der US-Amerikaner, in den Konflikt einzugreifen.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Schaffung von Fake News während des Krieges war die Mythenbildung rund um Theodore Roosevelt und die „Rough Riders“. Die Darstellung Roosevelts als kriegsheldenhafter Figur, die eine entscheidende Rolle in der Schlacht von San Juan Hill spielte, wurde von den Medien stark hervorgehoben, obwohl die tatsächlichen militärischen Leistungen oft übertrieben oder verzerrt dargestellt wurden. Diese Heroisierung Roosevelts war nicht nur Teil der Kriegspropaganda, sondern auch eine der frühen Formen von Mythenschöpfung, die den nationalen Diskurs über den Krieg prägten.

Die Berichterstattung während des Spanisch-Amerikanischen Krieges und die damit verbundenen Mythen und Falschmeldungen lassen sich als frühes Beispiel für die Wirkung von Fake News in der modernen Welt verstehen. Auch wenn die Medienlandschaft im 19. Jahrhundert deutlich anders war als heute, so finden sich doch viele Parallelen zu aktuellen politischen Auseinandersetzungen, bei denen Falschinformationen und verzerrte Darstellungen eine ebenso große Rolle spielen. Die Mechanismen, mit denen damals und auch heute die öffentliche Meinung manipuliert wird, bleiben ähnlich: sensationelle Berichterstattung, selektive Darstellungen von Ereignissen und die Schaffung von Feindbildern.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Fake News nicht nur ein modernes Phänomen sind, sondern tief in der Geschichte der Medien und ihrer Rolle in politischen Konflikten verankert sind. Die Medien hatten im 19. Jahrhundert bereits die Macht, den Verlauf der Geschichte zu beeinflussen, und auch heute noch können falsche oder manipulative Darstellungen von Ereignissen schwerwiegende Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen haben.

Wie die Medien den Kubanischen Krieg prägten: Propaganda und verzerrte Wahrnehmung

Die Medienberichterstattung über den kubanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien im späten 19. Jahrhundert spielte eine entscheidende Rolle bei der Formung der öffentlichen Meinung, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Die Junta der kubanischen Revolutionäre, die sich im Exil in den USA befand, setzte eine systematische Propaganda ein, um die Unterstützung der amerikanischen Öffentlichkeit und Regierung für den kubanischen Kampf zu gewinnen. Mit einem stetigen Fluss an Berichten, die angebliche kubanische Erfolge und spanische Misserfolge betonten, versuchte sie, das Bild eines gerechten Kampfes zu vermitteln, der nicht nur politisch, sondern auch moralisch die Unterstützung der USA verdiente.

Die kubanische Junta machte geschickt von der Möglichkeit Gebrauch, die Medienlandschaft in den Vereinigten Staaten zu beeinflussen. Zeitungen, die täglich Berichte aus Kuba verlangten, erhielten von der Junta regelmäßig neue Inhalte. Diese Inhalte, die oft die Überlegenheit der kubanischen Guerillaführer wie Máximo Gómez und Antonio Maceo priesen, stellten die spanische Armee als inkompetent und brutal dar. So entstand das Bild eines spanischen Imperiums, das im Begriff war, zusammenzubrechen – „der kranke Mann Europas“ – während Kuba die Oberhand gewinnen würde.

Diese Berichterstattung war nicht immer der Realität entsprechend. So wurden zahlreiche Berichte über kubanische Siege gegen die zahlenmäßig überlegenen spanischen Truppen verbreitet, die sich als falsch herausstellten. Ebenso verhielten sich die Schilderungen der kubanischen Siege und der Brillanz ihrer Führungspersönlichkeiten wie eine Art Mythosbildung, die dazu dienen sollte, die Revolutionäre als Helden und die Spanier als Bösewichte darzustellen. Die Geschichten der Aufstände wurden zudem oft so dramatisch erzählt, dass die tapferen Kubaner zu unbesiegbaren Kämpfern und die Spanier zu grausamen Unterdrückern stilisiert wurden.

Diese Propaganda war ein zentrales Element der Berichterstattung in den amerikanischen Zeitungen, die fortwährend von den schlimmsten Grausamkeiten berichteten, die den kubanischen Zivilisten und amerikanischen Staatsbürgern angeblich durch die spanischen Truppen zugefügt wurden. Die detaillierten Schilderungen von Misshandlungen, Folterungen und Tötungen von Frauen, Kindern und Alten fanden sich nicht nur in den Artikeln, sondern auch in den Illustrationen der Zeit, die oft das Bild von blutüberströmten Leichen und von Massenmorden zeigten. Zeitungen wie die New York World und die New York Journal verbreiteten diese Darstellungen mit solcher Vehemenz, dass sie einen weit verbreiteten öffentlichen Skandal erzeugten, der auch politische Konsequenzen nach sich zog.

Ein Beispiel für die Art von Sensationsberichterstattung war der Skandal um den sogenannten „Dupuy de Lôme Brief“, in dem der spanische Botschafter in Washington, Enrique Dupuy de Lôme, den US-Präsidenten William McKinley verächtlich machte. Der Brief, der in der New York Journal veröffentlicht wurde, löste in der amerikanischen Öffentlichkeit Empörung aus und trug dazu bei, den politischen Druck auf Spanien zu erhöhen. Auch die Gräueltaten, die angeblich durch spanische Soldaten begangen wurden, wie die Ermordung von Kindern oder die Misshandlung von Frauen, wurden weit verbreitet und sorgten für einen zunehmenden Hass gegen die spanische Kriegsführung.

Die Medien verstärkten das Bild von Kuba als Opfer der spanischen Brutalität und prägten so die öffentliche Wahrnehmung des Krieges. Diese Erzählungen von Massenmorden, Folter und Zerstörung fanden Widerhall in der amerikanischen Politik, wo die politischen Entscheidungsträger unter dem Druck standen, auf die humanitären Katastrophen zu reagieren, die durch die Berichterstattung erzeugt wurden. Dies führte schließlich zu einer politischen und öffentlichen Unterstützung für die militärische Intervention der USA in Kuba, die 1898 mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg kulminierte.

Der Einfluss der Presse war jedoch nicht nur auf die Berichterstattung von Gräueltaten beschränkt. Die Berichte über den Krieg in Kuba waren voll von dramatischen Schilderungen und übertriebenen Zahlen, die den Eindruck erweckten, dass das kubanische Volk in einem nahezu totalen Vernichtungskrieg stand. Derartige Schätzungen, wie die Behauptung, dass bereits über 300.000 Menschen durch Gewalt oder schlechte Behandlung ums Leben gekommen seien, wurden von den Medien weit verbreitet, obwohl es keinerlei verlässliche Quellen für diese Zahlen gab. Diese Art von Sensationsjournalismus trug nicht nur zur Schaffung eines verzerrten Bildes der Realität bei, sondern beeinflusste auch die öffentliche Meinung und letztlich die politische Entscheidung in Washington.

Doch während die Medien die kubanische Sache in den Vordergrund stellten, wurde eine wichtige Tatsache oft übersehen: die tatsächliche Zahl der US-amerikanischen Opfer. Die Vorstellung, dass Tausende von Amerikanern in Kuba ums Leben gekommen waren, war weit verbreitet, obwohl es in Wirklichkeit nur etwa 3.000 US-Bürger auf der Insel gab. Der Großteil der Kämpfe fand abseits der Hauptstädte und der Zuckerplantagen statt, wo die meisten Amerikaner ansässig waren. Trotzdem war die politische Rhetorik über die „amerikanischen Opfer“ ein weiteres Element der Propaganda, das den Druck auf die US-Regierung erhöhte, zu intervenieren.

Die Rolle der Medien im Spanisch-Amerikanischen Krieg war also nicht nur auf die Informationsverbreitung beschränkt, sondern ging weit darüber hinaus. Sie schufen ein Bild von Gut gegen Böse, bei dem die USA als moralische Supermacht in einer Welt der Barbarei auftreten konnten. Die Sensationsberichterstattung, die häufig auf übertriebenen oder sogar falschen Informationen basierte, trug dazu bei, die öffentliche Meinung in den USA zu beeinflussen und letztlich den Weg für den Krieg zu ebnen.

Warum die Märkte für Quacksalberei und unbewiesene Heilmittel auch heute noch florieren

Die Geschichte des Quacksalbers und der unregulierten Heilmittel reicht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert fanden in Amerika und Europa unzählige unbewiesene, oft gefährliche "Heilmittel" ihren Platz auf dem Markt. Die sogenannten Patentmedikamente, die in großen Mengen über Versandhäuser und durch Hausbesuche verkauft wurden, stellten eine florierende Branche dar, die selbst die regulatorischen Bemühungen der damaligen Zeit herausforderte. Diese Produkte, die oft keine wissenschaftliche Grundlage für ihre Wirksamkeit hatten, wurden durch aggressives Marketing und geschickt inszenierte Werbetechniken in der breiten Bevölkerung verbreitet.

Ein Paradebeispiel für diese Entwicklung waren die sogenannten "Wunderheilmittel", die in großem Umfang über Reklame und Zeitungsanzeigen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beworben wurden. Unternehmen, die diese Produkte herstellten, erlangten durch ein raffiniertes System von Falschdarstellungen und Halbwahrheiten einen gewissen Status in der Gesellschaft, der es ihnen ermöglichte, auch in Zeiten politischer und wissenschaftlicher Aufklärung eine treue Kundschaft zu gewinnen. Das Vertrauen in diese Produkte war so groß, dass sie in vielen Fällen trotz nachweislich fehlender Wirksamkeit über Jahre hinweg erfolgreich verkauft wurden.

Die Marketingstrategien dieser Unternehmen waren vor allem eines: zielgerichtet. In einer Zeit, in der der Zugang zu medizinischen Informationen und qualifizierten Fachkräften stark eingeschränkt war, begannen die Hersteller von Patentmedikamenten, ihre Produkte als Lösungen für die ungelösten Gesundheitsprobleme der Bevölkerung darzustellen. Ihre Werbung sprach gezielt das Bedürfnis nach schnellen Heilungen und der Angst vor schwerwiegenden Krankheiten an, die zu jener Zeit weit verbreitet waren. Besonders einflussreich war die Darstellung der Medikamente als einfache, selbst durchführbare Lösungen für komplexe gesundheitliche Probleme, die in der medizinischen Welt oft nicht ohne Weiteres erklärt oder behandelt werden konnten.

Mit der Zeit jedoch wurden diese Produkte zunehmend als gefährlich eingestuft. Der Fortschritt der modernen Wissenschaft und die Einführung staatlicher Regulierungen führten zu einem Rückgang des Quacksalbermarktes, doch nicht alle Praktiken verschwanden. Im Gegenteil, der Markt für unbewiesene Heilmittel hat sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt. Auch heute noch gibt es zahlreiche Produkte, die ähnliche Mechanismen wie die alten Patentmedikamente verwenden. In der modernen Ära, in der Wohlstand, Wellness und Alternativmedizin weit verbreitet sind, floriert die Industrie der sogenannten "Gesundheitswunder". Beispiele hierfür finden sich in den Regalen vieler Apotheken und Supermärkte, wo Produkte mit fragwürdigen gesundheitsfördernden Eigenschaften als moderne Wundermittel angepriesen werden.

Die heutigen Quacksalber bedienen sich neuer Marketingkanäle, wie etwa Social Media und Influencern, um ihre Botschaften an eine größere und jüngere Zielgruppe zu vermitteln. So sind es nicht mehr Zeitungsanzeigen, die die Konsumenten ansprechen, sondern Instagram-Posts, YouTube-Videos und Webinare. Diese modernen Heilmittel finden sich häufig im Bereich der "natürlichen Heilung", Homeopathie und Nahrungsergänzungsmittel. Sie versprechen alles von Gewichtsverlust über verbesserte Hautgesundheit bis hin zu gesteigerter Lebensenergie – oft ohne einen wissenschaftlich nachgewiesenen Nutzen.

Wichtig ist, dass der Konsum solcher Produkte nicht nur finanziell belastend sein kann, sondern auch gesundheitliche Risiken birgt. Während die wissenschaftliche Medizin in der Lage ist, die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln streng zu testen und zu regulieren, gibt es bei vielen dieser Produkte keine solchen Kontrollen. Ihre Vermarktung beruht auf der Nutzung des natürlichen Wunsches der Menschen, ihre Gesundheit zu verbessern, ohne die Notwendigkeit einer traditionellen medizinischen Behandlung.

Die so genannte "Wohlstandsgesellschaft", die ihre Gesundheit oft als Teil eines größeren Lebensstils betrachtet, macht sich anfällig für die verlockenden Versprechungen dieser Produkte. Besonders in einer Gesellschaft, die zunehmend auf Eigenverantwortung und Selbstoptimierung setzt, wird der Konsument immer wieder in die Versuchung geführt, sich diese vermeintlich einfachen Lösungen zu eigen zu machen. Die Industrien, die diese Produkte vertreiben, profitieren von der Unsicherheit und den Ängsten der Verbraucher und bauen auf die Hoffnung, dass der Mensch an das glaubt, was er gern hören möchte.

Die fortwährende Präsenz von Quacksalberei im Gesundheitsmarkt ist nicht nur ein Zeichen für die Widerstandsfähigkeit dieser Praktiken, sondern auch ein Indikator für die Komplexität moderner Konsumgesellschaften. Der Glaube an das vermeintlich Einfache und Schnellwirksame lebt weiter und hat sich im digitalen Zeitalter nicht nur angepasst, sondern in vielen Bereichen noch weiter ausgebreitet. Die historischen Parallelen zwischen den Patentmedikamenten des 19. Jahrhunderts und den heutigen alternativen Gesundheitsmitteln sind klar erkennbar, auch wenn sie sich in Form und Vertriebsmethoden geändert haben.

Es bleibt daher eine Herausforderung, den Verbraucher über die potenziellen Gefahren von nicht regulierten Heilmitteln aufzuklären, während gleichzeitig die gesunde Skepsis gegenüber übertriebenen Versprechungen gewahrt bleibt. Verbraucher müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass die wirklichen, bewährten wissenschaftlichen Fortschritte in der Medizin auf lange und rigorose Tests angewiesen sind – und dass die schnellen Lösungen oft nicht die gewünschten oder gar schädlichen Ergebnisse liefern.